The Project Gutenberg EBook of Die epiphytische Vegetation Amerikas by A.F.W. Schimper This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at http://www.gutenberg.org/license Title: Die epiphytische Vegetation Amerikas Author: A.F.W. Schimper Release Date: December 2, 2007 [Ebook #23672] Language: German Character set encoding: US-ASCII ***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE EPIPHYTISCHE VEGETATION AMERIKAS*** Botanische Mittheilungen aus den Tropen herausgegeben von *Dr. A. F. W. Schimper,* a.O. Professor der Botanik an der Universitaet Bonn. ------------------ Heft 2. Die epiphytische Vegetation Amerikas von *A. F. W. Schimper* Mit 4 Tafeln in Lichtdruck und 2 lithographischen Tafeln. ------------------------------------- Jena, 1888. INHALTSUeBERSICHT. *Verzeichniss der benutzten Litteratur.* *Einleitung.* Der Urwald im temperirten noerdlichen, im tropischen und im antarktischen Amerika 6. *I. Die systematische Zusammensetzung der Epiphytengenossenschaft in Amerika.* _Verzeichniss der Gattungen:_ Lycopodiaceae, Filices, Liliaceae, Amaryllidaceae 11; Bromeliaceae, Cyclanthaceae, Araceae 12; Zingiberaceae, Orchidaceae 13; Urticaceae, Piperaceae, Clusiaceae, Bombaceae 16; Celastraceae, Aquifoliaceae, Araliaceae, Cornaceae, Saxifragaceae, Cactaceae, Melastomaceae, Onagraceae, Rosaceae 17; Ericaceae, Myrsinaceae, Loganiaceae, Asclepiadaceae, Solanaceae, Scrophulariaceae, Lentibulariaceae 18; Gesneraceae, Bignoniaceae, Verbenaceae, Rubiaceae, Compositae 19. _Gleichartigkeit der systematischen Zusammensetzung der epiphytischen Genossenschaft in der oestlichen und der westlichen Hemisphaere_ 20. _Die systematische Zusammensetzung durch die Structur der Samen und Fruechte bedingt_ 20. *II. Die Anpassungen der Epiphyten an den Standort.* _I. Allgemeines._ Entstehung der Epiphytengenossenschaft; Ursachen und Wirkungen epiphytischer Lebensweise 28. Geschlechtliche und ungeschlechtliche Fortpflanzung 30. Allgemeine Anpassungen der Vegetationsorgane 32. Eintheilung der Epiphyten nach dem Modus der Ernaehrung in vier Gruppen 34. _II. Erste Gruppe._ Nicht angepasste Epiphyten 35. Grosse Austrocknungsfaehigkeit gewisser Epiphyten 35. Wasseraufspeicherung bei den Epiphyten: alternde Blaetter als Wasserspeicher bei den Peperomien und Gesneraceen 37; Knollen: Gesnera; Rubiaceen, Vaccinieen, Melastomaceen, Utricularia. 38; Wasseraufspeicherung in Intercellulargaengen: Philodendron cannifolium 41; Wasseraufspeicherung bei den Orchideen 42. Luftwurzeln der Orchideen und Araceen 46; Fehlen des Velamen bei Stenoptera, Vorkommen desselben bei terrestrischen Epidendrum-Arten 47; assimilirende Wurzeln 47. Zusammenfassung 50. _III. Zweite Gruppe._ Zufaelliges Eindringen gewisser Epiphyenluftwurzeln in den Boden 51. Das Eindringen der Wurzeln in den Boden zur constanten Eigenschaft geworden 52; Differenzirung in Naehr- und Haftwurzeln 52. Carludovica 54; Araceen 55; Clusia rosea 56; Ficus 60. _IV. Dritte Gruppe._ Erste Andeutung schwammartiger Wurzelgeflechte 61. Complicirte Wurzelgeflechte mit Naehr- und Haftwurzeln 61. Oncidium altissimum 63; Cyrtopodium 63; Anthurium Huegelii 63; Polypodium Phyllitidis und Asplenium serratum 65. Javanische Farne mit zweierlei Blaettern; Dischidia Rafflesiana 66. _V. Vierte Gruppe._ Schwache Entwickelung des Wurzelsystems; Aufspeicherung von Humus und Wasser in den Rosetten epiphytischer Bromeliaceen 67. Versuche ueber die Wasseraufnahme durch die Blaetter 67. -- Fehlen der Wurzeln bei gewissen Tillandsia-Arten 68. -- Versuche ueber die Bedeutung der Schildhaare 69. -- Structur der Schildhaare 71. Einfluss der Wasseraufnahme durch die Blaetter auf die Structur der Pflanze: terrestrische und epiphytische Bromeliaceen 73; Eintheilung in rosettenbildende, rasenbildende und langstengelige epiphytische Formen 73; Schutz der aeusseren Wasserreservoirs (Cisternen) rosettenbildender Bromeliaceen: Catopsis, Ortgiesia. tillandsioides, Tillandsia flexuosa, Tillandsia bulbosa 74; Unterschied von Spitze und Basis an den Blaettern wasseraufspeichernder Rosetten 76; rasenbildende und langstengelige epiphytische Bromeliaceen 73; Reduction der Wasserleitungsbahnen bei den epiphytischen Bromeliaceen 79; die Bromeliaceen des botanischen Gartens zu Luettich 80. Erste Anfaenge der Anpassungen an Wasseraufnahme durch die Blaetter: Pitcairnia 80. Die Wasseraufnahme durch die Blaetter eine Ursache, nicht eine Wirkung der epiphytischen Lebensweise 81. Infolge der epiphytischen Lebensweise entstandene Anpassungen 82. _VI. Schlussbetrachtungen._ Die vor der Annahme epiphytischer Lebensweise existirenden nuetzlichen Eigenschaften durch natuerliche Zuechtung vervollkommnet 83. Die Wurzeln der Epiphyten 85. Die Blaetter der Epiphyten 86. Vergleich der Orchideenluftwurzeln und Bromeliaceenblaetter 86. -- Tillandsia usneoides und Aeranthus 87. Extreme Anpassungen durch alle Ueberguenge mit den einfachsten verbunden 87. *III. Ueber die Vertheilung der epiphytischen Pflanzenarten innerhalb ihrer Verbreitungsbezirke.* _Einfluss von Licht und Feuchtigkeit:_ Urwald- und Savannenepiphyten 90; Vorkommen der letzteren auf dem Gipfel der Urwaldbaeume 91. -- Etagenartige Gliederung der epiphytischen Vegetation des Urwalds 91. _Einfluss der Beschaffenheit der Rinde_ 92; die Bromeliaceen als erste Ansiedler 92; ungenuegsame Epiphyten 94. Epiphyten der Calebassenbaeume 95; der beschuppten Palmen 95; der Baumfarne 97. _Einfluss der Laubdichte_ 98. _Beziehungen der epiphytischen Vegetation zu derjenigen anderer Standorte_: Bodenvegetation des Urwalds 99; Aehnlichkeit der epiphytischen Flora und der Felsenflora 100; Unterschiede derselben 100. -- Charakteristische Bestandtheile der Epiphytengenossenschaft 104. *IV. Ueber die geographische Verbreitung der Epiphyten in Amerika.* _Ursache der grossen Areale vieler epiphytischen Pflanzenarten_ 106. _Charakter der epiphytischen Vegetation im tropisch-amerikanischen Urwalde:_ seine Gleichmaessigkeit 107; Trinidad und benachbarter suedamerikanischer Kuestenstreifen 110; Dominica 111; Blumenau 111. _Epiphyten der Savannengebiete:_ Llanos Venezuelas 114; Catingas Brasiliens 114; Umgebung von Pernambuco 115; Campos von Minas Geraes 115; trockene Kuestenstriche Mexicos 115; Nord-Chile und Peru 116; St. Croix und die Jungferninseln 116. _Entstehung der epiphytischen Vegetation der Savannen aus derjenigen des Urwalds:_ Beweise dafuer 117; Entwickelung xerophiler Epiphyten im Urwalde, ihre Wanderungen 119. _Die epiphytische Vegetation in Gebirgen:_ Ihre massenhafte Entwickelung in der Wolkenregion 121; xerophiler Charakter der epiphytischen Flora hoher Regionen 122; Verschwinden der Epiphyten unter der Baumgrenze 122. -- Brasilianische Kuestengebirge 122; Anden Mexicos 123. -- Epiphytische Vegetation des Himalaya: sie besteht in den tiefen Regionen aus tropischen, in den oberen aus temperirten Pflanzenformen 124; klimatische Verhaeltnisse 125. -- Nilgerries 126. _Epiphyten der suedlichen Vereinigten Staaten:_ Zusammensetzung der epiphytischen Flora 127; ihr tropischer Ursprung 129; Ursache des Fehlens autochthoner Elemente 130; Rolle der Epiphyten in der nordamerikanischen Vegetation 131. _Epiphyten Argentiniens:_ Zusammensetzung der epiphytischen Flora 133; ihr tropischer Ursprung 135; klimatische Analogie zwischen Argentinien und den suedlichen Vereinigten Staaten 136; Rolle der Epiphyten in der argentinischen Vegetation 137. _Der indo-malayische Epiphytenherd_ 139; Wanderung seiner Bestandtheile nach Japan 139; nach Australien 139. _Die antarktischen Epiphytenherde:_ Zusammensetzung der Epiphytenflora des antarktischen Waldgebiets 142; ihr autochthoner Charakter 143. -- Epiphyten Neu-Seelands 146. -- Ursachen der Armuth der epiphytischen Vegetation im antarktischen Amerika und in Neu-Seeland 146. -- Entstehung autochthoner Epiphyten in hohen Breiten 146. _Die klimatischen Bedingungen epiphytischer Vegetation_ 147. _Schlussbetrachtungen:_ Zusammensetzung der Ergebnisse ueber die Entwickelung und Wanderung der Epiphyten 151. *Schluss.* Bedeutung der Biologie fuer die Pflanzengeographie 155; Ursache der physiognomischen Unterschiede der drei amerikanischen Waldgebiete 158. VERZEICHNISS DER BENUTZTEN LITTERATUR. ------------------ ANDRE, ED. 1. _Nutrition des plantes aeriennes._ _L'Illustration hortieole._ Vol. 24. *1877.* p. 67. -- 2. _Sur les Bromeliacees._ Ibid. p. 78. BAKER, J. G. A. 1. _Synopsis of the species of Diaphoranthema._ _Journal of Botany._ *1878* p. 236 sqq. -- 2. _A synopsis of the genus Aechmea R. et P._ Ibid. *1879.* S.-A. -- 3. _A synopsis of the genus Pitcairnia._ Ibid. *1881.* S.-A. -- 4. _Handbook of the Fern-Allies._ London *1887.* BALL, J. _Notes on the botany of western South-America._ _Linnean Society's Journal._ _Botany._ Vol. 22. p. 137 ff. *1886.* BELT, TH. _The Naturalist in Nicaragua._ Ed. II. *1888.* BENTHAM, G., and MUeLLER, F. V. _Flora australiensis._ London *1863--78.* -- et HOOKER. _Genera plantarum._ CHAPMAN, A. W. _Flora of the southern United States._ 2d Edition. New York *1883.* CHRIST, D. H. _Vegetation und Flora der Canarischen Inseln._ _Engler's Botan. Jahrb._ Bd. VI. p. 458 ff. *1885.* DARWIN, CH. 1. _Insektenfressende Pflanzen_, uebersetzt von Carus. *1876.* -- 2. _Voyage d'un naturaliste autour du monde etc._ Trad. par Barbier. *1875.* DRUDE, O. _Reise der Herren Dr. Bernoulli und R. Cario von Retaluleu in Guatemala nach Comitan in Sued-Mexico, im Sommer 1877._ _Petermann's geogr. Mittheilungen_ *1878.* EGGERS, H. F. A. _The Flora of St Croix and the Virgin Islands._ _Bulletins of the U. S. National Museum._ Vol. II. Washington *1879.* ENGLER. 1. _Araceae._ In _Natuerl. Pflanzenfamilien._ II. Theil. 3. Abth. p. 102. -- 2. _Entwickelungsgeschichte der Pflanzenwelt._ 2 Bde. FRANCHET et SAVATIER. _Enumeratio plantarum in Japonia sponte crescentium._ Paris *1875--79.* GAMBLE, J. S. _List of the trees, shrubs and large climbers found in the Darjeeling District, Bengal._ Calcutta *1878.* GARDNER, G. _Travels in the interior of Brazil, principally through the northern provinces etc._ London *1846.* GOeBEL, K. _Ueber epiphytische Farne und Muscineen._ _Extr. des Annales de Buitenzorg._ Vol. VII. *1887.* GRAY, ASA. _Manual of the botany of the northern United States._ 5th edition. New York *1868.* GRISEBACH, A. H. R. 1. _Flora of the british West Indian Islands._ London *1864.* -- 2. _Plantae Lorentzianae._ _Bearbeitung der ersten und zweiten Sammlung argentinischer Pflanzen des Prof. Lorentz zu Cordoba._ S.-A. aus dem 19. Bande der _Abhandl. der Koenigl. Ges. d. Wiss. zu Goettingen._ Goettingen *1874.* -- 3. _Symbolae ad floram argentinam._ _Zweite Bearbeitung argentinischer Pflanzen etc._ Goettingen *1879.* -- 4. _Berichte ueber die Fortschritte der Pflanzengeographie._ In _Gesammelte Abhandlungen._ S. 335 u. f. -- 5. _Die Vegetation der Erde._ 2 Bde. *1872.* HANN, J. 1. _Atlas der Meteorologie._ _Berghaus' Physikal. Atlas._ Abth. III. *1887.* -- 2. _Handbuch der Meteorologie._ Stuttgart *1883.* HARVEY, W. H. 1. _The genera of south.-african plants._ Cape Town *1838.* -- 2. _Thesaurus capensis etc._ Bd. I--II. *1859--63.* HEMSLEY. _Biologia centrali-americana etc._ _Botany._ Bd. 1 u. 2. London *1879--82.* HOOKER, W. J. _Species filicum._ 5 Bde. HOOKER, J. D. 1. _Botany of the antarctic voyage of H. M. discovery ships Erebus and Terror etc. I._ _Flora antarctica._ Bd. 2. London *1847.* -- 2. _On the plants of the temperate regions of the Cameroons Mountains and Islands in the Bight of Benin; collected by Mr Gustav Mann, Government Botanist._ _Linn. Soc. Journ._ Vol. VII. p. 171 f. -- 3. _The Flora of British India._ Part I--XIII. *1875--86.* -- 4. _Handbook of the New-Zealand Flora._ London *1867.* -- 5. _Niger Flora._ London *1849.* -- 6. _Himalayan Journals._ London *1854.* HIERONYMUS, J. 1. _Plantae diaphoricae florae argentinae._ Buenos Aires *1882.* -- 2. _Observaciones sobre la vegetacion de la Provincia de Tucuman._ _Boletin de la Academia nacional de ciencias exactas existente en la Universidad de Cordoba._ *1874.* -- 3. _Icones et descriptiones plantarum quae sponte in republica argentina crescunt._ Breslau *1885.* Lief. I. p. 10 sqq. -- 4. _Ueber die Bromeliaceen der Republik Argentina._ _Jahresber. der Schles. Ges. fuer vaterl. Cultur_ im Jahre *1884.* p. 282 ff. -- 5. _Ueber die klimatischen Verhaeltnisse der suedlichen Theile von Sued-Amerika und ihre Flora._ Ibid. p. 306. HILDEBRAND, F. _Die Verbreitungsmittel der Pflanzen._ Leipzig *1873.* JANCZEWSKI, E. DE. _Organisation dorsiventrale dans les racines des Orchidees._ _Extrait des Annales des Sciences botaniques._ *1883.* JOST, L. _Ein Beitrag zur Kenntniss der Athmungsorgane der Pflanzen._ _Botanische Zeitung_ *1887.* KERBER, EDM. _Ueber die untere Niveaugrenze des Eichen- und Kiefernwaldes am Vulkan von Colima._ _Verh. des bot. Ver. der Provinz Brandenburg._ 24. Jahrgang *(1882).* Berlin *1883.* KRUeGER, P. _Die oberirdischen Organe der Orchideen in ihren Beziehungen zu Klima und Standort._ _Flora_ *1883.* LIEBMANN, FR. _Eine pflanzengeographische Schilderung des Vulkans Orizaba._ _Botan. Zeit._ *1844.* p. 668. LIERAU, M. _Ueber die Wurzeln der Araceen._ _Engler's Bot. Jahrb._ Bd. 9. p. 1. LORENTZ, P. P. G. 1. _Vegetationsverhaeltnisse der argentinischen Republik._ Aus dem vom argentinischen Central-Comite fuer die Philadelphia-Ausstellung herausgegebenen Werke. Buenos Aires *1876.* -- 2. _Einige Bemerkungen ueber einen Theil der Provinz Entre-Bios._ Buenos Aires *1876.* -- 3. _La Vegetacion del Nordeste de la provincia de Entre-Rios._ Buenos Aires *1878.* -- 4. _Informe official de la comision scientifica agregado al estado mayor general de la expedicion al Rio Negro (Patagonia) etc._ Buenos Aires *1881.* MALZINE, O. DE. _La Flore mexicaine aux environs de Cordoba._ Gand *1878.* MARTIUS. _Ueber die Vegetation der unaechten und aechten Parasiten zunaechst in Brasilien._ _Gelehrte Anzeigen._ Muenchen *1842.* --, EICHLER, URBAN. _Flora brasiliensis._ MIQUEL, F. A. W. _Flora van Nederlandsch Indie._ *1856.* NIEDERLEIN, G. 1. _Reisebriefe ueber die erste deutsch-argentinische Landpruefungs-Expedition etc._ _I. Theil. Nach Misiones und zu den Hundert Cataracten des Y-Guazu._ S.-A. aus dem "_Export_". Berlin *1883.* -- 2. _Einige wissenschaftliche Resultate einer argentinischen Expedition nach dem Rio Negro (Patagonien)._ _Zeitschr. der Ges. f. Erdkunde zu Berlin._ Bd. 16. *1881.* OCHSENIUS, C. _Chile, Land und Leute._ Leipzig *1884.* OLIVER, D. _Flora of tropical Africa._ Vol. I--III. PESCHEL, O. _Physische Erdkunde_, herausgegeben von Leipoldt. 2. A. 2 Bde. Leipzig *1884--85.* PHILIPPI, FR. 1. _Catalogue plantarum vascularium chilensium._ Santiago de Chile *1881.* -- 2. _Vegetation of Coquimbo._ _Journ. of Botany_ *1883.* PHILIPPI, R. A. _Botanische Reise nach der Provinz Valdivia._ _Botanische Zeitung_ *1858.* POEPPIG. _Reise in Chile, Peru und auf dem Amazonenstrom._ 2 Bde. POLAKOWSKY, H. _Die Pflanzenwelt von Costa Rica._ _XVI. Jahresbericht des Vereins fuer Erdkunde zu Dresden._ *1878--79.* p. 25 sqq. PUYDT, E. DE. _Les Orchidees_, _Histoire iconographique etc._ Paris *1880.* REIN, J. J. _Japan nach Reisen und Studien._ *1881.* RICHARD, A., et GALEOTTI, H. _Monographie des Orchidees mexicaines, precedee de considerations generales sur la vegetation du Mexique et sur les diverses stations ou croissent les especes d'Orchidees mexicaines._ _Comptes rendus de l'Acad. d. sc. de Paris._ Bd. 18. *1844.* p. 497 ff. RIDGWAY, R. _New stations for Tillandsia._ _Bullet. Torrey Bot. Club._ Vol. VIII. *1881.* SCHENCK, H. _Beitraege zur Kenntniss der Utricularien._ _Utr. montana Jacq. und Utr. Schimperi n. sp._ _Pringsheims Jahrb._ Bd. 18. *1887.* SCHOMBURGK, R. _The Flora of South-Australia._ Adelaide *1875.* SCHROeDER, G. _Ueber die Austrocknungsfaehigkeit der Pflanzen._ _Untersuchungen aus dem Botanischen Institut zu Tuebingen._ Bd. II, Heft 1. *1886.* ST HILAIRE, A. DE. _Tableau de la Vegetation primitive dans la province de Minas Geraes._ _Annales des Sciences naturelles_, *1831.* TREUB, M. _Sur les urnes du Dischidia Rafflesiana._ _Ann, de Buitenzorg._ Vol. III. *1881.* WAGNER, M. _Ueber den Charakter und die Hoehenverhaeltnisse der Vegetation in den Cordilleren von Veragua und Guatemala._ _Sitzber. der bayr. Akad._ *1866.* I. p. 151. WEDDELL, H. A. _Voyage dans le nord de la Bolivie et dans les parties voisines du Perou._ Paris *1853.* WITTMACK, L. _Bromeliaceae._ In _Natuerl. Pflanzenfam._ II. Theil. 4. Abtheil. p. 32. ZOLLINGER, H. _Ueber Pflanzenphysiognomik im Allgemeinen und diejenige der Insel Java insbesondere._ Zuerich *1855.* EINLEITUNG. Amerika war vor dem Einfluss der Kultur theilweise von dichten Waeldern, theilweise von Savannen mit duennen Holzbestaenden, theilweise, aber in geringem Grade, von Wuesten bedeckt. Die dicht bewaldeten Gebiete gehoeren theils den beiden temperirten Zonen, theils der tropischen an, und zwar besitzt der Urwald in jeder derselben eine charakteristische Physiognomie. Der nordamerikanische Wald traegt, namentlich im Osten, wesentlich die Zuege des europaeischen. Er zeigt ebenfalls eine scharfe Differenzirung in Laub- und Nadelholzbestaende, von welchen die ersteren im Osten, die letzteren im Westen vorherrschen. Die Baumarten sind allerdings im nordamerikanischen Walde weit zahlreicher als im europaeischen; sie gehoeren aber zum groessten Theile denselben Gattungen an und weichen habituell nicht hinreichend von unseren Waldbaeumen ab, um einen wesentlichen physiognomischen Unterschied zu bedingen. Aehnliches gilt von der nur wenig mehr entwickelten Schattenvegetation. von den Schlingpflanzen, die ebenfalls sehr zuruecktreten, und von den Epiphyten, die, ausser in den suedlichen Staaten, alle zu den Moosen und Flechten gehoeren. Der tropische Urwald nimmt den groessten Theil des aequatorialen Amerika ein. Nach Norden erstreckt er sich nur bis zum Wendekreis, waehrend er sich in Form eines schmalen Streifens laengs der Ostkueste bis zum 30 deg. s. B. fortsetzt. Sein physiognomischer Charakter ist, abgesehen von topographischen Unterschieden, die sich in aehnlicher Weise in den verschiedenen Zonen wiederholen, beinahe in seiner ganzen Ausdehnung sehr gleichartig und von denjenigen des nordamerikanischen Urwalds durchaus verschieden. Der physiognomische Unterschied zwischen dem tropischen und dem nordamerikanischen Urwald ist theilweise durch die systematische Zusammensetzung, noch mehr aber durch Eigenthuemlichkeiten der Structur und Lebensweise bedingt, die sich bei Pflanzen aus verschiedenen Familien wiederholen und demnach als Anpassungen an die aeusseren Bedingungen aufzufassen sind. Die Physiognomie des tropischen Urwalds ist in erster Linie durch den Kampf um das Licht bedingt, dessen Einfluss in allen Pflanzenformen des Urwalds zur Geltung kommt, in der ungeheuren Entwicklung des Laubs, in der oft schirmartigen Verzweigung der Baume, in den tauartigen Lianen, namentlich aber in den Epiphyten, die, den Boden ganz verlassend, auf dem Gipfel der Baeume sich ansiedeln. Wahrend der Boden zwischen den Baumstaemmen, den Lianen und Luftwurzeln oft beinahe keine Pflanzen tragt, prangt ueber dem Laubdache eine ueppige und artenreiche Vegetation, die sich der Baeume als Stuetze bedient hat, um an das Licht zu gelangen. Kein Baumzweig wird versuchen, sein Laub im Lichte auszubreiten, ohne mit seinen epiphytischen Bewohnern in Conflikt zu gerathen. Umsonst erheben sich die Aeste uebereinander, streben immer mehr nach oben; sie werden bald von Bromeliaceen, Araceen, Orchideen ueberwuchert oder gar von dem grauen Schleier der Tillandsia usneoides ganz umhuellt. Nicht selten erliegt der Wirthbaum, wenn seine Blaetter durch die Huelle der Tillandsia usneoides nicht durchzudringen vermoegen oder seine Aeste durch die sie wie eiserne Ringe umklammernden Luftwurzeln gleichsam erwuergt werden. Er stirbt und vermodert, faellt aber selten auf den Boden, indem die Luftwurzeln gewisser seiner Gaste (Clusia, Feigenbaeume etc.) um seinen Stamm einen vielfach durchgitterten, aber festen Hohlcylinder bilden, der ihn aufrecht haelt und den Epiphyten die gleichen Vortheile gewaehrt, wie der Stamm selbst. Den antarktischen Urwald, der sich an der Westkueste vom 36 deg. s. B. bis nach Feuerland zieht, kenne ich aus eigener Anschauung nicht. Er naehert sich in seiner systematischen Zusammensetzung mehr dem nordamerikanischen als dem tropischen Walde, traegt aber nicht viel weniger als der letztere das Gepraege des Kampfes ums Licht. Lianen und Epiphyten bilden auch im antarktischen Urwald einen hervortretenden Zug, ohne jedoch bei weitem dieselbe Mannigfaltigkeit, wie im tropischen, zu erreichen. Die Vegetation aller Waelder leidet unter der gegenseitigen Beschattung; der Kampf ums Licht waltet im nordamerikanischen Walde ebenso, wie im tropischen, und doch hat er nur in letzterem auffallende Anpassungen hervorgerufen, sodass diese den physiognomischen Unterschied beider Waelder hauptsaechlich bedingen. Eine Naturgeschichte des tropischen Urwalds wird sich daher in erster Linie mit diesen Anpassungen zu beschaeftigen haben. Bei keiner der biologischen Pflanzengruppen oder Genossenschaften, in welche die Vegetation des Urwalds eingetheilt werden kann, ist der Einfluss des Kampfes ums Licht so ausgepraegt, wie bei den Epiphyten. Diese erscheinen daher besonders geeignet, uns in die Eigenthuemlichkeiten der Vegetation des tropischen Urwaldes und die Existenzbedingungen in demselben einzufuehren, die Entwickelung seiner Bestandtheile, die Ursachen seiner gegenwaertigen Physiognomie unserem Verstaendniss naeher zu bringen. Es kommen zwar einige phanerogamischen Epiphyten im suedlichen Theil des nordamerikanischen Waldgebiets vor. Dieselben sind aber im Gegensatz zu den Gewaechsen, auf oder ueber welchen sie leben, saemmtlich tropische Colonisten und daher eher geeignet, die Kluft zwischen dem tropischen und dem nordamerikanischen Urwald zu vertiefen, als dieselbe auszufuellen. Meine erste Bekanntschaft mit den Epiphyten ruehrt von einer nur zweiwoechentlichen Excursion nach Florida im Fruehjahr *1881*. Spaeter habe ich sie in Westindien und Venezuela (*1881*, *1883*), zuletzt in Brasilien (*1885*) einem genaueren Studium unterworfen. Die auf meinen ersten Reisen gewonnenen Ergebnisse wurden *1884* im Botanischen Centralblatt (Bau und Lebensweise der Epiphyten Westindiens) veroeffentlicht; ich hatte damals wesentlich die Anpassungen untersucht, durch welche die Epiphyten auf Baumaesten Wasser und Mineralstoffe erhalten. Diese Fragen bilden wiederum einen Theil der vorliegenden Arbeit, wurden aber durch neue Beobachtungen wesentlich erweitert. Wenn ich in dieser Arbeit eine relative Vollstaendigkeit erreichen konnte, so habe ich es vor Allem der vielseitigen Unterstuetzung durch Fachgenossen und Freunde zu verdanken. Ganz besonders moechte ich meinen Dank aussprechen dem frueheren General-Forstinspektor in Britisch-Indien, Dr. D. BRANDIS, der mir aus seinen reichen Erfahrungen sehr wichtige Mittheilungen ueber das Vorkommen und die Lebensweise der Epiphyten in Ostindien machte und ausserdem mir sein grosses Herbarium und seine an sonst schwer zugaenglichen Werken reiche Bibliothek zur freien Verfuegung stellte; Frau Dr. BRANDIS hatte die Guete, mir das von ihr nach der Natur gemalte schoene Bild, welches auf unserer ersten Tafel reproducirt ist, zur Verfuegung zu stellen. Sehr wesentliche Unterstuetzung erhielt ich auch von den Herren GAMBLE, Conservator of forests in Madras, der mir sehr werthvolle Mittheilungen ueber die Epiphyten Ostindiens machte, Prof. Dr. HIERONYMUS, der mich in liberalster Weise mit Buechern und Material unterstuetzte, Prof. Dr. GRAVIS, Prof. OLIVER und Prof. Dr. WITTMACK. Auch diesen Herren spreche ich hiermit meinen herzlichsten Dank aus. ------------------ I. DIE SYSTEMATISCHE ZUSAMMENSETZUNG DER EPIPHYTENGENOSSENSCHAFT IN AMERIKA. 1. Ein einigermassen vollstaendiges Verzeichniss der Pflanzenarten, die in Amerika epiphytisch wachsen, kann zur Zeit nicht aufgestellt werden; dazu sind die Standortsangaben in Herbarien und Floren zu unvollstaendig. Um jedoch ein ungefaehres Bild der systematischen Zusammensetzung der Epiphytengenossenschaft in Amerika zu geben, habe ich die Gattungen zusammengestellt, die nach meinen eigenen Beobachtungen oder Angaben in der Litteratur epiphytische Arten enthalten. Obwohl dieses Verzeichniss unzweifelhaft nicht ganz vollstaendig ist, duerfte es seinen Zweck erreichen, indem die Luecken wesentlich die Orchideen und andere Familien mit zahlreichen epiphytischen Vertretern, oder Formen von aeusserst beschraenkter Ausdehnung treffen werden. Es schien mir von Interesse, das Verzeichniss nicht auf die amerikanischen Epiphyten zu beschraenken, sondern die uebrigen Welttheile mit zu beruecksichtigen; letzteres geschah jedoch nicht fuer die Farne und Orchideen. Die nicht amerikanischen Epiphyten stehen zwischen Klammern; ihr Verzeichniss ist, trotz meiner Bemuehungen, jedenfalls weit weniger vollstaendig geblieben als dasjenige der amerikanischen. *Pteridophyta.* *Lycopodiaceae.* Lycopodium. -- Trop. Am. (Ubiquit. Tropen.) Psilotum. -- Trop. Am., Florida. (Ubiquit. Trop.) (Tmesipteris. -- Austral., Neu-Seeland.) *Filices.* Ophioglossum. -- Florida, Westindien. Trichomanes. -- Trop. u. temp. N.- u. S.-A. Hymenophyllum. -- Trop. u. temp. N.- u. S.-A. Adiantum pumilum. -- W.-Ind. Taenitis. -- Trop. Am. Vittaria. -- Trop. u. subtrop. N.- u. S.-Am. Antrophyum. -- Trop. Am. Pleurogramme. -- " " Stenochlaena. -- " " Rhipidopteris. -- " " Acrostichum. -- " " Polybotrya. -- " " Anetium. -- " " Asplenium. -- Trop. u. antarkt. Am. Aspidium (incl. Nephrolepis). -- Trop. Am. Polypodium. -- Trop. u. temp. N.- u. S.-Am. Grammitis. -- Trop. Am. Xiphopteris. -- " " *Monocotyleae.* *Liliaceae.* Luzuriaga. -- Sued-Chile. (Astelia. -- Neu-Seeland) *Amaryllidaceae.* Hippeastrum (u. a. Gatt.?). -- Brasil. *Bromeliaceae.*(*1*) Nidularium. -- Trop. Am. Rhodostachys. -- Chile. Billbergia. -- Trop. Am. Aechmea. -- " " Ortgiesia. -- " " Pothuava. -- S.-Brasil. Lamprococcus. -- Trop. Am. Chevaliera. -- " " Echinostachys. -- N.-Brasil. Macrochordium. -- Trop. Am. Canistrum. -- " " Brocchinia. -- W.-Ind. (B. Plumieri.) Sodiroa. -- Columbien, Aequator. Caraguata. -- Columbien, W.-Ind. Guzmannia. -- Peru bis W.-Ind. Tillandsia. -- Trop. und subtrop. Am. Vriesea. -- " " Catopsis. -- Trop. Am. *Cyclanthaceae.* Carludovica. -- Trop. Am. *Araceae.* Philodendron. -- Trop. Am. (? Anadendrum. -- Mal. Arch.) (? Rhaphidophora. -- Trop. As., Austr., Polynes., Afr.) (Pothos. -- Trop. O.-As.) Anthurium. -- Trop. Am. Die Zahl der Epiphyten fuehrenden Gattungen ist wahrscheinlich eine weit groessere; es laesst sich jedoch aus der Literatur nichts Bestimmtes darueber entnehmen und meine eigenen Beobachtungen erstrecken sich nur auf Philodendron und Anthurium. *Zingiberaceae.* Hedychium simile. -- Java. *Orchidaceae.* _I. Epidendreae._ Pleurothallis. -- Trop. Am. Stelis. -- " " Physosiphon. -- " " Lepanthes. -- Anden. Restrepia. -- Trop. Am. Masdevellia. -- Trop. Am., vorw. v. Peru nach Mexico. Arpophyllum. -- Mexico u. C.-Am. Octomeria. -- Bras., Guiana, W.-Ind. Meiracyllium. -- Mex., C.-Am. Bulbophyllum. -- Trop. Am. Coelia. -- W.-Ind., Mex., C.-A. Bletia. -- Trop. Am. Elleanthus. -- Trop. Am. Lanium. -- Bras., Surinam. Amblostoma. -- Bras., Peru, Bol. Seraphyta. -- W.-Ind. Diothonea. -- And. Columb. u. Peru. Stenoglossum. -- Trop. And. Hormidium. -- Trop. Am. Hexisea. -- " " Scaphyglossis. -- " " Hexadesmia. -- " " Octedesmia. -- W.-Ind. Alamania. -- Mexico. Pleuranthus. -- Trop. Diacrium. -- Gui., C.-Am., Mexico. Isochilus. -- Trop. Am. Ponera. -- Mex., C.-Am., O.-Bras. Pinelia. -- Brasilien. Hartwegia. -- Mex., C.-Am. Epidendrum. -- Trop. u. subtrop. Am. Broughtonia. -- W.-Ind. Cattleya. -- Trop. Am. Laeliopsis. -- W.-Ind. Tetramicra. -- Trop. Am. Brassavola. -- " " Laelia. -- " " Schomburgkia. -- " " Sophronitis. -- Brasilien. _II. Vandeae._ Galeandra. -- Trop. Am. Polystachya. -- " " Cyrtopodium. -- " " Zygopetalum. -- " " Grobya. -- Brasil. Cheiradenia. -- Guiana. Aganisia. -- Trop. Am. Acacallis. -- Brasilien. Eriopsis. -- Noerdl. S.-Am. Lycomormium. -- Columb., C.-Am. Batemannia. -- Guiana. Bifrenaria. --- Brasil., Col., Guiana. Xylobium. -- Trop. Am. Lacaena. -- C.-Am. Lycaste. -- Peru bis Mex. und W.-Ind. Anguloa. -- And. Peru, Columb. Chondrorhyncha. -- Columbien. Gongora. -- Trop. Am. Coryanthes. -- Trop. S.-Am. Stanhopea. -- Trop. Am. Houlletia. -- Bras., Columb. Peristeria. -- Anden Columb. Acineta. -- Col. bis Mex. Catasetum. -- Trop. Am. Mormodes. -- Columb. bis Mexico. Cycnoches. -- Guiana bis Mexico. Chrysocycnis. -- N.-Granada Polycycnis. -- Guiana, C.-Am. Stenia. -- Guiana, Columbien. Schlimmia. -- And. Columbien. Clowesia. -- Brasil. Mormolyce. -- Mexico. Scuticaria. -- Brasil., Guiana. Maxillaria. -- Trop. Am. Camaridium. -- Gui., Col., Peru. Dichaea. -- Trop. Am. Ornithidium. -- Trop. Am. Cryptocentrum. -- Ecuador. Diadenia. -- Para, Peru. Comparettia. -- Trop. And. Scelochilus. -- " " Trichocentrum. -- Bras., C.-Am. Rodriguezia. -- " " Trichopilia. -- Trop. Am. Aspasia. -- Bras., C.-Am. Cochlioda. -- And. S.-Am. Dignathe. -- Mexico. Saundersia. -- Brasil. Brachtia. -- Columbien. Odontoglossum. -- Trop. And. Oncidium. -- Trop. Am. Miltonia. -- Peru, Bras. Brassia. -- Trop. Am. Solenidium. -- And. Col. Leiochilus. -- C.-Am., Mexico, W.-Ind. Erycina. -- Mexico. Gomeza. -- Brasil. Abola. -- And. Columbien. Neodryas. -- Bol., Peru. Ada. -- Amnd. Columbien. Sutrina. -- Peru. Trigonidium. -- Bras., C.-Am. Ornithidium. -- Trop. Am. Jonopsis. -- " " Cryptarrhena. -- C.-Am., Guiana. Ornithocephalus. -- Trop. Am. Zygostates. -- Brasil. Phymatidium. -- Brasil. Chytroglossa. -- Brasil. Hofmeisterella. -- And. Ecuador. Lockhartia. -- Trop. Am. Pachyphyllum. -- And. S.-Am. Dendrophylax. -- W..Ind. Campylocentron. -- Trop. Am. Cirrhaea. -- Trop. Am. Telipogon. -- And. Columb., Peru. Trichoceros. -- Columb., Peru. _III. Neottieae._ ? Vanilla. -- Trop. Am. Stenoptera. -- Bras., W.-Ind. _IV. Cypripedieae._ Cypripedium. -- Brasil. (Ob anderswo epiph.?) *Dicotyleae.* *Urticaceae.* Ficus. -- Trop. Am. (Ubiq. Trop.) Coussapoa. -- Trop. S-Am. (Procris. -- Trop. As., Afr., Polynes.) *Piperaceae.* Peperomia. -- Trop. u. subtrop. Am. (Ubiq. Trop. u. subtrop.) Wahrsch. auch Arten von Piper in Ostindien. *Clusiaceae.* Clusia. -- Trop. Am., Florida. Renggeria. -- Trop. Am. Wohl auch die weniger verbreiteten Arten der Gattungen Rengifa, Havetia, Pilosperma, Havetiopsis etc. *Bombaceae.* Ceiba Rivieri. -- Sued-Brasil. *Celastraceae.* (Evonymus echinatus. -- Himalaya.) *Aquifoliaceae.* (Ilex spicata. -- Himalaya.) *Araliaceae.* Sciadophyllum. -- Trop. Am. (Wahrscheinlich Pentapanax und Heptapleurum in Ostind.) *Cornaceae.* ? Griselinia. -- Sued-Chile. *Saxifragaceae.* (Ribes glaciale. -- Himalaya.) *Cactaceae.* Phyllocactus. -- Trop. Am. Epiphyllum. -- Brasilien. Rhipsalis. -- Trop. u. subtrop. Am. (S.-Afr., Mauritius, Ceylon.) Cereus. -- Trop. u. subtrop. Am. *Melastomaceae.* Adelobotrys. -- Brasil. (Kendrickia. -- Ceylon.) (Dicellandra. -- Fernando Po.) (Pogonanthera. -- Ind. Arch.) (Medinilla. -- Ubiq. Trop., Ost-Hem.) (Pachycentria. -- Mal. Arch.) Clidemia. -- Brasil. Pleiochiton. -- " Blakea. -- W.-Ind. ? Topobea. -- Peru, Guiana, Mex. etc. *Onagraceae.* Fuchsia minimiflora. -- S.-Mexico. *Rosaceae.* (Pyrus rhamnoides. -- O.-Himalaya.) *Ericaceae.* _Vaccinieae._ Psammisia. -- Anden, Venez., Guiana. Findlaya. -- Trinidad. Ceratostemma. -- And. S.-Am. (Agapetes. -- O.-Ind., Mal. Penins., Fiji.) (Pentapterygium. -- Himalaya.) (Rijiolepis. -- Borneo.) (Vaccinium sect. Epigynium. -- Gebirge Trop. O.-As.) (Corallobotrys. -- Himalaya.) Sphyrospermum. -- Trop. And., Guiana. Sophoclesia. -- And. S.-Am., Guiana, Trinidad. _Rhodoreae._ Gaultheria. -- Epiph. in Am.? (O.-Ind. etc.) (Diplycosia. -- Malacca, Ind. Arch.) (Rhododendron. -- O.-Ind., Mal. Arch.) *Myrsinaceae.* Grammadenia parasitica. -- West-Indien. (Embelia. -- Dekkan.) Cybianthus costaricanus. -- Costa-Rica. *Loganiaceae.* (Fagraea. -- O.-Ind., Trop. Austr. etc.) *Asclepiadaceae.* (Collyris. -- Mal. Arch.) (Hoya. -- Trop. O.-As. u. Austr.) (Dischidia. -- O.-Ind., Mal. Arch., Trop. Austr.) *Solanaceae.* Markea. -- Trop. Am. Juanulloa. -- Peru, Columb., C.-Am. Dyssochroma. -- Brasil. Solandra. -- W.-Ind. (Ob anderwaerts epiph.?) (Solanum. -- O.-Ind. nach Grisebach.) *Scrophulariaceae* (Wightia gigantea. -- Himal. or.) *Lentibulariaceae.* Utricularia. -- Trop. Am. *Gesneraceae.* Gesnera. -- Brasilien. Episcia. -- " Drymonia. -- Trop. Am. Alloplectus. -- " " Columnea. -- " " Nematanthus. -- Brasilien. Hypocyrta. -- Brasil., Costa-Rica. Codonanthe. -- Brasil., Guiana. Asteranthera. -- S.-Chile. (Fieldia. -- Austral. extratrop.) Mitraria. -- Sued-Chile. Sarmienta. -- " (Aeschynanthus. -- Trop. O.-As.) (Dichrotrichium. -- Khasyan, Mal. Arch.) (Agalmyla. -- Java.) (Lysionotus. -- Himalaya, China.) *Bignoniaceae.* Schlegelia. -- Trop. Am. *Verbenaceae.* (Premna. -- O.-Ind.) *Rubiaceae.* (Hymenopogon. -- O.-Ind.) Hillia. -- Trop. Am. Ravnia. -- Costa-Rica. Cosmibuena. -- Trop. Am. Schradera. -- " " (Acranthera tomentosa. -- Bengal.) (Leucocodon. -- Ceylon.) Xerococcus. -- Costa-Rica. Ophryococcus. -- " (Randia. -- O.-Ind.) (Proscephalium. -- O.-Ind., Java.) Psychotria. -- (P. parasitica in W-Ind., ob and. Arten epiph.?) (Hydnophytum. -- Mal. Arch., Trop. Austr., Fiji.) (Myrmecodia. -- Mal. Arch., Trop. Austr.) *Compositae.* Senecio parasiticus. -- Mexico. Als erstes allgemeines Ergebniss dieses Verzeichnisses koennen wir den Satz aufstellen, dass _die Zahl der in der Epiphytengenossenschaft vertretenen Familien eine geringe ist, dass mehrere derselben aber im Verhaeltniss zu ihrem Umfange eine auffallend grosse Zahl epiphytischer Arten fuehren_, so die Farne, Orchideen, Bromeliaceen, Araceen, Gesneraceen und Vacciniaceen. Mehrere der groessten Familien des tropischen Amerika entbehren epiphytischer Arten gaenzlich, so die Graeser, Palmen, Euphorbiaceen, Rutaceen, Lauraceen, Leguminosen etc. Als zweites bemerkenswerthes Ergebniss unserer Liste ist die _grosse systematische Uebereinstimmung der Epiphytengenossenschaft in der alten und der neuen Welt_, abgesehen natuerlich von solchen Familien, die auf die letztere ganz beschraenkt sind (Bromeliaceen, Mangroviaceen). 2. Manche scharf ausgepraegte Pflanzengenossenschaften, z. B. diejenigen der Wasserpflanzen, der Strandpflanzen, der Mangrovepflanzen, verhalten sich denjenigen der Epiphyten insofern ganz analog, als sie sich ebenfalls hauptsaechlich aus bestimmten Familien recrutiren. Es braucht nur an die Potameen und Nymphacaceen, die Combretaceen und Rhizophoreen, die Plumbagineen, Cruciferen und Salsolaceen erinnert zu werden. _Waehrend uns aber in diesen Faellen die Ursache der Bevorzugung gewisser Familien, des gaenzlichen Fehlens anderer ganz unbekannt ist, koennen wir die systematische Zusammensetzung der Epiphytengenossenschaft, theilweise wenigstens, auf ihre Factoren zurueckfuehren._ _Die erste Bedingung, damit eine Pflanze der epiphytischen Genossenschaft gehoeren koenne, ist, dass ihre Samen zur Verbreitung auf Baumaesten geeignet seien, was bekanntlich durchaus nicht von allen Samen __ gilt; ausserdem muessen sie an dem Substrat haengen bleiben und auf demselben die zur Keimung noethige Wassermenge finden,_ -- zwei Bedingungen, die die Zahl der tauglichen Samenarten wiederum sehr herabmindern. _Die Samen epiphytischer Gewaechse lassen sich in drei biologische Categorien eintheilen, die alle drei den eben erwaehnten Hauptbedingnngen vollkommen entsprechen._ Die _erste Categorie_ umfasst diejenigen Samen, welche von einer saftigen Huelle umgeben sind und daher von Voegeln, Affen und sonstigen baumbewohnenden Thieren verbreitet werden; derartige Samen finden, falls sie nicht zu gross sind, in den Excrementen einen genuegenden Kitt und sind gleichzeitig gegen das Austrocknen geschuetzt. Derartige Samen sind unter den Epiphyten ausserordentlich verbreitet. Sie finden sich bei den epiphytischen _Araceen_, _Liliaceen_ (Astelia, Luzuriaga.), _Cyclanthaceen_, _Bromeliaceen_ e. p., _Zingiberaceen_ (Arillus bei Hedychium), _Melastomaceen_ e. p. (Dicellandra, Medinilla, Pogonanthera, Pachycentria, Blakea etc.), _Gesneraceen_ e. p. (Episcia, Columnea, Drymonia, Alloplectus, Hypocyrta, Codonanthe, Fieldia, Mitraria, Sarmienta), _Bignoniaceen_ (Schlegelia), _Vaccinieen_, _Onagraceen_ (Fuchsia), _Aquifoliaceen_, _Cornaceen_, _Myrsineen_, _Cactaceen_, _Clusiaceen_, _Araliaceen_, _Solanaceen_, _Verbenaceen_ (Premna), _Rubiaceen_ e. p. (Proscephalium, Psychotria parasit., Hydnophytum, Ophryococcus, Schradera, Leucocodon, Xerococcus, Acranthera, Randia), _Rosaceen_ (Pyrus sect. Sorbus), _Saxifragaceen_ (Ribes), _Celastraceen_ (Evonymus mit Arillus), _Urticaceen_, _Piperaceen_, _Marcgraviaceen_, _Loganiaceen_, _Begoniaceen_ (afrikan. Arten). Der _zweiten Categorie_ rechne ich die Samen (und Sporen) zu, die so ueberaus leicht sind, dass sie von dem leisesten Luftzug fortgetragen werden, und so klein, dass sie in die Risse der Rinde und in die Moospolster dringen; sie beduerfen daher keiner besonderen Flug- und Haftapparate und finden leicht die zu ihrer Keimung noethige geringe Feuchtigkeitsmenge (_Farne_, _Orchideen_). Die _dritte Categorie_ umfasst diejenigen Samen, die, obwohl ebenfalls sehr klein und leicht, doch etwas schwerer und groesser sind als in der zweiten Categorie, und einen Flug- und Haftapparat besitzen. Waehrend bei Bodenpflanzen der Flug- und Haftapparat sehr verschiedenartig ist, laesst sich derjenige der epiphytischen Gewaechse auf zwei Typen zurueckfuehren; derselbe besteht naemlich entweder aus langen, meist sehr weichen Haaren, oder aus einem schmalen, an beiden Enden oder nur an einem Ende in einen spitzen Fortsatz sich fortsetzenden Fluegel. Den ersteren Fall finden wir bei manchen _Gesneraceen_ (Aeschynanthus (Taf. 6, Fig. 3), Dichrotrichium, Agalmyla, Lysionotus), _Rubiaceen_ (Hillia (Taf. 6, Fig. 7)), den _Asclepiadaceen_ (Taf. 6, Fig. 5. u. 6), _Bombaceen_, _Compositen_ (Senecio parasiticus) und namentlich bei den _Tillandsieen_ (Taf. 6, Fig. 8 u. 9); die zweite Art der Ausbildung zeigt sich bei gewissen _Rubiaceen_ (Hymenopogon (Taf. 6, Fig. 1), Cosmibuena (Fig. 2)), den _Rhododendreen_ (Taf. 6, Fig. 4) und der _Scrophulariacee_ Wightia. Die Samen dieser Categorie sind, wie erwaehnt, alle sehr leicht, ohne jedoch ein so geringes Gewicht, wie diejenigen epiphytischer Orchideen, zu besitzen. So betraegt das Gewicht eines Samens von Rhododendron verticillatum 0,000028 Gr., eines solchen von Aeschynanthus 0,00002, eines solchen von Dendrobium aber nur 0,00000565(2), und die Gewichte der Samen des genannten Rhododendron und von Aeschynanthus werden von denjenigen anderer Arten dieser Categorie uebertroffen. Eine andere Eigenthuemlichkeit dieser Samen ist, dass sie verschmaelert sind, wodurch sie offenbar leicht in enge Spalten und Interstitien gelangen. Man wuerde kaum glauben, dass die auf Taf. 6 dargestellten Samen, Pflanzen zu den verschiedensten Familien gehoeren, und doch koennte die Zusammenstellung weit vollstaendiger sein, ohne ihren gleichartigen Charakter zu stoeren. Ueber die Samen einiger wenigen Epiphyten habe ich nichts Bestimmtes erfahren koennen (Echeveria, Sedum, Amaryllidee aus St. Catharina, Utricularia). Es geht aus dem Vorhergehenden hervor, dass Samen, die weder in fleischigen Fruechten enthalten sind noch staubartige Dimensionen besitzen, wie bei den Orchideen und Farnen, eine ganz bestimmte Structur haben muessen, um unter den Existenzbedingungen auf Baumaesten sich weiter entwickeln zu koennen. _In den eben erwaehnten Eigenschaften der Samen epiphytischer Gewaechse haben wir_, in der grossen Mehrzahl der Faelle wenigstens, _nicht eine Anpassung an atmosphaerische Lebensweise, sondern vielmehr eine praeexistirende Eigenschaft, durch welche letztere erst ermoeglicht wurde, zu erblicken_; wir finden in der That ganz aehnliche Samen, bezw. Fruechte, wie diejenigen der Epiphyten, bei verwandten Formen wieder, die theils aus klimatischen, theils aus anderen Ursachen durchaus an terrestrische Lebensweise gebunden geblieben sind. Nachdem das Vorhergehende schon laengst geschrieben war, habe ich eine praegnante Illustration der Richtigkeit des eben aufgestellten Satzes kennen gelernt. Die oeffentlichen Promenaden in und bei Algier sind vielfach mit Dattelbaeumen bepflanzt, deren abgestorbene Blattbasen einige Zeit unter der gruenen Krone persistiren und Staub und Feuchtigkeit so reichlich aufsammeln, dass sie beinahe stets Pflanzen ernaehren, welche ebenso ueppig wie auf dem Boden gedeihen. _Diese Pflanzen sind saemmtlich solche, deren Samen durch aufsteigende Luftstroeme leicht in die Hoehe gelangen koennen_, -- vorherrschend ist Sonchus oleraceus, den man in der Stadt umsonst auf dem Boden suchen wuerde, waehrend er auf der Place de la Republique und hinter der Place de la Gouvernement, nach dem Lyceum zu, in ueppigen Exemplaren nahezu auf jeder Palme waechst; daneben zeigen sich zuweilen andere Cichoriaceen (Crepis-Arten). Ausser den erwaehnten Pflanzen habe ich an den genannten Standorten, aber nur in vereinzelten Exemplaren, Hyoscyamus niger, Plantago major und Linaria cymbalaria beobachtet, deren Samen zwar der den Cichoriaceen zukommenden Flugapparate entbehren, aber so winzige Dimensionen besitzen, dass es wohl begreiflich ist, wie der in Algier so haeufig maechtige Staubsaeulen aufwirbelnde Wind sie in die Hoehe treiben konnte. Zuweilen, so z. B. im Jardin d'essai bei Algier, sieht man Dattelstaemme, die bis zur Basis beschuppt geblieben sind, -- in diesem Falle findet man an der Basis der unteren Blattueberreste die verschiedenartigsten Gewaechse, die nur der Bau ihrer Samen hindert, hoeher zu gelangen. Eigentliche Epiphyten fehlen in Nord-Afrika, aus spaeter zu besprechenden klimatischen Gruenden, gaenzlich, und in seiner Heimath, der Sahara, geht dem Dattelbaum jeder Epiphyt gaenzlich ab. Da der Baum an der Kueste nur angepflanzt ist, konnten sich dort noch keine Pflanzen speciell an die Lebensweise in seinen Blattbasen anpassen, waehrend in tropischen Laendern, wie wir spaeter sehen werden, gewisse Pflanzen beinahe nur auf solchen schuppigen Palmenstaemmen vorkommen. So gewaehren uns die Dattelbaeume von Algier, in sehr kleinem Maassstabe, das Bild der ersten Entstehung einer epiphytischen Flora; wir begreifen, dass dieselbe sich keineswegs aus beliebigen Elementen recrutiren konnte, sondern dass ein bestimmter Bau des Samens oder der Frucht dazu erforderlich war. Wir begreifen nun auch das Fehlen ganzer Familien in der Epiphytengenossenschaft, z. B. dasjenige der Leguminosen und Euphorbiaceen, deren stets relativ grosse Samen der Flugapparate entbehren und nur selten mit fleischigen Huellen versehen sind, dasjenige der Acanthaceen im Gegensatz zu den ihnen verwandten Gesneraceen, die in so hohem Grade zum Epiphytismus neigen, aber auch mit dazu so geeigneten Fruechten bzw. Samen ausgeruestet sind; wir verstehen, warum unter den Liliaceen nur die Astelieen und Smilaceen epiphytische Lebensweise annehmen konnten etc. Ebenso ist es uns wohl begreiflich, warum im Gegentheil die Farne, Araceen, Orchideen, Bromeliaceen, Cactaceen, Vaccinieen der epiphytischen Vegetation ein so maechtiges Contingent geliefert haben; bei denselben haben die Fruechte oder Samen stets, auch wo die Lebensweise rein terrestrisch, die zum Uebergang zur epiphytischen Lebensweise noethigen Eigenschaften. Innerhalb der Familien mit sehr verschiedenartigen Samen oder Fruechten zeigen sich die Epiphyten auf die Gruppen mit Gattungen beschraenkt, wo die genannten Organe den Anforderungen epiphytischer Lebensweise entsprechen, ohne dass dabei von einer _Anpassung_ an die letztere die Rede sein koenne; so z. B. bei den Rubiaceen, Urticaceen, Melastomaceen, Solanaceen, Gesneraceen etc. Unter den Lycopodiaceen sind nur die isosporen Gattungen in der Epiphytengenossenschaft vertreten, diese aber sehr reichlich; die theilweise doch so genuegsamen Selaginellen blieben wegen des Gewichts ihrer Macrosporen und der Wassermenge, die zu den Befruchtungsvorgaengen noethig ist, nothwendig von derselben ausgeschlossen; aus aehnlichen Gruenden sind die Verbreitungsbezirke der Arten bei der Gattung Selaginella, im Vergleich zu denjenigen der isosporen Lycopodiaceen, sehr klein. Familien, die nur ganz vereinzelte Typen enthalten, deren Samenbau fuer epiphytische Lebensweise geeignet ist, sind, wenn ueberhaupt, nur sehr schwach in der Genossenschaft der Epiphyten vertreten. So besitzen die Bignoniaceen meist Kapselfruechte mit breitgefluegelten Samen, die Gattung Schlegelia aber Beeren; letztere allein besitzt epiphytische Arten. Die Loganiaceen besitzen sehr haeufig fleischige Fruechte; dieselben sind aber stets mit sehr grossen Samen versehen, ausgenommen Fagraea, deren Arten haeufig als Epiphyten wachsen. Die Gattung Begonia hat meist trockene Fruechte; letztere sind aber bei einigen afrikanischen Arten, die epiphytisch wachsen, mehr oder weniger fleischig und saftig. Andererseits besitzt die sonst wesentlich aus Epiphyten bestehende Familie der Bromeliaceen einige Gattungen (Dyckia, Puya, Hechtia), deren Samen wohl mit Flugapparat versehen, aber der Haftvorrichtungen entbehren; diese Typen sind daher der rein terrestrischen Lebensweise treu geblieben. Der Bau der Fruechte bezw. Samen ist es jedenfalls gewesen, der in erster Reihe fuer die Moeglichkeit, epiphytische Lebensweise zu fuehren, entschieden, den Ausschluss bezw. die Beverzugung gewisser Gruppen bestimmt, _somit den systematischen Charakter der epiphytischen Genossenschaft hauptsaechlich bedingt hat_. Wir koennen damit jedoch nicht alle Eigenthuemlichkeiten der letzteren erklaeren; es faellt uns auf, dass gewisse Familien oder Gruppen, deren Samen doch z. Thl. mit den noethigen Requisiten versehen zu sein scheinen, keine oder doch nur wenige Arten enthalten, die epiphytische Lebensweise, auch nur zufaellig, fuehren wuerden, so die Gramineen, die keine einzige, die Compositen, die nur eine epiphytische Art enthalten. Die Factoren, welche neben den Eigenschaften der Fruechte und Samen die systematische Zusammensetzung der Epiphytengenossenschaft beeinflusst haben, koennen, theilweise wenigstens, vermuthet werden. So kann es keinem Zweifel unterliegen, dass die vegetative Organisation fuer die Befaehigung einer Pflanze, auf Baumrinde zu gedeihen, von ganz wesentlicher Bedeutung ist. Waehrend wir aber keinen Einfluss der epiphytischen Lebensweise auf Fruechte und Samen zu erkennen vermochten, sind durch dieselbe Sprosse und Wurzeln in vielen Fallen nachweisbar so modificirt worden, dass wir in der Regel nicht im Stande sind, das Bild der bodenbewohnenden Stammpflanze in ihren vegetativen Theilen zu reconstruiren. Diese Frage wird erst in dem naechsten, den Anpassungen an epiphytisehe Lebensweise gewidmeten Kapitel des Naeheren discutirt werden. Es ist mir uebrigens nicht wahrscheinlich, dass die systematische Zusammensetzung der Epiphytengenossenschaft durch die Eigenschaften der vegetativen Organe _wesentlich_ beeinflusst worden sei. Eine groessere Wichtigkeit in letzterer Hinsicht ist wohl dem Umstande zu schenken, dass, wie nachher des Naeheren gezeigt werden soll, saemmtliche Epiphyten, auch solche, die in Savannen vorkommen, aus Pflanzen des dichten Urwalds hervorgegangen sind. Dieses duerfte das Fehlen oder starke Zuruecktreten in der Epiphytengenossenschaft gewisser sehr fermenreicher Familien mit anscheinend theilweise geeigneten Samen erklaeren, so der Graeser und Compositen, die, wenn auch im Walde nicht fehlend, doch hauptsaechlich Bewohner der Savannen und offener Standorte ueberhaupt sind. So wuenschenswerth es erscheint, saemmtliche Factoren, welche die systematische Zusammensetzung der Epiphytengenossenschaft beeinflusst haben, kennen zu lernen, so koennen wir doch mit Sicherheit behaupten, dass dieselbe in ihren hauptsaechlichen Zuegen durch die Eigenschaften der Fruechte und Samen bedingt worden ist. II. DIE ANPASSUNGEN DER EPIPHYTEN AN DEN STANDORT. I. Allgemeines. 1. Wie ueberhaupt jede an eine bestimmte Lebensweise gebundene Pflanzengenossenschaft, besitzt auch diejenige der Epiphyten eine von ihrer systematischen Zusammensetzung unabhaengige Physiognomie, in welcher ihre Existenzbedingungen zum Ausdrucke kommen. Die charakteristischen Zuege derselben sind jedoch nicht saemmtlich als Anpassungen an den Standort aufzufassen; manche Eigenthuemlichkeit der Epiphytengenossenschaft ist nicht im Kampfe gegen die unguenstigen Existenzbedingungen auf Baumrinde oder gegen die trotzdem zahlreichen Mitbewerber um dieselbe entstanden, sondern verdankt ihren Ursprung dem Umstande, dass der Uebergang aus der terrestrischen zur epiphytischen Lebensweise nur bei Anwesenheit bestimmter Eigenschaften moeglich war. Sollte unser Klima wesentlich feuchter werden, so wuerden, wie aus dem letzten Kapitel dieser Arbeit hervorgeht, eine Anzahl Buerger unserer Flora, die bisher streng terrestrisch waren, sich der Lebensweise auf Baeumen anbequemen, oder, wenigstens zunaechst, ihre Organisation zu aendern und ohne aufhoeren zu muessen, auch auf dem Boden zu wachsen (z. B. Polypod. vulgare, Hedera). Die in dieser Weise entstandene epiphytische Vegetation wuerde keineswegs aus beliebig zusammengewuerfelten Elementen bestehen, sondern, wenn auch in sehr wenig ausgepraegtem Grade, bereits gewisse der charakteristischen Zuege der Physiognomie der typischen Epiphytengenossenschaft besitzen. Ich zweifle nicht, dass in den Tropen eine Anzahl Gewaechse, die sowohl auf Baeumen, wie auf dem Boden wachsen, der epiphytischen Lebensweise ebensowenig _angepasst_ seien, als unsere in Folge der klimatischen Verhaeltnisse nur terrestrisch lebenden Pflanzen, und dennoch besitzen diese mehr zufaelligen Glieder der Genossenschaft meist einigermaassen die epiphytische "Tracht". _Aus derartigen Elementen, die, auf dem Boden wachsend, zufaellig und zu ganz anderen Zwecken die zur Lebensweise auf Baeumen unbedingt nothwendigen Eigenschaften besassen, ist, dank den klimatischen Bedingungen, die epiphytische Vegetation des tropischen Amerika hervorgegangen; indem vielen dieser Pflanzen spaeter nur ihre Faehigkeit, epiphytisch zu leben, das Bestehen im Kampfe ums Dasein sicherte, entwickelten sich, durch fernere Ausbildung der bereits vorhandenen guenstigen Eigenschaften, im geringeren Maasse auch durch das Auftreten ganz neuer, die einseitigen Anpassungen, die der Genossenschaft der Epiphyten ihre scharf ausgepraegte Physiognomie verleihen._ Wir finden begreiflicherweise jetzt noch unter den Epiphyten alle moeglichen Stufen zwischen gar nicht und im hoechsten Grade an Lebensweise auf Baeumen angepassten Arten, und die Entscheidung, ob eine bestimmte, guenstige Eigenschaft als Anpassung aufgetreten oder vielmehr die Ursache des Uebergangs zum Epiphytismus gewesen, ist in manchen Faellen schwer oder unmoeglich. Wir werden jedoch fuer die wichtigsten Typen versuchen, die Grenze zwischen dem urspruenglich vorhandenen und dem nachtraeglich entstandenen ungefaehr zu ziehen. Es muss aber gleich betont werden, dass aehnlich, wie die Baumrinde, auch die Oberflaeche von Felsen, wie sie bei uns nur Flechten und Moose traegt, im tropischen Urwald mit phanerogamischen und farnartigen Gewaechsen bedeckt ist, die, den sehr aehnlichen Existenzbedingungen entsprechend, zum grossen Theile mit denjenigen, die auf den Baeumen wachsen, identisch sind. Man kann in sehr vielen Faellen eine zur epiphytischen Lebensweise geeignete Vorrichtung ebensogut als Anpassung an Lebensweise an Felswaenden auffassen. Dass man jedoch die Genossenschaft der Felspflanzen und diejenige der Epiphyten nicht vereinigen darf, werde ich im naechsten Kapitel zeigen. In diesem werde ich vielfach, der Kuerze halber, von Anpassungen an epiphytische Lebensweise sprechen, auch wo dieselben ebensogut fuer diejenige an der Oberflaeche von Felsen entstanden sein koennten. Thatsaechlich werden beide Standorte viele Pflanzen gleichzeitig, in gleichem Sinne, beeinflusst haben; dass der Einfluss der epiphytischen Lebensweise jedoch hoechst wahrscheinlich bei weitem der groessere gewesen, wird spaeter gezeigt werden. 2. Zu den Eigenthuemlichkeiten der Epiphytengenossenschaft, die nicht zu den Anpassungen an atmosphaerische Lebensweise zu rechnen sind, gehoeren die vorhin besprochenen Eigenschaften ihrer Fruechte und Samen, die zwar, einzeln betrachtet, denjenigen einzelner terrestrischer Gewaechse ganz analog sind, in ihrer Gesammtheit aber einen sehr charakteristischen Zug darstellen, an welchem, wenn auch nicht als Anpassung, die Eigenschaften des Standorts in deutlicher Weise zum Ausdruck kommen. Ueberhaupt scheinen die im Dienste der geschlechtlichen Reproduction stehenden Organe und Vorgaenge durch epiphytische Lebensweise nicht beeinflusst worden zu sein, vielleicht mit Ausnahme der Keimung, die in dieser Hinsicht einer besonderen Untersuchung werth waere. Kaum anders, als mit der geschlechtlichen, verhaelt es sich mit der vegetativen Reproduction, die bei den Epiphyten im Ganzen eine weit groessere Rolle spielt, als bei Bodenpflanzen, was wohl mit der groesseren Unsicherheit der Vermehrung durch Samen und Sporen zusammenhaengt. Ausser der auch sonst verbreiteten Vermehrung durch Stolonenbildung(3), oder dadurch, dass die Nebenaeste eines Sprosssystems durch Absterben des Hauptsprosses selbstaendig werden(4), gibt es doch wenigstens einen Fall vegetativer Reproduction, der nur bei epiphytischer Lebensweise moeglich ist. Die von Baumaesten herunterhaengenden langen Schweife der Tillandsia usneoides (Taf. 2) werden naemlich durch starken Wind oft derart zerfetzt, dass ihre Fragmente den Boden bedecken, wo sie zu Grunde gehen; theilweise jedoch fallen die abgerissenen Zweige auf andere Baumaeste, wo sie sich ungestoert weiter entwickeln. Bei der Leichtigkeit der kleineren Zweige dieser Pflanze, dem Widerstand, den ihre zahlreichen fluegelartigen Haare der Luft bieten, werden sie gewiss manchmal in dieser Weise auf grosse Entfernungen getragen. Letzteres geschieht jedoch in weit hoeherem Grade durch Vermittelung von Voegeln, die die Tillandsiasprosse als Nestbaumaterial in ausgedehnter Weise verwenden, ohne dass die Pflanze in ihrer Fortentwickelung gestoert werde. Solche lebende Vogelnester habe ich massenhaft in Venezuela gesehen, wo sie, in Form langhalsiger Flaschen von dem Arendajo genannten Spottvogel hergestellt, oft in Colonien von hundert und mehr von hohen Baumaesten herabhaengen. Ganz aehnlich verhalten sich die Voegel und die Tillandsia in Argentinien (HIERONYMUS 4) und, wie mir Herr AUG. MUeLLER mittheilte, in Sta. Catharina. Im Laufe der Zeit verwandelt sich manches dieser Vogelnester in einen Tillandsiaschweif, der sich von anderen in nichts unterscheidet. Wie ergiebig die vegetative Vermehrung der Tillandsia usneoides sein muss, geht daraus hervor, dass diese Pflanze, obwohl der gewoehnlichste und verbreitetste der phanerogamischen Epiphyten Amerikas, nur selten blueht und nur wenige Samen in ihren Fruechten entwickelt. Ich habe auf meinen Reisen zwischen Virginien und Sued-Brasilien beinahe auf jeder Excursion Tillandsia usneoides, haeufig wahre atmosphaerische Wiesen bildend, gesehen, aber nie ein bluehendes Exemplar, nur zwei oder drei Exemplare mit Fruechten und eine einzige Keimpflanze (bei Caripe in Venezuela) gefunden, waehrend die uebrigen Tillandsien sich, im Gegensatz zu vielen anderen Epiphyten, sehr ausgiebig durch Samen vermehren, derart, dass beinahe ein jeder Baum, der eine Tillandsia- oder Vriesea-Art traegt, junge Pflanzen derselben in allen Entwickelungsstadien aufweist. Einen eigenartigen Fall vegetativer Verbreitung stellt auch, nach EGGERS, Oncidium Lemonianum. "Never giving fruit, but propagating itself by producing young plants from buds in the axils of the sterile bracts below the flowers, which remain in connection with the parent plant, and thus often forming long colonies of plants from one tree to the other" (EGGERS, p. 114). Es erscheint mir nicht unmoeglich, dass eine solche vegetative Vermehrung von Baum zu Baum bei den Utricularien, die ich nie mit Samen gefunden, vielleicht auch bei Peperomia, eintrete. Weit groesser und allgemeiner ist der Einfluss der epiphytischen Lebensweise auf die Organe der Ernaehrung und Befestigung gewesen. Die Armuth des Standorts an waesserigen Naehrstoffen ist es vorwiegend, die in der Physiognomie der Epiphytengenossenschaft zum Ausdruck kommt; in den verschiedensten Anpassungen scheinen die Mittel, dem Wassermangel zu entgehen, erschoepft worden zu sein. Theilweise sind die diesbezueglichen Vorrichtungen sehr primitiv und unvollkommen, theilweise jedoch derart, dass eine auf dem Gipfel eines Baumes an trockener Rinde befestigte Pflanze ueber ein reiches, ueppige Entwickelung gestattendes Naehrsubstrat verfuegt. Der Schutz des aufgenommenen Wassers gegen Verlust durch Transpiration spricht sich ebenfalls in der Organisation der grossen Mehrzahl der epiphytischen Gewaechse aus. Endlich haben auch die namentlich fuer groessere Pflanzen schwierigen Verhaeltnisse der Befestigung am Substrat ihren deutlichen Einfluss auf die Ausbildung der Epiphytengenossenschaft ausgeuebt. Die physiognomischen Eigenthuemlichkeiten in den vegetativen Organen epiphytischer Gewaechse lassen sie saemmtlich auf die eben erwaehnten Eigenthuemlichkeiten des Standorts, theilweise als Ursachen, theilweise als Wirkungen der epiphytischen Lebensweise auffassen. Es ist uns leicht begreiflich, warum die meisten Epiphyten im Verhaeltniss zu ihrer Hoehe eine sn maechtige flaechenartige Ausbreitung besitzen, sei es, dass ihre Sprosse auf der Rinde kriechen, wie bei vielen Farnen, Orchideen, Araceen, den meisten Peperomien, Gesneraceen, Utricularien etc., oder, dass sie im Verhaeltniss zu ihrer Groesse eine enorme Menge in Spalten und Loecher dringender Wurzeln entwickeln; wir begreifen ebenfalls, warum sie bei aufrechter (Clusia) oder (Orchideen z. B. Dichaea, Hexisea, Cactaceen, manche Gesneraceen, Psychotria parasitica) haengender Lebensweise haeufig ueberall da Wurzeln treiben, wo sie mit einem Aste in Beruehrung kommen. Wir erkennen darin das Betreben, einerseits die Naehrquellen des Substrate moeglichst auszunutzen, andererseits sich an demselben moeglichst festzuhalten; der letztere Gesichtspunkt ist, wie wir spaeter sehen werden, in manchen Faellen (Araceen e. p., Cactaceen e. p., Clusia etc.) allein in Betracht zu ziehen, wahrend dem Beduerfnisse der Ernaehrung in anderen die groessere Wichtigkeit beizumessen sein duerfte (kleine Farne, Peperomien etc.). Wir begeifen ferner, warum die Epiphyten so haeufig fleischige oder lederige Blaetter oder sonstige, spaeter zu besprechende Schutzmittel gegen Transpiration besitzen. Letztere sind in der Epiphytengenossenschaft in groesster Mannigfaltigkeit vorhanden. Eines der bei Bodenpflanzen haeufigsten dieser Schutzmittel, die Reduction der transpirirenden Oberflaeche, ist jedoch meist schwach entwickelt; so faellt es namentlich auf, dass die sonst an trockenen Standorten moeglichst gedrungenen, haeufig kugeligen Sprosse der Cactaceen in der Epiphytengenossenschaft Blattgestalt annehmen (Phyllocactus, Epiphyllum , Rhipsalis e. p.) oder doch durch reichliche Verzweigung, bei geringer Dicke der Aeste, eine Vergroesserung ihrer transpirirenden Oberflaeche zu erstreben scheinen (Rhips. Cassytha u. a. A.). Dieses ist darauf zurueckzufuehren, dass neben dem Schutz gegen Transpiration die Beduerfnisse der Assimilation als formbildende Factoren in Betracht kommen und bei den meist nur diffuses Licht erhaltenden Epiphyten einer Verminderung der Oberflaeche entgegenwirken. Die Anpassungen an epiphytische Lebensweise sind, obwohl sie alle auf die gleichen Ursachen zurueckzufuehren sind und Aehnliches erreichen, nicht ueberall gleichartig. Man muss vielmehr, welchen Gesichtspunkt man auch in den Vordergrund stellt, mehrere Gruppen unterscheiden, die, obwohl zum groessten Theil keineswegs aus systematisch verwandten Arten bestehend, doch sehr aehnliche Merkmale zusammenfassen wuerden. Von den Einfluessen, die sich der Physiognomie der Genossenschaft aufgepraegt haben, ist der Modus der Wasseraufnahme derjenige, der in der Lebensweise, in der Gestalt der Pflanze am auffallendsten und charakteristischsten zum Ausdrucke kommt, sodass nach demselben aufgestellte Categorien oder Gruppen am meisten habituell aehnliche Pflanzen vereinigen; wir haben uns daher fuer dieses Eintheilungsprinzip entschlossen. Ein epiphytisch auf einer anderen Pflanze gekeimtes Gewaechs kann auf vier verschiedene Wege in den Besitz der waesserigen Naehrstoffe gelangen, naemlich 1) entweder indem es sich begnuegt, die an der Oberflaeche der Wirthpflanze befindlichen auszunutzen, oder 2) indem es Wurzeln bis in den Boden treibt, oder 3) indem es sich durch Aufsammeln abfallender Pflanzentheile, Thierexcremente und atmosphaerischen Wassers ein Nahrsubstrat bildet, oder 4) indem es Saugorgane in die Gewebe der Wirthpflanze treibt. Die Pflanzen der vierten Categorie, die aechten Parasiten, sind, obwohl man sie der epiphytischen Genossenschaft vielleicht zurechnen koennte, in dieser Arbeit nicht beruecksichtigt. Den drei anderen Naehrsubstraten koennte man eine Eintheilung in drei Epiphytengruppen entgegenstellen; es erscheint mir jedoch rathsam, diejenigen, die sich ein Naehrsubstrat aufsammeln, in solche, die dasselbe durch ihre Wurzeln, und solche, die es durch ihre Blaetter ausnutzen, einzutheilen, also zwei Gruppen zu unterscheiden. II. Erste Gruppe. 1. Manche, wenn auch relativ wenige Vertreter der ersten Gruppe weichen in ihrer Structur von den Pflanzen, die auf dem Boden am Fusse der Baeume wachsen, nicht wesentlich ab. So verhalten sich viele Farne, namentlich Hymenophyllaceen, Lycopodium-Arten, gewisse Anthurium-Arten, die zarten Orchideen der Gattung Stenoptera, saemmtlich Bewohner der dunstreichen unteren Region des Urwalds, wo sie nur auf der rissigen oder bemoosten Rinde alter Baeume, oder noch mehr auf der Wurzelhuelle der Baumfarnstaemme zu normaler Entwickelung gelangen. In viel zahlreicheren Faellen kommt der Einfluss des Standorts in der Organisation der Epiphyten zum Vorschein, manchmal allerdings blos in Schutzmitteln einfachster Art gegen die Gefahren des Wassermangels, wie sie allgemein die Bewohner trockener Standorte charakterisiren. Haeufig jedoch sind Vorrichtungen zur moeglichsten Ausnutzung des Substrats vorhanden, die mit der atmosphaerischen Lebensweise in engerem Zusammenhang stehen. _2. Der Schutz gegen Absterben durch Vertrocknen kann einfach darin bestehen, dass die Pflanze einen betraechtlichen Wasserverlust ohne Schaden ertragen kann._ Hierher gehoeren in erster Linie viele Moose, Flechten und Algen (Chroolepus), welche bekanntlich bei lange dauernder Trockenheit in einen beinahe wasserfreien, ruhenden Zustand uebergehen, aus welchem sie beim ersten Regentropfen wieder zu activem Leben erwachen. Unter den hoeheren Epiphyten, welche uns hier allein zu beschaeftigen haben, sind es nur wenige, die auf solche Weise der Trockenheit widerstehen. Unzweifelhafte Faelle dieser Art haben wir aber an verschiedenen Farnen, so an den kleinen Polypodium-Arten, die ueberall, wo Epiphyten ueberhaupt vorkommen, an ganz offenen Standorten auf trockener Rinde wachsen. Besonders auffallend verhaelt sich das in Westindien und im suedlichen Nordamerika weit verbreitete Polypodium incanum, welches, z. B. bei Port-of-Spain auf Trinidad, an den Baumstaemmen der Alleen unter den gluehenden Strahlen der Aequatorialsonne vollstaendig zusammenschrumpft, um bei Regenwetter alsbald seine Segmente wieder flach anszubreiten. Diese Pflanze sah ich eine mehrere Wochen lange, ganz regenlose Periode unbeschadet ueberdauern, wobei sie ebenso vertrocknete, wie unter gleichen Umstaenden Mouse oder Flechten. Aehnliches gilt auch, jedoch in weit geringerem Grade, von einem bei Blumenau haeufigen Polypodium, wohl auch von P. serpens und vaccinifolium. Diese Pflanzen zeigen in anatomischer Hinsicht kaum irgend welche Schutzvorrichtungen. Die Faehigkeit, bei trockenem Wetter zu verwelken und sogar zu vergilben, und in diesem Zustande laengere Zeit, ohne abzusterben, zu verharren, ist auch, wie Herr Dr. BRANDIS mittheilte, bei den indischen Farnen Polypodium lineare, P. amoenum, Davallia pulchra und Trichomanes Filicula in hohem Grade entwickelt; sobald sich Regen einstellt, werden sie wieder turgescent und gruen. Grossen Wasserverlust, unter Annahme einer tiefrunzeligen Oberflaeche, vertraegt, aehnlich wie andere Cacteen, Rhipsalis Cassytha. Immerhin ist hier die Erscheinung weit weniger auffallend als bei genannten Farnen. _3. In der grossen Mehrzahl der Faelle besteht die Schutzeinrichtung gegen Austrocknen in der Anwesenheit von Wasserbehaeltern_, die sich bei Regenwetter fuellen und, sobald noethig, zu Gunsten der zur Erhaltung der Pflanze wichtigen Organe entleert werden. Sehr haeufig speichern die Blaetter selbst das Wasser auf, indem sie mit Wassergewebe, Speichertracheiden oder, selten, mit grossen, zu demselben Zwecke dienenden Intercellularraeumen versehen sind. Das Wassergewebe bildet bei vielen Epiphyten, aehnlich wie bei den meisten mit einem solchen versehenen Bodenpflanzen, eine zusammenhaengende Schicht an der Oberseite, zwischen dem gruenen Gewebe und der Epidermis; Faelle dieser Art bieten uns namentlich die Peperomien und Gesneraceen, welche, mehr nach Individuen als nach Arten, einen so maechtigen Bestandtheil der epiphytischen Vegetation an schattigen Standorten bilden. Man nimmt wohl allgemein an, dass das Wassergewebe, gleichzeitig mit den uebrigen Theilen des Blatts, seine definitive Ausbildung erreicht. Dieses mag in vielen Faellen zutreffen; bei den epiphytischen Peperomien und Gesneraceen aber, die ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, _nimmt in alternden Blaettern das Wassergewebe durch Streckung seiner Zellen ganz bedeutend an Maechtigkeit zu_. So betrug die Dicke der etwa 1--11/2 cm breiten, runden, ovalen Blaetter einer in Sued-Brasilien sehr verbreiteten Gesneracee (Codonanthe Devosii) in der Jugend und bei mittlerem Alter durchschnittlich 21/2 mm, waehrend dieselbe bei alternden, theilweise schon gelblichen Blaettern durchschnittlich 5 mm erreichte; dieser enorme Unterschied kam allein auf Rechnung des Wassergewebes, indem die gruene Zelllage, welche nur einen Bruchtheil eines Millimeters dick ist, eine merkliche Zunahme nicht erfuhr. Ganz Aehnliches gilt auch von den uebrigen beobachteten Gesneraceen und von den Peperomien. Es lag der Gedanke nahe, dass die alternden, sehr wasserreichen Blaetter _als Wasserreservoirs fuer die juengeren, in voller Thaetigkeit befindlichen dienen wuerden_. Bestaetigt wurde diese Vermuthung durch folgendes Experiment. Lose, alte Blaetter und ganze Zweige wurden an einer hellen Stelle in einem Zimmer unseres Hauses in Blumenau sich selbst ueberlassen. Nach vier Wochen _waren die abgetrennten Blaetter noch lebendig und nur sehr wenig duenner geworden; die gleichalten Blaetter an den Stengeln dagegen schon nach kurzer Zeit zusammengeschrumpft, sodass sie kaum noch 1 mm dick waren, und trockneten dann voellig ein, waehrend die jungen Blaetter zwar ebenfalls an Dicke abnahmen, aber bis zum Schluss des Experiments lebendig blieben_; die Zweige fuhren waehrenddessen ununterbrochen zu wachsen fort. Auf eine aehnliche Rolle duerfen wir wohl auch fuer die vielen aehnlichen Faelle schliessen. Sehr gewoehnlich ist bei anderen Epiphyten das Wasser nicht in den Blattspreiten, sondern in anderen Blatttheilen oder auch in anderem Pflanzenorganen aufgespeichert, aus welchen es den gruenen Zellen bei eintretendem Beduerfniss zugefuehrt wird. Sehr einfache hierher gehoerige Faelle liefern Gesnera-Arten, deren maechtige, auf der Baumrinde sich erhebende Knollen sowohl zur Aufspeicherung von Wasser, wie zu derjenigen von Staerke dienen, die grossen Zwiebeln der epiphytischen Amaryllideen und in Indien viele knolligen Rubiaceen, Vaccinieen und Melastomaceen. Zu den einfach gebauten und wenig vollkommen angepassten Epiphyten gehoeren auch einige Utricularia-Arten, von welchen zwei, die mit praechtigen weissen Bluethen geschmueckte, stattliche U. montana JACQ. und die winzige U. Schimperi SCHENCK, die bemooste Rinde alter Baeume auf den Bergen Dominicas vielfach ueberwuchern(5). Beide Pflanzen sind, wohl wie saemmtliche Arten des Genus, wurzellose Gewaechse mit zahlreichen, sehr langen Stolonen, die auf der Rinde kriechend, in Moospolstern oder sonstigen feuchten Stellen neue Sprosse erzeugen. In der Naehe der Basis der Inflorescenzorgane sind diese Stolonen zum grossen Theile zu spindelfoermigen Knollen angeschwollen, die geformter Inhaltsbestandtheile ganz entbehren und schon von DARWIN, wohl mit Recht, als Wasserbehaelter aufgefasst wurden; indessen entbehrt diese Annahme bis jetzt der experimentellen Begruendung. Wie ihre europaeischen Verwandten, sind die epiphytischen Utricularien an ihren Stolonen mit zahlreichen Blasen versehen, in welchen ich haeufig in Zersetzung begriffene Wuermer fand. Eines unverdienten Rufes erfreut sich die brasilianische Utricularia nelumbifolia, welche, wenn die nach GARDNER verfasste Beschreibung GRISEBACH's (II, p. 407) richtig waere, einen der wunderbarsten Faelle von Anpassung darstellen wuerde. "Hier" (d. h. an den Orgelbergen bei Rio), schreibt GRISEBACH, "haftet an den Felsen, 5000 Fuss ueber dem Meere, eine grosse Tillandsia, die nach der Weise dieser Bromeliaceen im Grunde ihrer Blattrosette eine Menge Wasser ansammelt. In diesen Behaeltern und nur hier allein schwimmt eine ansehnliche Wasserpflanze mit purpurfarbenen Blumen, deren kreisrundes Blatt mit dem der Seerose verglichen wird (Utricularia nelumbifolia). Sie pflanzt sich dadurch fort, dass sie Auslaeufer, wie durch einen Instinkt getrieben, von einer Tillandsia zur anderen entsendet, die, ihren zufaelligen Standorten folgend, sobald sie einen neuen Wasserbehaelter erreicht haben, darin eintauchen und zu neuen Schoesslingen sich entwickeln." Diese Angaben stuetzen sich auf eine Stelle bei GARDNER, die zwar den richtigen Sachverhalt nicht enthaelt, aber weniger von demselben abweicht als in der Wiedergabe GRISEBACH's. Die fragliche Stelle lautet im Original folgendermassen: Like most of its congeners it is aquatic, but what is most curious, is that it is only to be found growing in the water which collects in the bottom of the leaves of a large Tillandsia, that inhabits abundantly an arid rocky part of the mountain, at an elevation of about 5000 feet above the level of the sea. Besides the ordinary method by seed, it propagates itself by runners, which it throws out from the base of the flower stem; this runner is always found directing itself towards the nearest Tillandsia, when it inserts its point into the water, and gives origin to a new plant, which in its turn, sends out another sheet; in this manner I have seen not less than six plants united." (p. 528.) Die Sache verhaelt sich, wie mir Herr GLAZIOU, der die Pflanze an Ort und Stelle beobachtet und derselben groessere Aufmerksamkeit geschenkt hat, mittheilte, in Wirklichkeit weit einfacher. Die Pflanze lebt auf feuchtem, moorigen Boden, wo sie, aehnlich wie U. montana, lange Stolonen bildet; gelangen letztere in die Blattrosetten etwaiger in ihrer Nahe auf Felsen wachsender Bromeliaceen, so erzeugen sie in dem daselbst angesammelten feuchten Humus bluehende Sprosse, ganz aehnlich wie die Stolonen von U. montana in Moospolstern. U. nelumbifolia ist aber fuer ihre Existenz keineswegs an die Bromeliaceen gebunden, sondern gedeiht ueberall da, wo ihr ein feuchtes, humusreiches Substrat zur Verfuegung steht. Utricularia nelumbifolia verhaelt sich nach dem Gesagten ganz aehnlich wie U. Humboldtii(6), welche ihr Entdecker, B. SCHOMBURGK, in Guiana sowohl auf sumpfigen Boden, wie in den Blattrosetten von Tillandsia fand (l. c. p. 440). 4. Mannigfachere und vollkommenere Vorrichtungen zeigen uns die epiphytischen Orchideen und Araceen, bei welchen wir zwar auch Formen finden, die sich von Bodenpflanzen in keinem Merkmal wesentlich unterscheiden, waehrend die complicirteren ausserhalb des Rahmens des ersten Typus gehoeren. Sehr einfach gebaute Araceen, an deren Habitus die epiphytische Lebensweise kaum hatte errathen werden konnen, habe ich sowohl in Brasilien wie in Westindien gesehen, hier Anthurium dominicense, da mehrere nicht bestimmte, aber wohl in die Verwandtschaft von A. Harrisii gehoerige Arten desselben Genus. Es sind Pflanzen von mittlerer Groesse, die nur auf bemooster oder sehr riesiger Rinde gedeihen, auch vielfach auf dem Boden wachsen. Ihre unvollkommene Anpassung erlaubt ihnen nicht, wie anderen Epiphyten, mit mehr unwirthlichen Standorten vorlieb zu nehmen. Zu einer starken Entwickelung des Wassergewebes kommt es bei den mir bekannten epiphytischen Aroideen nicht. Ein anderer hoechst merkwuerdiger Modus der Wasseraufspeicherung zeigte sich dagegen bei zwei Arten der Gattung Philodendron, von welcher ich eine, die auf Baeumen bei Blumenau vielfach vorkommt, als Philod. cannifolium(7) bestimmt habe. Philodendron cannifolium ist vielleicht der groesste unter den mir bekannten Epiphyten der ersten Gruppe. Es stellt eine maechtige, bis 1 m hohe Rosette dar, deren kurzer und dicker Stamm durch zahlreiche, starke Wurzeln an den Aesten der Urwaldbaeume befestigt ist. Die Blaetter besitzen zungenfoermige, von einem dicken Mittelnerv durchzogene Spreiten und _spindelfoermig angeschwollene_ Stiele. Die Wurzel und der Stamm bieten in ihrem inneren Bau nichts Bemerkenswerthes; dagegen war ich nicht wenig erstaunt, als ich bei der Untersuchung der Blaetter fand, dass dieselben ein durch grosse _luftfuehrende Intercellularraeume bedingtes schwammiges Gefuege besitzen_ (Taf. 3, Fig.1), wie es vielen Wasserpflanzen zukommt, bei einem Epiphyt aber gewiss nicht zu erwarten war. Meine erste genauere Bekanntschaft mit der Pflanze hatte bei trockener Witterung stattgefunden; als ich dieselbe ein anderes Mal bei Regenwetter untersuchte, _zeigten sich die grossen Intercellularen, bis auf kleine Luftblasen, von schleimigem Wasser gefuellt_. Die Pflanze hatte sich, einem ungeheuren Schwamme gleich, vollgesogen und besass dementsprechend auch ein auffallend groesseres Gewicht als bei Trockenwetter. Die aufsaugende Kraft beruht auf der Anwesenheit eines Schleimes in den Intercellularen, der bei Wassermangel die Waende nur als sehr duenne, kaum sichtbare Schicht ueberzieht. Dass das im Blattstiel aufgespeicherte Wasser der Spreite zu Gute kommt, liess sich experimentell leicht feststellen. Mehrere Blaetter wurden an ihrer Basis abgeschnitten und unversehrt gelassen, waehrend bei anderen die Spreite vom Stiel getrennt wurde. Im Anfang des Versuchs (26. Oktober) waren ueberall Stiel und Mittelnerv prall mit Wasser gefuellt. Drei Tage spaeter waren die stiellosen Spreiten bereits welk, ihr vorher wasserreicher, glatter Mittelnerv stark geschrumpft und seine Intercellularen beinahe wasserfrei. Dagegen waren die noch mit ihren Stielen versehenen Blaetter, sowie die von der Spreite getrennten Stiele aeusserlich ganz unveraendert. Am 11. November musste, wegen bevorstehender Abreise, der Versuch abgeschlossen werden. Die Objekte waren straff und frisch, mit Ausnahme der stiellosen Spreiten, die beinahe vertrocknet waren. Das Aufschneiden der Stiele ergab, dass diejenigen, welche an Spreiten geblieben waren, sehr grosse Luftblasen enthielten, waehrend in den losen Stielen solche wohl auch vorhanden, aber von viel geringeren Dimensionen waren. In dem einen Stiel fehlten die Luftblasen sogar ganz. Der Versuch stellte also die Bedeutung der Wasseraufspeicherung im Stiel fuer die Deckung der Transpiration ueber jeden Zweifel. 5. Auch die epiphytischen Orchideen zeigen meist Einrichtungen zum Aufsammeln des Wassers. Theils sind die Blaetter mit einem maechtig entwickelten und oft sehr eigenartigen wasserspeichernden Gewebe versehen, theils findet die Aufspeicherung des Wassers in den Scheinknollen statt, waehrend die Blaetter selbst duenn bleiben und ein specifisches Wassergewebe entweder ganz entbehren oder nur schwach entwickelt besitzen. Demnach besitzen Orchideen mit Scheinknollen meist duenne Blaetter, z. B. Arten von Maxillaria, Catasetum, Oncidium z. Th., Epidendrum z. Th., Arten ohne Scheinknollen hingegen meist dicke Blaetter, z. B. Pleurothallideen, Oncidium z. Th., Epidendrum z. Th., Ornithocephalus etc. Mittelformen mit maessig dicken Blaettern und schwacher Scheinknollenbildung, die also Uebergangsstufen zwischen den beiden Typen darstellen, habe ich nur in geringer Anzahl gefunden (z. B. Epidendrum avicula, Ponera sp.). Die fleischigen Blaetter der knollenlosen epiphytischen Orchideen dienen diesen, wie die Knollen, auch zur Aufspeicherung von Reservestaerke und zeigen eine, ihrer dreifachen Function der Assimilation, Wasser- und Reservestaerkebehaelter entsprechende, oft hochgradig differenzirte Structur. Die Wasser aufspeichernden Zellen sind, wie es P. KRUeGER zuerst zeigte, haeufig Tracheiden mit faserigen Verdickungen und, aehnlich wie die Intercellularen des Philodendron cannifolium, je nach der Witterung luft- oder wasserhaltig. Sie bilden entweder, aehnlich wie typisches Wassergewebe, eine zusammenhaengende Lage zwischen Assimilationsparenchym und Epidermis oder sind regellos in ersterem zerstreut; haeufig findet man beides gleichzeitig, so bei Pleurothallis-Arten, welche mir die mannigfachsten und interessantesten Beispiele solcher Blattstructur lieferten, auf welche hier naeher einzugehen doch zu weit fuehren wuerde. Die Bedeutung der Speichertracheiden (HEINRICHER) geht aus den Untersuchungen KRUeGER's und dem, was wir ueber das Wassergewebe anderer Pflanzen wissen, zur Genuege hervor. Die Bedeutung der Scheinknollen der Orchideen als Wasserversorger der Blaetter liess sich in aehnlicher Weise, wie fuer Philodendron cannifolium, einfach feststellen. Am 26. Oktober (*1886*) sammelte ich bei Blumenau Exemplare von Oncidium flexuosum und von je einer, nicht naeher bestimmten, duennblaetterigen Art von Epidendrum und Maxillaria. Von je einer Knolle wurden saemmtliche Blaetter bis auf eines abgeschnitten, einzelne Knollen wurden auch ihrer Blaetter ganz beraubt; die Versuchsobjekte wurden an einem hellen, jedoch nicht sonnigen Orte im Zimmer sich selbst ueberlassen. Am 29. Oktober waren die abgetrennten Blaetter alle ganz welk, waehrend noch am 11. November, beim Abschluss des Versuchs, die an Knollen befindlichen ganz unveraendert aussahen. Die Scheinknollen selber waren allerdings stark geschrumpft, und zwar waren diejenigen, die noch ein Blatt besassen, viel staerker gefurcht als diejenigen, die der Blaetter ganz beraubt waren. Ich wuerde den Versuch allerdings in Europa in etwas exakterer Weise ausgefuehrt haben koennen; das Ergebniss war aber dennoch vollstaendig klar. Ausser den Blaettern und Scheinknollen koennen auch, obwohl jedenfalls nur aeusserst selten, die Wurzeln als hauptsaechliches Speicherorgan fuer Wasser dienen. Der einzige mir bekannte Fall dieser Art ist, ausser den nachher zu besprechenden Aeranthus-Arten, Isochilus linearis, eine Laeliee, welche ich in Westindien, Venezuela und Sued-Brasilien theils an schattigen, theils an hellen Standorten hin und wieder fand. Die sehr langen, steifen Sprosse sind duenn und mit ebenfalls duennen, kleinen Blaettern versehen; Scheinknollen fehlen ganz, dagegen sind die Wurzeln auffallend dick und saftig. Die mikroskopische Untersuchung der letzteren ergab, dass ihr maechtiges Rindenparenchym, ganz aehnlich wie in so vielen Scheinknollen, zahlreiche grosse Wasserzellen zwischen staerkefuehrenden enthielt. Versuche habe ich allerdings, aus Mangel an Zeit, mit dieser Art nicht anstellen koennen. Ein stark entwickeltes Wassergewebe oder Speichertracheiden in den Blaettern oder Scheinknollen kommt bei weitem der grossen Mehrzahl der epiphytischen Orchideen, die ich auf meinen tropischen Reisen zu sehen bekam, zu. Derartige Schutzvorrichtungen gegen Wassernoth sind nicht, wie es P. KRUeGER auf Grund der Literatur annehmen zu koennen glaubt, fuer die Bewohner besonders trockener, sonniger Standorte charakteristisch, sondern kommen ausnahmslos den zahlreichen Formen zu, die in feuchter Luft und gedaempftem Lichte die oberen Aeste der Urwaldbaeume ueberwuchern. Auch unter solchen, im Uebrigen fuer epiphytisches Pflanzenleben guenstigen Bedingungen ist die Anwesenheit von Wasserbehaeltern bei der Beschaffenheit des Substrats nothwendig; es waere sogar ein Irrthum, zu glauben, dass solche bei Arten sehr sonniger, trockener Standorte besonders entwickelt waeren; soweit erkennbar, bestehen die Schutzmittel in solchen Faellen vielmehr hauptsaechlich in Reduction der transpirirenden Oberflaeche (Oncidium-, Jonopsis-, Brassavola-, Cattleya-Arten etc.). Ich fand auf maechtigen, uebereinander gehaeuften Felsbloecken bei Desterro Exemplare einer Pleurothallis-Art, die theils der groessten Sonnengluth ausgesetzt, theils in tiefen, schattigen, humusfuehrenden Verstecken wuchsen; der Unterschied in der Groesse der transpirirenden Oberflaeche war sehr auffallend, waehrend die Ausbildung des Wassergewebes und der Cuticula ungefaehr gleich war. Die nur an den trockensten, sonnigsten Standorten vorkommende Cattleya bicolor besitzt in ihren saftreichen, fleischigen Blaettern und schwach angeschwollenen Stengeln kein differenzirtes Wassergewebe. Nach dem Vorhergehenden bilden sowohl die Orchideen, die in der Krone der Urwaldbaeume wachsen, als diejenigen, die sehr trockene und sonnige Standorte bewohnen, Wasservorraethe. Der Einfluss der ungleichen Existenzbedingungen zeigt sich aber darin, dass die an direktem Sonnenlichte gedeihenden Formen knollenlos und dickblaetterig sind, waehrend die duennblatterigen, knollenbildenden Arten im Allgemeinen eine feuchtere Luft beanspruchen. Ich habe von dieser Regel nur wenige Ausnahmen gesehen. Epiphytische Orchideen, die in keinem ihrer Organe Wasser aufspeichern, kommen nur im tiefen Schatten des Urwalds vor, wie einige Arten von Zygopetalum, Stelis und der zierlichen Neottieengattung Stenoptera. 6. Wir finden bei den Formen dieser Gruppe nicht blos Schutzmittel _gegen_ Austrocknen, sondern _auch Vorrichtungen, durch welche die spaerlichen Naehrstoffe des Subtrats dem Epiphyt moeglichst zu Gute kommen_, ausgebildet. Wir haben in dieser Hinsicht gelegentlich der die epiphytische Vegetation ueberhaupt charakterisirenden Eigenthuemlichkeiten die flaechenartige Ausbreitung hervorgehoben und ihre Bedeutung betont. Letztere ist namentlich bei den Epiphyten, die nur die auf der Rinde befindlichen Stoffe verwerthen, ausgebildet. Wir brauchen uebrigens auf diese Erscheinung nicht zurueckzukommen. Die Luftwurzeln vieler dieser Epiphyten weichen im Uebrigen in keinem wesentlichen Punkte von Bodenwurzeln ab, so namentlich bei saemmtlichen Dicotyledonen; dagegen sind beinahe saemmtliche epiphytischen Orchideen und mehrere Araceen mit Wurzeln versehen, deren Bau ein moeglichst schnelles Aufsaugen des Regen- und Thauwassers gestattet, und zwar _auch an frei an der Oberflaeche der Rinde kriechenden Wurzeltheilen, waehrend bei anderen Epiphyten solche exponirte Stellen verkorkt und fuer Wasser kaum durchlaessig sind_. Jeder Reisende in den Tropen wird haeufig an der Oberflaeche duerrer Rinde oder auch auf kahlen Felswaenden dem direkten Sonnenlichte ausgesetzte, schneeweisse Luftwurzeln gesehen haben (z. B. Cattleya bicolor auf der Insel Sta Catharina), deren innere Gewebe stets saftig sind, waehrend ihre luftfuehrende weisse Huelle jeden Wassertropfen gleich Loeschpapier aufsaugt. Auf diese Weise koennen solche Pflanzen, die ausschliesslich den Familien der Orchideen und Araceen angehoeren, auch auf ganz glatter Oberflaeche (z. B. auch auf Blaettern) fortkommen, waehrend die genuegsamsten der anderen Epiphyten dieser Gruppe stets, wenn auch so enge Risse oder sonstige Verstecke fuer ihre saugenden Wurzeln beduerfen. Der Bau der Luftwurzeln epiphytischer Orchideen und der sich daran schliessenden Araceen, die Eigenschaften des Wasser aufsaugenden Velamen, der aeusseren Endodermis sind, dank namentlich den ausgedehnten Untersuchungen LEITGEB's, zu genau und allgemein bekannt, um hier einer eingehenden Behandlung zu beduerfen. Nur einige weniger bekannte oder fuer unser Thema besonders wichtige Erscheinungen moegen etwas genauere Beruecksichtigung finden. Es duerfte die Meinung wohl allgemein verbreitet sein, dass die Wurzeln der epiphytischen und der terrestrischen Orchideen durchweg von einander abweichen, indem erstere mit Velamen versehen sind, waehrend letztere eines solchen entbehren. _In Wirklichkeit __ jedoch gibt es, wenn auch sehr selten, epiphytische Orchideen ohne Velamen und terrestrische mit Velamen._ Wurzeln, die sich in keiner Weise von denjenigen terrestrischer Formen unterscheiden, habe ich bei einer nicht naeher bestimmten Art von Stenoptera gefunden, vielleicht der einzigen epiphytischen Neottieen-Gattung Amerikas, wo ihre wenigen Arten nach BENTHAM und HOOKER, die ihnen eine terrestrische Lebensweise zuschreiben, Westindien, Bolivien und Brasilien bewohnen. Das winzige Pflaenzchen waechst im Schatten, auf rissiger oder bemooster Rinde; ihre Wurzeln weichen in keinem wesentlichen Punkte von denjenigen anderer terrestrischer Neottieen ab. Bei den zahllosen epiphytischen Orchideen, die ich auf meinen tropischen Reisen und in Gewaechshaeusern gesehen, war hingegen das Velamen stets vorhanden. Ich war geneigt, dasselbe als Anpassung an die epiphytische Lebensweise aufzufassen, und glaubte anfangs in der Stenoptera von Blumenau eine Art aufgefunden zu haben, die im urspruenglichen Zustand verblieben waere. Spaetere Befunde haben es mir jedoch nicht unmoeglich gemacht, dass die terrestrischen Voreltern der mit Velamen versehenen Epiphyten schon ein solches besassen. Die naehere Untersuchung von Epidendrum cinnabarinum zeigte mir naemlich, dass die Wurzeln dieser rein terrestrischen Form sich in keinem wesentlichen Punkte von denjenigen der zahlreichen epiphytischen Arten desselben Genus unterscheiden. Ausser den Bodenwurzeln entwickeln die langen, duennen Axen der Pflanze Bueschel kurzer Luftwurzeln, deren Nutzen mir voellig unklar geblieben ist. Epidendrun cinnabarinum und das sich wohl ganz aehnlich verhaltende E. Schomburgkii sind in duennen, lichten Capoeirawaeldern der Kueste von Sta Catharina ueberaus haeufig, scheinen aber nie epiphytisch zu wachsen. 7. Die Luftwurzeln der Orchideen und der meisten epiphytischen Gewaechse sind chlorophyllhaltig und vermoegen dementsprechend zu assimiliren; letztere Function kommt meist jedoch auch hier wesentlich den Blaettern zu, da die Wurzeln in Folge ihres negativen Heliotropismus die dunkelsten erreichbaren Stellen aufsuchen. Bei mehreren Arten der Gattung Aeranthus jedoch spielen die Wurzeln bei der Assimilation eine weit wesentlichere Rolle; bei einzelnen derselben bestehen _die vegetativen Theile beinahe nur aus einem maechtigen, gruenen Wurzelsystem, waehrend die Laubblaetter ganz fehlen_ und der Stamm auf winzige Dimensionen reducirt ist. Diese merkwuerdigen Formen sind ohne Zweifel auf das Prinzip der Reduction der transpirirenden Oberflaeche zurueckzufuehren, welches so viele wunderbare Pflanzengestalten hervorgerufen hat(8). Die Reduction der vegetativen Theile auf ein assimilirendes Wurzelsystem hat aber fuer uns daher besonderes Interesse, da dieselbe, ausser bei Wasserpflanzen, nur bei den Epiphyten und den ihnen so aehnlichen Bewohnern kahler Felswaende zur Ausbildung kommen konnte. Aus eigener Anschauung kenne ich nur zwei hierher gehoerige Arten, Aeranthus funalis, welchen ich zuerst cultivirt auf Trinidad, spaeter in Venezuela wild wachsend sah, und eine nicht bestimmte Art, von welcher ich ein einziges kleines Exemplar in der Naehe von Blumenau fand. Aeranthus funalis besteht aus einem maechtigen Bueschel federkieldicker, cylindrischer, zum grossen Theil frei haengender Wurzeln, die aus einem ganz winzigen, von braunen Schuppen bedeckten Knoellchen entspringen. Ein- oder zweimal im Jahre erhebt sich aus der Basis des Sprosses ein beinahe nadelduenner, blattloser Seitentrieb mit grossen, gelblich-gruenen Bluethen, welcher nach der Fruchtreife oder, wenn keine Befruchtung stattgefunden, nach dem Welken der Bluethen vertrocknet und abfaellt. Die assimilirende Thaetigkeit der Sprosstheile ist ganz unbedeutend; die Pflanze ist vielmehr fuer ihre Ernaehrung beinahe ganz auf das maechtige Wurzelsystem angewiesen, welches vermoege seines Velamen das Wasser aufsaugt, die organische Substanz aus dem anorganischen Rohmaterial erzeugt, den Ueberschuss des Wassers und der organischen Produkte aufspeichert, in einem Worte saemmtliche vegetative Functionen von Stamm, Wurzel und Blatt in sich vereinigt. Ihren mannigfacheren Functionen entsprechend, weicht die Wurzel von Aeranthus funalis in manchen Punkten von derjenigen beblaetterter Orchideen ab; mit der Assimilation in Zusammenhang steht ihr weit groesserer Reichthum an Chlorophyll, die geringere Dicke ihres Velamen, welches auch im trockenen Zustand das gruene Gewebe durchschimmern laesst; den Beduerfnissen der Wasserregulirung entsprechen Wasserzellen und eigenthuemliche Durchfuehrgaenge fuer Gase, welchen offenbar genau die gleiche Bedeutung fuer die Transpiration, wie den Spaltoeffnungen, zukommt und die dem blossen Auge, namentlich nach Befeuchtung, _weisse Streifen_ darstellen(9), die fuer Wasser ganz undurchlaessig sind, waehrend Gase dieselben ungehindert passiren. Die Aufspeicherung der Reservestaerke findet in den tiefen Zonen des Rindenparenchyms statt. Endlich sei noch erwaehnt, dass der unbedeutenden Entwicklung der Sprosstheile entsprechend die Gefaessbuendel sehr reducirt sind, waehrend den in Folge des freien, haengenden Wachsthumsmodus der meisten Glieder des Wurzelsystems groesseren Anspruechen an Zug- und Biegungsfestigkeit durch starke Verdickung des Velamen und der inneren Endodermis, sowie durch starke Sklerose des Zwischengewebes im Gefaessbuendel genuegt wird. Noch weit mehr blattaehnlich als bei Ae. funalis sind die Wurzeln des sonst sehr aehnlichen Ae. fasciola aus Guatemala, die neuerdings von JANCZEWSKI einer genauen Untersuchung unterworfen wurden, und welchem sich ein paar brasilianische Arten, von welchen ich Alcoholmaterial meinem Freunde H. SCHENCK verdanke, anschliessen. Bei diesen Arten sind die Wurzeln flach und mit einer ganz aehnlichen Dorsiventralitaet, wie Laubblaetter, versehen. Die Unterseite, die von einer starken Mittelrippe durchzogen ist, traegt das Velamen und die den Spaltoeffnungen entsprechenden Pneumathoden; die Oberseite ist flach, gruen, entbehrt des Velamen und verrichtet vornehmlich die Functionen der Kohlenstoffassimilation. Die Dorsiventralitaet ist, nach JANCZEWSKI, bei Ae. fasciola ebenso unabhaengig von aeusseren Umstaenden, wie bei Laubblaettern. Die Wurzeln von Ae. funalis dagegen sind im haengenden Zustande radial gebaut, waehrend, im Falle sie auf der Rinde kriechen, ihr Velamen an der Unterseite etwas maechtiger und duennwandiger wird. Eine aehnliche, durch das Licht bedingte Dorsiventralitaet kommt nach den Untersuchungen JANCZEWSKI's den Luftwurzeln mehrerer, jedoch nicht aller epiphytischen Orchideen zu. 8. Die Mittel, welche den Epiphyten der ersten Gruppe das Gedeihen auf Baumrinde ermoeglichen, sind nach dem Gesagten zum groessten Theil solche, die den meisten atmosphaerischen Gewaechsen zukommen: flaechenartige Ausbreitung, Aufspeicherung von Wasser, starke Ausbildung der Cuticula. Diese Schutzmittel sind aber bei dieser Gruppe, mit Ausnahme der ausgesprochenen Schattenfarne, vollkommener ausgebildet als bei der Mehrzahl der nicht hierher gehoerigen Epiphyten, die sich durch besondere Vorrichtungen eine reichlichere Naehrloesung verschaffen. Nur bei Vertretern dieser Gruppe, allerdings blos bei wenigen, finden wir die Faehigkeit, grossen Wasserverlust ohne Schaden zu ertragen. Ebenfalls finden wir nur auf dieser niedersten Stufe des Epiphytismus hie und da, namentlich bei Orchideen, starke Reduction der transpirirenden Oberflaeche als Schutzmittel ausgebildet, am eigenthuemlichsten bei den unbelaubten Aeranthus-Arten, welche uns die auffallendste Anpassung innerhalb der ersten Gruppe liefern. Endlich sei hervorgehoben, dass bei weitem die grosse Mehrzahl der epiphytischen Orchideen und die Araceen mit Velamen ausschliesslich auf die Naehrstoffe der Rinde angewiesen sind, sodass letzteres beinahe als eine Eigenthuemlichkeit der ersten Gruppe betrachtet werden kann. Im Ganzen ist, trotzdem die Schutzmittel meist miteinander combinirt sind, sehr ueppiges Pflanzenleben auf Kosten der im Humus der Rinde und im Moos befindlichen Naehrloesung nicht moeglich; beinahe saemmtliche Arten der ersten Gruppe sind Kraeuter von geringer oder mittlerer Groesse, und die wenigen Straeucher gedeihen nur im Schatten auf sehr rissiger oder bemooster Rinde. Die stattlichste mir bekannte hierher gehoerige Art ist das suedbrasilianische Philodendron cannifolium, das, dank der maechtigen Ausbildung und dem schleimigen Inhalt seines Intercellularsystems, enorme Mengen von Regen- und Thauwasser aufspeichert; die Dimensionen dieser Pflanze sind aber unter den Epiphyten der anderen Gruppen nicht blos sehr gewoehnlich, sondern werden vielfach weit uebertroffen. III. Zweite Gruppe.(10) Das Wurzelsystem der Epiphyten besteht, nicht blos bei den Monocotylen, sondern auch bei den Dicotylen, ausser waehrend der Keimungsperiode, ausschliesslich aus Adventivwurzeln -- eine unmittelbare Wirkung des Substrats, aehnlich wie sie sich, auch in Europa, bei Baeumen zeigt, die auf Mauern oder Felsen wachsen. Wo die Adventivwurzeln der Epiphyten sehr lange werden, kann es geschehen, dass sie, ohne merklich geotropisch zu sein, hin und wieder den Boden erreichen, woraus jedenfalls ein Vortheil fuer die Pflanze erwaechst; solches Verhalten kann man z. B. bei grossen Cacteen, bei Symphysia guadelupensis, Schlegelia parasitica beobachten. Was bei den zuletzt erwaehnten Epiphyten nur durch Zufall und keineswegs immer geschieht, ist bei anderen constant, indem einzelne der Wurzeln ausgesprochenen positiven Geotropismus besitzen; so verhaelt sich u. a. die strauchartige Rubiacee Hillia parasitica, die jedoch, wie mir schien, erst spaet mit dem Boden verbunden wird. Dem Standorte etwas vollkommener angepasst ist Blakea laurifolia NAUD., eine praechtige, strauch- bis baumartige Melastomacee der kleinen Antillen, aus deren kurzem Stamm Wurzeln entspringen, die theils ausgesprochen positiv geotropisch sind und relativ schnell bis zum Boden wachsen, theils des Geotropismus scheinbar ganz entbehren und ein feines, verworrenes Netz um den stuetzenden Baumstamm bilden. In den erwaehnten Faellen wird trotz grossem Aufwand von Material noch relativ wenig erreicht; die Verbindung des Epiphyten mit dem Boden ist noch unvollkommen, und daher sehen wir die erwaehnten Pflanzen nur auf humusreichem Substrat, an feuchten Standorten gedeihen. Diese Gewaechse sind auf einer niederen Stufe der Anpassung verblieben und ihre Wurzeln haben im Wesentlichen die Eigenschaften behalten, die ihren auf dem Boden wachsenden Stammformen zukamen. Bei anderen Pflanzen ist dagegen die Combination von epiphytischer und terrestrischer Lebensweise, dank einer entsprechenden Differenzirung des Wurzelsystems, eine viel vollkommenere geworden. Wie bei den zuletzt erwaehnten Arten sind gewisse Wurzeln durch positiven Geotropismus ausgezeichnet, waehrend die uebrigen von der Schwerkraft nicht merklich beeinflusst werden; die bereits bei Blakea angedeuteten sonstigen Unterschiede sind aber weit schaerfer ausgesprochen. _Die positiv geotropischen Wurzeln wachsen ausserordentlich schnell, bis sie in den Boden gelangen, und sind durch ihren histologischen __ Bau zur Leitung der Naehrloesung ausgezeichnet angepasst, waehrend die nichtgeotropischen rankenartige, ausserordentlich feste Haftorgane von weit geringerer Laenge darstellen._ Die erwaehnte Differenzirung ist auf die Adventivwurzeln beschraenkt; sie fehlt ganz der Hauptwurzel und ihren Aesten, die uebrigens frueh zu Grunde gehen oder sehr klein verbleiben. Haft- und Naehrwurzeln sind durch keine Uebergaenge verbunden und die Ausbildung eines Gliedes des Wurzelsystems zu der einen oder der anderen Form von aeusseren Umstaenden ganz unabhaengig; wo eine Haftwurzel zufaellig in ein humusreiches Substrat gelangt, entwickelt sie zahlreiche Nebenwurzeln, ohne ihre charakteristischen Eigenschaften aufzugeben. Beiderlei Wurzeln entstehen bei den Monocotylen aus dem Stamme oder seinen Aesten, waehrend bei den Clusiaceen die Seitenaeste der Naehrwurzeln zuweilen den Charakter von Haftwurzeln besitzen. Die _Haftwurzeln_ sind ausgesprochen negativ heliotropisch, dagegen nicht merklich geotropisch. Sie besitzen ein langsames, beschraenktes Laengenwachsthum, werden nur bei wenigen Pflanzen bis zwei Fuss lang und sterben, aehnlich wie Ranken, ab, wenn sie nicht frueh mit einem festen Gegenstand in Beruehrung kommen. Haben sie eine Stuetze erreicht, was bei ihrem negativen Geotropismus und der Lebensweise der Epiphyten in der Regel geschieht, so legen sie sich derselben dicht an und kruemmen sich rankenartig um dieselbe herum, manchmal zwei bis drei Windungen bildend, wenn der erfasste Gegenstand duenn ist. Die Dicke der Haftwurzeln schwankt zwischen derjenigen eines Federkiels (Aroideen) und eines starken Fingers (Clusia). Der Epiphyt haengt, wie eine Liane an ihren Ranken, an seinen Haftwurzeln, die dementsprechend _einen festen Halt an der Unterlage_ und _bedeutende Zugfestigkeit_ besitzen muessen. Erstere Bedingung ist dadurch erfuellt, dass die Haftwurzeln den Unebenheiten der Rinde dicht angedrueckt kriechen, letzterer, in der Jugend wenigstens, durch Wurzelhaare angewachsen sind und zum mindesten eine halbe Windung um den erfassten Gegenstand bilden; die Zugfestigkeit wird ihnen dadurch verliehen, dass ihr axiles Gefaessbuendel, resp. (Clusia) auch der secundare Zuwachs des Holzkoerpers wesentlich aus stark verholzten, dickwandigen Fasern bestehen, wahrend die leitenden Elemente spaerlich und duenn sind. Wie vollkommen die Befestigung ist, zeigt sich, wenn man den Versuch macht, den Epiphyt von seiner Unterlage abzureissen; derselbe gelingt bei den groesseren Formen dem Einzelnen nicht, indem die Haftwurzeln sich nur sehr schwer strecken lassen und beinahe unzerreissbar sind. Die _Naehrwurzeln_ sind bei einigen Arten, aehnlich wie die Haftwurzeln, ausgesprochen negativ, bei anderen nicht heliotropisch; stets sind sie ausgesprochen positiv geotropisch und besitzen ein unbeschraenktes und schnelles Laengenwachsthum, sodass sie sogar einen ueber 100 Fuss ueber dem Boden wachsenden Epiphyt mit letzterem verbinden koennen. In ihrem oberirdischen Theil meist einfach, verzweigen sie sich reichlich in dem Boden. Sie weichen in ihrem anatomischen Bau wesentlich von den Haftwurzeln ab, indem bei ihnen die leitenden Elemente vorherrschend sind, waehrend die mechanischen stark zuruecktreten und, bei Clusia namentlich, relativ wenig verdickt sind. Ausserdem sei hervorgehoben dass, wenigstens bei den Monocotylen, das Gefassbuendel in den Naehrwurzeln weit staerker entwickelt ist im Verhaeltniss zur Rinde, als bei den Haftwurzeln. Denjenigen Naehrwurzeln, die frei in der Luft haengen, wird die noethige Biegungsfestigkeit durch einen peripherischen Sklerenchym- oder Collenchymring verliehen (Clusia rosea, brasil. und westind. Philodendron-Arten). Die _monocotylen_ Glieder der zweiten Gruppe gehoeren, soweit meine Beobachtungen reichen, alle den Gattungen Carludovica, Anthurium und Philodendron. _Carludovica Plumieri_ ist ein schlanker, oft mehrere Meter hoher Epiphyt, der auf Dominica vielfach an den Staemmen der Urwaldbaeume klettert. Seine federkieldicken Naehrwurzeln entspringen aus den Knoten und laufen bueschelweise, der Rinde angedrueckt, senkrecht nach unten, waehrend die ebenfalls zahlreichen Haftwurzeln, die bis zwei Fuss Laenge erreichen, senkrecht zu dem Stamm von Carludovica wachsen und die Stuetze fest umklammern. Das Querschnittsbild ist, wie die Fig. 2 und 3 (Taf. III) zeigen, bei Naehr- und Haftwurzeln sehr ungleich. Das Gefaessbuendel der ersteren ist sehr dick und besteht wesentlich aus sehr zahlreichen und weitlumigen Gefaess- und Siebgruppen, die an der Peripherie die fuer Monocotylenwurzeln typische Anordnung zeigen, waehrend sie im Innern regellos durcheinander liegen; das Zwischengewebe ist schwach entwickelt und besteht aus faserfoermigen, sklerotischen Zellen. Ganz anders als bei Naehrwurzeln sieht der Querschnitt der Haftwurzeln aus. Das Gefaessbuendel ist duenn und besteht der Hauptsache nach aus sehr dickwandigen, stark verholzten, faserfoermigen Zellen, wahrend die Gefaess- und Siebgruppen nur wenige, englumige Elemente besitzen und, innerhalb des peripherischen, polyarchen Rings, ganz vereinzelt im massigen Zwischengewebe liegen. Ganz aehnlich wie Carludovica verhalten sich verschiedene westindische Arten der Gattung Anthurium(11), mit dem fuer unsere Frage unwesentlichen Unterschied, dass ihr Gefassbuendel normale Structur besitzt; hierher gehoeren das mit langem, kletterndem Stamme versehene Anth. palmatum und eine kurzstaemmige, nicht bestimmte Art (Taf. III, Fig. 4 u. 5) mit riesiger Blattrosette, die auf Dominica haeufig ist. Diese Wurzeln entbehren des Velamen, im Gegensatz zu denjenigen einiger Anthurium-Arten der ersten Gruppe. Etwas abweichend verhaelt sich ein in den Waeldern Trinidads haeufiges Philodendron, mit maechtigem, knolligem Stamm, indem seine Naehrwurzeln frei herunterhaengen. Zur selben Gattung gehoert ferner wohl auch die epiphytische Aroidee, deren ausserordentlich lange, ebenfalls frei in die Luft wachsende Naehrwurzeln in Sta Catharina unter dem Namen "cipo nero" als Stricke und dergl. Verwendung finden. Die Wurzeln dieser Arten weichen von denjenigen der Gattung Anthurium durch den Besitz von Oelgaengen in der Rinde und namentlich denjenigen einer peripherischen Faserlage ab, welche ihnen die in Folge des frei haengenden Wachsthumsmodus nothwendige Biegungsfestigkeit verleiht. Manche kletternden Araceen des brasilianischen und westindischen Urwalds befinden sich auf der Uebergangsstufe zum Epiphytismus, indem sie haeufig im Boden keimen, ihr Stamm aber spaeter an der Basis abstirbt; so verhalten sich namentlich Arten von Philodendron, Monstera deliciosa. Auf solcher Uebergangsstufe befindet sich auch Vanilla planifolia, die aus ihren Knoten lange, cylindrische, positiv geotropische Naehrwurzeln und kurze, flache, nicht geotropische Haftwurzeln erzeugt; anatomisch habe ich diese beiden Wurzelformen nicht verglichen. Die ausgezeichnetste zu der zweiten Gruppe gehoerige dicotyle Pflanze ist _Clusia rosea_, deren Lebensgeschichte ich auf den westindischen Inseln einer genauen Untersuchung unterwerfen konnte. Clusia rosea ist ein reich belaubter, bis mittelgrosser, epiphytischer Baum, dessen frei wachsender Stamm sich nach unten in eine oft ueber armsdicke, scheinbare Hauptwurzel fortsetzt, welche meist, wenn auch nicht immer, der Rinde des Wirthbaumes dicht angedrueckt, senkrecht bis in den Boden geht. Der scheinbaren Hauptwurzel entspringen zahlreiche, duennere Nebenwurzeln, die saemmtlich auf der Rinde kriechen und theils ebenfalls senkrecht oder schief bis in den Boden wachsen, zum groessten Theil jedoch horizontal verlaufen und den stuetzenden Stamm fest umklammern. Anstatt einer einzelnen durch ihre Dicke und Lange ausgezeichneten Wurzel sind deren zuweilen mehrere, saemmtlich ausgesprochen positiv geotropisch. Die eben besprochenen Wurzelgebilde stellen, namentlich bei aelteren Exemplaren, nur einen Theil des Wurzelsystems des Epiphyten dar. Aus den belaubten Aesten entspringen zahlreiche Adventivwurzeln, die theilweise als kurze, aber starke Haftorgane ausgebildet sind, theilweise dagegen senkrecht nach unten bis zum Boden wachsen und eine oft ungeheure Laenge erreichen. Wir finden demnach unter diesen, den belaubten Aesten entspringenden Wurzeln eine ganz aehnliche Differenzirung, wie bei Carludovica und den vorhin erwaehnten Aroideen, und werden dieselben ebenfalls als Naehrwurzeln und Haftwurzeln unterscheiden. Die Haftwurzeln sind meist einfach, besitzen oft ueber Fingerdicke und kruemmen sich rankenartig um die Gegenstaende, mit welchen sie in Contakt kommen; sie umklammern in dieser Weise nicht nur die Aeste des Wirthbaums und benachbarter Baeume, sondern auch diejenigen des Epiphyten selbst oder andere Haftwurzeln, mit welchen sie verworrene Knaeuel erzeugen. Die Naehrwurzeln sind in ihrem oberirdischen Theile einfach und besitzen in dessen ganzer Laenge gleiche Dicke; letztere betraegt vor dem Eindringen in den Boden etwa 6--7 mm, nach der Bewurzelung oft mehrere Centimeter. Sie gleichen im letzteren Falle starken Schiffstauen. Die Burserabaeume der Urwaelder von Dominica sind oft von Hunderten solcher Taue, die die auf dem Gipfel des Riesen befindlichen epiphytischen Clusien mit dem Boden verbinden, umgeben; an einem einzigen Bueschel noch frei haengender Wurzeln fanden wir 107 Glieder. Die Lebensgeschichte der Clusia rosea ist in den Hauptzuegen folgende. Der Same keimt in humusreichen, feuchten Spalten der Rinde; auf Dominica jedoch meist im Wurzelgeflecht einer maechtigen Bromeliacee, Brocchinia Plumieri, auf Trinidad vielfach in den persistirenden Blattbasen von Palmen. Die pfahlfoermige Hauptwurzel dringt in das Substrat so tief als moeglich ein und bildet zahlreiche, duenne Aeste, die den meist engen Raum moeglichst durchwuchern und ausnutzen. Die Hauptwurzel und ihre Aeste bleiben sehr klein, genuegen aber, um der jungen Pflanze im Anfang die noethige Nahrung und Befestigung zu verschaffen. Bald nach der Keimung werden jedoch an der Basis des Stengels einige Adventivwurzeln erzeugt, die in das Substrat nur eindringen, wenn dasselbe eine groessere Ausdehnung besitzt, widrigenfalls, und zwar ist dies die Regel, sie an der Oberflaeche des Wirthbaumes nach allen Richtungen kriechen und bald das Hauptwurzelsystem an Maechtigkeit weit uebertreffen. Die Adventivwurzeln sind mit der Rinde des Wirthbaumes durch Haare verwachsen, dringen in Spalten, Moospolster, Luftwurzelgeflechte ein, wo sie reichliche Veraestelungen erzeugen, waehrend sie an trockenen Stellen einfach bleiben. Auch dieses Stadium ist provisorisch; der Mehrzahl dieser Wurzeln kommt nur voruebergehend eine wesentliche Bedeutung fuer die Ernaehrung des Epiphyten zu. Eine der Wurzeln -- selten eine Mehrzahl solcher -- zeichnet sich bald durch positiven Geotropismus und viel bedeutenderes Laengenwachsthum vor den uebrigen aus und erreicht frueher oder spaeter den Boden. Wo nur eine solche Wurzel vorhanden, stellt sie scheinbar die directe Fortsetzung des Stammes nach unten und ist demnach einer Hauptwurzel aehnlich. Diese Periode der Entwickelung ist bereits durch die Differenzirung des Wurzelsystems in Organe der Ernaehrung und der Befestigung ausgezeichnet, indem der scheinbaren Hauptwurzel und ihren verticalen Seitenaesten wesentlich die erstere, den horizontal rings um den Stamm wachsenden Seitenaesten die letztere Function zukommt. Das aus der Basis des jungen Stammes entspringende System von Adventivwurzeln will ich das _primaere_ nennen. Als secundaere Adventivwurzeln bezeichne ich diejenigen, welche, wie anfangs gezeigt wurde, aus den Zweigen entspringen. Diese Wurzeln werden weit spaeter als die primaeren angelegt und unterscheiden sich in mancher Hinsicht von diesen. Sie werden ordnungslos erzeugt und bald zu Naehrwurzeln, bald zu Haftwurzeln ausgebildet, ohne dass aeussere Factoren die Bestimmung der Wurzel irgendwie beeinflussen koennten; oft werden vielmehr am selben Zweige, unter ganz gleichen aeusseren Umstaenden, beiderlei Wurzeln gebildet. Die Haftwurzeln besitzen ein langsames, beschraenktes Laengenwachsthum und sehr starken, negativen Helietropismus, waehrend die Naehrwurzeln schnell eine bedeutende Laenge erreichen und, ohne je heliotropische Kruemmungen zu zeigen, vertical nach unten wachsen. Das endliche Resultat haben wir kennen gelernt: Die Haftwurzeln kommen in Folge ihres negativen Heliotropismus in der Regel mit einem Aste in Beruehrung und kruemmen sich um denselben um, sterben aber ab, wenn sie eine gewisse Laenge erreichen, ohne eine Stuetze zu finden. Die Naehrwurzeln hingegen wachsen bis zum Boden, treiben in denselben zahlreiche Seitenaeste, wahrend ihr oberirdischer, bisher duenner Theil allmaehlich die Dicke eines Schifftaues erreicht. Der ungleichen biologischen Bedeutung der beiden Wurzelformen entsprechen ganz aehnliche anatomische Unterschiede, wie bei denjenigen der vorhin beschriebenen Monccotylen. Das Holz besteht in den Naehrwurzeln aus zahlreichen, weitlumigen Tracheen und schwach verdickten Faserzellen, waehrend in den Haftwurzeln die Tracheen sehr spaerlich und eng sind, das zwischenliegende Faserparenchym sehr stark verdickte, sklerotische Waende besitzt; auch die Elemente des Bastes, speciell die Siebroehren, sind in den Naehrwurzeln weitlumiger als in den Haftwurzeln. Die Haftwurzeln besitzen stets, auch wenn sie nicht mit einer Stuetze in Beruehrung kommen, gleichen Bau. Die Naehrwurzeln bestehen vor ihrer Verbindung mit dem Boden beinahe nur aus zarten, unverholzten Zellen; das secundaere Dickenwachsthum beginnt erst nach derselben. Die fuer die freihaengenden Wurzeln noethige Biegungsfestigkeit wird erreicht durch peripherische Gruppen stark verdickter, langgestreckter Zellen, die nach der Bewurzelung obliterirt werden, indem ein Beduerfniss nach mechanischen Vorrichtungen dann nicht mehr besteht. Die anatomischen Unterschiede zwischen Naehr- und Haftwurzeln zeigen sich, wenn auch in geringerem Grade, bei dem primaeren Adventivwurzelsystem. Die Haftwurzeln desselben stimmen ganz mit den secundaeren ueberein, waehrend die Naehrwurzeln anfangs allerdings ebenfalls wesentlich aus englumigen, stark verdickten Elementen bestehen, in welchen immerhin die Tracheen zahlreicher sind, in ihrem spaeteren Zuwachs aber den secundaeren Naehrwurzeln weit aehnlicher werden, indem die Tracheen an Zahl und Weite bedeutend zunehmen. Der Uebergang des mehr mechanisch zu dem mehr ernaehrungs-physiologisch gebauten Theil ist schroff und fuer das blosse Auge sehr auffallend. Der Clusia rosea schliessen sich die epiphytischen Feigenbaeume an (Taf. I), die auf ungleichen Stufen der Anpassung verblieben sind, was wohl auch von Arten der Gattung Clusia gelten duerfte. Ich habe nie Gelegenheit gehabt, epiphytische Feigenbaeume viel zu studiren; nach dem, was ich in Brasilien an solchen zu beobachten Gelegenheit hatte, sowie nach den muendlichen Mittheilungen von Herrn Dr. BRANDIS ueber indische Feigenarten, sind die ersten Entwicklungsstadien denjenigen von Clusia rosea sehr aehnlich und fuehren zunaechst zu einem primaeren System von Adventivwurzeln, das den Stamm als vielfach anastomosirendes Geflecht umhuellt und mit zahlreichen Aesten in den Boden dringt. Bei den von mir gesehenen Arten und bei Coussapoa Schottii war, wie bei Clusia, die eine dieser Wurzeln weit staerker als die andern und einer Hauptwurzel gleich. Manche, aber nicht alle Ficus-Arten entwickeln aus ihren Aesten secundaere Adventivwurzeln, die jedoch nicht, wie bei Clusia rosea, sich entweder zu Haft- oder zu Naehrwurzeln, sondern zu Stuetzwurzeln entwickeln, die senkrecht nach unten wachsen und nach ihrem Eindringen in den Boden, in Bezug auf Umfang und Festigkeit, stammaehnlich werden. Allbekannt ist durch die Abbildungen der Banyan (Ficus indica) mit seinen zahlreichen, saeulenartigen Stuetzwurzeln. IV. Dritte Gruppe.(12) Waehrend die meisten Epiphyten sehr lange, gerade Wurzeln besitzen, die sich nur an feuchten Stellen reichlich verzweigen, stellen die Wurzeln einiger, zu sehr verschiedenen Familien gehoerender, epiphytischer Gewaechse viel verzweigte Geflechte schwammartiger Structur dar, in und auf welchen sich allmaehlich todte Blaetter und andere humusbildende Stoffe anhaeufen. Zuweilen sind diese Geflechte noch niedrig und einfach, z. B. bei Epidendrum ciliatum; bei mehreren Pflanzenarten jedoch sind sie zu massigen, stark vorspringenden oder vogelnestartig in den Gabelungen der Aeste befestigten Wurzelmassen ausgebildet, welche zu ueberaus reichen Ablagerungsorten fuer Humus werden; mit der Zeit werden diese Wurzelgeflechte haeufig von Moosen und kleinen Farnen mehr oder weniger ueberzogen. Die Ernaehrung der Epiphyten ist durch diese Vorrichtung ebenso unabhaengig von der Baumrinde als bei den Arten der zweiten Gruppe. Der Humus, der sich in und namentlich auf den Wurzelgeflechten ansammelt und von den Blaettern festgehalten wird, ist fuer den Epiphyten eine beinahe ebenso reiche Naehrquelle, wie der Boden selbst. Ebenso wie in den vorher besprochenen Faellen, sind bei den zu dieser Gruppe gehoerenden Epiphyten die Functionen der Ernaehrung und der Befestigung auf verschiedene Glieder des Wurzelsystems vertheilt, welche dementsprechend mit ungleichen Eigenschaften ausgeruestet sind. Den Haftwurzeln kommt jedoch auch eine wichtige Rolle bei der Stoffleitung zu, und die Differenzirung ist ueberhaupt weniger ausgepraegt als bei der zweiten Gruppe. Die oft ueber einen Cubikfuss maechtige, ungefaehr isodiametrische oder kuchenartig ausgebreitete Wurzelmasse ist durch Haftwurzeln befestigt, welche wiederum durch negativen Heliotropismus und grosse Zugfestigkeit ihren Functionen angepasst sind. Die Naehrwurzeln hingegen unterscheiden sich in vieler Hinsicht von denjenigen der vorigen Gruppe. Es handelt sich eben nicht mehr um eine Verbindung mit dem Boden, sondern im Gegentheil um die Verwerthung eines namentlich _oberhalb_ des Wurzelkoerpers befindlichen Naehrbodens und der ebenfalls von _oben_ kommenden Niederschlaege. Dementsprechend sind die Naehrwurzeln dieser Epiphyten nicht mehr positiv, sondern _negativ_(13) geotropisch. Da es sich bei diesen Wurzeln nicht mehr um die Leitung von Naehrloesungen auf weite Strecken handelt, so ist auch ihr anatomischer Bau weniger auffallend verschieden von demjenigen der Haftwurzeln, als etwa bei Clusia oder Carludovica. Bei Anthurium Huegelii, einer der ausgezeichnetsten hierher gehoerigen Pflanzen, kommt das Vorherrschen der Leitelemente in den Naehrwurzeln, des Sklerenchyms in den Haftwurzeln sehr deutlich zum Vorschein; in den uebrigen Faellen sind dagegen die Unterschiede nur gering. Die zuerst auftretenden Wurzeln haben stets wesentlich die Eigenschaften von Haftwurzeln, dienen aber zugleich zur Ernaehrung der jungen Pflanze. Die Naehrwurzeln entstehen jedoch bald, theilweise oder (Orchideen) ausschliesslich, als Nebenaeste der Haftwurzeln. Es muss aber hervorgehoben werden, dass in diesem Falle morphologisch gleichwerthige Seitenwurzeln, auch bei gleichen aeusseren Bedingungen, theils zu der einen, theils zu der anderen Wurzelform werden, ohne dass hierin der Einfluss aeusserer Umstaende zur Geltung komme. Das oft kopfgrosse Wurzelgeflecht von _Oncidium altissimum_, einer in Westindien haeufigen epiphytischen Orchidee, ist entweder rundlich oder mehr oder weniger flach ausgebreitet und stellt eine Art Korb dar, dessen Wandung aus den verflochtenen, federkieldicken Haftwurzeln besteht, waehrend aus dem Inneren, neben den gruenen Sprossen, Hunderte von nadelformigen Naehrwurzeln sich erheben. In diesem Korb sammeln sich von den Baumaesten abgefallene Pflanzentheile, die allmaehlich in Humus uebergehen. Noch weit maechtiger entwickelt ist ein Cyrtopodium Sta. Catharinas, dessen zahllose Naehrwurzeln ueber stricknadellang werden. Die eben erwaehnten Orchideen stellen relativ noch einfache Faelle dar. Die functionelle Differenzirung zwischen beiden Wurzelformen ist noch wenig ausgesprochen, indem die Haftwurzeln nicht nur stets die Leitung der Naehrstoffe in die Pflanze uebernehmen, sondern auch in nicht unbetraechtlichem Grade an deren Aufnahme theilnehmen. Das erwaehnte Cyrtopodium laesst sich auf dem Boden cultiviren und waechst dabei sehr ueppig, obwohl es nur von unten also durch seine Haftwurzeln, ernaehrt wird. Die Bedeutung der negativ geotropischen Wurzeln ist aber nichtsdestoweniger in der Natur sehr gross, sogar da, wo das Substrat relativ reich an Naehrstoffen ist, namentlich aber da, wo die Rinde wenig bietet; ich habe Oncidium flexuosum und sogar das riesige Cyrtopodium auf hohen, kahlen Baumaesten wachsen sehen, wo ihre Haftwurzeln beinahe nichts aufnehmen konnten, waehrend sich zwischen den Naehrwurzeln verwesende Pilanzentheile reichlich befanden. _Anthurium Huegelii_ SCHOTT. (Anth. Hookeri KTH.)(14), ein maechtiger, in den Waeldern Westindiens und Venezuelas haeufiger Epiphyt, der trotz seiner ungeheuren Dimensionen oft an den tauartigen Luftwurzeln von Clusia oder den bandfoermigen Staemmen der Bauhinien befestigt ist, steht auf einer hoeheren Stufe der Anpassung als die eben beschriebenen Orchideen. Das oft ueber einen Cubikfuss maechtige, rundliche oder etwas laengliche Wurzelgeflecht umgibt und ueberragt den kurzen Stamm und sendet zahlreiche Veraestelungen zwischen die beinahe sitzenden, steifen Blaetter, _deren maechtige Rosette einen Haufen von mehr oder weniger zersetzten, nach unten in Humus uebergehenden, pflanzlichen Fragmenten umgibt und festhaelt_. Die Befestigung des Epiphyten geschieht durch starke, bis drei Fuss lange, horizontale Haftwurzeln. Die Naehrwurzeln, welche das maechtige, schwammartige Geflecht der Hauptsache nach zusammensetzen, sind sehr ungleich dick, reichlich verzweigt und dicht behaart. Sie sind an der Basis des Wurzelschwammes durcheinander geflochten, wahrend im oberen Theile ihre wachsenden, freien Enden sich zahllos theils in die Luft, theils namentlich in den von den Blaettern festgehaltenen Humushaufen erheben. Am Ende der trockenen Jahreszeit sterben die peripherischen Wurzelenden, sowie die aeussersten Blaetter sammt den in ihren Achseln befindlichen langen Auszweigungen des Wurzelsystems ab. Im Juni oder Juli aber dringen durch die Fetzen der abgestorbenen Blaetter und Wurzeln wieder zahlreiche, neue Wurzelspitzen hervor, die alle genau nach oben gerichtet sind und deren nadelduenne, etwas gruenlich gefaerbte Enden rasenartig den oberen Theil der Wurzelmasse bedecken. Die Haftwurzeln hingegen bleiben waehrend der trockenen Jahreszeit ganz unversehrt; sie unterscheiden sich aeusserlich von den Naehrwurzeln dadurch, dass sie nicht ringsum, sondern nur an der angewachsenen Seite behaart sind. Bei der Keimung werden zunaechst Haftwurzeln ausgebildet, die waehrend einiger Zeit auch die Functionen der Ernaehrung allein verrichten. Sehr frueh jedoch entstehen die ersten Naehrwurzeln, zunaechst als Seitenaeste der Haftwurzeln, nachher aber auch direkt aus dem Stamme, und uebertreffen die Haftwurzeln bald in Laenge und Zahl. Haupt- und Nebenaeste der Naehrwurzeln sind zuerst nach oben gerichtet; durch den Contakt entstehen jedoch mannigfache Kruemmungen, durch welche die Wurzelmasse zu einem unentwirrbaren Geruestwerk wird. Im Grossen und Ganzen bleibt aber das Wachsthum der letzteren demjenigen des Stammes gleichsinnig, sodass freie Wurzelenden nur im oberen Theile auftreten. Anatomisch weichen die Wurzeln von Anth. Huegelii von denjenigen der Arten der zweiten Gruppe durch den Besitz eines maechtigen Velamen ab, welches jedoch, im Gegensatz zu demjenigen von A. lanceolatum (siehe 1. Gruppe), glattwandige Zellen besitzt. Das Gefaessbuendel besteht in den Haftwurzeln wesentlich aus sehr stark verdickten, sklerotischen Faserzellen und enthaelt nur wenige englumige Gefaess- und Siebelemente; letztere sind in den Naehrwurzeln zahlreicher und weiter, waehrend das Zwischengewebe nur an der Peripherie sklerotisch ist. Immerhin ist aber der Unterschied nicht so auffallend, als bei den Haft- und Naehrwurzeln der zweiten Gruppe. Einige grosse Farne des tropischen Amerika zeigen ein demjenigen von Anth. Huegelii aehnliches Verhalten, so namentlich die westindischen Polypodium Phyllitidis L. und Asplenium serratum L. Beide Arten besitzen steife, schmal zungenfoermige Blaetter, die einen riesigen Trichter bilden, in welchem sich, wie bei Anthurium Huegelii, abgestorbene Pflanzentheile anhaeufen und in Humus uebergehen; das Wurzelsystem ist in aehnlicher Weise fuer die Verwerthung dieser Naehrquelle ausgebildet. Die Pflanze ist durch zahlreiche, myceliumartig auf der Rinde wuchernde Haftwurzeln befestigt, die ebenso wie bei den uebrigen vorher beschriebenen Pflanzen negativ heliotropisch sind, waehrend die kurzen Naehrwurzeln starken negativen Geotropismus besitzen. Ganz aehnliche Anpassungen an die Verwerthung von Humus kommen auch, wie es bereits SOLMS-LAUBACH in einem Referat ueber meine Arbeit ueber die Epiphyten Westindiens hervorhob, in Java vor. In neuester Zeit hat aber GOEBEL daselbst bei verschiedenen Farnen Anpassungen nachgewiesen, welche eine hoehere Stufe darstellen. Waehrend die Blaetter von Anthurium Huegelii und der sich aehnlich verhaltenden Farne gleichzeitig zum Festhalten des Humus und zur Assimilation dienen, sind bei verschiedenen indischen Arten der Gattung Polypodium und Platycerium beide Functionen auf ungleiche und entsprechend ausgebildete Blaetter vertheilt. Das in unseren Gewaechshaeusern viel cultivirte Platycerium alcicorne ist ein ausgezeichnetes Beispiel dieser merkwuerdigen Vorrichtung, welche in GOEBEL's citirter Arbeit des naeheren geschildert ist. Zu dieser Gruppe kann endlich auch Dischidia Rafflesiana, mit ihren Wasser und Humus sammelnden Ascidien, gerechnet werden (vgl. TREUB l. c.). V. Vierte Gruppe. 1. Die Rinde eines von Epiphyten ueberwucherten Baumes zeigt sich, vielfach bis zu seiner Basis, von einem dichten Wurzelgeflecht umhuellt, welches von den verschiedenartigsten Pflanzen herruehrt. Die Wurzeln der doch so oft stattliche Dimensionen erreichenden und so zahlreichen Bromeliaceen sind in diesem Gewirr nicht vertreten; noch ragen sie, wie bei Anthurium Huegelii und den anderen Arten der dritten Gruppe, als maechtige, schwammartige Polster hervor. Sie bedecken, rings um die Anheftungsstelle, ein Areal, das bei den stattlichsten Arten die Oberflaeche der Hand nicht uebertrifft, und doch sind sie weder dick noch zahlreich. Diese duennen und haeufig an der Oberflaeche ganz glatter Rinde befestigten Wurzeln erscheinen von vornherein nicht im Stande, die Pflanze zu ernaehren, um so mehr als sie zum groessten Theile abgestorben sind. Dagegen sind sie so fest und der Rinde derart angekittet, dass die epiphytischen Bromeliaceen sich nur sehr schwer von ihrem Substrat abreissen lassen; die Function der Befestigung am Substrat wird von diesen Wurzeln vollkommen verrichtet. Waehrend die Wurzeln, auch bei ueppig wachsenden Bromeliaceen, haeufig auf ganz glatter und trockener Rinde kriechen, bilden in der Mehrzahl der Faelle die Blaetter, aehnlich wie bei Anthurium Huegelii und Asplenium serratum, einen maechtigen Trichter, der nicht nur wie bei diesen, Humus, sondern auch, indem er an der Basis dicht schliesst, Wasser reichlich ansammelt. Dieses Wasser, dessen Menge ein Liter haeufig uebertrifft, liefert keineswegs, wie es manchmal beschrieben worden ist, dem durstigen Reisenden ein koestliches Getraenk, sondern stellt eine schmutzige, stinkende Fluessigkeit dar, in welcher allerlei Thierchen ihr Dasein fristen -- theilweise Arten gehoerend, die an anderen Standorten nicht vorkommen(15)). Die trockeneren, oberen Theile des Humushaufens sind dagegen haeufig von Ameisen bewohnt. Im Gegensatz zu Anthurium Huegelii wird dieser Humus nicht von Wurzeln ausgebeutet; solche fehlen zwischen den Blaettern gaenzlich. Es erschien daher wahrscheinlich, dass die Blaetter, und nicht die Wurzeln, bei diesen Bromeliaceen die Function der Wasseraufnahme verrichten, und dass es sich in der That so verhaelt, habe ich bereits in meiner ersten Mittheilung eingehend dargestellt. Die diesbezueglichen Versuche muessen jedoch hier, des Zusammenhangs halber, wieder beschrieben werden. 2. Die Versuche wurden auf den westindischen Inseln Dominica und Trinidad im Jahre 1883 ausgefuehrt. Zur Verwendung wurden Caraguata lingulata, Brocchinia Plumieri und eine Vriesea des Urwalds gewaehlt, weil diese Pflanzen viel leichter welken als die Aechmea-Arten und die grauen Tillandsien, die wochenlang bei gaenzlichem Wassermangel turgescent bleiben. Die erwahnten Versuchspflanzen welkten saemmtlich nach wenigen Tagen, wurden aber nach wiederholtem Befeuchten der Blattbasen, bei vollstaendigem Trockenbleiben der Wurzeln, in hoechstens 24 Stunden wieder frisch und straff, mit Ausnahme der aeussersten Blaetter, die meistens gaenzlich vertrockneten. Noch instructivere Resultate ergaben vergleichende Culturen, bei welchen die Pflanzen (ausser den genannten noch die schwer welkende Till. fasciculata) theilweise gar nicht, theilweise nur auf den Blaettern befeuchtet wurden; um jede Mitwirkung der Wurzeln auszuschliessen, waren dieselben abgeschnitten und der ganze wurzeltragende Theil mit Canadabalsam ueberzogen. Die nicht begossenen Exemplare starben, je nach der Art, nach wenigen Tagen oder erst einigen Wochen ab, waehrend die begossenen waehrend der ganzen Dauer der Versuche (10 Wochen, z. Th. 3 Monate) frisch blieben und sich weiter entwickelten. Entsprechend modificirte Versuche wurden mit denselben Pflanzenarten angestellt, um die Wurzeln auf ihre Bedeutung als Ernaehrungsorgane zu pruefen. Welke Pflanzen (Brocchinia, Guzmannia tricolor) wurden nicht wieder frisch, wenn ihre Wurzeln allein befeuchtet wurden, und Begiessung des Wurzelsystems frischer Pflanzen bei Trockenbleiben der Blaetter hinderte nicht, dass Welken bald eintrat. Durchschnittlich jedoch, wenn auch nicht immer, welkten die Pflanzen mit begossenen Wurzeln etwas langsamer als die gar nicht begossenen, sodass eine schwache Wasseraufnahme durch die Wurzeln stattzufinden scheint. Aus diesen Versuchen geht zur Genuege hervor, dass das im Blatttrichter aufgespeicherte Wasser nicht nur benutzt wird, sondern unentbehrlich ist. Dass den Wurzeln bei den epiphytischen Bromeliaceen nur die Function von Haftorganen, den Blaettern dagegen saemmtliche Functionen der Stoffaufnahme zukommen, geht in auffallendster Weise aus dem Umstande hervor, dass _Bromeliaceen, die mit anderen Haftvorrichtungen versehen sind, der Wurzeln entbehren_. Die haeufigste der wurzellosen Bromeliaceen ist Tillandsia usneoides, deren graue Schweife in den kuehleren Waldlandschaften des tropischen und subtropischen Amerika beinahe nie fehlen und vielfach das Laub ganz verdecken (Taf. II). Jeder dieser Schweife, deren Lange bis gegen 3 m erreichen kann, besteht aus zahlreichen, fadenfoermigen, zweizeilig beblaetterten Sprossen, die dadurch, dass sie an ihrer Basis den stuetzenden Ast umwinden, den noethigen Halt bekommen. Den ersten Ursprung eines Schweifes bildet in der Regel ein einzelner, durch den Wind abgerissener Zweig, der, auf einen anderen Ast gefallen, denselben umwindet und zahlreiche Seitensprosse entwickelt, die sich theilweise wie der Mutterspross verhalten, zum groessten Theile jedoch ganz frei in die Luft haengen. Wie auch die Voegel an der Verbreitung der Pflanze theilnehmen, wurde vorher beschrieben. 3. Die Aufnahme der waesserigen Loesung findet nicht durch die ganze Oberflaeche, sondern nur durch die bekannten Schuppenhaare statt, die bei denjenigen Bromeliaceen, die mit einem aufsammelnden Blatttrichter versehen sind, vorwiegend, oft beinahe ausschliesslich, an der Blattbasis vorkommen, die sie dicht ueberziehen, waehrend sie bei denjenigen Arten, die, wie Tillandsia usneoides, eines aeusseren Wasserreservoirs entbehren, die ganze Pflanze gleichmaessig bedecken. Das Schuppenhaar (Taf. III, Fig. 12--17) besteht aus einem in das Gewebe eingesenkten stiel- oder trichterfoermigen Stuecke, das ringsum mit den umgebenden Zellen zusammenhaengt, und einem der Blattoberflaeche flach aufliegenden oder manchmal in der Mitte eingesenkten Schilde. Ersteres besteht aus drei flachen, durch sehr duenne Waende getrennten, plasmareichen Zellen und sitzt einer drei- oder viergliedrigen Gruppe kleiner Zellen auf. Das Schild ist bei den meisten Tillandsien aus einem peripherischen, membranoesen, radial gerippten (Fig. 12), seltener aus radial geordneten, luftfuehrenden Zellen (Fig. 13) bestehenden Fluegel und einer mittleren Zellgruppe gebildet, die bei nicht benetzten Blaettern nur Luft zu enthalten scheint. Bei den uebrigen Bromeliaceen ist die Differenzirung in Fluegel und Mitteltheil nur sehr wenig ausgesprochen (Fig. 14). Befeuchtet man eine dicht mit Schuppen besetzte Art, etwa Till. usneoides, T. recurvata oder T. Gardneri, so geht sofort die bisherige silbergraue Farbe der Pflanze in Reingruen ueber. Ein kleiner Wassertropfen, auf ein solches Blatt gelegt, verhaelt sich ganz aehnlich, wie auf Fliesspapier; er verschwindet in einigen Sekunden und hinterlaesst einen dunklen Fleck. Diese Erscheinung zeigt uns, dass die Epidermis sehr benetzbar ist, sodass die Luft zwischen den Haaren schnell verdraengt wird, eine Eigenschaft, welche sonst stark behaarten Blaettern nicht zukommt und den doch ganz aehnlich beschuppten Blaettern vieler nicht epiphytischer Bromeliaceen vollstaendig fehlt. Die ferneren Vorgaenge koennen nur mit Huelfe des Mikroskopes verfolgt werden. _Da zeigt sich, dass die Zellen des Schildes sich mit Wasser fuellen_, indem ihr gasfoermiger Inhalt auf eine immer kleinere Blase reducirt wird und binnen einigen Sekunden bis einer Minute gaenzlich schwindet. Diese Erscheinungen machen es uns schon hoechst wahrscheinlich, dass die Schuppe das Aufnahmeorgan fuer die waesserigen Naehrstoffe darstelle. Verschiedene Versuche haben mir in der That gezeigt, _dass waesserige Loesungen ueberhaupt nur durch Vermittelung der Schuppenhaare in die Gewebe eindringen_. Wird ein Tropfen Kaliloesung auf die Epidermis gelegt und nach wenigen Sekunden wieder abgewischt, so zeigt die Untersuchung der mit dem Reagens in Beruehrung gekommenen Stelle, dass rings um jede Schuppe der vorher farblose Inhalt der Epidermis schoen goldgelb gefaerbt ist, waehrend derselbe in groesserer, je nach der Dauer des Versuchs wechselnder Entfernung unveraendert geblieben ist. Hat die Einwirkung des Kali etwa eine halbe Minute gedauert, so sind in der Regel schon alle Epidermiszellen gefaerbt. Die Eigenschaft, mit Kali gefaerbt zu werden, kommt den Parenchymzellen nicht zu. Bei der in unseren Gewaechshaeusern haeufig kultivirten Vriesea psittacina sind ganz gewoehnlich einzelne Epidermiszellen mit rothem Safte versehen; legt man auf die Epidermis einen Tropfen verduenntes Ammoniak, so sieht man die rothe Farbe zunaechst in Blau, dann in Gruen uebergehen, und zwar um so schneller, als die Zelle einer Schuppe naeher liegt. Die um die Schuppen befindlichen Zellen besitzen schon grasgruene Farbe, waehrend die entfernteren kaum einen Stich ins Violette zeigen. Setzt man auf das Blatt von Vriesea psittacina, Guzmannia tricolor, Brocchinia Plumieri oder anderer gruener, epiphytischer Bromeliaceen einen Tropfen sehr verduennter Kochsalzloesung, so sieht man die Contraktion des Zellplasma zuerst rings um die Basis der Schuppen im Parenchym eintreten; dieser Versuch ist besonders wichtig, indem er uns das Eindringen der Fluessigkeit ohne Toedtung der Zellen zeigt. Eine Aufnahme von Anilinfarben in die lebenden Zellen wurde dagegen von mir, trotz wiederholter Versuche, nicht erzielt, was leicht erklaerlich ist, da ich bei den untersuchten Bromeliaceenblaettern Gerbstoff nicht gefunden habe. Der anatomische Bau der Schuppenhaare steht mit der soeben nachgewiesenen Function voellig in Einklang. _Waehrend die das Haar umgebenden Zellen der Epidermis und subepidermalen Schichten haeufig sehr stark verdickt und stets cutinreich sind, sind saemmtliche Zellwaende, die das Wasser, um in die tieferen Gewebe zu gelangen, zu passiren hat, ganz cutinfrei und in ihrer ganzen Ausdehnung entweder sehr duenn (__Taf. III__, Fig. 15), oder die unterste Zellwand des Haargebildes ist wohl etwas verdickt, aber sehr stark getuepfelt_ (Fig. 15), waehrend die umgebenden Zellwaende weit dicker und viel weniger getuepfelt sind. Der Bau der Schuppenhaare zeigt, nach den verschiedenen Arten, manche instructiven Unterschiede. Bei den laengsdurchschnittenen Schuppen Fig. 13 und 15 faellt uns sofort die sehr ungleiche Entwickelung der obersten Zellwaende, des Deckels, wie ich dieselben der Kuerze halber bezeichnen will, auf. Dieser Deckel ist bei Arten mit eingesenkten Schuppenhaaren (z. B. Ortgiesia) und solchen, die feuchte, schattige Standorte bewohnen (z. B. Vriesea psittacina), duenn, bei Arten mit ueber die Oberflaeche hervorragenden Haaren (z. B. T. usneoides, recurvata, Gardneri, stricta etc.) von bedeutender Dicke. Die Bedeutung des dicken Deckels wird uns bei Vergleichung luftfuehrender mit wasserhaltigen Schuppen sofort klar; im ersteren Falle sind die duennen Zellwaende unter dem Deckel ganz eingeknickt, letzterer liegt daher dem lebenden Stieltheile beinahe unmittelbar auf; wird das Haar befeuchtet, so dehnen sich die bisher luftfuehrenden Zellen aus und heben den Deckel in die Hoehe. _Der dicke Deckel dient als Schutzmittel gegen Wasserverlust durch die unverkorkten Zellen der Durchgangsstelle, verhindert aber, dank dem eben erwaehnten Blasebalgspiel, das Eindringen des Wassers nicht._ Wie vollkommen der Bau des Haars dieser Doppelfunction entspricht, lehrt ein Blick auf die Fig. 13, die keines Commentars bedarf. Da, wo die Haare eingesenkt, oder wo in Folge der Lebensweise an feuchten, schattigen Standorten ein Schutz gegen Wasserverlust nicht zu befuerchten, ist der Deckel entsprechend duenner (Fig. 15). Die soeben besprochene Doppelfunction duerfte den Schildhaaren epiphytischer Bromeliaceen ueberhaupt, wenigstens bei den Arten trockener Standorte, zukommen; auch die bei letzteren stets sehr ausgebildeten Fluegel duerften wesentlich dazu beitragen, die Transpiration herabzudruecken. Damit in Einklang staende das Vorkommen der Haare an der ganzen Oberflaeche bei der grossen Mehrzahl der Arten, die sonnige Standorte bewohnen, waehrend sie bei den Schatten liebenden Arten, wo sie wesentlich nur die eine Function der Wasseraufnahme und sehr schmale Fluegel besitzen, auf die Blattbasen beschraenkt sind; ferner spricht dafuer der Umstand, dass viele nicht epiphytische Bromeliaceen an ihrer Blattunterseite mit ganz aehnlichen, aber unbenetzbaren, sehr breit gefluegelten Haaren dicht besetzt sind, waehrend die Oberseite zuweilen (Pitcairnia-Arten) einzelne, ganz aehnliche, aber wasseraufnehmende Haare traegt. Waehrend jedoch die aufsaugende Function der Haare exact nachgewiesen werden konnte, erschien mir die schuetzende Function der Fluegel einer experimentellen Beantwortung nicht faehig, indem ihre Entfernung kaum moeglich sein duerfte. Es kann daher diese Function nicht als _definitiv_ festgestellt betrachtet werden, so wahrscheinlich sie auch erscheint. 4. Mit voller Sicherheit haben wir festgestellt, dass die epiphytischen Bromeliaceen ihre waesserige Nahrung wesentlich nur durch die Blaetter aufnehmen und dass sie sich dadurch ganz wesentlich von beinahe allen anderen Luftpflanzen unterscheiden. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass sich die epiphytischen Arten aus normal sich ernaehrenden Pflanzen entwickelt haben, wie sie unter den terrestrischen Vertretern der Familie bei weitem vorwiegen. _Es wird sich fragen, inwiefern die Aufnahme des Wassers durch die Blaetter modificirend auf die Structur der Pflanze gewirkt hat._ Unsere Betrachtungen koennen nicht an die Gesammtheit der epiphytischen Bromeliaceen gleichzeitig geknuepft werden; es muessen vielmehr die rosettenbildenden Arten, die rasenartigen und diejenigen mit langen Sprossen gesondert zur Behandlung kommen. _Rosetten_ bildende Bromeliaceen kommen sowohl unter den terrestrischen, wie unter den epiphytischen Arten vor und gehoeren systematisch zu den verschiedenartigsten Gruppen. Die zungenfoermigen, bis vier Fuss langen Blaetter entspringen einem meist kurzen und dicken, einfachen oder verzweigten Stamme. Die Blattbasen sind bei den Epiphyten an der Basis verbreitert und loeffelartig ausgebaucht und bilden einen unten und seitlich, bis zu einer wechselnden Hoehe, vollkommen dicht schliessenden Trichter, in welchem Regen- und Thauwasser sich aufsammelt. _Die Rosetten epiphytischer Bromeliaceen sind stets zu solchen Wasserreservoirs ausgebildet, waehrend bei den terrestrischen __ die Blaetter meist, aehnlich wie bei den Liliaceen, bis zur Basis schmal und durch Zwischenraeume getrennt sind (Dyckia, Pitcairnia, Puya, Karatas, Bromelia e. p. etc.). Nur wenige terrestrische Formen, wie die Ananas, verhalten sich in dieser Hinsicht den Epiphyten gleich; in diesen Faellen sind aber auch bei terrestrischen Bromeliaceen die Blattbasen dicht mit absorbirenden Schuppen gepflastert, waehrend, wo jene nicht zu einem dichten Trichter zusammenschliessen, die absorbirenden Schuppen ganz fehlen oder nur in sehr geringer Anzahl und ohne Bevorzugung der Basis auftreten._ An sonnigen Standorten wachsende kleinere Arten laufen die Gefahr, ihren Wasservorrath durch Verdunstung zu verlieren. Alle durch ihre Lebensweise einer solchen Gefahr ausgesetzten Arten sind mit entsprechenden Schutzmitteln versehen, die entweder darin bestehen, dass die "Cisterne" verdeckt oder beinahe ganz verschlossen wird, ohne dass der Zutritt des Wassers verhindert werde, oder darin, dass das Wasser vorwiegend im Innern des Blattes in einem maechtigen, durch dicke und verkorkte aeussere Zellschichten gegen Verdunstung geschuetzten Wassergewebe aufgespeichert wird. Der Schutz der Cisterne, der uns zunaechst allein beschaeftigen soll, besteht im einfachsten Falle darin, dass die loeffelartig ausgebauchten Blattbasen sich ueber derselben biegen und eine Art Dach bilden (Catopsis, Ortgiesia tillandsioides). Bei Tillandsia flexuosa, einem Bewohner sehr trockener, sonniger Standorte, sind die Blattspitzen ueber dem Wasserreservoir genaehert und schraubenartig umeinander gewunden, sodass letzteres dem direkten Sonnenlichte ganz entzogen und doch durch die langen, gewundenen Canaele dem Regen und Thau zugaenglich ist. Die vollkommensten Schutzvorrichtungen finden wir aber bei der ebenfalls an sonnigen Standorten wachsenden Tillandsia bulbosa, die auf unserer Tafel IV abgebildet ist. Die Blaetter sind bei Tillandsia bulbosa an der scheidenartigen Basis loeffelartig, waehrend die Spreite cylindrisch ist, und zwar entweder rinnenartig mit engem Spalte oder rohrartig, indem die Blattraender bald einander dicht genaehert sind, bald uebereinander greifen. Die Spreite ist stets mehr oder weniger stark zurueckgebogen und um ihre Axe gedreht. Die Scheiden bilden ein beinahe ueberall dicht schliessendes, zwiebelaehnliches Gebilde, welches, da dieselben stark loeffelartig ausgebaucht sind und einander nur mit den Raendern beruehren, sehr grosse Hohlraeume enthaelt, die sich nach oben in die Hoehlung der rohrartigen Spreite fortsetzen und nur eine ganz enge Oeffnung nach aussen, an der Uebergangsstelle zwischen Scheide und Spreite, besitzen. Die peripherische Haelfte der rohrartigen Spreite besteht aus chlorophyllfuehrendem Parenchym und einer sehr duennen Lage Wassergewebes; die Innenseite hingegen ist ganz farblos und von aeusserst zahlreichen, sehr grossen Schuppen, welche einer dicken Lage Wassergewebes eingesenkt sind, austapeziert. Die Scheide ist in der Jugend, soweit sie von den uebrigen Blaettern bedeckt ist, chlorophyllfrei, duenn, beiderseits von Schuppen bedeckt, welche an Groesse diejenigen der meisten anderen Arten uebertreffen und so dicht gedraengt sind, dass die Epidermis auf schmale Streifen reducirt ist. Die Pflanze entbehrt ganz des sonst bei den Rosetten epiphytischer Bromeliaceen sehr starken negativen Geotropismus. Sie kommt bald an der Ober-, bald an der Unterseite von Zweigen vor oder an senkrechten Staemmen und waechst in aufrechter, horizontaler oder verkehrter Richtung, ohne je die Spur einer geotropischen Kruemmung zu zeigen. Die Zwiebeln enthalten in ihren inneren Hohlraeumen stets Wasser, sowie erdige Stoffe und todte, kleine Insekten, waehrend die aeussersten wasserfrei sind und Ameisen beherbergen. Dass der waesserige Inhalt, auch bei verkehrter Lage, nicht herausfaellt, bedarf keiner Erklaerung, indem jede Kammer, mit Ausnahme der kleinen oberen Oeffnung, ringsum dicht schliesst; dagegen bedarf die Art und Weise, wie derselbe hineinkommt, einer kurzen Erlaeuterung. Laesst man Wassertropfen auf die Raender der Spreite fallen, moegen dieselben nun einander decken oder nur genaehert sein, so werden dieselben durch Capillarattraction gierig aufgesogen. Das Gleiche geschieht an den Randern der Scheiden und an der engen Oeffnung an der Basis der Spreite. Man kann auf diese Weise die Hohlraeume in kurzer Zeit fuellen, und das Gleiche findet in der Natur bei Regen und Thau statt. Hervorzuheben fuer die etwaige Wiederholung dieser Versuche sei, dass der erste Tropfen weniger schnell aufgenommen wird, wenn die Pflanze laengere Zeit unbefeuchtet geblieben ist; die aeltesten Blaetter sind ueberhaupt schwer benetzbar und nehmen nur wenig Wasser auf. Auch bei verkehrter Lage gelangt nicht bloss durch direktes Befeuchten der Zwiebeln Wasser in dieselben hinein, vielmehr vermoegen die, wie unser Bild zeigt, stark zurueckgebogenen und um ihre Axe gedrehten Spreiten, bei jeder Lage Wasser aufzunehmen und eventuell bis in die Reservoirs der Zwiebel zu leiten. Die erdigen Stoffe, die sich stets im Wasser befinden, ruehren von den geringen Mengen fester Stoffe her, welche durch den Regen von den Blaettern und Zweigen des Wirthbaums abgewischt werden; ihren Stickstoffbedarf bezieht die Pflanze wohl auch aus den Leichen der Ameisen, die sich nicht damit begnuegen, die trockenen peripherischen Hohlraume zu bewohnen, sondern auch, wie der Befund zeigt, verhaengnissvolle Excursionen in die wasserhaltigen Raume ausfuehren. Als Eingangspforte dient den Ameisen natuerlich die enge Oeffnung an der Basis der Spreite. _Die Blattbasen der rosettenbildenden epiphytischen Bromeliaceen haben fuer dieselben die physiologische Bedeutung von Wurzeln, waehrend die Blattspitze die Rolle gewoehnlicher Laubblaetter uebernimmt; dieser ungleichen Bedeutung von Spitze und Basis entspricht ein sehr ungleicher anatomischer Bau._ Die Epidermis ist an der Spitze meist arm an Schildhaaren (ausgenommen bei Bewohnern sehr trockener Standorte) und mit zahlreichen Spaltoeffnungen versehen, waehrend die Blattbasis mit grossen Schildhaaren dicht gepflastert ist und der Spaltoeffnungen ganz entbehrt. Die Ursachen dieser Unterschiede beduerfen keiner Erlaeuterung. Die innere Wand der Epidermis und die Waende der subepidermalen Zellschichten sind haeufig unten weit staerker verdickt als oben, derart, dass die Blattbasis hart und steif, die Spitze dagegen biegsam ist (Taf. III, Fig. 10 und 11). Bei relativ geringer Dicke so steife Blaetter sind mir von anderen Pflanzen nicht bekannt und fehlen auch, soweit ich sie kenne, den nicht durch die Blaetter sich ernaehrenden Bromeliaceen. Ein auffallender Gegensatz in dieser Hinsicht zwischen Basis und Spitze, zu Gunsten der ersteren, scheint bei ungestielten Blaettern sonst nicht vorzukommen, sodass wir wohl _die grosse Steifheit der Blattbasen als Anpassung an den Ernaehrungsmodus betrachten muessen_. Solche Steifheit ist den Wasserreservoirs offenbar noethig, um die oft grosse Menge Wasser und Humus festzuhalten. Unter den verdickten subepidermalen Schichten befindet sich beiderseits oder nur an der ventralen Seite, sowohl unten wie oben, Wassergewebe; ich werde auf dasselbe nachher zurueckkommen. Das Mesophyll ist in der Blattspitze mit normalem Chlorophyllgehalt versehen, waehrend es in der Basis des Chlorophylls beinahe ganz entbehrt und nur ein wenig grobkornige Staerke enthaelt. Im Mesophyll verlaufen meist laengs des ganzen Blattes Straenge sehr lueckenreichen Schwammparenchyms (Fig. 8 u. 9), die im Basaltheile des Blattes weit staerker entwickelt als oben sind. Ja, bei Hoplophytum Lindeni sind sie ueberhaupt nur im ersteren vorhanden (Fig. 10 u. 11). Ein Unterschied in dieser Hinsicht ist bei normal sich ernaehrenden Bromeliaceen nicht vorhanden und geht auch denjenigen mit wasserabsorbirenden Blaettern ab, die aeusserer Wasserspeicherung entbehren. _Wir muessen die starke Entwickelung der Luftluecken in der Blattbasis auf die aquatische Lebensweise __ der letzteren zurueck fuehren._ Bei einigen Arten sind die Schwammparenchymstraenge durch grosse Intercellulargaenge ersetzt (Till. Gardneri, Taf. III, Fig. 6 u. 7). Auf die Gefaessbuendel werde ich nachher zurueckkommen. Die im Parenchym verlaufenden Faserstraenge bieten nichts Erwaehnenswerthes. Die _rasenbildenden Bromeliaceen_ sind namentlich durch Till. recurvata und ihre Verwandten (Untergattung Diaphoranthema) vertreten; in biologischer Beziehung bilden manche zu anderen Untergattungen gehoerende Tillandsien eine Mittelstufe zwischen diesen und den Arten mit wassersammelnden Trichtern, naemlich schmalblaetterige Arten wie T. stricta, deren Rosetten nur wenig Wasser zurueckhalten koennen. Alle diese Formen unterscheiden sich von den vorher besprochenen wesentlich dadurch, dass sie mit Schuppenhaaren ganz bedeckt sind und ihr Wasser in einem stark entwickelten Wassergewebe aufspeichern. Es sind saemmtlich Bewohner trockener oder doch sehr freier Standorte; die Schmalblaetterigkeit, das Aufsammeln des Wassers im Innern stehen mit letzterem Umstande in offenbarem Zusammenhang. Der Modus der Wasseraufnahme hat aber die aeussere Gestalt dieser Pflanzen weniger modificirt als in den bisher besprochenen Faellen. Die _langstengeligen __Bromeliaceen_ schliessen sich den rasenbildenden in Bezug auf die Vertheilung der Schuppen an, zeichnen sich vor denselben jedoch theilweise durch das Fehlen der Wurzeln aus, die in der ersten Jugend zu Grunde gehen. Alle Arten ohne aeusseres Wasserreservoir, oder bei welchen dasselbe schwach entwickelt ist (Till. stricta, Gardneri, bicolor, geminata etc.), sind im Inneren mit zahlreichen Wasserzellen versehen, die entweder zerstreut zwischen den gruenen Zellen liegen (T. usneoides Fig. 16, Taf. III, recurvata etc.) oder ein maechtiges, zusammenhaengendes Gewebe bilden (T. stricta, Gardneri Fig. 6 u. 7 etc.), das unten meist staerker entwickelt ist als oben. Die Blaetter und Stengel solcher Arten zeigen eine andere, mit dem Modus der Wasseraufnahme zusammenhaengende Eigenthuemlichkeit in der auffallenden Reduction ihres Gefaesssystems, waehrend letzteres sonst gerade bei den Bewohnern trockener Standorte stark entwickelt ist. Am ausgepraegtesten ist die Reduction bei Till. usneoides, was um so auffallender ist, als bei langen Stengeln sonst gerade eine maechtige Entwickelung der wasserleitenden Elemente vorhanden ist; der frei in der Luft haengende Epiphyt verhaelt sich in dieser Hinsicht ganz wie eine Wasserpflanze. Diejenigen epiphytischen Bromeliaceen, die Wasser in ihren Blattbasen aufsammeln, besitzen mehr normale Gefaessstraenge, und diese unterscheiden sich bei den terrestrischen Arten, die sich durch die Wurzeln ernaehren, in keiner Weise von denjenigen anderer Monocotyledonen. _Es kann demnach keinem Zweifel unterliegen, dass die Wasseraufnahme durch die Blaetter eine Reduction der Wasserleitungsbahnen bedingt hat, und zwar namentlich bei den Arten, deren Blaetter und Stengel absorbirende Schuppen gleichmaessig an ihrer ganzen Oberflaeche tragen._ Die Siebtheile ganz beschuppter Arten sind offenbar als ebenfalls reducirt zu bezeichnen, obwohl weit weniger als die Gefaesstheile, die sie an Dicke uebertreffen. Diese Reduction ist, bei der ueber die Functionen des Siebtheils noch herrschenden Unsicherheit, biologisch schwer zu erklaeren; sollte letzterer bei der Leitung des Eiweisses oder anderer Assimilate betheiligt sein, so wird man wohl die Erscheinung auf die Herabsetzung des Stoffwechsels an sehr trockenen Standorten zurueckfuehren muessen. Es ist das indessen nur eine vorlaeufige Hypothese. Die Schuppenhaare kommen, wie schon erwaehnt, nicht bloss bei Arten mit wasseraufnehmenden Blaettern, sondern auch manchmal bei solchen, die sich in normaler Weise ernaehren, vor. Bei diesen sind aber die Schuppen unbenetzbar und nur an der Rueckenseite als dichter Ueberzug vorhanden. Die mikroskopische Untersuchung zeigt, dass alle Theile der Schuppen, die in den Arten mit abnormer Ernaehrung zur Aufnahme und Leitung des Wassers dienen, also das Mittelstueck und der Basaltheil, bei den unbenetzbaren Schuppen kaum ausgebildet sind, waehrend der Fluegel maechtig entwickelt zu sein pflegt (Pitcairnia, Karatas etc.). Die Gattung Pitcairnia ist dadurch von besonderem Interesse, dass sie den Uebergang zwischen normaler und abnormer Wasseraufnahme in mehreren Stufen darstellt. Manche Arten sind an der Unterseite mit unbenetzbaren Schuppen bedeckt, an der Oberflaeche aber ganz unbehaart (P. undulata); bei anderen treten an der Oberflaeche einzelne bis ziemlich zahlreiche absorbirende Schuppen auf (P. lepidota). _Die Localisirung der Schuppen an den Blattbasen tritt aber nur da auf, wo letztere zusammenschliessen oder doch stark loeffelartig ausgebaucht sind._ _Letztere Erscheinung, sowie das Auftreten absorbirender Schuppen sind als erste Anpassungen an die Wasseraufnahme durch die Blaetter zu betrachten, welche im Laufe der Zeit die Eigenschaften der verschiedenen Zellen des Haares mehr oder weniger tief modificirte_, sodass aus den urspruenglich ganz kleinen mittleren Zellen der complicirte Absorptionsapparat einer Tillandsia recurvata oder Gardneri entstand. Es geht aus dem Vorhergehenden zur Genuege hervor, welche tiefgreifende Veraenderungen die Anpassungen vieler Bromeliaceen an Wasseraufnahme durch die Blatter in der Structur und Lebensweise des ganzen vegetativen Apparats der Pflanze hervorgerufen haben. Diese Unterschiede springen in grossen Sammlungen lebender Bromeliaceen, wie derjenigen des botanischen Gartens zu Luettich, sofort in die Augen. Diejenigen Arten, die sich normal ernaehren, besitzen einen sehr mannigfachen Bau; ihre meist sehr grossen Blaetter erinnern bald an diejenigen der Agaven, bald an diejenigen von Yucca, bald an solche von Hemerocallis (Pitcairnia e. p.) mit verschmalerter Basis, oder bestehen aus einer grossen Spreite an duennem langem Stiele (Pitc. undulata, Disteganthos) oder sind wirtelartig um einen hohen Stengel geordnet (Pepinia). Die stattlichen oder doch grossblaetterigen Bromeliaceen, die ihr Wasser durch die Blaetter aufnehmen, sind hingegen saemmtlich mit einer dichtschliessenden, trichterartigen Rosette versehen, die ihnen, trotzdem sie zu den verschiedenartigsten Gruppen gehoren, einen sehr gleichartigen Habitus verleiht; die Blattbasen innerhalb der Trichter zeigen sich stets mit aufnehmenden Schuppen dicht gepflastert. Groessere habituelle Unterschiede zeigen sich unter den Epiphyten nur bei den kleinen Arten ohne aeusseres Wasserreservoir, die, ganz mit absorbirenden Schuppen bedeckt, das aufgenommene Wasser im Innern ihrer Gewebe aufspeichern, um es vor Verdunstung zu schuetzen. Von der Nothwendigkeit, dicht schliessende Rosetten zu bilden, befreit, liessen sie anderen gestaltenden Einfluessen freien Spielraum. Die einen bilden einen dichten, grasartigen Rasen (Tillandsia, sect. Diaphoranthema), andere besitzen langgestreckte Sprosse (Till., sect. Anoplophytum); die rosettenbildende Till. Gardneri scheint, aehnlich wie T. bulbosa, aber aus anderem Grunde, des Geotropismus zu entbehren, und in Till. usneoides wuerde man kaum eine nahe Verwandte so vieler rosettenbildender Pflanzen vermuthen. Der gestaltbildende Einfluss der Wasseraufnahme ist nicht auf die epiphytische Lebensweise allein zurueckzufuehren, indem wir, wie gesagt, bei terrestrischen Bromeliaceen alle moeglichen Stufen zwischen den ersten Andeutungen dieser Eigenschaft und schon ziemlich vollkommenen Vorrichtungen zum Aufsammeln und Verwerthen des Wassers durch die Blaetter finden. Allerdings scheint allein die Ananas in ihrer Structur und Lebensweise den epiphytisch lebenden Bromeliaceen nahe zu kommen. _5. Die Anpassungen an Wasseraufnahme durch die Blaetter sind demnach als eine Ursache des Uebergangs vieler Bromeliaceen in die Genossenschaft der __ Epiphyten, nicht als eine Wirkung epiphytischer Lebensweise zu betrachten._ Letztere hat aber diese so ueberaus zweckmaessige, wenn auch nicht zu dem Zwecke erworbene Eigenschaft weiter ausgebildet, aus derselben die verschiedensten, den jeweiligen Existenzbedingungen entsprechenden Anpassungen entwickelt. Der Versuch, genau ausfuehren zu wollen, was von den im Vorhergehenden beschriebenen Anpassungen erst in Folge der epiphytischen Lebensweise aufgetreten ist, wuerde alsbald in reine Phantasie ausarten. Zudem ist in Betracht zu ziehen, dass viele epiphytisch lebende Bromeliaceen sich auch an der Oberflaeche von Felsen befestigen, die ihnen sehr aehnliche Existenzbedingungen, wie die Baumrinde, bieten, sodass beide Standorte gleichzeitig die Weiterausbildung der fuer solche Lebensweise nuetzlichen Eigenschaften beeinflussen konnten. Als ganz specielle Anpassungen an epiphytische Lebensweise koennen wir dagegen sicher das Verschwinden der Wurzeln bei Tillandsia usneoides, die grosse Reduction derselben bei Till. circinalis, die Vorrichtungen, durch welche diese und andere Arten sich an Baumzweigen befestigen, betrachten. Dass noch andere specielle Anpassungen an epiphytische Lebensweise, die aufzudecken ich nicht im Stande war, existiren, geht aus dem Umstande hervor, dass viele Arten, namentlich unter den Tillandsieen, auf Felsen nicht, oder in abweichenden Varietaeten (Till. recurvata var. saxicola HIER.) wachsen. Dass der Antheil der epiphytischen Standorte an der Entwickelung der Anpassungen an Wasseraufsammeln groesser gewesen sei als derjenige der felsigen, geht mit Wahrscheinlichkeit daraus hervor, dass solche Vorrichtungen sich nur bei denjenigen Gattungen ausgebildet haben, deren Fruechte oder Samen die zum Eintritt in die Genossenschaft der Epiphyten noethigen Eigenschaften besassen, waehrend die schon deshalb aus letzterer ausgeschlossenen Gattungen wohl meist in Felsspalten wachsen, wie Dyckia, Pitcairnia u. s. w., der Wasserreservoirs aber ganz entbehren und absorbirende Schuppen, wenn ueberhaupt, nur in geringer Anzahl besitzen; solche Arten sind aus diesem Grunde auch nicht, im Gegensatz zu so vielen ihrer Verwandten, im Stande, an der Oberflaeche der Felsen, aus deren Spalten sie entspringen, zu wachsen, von welcher sie der Bau ihrer Fruechte und Samen doch nicht, wie von den Baeumen, ausschliessen wuerde. Ein vorwiegender Einfluss der epiphytischen Lebensweise auf die Entwickelungen der Anpassungen an Wasseraufnahme durch die Blaetter erscheint auch aus dem Grunde nicht unwahrscheinlich, weil die eigentlichen felsigen und steinigen Gebiete Amerikas entweder viel zu regenarm sind, um oberirdische offene Wasserreservoirs zu ernaehren, oder zu kalt, um den Bromeliaceen ueberhaupt die Existenz zu gestatten; letztere sind dementsprechend in den trockenen, steinigen Gebieten der Westkueste beinahe saemmtlich Arten mit normaler Ernaehrung (Puya, Hechtia, Greigia, Pitcairnia etc.), und die wenigen, bei welchen auch dort die Blaetter die Function von Wurzeln verrichten, sind besonders resistente Einwanderer der Waldgebiete, ohne oder nur mit sehr schwach entwickeltem aeusseren Wasserreservoir, aber mit reichlichem Wassergewebe. Die aeusseren Wasserbehaelter zeigen sich dagegen bei Hunderten von Arten der feuchten Waldgebiete, wo Regen und Thau, auch in der trockenen Jahreszeit, stets hinreichend vorhanden sind, um dieselben zu ernaehren; in diesen Waldgebieten ist aber das oberflaechliche Felsenareal im Vergleich zu demjenigen der Baumrinde verschwindend klein. VI. Schlussbetrachtungen. Die Epiphyten sind ganz besonders geeignet, als Illustration der allmaehlichen Vervollkommnung von Anpassungen zu dienen. Auf manche epiphytisch vorkommenden Gewaechse hat die Lebensweise auf Baeumen keinen Einfluss ausgeuebt; hierher gehoeren ziemlich zahlreiche Arten, die im Stande, sich auf dem Boden zu behaupten, nur deshalb auch gelegentlich auf Baeumen vorkommen, weil zufaellig ihre Eigenschaften den Anforderungen epiphytischer Lebensweise genuegen. Es sei nur an Polypodium vulgare erinnert, dessen Sporen von dem Winde leicht auf die Baeume getragen werden, dessen kriechendes Rhizom mit seinen zahlreichen Wurzeln zur Ausnuetzung des Substrats vortrefflich geeignet ist und dessen Blaetter ohne Schaden einen ziemlich betraechtlichen Wasserverlust ertragen koennen. Dank solchen guenstigen Eigenschaften kommt dieser in den temperirten und subtropischen Laendern der noerdlichen Hemisphaere allgemein verbreitete und ueberall haeufige Farn in einigen Gebieten, wo die spaeter zu besprechenden klimatischen Bedingungen der epiphytischen Lebensweise sehr guenstig sind, auf Baeumen vor, jedoch nur im Schatten und auf rissiger Rinde. Unsere erste Gruppe enthaelt eine Anzahl Pflanzen, die sich im selben Falle befinden, wie Polyp. vulgare. Andere dagegen haben in Folge der epiphytischen Lebensweise mehr oder weniger tiefgreifende Structuraenderungen erlitten, durch welche sie in den Stand gesetzt wurden, das Substrat besser auszunutzen und den Gefahren des Austrocknens besser zu trotzen. Manche dieser Anpassungen gleichen denjenigen, die wir bei Bewohnern trockener Standorte ueberhaupt zu finden pflegen; andere sind sehr eigenartig, so namentlich bei Orchideen und Araceen, unter welchen sich die am vollkommensten angepassten Formen der ersten Gruppe befinden. Das Streben nach mehr Nahrung, namentlich mehr Wasser, als auf der Rinde vorhanden, hat an urspruenglich nur auf Kosten der Ueberzuege der Rinde sich ernaehrenden Epiphyten zwei Reihen von Anpassungen hervorgerufen, deren niederste Stufen das Gepraege des Zufaelligen und Unvollkommenen, wenn auch schon Vortheilhaften tragen, waehrend die am meisten entwickelten Vorrichtungen stattlichen Gewaechsen das Gedeihen auf hohen Baumaesten gestatten. Als vollkommenste Vertreter der zweiten Gruppe sind die Clusia-Arten zu nennen, mit ihren eisernen Ringen aehnlichen Haftwurzeln und ungeheuer langen, grosslumigen Naehrwurzeln, waehrend die vollendetste Ausbildung in der dritten Gruppe uns in Anthurium Huegelii mit seinem humussammelnden Blatttrichter und seinen negativ geotropischen Naehrwurzeln, namentlich aber in den Farnen mit Nischenblaettern entgegentritt. Die Epiphyten, welche wir zu unserer vierten Gruppe rechnen, knuepfen sich nicht, wie diejenigen der zweiten und dritten, unmittelbar an die erste Gruppe an, sondern sind direkt aus terrestrischen Gewaechsen hervorgegangen, deren Blaetter in wenig ausgepraegtem Maasse bereits Vorrichtungen zur Verwerthung der atmosphaerischen Niederschlaege besassen. Auch diese Vorrichtungen haben durch die epiphytische Lebensweise eine weitgehende Zuechtung erfahren, welche endlich zu solchen extremen Formen, wie Tillandsia circinalis, T. usneoides und T. bulbosa fuehrte. Dasjenige System von Organen, das bei den Epiphyten am meisten modificirt wurde, ist begreiflicherweise dasjenige der Wurzeln. Die Wurzeln, welche sich sonst, anderen Organen gegenueber, durch ihre Gleichartigkeit auszeichnen, zeigen bei den Epiphyten die mannigfachsten Adaptationen. Sie besitzen haeufig (Orchideen, Aroideen) eigenartige, bei anderen Pflanzen nicht existirende Vorrichtungen zur Verwerthung von Regen und Thau. Die sonst in derselben Wurzel vereinigten Functionen der Befestigung am Substrat und der Aufnahme der Naehrstoffe sind oft auf verschiedene Glieder des Wurzelsystems vertheilt, die dementsprechend, mit ganz verschiedenen Eigenschaften versehen sind. Je nach Beduerfniss sind sie positiv oder negativ oder gar nicht geotropisch, lang und einfach oder kurz und stark verzweigt, mit beschraenktem oder unbeschraenktem Laengenwachsthum versehen, cylindrisch oder abgeplattet und blattartig. Sie uebernehmen bei Aeranthus-Arten saemmtliche vegetative Functionen, waehrend sie bei Tillandsia usneoides auf unbedeutende, frueh verschwindende Anhaengsel reducirt werden. Naechst den Wurzeln haben die Blaetter die meisten Adaptationen aufzuweisen. In den einfachsten Faellen beschraenken sich diese auf Vorrichtungen, wie wir sie bei Bewohnern trockener Standorte ueberhaupt finden; in anderen ist der Einfluss der epiphytischen Lebensweise scharf ausgepraegt, so bei den Nischenblaettern vieler Farne, den Ascidien von Dischidia, namentlich aber bei den Bromeliaceen, welche eine neue und augffallende Illustration des Satzes bilden, dass morphologisch ungleichwerthige Organe, wenn sie aehnliche Functionen unter aehnlichen aeusseren Bedingungen verrichten, auch aehnliche Eigenschaften annehmen. Die Blaetter der Bromeliaceen muessen naemlich, gleich den Luftwurzeln der Orchideen und Araceen, im Stande sein, das auf sie fallende Wasser rasch aufzunehmen, und doch gegen Wasserverlust geschuetzt sein, da sie nicht, wie gewoehnliche Wurzeln, im Boden verborgen sind. Die Structurverhaeltnisse sind bei den Blaettern der Bromeliaceen und den Luftwurzeln der Orchideen, soweit sie auf den Einfluss der aeusseren Bedingungen zurueckzufuehren sind, in der That ganz gleichartig. Die Oberflaeche ist von bei trockenem Wetter luftfuehrenden Cellulosezellen eingenommen, die jeden auf sie fallenden Wassertropfen gierig aufsaugen. Der einzige Unterschied ist, dass bei den Luftwurzeln die Aufnahmezellen ein zusammenhaengendes Gewebe darstellen, waehrend sie bei den Bromeliaceenblaettern einen dichten Haarueberzug bilden. Unter dem absorbirenden Mantel befindet sich eine stark cuticularisirte, aber mit engen, nicht cuticularisirten Durchgangsstellen fuer das Wasser versehene Zellschicht, die Endodermis bei den Orchideen-Luftwurzeln, die Epidermis bei den Bromeliaceenblaettern. Die nicht cuticularisirten Zellen sind ueberall duennwandig und plasmareich. Die Functionen der Wasseraufnahme und der Kohlenstoffassimilation sind bei den meisten epiphytischen Orchideen und Bromeliaceen noch in der Hauptsache auf ungleiche Pflanzentheile vertheilt, wenn auch eine so vollkommene Differenzirung, wie bei ihren terrestrischen Verwandten, beinahe nirgends vorhanden ist. Bei den Orchideen zeigt sich vielfach die Neigung, den Wurzeln auch die Function der Kohlenstoffassimilation zu uebertragen, waehrend andererseits bei vielen Bromeliaceen die Differenzirung des Blatts in einen wasseraufnehmenden und einen laubartigen Theil nicht vorhanden ist. Dieses Streben nach Reduction und Vereinfachung zeigt sich begreiflicherweise am meisten bei Arten ausgepraegt, die sehr unguenstige Standorte bewohnen, und hat Extreme hervorgebracht, welche zu den eigenartigsten Beweisen des vorhin erwaehnten Satzes zu rechnen sind, naemlich einerseits in gewissen Arten der Gattung Aeranthus, namentlich A. funalis und A. filiformis, andererseits in Tillandsia usneoides. _Die erwaehnten Aeranthus-Arten bestehen beinahe nur aus Wurzeln, die Tillandsia entbehrt der Wurzeln gaenzlich, und doch ist die Aehnlichkeit in der Lebensweise, im Habitus, namentlich aber im inneren Bau eine ganz auffallende._ Aeranthen und Tillandsia haengen von Baumaesten herab, haben eine grau-gruene Farbe, saugen wie Loeschpapier jeden Wassertropfen auf. Sie sind von einem Mantel von Aufnahmezellen bedeckt, zwischen welchen die Pneumatoden (Spaltoeffnungen bezw. "weisse Streifen") sich befinden. Die Epidermis bezw. Endodermis ist stark cuticularisirt und mit engen, nicht cuticularisirten Durchgangsstellen versehen. Unter der schuetzenden Schicht befindet sich gruenes Gewebe, in welchem Wasserzellen zerstreut liegen. Die Mitte ist, der haengenden Lebensweise entsprechend, von einem sehr festen Strange von Sklerenchymfasern eingenommen, in welchem das aeusserst reducirte Leitgewebe eingeschlossen ist. Waeren nur solche Faelle extremer Anpassung, wie wir sie bei Aeranthus- und Tillandsia-Arten kennen lernten, vorhanden, so wuerde es kaum moeglich erscheinen, dieselben auf allmaehliche Veraenderung urspruenglich normal gestalteter und normal sich ernaehrender Bodengewaechse zurueckzufuehren. Thatsaechlich sind aber alle Stufen der Anpassung noch vorhanden; die spaerlichen Absorptionsschuppen terrestrischer Pitcairnia-Arten, die kaum angedeutete Velamenbildung bei vielen terrestrischen und epiphytischen Araceen, stellen die Anfangsstufe dar; zwischen diesen und den vollkommensten Anpassungen sind noch alle moeglichen Uebergangsstufen vorhanden, die saemmtlich den jeweiligen Existenzbedingungen entsprechen. ------------------------------------- III. UEBER DIE VERTHEILUNG DER EPIPHYTISEHEN PFLANZENARTEN INNERHALB IHRER VERBREITUNGSBEZIRKE. 1. Aehnlich wie bei uns ein einziger Baum oft zahlreiche verschiedene Arten von Moosen und Flechten traegt, sind auch die Baeume des tropisch-amerikanischen Waldgebiets, wenn ihre Rinde als Substrat fuer Epiphyten geeignet ist, gewoehnlich mit sehr mannigfachen Phanerogamen und Farnen geschmueckt. Welche Arten zusammenwachsen, ist nur bis zu einem gewissen Grade durch den Zufall bedingt. Bei genauerem Bekanntwerden mit der atmosphaerischen Vegetation eines Gebiets wird man sich vielmehr bald ueberzeugen, dass die Epiphyten, ganz aehnlich wie Bodenpflanzen, verschiedene kleinere Gesellschaften bilden, die nach den jeweiligen aeusseren Bedingungen den Raum behaupten und wiederum zergliedert werden koennen. 2. Die Factoren, welche in erster Linie fuer die Gliederung der epiphytischen Vegetation in kleinere Gesellschaften maassgebend sind, sind _das Licht und namentlich die Feuchtigkeit_. Der grosse Unterschied der epiphytischen Vegetation im Urwaldsschatten einerseits, auf den Savannen andererseits, ist nur durch Unterschiede in der Intensitaet der Beleuchtung und des Wassergehalts der Luft bedingt. Licht, feuchte Luft, reichliche Thaubildung, haeufige Regenguesse stellen die wesentlichen Bedingungen eines ueppigen epiphytischen Pflanzenlebens dar, und wo sie sich in hohem Grade vereinigt finden, wie in gelichteten Bergurwaeldern, in den Galleriewaeldern grosser Fluesse, zeigt sich die epiphytische Vegetation in vollster Pracht und groesstem Formenreichthum. Das Lichtbeduerfniss treibt im dichten Urwald die Epiphyten nach den hoeheren Baumaesten, sodass derselbe meist arm an diesen Gewaechsen zu sein scheint, waehrend er in Wirklichkeit eine ausserordentlich ueppige und formenreiche atmosphaerische Vegetation ernaehrt, die sich unten nur durch tauartige Luftwurzeln, abgeloeste Bluethen und Fruechte oder unter der Last der sie ueberwuchernden Pflanzen abgebrochene Baumzweige verraeth. Die Staemme und die unteren Aeste tragen nur wenige schattenliebende Arten, namentlich Hymenophylleen und andere Farne, Lycopodien, zarte Peperomien, gruene Bromeliaceen (Arten von Vriesea, Nidularium etc.) und knollenlose, meist duennblaetterige Orchideen (Zygopetalum etc.). Daneben findet man vielfach kuemmerliche, nicht bluehende Exemplare der auf den obersten Aesten prangenden Arten. Sobald in Folge von Faellungen das Licht in die Tiefe des Urwalds Zutritt erhaelt, breitet sich die bisher auf den oberen Aesten angehaeufte Vegetation auch auf den Stamm aus und bedeckt den Baum bis zu seiner Basis mit einer blumenreichen Huelle der wunderbarsten und mannigfachsten Pflanzenformen. Die epiphytische Vegetation der Baeume der Savannenwaelder und anderer trockener Standorte ist meist weniger ueppig und formenreich als diejenige des Urwalds und bei oberflaechlicher Betrachtung von letzterer durchaus verschieden. Sie verdankt ihren eigenthuemlichen Character den bis aufs aeusserste getriebenen Schutzmitteln gegen Austrocknen; dickblaetterige, wenig belaubte Orchideen, graue Bromeliaceen (Tillandsia), Rhipsalis Cassytha und andere Cacteen, kleine lederartige Polypodium-Arten bilden die wesentlichsten Elemente der Epiphytenflora der Savannen im ganzen tropischen und subtropischen Amerika. Man wird im Urwald lange vergeblich nach den Epiphytenarten der Savannen suchen, und dennoch sind sie in demselben vorhanden, sogar theilweise sehr gemein. Um sie zu finden, muss man allerdings nicht blos den Stamm und die dickeren Aeste, sondern die ganze Krone des Baumes untersuchen koennen, wozu ich in Blumenau in Waldschlaegen, sog. Roca's, haeufig Gelegenheit hatte. Waehrend der Stamm, soweit wenigstens, als er sich im Walddunkel befindet, nur spaerliche und wenig mannigfache Epiphyten traegt, sind seine Aeste mit einem dichten Rasen von Bromeliaceen, Orchideen, Farnen, Aroideen, Peperomien, Gesneraceen bedeckt, und darunter befinden sich zahlreiche Arten, die wir im Waldschatten vergeblich suchen wuerden. Naehere Betrachtung zeigt bald, dass auch innerhalb der Krone Unterschiede vorhanden sind. Die Vegetation der dickeren Aeste, jedoch nicht der untersten, ist die formenreichste und ueppigste; hier wachsen die Riesen unter den Epiphyten, sowie eine Fuelle von meist mit Scheinknollen versehenen Orchideen; neben diesen befinden sich, jedoch nur in geringer Anzahl, _Formen, die auch auf Savannenbaeumen vorkommen_. Dieser letztere, zuerst untergeordnete Bestandtheil wird nach oben zu mit der Zunahme des Lichtes vorherrschend, _und die Endzweige der Baumkrone sind von denselben grauen Tillandsien, den dickblatterigen, meist knollenlosen Orchideen und lederigen Polypodien wie Stamm und Aeste der Savannenbaeume ueberwuchert_. Die etagenmaessige Gliederung der epiphytischen Vegetation des Urwalds ist natuerlich nicht in der Art schematisch aufzufassen, dass bei bestimmter Hoehe die reine Schattenflora in diejenige des Halbschattens und diese wiederum in diejenige des direkten Sonnenlichtes uebergehe. Eine solche Regelmaessigkeit existirt nicht. Baume mit sehr dichtem Laube entbehren der Sonnenepiphyten beinahe gaenzlich, wahrend letztere bei Baeumen, die ihr Laub periodisch abwerfen, schon auf den dickeren Aesten vorherrschend sein koennen. Besonders zahlreich sind die Sonnenepiphyten auf den Riesen des Urwalds, deren Kronen die umgebenden Baeume "wie die Kuppeln und Dome das uebrige Gemaeuer einer Stadt" ueberragen und daher wohl auch als hauptsaechliche Bildungsstaetten derselben zu betrachten sind. 3. Licht und Feuchtigkeit sind fuer die Vertheilung der Bodenpflanzen von kaum geringerer Wichtigkeit als fuer die Epiphyten und bedingen beinahe ebenso grosse Unterschiede, als diejenigen, die wir fuer die Epiphytenflora der Waelder und die der Savannen oder fuer die Etagen des Urwalds kennen lernten. Ausser diesen beiden Factoren sind fuer die Gliederung der Pflanzendecke innerhalb der Vegetationsgebiete die physikalische und die chemische Beschaffenheit des Bodens von grosser Wichtigkeit. Dieselben kommen fuer die Epiphyten natuerlich nicht in Betracht; dagegen ist ihnen _der Einfluss vergleichbar, den die physikalische (und chemische?) Beschaffenheit der Rinde ausuebt_. Waehrend aber die Eigenschaften des Bodens vielfach fuer groessere Landstriche wesentlich gleich bleiben, besitzen die tropisch-amerikanischen Waelder eine so bunte Zusammensetzung, dass die Epiphytengesellschaften mit jedem Schritt wechseln wuerden, wenn die Existenzbedingungen nicht bei vielen der Baumarten wesentlich die gleichen waeren. Zunaechst ist es klar, dass fuer die meisten Epiphyten eine rissige Rinde ein besseres Substrat bilden wird als eine glatte. Die Ansprueche, welche die verschiedenen Epiphyten in dieser Hinsicht stellen, sind sehr ungleich. Am genuegsamsten sind die Bromeliaceen, welche auch auf spiegelglatter Oberflaeche ueppig zu gedeihen vermoegen, indem sie sich durch Ausscheidung eines resistenten Kitts ueberall befestigen und bei ihrem Ernaehrungsmodus fuer die Aufnahme des Wassers und der Naehrsalze von ihrem Substrat ganz unabhaengig sind. Als Beispiele fuer das erstaunliche Accommodationsvermoegen dieser Pflanzen seien einige der von mir beobachteten Standorte derselben erwaehnt. Sie wachsen z. B. haeufig auf mastaehnlichen Palmstaemmen (Oreodoxa regia, Euterpe etc.), auf den gleichsam glasirten Endzweigen von Bambusa; ich fand sie auch auf den Stacheln einer Palme (Acrocomia lasiospatha), auf der Epidermis der juengsten Zweige von Cereus-Arten, auf den Blaettern anderer Bromeliaceen. Kleinere Pflanzen habe ich auch auf den duennen, krautigen Zweigen von Rhipsalis Cassytha, auf den Luftwurzeln von Vanilla und, haeufig, in den aufgesprungenen Kapseln der Mutterpflanzen beobachtet. Auch die Orchideen vermoegen auf voellig glatter Oberflaeche, sogar auf Blaettern zu leben; sie bringen es aber dabei, da sie, mit Ausnahme derjenigen der dritten Gruppe, von den Naehrstoffen der Rinde abhaengig sind, die sich nur in Rissen und im Moose etwas reichlich anhaeufen, nie zu ueppigem Wachsthum. Die ausserordentliche Anpassung der Bromeliaceen an epiphytische Lebensweise verleiht ihnen die gleiche Bedeutung, wie bei uns den Flechten, als Vorlaeufern der Vegetation. Sie sind die zuerst erscheinenden Epiphyten und bereiten das Substrat fuer solche Pflanzen, die erst bei etwas groesseren Mengen von Naehrstoffen und Feuchtigkeit gedeihen koennen. Ihr Wurzelsystem ist dazu vortrefflich geeignet; die Glieder desselben sterben zwar fruehzeitig ab, sind aber nichtsdestoweniger aeusserst fest und dauerhaft, mit Ausnahme der Aussenrinde, aus welcher, sowie aus den allmaehlich durch Wind, Regen und Insekten und von der faulenden Sprossbasis herunterfallenden geringen Mengen fremder Stoffe in den Interstitien des Wurzelsystems ein Substrat bereitet wird, auf welchem andere Epiphyten ueppig zu gedeihen vermoegen. Die Wurzelkoerper und Stammbasen groesserer Bromeliaceen (z. B. Brocchinia Plumieri auf Dominica, Aechmea-Arten) sind vielfach von einer Menge der verschiedensten Epiphyten ueberwuchert. Auf Dominica scheint Clusia rosea beinahe nur in diesen Wurzelgeflechten ihren Ursprung zu nehmen; sogar an schon baumartig gewordenen Exemplaren derselben kann man vielfach noch die Ueberreste der Brocchinia erkennen, zwischen deren Wurzeln der Same gekeimt ist. Eine sehr auffallende Erscheinung bilden zuweilen mastaehnliche Palmstaemme, an welchen eine Gruppe verschiedenartiger Epiphyten befestigt ist, aus deren Mitte sich die Bromeliacee erhebt, die ihnen das Gedeihen ermoeglicht. Auch in ihren Blattbasen ernaehren die Bromeliaceen nicht selten verschiedenartige Pflanzen, welche allerdings, wohl in Folge zu grosser Feuchtigkeit, meist frueh zu Grunde gehen; wir haben aber in der Utricularia nelumbifolia der Orgelgebirge eine Art kennen gelernt, welche in denselben zu ueppiger Entwickelung gelangt. Die meisten Epiphyten vermoegen nicht auf so glatter Rinde, wie die Bromeliaceen, zu gedeihen. Zu den sehr genuegsamen gehoeren kleine Farne und Peperomien, deren haarduenne Wurzeln in kaum sichtbare Risse eindringen. Andere Arten hingegen bewohnen nur die tief zerklueftete, bemooste Borke alter Baeume, z. B. manche groessere Farnarten (in Westindien Polypodium aureum, P. neriifolium, Asplenium exaltatum etc.), die meisten Dicotyledonen und diejenigen Araceen, die auf niederer Stufe der Anpassung verblieben sind, wie Anthurium dominicense und viele andere Arten derselben Gattung. Manche dieser Pflanzen (z. B. Columnea scandens, Vittaria lineata, Psychotria parasitica) bewohnen gerne die Luftwurzeln anderer Epiphyten, sei es diejenigen der Bromeliaceen, oder von Anthurium Huegelii, Oncidium altissimum etc. Die epiphytischen Utricularien Westindiens gedeihen nur in Moospolstern, Psilotum triquetrum in den Gabelungen alter Baeume. Baumarten mit sehr rissiger Borke bieten einer groesseren Anzahl verschiedener Epiphyten ein geeignetes Substrat, als solche mit glatter Oberflaeche. Am meisten verschont verbleiben jedoch diejenigen Baeume, deren Borke, aehnlich wie bei den Platanen, schuppenfoermig abfaellt, z. B. im sued-brasilianischen Urwald viele Myrtaceen (wohl Eugenia- und Myrcia- Arten); nur ein Farn (Nephrolepis sp.) zeigte sich unter solchen Umstaenden faehig, den Raum zu behaupten, indem seine aeusserst duennen und langen Stolone den Stamm spinngewebsartig umgeben und so stets einige feste Haftpunkte behalten. In manchen Faellen ist die Ursache der grossen Bevorzugung oder Verschmaehung gewisser Baeume ziemlich unklar. So nehmen die Calebassenbaeume (Crescentia Cujete) unter allen anderen mir bekannten Baeumen des tropischen Amerika, in Bezug auf den Reichthum ihrer epiphytischen Vegetation, sowohl was die Zahl der Arten als der Individuen betrifft, bei weitem den ersten Rang ein. Dieselben sind, namentlich in der Naehe des Waldes, in der Regel von einer Fuelle der verschiedenartigsten Epiphyten bedeckt, namentlich von Orchideen; aber auch, wo die aeusseren Bedingungen fuer epiphytisches Pflanzenleben sonst wenig guenstig und andere Baeume voellig verschont sind, wird man oft auf den Calebassenbaeumen die verschiedenartigsten Pflanzen in ueppigen Exemplaren finden und nach der Untersuchung derselben sich gewoehnlich den Besuch der umgebenden Baeume ersparen koennen, indem die ganze atmosphaerische Flora der Nachbarschaft auf ihren Aesten vertreten ist und manche Orchideen, z. B. Aeranthus funalis, Epidendrum non chinense etc., sich beinahe nur da befinden. Die Ursache dieser Bevorzugung der Crescentien scheint theilweise in der Beschaffenheit des Korks zu liegen, der sich durch grosse Weichheit und Dicke, sowie schwammartige Beschaffenheit auszeichnet, sodass die Wurzelhaare leicht in denselben dringen koennen. Diese Eigenschaft ist den westindischen Gartenfreunden wohl bekannt, und dieselben gebrauchen daher vielfach Calebassenzweige als Substrat fuer epiphytische Culturen(16). Waehrend der Calebassenbaum die verschiedenartigsten Gewaechse traegt, zeichnet sich eine auf Trinidad und in Venezuela haeufige Palme (Manicaria sp.?) aus durch die Constanz und Eigenartigkeit der nur aus wenigen Arten bestehenden Genossenschaft von Epiphyten, die sie in ihren persistirenden Blattbasen ernaehrt. Neben einem nicht epiphytischen, kletternden Philodendron, dessen Adventivwurzeln das reiche Substrat durchwuchern, wachsen auf dieser Palme beinahe stets mehrere Farne, namentlich Polypodium aureum und Aspidium (Nephrolepis) sesquipedale, sehr haeufig auch Aspidium nodosum und Vittaria lineata. Aspidium sesquipedale kommt auf Trinidad und dem von mir besuchten Theil von Venezuela, soweit meine Beobachtungen reichen, nur in den Blattbasen von Palmen vor; auf grossen Strecken (z. B. in dem duennen Wald zwischen Arima und Aripo auf Trinidad) wird man kaum einen Stamm genannter Palme sehen, der nicht mit den schlanken, einfach gefiederten Wedeln des Farnes geschmueckt waere; letztere entspringen in Rosetten aus duennen Stolonen, welche von einer Blattbase zur anderen kriechen und nur in dem feuchten Humus derselben Sprosse und Wurzeln erzeugen. Auf Dominica waechst Aspidium sesquipedale in den Lichtungen feuchter Bergwaelder auf allen moeglichen bemoosten Baeumen, auf faulenden Staemmen und auf dem Boden. Durch persistirende Blattbasen beschuppte Palmen sind ueberhaupt, im tropischen und subtropischen Amerika, vielfach von grossen epiphytischen Farnen bedeckt. Anetium citrifolium scheint auf Jamaica nur solche zu bewohnen. In Ost-Florida fand ich Sabal Palmetto haeufig, wie Manicaria auf Trinidad, mit Polypodium aureum und Vittaria lineata geschmueckt, und in Sued-Florida scheint das merkwuerdige Ophioglossum palmatum nur da zu wachsen. Aehnliches sah ich vielfach bei Blumenau, wo der am gewoehnlichsten auf Palmen wachsende Farn eine der auf den Palmen Trinidads wachsenden sehr aehnliche Nephrolepis ist. Die Palmen mit persistirenden Blattbasen tragen nach dem Gesagten eine sehr eigenartige, durch das Vorherrschen grosser Farne ausgezeichnete Vegetation; zwei der letzteren, Aspidium sesquipedale und A. nodosum, sind sogar auf Trinidad auf Palmen beschraenkt, waehrend auf Dominica die erstere auch sonst epiphytisch und als Bodenpflanze vorkommt, und die zweite, nach GRISEBACH, auf Jamaica faulende Staemme bewohnt. Die Ursache dieses ungleichen Verhaltens auf verschiedenen Inseln duerfte, fuer A. sesquipedale wenigstens, in klimatischen Unterschieden zu suchen sein; genannter Farn duerfte auf dem eine ziemlich trockene Jahreszeit besitzenden Trinidad wohl nur in den Blattstielbasen von Palmen das tiefe und feuchte, humusreiche Substrat finden, dessen er neben viel Licht bedarf, waehrend auf den Bergen von Dominica, wo es beinahe taeglich regnet, die zu seinem Gedeihen noethigen Bedingungen auch an anderen Standorten verwirklicht sind. Eine noch mehr charakteristische, obwohl wiederum wesentlich aus Farnen bestehende epiphytische Flora zeichnet, im ganzen tropischen Amerika, die _Baumfarne_ aus. Vorwiegend sind auf denselben die Hymenophyllaceen, von welchen wenigstens eine Art nur auf Baumfarnen vorkommt, naemlich Trichomanes sinuosum, das ich in Sued-Brasilien und auf den Bergen von Trinidad in Westindien, wo es ueberaus haeufig ist, nie anderswo gefunden habe; ich habe sogar in den Waeldern des Mt. Tocuche auf Trinidad den schlingenden Stamm eines lianenartigen Farns von dem Epiphyten bedeckt gesehen, waehrend der stuetzende Baum desselben ganz entbehrte. Auch auf Jamaica waechst Trichomanes sinuosum und, wie es scheint, Tr. trichoideum nur auf Farnen. In Sta. Catharina fehlte Trichom. sinuosum selten auf den Baumfarnen feuchter Schluchten; mit ihm wuchs sehr gewoehnlich das zarte Trichomanes tenerum, das manchmal, wenn auch seltener, auf anderen Baeumen waechst, und zwei Asplenien, von welchen das eine, ein ueberaus zierlicher, haengender Farn, auf der rissigen Rinde noch anderer Waldbaeume verbreitet war. Endlich waechst, wie mir Herr Dr. FRITZ MUeLLER mittheilte, ein schoenes Zygopetalum auch ausschliesslich nur auf diesen Staemmen. Die genannten Epiphyten der Baumfarne bewohnen vornehmlich die Luftwurzelmassen, welche den Stamm der letzteren bekanntlich theilweise oder ganz umhuellen und sehr haeufig als Substrat fuer epiphytische Culturen Verwendung finden. Wie zu erwarten, ist diese Eigenschaft der Baumfarne, von gewissen Epiphyten sehr bevorzugt zu werden oder ihnen sogar als einziger Standort zu dienen, nicht auf Amerika beschraenkt. So gibt HOOKER die Staemme von Baumfarnen als Standort des Hymenophyllum rarum in Neu-Seeland an, wo auch Tmesipteris Forsteri dieselben bevorzugt. Eine so ausgepraegte Anpassung an eine bestimmte Baumart, wie wir sie soeben fuer einige Epiphyten der Baumfarne kennen lernten, scheint sonst nicht vorzukommen, da auch Epidendrum conopseum AIT., die einzige epiphytische Orchidee noerdlich von Florida, nicht bloss, wie es vielfach behauptet wird, auf Magnolien, sondern auch zuweilen auf anderen Baeumen vorkommt. Die Ursache der Bevorzugung der Magnolien ist nicht ermittelt. Ausser der Beschaffenheit der Rinde wirkt auch die Belaubung auf Reichthum und Zusammensetzung der epiphytischen Flora der einzelnen Baumarten, indem dieselbe mehr oder weniger dicht, immergruen oder nur periodisch vorhanden sein kann. Wir kommen hiermit auf den schon vorher geschilderten Einfluss des Lichtes zurueck. Begreiflicherweise entbehren auf Savannen dicht belaubte Baeume der Epiphyten beinahe gaenzlich, da die in schattigen Waeldern gedeihenden Arten hohe Ansprueche an Luftfeuchtigkeit stellen. So sah ich auf den westindischen Inseln den Mangobaum, dessen dunkles Laub dasjenige aller unserer europaeischen Baume an Dichtigkeit uebertrifft und sogar von Voegeln vermieden wird, von Epiphyten ganz verschont, waehrend er bei Rio de Janeiro, wo er nur unvollkommen gedeiht und duenner belaubt ist, solche vielfach reichlich traegt. Vermieden sah ich auch Terminalia Catappa, den Brodbaum (Artocarpus incisa), die Tamarinde etc. Viel von Epiphyten bewohnt sind, ausser den schon erwaehnten Calebassenbaeumen, die dank der schlanken Gestalt ihrer Zweige auch moeglichst guenstige Beleuchtung bieten und eine reichere Flora als irgend welche anderen Baume tragen, namentlich Caesalpinieen mit flach-schirmfoermiger Krone und sehr durchsichtigem Laube (Caesalpinia? und Cassia-Arten), die sogenannten Immortellbaeume (Erythrina umbrosa), die auf Trinidad zum Schutz der Cacao-Pflanzungen cultivirt werden, die riesigen Feigenbaeume Sued-Brasiliens, letztere nicht bloss weil sie ueber die benachbarten Baeume wachsen, sondern auch weil sie ihr Laub im Winter ganz verlieren, endlich Cedrela-Arten, deren durchsichtiges Laub ebenfalls einem periodischen Wechsel unterliegt, ohne dass allerdings vollstaendige Kahlheit je eintrete. 4. Die die epiphytische Genossenschaft bildenden Gewaechse gehoeren theilweise derselben ausschliesslich an, theilweise koennen sie auch an anderen Standorten auftreten. Immer jedoch ist die epiphytische Vegetation von der Umgebung scharf abgegrenzt. Der Unterschied zwischen epiphytischer und terrestrischer Vegetation ist am groessten in den Savannen, wo beiden gemeinsame Arten vollstaendig fehlen; er ist weniger ausgesprochen im Urwald und doch auch da so gross, dass man sich erst bei genauerem Studium von der Anwesenheit einer Anzahl gleichzeitig terrestrisch und epiphytisch wachsender Arten ueberzeugt. Farne des Bodens zeigen sich im Walde vielfach auch auf den Staemmen; Carludovica Plumieri, die in den dunkelen Urwaeldern der kleinen Antillen so haeufig an den Baeumen klettert, keimt bald im Boden, bald auf der Rinde. Aehnliches gilt von verschiedenen kletternden Arten von Anthurium (z. B. Anth. palmatum) und Philodendron, waehrend andere Arten derselben Gattungen nie auf dem Boden des Urwalds wachsen; andererseits aber sind viele zur ersten Gruppe gehoerige Anthurium-Arten mehr Bodenpflanzen als Epiphyten und gedeihen nur bei reichem Substrat auf Baeumen. Dasselbe gilt von verschiedenen Straeuchern und Baeumen. _Die gemeinsamen Arten sind aber ausschliesslich solche, die die tiefste oder ausnahmsweise auch die mittlere der drei Etagen, die wir in der epiphytischen Vegetation des Urwalds unterschieden haben, bewohnen. Die Epiphyten der oberen Aeste kommen nie als terrestrische Pflanzen __ vor, und umgekehrt wachsen nie Bodenpflanzen des Urwalds auf den Gipfeln der Baeume._ Mehr verwischt ist der Unterschied zwischen terrestrischer und epiphytischer Vegetation in den duennen Waeldern hoher Gebirgsregionen; auf dem Kamm der Serra Geral in Sta. Catharina, auf der Serra do Picu (in der Serra de Mantiqueira) fand ich die gleichen, wenig zahlreichen Bromeliaceenarten auf dem Boden und den Baumaesten. Die merkwuerdige Erscheinung haette ein eingehenderes Studium verdient, das ich ihr, aus Mangel an Zeit, nicht widmen konnte. Eine weit groessere Aehnlichkeit als zwischen der epiphytischen und der terrestrischen Vegetation besteht, wie es bereits frueher hervorgehoben wurde, zwischen ersterer und derjenigen der Felsen, die in den Tropen nicht bloss, wie bei uns, in ihren tiefen, Erde gefuellten Spalten, sondern auch an ihrer Oberflaeche mit phanerogamischen und farnartigen Pflanzen geschmueckt sind und daher ein ganz anderes Aussehen bieten, als unsere nur Moos und Flechten tragenden Felsen. Eine grosse Anzahl Pflanzenarten, die sehr haeufig als Epiphyten vorkommen, sind ebenso gewoehnliche Bewohner der Felsen, auf welchen sie sich in aehnlicher Weise befestigen und ernaehren, aehnliche Ansprueche an Licht und Feuchtigkeit erheben, wie auf Baumrinde. Hierher gehoeren Vertreter der verschiedensten Familien, Farne, Bromeliaceen (namentlich Arten von Aechmea), Orchideen, Araceen, Cactaceen etc. Trotz dieser auf aehnlichen Existenzbedingungen beruhenden Uebereinstimmung der rupestren und der epiphytischen Genossenschaft koennen beide doch durchaus nicht vereinigt werden, da jede hinreichend zahlreiche eigenthuemliche Elemente enthaelt, um ihr charakteristisches Gepraege zu besitzen. Die wichtigste Charakterpflanze der epiphytischen Genossenschaft ist zweifellos Tillandsia usneoides, deren Lebensweise mit anderen Existenzbedingungen ganz unvereinbar erscheint und die ich in der That nur auf Baeumen gesehen habe. Jedermann, der das tropische oder subtropische Amerika je besucht hat, kennt dieses wunderbare, bartflechtenaehnliche Gewaechs, dessen zuweilen ueber sechs Fuss lange Schweife an den Spitzen der Baumzweige aufgehaengt sind und in kuehleren Gegenden oft einen grauen Schleier um die Krone bilden, der nur an wenigen Stellen vom gruenen Laube durchbrochen ist (Taf. II). Aehnliche hoechst charakteristische, aber viel weniger verbreitete Epiphyten sind Tillandsia circinalis und myosuroides, atmosphaerische Kletterpflanzen Argentiniens, deren Blattspitzen sich um duenne Baumaeste einrollen und auf diese Weise den langen Sprossen den noethigen Halt geben (Taf. V). Noch andere, wenn auch nicht alle Bromeliaceen der Epiphytengenossenschaft sind fuer letztere charakteristisch, so die Mehrzahl der Tillandsien der kleinen Antillen und Venezuelas. Es ist keine Rinde so glatt, dass eine Colonie von Tillandsia-Arten (z. B. T. utriculata, flexuosa, recurvata, pulchella) auf derselben nicht gedeihen koennte, sogar in trockener, sonniger Lage, waehrend diese Gewaechse auf Felsen oder ueberhaupt auf nicht pflanzlicher Unterlage sehr selten oder gar nicht vorkommen. In auffallendster Weise zeigte sich mir einerseits die erstaunliche Genuegsamkeit der Tillandsieen, andererseits ihre einseitige Anpassung in den Llanos, am Fuss der Kuesten-Cordillere von Venezuela(17). Der Weg ging viele Meilen lang durch duenne Waelder von Caesalpinieen und Mimoseen, die, da es die trockene Jahreszeit war, beinahe oder ganz des Laubes entbehrten und von einem saeulenartigen Cereus untermischt waren; das Gras unter den Baeumen war vertrocknet, auf den Baumaesten dagegen prangte eine ueppige Vegetation von Savannenepiphyten, die ganz frisch erschienen und theilweise in Bluethe waren, so namentlich Tillandsia flexuosa, T. compressa, T. pulchella, T. recurvata (auf Bergabhaengen vorherrschend), stellenweise T. usneoides, Aechmea-Arten und untergeordnet Oncidium Cebolleta, Jonopsis utricularioides (eine Orchidee mit fleischigen Blaettern und aeusserst zarten, lilafarbigen Bluethen), Cereus triangularis, seltener Macrochordium melananthum. Der Boden war haeufig felsig oder steinig und trug dann haeufig einige der auf den Baeumen gedeihenden Arten: Cereus triangularis, Macrochordium melananthum und das Oncidium. Nur ein einziges Mal dagegen, in einer Felsspalte, fand ich ausser den erwaehnten Gewaechsen einige Exemplare einer Tillandsia; dieselben waren hoechstens 2 cm hoch und ganz vertrocknet, sodass sie in meinen Fingern zu Staub zerfielen. Alle Baeume schienen dagegen den Tillandsien gut zu sein; ja sogar die Cereus-Saeulen und die ganz glatten Zweige des epiphytischen Cereus triangularis wurden von ihnen nicht verschmaeht. Es sind nicht alle Bromeliaceen so exclusive Epiphyten als die genannten, welchen sich noch andere Arten, z. B. Caraguata lingulata, Guzmannia tricolor, Brocchinia Plumieri anzuschliessen scheinen. Die Aechmea-Arten, welche einer Unterfamilie angehoeren, die viele exclusive Bodenbewohner zaehlt, sind vielfach ebenso haeufig auf Felsen, wie auf Baeumen, z. B. in Sta. Catharina. Aehnliches gilt aber auch von gewissen Tillandsien, z. B. der glaenzend weissen Till. Gardneri, die auf der Insel Sta. Catharina gleichzeitig zu den haeufigsten Gliedern der Epiphyten- und der Felsengenossenschaft gehoert. Sehr auffallende und charakteristische Glieder der Epiphytengenossenschaft sind ferner Anthurium Huegelii und die Mehrzahl der Baumwuerger (scotch attorney, span. matapalo, portug. matapao). Die Felsenflora nimmt in den tieferen, von Urwald bedeckten Regionen tropischer Gegenden ein weit geringeres Areal ein, als die epiphytische, sodass ein genauerer Vergleich beider haeufig schwierig ist. Jedenfalls zeigt sie im Schatten und an der Sonne aehnliche Unterschiede wie die letztere. An Felswaenden im Walde findet man namentlich Farne (vorzugsweise Hymenophylleen), Lycopodien. Gesneraceen, Peperomien, gruene Bromeliaceen, die theils der rupestren Vegetation eigen, theils derselben mit der epiphytischen gemeinsam sind. Begonien kommen in Westindien und Brasilien haeufig auf Felsen, aber nie als Epiphyten vor; ich spreche natuerlich nicht von den kletternden Arten, die, im Boden bewurzelt, haeufig an Baeumen heranwachsen. Unter den charakteristischen und haeufigen Felsbewohnern Westindiens und Brasiliens seien u. a. Pitcairnia angustifolia und andere Arten derselben Gattung, Isoloma hirsutum und zahlreiche andere Gesneraceen, Selaginellen, Pilea microphylla erwaehnt. Die Flora sonniger, trockener Felsen habe ich nur in Brasilien kennen gelernt, z. B. auf der Insel Sta. Catharina. Starre Bromeliaceen (namentlich Aechmea-Arten), Cactaceen (u. a. Rhipsalis Cassytha) und einige wenige dickblaetterige Orchideen (namentlich Cattleya bicolor) verleihen der Vegetation dieser Felsen eine grosse Aehnlichkeit mit derjenigen der benachbarten Baeume, auf welchen, neben ausschliesslichen Epiphyten, wie Tillandsia usneoides und recurvata, die gleichen Arten wie auf den Felsen wuchsen. Der Unterschied zwischen der epiphytischen und der rupestren Vegetation in Amerika beruht indessen nicht bloss auf der Anwesenheit charakteristischer Pflanzenarten in jeder derselben. Die Epiphytengenossenschaft ist nicht bloss reicher an letzteren als die rupestre, sie ist auch viel schaerfer gegen andere Genossenschaften abgegrenzt und traegt daher ein viel eigenartigeres Gepraege. Die Ursachen dieses Unterschieds sind theilweise nicht schwer zu errathen; sie gehen aus einem genaueren Vergleich der nicht epiphytisch vorkommenden Felsenbewohner mit den Epiphyten hervor. Wir haben gesehen, dass Pitcairnia- und Dyckia-Arten ganz gewoehnlich auf Felsen, aber nie auf Baeumen, selbst nicht in humusreicheren Spalten der Rinde, vorkommen. Es waere in der That schwer fuer diese Pflanzen, auf Baeume ueberzugehen, indem die Samen von Pitcairnia einen nur unvollkommenen Flugapparat besitzen, diejenigen von Dyckia dagegen allerdings mit einem breiten Fluegel versehen sind, der jedoch nur zum Flug, aber nicht zur Befestigung an der Rinde geeignet ist. Diejenigen Gesneraceen, die auf Felsen, aber nicht epiphytisch wachsen, befinden sich in aehnlicher Lage; ihre Samen entbehren jeder Mittel, auf die Baeume zu gelangen, waehrend diejenigen der epiphytischen Arten entweder in Beeren enthalten sind oder geeignete Flug- und Haftapparate besitzen. Aehnliches gilt von den auf Felsen so haeufigen Selaginellen, Begonien, Pilea etc. Auf solche Weise laesst sich sowohl das Fehlen vieler Felsenpflanzen auf Baeumen, als auch die groessere Uebereinstimmung zwischen der Flora der Felsen und derjenigen gewoehnlichen Bodens als zwischen der letzteren und der epiphytischen, zum grossen Theile erklaeren. Der epiphytischen Genossenschaft fehlt ein wichtiger Verbreitungsmodus der Samen, das Wasser; ihre Samen sind in dieser Hinsicht ganz auf Voegel und Wind angewiesen und muessen zudem noch in ganz bestimmter Weise beschaffen sein, um auf der Rinde gedeihen zu koennen. Diese Schwierigkeiten gehen den Felsen ganz ab. Das Wasser rieselt ueber ihre Oberflaeche, in ihre Spalten, alle moeglichen Samen terrestrischer und epiphytischer Gewaechse mit sich schleppend, die zur Entwickelung gelangen, wo sie nur ein passendes Substrat finden; ein ebenfalls buntes Samengemisch wird den Felsen durch den Wind und die Thiere zugefuehrt. Auf diese Weise kommt es, dass in tiefen Felsspalten ganz dieselben Pflanzen, wie auf gewoehnlichem Boden, gedeihen, waehrend sich sonst epiphytisch wachsende Gewaechse an der Steinoberflaeche, ganz aehnlich wie an der Baumrinde, ansiedeln; die Flora der Felsen wuerde in den Tropen ein Mittelding zwischen der epiphytischen und der terrestrischen darstellen, wenn sie nicht ausser diesen Bestandtheilen noch eine Anzahl Arten enthielte, die durch den Kampf ums Dasein von fruchtbareren Standorten ausgeschlossen werden, und denen der Bau ihrer Samen und Fruechte auf Baeume ueberzugehen nicht gestattet. 5. Die in diesem und den vorigen Kapiteln ueber die Eigenthuemlichkeit der Epiphyten, ueber die Beziehungen der Flora der Baumrinde zu derjenigen anderer Substrate, berechtigen uns wohl unzweifelhaft, die Genossenschaft der Epiphyten als eine der am besten charakterisirten zu bezeichnen. Die Existenzbedingungen sind denjenigen, die auf Felsen herrschen, aehnlich, daher manche Uebereinstimmung in den Anpassungen und mancher gegenseitige Austausch. Die epiphytische Genossenschaft hat aber ein weit eigenartigeres Gepraege als die rupestre, bedingt theils durch das starke Zuruecktreten auf gewoehnlichem Boden wachsender Arten, theils durch die Ausbildung extremer, in auffallendster Weise an den eigenthuemlichen Lebensmodus angepasster Formen, wie z. B. Clusia rosea mit ihren Greifwurzeln und Anthurium Huegelii mit den eigenthuemlichen Vorrichtungen zum Aufsammeln und Verwerthen der von der Baumkrone herabfallenden Naehrstoffe, Tillandsia circinalis mit ihren Greifblaettern, namentlich aber Tillandsia usneoides, dieser im wahren Sinne des Wortes atmosphaerischen Pflanze, die sich von den atmosphaerischen Niederschlaegen ernaehrt und deren Zweige, durch den Wind oder Voegel von Baum zu Baum getragen, ohne Unterbrechung ihre luftige Existenz fortsetzen. Es duerfte allerdings vorkommen, dass die eine oder die andere dieser Charakterpflanzen unter guenstigen Bedingungen auf dem Boden keime und sich weiter entwickele; fuer Clusia rosea habe ich es selber constatirt. Die Anwesenheit von Eigenthuemlichkeiten, die in engstem Zusammenhang mit der atmosphaerischen Lebensweise zusammenhaengen, zeigt jedoch zur Genuege, dass man es in solchen Faellen nur mit Fluechtlingen aus der Epiphytengenossenschaft zu thun hat; so sieht die erwaehnte Clusia, wenn sie selbstaendig auf dem Boden waechst, geradezu huelflos aus mit ihren frei in der Luft wachsenden oder gar die eigenen Aeste erwuergenden Haftwurzeln. IV. UEBER DIE GEOGRAPHISCHE VERBREITUNG DER EPIPHYTEN IN AMERIKA. 1. Durchschnittlich haben die Glieder der epiphytischen Genossenschaft groessere Areale als terrestrische Pflanzenarten, ohne jedoch im Allgemeinen so ausgedehnte Verbreitungsbezirke, wie Wasser- und Strandpflanzen, aufzuweisen. Die bedeutende Groesse der Areale vieler epiphytischer Gewaechse ist keineswegs durch ihre Lebensweise bedingt worden, die im Gegentheil, wie in diesem Kapitel gezeigt werden soll, viel eher hemmend als foerdernd auf die Verbreitung wirkt. Dass so viele epiphytische Gewaechse weit entlegene Gebiete gleichzeitig bewohnen, beruht ausschliesslich darauf, dass ihre Samen an Verbreitung durch Wind und Voegel ausgezeichnet angepasst sind, worin, wie wir es im ersten Kapitel zeigten, nicht eine Wirkung, sondern eine der Ursachen der epiphytischen Lebensweise zu erblicken ist. Die Epiphyten, die gleichzeitig die westliche und die oestliche Hemisphaere bewohnen, sind relativ zahlreich, so namentlich unter den Farnen (verschiedene Hymenophylleen, Vittaria lineata, Polypodium incanum etc.), Lycopodiaceen (Lycopod. Phlegmaria, Psilotrum triquetrum etc.), aber, in einzelnen Fallen, auch bei Familien, deren Arten gewoehnlich enger begrenzte Areale besitzen. So waechst Bolbophyllum recurvum in Sierra Leone und Brasilien(18), Rhipsalis Cassytha als einzige Cactee auch in der oestlichen tropischen Zone (in Sued-Afrika, auf Mauritius und Ceylon, nach BENTH. und HOOKER). Sehr gross ist die Anzahl der epiphytischen Pflanzenarten, die den tropisch-amerikanischen Urwald in seiner ganzen Ausdehnung bewohnen, und manche Arten ueberschreiten gleichzeitig nach Norden und Sueden die tropische Zone (incl. Sued-Brasilien), so Tillandsia usneoides, die von Virginien (35 deg. N. Br.) bis Argentinien und Chile verbreitet ist, Till. recurvata (von Florida bis Argentinien) etc. Es soll aber keineswegs verschwiegen werden, dass auch unter den Epiphyten endemische Arten nicht fehlen. Solche findet man namentlich bei den Orchideen, wo jedoch der Endemismus bei den terrestrischen Arten noch weit mehr ausgesprochen ist, als bei den epiphytischen, von welchen viele Arten, wie Isochilus linearis, Dichaea echinocarpa etc., sehr verbreitet sind. Die auffallendsten mir bekannten Faelle von Endemismus ausserhalb der Orchideen sind die monotypische Vaccinieengattung Findlaya auf Trinidad, wo ich sie uebrigens umsonst suchte, die ebenfalls monotypischen Rubiaceengattungen Ravnia, Xerococcus und Ophryococcus in Costa-Rica und die kleine Utricularia Schimperi auf Dominica. Da die Epiphyten vielfach nur auf den Gipfeln hoher Baeume vorkommen, duerfte bei denselben mehr als bei Bodenpflanzen der Endemismus spaeteren Forschungen weichen. 2. Trotz der bedeutenden Groesse der Areale vieler derselben sind die Pflanzenarten, die die atmosphaerische Vegetation zusammensetzen, in den verschiedenen Gebieten des tropisch-amerikanischen Waldes zum Theil nicht die gleichen. Dennoch haben wir die verschiedenartigen Anpassungen der Epiphyten an ihre Lebensweise, sogar die Gliederung der atmosphaerischen Pllanzenwelt in kleinere Gemeinschaften ohne jede Ruecksicht auf geographische Verbreitung behandelt; nur hier und da wurde kurz auf eine Localitaet hingewiesen, wo die eine oder die andere Erscheinung in besonders auffallender Weise zum Vorschein kommt. Diese Vernachlaessigung geographischer Daten geschah absichtlich, _indem die epiphytische Flora im ganzen Umfange des tropisch-amerikanischen Urwalds, trotz der Artenunterschiede, doch einen sehr gleichmaessigen systematischen und physiognomischen Charakter traegt_. Ihre hauptsaechlichsten Bestandtheile sind ueberall Bromeliaceen, vorwiegend Tillandsieen, deren gruene Arten beinahe, wenn auch nicht ganz, ausschliesslich schattige Standorte bewohnen, waehrend die stark beschuppten und daher grau oder weiss erscheinenden sich auf den hoechsten Aesten der Urwaldbaeume im vollen Lichte entwickeln oder die duennen Waelder der Savannen schmuecken. Nach den Tillandsieen sind die Aechmea-Arten, trotz der geringen Anzahl ihrer Arten (nach der WITTMACK'schen Begrenzung), wohl die gewoehnlichsten und mit die autfallendsten unter den Epiphyten. Dank ihren maechtigen, in verschiedenen Farben leuchtenden Inflorescenzen, ihren farbigen Fruechten, bilden sie die groesste Zierde der amerikanischen Epiphytengenossenschaft. Die uebrigen Bromeliaceengattungen sind weniger allgemein verbreitet. Die in unseren Gewaechshaeusern so viel cultivirte Gattung Bilbergia ist mir nur zweimal begegnet, Nidularium kenne ich nur aus Brasilien, die Arten von Bromelia sind meist, diejenigen von Ananas, Dyckia, Puya, Hechtia u. a. m. stets terrestrisch. Araceen, Orchideen, Farne liefern, nach den Bromeliaceen, das Contingent der Epiphytengenossenschaft. Erstere sind formenreich, auf zwei Gattungen (Philodendron und Anthurium) beschraenkt; ihre Arten sind aber theilweise sehr gemein und durch maechtige Dimensionen ausgezeichnet. Die epiphytischen Orchideen uebertreffen an Artenzahl nicht bloss die Araceen, sondern auch die Bromeliaceen bei weitem; sie sind aber meist klein und unscheinbar. Vorherrschend sind unter ihnen Arten der ungeheuren, nur amerikanischen Gattung Pleurothallis, deren beschriebene Formen 400 uebertreffen, und der noch groesseren, ebenfalls rein amerikanischen Gattung Epidendrum, erstere sehr gleichfoermig und meist auf hohen Aesten rasenbildend, letztere habituell sehr mannigfach, aber, wie die Pleurothallis-Arten, meist mit unscheinbaren Bluethen; die gross- oder schoenbluethigen Formen sind entweder selten oder treten nur vereinzelt auf, oder haben eine kurze Bluethezeit. An Farbenpracht treten die Orchideen vor den Bromeliaceen sehr zurueck(19). Auffallender und habituell mannigfacher als die Orchideen sind die Farne. Man findet sie ueberall; die Waeldbaeume sind meist von unten nach oben mit ihren zahlreichen Formen geziert. Die im tiefen Schatten verborgene Basis des Stamms ist von einer leichten Krause von Hymenophylleen umhuellt, die an Durchsichtigkeit, an feiner Zertheilung ihres Laubs zuweilen den zartesten Moosen gleichkommen (z. B. Trichom. tenerum, trichoideum). Hoeher am Stamme wachsen oft sehr zierliche Asplenien, dickblaetterige, einfache Acrostichen, schmalblaetterige Vittarien, auch maechtige Formen, wie die trichterfoermigen Rosetten des Asplenium serratum; von den Aesten haengen die oft ueber 6 Fuss langen, tief gezackten Baendern aehnlichen Fronden von Nephrolepis-Arten herunter. Der dichte Rasen auf den Aesten verbirgt eine Menge groesserer und kleinerer Polypodien, und die obersten Zweige haben ihre eigenen Formen, kleine, kriechende, zungenblaetterige Polypodium-Arten, die auch auf den Savannenbaeumen haeufig sind (P. vaccinioides, serpens etc.). Naechst den genannten Familien nehmen kleine, meist kriechende Peperomien, verschiedene Gesneraceen (Columnea, Codonanthe etc.), Cactaceen (Rhipsalis Cassytha u. a. Rhipsalideen, verschiedene Cereus-Arten) den groessten Antheil an der atmosphaerischen Flora. Bei der Untersuchung eines groesseren Waldbaums wird man nur ganz ausnahmsweise Vertreter der genannten Familien vermissen. Die uebrigen Epiphyten, namentlich die dicotylen Straeucher und Baeume, treten mit Ausnahme von Clusia und den Feigenbaeumen zurueck und beeinflussen daher in der Regel nicht wesentlich die Physiognomie der epiphytischen Vegetation. Aehnlichkeiten und Unterschiede der atmosphaerischen Flora des tropisch-amerikanischen Urwalds werden am besten aus einer kurzen Schilderung der diesbezueglichen Verhaeltnisse an einigen weit voneinander gelegenen Punkten hervorgehen. Zunaechst sei die epiphytische Vegetation der Umgebung von Port-of-Spain auf Trinidad (11 deg. N. B.) als Beispiel eines ungefaehr aequatorial gelegenen Punktes gewaehlt. Die Flora der Insel stimmt mit derjenigen des benachbarten Guyana beinahe ganz ueberein. Dichte Urwaelder bedeckten sie frueher, die im Westen zum grossen Theil der Zuckerrohrcultur geopfert worden sind. Auf den Bergen sind es dunkele, feuchte Waelder, deren Unterholz schwach entwickelt ist und wesentlich aus Baumfarnen besteht; in der Ebene ist das Unterholz sehr dicht und durch die stacheligen Staemme einer rotangartigen Palme (Desmoncus major) bis zu gaenzlicher Undurchdringlichkeit verwoben. In den Bergurwaeldern erscheint, dem tiefen Schatten entsprechend, die epiphytische Vegetation sehr arm, da die Baumgipfel, auf welchen die atmosphaerischen Gewaechse angehaeuft sind, sich im undurchdringlichen Laubgewoelbe dem Blicke entziehen; die Staemme tragen doch einige stattliche Formen, so die kletternde Carludovica Plumieri, das riesige Anthurium Huegelii und das ihm im Wuchs aehnliche Asplenium serratum, die beide die von oben in ihre Blatttrichter fallenden todten Blaetter und Zweige aufsammeln. Hier und da wachsen gruene Tillandsieen (Vriesea, Caraguata), Farne, namentlich Hymenophylleen, kriechen auf der Rinde mit zarten Peperomien. Zwischen den Staemmen haengen zahlreiche Luftwurzeln, die sich bei genauerem Untersuchen theils als zu Clusia (Cl. rosea), theils als zu Aroideen (Philodendron-, Anthurium-Arten) gehoerig zu erkennen geben, deren Ursprung aber im Laubdach verborgen ist. Zuweilen zeugt auch ein kleiner, abgefallener Baumzweig mit grauen Tillandsien oder dickblaetterigen Orchideen von der Anwesenheit einer ganz abweichenden Epiphytenflora hoch oben am Lichte. Treten wir aus dem Wald in eine Cacaopflanzung, so stellen sich Epiphyten sofort in weit groesserer Menge ein, jedoch nicht so sehr auf den Cacaobaeumen selbst, als auf den weit hoeheren Erythrinen, die zu ihrem Schutz gepflanzt worden sind. Diese Baeume sind von den mannigfachsten Epiphyten bedeckt. Philodendron, theils kurzstaemmig mit riesiger Blattrosette, theils kletternd, Clusia rosea, verschiedene grosse Aechmea-Arten, Marcgraviaceen (Norantea), Gesneraceen, Rhipsalis Cassytha und andere Cactaceen, zuweilen das praechtige Oncidium Papilio sind am Stamme und den dicken Aesten befestigt; Tillandsien, kleine Farne und Orchideen (Pleurothallis, Epidendrum) umhuellen die duennen Aeste, an deren Spitzen vielfach die duennen Baerte von Tillandsia usneoides aufgehaengt sind. Naehern wir uns der Stadt durch die Allee, welche durch die sogenannte Savanne zum botanischen Garten und nach St. Anns fuehrt, so finden wir, namentlich auf den schirmartigen Caesalpinien und dem knorrigen Haematoxylon campechianum, zahlreiche Vertreter der Savannenflora, graue Tillandsien (T. utriculata, flexuosa, compressa), einige Cacteen, spaerliche dickblaetterige Orchideen (Oncidium Cebolleta, einige Epidendren), kleine, kriechende Farne, namentlich das braun geschuppte Polypod. incanum, das bei trockenem Wetter ganz zusammenschrumpft, um sich beim ersten Regen wieder auszubreiten. An Trinidad scheint sich, soweit meine Beobachtungen reichen, der Waldstreifen der benachbarten Kueste des Continents durchaus anzuschliessen; ich fand daselbst genau die gleichen Arten. Vergleichen wir damit hingegen die zum westindischen Vegetationsgebiet gehoerige Insel Dominica (16 deg. N. B.), so zeigen sich, jedoch erst bei genauerer Betrachtung, einige Unterschiede. Eine Anzahl Arten sind wohl die gleichen, die Gattungen sind es zum groessten Theil, der Gesammtcharakter daher derselbe; es fehlen aber einzelne der haeufigsten suedamerikanischen Formen, so Rhipsalis Cassytha, waehrend ein paar neue dicotyledonische Straeucher und Baeume auftreten (Psychotria parasitica, Blakea laurifolia, Symphysia guadelupensis, Marcgravia spiciflora etc.). Versetzen wir uns endlich nach dem anderen Ende des tropisch-amerikanischen Urwalds, nach Blumenau (27 deg. S. B.), so finden wir, 43 deg. suedlich von Dominica, doch die gleichen Typen wieder. Wesentlich neue Formen treten uns nur in geringer Zahl entgegen und sind meist vereinzelt. Die Orchideen sind wohl etwas zahlreicher, die Araceen etwas weniger haeufig als in Westindien; der Gesammtcharakter ist aber doch nahezu der gleiche. Das Laubgewoelbe des suedbrasilianischen Kuestenwaldes ist weniger gleichmaessig dicht als dasjenige der Bergurwaelder von Trinidad und namentlich Dominica, das Unterholz daher massig entwickelt, die Epiphyten zeigen sich an den Staemmen, da, wo sich diese frei aus dem Unterholz hervorheben, in etwas groesserer Zahl und Mannigfaltigkeit. Wie auf den Antillen, gehoeren gruene Bromeliaceen zu den haeufigeren Vertretern der Schattenflora; die haeufigste unter ihnen ist eine Vriesea, aus deren lebhaft rothen, zweizeiligen Bracteen nur eine einzige gelbe Bluethe auf einmal hervorbricht, um am folgenden Tage wieder zu welken; in trockenen, hellen Waeldern ist diese Vriesea durch die kleinere, in Europa viel cultivirte V. psittacina ersetzt. Die erwaehnte Vriesea ist beinahe stets von anderen Bromeliaceen begleitet, namentlich von dem gelbbluehenden Macrochordium luteum, dem Nidularium Innocentii, dessen feuerrothe Bracteen feuchten Detritus umgeben, aus welchem weisse Bluethen sich erheben, wenn sie nicht in der Knospe verderben. Von den dickeren Aesten haengen die schmalen Blaetter einer Varietaet des genannten Nidularium, dessen Bluethen noch haeufiger als bei der typischen Art in dem von den Bracteen aufgesammelten Unrath zu Grunde gehen. Die epiphytische Schattenflora enthaelt neben den Bromeliaceen noch manche andere haeufige Form. Die Basen der Staemme sind von einem Rasen von Hymenophyllaceen umhuellt; nach oben zeigen sich andere Farne, kleine Asplenien, Acrostichen. Zarte Peperomien kriechen auf der Rinde, vielfach begleitet von einer gelbbluethigen Octomeria mit cylindrischen Blaettern, einer zierlichen, kleinen Stelis, einer weissbluethigen, dickblaetterigen Gesneracee (Codonanthe Devosii), den langen, haengenden Sprossen einer nadelblaetterigen Hexisea und einer einem riesigen Lebermoos gleichenden Dichaea (D. echinocarpe), die nur an der Basis durch einige Wurzeln befestigt sind. Dicken Draehten gleich ziehen senkrecht durch die Luft die Naehrwurzeln hoch auf den Aesten nistender Philodendren, waehrend diejenigen der Baumwuerger (Ceiba Rivieri, verschiedene Feigenbaeume und Coussapoa Schottii) oft ueber Armsdicke besitzen und dem Wirthbaum dicht angeschmiegt und durch horizontale Haftwurzeln befestigt sind oder, sich vom Stamme trennend, dicke Stelzen darstellen. Zur Zeit meiner Ankunft (September) war der Boden unter den Baeumen, die die Ceiba trugen, von den rothen Bluethen des Baumwuergers bestreut. Ein weit groesserer Reichthum an Epiphyten ueberwuchert die dickeren Aeste; mit Ausnahme der grossen Blaetter von Philodendron cannifolium, der leuchtenden Inflorescenzen der Aechmea-Arten und eines maechtigen, nicht sehr gemeinen Cyrtopodium sind die Arten erst nach Faellen des Baumes erkennbar und zeigen dann in endloser Mannigfaltigkeit Tillandsien und andere Bromeliaceen, mit Knollen versehene Orchideen (namentlich Oncidium altissimum, Maxillarien, Epidendren), Rhipsalis, theils flach, theils kantig, Farne, Gesneraceen, Araceen, Lycopedium dichotomum. Die maechtigen Rosetten von Tillandsia tessellata sind nur auf den obersten Zweigen sichtbar, begleitet von grauen Tillandsien (T. stricta, geminata, Gardneri etc.), Ortgiesia tillandsioides, einem dichten Rasen von Pleurothallis, Epidendren (E. avicula, latilabre etc.), Cattleya bicolor, Farnen etc. An der Spitze haengen vielfach noch die Schweife der Tillandsia usneoides. Nicht alle Baeume tragen eine solche Fuelle von Epiphyten. Einige entbehren derselben sogar beinahe ganz, wie die Cecropien und die Myrtaceen, erstere aus mir nicht bekannten Gruenden, letztere, weil sie ihre Borke, aehnlich wie die Platanen, abwerfen (vgl. p. 94). Reich von Epiphyten bedeckt sind die Cedros (Cedrela sp.), deren durchsichtiges, gefiedertes Laub alljaehrlich erneuert wird, die riesigen Figueiras (Urostigma-Arten), die sich kuppelartig ueber das Laubdach erheben. Die duennen Masten der Oelpalme (Euterpe sp.) tragen vielfach eine Bromeliacee, in deren Wurzelgeflecht verschiedene kleine Epiphyten sich befestigt haben, waehrend die rauhen, braunen Staemme der Baumfarne von einem zarten Rasen von Hymenophylleen und kleinen Asplenien umhuellt sind. Die Straeucher und kleinen Baeume des Unterholzes tragen nur Flechten und Moose, und solche, namentlich ein kleines, aromatisches Lebermoos, wachsen vielfach auch auf den grossen Blaettern der Heliconien und Myrcien. Verlassen wir den Urwald, so finden wir in der Capoeira, auf den vereinzelten Baeumen in den Pflanzungen und Weiden eine ganz aehnliche Savannenflora, wie in Westindien. Die Gattungen sind meist die gleichen, die Arten dagegen allerdings beinahe alle verschieden. Hier wie dort herrschen graue Tillandsien vor (Till. stricta, geminata etc.), daneben aber auch die grosse, scheckige, aber, ausser an den loeffelartigen Blattbasen, kaum beschuppte Vriesea tessellata und eine stattliche, gruenblaetterige, nicht bestimmte Art derselben Gattung, Orchideen mit fleischigen Blaettern, meist ohne Scheinknollen (Epidendrum latilabre, avicula u. a. A., Cattleya bicolor, Phymatidium delicatulum, Jonopsis sp. etc.), Rhipsalis Cassytha, kleine, meist kriechende Farne, hie und da kuemmerliche Exemplare der Urwaldformen (Peperomien, Gesneraceen, Vriesea psittacina). 3. Die atmosphaerischen Gewaechse fehlen nicht ganz in jenen ungeheuren Savannengebieten, die unter dem Namen von Llanos, Catingas, Campos u. s. w. das Innere des tropischen Sued-Amerika bedecken. Diese Savannen stellen bekanntlich nicht ein ununterbrochenes Wiesenland dar, sondern bestehen stellenweise oder vorwiegend (Catingas) aus lichten Gebueschen und Waeldern mit periodisch abwerfendem Laube, die an den Flussraendern recht ueppig werden koennen. Man findet in diesen Waeldern nur ausnahmsweise einen so grossen Reichthum an epiphytischen Bromeliaceen und Orchideen, wie ich ihn fuer gewisse Savannenwaelder am Fusse der Kuestencordillere in Venezuela im vorigen Kapitel beschrieb. Auch in letzterem Lande habe ich grosse Wald- und Gebueschstrecken gesehen, wo, obwohl an grossen Baeumen kein Mangel war, die Epiphyten sehr spaerlich an Arten und Individuen auftraten. So wuchsen in der Umgebung von Maturin nur ein paar Tillandsien, ausser an den Ufern des Flusses (R. Guarapiche), wo, wie ueberhaupt an allen Gewaessern, zahlreichere und mannigfachere Epiphyten auftraten -- offenbar allein eine Wirkung der waesserigen Duenste, die in kuehler Temperatur der Nacht als fluessige Tropfen ausgeschieden werden, welche in die Trichter der Vriesea- und Aechmea-Arten, auf die gierig saugenden Blaetter grauer Tillandsien und auf Orchideen-Luftwurzeln fallen und den Verlust des Tages ersetzen. Ganz aehnlich, wie in den duennen Waeldern der Llanos, tritt in brasilianischen Catingas der Epiphytismus stark zurueck. GARDNER, dem wir die botanische Erforschung der letzteren in erster Linie zu verdanken haben, fand die erste epiphytische Orchidee erst nach langen Wanderungen in der Provinz Ceara, und die atmosphaerische Vegetation trat ueberhaupt nur da in groesserer Ueppigkeit zum Vorschein, wo an den feuchten Abhaengen von Bergen die Baeume zu dichterem Urwaldwuchs zusammentraten. Ganz aehnlich verhaelt es sich in den suedbrasilianischen Campos, in den Savannengebieten Mexicos und Central-Amerikas und auf denjenigen der Antillen, die in Folge ihres relativ trockenen Klima eines tropisch-dichten Waldwuchses entbehren. Ueberall aber zeigt sich mit dem Eintritt groesserer Feuchtigkeit die Epiphytengenossenschaft in groesserem Reichthum der Formen und Individuen. Auf einer Excursion in der Umgebung von Pernambuco im Dezember 1886 habe ich einen Blick in die dortige epiphytische Vegetation werfen koennen, die mit derjenigen der Catingas grosse Aehnlichkeit zu haben scheint; allerdings sind die dortigen Waelder durch den Einfluss des Menschen mehr veraendert als im Inneren des Landes. Immerhin entsprach, was ich sah, vollkommen den Beschreibungen GARDNER's. Den meist niederen Straeuchern waren dicht hinter dem kleinen Orte Beberibe grosse Baeume nur spaerlich beigemengt; als wir aber in groessere Entfernung gelangt waren, nahm das Gebuesch mehr den Charakter eines Waldes an, namentlich an den Ufern der kleinen Wasserlaeufe, die von einer Gallerie schoener Baeume, unter anderen einer auch von GARDNER viel erwaehnten, praechtig bluehenden Vochysiacee, eingefasst waren. In einem feuchteren Gebiet waeren diese Baeume reichlich mit Epiphyten versehen gewesen. Hier waren wohl schoene Loranthaceen vorhanden, eigentliche Epiphyten fehlten aber gaenzlich, ausser in der Naehe des Wassers, wo sich Staemme und Aeste mit einigen Bromeliaceen (Vriesea-, Bilbergia-, Aechmea-Arten, saemmtlich damals nicht bluehend) schmueckten. Ein in einer Waldhuette lebender Brasilianer, der, wie die Einwohner des tropischen Amerika ueberhaupt, ueber die "parasitas" wohl Bescheid wusste, sagte mir, dass solche ausschliesslich in feuchten Schluchten zu finden waeren, und fuehrte mich zum Beleg in eine solche, wo die Bromeliaceen in der That etwas reichlicher auftraten, aber von anderen Epiphyten nicht begleitet waren. Auf den einzelnen knorrigen Baeumen und in den duennen Gebueschen der Campos von Minas Geraes sind die Epiphyten, wie mir Dr. SCHENCK mittheilte, ebenfalls "aeusserst sparsam, ja fehlen stellenweise gaenzlich. Nur einige Polypodien, Pleurothallideen und wenige Bromeliaceen trifft man hier und da vereinzelt an." (Brief aus Congonhas do Campo, ca. 48 km suedwestl. von Ouro Preto.) In den Urwaldbestaenden auf Bergabhaengen treten dagegen die Epiphyten begreiflicherweise reichlich auf. An den trockenen Kuestenstrichen Mexicos, bei Vera Cruz u. s. w., fand GALEOTTI nur in feuchten Schluchten einige Orchideen, beinahe ausschliesslich Oncidien mit cylindrischen, fleischigen Blaettern. Erst in den Urwaeldern an den Abhaengen der Cordillere zeigen sich die mannigfaltigen Formen, durch welche Mexico beruehmt ist. Die trockenen Kuestengebiete Nord-Chiles und Perus scheinen der Epiphyten beinahe ganz zu entbehren; nur einige graue, xerophile Tillandsia-Arten schmuecken in ersterem die spaerlichen Baeume und Cereus-Saeulen. POEPPIG erwaehnt Epiphyten fuer die Kuestenzone Perus nicht. In Westindien besitzen die nach dem Antillenmeer zugekehrten Kuestenstriche der groesseren Inseln ein trockeneres Klima als nach der atlantischen Seite, und ein solches kommt gewissen der kleineren Inseln in ihrer ganzen Ausdehnung zu. Unter diesen letzteren befindet sich St. Croix und der kleine Archipel der Jungferninseln, deren Pflanzengeographie und Floristik von EGGERS behandelt worden sind. Der Einfluss des trockeneren Klima tritt in dem xerophilen Charakter und der Armuth der Epiphytenformation in instructiver Weise zum Vorschein; graue Tillandsien und einige wenige Orchideen (Epidendrum- und Oncidium~Arten, Polystachya luteola) sind, mit Cereus triangularis, Feigenbaeumen (F. populnea, pedunculata) und Clusien ihre einzigen phanerogamischen Bestandtheile; die Farne sind zahlreicher, wie ueberall da, wo ihnen genuegend Schatten zur Verfuegung steht. Die Arten sind beinahe saemmtlich auf den Inseln mit feuchtem Klima haeufig. _Vollstaendig_ fehlt, nach dem Gesagten, die atmosphaerische Vegetation auch in den trockeneren Gebieten des tropischen Amerika beinahe nirgendwo auf groesseren Strecken. Stets ist dieselbe aber, wo die Feuchtigkeit spaerlich, arm an Arten und Individuen; fleischige Orchideen und Cactaeeen, graue Tillandsien, lederige Polypodien sind die einzigen Formen, die den unguenstigen Existenzbedingungen in den Savannen- und Catingasgebieten zu trotzen vermoegen. Sobald aber der Wald dichter oder auch, wo an den Ufern von Wasserlaeufen die Luft reicher an Feuchtigkeit wird, stellen sich die Epiphyten in groesserer Ueppigkeit und Formenreichthum ein. Wir haben im vorigen Kapitel gesehen, dass die epiphytische Vegetation der natuerlichen Savannen, sowie der durch Ausrottung des Urwalds entstandenen Culturgebiete mit derjenigen, die auf dem Laubdache des Waldes unmittelbar das Sonnenlicht geniesst, uebereinstimmt. Es ist allerdings nicht unmoeglich -- wenn auch noch unerwiesen -- dass der eine oder der andere der Savannenepiphyten im Urwalde fehlt; dieselben gehoeren aber stets Gattungen an, die auch im letzteren, und zwar meist durch viel zahlreichere Arten, vertreten sind. _Diese Uebereinstimmung kann entweder darauf beruhen, dass die xerophilen Gipfelepiphyten des Urwalds aus den Savannen eingewandert sind, oder dass dieselben umgekehrt vom Urwalde aus die Savannen colonisirt haben. Die verschiedensten Erscheinungen zeigen aufs bestimmteste, dass die letztere Annahme der Wirklichkeit entspricht._ Zunaechst ist ein Auswandern der Epiphyten aus dem Urwalde direkt nachweisbar. Wo, auch fern von den Savannen, der Urwald gefaellt und der Boden mit Nutzbaeumen bepflanzt wird, werden letztere bald durch die Epiphyten des benachbarten Urwalds colonisirt, und zwar scheinbar ausschliesslich von den xerophilen Arten, die in letzterem die obersten Zweige bewohnen. Bei genauerem Suchen wird man jedoch hier und da kuemmerliche, nicht bluehende Exemplare der hygrophilen Arten finden, und diese treten in groesserer Ueppigkeit auf, sobald die Feuchtigkeit eine groessere wird. Die grosse Ungleichheit in den Existenzbedingungen der einen und denselben Baum, aber in ungleicher Hoehe, bewohnenden Epiphyten zeigt sich in auffallender Weise, wo, wie es haeufig geschieht, bei der Faellung des Urwalds einzelne Baeume verschont geblieben sind. In solchen Faellen sehen wir die hygrophilen Epiphyten des Stammes und der dickeren Aeste absterben, wahrend die xerophilen des Gipfels sich stammabwaerts bewegen. Zuerst, schon nach wenigen Tagen, gehen die zarten Hymenophylleen der Stammbasis zu Grunde, die uebrigen hygrophilen Epiphyten resistiren laenger, nehmen aber eine gelbliche, krankhafte Faerbung an und verschwinden schliesslich ganz, waehrend die bisher auf den Gipfel localisirten grauen Tillandsieen, fleischblaetterigen Orchideen und lederartigen, kleinen Polypodien den Baum, oft bis zu seiner Basis, ueberwuchern. Die Uebereinstimmung zwischen der Epiphytenflora der Savannen und denjenigen des Laubdaches des Urwalds ist uns, nach diesen Erscheinungen, sehr begreiflich. Dafuer, dass die xerophilen Epiphyten der Baumgipfel des Urwalds in diesem selbst entstanden sind, spricht auch der Umstand, dass sie in letzterem, oder besser _auf_ letzterem, weit ueppiger wachsen, weit reicher sind, nicht bloss an Individuen, sondern auch an Arten, als in den Savannengebieten, wo sie nur im dampfreichen Gallerienwalde der Fluesse zahlreicher werden, da sogar manchmal eine Beimischung hygrophiler Formen erhalten. Mit groesster Sicherheit ergibt sich jedoch der silvane Ursprung der aerophilen Epiphyten daraus, dass in Savannen die terrestrische und epiphytische Vegetation ganz schroff geschieden bleiben, waehrend im Urwald ein allmahlicher Uebergang von der einen in die andere und von den unteren Schichten der Epiphytenvegetation in die oberen sich zeigt. Der Urwald zeigt uns die Entwickelung der Genossenschaft in allen ihren Phasen. Manche Pflanzen des tropischen Urwalds wachsen, wie bereits erwaehnt wurde, sowohl auf dem Boden, als auch auf Baeumen, ohne irgend welche eigentliche Anpassungen an epiphytische Lebensweise zu besitzen; sie vermochten sich im Kampfe ums Dasein sowohl als terrestrische Gewachse, wie auch als Epiphyten zu behaupten (Melastomaceen e. p., Solanaceen u. a. Dicotyledonen, Farne e. p.). Andere Formen verdankten hingegen nur dem Umstande, dass sie als Epiphyten gedeihen konnten, ihre Fortexistenz, und bei diesen wurden natuerlich alle Eigenschaften gezuechtet, welche fuer Lebensweise auf Baeumen geeignet waren; sie wurden an letztere _angepasst_, oft jedoch, ohne die Faehigkeit, auch in gewoehnlichem Boden zu leben, zu verlieren, wenn es die Concurrenz mit anderen Gewaechsen nicht verhinderte; so gedeihen sie ganz allgemein als Topfpflanzen, und man findet sie zuweilen, obwohl relativ sehr selten, auch in der Natur als terrestrische Gewaechse. Unbehindert koennen sie sich ausserdem kahler Felswande bemaechtigen, wenn ihre Eigenschaften ihnen das Leben auf solchen gestatten. _Jede neue Eigenschaft, die einen Epiphyten in den Stand setzte, sich aufwaerts, dem Lichte zu, zu bewegen, wurde im Kampfe ums Dasein gezuechtet. So entspricht die etagenmaessige Gliederung der epiphytischen Urwaldvegetation einer steigenden Vervollkommnung der Anpassungen. Damit ging aber die Faehigkeit, sich auch auf dem Boden zu behaupten, immer mehr verloren._ Die hygrophilen Epiphyten sind zum Theil indifferent, die xerophilen dagegen koennen nur, und das auch blos theilweise, auch an kahlen Felswanden gedeihen; als im Boden wurzelnde Pflanzen kommen sie in der Natur nicht vor. Allmaehliche Uebergange verbinden die terrestrischen und epiphytischen Pflanzengemeinschaften des Urwalds; die Gattungen sind zum Theil dieselben, und manche Art des hoechsten Niveau dringt in einigen Individuen in ein tieferes, wahrend ausgesprochen hygrophile Epiphyten sich in kuemmerlichen Exemplaren auf dem Laubdache zeigen koennen. Die Vegetation des Gipfels und diejenige des Stammes vermischen sich aber nicht, waehrend letztere manche Art mit dem Boden gemein hat. Das Ganze traegt das Gepraege eines allmaehlichen Strebens nach dem Lichte. Ganz anders in den Savannenwaeldern; hier ist von einem Austausch der im Boden bewurzelten Vegetation und derjenigen, die sich an der Oberflaeche der Rinde befestigt hat, keine Rede. Nur auf der Oberflaeche von Felsbloecken sieht man einen Theil der Arten der Epiphytengenossenschaft. Die einseitige Anpassung an Lebensweise auf harter Unterlage gestattet ihnen das Leben auf gewoehnlichem Boden entweder gar nicht mehr (Till. usneoides, circinalis, Aeranthus funalis u. a. m.), oder sie sind doch nicht mehr im Stande, mit den an terrestrische Lebensweise angepassten Arten zu concurriren. Die einzigen sonst epiphytisch wachsenden Pflanzen, die man gelegentlich, in vereinzelten Exemplaren, als Bodenbewohner in der Savanne trifft, sind baumartige Arten, die im Urwalde auf anderen Baeumen wachsen, auf den Savannen aber wegen Mangels an hinreichender atmosphaerischer Feuchtigkeit von der epiphytischen Genossenschaft ausgeschlossen bleiben (Clusia, Ficus). Wir werden in diesem Kapitel sehen, warum die Savanne autochtone Epiphyten nicht erzeugte -- ausser vielleicht solche Arten, die aus bereits epiphytischen Colonisten des Urwalds durch weitere Anpassung entstanden. Unserer Erklaerung muss eine groessere Anzahl beweiskraeftiger Thatsachen vorausgeschickt werden. Wir wollen einstweilen nur an der Thatsache festhalten, _dass die epiphytische Flora der Savannengebiete einer Einwanderung aus dem Urwalde ihren Ursprung verdankt_. 4. Man stellt sich vielfach vor, dass das Vorkommen von Epiphyten an grosse Hitze gebunden sei, obwohl der vermuthete raethselhafte Zusammenhang zwischen Lebensweise auf Baeumen und Temperatur, aus guten Gruenden, nie den Gegenstand eines Erklaerungsversuchs gebildet hat. Es wachsen allerdings sehr viele Epiphyten in den maechtigen Waeldern der Flussgebiete Sued-Amerikas, wo die grosse Waerme starke Ausduenstung des Wassers bedingt, das die naechtliche Abkuehlung wieder als Thau niederschlaegt(20). _Die reichste Entwickelung der Epiphytengenossenschaft zeigt sich jedoch in der Regel an Bergabhaengen, und zwar nicht bloss in den heissen tieferen Regionen, sondern auch in denjenigen mit temperirtem Klima. Die Epiphyten erreichen jedoch nicht oder nur in geringer Anzahl die Baumgrenze._ Es kann zwar eine bestimmte Region angegeben werden, in welcher ueberall zwischen den Tropen und in benachbarten Gebieten die Epiphytengenossenschaft ihre reichlichste Entwickelung besitzt, jedoch nicht eine bestimmte Hoehe, welche dieselbe nicht erreicht. Letztere ist vielmehr sehr wechselnd, _da sie in erster Linie von der Spannung der Luft, ihrer Saettigung mit Wasserdampf, der Haeufigkeit der Niederschlaege abhaengen_ -- Verhaeltnisse, die auf Gebirgen, den Luftdruck ausgenommen, klimatischen und topographischen Einfluessen unterworfen sind. Am reichsten an Epiphyten ist ueberall die meist zwischen 1300 und 1600 m gelegene Wolkenregion, in welcher die Luft beinahe stets mit Wasserdampf vollkommen gesaettigt ist(21), reichliche Thaubildung und Regen die Wurzeln der Epiphyten und ihr Substrat stets feucht halten. Oberhalb der Wolkenregion nimmt die Menge der Epiphyten ab, bald schneller, bald langsamer, aber keineswegs in Folge der Abnahme der Temperatur, sondern, wie es sich namentlich aus dem Vergleich der brasilianischen Gebirge mit dem Himalaya ergeben wird, weil die Luftfeuchtigkeit, relativ und absolut, mit der Hoehe abnimmt(22). Vollkommene Saettigung der Luft mit Wasserdampf kommt zwar auch auf Berggipfeln manchmal vor; bei hellem Wetter sinkt aber der Dampfdruck auf ein ganz geringes Maass herab. Zudem kommt der gleichsinnig wirkende Umstand ganz besonders in Betracht, dass bei gleichem Saettigungsgrad der Luft mit Wasserdampf und gleicher Temperatur die Verdunstung auf hohen Gebirgen, in Folge des geringeren Luftdrucks, eine weit groessere ist als in der Ebene(23) In Folge dieser Verhaeltnisse sehen wir auf tropischen, sonst sehr feuchten Gebirgen, manchmal schon in Regionen, wo der Frost unbekannt ist, wie in der brasilianischen Serra de Mantiqueira, den Baumwuchs schwinden und die Stauden und Straeucher Schutzmittel gegen Transpiration erhalten, ganz aehnlich wie in den heissen Savannen der Ebenen. Noch weit mehr als die Bodenpflanzen haengen die Epiphyten von dem Saettigungsgrade der Luft an Wasserdampf und von der Groesse der Verdunstung ab, indem ihre Organe meist saemmtlich oberflaechlich sind, ihr Substrat leicht eintrocknet und fuer seinen Wasservorrath direkt von den atmosphaerischen Niederschlaegen abhaengt. Es ist uns daher auch leicht begreiflich, dass die Epiphyten sich auf Gebirgen weniger hoch erheben als andere Gewaechse, und dass die obersten derselben in hohem Grade xerophilen Charakter tragen. So fand LIEBMANN auf den Baeumen des Coniferenwaldes bei der 10000{~PRIME~} hoch gelegenen Jacqueria del Jacal am Orizaba nur graue Tillandsien, eine fleischige Echweria, eine ebenfalls sehr dickblaetterige Peperomia und eine jener zungenblaetterigen Polypodium-Arten, wie sie an trockenen Standorten so haeufig sind. Die erwaehnten Pflanzen erhoben sich wenig hoeher, waehrend die obere Grenze des Coniferenwaldes bei 11000{~PRIME~} liegt. Im brasilianischen Kuestengebirge stellen sich die Coniferenregion (Araucaria) und die baumlose Region (Campos elevatos) bei weit geringerer Hoehe ein als auf den Anden, was, wie GRISEBACH angibt, darauf beruht, dass die steilen Gipfel dem Passatwinde zu wenig Masse darbieten, um die fuer die volle Ueppigkeit des Tropenwaldes erforderliche Intensitaet der Niederschlaege zu erzeugen. Auf der Serra do Picu, zwischen den Provinzen Rio de Janeiro und Minas Geraes, fand ich die letzten Epiphyten, Peperomia reflexa und ein steriles Farn, im Laubwalde bei ca. 1600 m; der auf diesen Laubwald folgende Araucarienguertel und die knorrigen Staemme einer Eugenia, die eine Art Krummholzregion ueber den Araucarien bildete, entbehrten der Epiphyten gaenzlich; dagegen wuchsen auf der Savanne von ausgesprochen xerophilem Charakter, die den Gipfel einnahm (Campos elevatos), eine terrestrische Bromeliacee (Dyckia princeps) und ein Anthurium. Im Thale am Fusse des Gipfels fand ich zahlreiche epiphytische Bromeliaceen (Arten von Vriesea, Nidularium, Aechmea) und Farne, dagegen nur ein einziges steriles Exemplar einer epiphytischen Orchidee. Entsprechend der hohen Breite, stellt sich in der Serra Geral von Sta. Catharina die temperirte Region noch weit tiefer ein als zwischen den Tropen. Bei 8--900 m werden jenseits des Hauptkamms, der einen sehr grossen Theil der Feuchtigkeit zurueckhaelt, nur noch die Culturpflanzen temperirter Laender gezogen. Eine Excursion auf diesen Gebirgen, von Joinville nach Sao Bento, ergab manche interessanten Aufschluesse ueber die Lebensbedingungen epiphytischer Gewaechse. Bis wir den nur ungefaehr 1000 m hohen Kamm erreicht hatten, war der Wald, wenn auch nicht ueberall hoch, doch meist dicht und reich an den meisten epiphytischen Pflanzen, die wir frueher als in den Waeldern Sta. Catharinas vorkommend erwaehnt haben, zu welchen einige andere Arten hinzukamen. In den flachen Hochthaelern, welche wir nachher durchkreuzten, trugen die Waelder ein wesentlich anderes Gepraege. Theils waren es Laubwaelder, in welchen die vorherrschenden Baeume Mimosen, Vernonien, Croton, von geringerer Groesse auch Solanum-Arten waren, manchmal von vereinzelten hohen Araucarien ueberragt; solche Waelder enthielten einige epiphytische Orchideen (Pleurothallideen, Epidendrum) von sehr geringen Dimensionen, Tillandsieen, kleine Farne, Peperomia reflexa, saemmtlich Pflanzen mit hoch entwickelten Schutzvorrichtungen gegen Transpiration, wie wir sie sonst nur bei Sonnenepiphyten finden, obwohl dieselben am Stamme im Schatten wuchsen. Streckenweise gingen wir durch Araucarienwaelder, wo die Epiphyten vollstaendig zu fehlen schienen, obwohl solche auch auf Araucarien vorkommen, wenn diese vereinzelt im dichten Laubwalde wachsen. In dem von duennem Araucarienwalde und Savannen bedeckten Thale, wo das kleine Dorf Campo alegre liegt, hatte ich keine Epiphyten gesehen, bis ich zu einer von hohen Felsen umgebenen Schlucht kam, wo ein Wasserfall brauste. Ueber dem Wasser beugten sich kleine Baeume, von deren Endzweigen maechtige Schweife von Tillandsia usneoides hingen, waehrend ihre Staemme und dickeren Aeste von zahlreichen Tillandsia-Rosetten, Peperomia reflexa, kleinen Orchideen und Farnen bedeckt war. Es war also offenbar nicht die zu niedrige Temperatur, welche das Fehlen der Epiphyten im Thal bedingte, sondern der Mangel an hinreichender Feuchtigkeit, obwohl das Klima von Campo alegre nach europaeischen Begriffen nicht gerade als trocken zu bezeichnen waere. Eingehende Angaben ueber die Vertheilung der epiphytischen Orchideen auf der mexikanischen Cordillere verdanken wir RICHARD und GALEOTTI; es ist zu bedauern, dass nicht die anderen Epiphyten gleichzeitig Beruecksichtigung gefunden haben, da aus der Betrachtung einer einzigen Familie Schluesse auf die Existenzbedingungen der Formationen, in welchen sie auftritt, nur mit grosser Vorsicht entnommen werden koennen. Auf den der epiphytischen Orchideen beinahe ganz entbehrenden atlantischen Kuestenstrich folgt mit eintretender Neigung eine feuchtere, noch heisse Region, in welcher die bewaldeten Schluchten viele epiphytische Orchideen (bis 900 m) zeigten. Weit reicher an den letzteren ist indessen die darauf folgende temperirte Region (tierra templada, 900 oder 1000 bis 1800--2000 m); hier herrscht ewige Feuchtigkeit bei einer mittleren, noch wenig schwankenden Temperatur von 18--19 deg. C. Baumfarne sind in dieser Region massenhaft entwickelt. In gleicher Hoehe sind die nach dem Centralplateau gerichteten wasserarmen Abhaenge sehr arm an epiphytischen Orchideen. Solche treten dagegen nach der zum atlantischen Ocean gerichteten Abdachung noch in grosser Menge in der ebenfalls sehr feuchten kaelteren Region (terra fria) auf. Sie nehmen jedoch allmaehlich nach oben ab und wenige erheben sich ueber 2800 m. Odontoglossum nebulosum und Cattleya citrina allein erheben sich bis 3200 m, waehrend terrestrische Formen bis gegen 3900 m hinaufgehen. Eine ausserordentlich ueppige epiphytische Vegetation bedeckt die feuchten suedlichen Abhaenge des oestlichen Himalaya (von Nepaul bis Bhotan) und die Gebirge von Birma; dieselbe steigt bis nahe an die Baumgrenze und zeigt je nach der Hoehe, bedeutende Unterschiede. Die epiphytischen Orchideen sind, wie mir Herr Dr. BRANDIS mittheilte, zwischen 2000 und 5000 Fuss am zahlreichsten; "dies ist auch in der Regel eine Zone sehr grosser Feuchtigkeit". Demselben Niveau scheint auch im oestlichen Himalaya das Maximum der Entwickelung vieler anderer tropischer Epiphyten, wie Gesneraceen, Rubiaceen, Melastomaceen, Ficus, zu entsprechen(24). Mehr oder weniger zahlreiche dieser tropischen Typen erheben sich jedoch weit hoeher; die oberste Grenze ist fuer die epiphytischen Orchideen bei 9400{~PRIME~} (Coelogyne Wallichii), fuer die epiphytischen Gesneraceen (Aeschynanthus maculata, bracteata) und die Rubiaceen (Hymenopogon parasiticus) ca. 8000{~PRIME~}. Ungefaehr von 4000{~PRIME~} an treten im oestlichen Himalaya, der in ihrem Charakter noch vorwiegend tropischen Epiphytenformation, entsprechend der in der Bodenvegetation eintretenden Veraenderung, _Typen der noerdlichen temperirten Zone bei, die mit der Hoehe zunehmen und ueber 6000{~PRIME~} weit ueber die tropischen Arten vorherrschen_. Da wachsen als Epiphyten verschiedene Arten von Rhododendron (Rh. Dalhousiae, vaccinioides, pendulum etc.), von Vaccinium (V. retusum etc.), Hedera Helix, Vogelbeerbaeume (Pyrus foliolosa u. P. rhamnoides), ein Ribes (R. glaciale), ein Evonymus (E. echinatus) etc. Manche dieser Arten erreichen ueber 10000{~PRIME~}. _Die Epiphytengenossenschaft setzt sich demnach in der temperirten Region des Himalaya ausser aus Einwanderern der tropischen Region auch aus Pflanzentypen der noerdlichen temperirten Zone zusammen. Diese sind demnach ebenso gut im Stande, wie tropische Pflanzen, epiphytische Lebensweise anzunehmen._ Ueber die klimatischen Bedingungen, unter welchen die epiphytische Vegetation in den hohen Regionen des oestlichen Himalaya gedeiht, kann ich, dank den freundlichen Mittheilungen von Herrn Dr. BRANDIS, genauere Angaben machen, die fuer die Frage nach den Existenzbedingungen der Epiphyten ueberhaupt von Wichtigkeit sind. Dieselben beziehen sich auf _Darjeeling_, einen bei 7421' = 2262 m ueber dem Meere gelegenen Luftkurorte in Sikkim (Bengalen), dessen Umgebung sehr reich an den verschiedenartigsten Epiphyten ist(25). Temperatur: Jahresmittel: 51 deg.,8 F= 11 deg. C., Juli: 60 deg.,9 F. = 6 deg. C., Januar: 39 deg.,5 = 4 deg.,1 C. Regenfall: Jahresm.: 120{~DOUBLE PRIME~},33 = 310 cm; Mai--Oktober 112{~DOUBLE PRIME~},06 =285 cm. Mittlere relative Feuchtigkeit: Jahr: 84 %; Oktober--April: 73--81 %; Mai--September: 95 %(26). Von Herrn GAMBLE (vgl. Anm.) wurden bei Darjeeling 42 Arten epiphytischer Orchideen ueber 6000{~PRIME~} gesammelt, von welchen jedoch die grosse Mehrzahl sich nicht ueber 7000{~PRIME~} erhebt. Bolbophyllum reptans und Coelogyne humilis erreichen 8000{~PRIME~}, Liparis paradoxa und Coelogyne Hookeriana 9000{~PRIME~}. Die Epiphytengenossenschaft besitzt einen wesentlich temperirten Charakter und setzt sich aus den vorher fuer die temperirte Region angegebenen Arten zusammen, welche zum groessten Theile, vielleicht saemmtlich, auch als Bodenpflanzen vorkommen; ausgesprochene Anpassungen an epiphytische Lebensweise sind in der temperirten Region nicht eingetreten. Die Nilgherries sind trotz ihres tropischen Klimas aermer an epiphytischen Orchideen und, soweit ich es aus HOOKER's _Flora of B. I._ und _Genera plantarum_ entnehmen kann, auch an anderen Epiphyten als das oestliche Himalaya und Birma. Die Sammlungen von Herrn GAMBLE (Wellington 6200{~PRIME~}; Jahresm. 61 deg. F., Mai 65 deg.,7, Januar 55 deg.,2, mittlerer Regenfall auf dem Plateau 45--103{~DOUBLE PRIME~} enthalten nur fuenf ueber 6000{~PRIME~} gesammelte epiphytische Orchideen. Waehrend der trockenen Jahreszeit wird der Dampfgehalt der Luft wohl sehr gering sein. _Es geht aus dem Vorhergehenden mit Sicherheit hervor, dass die epiphytische Lebensweise keineswegs an tropische Hitze gebunden ist, sondern da eintritt, wo der Dampfgehalt der Luft und die Regenmenge gross genug sind, um terrestrischen Gewaechsen das Gedeihen auf Baeumen zu gestatten._ _5. Die Epiphyten sind in Amerika nicht streng auf die tropische Zone_ (incl. Sued-Brasilien) _beschraenkt. Mehrere Arten kommen vielmehr in den temperirten Zonen der noerdlichen und namentlich der suedlichen Hemisphaere vor_ und bieten in der Art ihres Vorkommens manches, das den Zusammenhang zwischen den Lebensbedingungen epiphytischer Gewaechse und ihrer geographischen Verbreitung beleuchtet. Die Nordgrenze des tropischen Urwalds ist auch diejenige einer reichen atmosphaerischen Flora und faellt ungefaehr mit dem Wendekreise zusammen. Der von dem tropischen durch ausgedehnte Savannengebiete und Wuesten getrennte nordamerikanische Wald weicht von ersterem in seiner systematischen Zusammensetzung, in seiner biologischen Physiognomie wesentlich ab, sogar in den subtropischen suedlichen Staaten, welche doch zahlreiche Pflanzen der tropischen Zone aufgenommen haben. Im Gegensatz zu Europa fehlen jedoch im nordamerikanischen Walde die Epiphyten nicht ganz und bieten fuer die uns gegenwaertig beschaeftigenden Fragen hervorragendes Interesse. Ausgesprochene Anklaenge an die Flora des benachbarten Westindiens zeigen sich namentlich im warmen Sued-Florida, wo die Strandvegetation noch wesentlich die gleiche ist, wie auf Cuba und den Bahamas; Hippomane Mancinella, Coccoloba uvifera wachsen im Sande, waehrend die Lagunen von Mangroven umrahmt sind (Rhizophora, Laguncularia racem). Auch der Wald enthaelt manche tropische Baeume, wie Oreodoxa regia, Canella, Swietenia Mahagony, Zamia integrifolia, Eugenia-Arten, Burseraceen, Turneraceen, Chrysobalaneen, Buettneriaceen, Myrsineen etc. Kein Wunder, dass die Einwanderung tropischer Bodenpflanzen von einer solchen epiphytischer Gewaechse begleitet gewesen ist. Die atmosphaerische Vegetation Sued-Floridas ist aber, im Vergleich zu derjenigen des doch ganz benachbarten Westindien, sehr arm an Arten und namentlich an Gattungen. Die daran theilnehmenden Familien sind nur die Farne, Bromeliaceen, Orchideen und Clusiaceen, letztere mit einer einzigen Art. Die auf den benachbarten westindischen Inseln in der atmosphaerischen Flora so reichlich vertretenen Araceen, Piperaceen, Gesneraceen, Lycopodium etc. fehlen gaenzlich. Die epiphytische Vegetation Floridas und der suedlichen Vereinigten Staaten ueberhaupt setzt sich, soweit ich sie mit Huelfe eigener Beobachtungen und der Angaben in CHAPMAN's Flora zusammenstellen konnte, aus folgenden Arten zusammen: *Epiphyten der suedlichen Vereinigten Staaten.* *Clusiaceae.* Clusia flava. -- (Trop. Am.) *Bromeliaceae.* Tillandsia utriculata. -- (Trop. Am.) -- bracteata. -- bulbosa. -- (Trop. Am.) -- tenuifolia (incl. Bartramii, caespitosa, juncea). -- (Trop. Am.) -- recurvata. -- (Trop. Am.) -- usneoides. -- (Trop. Am.) -- Houzeavi. -- flexuosa. -- (Trop. Am.) Catopsis nutans. -- (Trop. Am.) *Orchideae.* Dendrophylax Lindenii. Polystachya luteola. -- (West-Indien.) Epidendrum conopseum. -- venosum. -- cochleatum. -- (Trop. Am.) -- umbellatum. -- (Trop. Am.) -- nocturnum. -- (Trop. Am.) *Filices.* Polypodium incanum. -- (Trop. Am.) -- Phyllitidis. -- (Trop. Am.) Polypodium aureum. -- (Trop. Am.) Vittaria lineata. -- (Trop. Am.) Aspidium (Neprolep.) exaltatum. -- (Trop. Am.) Ophioglossum palmatum. -- (Trop. Am.) Psilotum triquetrum. -- (Trop. Am.) _Die atmosphaerische Vegetation Floridas und der Vereinigten Staaten ueberhaupt besteht demnach ausschliesslich aus Formen des tropischen Urwalds, speciell Westindiens._ Demjenigen, der die soeben aufgezaehlten Gewaechse kennt, wird es auffallen, dass _es beinahe saemmtlich Arten sind, die, in hohem Grade mit Schutzmitteln gegen Trockenheit ausgeruestet, zwischen den Wendekreisen nur auf den Gipfeln der Urwaldbaeume und in Savannen vorkommen_. Polypodium aureum bildet nur scheinbar eine Ausnahme, indem dasselbe in Florida, soweit meine Beobachtungen reichen, bloss in den persistirenden Basen der Blaetter von Sabal Palmetto als Epiphyt gedeiht, wo ihm eine reiche und feuchte Compostmasse als Substrat dient, welche ihm manchmal von Bodengewaechsen streitig gemacht wird; dasselbe gilt auch von dem seltenen Ophioglossum palmatum. Ganz besonders ausgepraegt sind die Schutzmittel gegen Transpiration bei den drei einzigen epiphytischen Gefaesspflanzen, die ueber Floridas Grenzen nach Norden dringen, Epidendrum conopseum, Tillandsia usneoides und Polypodium incanum. Das Epidendrum, dessen Nordgrenze in Nord-Carolina liegt, ist eine jener derbblaetterigen xerophilen Arten, wie wir sie in der Tropenzone nur auf den hoechsten Baumaesten des Urwalds oder in duennen Savannengebueschen treffen. Tillandsia usneoides, die etwas noerdlicher, naemlich bis zum 38. deg. in Virginien dringt, laesst sich kaum trocknen, und was Polypodium incanum betrifft, das von allen nordamerikanischen epiphytischen Gefaesspflanzen die hoechste Breite erreicht (Illinois), so ist es auch diejenige, die das hoechste Maass von Trockenheit unbeschadet vertraegt. Es waere indessen ein grosser Irrthum, zu glauben, dass diese in so hohem Grade gegen Transpiration geschuetzten Pflanzen in den Vereinigten Staaten trockene Standorte aufsuchen; man findet sie meist an den feuchten Ufern der Fluesse und Seen. _Die Erscheinung, dass nur solche Epiphyten, die in besonders hohem Grade gegen die Gefahren der Trockenheit geschuetzt sind, die Gebiete tropischen Regens nach Norden ueberschreiten, ebenso wie das Fehlen nordamerikanischer Elemente in der epiphytischen Flora Nordamerikas lassen sich nur durch den Mangel an hinreichender Feuchtigkeit im nordamerikanischen Waldgebiet erklaeren._ Man wird vielleicht einwenden, dass, da das Klima Nordamerikas fuer das Gedeihen verschiedener tropischer Epiphyten nicht zu trocken ist, obwohl dieselben ihren Ursprung im feuchten tropischen Urwald genommen haben, dasselbe erst recht das Bestehen einer autochthonen epiphytischen Vegetation zulassen muesste. Vergegenwaertigt man sich jedoch, unter welchen Bedingungen die atmosphaerische Vegetation des Tropenwalds sich entwickelt hat, so wird man das Raethsel unschwer loesen. Die Epiphyten stammen von terrestrischen Gewaechsen ab, die dank der grossen Feuchtigkeit des tropischen Urwalds auch auf der bemoosten Stammrinde gedeihen konnten; auf solche Uebergangsstadien zum Epiphytismus, die noch vorkommen, habe ich frueher mehrmals aufmerksam gemacht. Allmaehliche Anpassung erlaubte einem Theil dieser Epiphyten, aus dem Schatten in das volle Licht zu treten, wo sie der Trockenheit der Luft entsprechende Schutzmittel erhielten; dadurch wurden sie aber in den Stand gesetzt, sich ausserhalb der Grenzen des tropischen Urwalds zu verbreiten, waehrend die gegen Trockenheit weniger resistenten Formen des Schattens und Halbschattens an denselben gebunden blieben. Wir haben denn in der That gesehen, wie diese xerophil gewordenen Epiphyten die duennen Waelder und einzeln stehenden Baeume der Savannengebiete colonisirt haben. Ihrer allgemeinen Verbreitung ausserhalb der tropischen Zone stand die Temperatur entgegen; aehnlich aber, wie manche tropische Bodenpflanzen, vermoegen auch gewisse tropische Epiphyten niedere Temperaturgrade zu ertragen und sind dementsprechend mehr oder weniger in die extratropischen Gebiete eingedrungen. Diese Auswanderung ist aber wegen der geringeren Feuchtigkeit der temperirten Zonen auf die xerophilen Epiphyten beschraenkt geblieben. _In den nordamerikanischen Waeldern wuerden die Schattenpflanzen des Bodens aus Mangel an Feuchtigkeit nicht auf der Baumrinde gedeihen koennen._ So steigt das so gemeine Polypodium vulgare in Nordamerika ebensowenig auf die Baeume, wie in Mittel- und Nord-Europa, waehrend es in den Waeldern gewisser sehr feuchter Gebiete, z. B. in Portugal, auf den canarischen Inseln, oft massenhaft die Staemme und Aeste umhuellt. Der erste Schritt zu einem autochthonen Epiphytismus war unmoeglich -- letzterer musste daher ganz ausbleiben, waehrend fuer die xerophil gewordenen Epiphyten der Tropen die Feuchtigkeit in Nordamerika gross genug war. So erklaert sich in einfacher Weise die beim ersten Blicke so befremdende Erscheinung, dass die epiphytische Vegetation Nord-Amerikas ausschliesslich tropischen Ursprungs sei. Ueber den Antheil, den die epiphytischen Gewaechse an dem Charakter der Vegetation in den suedlichen Vereinigten Staaten nehmen, ist in den Floren nichts enthalten. Einige Beobachtungen darueber habe ich auf einer raschen Excursion, die ich im Anfang des Fruehjahrs *1881* von Baltimore aus unternahm, anstellen koennen. Tillandsia usneoides sah ich von der Eisenbahn aus schon in Nord-Carolina, also wenig suedlich von ihrer Nordgrenze. Von Sued-Carolina an war sie ueberaus haeufig, und Baeume, wie der auf unserer Tafel I abgebildete, waren in diesem Staat sowohl als in Georgien und Florida sehr gewoehnliche Erscheinungen. Die Eichen (Q. virens) der Promenaden bei Jacksonville in Nord-Florida sind saemmtlich von einem dichten grauen Tillandsia-Schleier umhuellt und gewaehren einen der wunderbarsten Anblicke, die mir die Pflanzenwelt in Amerika geboten hat; auch auf den Waldbaeumen sind Tillandsiabaerte eine gewoehnliche Erscheinung. Eine reichere epiphytische Vegetation sah ich erst am oberen St. Johns, so bei Palatka und Enterprise im mittleren Ost-Florida, wo beschuppte Staemme von Sabal Palmetto vielfach von den Wedeln des Polypodium aureum und den Rasen von Vittaria lineata geschmueckt waren, waehrend nackte Palmstaemme Tillandsia recurvata, die Baeume im Walde grosse Rosetten von Tillandsia bracteata (?) trugen und Polypodium incanum sich ueberall, besonders reichlich jedoch, wie ueberhaupt die Epiphyten, in der Naehe des Flusses und der Seen zeigte. 6. Die maassgebende Bedeutung der atmosphaerischen Feuchtigkeit fuer die Entwickelung und Verbreitung von Pflanzen epiphytischer Lebensweise kommt im temperirten Suedamerika noch weit deutlicher zum Vorschein als in Nordamerika. Die Erscheinungen sind in Argentinien einerseits, in Sued-Chile andererseits sehr ungleichartig und verlangen daher eine getrennte Behandlung. Waehrend die Waelder des temperirten Nordamerika von den tropisch-mexikanischen durch ein Steppengebiet getrennt sind, setzt sich der brasilianische Urwald nach Sueden an den oestlichen Abhaengen der Anden und der Kuestengebirge (Serra Geral), sowie laengs der Ufer des Parana und Paraguay bis weit ueber den Wendekreis hinaus fort und verliert nur ganz allmaehlich seinen tropischen Charakter. Letzterer ist in den Kuestenwaeldern Sued-Brasiliens noch unveraendert, und diese sind sehr reich an Epiphyten, waehrend in dem schmalen Streifen dichten Urwalds, der auf gleicher Breite und in gleicher Richtung laengs der Anden zieht, und noch mehr in den ebenfalls dichten Galleriewaeldern der Ufer des Parana und Uruguay die atmosphaerische Vegetation schon formenarm ist. Die Savannenwaelder und Gebuesche des inneren und suedlichen Argentiniens (Gran Chaco, Monte und Pampas) sind noch weit aermer an Epiphyten als die ihnen entsprechenden Catingas und Carrascos des inneren Brasiliens und die aehnlichen Bildungen der Llanos Venezuelas und Guianas. Die Gebuesche des oestlichen Patagoniens enthalten nur noch einige, wenige Tillandsia-Arten. Waehrend die Floren und Reiseberichte ueber das tropische Amerika die Standortsverhaeltnisse der Pflanzen meist arg vernachlaessigen, sind dieselben in den fuer die Pflanzengeographie Suedamerikas hoechst werthvollen Arbeiten LORENTZ' und HIERONYMUS' sorgfaeltig erwaehnt, sodass ich auf Grund der letzteren und derjenigen einiger anderer Autoren (GRISEBACH, NIEDERLEIN, BAKER) folgendes Verzeichniss der Epiphyten Argentiniens aufstellen konnte, das, wenn auch gewiss nicht ganz vollstaendig, von dem Charakter der dortigen atmosphaerischen Vegetation doch ein hinreichendes Bild geben wird. Der Uebersichtlichkeit halber sind die Arten, die wohl in den subtropischen Waeldern der Anden und Flussufer, aber nicht in den Savannen vorkommen, mit einem # versehen. *Epiphyten Argentiniens.* _Abkuerzungen_: E. = Entrerios, C. = Cordoba und Santiago del Estero, Ct. = Catamarca, T. = Tucuman, S. = Salta, J. = Jujuy, O. = Oran nebst Tarija, Corr. = Corrientes u. Missiones, Men. = Mendoza, B.-A. = Buenos Ayres. {~DAGGER~} Pflanzen, von welchen ich nur aus Analogie vermuthe, dass sie epiphytisch wachsen. *Cactaceae.* Rhipsalis #sarmentacea OTTO. -- T., S. (Bonar.) -- #pentaptera PFF. -- O., Ct., T. (Brasil.) -- #Lorentziana GR. -- O. -- #monacantha GR. -- O. -- sp. -- E. Cereus Donkelairi SALM. DYCK. -- E. (Brasil.) *Araliaceae.* #Nicht naeher bez. Art. (NIEDERLEIN.) -- Corr. *Piperaceae.* Peperomia #hispidula. -- S. (Trop. Am.) -- #inaequalifolia R. ET P. -- S. (Peru, Venez., Boliv.) -- #polystachya Miq. -- T. (Trop. Am.) -- #reflexa A. DIETR. (var. valantioides u. var. filiformis) -- T., S., J., O. (Trop. Am.) *Araceae.* Anthurium #coriaceum ENDL. -- O. (S. Brasil.) #Philodendron sp.? (NIEDERLEIN.) -- Corr. *Bromeliaceae.* Chevalliera grandiceps GR. -- O., T., S., J. Tillandsia macrocnemis GR. -- C. -- #purpurea R. ET P. -- O. (Peru.) -- circinalis GR. -- E., C., O. -- (Vriesea) #rubra R. ET P. T., S., J., O. (Peru.) -- globosa. -- E. (Brasil.) -- dianthoidea TEN. -- E., Corr. (Uruguay, Guiana.) -- ixioides GR. -- E., Corr. -- #bicolor BRGT. -- Ct., T., O. (Brasil. austr.) -- unca GR. -- C., O. -- myosura GR. -- C., O. (Bolivia.) -- Nappii LTZ. ET NIED. -- C. -- -- var. Darwinii id. -- (Suedl. Argent., Patag.) -- retorta GR. -- C. -- recurvata L. -- C., T., B.-A. (Am. trop. et temp.) -- capillaris R. ET P. -- J. (Peru, Boliv.) -- bryoides GR. -- C., T., O. (Brasil. austr.) -- erecta GILLIES. -- Men. -- propinqua GAY. -- C. (Boliv., Chile bor.) -- rectangula BAK. -- C. -- pusilla GILLIES -- Men. -- Gilliesii BAK. -- Men. -- cordobensis HIER. (recurvata e. p. BAK.) -- C. -- usneoides L. -- Ct., T., E., C. (Am. trop. et temp.) *Orchideae.* Stigmatostalix #brachycion G. RCHB. -- S. Epidendrum #sp. -- O. Isochilus #linearis. -- O. (Trop. Am.) Aeranthus #filiformis. -- O. (Trop. Am.) Oncidium #Batemannianum. -- Ct., T. (Brasil. aust.) -- #bifolium SIMS. -- E., T. -- #viperinum LINDL. -- Urug., T. (Parag.) *Filices.* {~DAGGER~}Hymenophyllum Wilsoni HOOK. -- C. S. (ubiq.) {~DAGGER~}Trichomanes #sinuosum RICH. -- T. (Trop. Am.) {~DAGGER~}Acrostichum viscosum SW. -- C., S. (Trop. Am.) Asplenium #furcatum THUNB. -- T. (Ubiq. Trop.) Polypodium #areolatum KTH. -- T. (Trop. Am.) -- #incanum SW. -- E., T. (Am. trop. et temp.) -- vaccinifolium LANGED. ET FISCH. -- E., T., S., B-A. (Trop. Am.) -- #PhyIlitidis L. var. repens. -- T. (Trop. Am.) -- macrocarpum PRL. -- B.-A., C., T. etc. (And. trop.) -- #lycopodioides. -- T. (Trop. Am. et Afr.) Die vorhergehende Liste ist in mancher Hinsicht sehr lehrreich. Zunaechst fallt es auf, dass die beiden am weitesten in die noerdliche Zone eindringenden Epiphyten, Till. usneoides und Polypodium incanum, auch in Argentinien zu denjenigen gehoeren, die sich am weitesten vom Wendekreis entfernen. Hierin werden dieselben jedoch noch von Tillandsia recurvata, die auch in Florida vorkommt, und einigen endemisch argentinischen Arten aus der Verwandtschaft der letzteren uebertroffen; es ist bekannt, dass Pflanzentypen an der Grenze ihres Verbreitungsbezirks sehr grosse Neigung zum Ausarten und Variiren besitzen, und diesem Umstand scheint der reiche argentinische Formenkreis von Till. recurvata (Untergatt. Diaphoranthema) seinen Ursprung zu verdanken. Die beiden einzigen Epiphyten, die in die patagonische Region uebertreten, sind Till. bryoides und Till. Nappii, beide auch in ganz Argentinien verbreitet, letztere jedoch in Patagonien eine besondere Varietaet, Darwinii LOR. ET NIEDERL., bildend. Wie die genannten Tillandsia-Arten, sind auch die uebrigen argentinischen Epiphyten entweder mit tropischen Arten identisch oder mit solchen nahe verwandt; nicht tropische Elemente sind unter denselben nicht vertreten. _Die atmosphaerische Vegetation Argentiniens besteht demnach, aehnlich wie die nordamerikanische, ausschliesslich aus tropischen Einwanderern_, die zum groesseren Theil unveraendert blieben, zum kleineren sich vom urspruenglichen Typus etwas entfernten. Die atmosphaerische Vegetation Argentiniens zeigt noch darin eine andere bedeutsame Analogie mit derjenigen der Vereinigten Staaten, dass _die dieselbe zusammensetzenden Arten beinahe saemmtlich solche sind, die ausgepraegte Schutzmittel gegen Transpiration besitzen_ und im tropischen Urwald nur auf den hoechsten Baumgipfeln gedeihen, waehrend sie in den doch dichten Urwaeldern der argentinischen Provinz Tucuman auf den Staemmen und dicken Aesten der Baeume wachsen. Tillandsia recurvata, die mit ihren Verwandten die aermliche atmosphaerische Flora der argentinischen Savannenwaelder wesentlich bildet, gedeiht in den tropischen Savannen an den trockensten, sonnigsten Standorten, wo andere Tillandsien gar nicht mehr vorkommen, und Aehnliches gilt von den diese Tillandsien begleitenden kleinen Polypodium-Arten. Die an groessere Feuchtigkeit gebundenen Epiphyten des tropisch-amerikanischen Urwalds, wie duennblaetterige Orchideen mit und ohne Scheinknollen, gruene Bromeliaceen, Gesneriaceen, groessere oder zartere Fame, epiphytische Holzpflanzen, gehen der argentinischen atmosphaerischen Vegetation, aehnlich wie der nord-amerikanischen, beinahe gaenzlich ab; die einzigen hierher gehoerigen Arten sind die wenigen Peperomien, mit Ausschluss der reflexa, Trichomanes sinuosum und Vriesea rubra, saemmtlich Bewohner der feuchten, dichten, subtropischen Waelder am Fusse der Anden. _Die grosse Analogie, z. Thl. Uebereinstimmung der atmosphaerischen Flora in den suedlichen Vereinigten Staaten und Argentinien haengt mit der klimatischen Analogie dieser Laender zusammen. Mangel an hinreichender Feuchtigkeit hinderte in beiden Laendern das Uebergehen der Schattenpflanzen des Waldbodens auf die Baumstaemme und hiermit die Entstehung einer autochthonen epiphytischen __ Vegetation, aber nicht das Eindringen tropischer Epiphyten, die im heimathlichen Urwald, auf ihrem Wege aus der feuchten Tiefe nach der sonnigen Oberflaeche des Laubdaches, die noethigen Anpassungen allmaehlich erworben hatten._ Die Arbeiten von LORENTZ und HIERONYMUS enthalten zahlreiche Angaben ueber die atmosphaerische Vegetation der verschiedensten Gebiete Argentiniens, die uns theils die Physiognomie derselben an ihrer sued-oestlichen Grenze vor Augen bringen, theils fuer die Anschauungen, welche wir uns ueber die Lebensbedingungen derselben gebildet haben, neue Belege bringen und daher an dieser Stelle naehere Beruecksichtigung finden sollen. Den groessten Reichthum an Arten und Individuen zeigt die epiphytische Genossenschaft in den subtropischen Waeldern des Nord-Westens (23--28 deg. S. B.), "diese Region ist bedingt durch die hohen Felsenstirnen der Cordilleren und ihrer Auslaeufer (zu denen auch der Aconquija-Stock gehoert), welche sich dem mit Duensten beladenen, vom Atlantischen Ocean kommenden Winde entgegenstemmen und ihm seine Feuchtigkeit entziehen." (LORENTZ 1, p. 39.) Der subtropische Hochwald "bekleidet den unteren Theil der Berghaenge; {~HORIZONTAL ELLIPSIS~} auf ihn folgt nach oben, jedoch nicht ueberall, die Pino-Region (Podocarpus angustifolia), auf diese die Aliso-Region (Alnus ferruginea var. Aliso); darauf die Quenoa-Region (Polylepis racemosa), endlich die alpine Region (Wiesen)." Diese Regionen sind nicht streng parallel, sondern zeigen mancherlei Unregelmaessigkeiten, auf welche hier nicht eingegangen zu werden braucht. Der subtropische Hochwald besteht aus sehr ungleich hohen, zum Theil maechtigen Baeumen, deren Zwischenraeume von Lianen und ziemlich dichtem Unterholz eingenommen sind, waehrend Farne oder, an helleren Stellen, Graeser und verschiedene Kraeuter den Boden ueberziehen. Die Elemente des Waldes zeigen noch viele Anklaenge an Brasilien (Nectandra, Eugenia, Tecoma, Cedrela brasiliensis var. australis, Croton, Acalypha, Boehmeria, Abutilon, Malpighiaceen, Sapindaceen, Passifloren etc.); von den auffallenderen Bestandtheilen des brasilianischen Kuestenwalds gleicher Breite fehlen z. B. die Palmen, Cecropien, Feigenbaeume, Baumfarne, epiphytische und kletternde Araceen etc. (Naeheres ueber diese Waelder namentlich bei HIERONYMUS 2.) An den Staemmen sieht man in grosser Menge gelb bluehende Oncidium-Arten (O. Botemanni, viperinum), stattliche Bromeliaceen (Chevaliera grandiceps, Vriesea rubra) neben kleinen Tillandsien, wie T. recurvata, Rhipsalis-Arten (namentlich R. sarmentacea), einige Peperomien (namentlich P. polystachya und P. reflexa) und sehr verschiedene, beinahe saemmtlich zu Polypodium gehoerende Farne (P. areolatum, incanum, macrocarpum, Phyllitidis, lycopodioides, Asplenium furcatum), neben einer Fuelle von Moosen, Flechten etc.; von den Zweigspitzen haengt Till. usneoides. Die anderen fuer die subtropischen Waelder angegebenen Epiphyten sind weit weniger verbreitet. In der Pino- und namentlich der Aliso-Region (3500--7000{~PRIME~}) sind die epiphytischen Bromeliaceen und Farne weniger mannigfach, die Orchideen seltener geworden, die Rhipsalis verschwunden; von den Peperomien ist nur P. reflexa verblieben, diejenige Art, die wir auch auf der Serra de Picu in Brasilien am hoechsten trafen und die, wie ihr haeufiges Vorkommen in Savannen zeigt, neben niederer Temperatur auch Trockenheit gut vertraegt. Tillandsia usneoides ist in dieser Region haeufiger als in der subtropischen. Auf den zu lockeren Gebueschen vereinigten oder einzeln stehenden Quenoa-Baeumchen, die in der nach ihnen genannten Region den Baumwuchs allein noch darstellen, waechst die Tillandsia usneoides weit reichlicher als in den tieferen Regionen, waehrend die uebrigen Epiphyten beinahe ganz fehlen. Der subtropische Uferwald am Uruguay und Parana, der, laengs der Nebenfluesse des letzteren sich fortsetzend, mit dem Andenwald zusammenhaengt, setzt sich zum grossen Theil aus den gleichen Elementen wie dieser zusammen. Die Epiphyten sind jedoch, wenigstens in der suedlichen Provinz Entre-Rios, spaerlicher als im Andenwald und enthalten nur ein charakteristisches, dem letzteren fehlendes Element, Oncidium bifolium; im Uebrigen finden wir in demselben nur xerophile Tillandsien (T. dianthoides, ixina, unca, usneoides) und kleine Polypodien (P. incanum, vaccinifolium). Der ganze Charakter der atmosphaerischen Vegetation deutet auf groessere Trockenheit als im Andenwald. In den weniger dichten Waeldern der Gran Chaco-, Monte- und Pampas-Region ist die epiphytische Vegetation noch mehr ausgesprochen xerophil und auf einige graue Tillandsien aus den Untergattungen Anoplophytum und Diaphoranthema, sowie kleine Polypodium-Arten (P. macrocarpum, vaccinifolium), ein Cereus (C. Donkelairii), saemmtlich Arten, die ein sehr hohes Maass von Trockenheit vertragen, reducirt. Till. recurvata kommt in einer Zwergform auf den Cacteenhecken bei Buenos-Ayres vor (BAKER 1, p. 239). 7. Dem tropisch-amerikanischen Urwalde entspricht vollkommen, in Bezug auf die Ueppigkeit und Reichhaltigkeit seiner Epiphyten, der indisch-malayische; auch in diesem finden wir solche Gewaechse nur da reichlich vorhanden, wo ihnen grosse Feuchtigkeit zur Verfuegung steht, und diejenigen Formen, die auf Savannenbaeumen vorkommen, duerften, aehnlich wie in Amerika, als Fluechtlinge aus dem Urwald zu betrachten sein. Es liegt nicht in meiner Absicht, einen genauen Vergleich zwischen den Epiphyten der westlichen und der oestlichen Haelfte des Tropenguertels auszufuehren; abgesehen davon, dass derselbe dem schon Gesagten wahrscheinlich nichts sehr Wesentliches hinzufuegen wuerde, fehlt es mir fuer einen solchen Vergleich an eigenen Beobachtungen. Von Interesse ist es dagegen, und auf Grund der vorliegenden Litteratur durchfuehrbar, zu untersuchen, inwiefern die extratropischen Waelder der oestlichen Hemisphaere, aehnlich wie die der westlichen, Colonisten aus der indo-malayischen Epiphytenformation erhalten haben. Die suedlichen atlantischen Staaten Nordamerikas, namentlich Louisiana, Alabama und Florida, haben ein klimatisches Aequivalent in den suedlichen Inseln Japans, die, ungefaehr auf derselben Breite wie jene gelegen, ihnen auch in Bezug auf Temperatur und Feuchtigkeit vollstaendig vergleichbar sind(27), waehrend Mittel- und Nordjapan feuchter sind als die atlantischen Staaten gleicher Breite. _Die epiphytische Genossenschaft im suedlichen und mittleren Japan_ -- im Norden scheint sie zu fehlen -- _ist derjenigen des genannten amerikanischen Gebiets ebenfalls durchaus vergleichbar, indem sie sehr arm ist und sich beinahe ausschliesslich aus Einwanderern aus dem indo-malayischen Gebiete zusammensetzt._ Ihre Bestandtheile sind einige wenig haeufige Orchideen (Malaxis japonica, Dendrobium moniliferum, Luisia teres, Sarcochilus japonicus), die entweder im indo-malayischen Gebiet vorkommen oder doch zu Gattungen des letzteren gehoeren, und ziemlich zahlreiche, theilweise sehr haeufige Farngewaechse (Polypodium-Arten, Vittaria lineata, Davallia bullata, Asplenium Nidus, Hymenophylleen, Psilotum triquetrum, Lycopodium Sieboldii). Bemerkenswerth ist, dass die epiphytische Genossenschaft Japans zwei Arten mit Florida gemeinsam hat, Vittaria lineata (auf Kiusiu) und Psilotum triquetrum; beide Arten sind uebrigens tropische Ubiquitaeren. Das Verhalten der Epiphyten im extratropischen Australien ist demjenigen derselben in Argentinien vergleichbar. Die tropischen Urwaelder von Nord-Australien und Queensland, die von DRUDE zum indischen Florenreich gerechnet werden, sind offenbar in Folge ihres weniger gleichmaessig feuchten Klima etwas armer an Epiphyten als die benachbarten malayischen Inseln. Im extratropischen Australien bleibt die epiphytische Genossenschaft streng an die feuchtere Ostkueste gebunden; sie ist in N.-S.-Wales noch ziemlich artenreich, obwohl nur aus Orchideen und Farnen zusammengesetzt, fehlt dagegen im trockenen West-Australien gaenzlich. Ihre Bestandtheile sind ausschliesslich indo-malayisch, mit Ausnahme einiger wenigen antarktischen Farne. Waehrend die Sued-Staaten Nordamerikas und Argentiniens keine autochthonen, sondern nur tropische, epiphytische Gefaesspflanzen enthalten, kommen in Australien und in Japan ein paar Farne vor, die an Ort und Stelle die epiphytische Lebensweise angenommen haben; es sind ueberhaupt die Farne, die sich unter allen Gefaesspflanzen der letzteren am leichtesten anbequemen. _Bei weitem der Hauptsache nach besteht aber die epiphytische Genossenschaft im extratropischen Australien und in Japan, wie im extratropischen Amerika, aus tropischen Colonisten;_ auch hier war das Klima feucht genug fuer Pflanzenformen, die sich bereits an epiphytische Lebensweise angepasst hatten, aber nicht hinreichend feucht, um, abgesehen von wenigen Farnen, den autochthonen Elementen der Flora den Uebergang des Bodens auf die Baumaeste zu gestatten. 8. Nach den Ergebnissen, zu welchen wir in Bezug auf das temperirte Nord-Amerika und Argentinien gelangt sind, koennte man geneigt sein, anzunehmen, dass das extratropische Amerika seine epiphytische Vegetation, mit Ausnahme der Moose und Flechten, ausschliesslich aus dem tropischen erhalten habe. Die Sache verhaelt sich jedoch anders. _Neben dem tropischen gibt es in Amerika einen zweiten, weit kleineren Bildungsherd epiphytischer Gewaechse, das antarktische Waldgebiet,_ "wo die Niederschlaege so massenhaft fallen und die Tage des Regens und umwoelkten Himmels so haeufig auftreten, wie es ausserhalb der Tropenzone sonst nur an wenig vereinzelten Orten vorkommt"(28). Die Kueste ist von ca. 30 deg. S. B. bis zur aeussersten Spitze von Fuegia von dichten Waeldern bedeckt, die in ihrem noerdlichen Theil noch aus einem sehr verschiedenartigen Baumschlag bestehen, waehrend nach Sueden Buchen (F. antarctica und F. betuloides) sie beinahe allein zusammensetzen. Diese Waelder enthalten eine sehr ueppige und, wenn auch nicht formenreiche, so doch sehr eigenartige, von derjenigen des tropischen Amerika durchaus abweichende epiphytische Vegetation(29). Ich habe versucht, die Epiphyten des antarktischen Waldgebiets nach der Litteratur zusammenzustellen. Die Liste ist, trotz meiner Bemuehungen, jedenfalls, namentlich was die Farne betrifft, unvollstaendig geblieben. *Epiphyten des antarktischen Waldgebiets, speciell Sued-Chiles.* Die mit einem # versehenen Arten sind in HOOKER's _Flora antarctica_ enthalten und gehen somit am weitesten suedlich. *Filices.* Hymenophyllum #rarum. -- aeruginosum. -- #pectinatum. -- #cruentum. -- #chiloense u. a. A. Asplenium #magellanicum. -- trapezoideum. Polypodium australe. Grammitis repanda. -- #australis. *Liliaceae.* Luzuriaga erecta. -- radicans. *Bromeliaceae.* Rhodostachys bicolor. (Suedl. Grenze 42 deg. n. OCHSENIUS.) *Piperaceae.* Peperomia australia. *Gesneraceae.* Sarmienta repens. #Mitraria coccinea. Asteranthera ovata. *Cornaceae.* ?Griselinia sp. Der merkwuerdigste Bestandtheil der Epiphytengenossenschaft Sued-Chiles ist die einer ganz antarktischen Smilaceengruppe gehoerende Gattung Luzuriaga, von welcher die eine Art einen strauchigen, die andere einen kletternden Epiphyten darstellt. Wenn es sich bestaetigt, dass die Gattung Griselinia in Sued-Chile epiphytisch waechst, was, nach BALL, wahrscheinlich ist, so wuerde dieselbe ebenfalls zu den eigenartigsten Gliedern der Genossenschaft zu rechnen sein, da die Familie der Cornaceen, soweit meine Erfahrungen reichen, sonst nur terrestrische Pflanzen enthaelt. Dass das antarktische Waldgebiet eine von derjenigen des tropischen Amerika wesentlich abweichend zusammengesetzte Epiphytengenossenschaft besitzt, kann uns bei seiner niederen Temperatur und seiner Trennung vom tropischen Waldgebiete durch ausgedehnte Laender, welche, wegen Mangels an Feuchtigkeit, der Durchwanderung tropischer Typen grosse Schwierigkeiten entgegensetzen, nicht wundern. Die Flora des antarktischen Waldgebiets besitzt, in Folge dieser Umstaende, ueberhaupt mehr den Charakter einer Inselflora als denjenigen des Theils eines Continents. Bei der grossen Verbreitungsfaehigkeit der Epiphytengenossenschaft koennte man vielleicht denken, dass letztere im antarktischen Amerika doch nicht autochthon sei, sondern sich aus Emigranten des oestlichen Theils der Tropenzone recrutirt habe, und zwar durch Vermittelung der temperirten Sued-Seegebiete, die in ihrer Vegetation so viel Aehnlichkeit mit dem antarktischen Waldgebiet besitzen, dass ENGLER letzteres mit Neu-Seeland, Sued-Australien, Tasmanien, den antarktischen Inselgruppen und dem Cap der guten Hoffnung in ein Florenreich, das altoceanische, vereinigt. Diese verschiedenen Gebiete des altoceanischen Florenreichs enthalten theilweise allerdings einige Epiphyten, die tropischen Gattungen, theilweise sogar Arten der oestlichen Hemisphaere angehoeren. _Solche gerontogaeische tropische Elemente fehlen hingegen im antarktischen Waldgebiet, mit Ausnahme einiger Hymenophyllen, gaenzlich; die epiphytische __ Vegetation des letzteren ist wesentlich eine autochthone._ Der antarktische Wald ist uebrigens nicht das einzige extratropische Gebiet, wo die einheimischen Gewaechse sich der Lebensweise auf Baeumen anbequemten. Das auf derselben Breite gelegene und klimatisch mit Sued-Chile sehr aehnliche Neu-Seeland hat vielmehr ebenfalls, ausser einigen tropischen Einwanderern, eine Anzahl autochthoner Epiphyten aufzuweisen. *Epiphyten Neu-Seelands.* *Lycopodiaceae.* Lycopodium varium. -- Billardieri. Tmesipteris Forsteri. Psilotum triquetrum. *Filices.* Hymenophyllum rarum. -- tunbridgense. -- unilaterale. -- minimum. -- pulcherrimum. -- flabellatum. -- aeruginosum. -- Lyallii. Trichomanes humile. -- Colensoi. -- venosum. Asplenium bulbiferum. Polypodium australe. -- Grammitidis. -- pustulatum. -- Cunninghami u. a. A.? *Liliaceae.* Astelia Curminghami. -- Solandri. -- Banksii. -- u. a. A.? ?Luxuriaga sp. *Orchideae.* Earina mucronata. -- autumnalis. Dendrobium Cunninghami. Bolbophyllum pygmaeum. Sarcochilus adversus. *Piperaceae.* Peperomia Urvilleana. Die epiphytische Genossenschaft ist in Neu-Seeland reicher an tropischen Typen als in Sued-Chile, und unter denselben befindet sich Psilotum, das im tropischen und subtropischen Amerika, wie auch in den feucht-warmen Gebieten der alten Welt weit verbreitet, das antarktische Waldgebiet nicht erreicht. Der eigenartigste Bestandtheil der Epiphytengenossenschaft Neu- Seelands und, neben Farnen, der gewoehnlichste ist, aehnlich wie in Sued-Chile, eine ziemlich formenreiche Liliacee, Astelia, die sich in ihrer Lebensweise an die Bromeliaceen anzuschliessen scheint. Die Uebereinstimmung zwischen der Zusammensetzung der Epiphytengenossenschaft in Neu-Seeland und Sued-Chile ist geringer, als man sie bei der scheinbar grossen klimatischen Aehnlichkeit beider Gebiete erwartet haben duerfte; sie beschraenkt sich auf drei Farne, Hymenophyllum rarum, H. aeruginosum und Polypodium australe, die in der suedlichen temperirten Zone ueberhaupt, das erstere auch auf Ceylon etc., sehr verbreitet sind. Die Ursache davon scheint jedoch eher in klimatischen Einfluessen als in dem Mangel an Verbreitungsmitteln zu liegen, indem jedes der Gebiete den eigenartigsten der Typen, aus welchen die epiphytische Genossenschaft des anderen sich recrutirt hat, besitzt. Eine nicht epiphytische Astelia waechst naemlich an der Magellanstrasse, waehrend eine (epiphytische?) Luzuriaga neuerdings, als grosse Seltenheit, auf Neu-Seeland gefunden worden ist. Sued-Chile und Neu-Seeland besitzen nur wenige epiphytische Arten, die Waelder beider Gebiete stehen in dieser Hinsicht weit hinter denjenigen des tropischen Amerika und des indo-malayischen Florenreichs zurueck. Die Ursache dieser Armuth ist nicht schwer zu errathen. Sued-Chile und Neu-Seeland besitzen ueberhaupt eine wenig formenreiche Flora und konnten daher nur wenige autochthone epiphytische Arten erzeugen, indem die Faehigkeit, die terrestrische Lebensweise gegen die epiphytische zu vertauschen, wie wir es gesehen, eine Constellation von Eigenschaften voraussetzt, die sich nur bei relativ wenigen Pflanzen befindet. Andererseits standen der Einwanderung von Epiphyten aus den Tropen, dem Austausch zwischen Neu-Seeland und Sued-Chile klimatische und topographische Hindernisse entgegen, welche die Bereicherung auf solchem Wege sehr einschraenkten. Ganz anders in den tropischen Waldgebieten der neuen und der alten Welt. Hier auch muessen wir annehmen, dass eine neue Form, welche die zur epiphytischen Lebensweise noethigen Eigenschaften vereinigte, relativ nur selten entstand; war sie aber einmal gebildet, so trugen Wind und Voegel ihre Samen in kurzer Zeit von einem Ende des Waldes zum anderen, wo bei der Gleichmaessigkeit der klimatischen Bedingungen der Kampf gegen die Mitbewerber allein ueber ihr Fortbestehen entschied. Bei der ungeheuren Ausdehnung der tropischen Waelder, dem Formenreichthum ihrer Flora musste die epiphytische Genossenschaft eine reichere werden als in den kleinen, abgeschlossenen Gebieten der australen temperirten Zone; der Endemismus musste sich in derselben aber noch weit schwaecher erhalten als in der Bodenvegetation. Das wesentlichste allgemeine Resultat, zu welchem uns die Betrachtung der epiphytischen Flora im antarktischen Amerika und in Neu-Seeland fuehrt, ist, dass, aehnlich wie in den hohen Regionen tropischer Gebirge, _auch in hohen Breiten autochthone __ Pflanzenformen die epiphytische Lebensweise annehmen, wenn die atmosphaerische Feuchtigkeit hinreichend gross ist_. 9. Dass Feuchtigkeit der maassgebende Factor fuer das Auftreten atmosphaerischer Gewaechse ist, ergibt sich ueberall in deutlichster Weise aus den vorhandenen meteorologischen Angaben. HANN's meteorologischer Atlas enthaelt eine allerdings nur provisorische und noch unvollkommene Karte der jaehrlichen Regenmenge auf der ganzen Erde und eine solche der zeitlichen Regenvertheilung. Die Betrachtung Amerikas auf diesen Karten zeigt uns, dass die Gebiete, deren jaehrliche Regenmenge 200 cm uebertrifft, allein autochthone Epiphyten aufzuweisen haben. Diesen Bedingungen entsprechen naemlich, zwischen den Wendekreisen, die Ostkueste Centralamerikas, die Ostseite der grossen Antillen, die kleinen Antillen, das Orinoco-Delta, ein Theil Guianas, die brasilianische Kueste. Eine nur scheinbare Ausnahme bildet die Hylaea, die nach der Karte 130--200 cm Regen erhalten soll. Einmal ist die Regenmenge am oberen Amazonas weit groesser (z. B. 284 cm in Iquitos(30), dann tritt in den Galleriewaeldern, wie an den Ufern aller grossen Fluesse, reichlich Nebel- und Thaubildung auf. "Diese Nebel traenken die Pflanzen in der trockenen Zeit und gestatten fuer die Flussufer eine abweichende und ueppige Vegetation" (HANN). Wie gross die Thaubildung auf dem Amazonenstrom ist, geht u. a. aus folgender Stelle bei POEPPIG(31) hervor: "Kuehl ist dann (d. h. am Morgen) die Luft, und das Blaetterdach des schwimmenden Hauses traeuft von dem Thaue der naechtlichen Fahrt, als sei soeben ein heftiger Platzregen gefallen." Ausserhalb der Wendekreise haben in Amerika nur wenige Gebiete sehr beschraenkter Ausdehnung ueber 200 cm Regen; es sind in Sued-Amerika die extratropische sued-brasilianische Kueste (S. Paulo bis S. Catharina) und die Westkueste Chiles und Feuerlands(32), Gebiete, deren Reichthum an Epiphyten hervorgehoben wurde. Im extratropischen Nord-Amerika gehoert zu diesen feuchtesten Gebieten nur die dicht bewaldete nordwestliche Kueste, ungefaehr vom 46. deg. bis 60. deg. N. B. Ueber das Vorkommen oder Fehlen von Epiphyten in diesen Waeldern ist mir nichts bekannt; dasselbe duerfte aber, da letztere aus Nadelhoelzern bestehen, die wenig transpiriren und die atmosphaerischen Duenste leicht durchlassen, unwahrscheinlich sein. Die ausgedehntesten Gebiete grosser atmosphaerischer Feuchtigkeit befinden sich in der oestlichen Hemisphaere wiederum zwischen den Wendekreisen, und zwar vorwiegend im nordoestlichen Indien (Sikkim etc.), auf der Malayischen Halbinsel, dem Malayischen Archipel, den Philippinen und Sued-China. In Afrika sind die Gebiete, wo die jaehrliche Regenmenge 200 ccm uebersteigt, von viel geringerer Ausdehnung; daraus duerfte sich zur Genuege die vielfach angestaunte Armuth der Epiphytengenossenschaft in Afrika erklaeren. _Ausserhalb der Tropen besitzt auf der oestlichen Hemisphaere Neu-Seeland, nach der __HANN__'schen Karte, allein ueber 200 cm jaehrlichen Regens_, sodass diese Hauptbedingung fuer die Entstehung autochthoner Epiphyten aehnlich erfuellt war wie in den tropischen Waldgebieten und in Sued-Chile. Neu-Seeland und Sued-Chile sind denn auch die einzigen extratropischen Gebiete, die autochthone phanerogamische Epiphyten aufzuweisen haben. In feuchteren Gebirgsgegenden der temperirten Gebiete sieht man zuweilen die Farne des Bodens auch auf den Baeumen wachsen, so an der atlantischen Kueste Europas Davallia canariensis, Asplenium Hemionitis und das in den feuchten Gebieten der ganzen Welt verbreitete Hymenophyllum tunbridgense. In den feuchten Anlagen von Cintra bei Lissabon habe ich Polypodium vulgare auf vielen Baeumen gesehen, und die gleiche Farnart, allerdings in einer etwas abweichenden Varietaet (var. Teneriffae) bildet mit Davallia canariensis und Asplenium Hemionitis eine ziemlich ueppige atmosphaerische Vegetation in den feuchten Waeldern der Nebelregion auf Teneriffa (CHRIST); die Davallia ist auch sonst auf der Insel verbreitet und steigt, "ob Matanzas an der vom Wind bestrichenen feuchten N.O.-Seite der Palmenstaemme bis in deren Wipfel empor" (CHRIST, p. 473). Einige Farne bilden auch, wie wir es frueher gesehen, die einzigen autochthonen Bestandtheile der sonst aus tropischen Einwanderern bestehenden epiphytischen Genossenschaft Japans. Die Farne sind demnach weit eher im Stande als die Phanerogamen, schon bei relativ geringer Feuchtigkeit epiphytische Lebensweise anzunehmen, und naehern sich in dieser Hinsicht den noch weit mehr genuegsamen Moosen. In den Gebieten mit geringerer Regenmenge finden wir autochthone Epiphyten nicht, wohl aber stellenweise xerophile Auswanderer aus den feuchten Gebieten, z. B. in den Llanos Venezuelas, den Campos und Catingas Brasiliens zwischen den Wendekreisen; in den suedlichen Staaten Nord-Amerikas und in Argentinien ausserhalb derselben. Das Fehlen der Epiphyten ist unzweifelhaft auf die geringe Menge und ungleichmaessige Vertheilung der Niederschlaege waehrend der Vegetationsperiode zurueckzufuehren. Gaenzlich fehlen die epiphytischen Gefasspflanzen in den Gebieten, deren Temperatur das Gedeihen tropischer Einwanderer nicht mehr erlaubt und deren Feuchtigkeitsverhaeltnisse diesen Uebergang terrestrischer Gewaechse auf die Baumrinde nicht gestatten, wie in Nord-Amerika noerdlich vom 38. deg., oder wo bei anscheinend guenstigen klimatischen Bedingungen, die das Gedeihen xerophiler Colonisten der tropischen epiphytischen Floren ermoeglichen wuerden, einer Einwanderung solcher unueberwindliche Hindernisse entgegenstehen, wie in den Mediterranlaendern, die durch beinahe baumlose, fuer jede atmosphaerische Vegetation viel zu trockene Steppen und Wuesten von den tropischen Waldgebieten getrennt sind. Wir haben gesehen, dass die in und bei der Stadt Algier gepflanzten Dattelbaeume in den Basen ihrer abgestorbenen Blaetter, wo sich reichlich Erde ansammelt, vielfach eine ueppige Vegetation ernaehren; auch fuer diese niederste Stufe des Epiphytismus ist in den Oasen der Sahara die Regenmenge zu gering; ich habe auf den zahllosen Dattelbaeumen der Oasen von Biskra (jaehrliche Regenmenge 3 cm) nie eine Pflanze wachsen sehen, obwohl der Wind unzweifelhaft, neben Staub, die Samen der an hohe Trockenheit angepassten Pflanzen der Wueste oft genug in die Basen der abgestorbenen Blaetter bringt. _Nicht bloss die Regenmenge, sondern der derselben proportionale Wasserdampf der Luft und der Thau sind als maassgebende Factoren fuer die epiphytische Vegetation zu betrachten_, wie daraus hervorgeht, dass in den Savannengebieten die die Fluesse einfassenden Galleriewaelder eine viel ueppigere und formenreichere epiphytische Vegetation ernaehren, als der benachbarte duenne Savannenwald. Autochthone Epiphyten finden wir nur in Gebieten, in welchen waehrend der feuchten Jahreszeit die Lueft stets nahezu mit Wasserdampf gesaettigt und wo in der trockenen die Thaubildung noch reichlich ist, wie ich aus dem Vorkommen von Wasser in den Blatttrichtern der Bromeliaceen waehrend der trockenen Jahreszeit in Venezuela und Trinidad constatiren konnte. Dass hygrophile und ueberhaupt autochthone Epiphyten in Gebieten mit mehrmonatlicher, nahezu regenloser trockener Jahreszeit vorkommen, ist mir mehr denn zweifelhaft; so fehlen solche in der Provinz Ceara, die grossen Duerren(33)ausgesetzt ist, ganz und gar. An epiphytische Lebensweise angepasste Pflanzenarten sind, nach dem Vorhergehenden, in Amerika ausschliesslich im tropischen und im antarktischen Walde entstanden. In beiden beruht der Ursprung der Epiphytengenossenschaft auf der Thaetigkeit des Windes und der Thiere, die die Samen der Bodenpflanzen auf die Baeume trugen, auf der atmosphaerischen Feuchtigkeit, welche die normale Entwickelung der Pflanzen aus diesen Samen ermoeglichte. Manche Pflanzenarten vermochten sich ebensowohl auf dem Boden, wie auf den Baeumen zu behaupten, und erhielten daher keine Anpassungen an epiphytische Lebensweise, waehrend andere nur dem Umstande, dass sie auf Baeumen (und theilweise auf kahlen Felswaenden) gedeihen konnten, ihr Fortbestehen im Kampfe ums Licht verdankten. Solche Pflanzen passten sich der epiphytischen Lebensweise mehr oder weniger vollkommen an, zum Theile jedoch ohne die Faehigkeit einzubuessen, unter guenstigen aeusseren Verhaeltnissen auch als Bodenpflanzen zu leben; die Anpassungen sind naemlich vielfach nicht derart, dass sie terrestrische Lebensweise ausschliessen; letzteres ist jedoch haeufig, am auffallendsten bei der wurzellosen Tillandsia usneoides, bei Aeranthus-Arten mit assimilirenden Wurzeln etc. der Fall. Von den durch den Kampf ums Licht wesentlich auf epiphytische Lebensweise angewiesenen Arten verblieben die einen im Schatten und Halbschatten, waehrend vollkommenere Anpassung eine grosse Zahl anderer in den Stand setzte, an der Oberflaeche des Laubdaches das direkte Sonnenlicht zu geniessen. Waehrend die ersteren ausgesprochen hygrophil verblieben und den feuchten Urwald nicht verliessen, waren die Sonnenepiphyten relativ xerophil geworden und konnten daher auch ausserhalb des Urwalds leben. In der That haben sich diese xerophilen Elemente der Epiphytengenossenschaft weit ueber die Grenzen des Urwalds hinaus verbreitet; sie haben die Savannenwaelder des inneren tropischen Amerika colonisirt und die Wendekreise nach Norden und Sueden bedeutend ueberschritten. Der zweite amerikanische Bildungsherd epiphytischer Gewaechse, der antarktische Wald, hat eine weit weniger reiche epiphytische Vegetation als der tropische aufzuweisen, was auf seine kleine Ausdehnung und die Gleichartigkeit seines Klimas zurueckzufuehren ist. Auch die antarktische Epiphytengenossenschaft hat tropische Colonisten erhalten, jedoch nur in sehr geringer Zahl, eine Folge der niederen Temperatur und der gleichsam insularen Lage des antarktischen Waldes, der von dem tropischen durch Wuesten und Pampas, wo das epiphytische Leben so gut wie ganz fehlt, getrennt ist. Von den drei Waldgebieten Amerikas haben, nach dem Gesagten, nur zwei autochthone Epiphyten aufzuweisen. Epiphyten fehlen im pacifisch-nordamerikanischen Walde gaenzlich und im atlantischen nur durch tropische Colonisten vertreten. Als die Ursache des Fehlens autochthoner Epiphyten in den nord-amerikanischen Waeldern haben wir die unzureichende Menge der atmosphaerischen Niederschlaege und den zu geringen Dampfgehalt der Luft erkannt. Waehrend im feuchten tropischen und antarktischen Walde viele Pflanzen des Bodens auf den Baeumen gedeihen und dann, durch allmaehliche Anpassung, relativ xerophil werden konnten, war in den weniger feuchten nordamerikanischen Waeldern der erste Schritt, der Uebergang der terrestrischen Gewaechse auf die Baeume, unmoeglich und hiermit die Entstehung einer autochthonen Epiphytengenossenschaft von vornherein ausgeschlossen. Dagegen ist die Feuchtigkeit in einem grossen Theile des nord-amerikanischen Waldgebiets fuer die xerophil gewordenen Epiphyten der Tropen hinreichend gross, und wir sehen diese daher ueberall nach Norden dringen, wo Sommerregen herrschen. So kam die eigenthuemliche Erscheinung zu Stande, dass der temperirte nord-amerikanische Wald eine ausschliesslich tropische atmosphaerische Vegetation traegt. Ganz das gleiche, wie in Nordamerika, wiederholt sich in den Waeldern Argentiniens, wo das Klima fuer die Entstehung einer autochthonen Epiphytenflora ebenfalls zu trocken war, aber zahlreiche tropische Einwanderer auf den Staemmen und Aesten der Baeume wachsen, waehrend, weiter nach Sueden, im feuchten Sued-Chile, mit der ploetzlichen Zunahme der Feuchtigkeit auf einmal eine neue autochthone Epiphytengenossenschaft zum Vorschein kommt. SCHLUSS. ------------------ 1. Pflanzengeographische Untersuchungen sind bis jetzt beinahe stets in Zusammenhang mit der Systematik ausgefuehrt worden. Zur Charakteristik der Vegetation der einzelnen Gebiete bringt man die Aufzaehlung der Bestandtheile ihrer Flora, und die Grenzen derselben werden nach den Arealen bestimmter Pflanzengruppen bestimmt; wo die Physiognomie der Flora in Betracht gezogen wird, benutzt man zu ihrer Charakteristik die sogenannten Vegetationsformen, durch welche bloss ein vager Begriff des landschaftlichen Eindrucks, aber kein Einblick in die diese Physiognomie bewirkenden Ursachen gewonnen wird. Dass die Verknuepfung von Systematik und Pflanzengeographie durchaus berechtigt ist, geht aus dem bis jetzt auf diesem Gebiete Geleisteten mit Sicherheit hervor und bedarf hier keiner weiteren Ausfuehrung. In der vorliegenden Arbeit habe ich jedoch eine andere Richtung in der Pflanzengeographie eingeschlagen, die, von der Systematik ganz absehend, von den Wechselbeziehungen zwischen der Pflanze und ihrer Umgebung ausgeht, um zunaechst die verschiedenartige Physiognomie der Floren unserem Verstaendniss naeher zu bringen, und einst vielleicht, in Verbindung mit der systematischen Pflanzengeographie und der Palaeontologie, uns einen Einblick in die Entwickelungsgeschichte der Pflanzenwelt und die Betheiligung aeusserer Einfluesse an derselben gewaehren wird. Es sei ausdruecklich bemerkt, dass ich, mit WEISMANN, diese aeusseren Factoren nicht als direkte Veranlassung erblicher Merkmale, also auch der Anpassungen betrachte; ihre Rolle ist auf die Auslese der jeweilig geeignetsten Variationen beschraenkt; diese aber verdanken inneren Ursachen ihre Entstehung(34). Neu ist die biologische Pflanzengeographie uebrigens nicht, indem sich in DARWIN's Werken, in GRISEBACH's _Vegetation der Erde_, in meiner ersten Arbeit ueber Epiphyten und derjenigen ueber Ameisenpflanzen, in SCHENCK's _Wasserpflanzen_ und VOLCKEN's _Wuestenflora_ hierher gehoerige Anschauungen befinden. Die von der Systematik unterschiedenen Gruppen, an deren Natuerlichkeit ich keine Veranlassung habe zu zweifeln, beruhen auf Merkmalen, die in keinem erkennbaren Zusammenhang mit den Lebensbedingungen stehen. Die systematische Pflanzengeographie verzichtet daher von vornherein auf jede Erklaerung; sie lehrt aber die Centren kennen, aus welchen ein neuer Typus sich verbreitet hat, und zeichnet die von ihm eingenommene Area. Die biologische Pflanzengeographie verfolgt diesen neuen Typus in seinen Wechselwirkungen mit der Umgebung, versucht die aeusseren Einfluesse festzustellen, welche die Variationen in bestimmte Bahnen lenkten, diejenigen, welche die Ausbreitung neuer Formen beguenstigten oder hemmten. Zur Loesung solcher Fragen muessen wir aber, im Gegensatz zu den systematischen Pflanzengeographen, von denjenigen Merkmalen ausgehen, deren Beziehungen zu der Umgebung am klarsten sind, und, da wir aus vereinzelten Erscheinungen keine sicheren Schluesse ziehen koennen, die Pflanzen, ohne Ruecksicht auf ihre Verwandtschaft, nach der Natur ihrer Anpassungen gruppiren. In dieser Arbeit haben wir die epiphytisch lebenden Gewaechse zu einer solchen Gruppe vereinigt. Wir wussten, dass, waehrend in den Waeldern der meisten temperirten Gebiete im Kampf ums Licht nur niedere Kryptogamen eine Zuflucht auf den Baeumen gefunden haben, in den Urwaeldern der Tropen und einiger weniger extratropischer Gegenden die Staemme und Aeste his zu ihrer Spitze von einer ueppigen Vegetation phanerogamischer und farnartiger Gewaechse bedeckt sind. Die Ursache dieses Unterschieds haben wir in der Ungleichheit der atmosphaerischen Niederschlaege und des Wassergehalts der Luft nachgewiesen; nur reichliche Bewaesserung und dampfreiche Luft stellen hoehere Pflanzen in den Stand, als Epiphyten zu gedeihen. Dank der grossen Feuchtigkeit entstand die in der Physiognomie der tropischen Waldlandschaften einen so hervortretenden Zug darstellende Genossenschaft der Epiphyten, deren Eigenartigkeit und Ueppigkeit jedoch auf die in Folge der Lebensweise auf Baeumen entstandenen Anpassungen zurueckzufuehren sind. In diesen Anpassungen haben wir das Streben nach moeglichst reichlichem Lichtgenuss mit moeglichst reichlicher Wasserzufuhr erkannt. Das Streben nach Licht treibt die Pflanzen nach den Baumgipfeln, sodass die epiphytische Vegetation das Gepraege allmaehlicher Vervollkommnung von unten nach oben ganz ungestoert zeigen wuerde, wenn ihr Gewicht nicht gewisse hoch angepasste, aber grosse Epiphyten hinderte, sich auf den Astspitzen anzusiedeln. Mit dieser Wanderung nach oben war nothwendig eine Zunahme der Schutzmittel gegen Transpiration, ein Uebergang der Hygrophilie zu einer relativen Xerophilie verbunden. Die hygrophilen Epiphyten blieben auf den Urwald beschraenkt und besitzen im Allgemeinen relativ kleine Verbreitungsbezirke. Die xerophil gewordenen Formen dagegen colonisirten die Savannen und drangen sogar theilweise weit ueber die Wendekreise, nach den Vereinigten Staaten und Argentinien, wo das Klima nicht feucht genug war, um die Entstehung autochthoner Epiphyten zu ermoeglichen; so entstand die eigenthuemliche Erscheinung einer tropischen atmosphaerischen Vegetation im Walde. Aufgabe der biologischen Pflanzengeographie ist es auch, zu untersuchen, warum die Pflanzendecke in Standortsfloren oder Genossenschaften gegliedert ist, warum gewisse Pflanzen gleichzeitig an mehreren Standorten vorkommen, waehrend andere an ein ganz bestimmtes Substrat geknuepft sind. Die Epiphyten bieten uns an den verschiedensten Beispielen die Beantwortung solcher Fragen, indem wir an manchen derselben die Ursache der ausschliesslich epiphytischen Lebensweise erkennen, waehrend andere Arten uns Eigenschaften zeigen, die mit verschiedenartigen Substraten vertraeglich erscheinen. Die Epiphyten zeigen uns auch die Entstehung einer solchen Genossenschaft aus der Vegetation eines anderen Standorts, des Waldbodens, in allen ihren Stadien, und wir konnten sogar die Ursache des Vorherrschens bestimmter Typen, das Fehlen anderer, die auf dem Boden sehr gemein sind, theilweise erkennen und hiermit den systematischen Charakter der Genossenschaft aufklaeren. Wir haben naemlich die maassgebende Bedeutung des Baues der Fruechte und Samen fuer den Uebergang zur epiphytischen Lebensweise nachgewiesen; da Fruechte und Samen innerhalb ganzer Gruppen und Familien sehr constant sind, so konnten gewisse der letzteren an der Bildung der epiphytischen Genossenschaft theilnehmen, waehrend andere von derselben nothwendig ausgeschlossen blieben. Die Untersuchung der Standortsfloren ist aber nicht fuer sich allein von Interesse; die Existenzbedingungen haben vielfach nachweisbar einen wesentlichen Einfluss auf die Groesse der Verbreitungsgebiete, und eine genaue Kenntniss derselben wird daher die an die Wanderungen der Gewaechse sich knuepfenden Probleme loesen helfen. 2. Bei der Darstellung der Flora einer Gegend oder einer Familie in ihren Wechselbeziehungen mit der Umgebung tritt meist eine grosse Unbestimmtheit zum Vorschein, indem zwischen den einzelnen Factoren nicht scharf genug unterschieden wird. Dieses ist auch begreiflich, da die systematische Pflanzengeographie von Gruppen ausgeht, deren charakteristische Merkmale keine nachweisbaren Anpassungen an aeussere Einfluesse zeigen. Dadurch, dass die biologische Pflanzengeographie die nach den Lebensbedingungen am meisten wechselnden Eigenschaften ihren Gruppen zu Grunde legt, kann sie weit besser die einzelnen Einfluesse auseinanderhalten, ihre Bedeutung fuer die Artenbildung, fuer die Pflanzenwanderung u. s. w. praezisiren. Hat man denjenigen Factor festgestellt, dem eine Gruppe gleichartiger Modificationen ihre Entstehung verdankt, so ist zu untersuchen, in wiefern er auch dem Reste der Vegetation derselben Gegend seinen Stempel aufgedruckt haben wird. So werden die atmosphaerischen Niederschlaege und der Wasserdampf der Luft, die wir als klimatische Factoren bei der Entstehung der Epiphyten kennen lernten, wahrscheinlich die Structur und Lebensweise auch der uebrigen Urwaldgewaechse wesentlich beeinflusst haben. In der That glaube ich die physiognomischen Eigenthuemlichkeiten des tropischen Urwalds beinahe saemmtlich auf die grosse Feuchtigkeit des Klimas zurueckfuehren zu koennen, da die Waelder der trockeneren Savannengebiete ein ganz anderes Gepraege besitzen. Die Baeume des Savannenwalds sind, der grossen Mehrzahl nach, nur einen Theil des Jahres belaubt und zeigen nie die Frondositaet, die Mannigfaltigkeit der Blattformen des Urwalds; im letzteren erfordern die geringe Beleuchtung und die Transpiration eine moeglichst grosse Laubflaeche, die Formbildung der Blaetter aber ist durch keine aeusseren Einfluesse in Schranken gehalten, waehrend im Savannenwalde die groessere Transpiration eine Reduction des Laubs, eine Bevorzugung gewisser Blatttypen bedingte. Die Baeume mit fluegelfoermigen Holzplatten an ihrer Basis, die sich in allen Urwaeldern wiederfinden, fehlen ebenfalls in Folge der groesseren Transpiration; im Urwalde naemlich kann sich der Baum mit einem schmalen Transpirationsstrom begnuegen und laesst daher die in der Pflanzenwelt ueberall zum Vorschein tretende Sparsamkeit, in der Stammbildung zur Geltung kommen; der Stamm wird im Verhaeltniss zur Krone duenn und durch Strebepfeiler aufrecht gehalten, waehrend in der Savanne, wie in unseren Waeldern, der Transpirationsstrom einen dicken Stamm erfordert. Epiphyten und Lianen sind im Savannenwald spaerlich oder fehlen ganz. Erstere sind, wie wir es gesehen, xerophile Auswanderer des Urwalds; letztere sind ueberall treue Begleiter der Epiphyten, denen sie in ihrem Wasserbedarf nur wenig nachstehen, was bei ihrem ungeheuer langen und im Verhaeltniss zur Krone duennen Staemme wohl begreiflich ist. So gleicht der Wald in tropischen Savannen mehr einem solchen in Nord-Amerika oder Europa als dem viel naeher gelegenen feuchten Urwalde. Andererseits aber finden wir stellenweise in der temperirten Zone Waelder, die in der Massenhaftigkeit ihrer Holzgewaechse, ihrem Reichthum an Lianen und Epiphyten den tropischen aehneln, so in gewissen sehr feuchten Waldgebieten Japans nach REIN, namentlich aber im Feuerland, wo sich DARWIN nach dem brasilianischen Urwald versetzt glaubte. Die Ursache dieser Aehnlichkeit des antarktischen mit dem brasilianischen Urwalde ist in dem ueberaus nassen Klima zu suchen, ueber welches der grosse Forscher so sehr klagt. Die ungleiche Feuchtigkeit ist demnach die klimatische Ursache der ungleichen Physiognomie des nordamerikanischen Urwalds einerseits, des tropischen und antarktischen andererseits. Sie erklaert uns, warum der Kampf ums Licht in Gestalt und Lebensweise der Gewaechse in den beiden letzteren Waeldern so viel mehr zum Ausdruck kommt als in dem ersteren. Die Entwickelung der Vegetation aller Waelder ist durch zwei in entgegengesetzter Richtung wirkende Factoren beherrscht, dem Lichtbeduerfniss und demjenigen nach Feuchtigkeit. Das erstere treibt die Gewaechse in die Hoehe, das letztere zieht sie nach unten; das erstere beguenstigt die Ausdehnung des Laubs, das letztere schraenkt sie ein. Wo Feuchtigkeit in Boden und Luft ueberreichlich vorhanden, da kann die Vegetation ihrem Triebe nach dem Lichte beinahe unbehindert folgen, die Staemme der Holzgewaechse werden schlank und duenn, die Kronen locker, oft schirmformig, Kraeuter und Straeucher, sogar Baeume verlassen den Boden, um sich auf dem Laubdache oder auf kahlen Felsen im vollen Lichte zu entwickeln. Wo die Feuchtigkeit gering, werden die Gestalten der Holzgewaechse massiv, ihre Laubkronen gedrungen, die Laubblaetter erhalten kleine Dimensionen und saemmtliche Gewachse, ausser Moosen und Flechten, bleiben an den Boden gebunden. _Bonn_, im Mai *1888*. NACHTRAG. Nach Abschluss der Correctur der letzten Bogen wurde mir von Herrn Dr. BRANDIS die soeben erschienene _Synopsis of Tillandsieae_ von J. G. BAKER (S.-A. aus Journal of Botany *1887--88*) geliehen. Unser Verzeichniss der Gattung Tillandsia, das wir nach CHAPMAN's _Flora of the Southern United States_ und dem Berliner Herbarium entworfen hatten, erfaehrt demnach folgende Modificationen: Tillandsia bracteata ist die in Mexico und Westindien sehr verbreitete und laengst bekannte T. fasciculata SWARTZ. Tillandsia tenuifolia, Bartramii und juncea sind, wie ich es bereits nach dem Berliner Herbarium annahm, identisch; anstatt des aelteren Namens T. tenuifolia L. zieht B. denjenigen von T. setacea SWARTZ vor, weil LINNE unter jenem Namen ganz verschiedene Arten vereinigt hatte. Till. caespitosa gehoert nicht, wie ich es auf Grund des Berliner Herbarium angab, zu T. tenuifolia, sondern ist eine etwas robustere Form von T. recurvata. ERRATA. S. 18, Z. 13 v. o. anstatt Rhodoreae lese: _Rhodoreae_. S. 27, Z. 1 v. o. anstatt _systematische_ lese: systematische. S. 101, Z. 6 v. o. anstatt Taf. I lese: Taf. II. S. 112, Z. 6 v. o. nach _erwaehnte_ setze: Vriesea. ERKLAeRUNG DER TAFELN. [Illustration: Tafel I.] Epiphytischer Feigenbaum mit den Stamm des Wirthbaums umgebender Wurzelroehre und stelzenartigen Stuetzwurzeln. Auf der Wurzelroehre zwei junge epiphytische Baeume. Sikkim-Himalaya. Nach der Natur gemalt von Frau Generalforstinspektor Dr. BRANDIS. [Illustration: Tafel II.] Eiche (Quercus virens) mit Tillandsia usneoides. Florida. Nach einer Photographie gemalt von W. ROSE. [Illustration: Tafel III.] 1. Querschnitt durch die Mittelrippe des Blatts von Philodendron cannifolium (zehnfach vergroessert). 2. Naehrwurzel von Carludovica Plumieri (id.). 3. Haftwurzel derselben (id.). 4. Naehrwurzel von Anthurium sp. (id.). 5. Haftwurzel desselben (id.). 6. Querschnitt durch das Blatt von Tillandsia Gardneri. Basis (Vergroess. 70). 7. Id. Spitze (id.). 8. Querschnitt durch das Blatt von Vriesea tessellata. Basis (id.). 9. Id. Spitze (id.). 10. Querschnitt durch das Blatt von Hoplophytum Lindeni. Basis (id.). 11. Id. Spitze (id.). 12. Schuppe von Tillandsia recurvata (Vergr. 240). 13. Querschnitt durch dieselbe (Vergr. 500). 14. Schuppe von Ortgiesia tillandsioides (id.). 15. Querschnitt durch dieselbe (id.). 16. Querschnitt durch das Blatt von Tillandsia usneoides (Vergr. 70). 17. Schuppe einer Urwald-Vriesea (Vergr. 340). [Illustration: Tafel IV.] Tillandsia bulbosa. Natuerl. Groesse. Mit Benutzung einer Tafel des Botanical Magazine nach der Natur gemalt von W. ROSE. [Illustration: Tafel V.] Tillandsia circinalis. Natuerl. Groesse. Nach der Natur gemalt von W. ROSE. [Illustration: Tafel VI.] Samen von Epiphyten. 1. Hymenopogon brasiliensis. 2. Cosmibuena sp. 3. Hillia sp. aff. brasiliensis. 4. Rhododendron pendulum. 5. Dischidia imbricata. 6. Dischidia Rafflesiana. 7. Aeschynanthus leucalatus var. sikkimensis. 8. Catopsis sp.? (Blumenau). 9. Tillandsia vestita. *Fussnoten* 1 Ich habe nur die Gattungen aufgenommen, von welchen ich epiphytische Arten selbst beobachtet, oder in der Literatur erwaehnt fand. In Begrenzung und Reihenfolge der Gattungen folge ich WITTMACK in _Natuerl. Pflanzenfam._, Bd. II, p. 32 sqq. 2 ENGLER, _Entwickelungsgesch._, II, p. 128. 3 Versch. Farne (Nephrolepis), Orchideen (selten), Utricularia. 4 Viele Araceen, Bromeliaceen, Carludovica, Peperomia etc. 5 Vergl. ueber diese Pflanzen SCHENCK l. c. 6 Vgl. darueber auch das 1. Heft des 1. Bandes der in Demerara erscheinenden Zeitschrift "_Timehri_". 7 Die Blattstiele sind an schattigen, feuchten Standorten, so auch in unseren Gewaechshaeusern, laenger und bedeutend duenner als an der Sonne. 8 Die erste anatomische Untersuchung einer solchen Pflanze habe ich in meinen _Epiphyten Westindiens_ gegeben; sehr werthvolle Angaben ueber andere Arten bei JANCZEWSKI l. c. 9 Vgl. ueber die Structur dieser Durchfuehrgaenge SCHIMPER, _Bot. Centralbl._, *1884*, p. 255; JANCZEWSKI, l. c. p. 118. 10 Ausser einigen Zusaetzen und Modificationen aus meiner Arbeit von 1884 (_Bot. Centralbl._, Bd. XVII) entnommen. 11 Dass LIERAU eine Differenzirung in Naehr- und Haftwurzeln bei Anthurium vermisst hat, beruht nicht, wie er es glaubt, auf dem Einfluss der Cultur, sondern ist einfach darauf zurueckzufuehren, dass geeignete Arten ihm nicht zur Verfuegung standen; die grosse Mehrzahl der Anthurium-Arten gehoert zur ersten Gruppe. Die Gewaechshaeuser von Kew sind die einzigen, wo ich Anthurium-Arten des zweiten Typus beobachtet habe. Monstera deliciosa, wo nach Lierau in so ausgezeichneter Weise die Differenzirung zwischen Naehr- und Haftwurzeln zum Vorschein kommt, ist eine im Boden keimende Kletterpflanze, deren Stamm allerdings spaeter von hinten abstirbt. 12 Ausser einigen Zusaetzen und Modificationen meiner Arbeit von 1884 entnommen. 13 Obwohl ich an Ort und Stelle aus Mangel an Apparaten und hier aus Mangel an Material keine Versuche machen konnte, unterliegt es doch keinem Zweifel, dass die Wachsthumsrichtung der Wurzeln durch negativen Geotropismus bedingt ist. Die Stellung der Pflanze sei, welche sie moege, ihre Wurzeln stehen stets nach oben, und zwar bilden dieselben die verschiedenartigsten Winkel, um sich in den Erdradius zu stellen; kein anderer Tropismus kann die Ursache der Erscheinung sein, wie es Jedermann in reichen Orchideenhaeusern constatiren kann. 14 Die Pflanze wird in europaeischen Gewaechshaeusern in Toepfen cultivirt, wobei natuerlich die Eigenthuemlichkeiten des Wurzelsystems beinahe nicht mehr erkennbar sind. Ich habe jedoch haeufig (z. B. in Kew, Luettich) die negativ geotropischen, aber wegen Mangels an Humus kurz bleibenden Naehrwurzeln sich zwischen den Blaettern erheben sehen. 15 Wie mir Dr. FRITZ MUeLLER mittheilte. 16 ANDRE hebt den Reichthum der Bromeliaceen auf Calebassenbaeumen in Neu-Granada hervor. 17 Auf einer Reise von Maturin ueber Aragua, San Felice, Gunna-Guana, den Cuchilla.Pass, Socorro nach der Guacharro-Hoehle bei Caripe. Vgl. HUMBOLDT, _Reise in die Aequinoctial-Gegenden_, Bd. I, p. 345 u. f. 18 Vgl. HOOKER, V, p. 529. 19 Vgl. darueber auch ANDRE, l. c. 20 Vgl. z. B. POEPPIG, Bd. II, p. 406. 21 Vgl. PESCHEL, Bd. II, p. 271; HANN, Handb. etc., p. 176. 22 Vgl. HANN, l. c., p. 177. 23 Vgl. HANN, l. c., p. 178. 24 Nach HOOKER's _Flora of British India_. 25 Vgl. darueber das citirte Werk von GAMBLE; von diesem Autor stand mir auch eine Liste der Orchideen von Darjeeling zur Verfuegung, welche derselbe auf Grund seines reichhaltigen Herbariums, auf freundliche Veranlassung von Herrn Dr. BRANDIS, zusammengestellt und letzterem mitgetheilt hatte. 26 Vgl. darueber auch GRISEBACH, IV, p. 425. 27 There are but few districts in the world which compare with Japan as regards the quantity and distribution of the yearly rainfalls. This would chiefly be the case with the Gulf States of North-Amerika, where likewise the summer is the rainiest season of the year, and the quantity of rain equals that in Japan. Thus Mobile has a fall of 1,626 mm, Baton Rouge of 1,528, New-Orleans of 1,295, St. Augustin of 1,092. (REIN, l. c., engl. Ausgabe; p. 121.) 28 GRISEBACH, I, Bd. II, p. 482. Vergl. darueber namentlich HANN, Handb., p. 681 ff., und DARWIN, _Naturw. Reisen_, II. Theil, p. 26--66. 29 R. A. PHILIPPI, l. c. 30 HANN, Handb., p. 372. 31 Bd. II, p. 406. 32 Vgl. ueber das eigenthuemliche Klima der Suedwestkueste Amerikas HANN, Handb., p. 681 ff. 33 Vgl. darueber HANN, I, p. 351, und ueber die Epiphyten ob. p. 114. 34 Aus diesem Grunde wird man auch nie von einer physiologischen Pflanzengeographie sprechen koennen, waehrend eine physiologische Morphologie natuerlich wohl denkbar ist, obwohl sie auch in ihren Uranfaengen noch nicht besteht. ANMERKUNGEN DER KORREKTURLESER Vom Korrekturleser wurden mehrere Aenderungen am Originaltext vorgenommen. Es folgen paarweise Textzeilen im Original und in der vorliegenden geaenderten Fassung. Samen, Pflanzen aus den verschiedensten Familien gehoeren, und doch Samen, Pflanzen zu den verschiedensten Familien gehoeren, und doch Clusea rosea ist ein reich belaubter, bis mittelgrosser, epiphytischer Clusia rosea ist ein reich belaubter, bis mittelgrosser, epiphytischer Wurzeln formen ist noch wenig Wurzelformen ist noch wenig Die langstengeligen Bromeliacen Die langstengeligen Bromeliaceen Cereus triangularis, seltener Macrochordum melananthum. Der Cereus triangularis, seltener Macrochordium melananthum. Der Cereus triangularis, Macrochordum melananthum und das Oncidium. Cereus triangularis, Macrochordium melananthum und das Oncidium. eines tropich-dichten Waldwuchses entbehren. Ueberall aber zeigt eines tropisch-dichten Waldwuchses entbehren. Ueberall aber zeigt und hiermit den systematischen Charakter der Genosssenschaft und hiermit den systematischen Charakter der Genossenschaft Berliner Herbarium annahm, indentisch; Berliner Herbarium annahm, identisch; Temperatur: Jahresmittel: 51 deg.,8 F= 11 C., Juli: 60 deg.,9 F. = 6 deg. C., Temperatur: Jahresmittel: 51 deg.,8 F= 11 deg. C., Juli: 60 deg.,9 F. = 6 deg. C., oder doch Gattungen des letzteren gehoeren, und ziemlich oder doch zu Gattungen des letzteren gehoeren, und ziemlich in wiefern auch dem Reste der Vegetation derselben in wiefern er auch dem Reste der Vegetation derselben ***END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE EPIPHYTISCHE VEGETATION AMERIKAS*** CREDITS 2007 Project Gutenberg TEI edition 1 RALF STEPHAN A WORD FROM PROJECT GUTENBERG This file should be named 23672.txt or 23672.zip. This and all associated files of various formats will be found in: http://www.gutenberg.org/dirs/2/3/6/7/23672/ Updated editions will replace the previous one -- the old editions will be renamed. Creating the works from public domain print editions means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to copying and distributing Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic works to protect the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} concept and trademark. Project Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you do not charge anything for copies of this eBook, complying with the rules is very easy. 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