Title: Das Cistercienserstift Heiligenkreuz in Niederösterreich
Author: Stift Heiligenkreuz
Release date: February 14, 2025 [eBook #75371]
Language: German
Original publication: Wien: Self-published. Printer: Rudolf Brzezowsky & Söhne, 1894
Credits: Richard Illner and the Online Distributed Proofreading Team at https://www.pgdp.net (This file was produced from images made available by The Austrian National Library)
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Wien.
Selbstverlag des Stiftes.
Druck von Rudolf Brzezowsky & Söhne.
Die Cistercienser-Abtei Heiligenkreuz wurde 1135 vom Markgrafen Leopold III. dem Heiligen gegründet. Auf Bitten seines Sohnes, des berühmten Geschichtsschreibers Otto, später Bischofs von Freisingen, berief er in die neue Stiftung Mönche des vom heiligen Robert im Jahre 1098 gegründeten Cistercienser-Ordens, und zwar aus dem burgundischen Kloster Morimund, dem Otto damals als Abt vorstand. Trotzdem die Abtei zu wiederholten Malen von Bränden heimgesucht, von den feindlichen Ungarn und Türken überfallen wurde, blieb sie dennoch in ihren Haupttheilen in fast ursprünglicher Form erhalten, eine seltene Ausnahme unter den Klosterstiftungen.
Die Abtei wird gegen West und Nord von einem Meierhofe, Gasthofe und von Beamtenwohnungen umschlossen, welche den äußeren Stiftshof bilden. Die Façade des eigentlichen Stiftsgebäudes ist im Barockstyl erbaut. Unmittelbar über dem Hauptportale 04 ist ein Wappenschild zu sehen, dessen linkes Feld eine schwörende Hand — das Wappen des Stiftes Heiligenkreuz, — zeigt, wie solches in den Räumen des Stiftes wiederholt angebracht ist.
Das Hauptportale, durch das man in den von Arcaden umschlossenen inneren Stiftshof kommt, überragt ein Thurm mit dem vom Abt Gerhard im Jahre 1720 erbauten Hornwerk, einer mächtigen Orgel, welche an hohen Feiertagen den C-Accord durch mehrere Octaven hindurch erklingen läßt — bei 1000 Pfeifen.
Gegenüber dem Portale der Kirche erhebt sich eine herrliche vom G. Giulliani erbaute Dreifaltigkeitssäule, welche einem Gelübde des Abtes Gerhard wegen der glücklichen Abwendung der im Jahre 1713 wüthenden Pest von Heiligenkreuz ihren Ursprung verdankt. Die Säule ließ erst Abt Robert in den Jahren 1734-1736 erbauen. Die drei Statuen in den Nischen des Unterbaues vis-à-vis der Kirche stellen den Gründer des Stiftes Leopold den Heiligen, links den heiligen Benedict, rechts den heiligen Bernhard, die oberen Statuen links den heiligen Sebastian, rechts den heiligen Rochus, rückwärts den heiligen Carl Borromäus vor. Die dazwischen liegenden Reliefs bedeuten auf der Vorderseite die heilige Rosalia, links die heilige Magdalena, rechts den heiligen Petrus, darüber thürmt sich eine Wolkensäule auf, deren Spitze 05 die heilige Dreifaltigkeit krönt und in deren Mitte die Krönung Mariens dargestellt ist. Gleichfalls ein Werk Giulliani's ist der idyllische, unter Abt Robert (1728-1755) errichtete Josefsbrunnen, den heiligen Josef mit dem Jesukind darstellend. Um den Sockel herum drei Engel, Glaube, Hoffnung und Liebe vorstellend. Die Reliefs: Jesus am Jacobsbrunnen, Hagar und Ismael, Jacob und Rebekka.
Im ersten Stocke des westlichen Hoftractes ist eine kleine Gemälde-Gallerie untergebracht. Fresken und reiche Stuckarbeit schmücken den imposanten Saal. Aus der Gemäldesammlung sind hervorzuheben: Eine Sammlung altdeutscher Gemälde, Moses in der Wüste und Studienkopf von Jordans, Blumenstück, Niederländer-Mondlandschaft von van de Noer, heiliger Franziskus von Carraccio, Judith von Cortona, Mater dolorosa, Kreuzabnahme und Krönung Mariens von Altomonte, Maria mit dem Kinde von Peter v. Strudel, großes Schlachtgemälde »Entsatz Wiens 1683« von Rugendas.
Der erste Saal enthält eine reiche ornithologische und mineralogische Sammlung, dann Conchilien und Petrefacten. Aus den im zweiten Zimmer untergebrachten 06 Gegenständen sind zu erwähnen: zwei Broncestatuen aus dem 16. Jahrhundert, Adam und Eva, reizende Nippchen aus Porzellan und Elfenbein, eine egyptische Mumie, gegen 170 Thonskizzen Giulliani's, darunter: Dreifaltigkeitssäule, Josefsbrunnen, Kreuzwegstatuen, Vexirbilder und eine kleine Sammlung von alten Waffen.
Die äußere Façade, streng im romanischen Styl, — Mitte des 12. Jahrhunderts — wirkt durch die beabsichtigte Unsymmetrie äußerst interessant.
A. Das romanische Langhaus.
Das Innere der Kirche bietet einen fast überwältigenden Anblick. Zwei Reihen von 20 quadratischen Pfeilern theilen das Langhaus in drei Schiffe. Die Wände derselben entbehren jedes decorativen Schmuckes, wie es den Cisterciensern durch ihr Ordensstatut geboten war. Die einzige Abwechslung bilden die Gurtenträger hoch oben an den Scheidewänden des Mittelschiffes, welche durch Halbpfeiler mit angefügten Säulchen gebildet werden.
Grabsteine.
Im Pfeiler vor dem rechten Wasserbecken ist der Grabstein des Bildhauers und Lehrers Raphael Donners, eines langjährigen Familiars des Klosters
Giovanni Giulliani † 1744,
07in der Nähe des linken Weihwasserbeckens jener des
Martin Altomonte † 1745,
eines der bedeutendsten Kirchenmalers des vorigen Jahrhunderts, angebracht.
Im rechten Seitenschiffe stehen die Grabsteine der Aebte:
im linken Seitenschiff:
Im Mittelschiff sind besonders beachtenswerth die eingelegten Kirchenbänke, 1802 verfertigt von den Laienbrüdern Caspar Willer und Lucas Barth.08
B. Der gothische Chor.
Eine dreischiffige Halle, die den Charakter der Kirchenbauten des 14. Jahrhunderts trägt. Auffallend ist der geradlinige Chorabschluß, eine Eigenthümlichkeit der Cistercienserkirchen, wie beispielsweise bei dem Mutterkloster Citeaux. Interessant ist auch die Gruppirung der Seitenaltäre um den freistehenden Hochaltar, ebenfalls eine Eigenthümlichkeit der Kirchen dieses Ordens. Der Einbau der Thurmstiege stammt aus dem Jahre 1466. Bemerkenswerth sind auch die Eckknollen an den Füßen der Vierungssäulen.
Die Bodenfliese sind neu, jedoch Imitation der aufgefundenen, im Museum verwahrten Originale.
Ein Meisterwerk ist die von Professor D. Avanzo entworfene Kanzel, gebaut 1885, in den Giebeln des Deckels die vier Kirchenväter.
Eine Steinschranke mit einem Eisengitter schließt das Presbyterium von dem übrigen Theile des Chores ab.
Links vom Eingange erscheint wieder das Wappen des Stiftes, rechts jenes des Abtes Heinrich Grünbeck (grüner Bach im goldenen Feld). Das Gitter aus Weinlaubmotiven zusammengesetzt, wurde angefertigt vom Kunstschlosser Baierlein in Wien. Innerhalb der Schranke erhebt sich der im Jahre 1887 gleichfalls 09 vom Prof. D. Avanzo erbaute Hochaltar; der Unterbau aus Marmor mit Glasmosaiken geziert. Die Retabel, dem sogenannten Verduner-Altare in Klosterneuburg nachgebildet, ist aus Goldbronce. Die Emails stellen Scenen aus dem Leben der heiligen Maria dar, welcher sowohl Kirche als Altar geweiht ist, u. zw. links die Geburt und Darstellung im Tempel, rechts die Verkündigung und Heimsuchung, im Mittelstück die Krönung; darüber wölbt sich auf vier Säulen aus Unterberger Marmor ein reicher Bronce-Baldachin, gekrönt mit einem doppelten Thürmchen, in welchem die heilige Dreifaltigkeit dargestellt ist.
Im gleichen Style mit dem Hochaltar ist die reiche Session. Die prächtigen Stühle aus Goldbronce und die Umrahmungen nach Entwürfen des Prof. D. Avanzo. Die Rückwand der Session wird gebildet von einem circa 1500 gewebten flandrischen Gobbelin, den Stifter — heiligen Leopold — mit seiner Familie darstellend, eine Widmung des Dr. Fuchsmagen. Nicht zu übersehen ist die hängende Ampel.
An der Wand des romanischen Querschiffes das Altarblatt, des nach der Türkeninvasion errichteten alten barocken Hauptaltares, ein großes 10 Gemälde von Rottmayr, die Krönung Mariens darstellend.
Zu den schönsten Kunstüberresten nicht bloß des Stiftes sondern des Mittelalters überhaupt gehören die gemalten Glasfenster des gothischen Chores, die in den oberen Partien dem Ende des 13. Jahrhunderts angehören.
Die Farben der Fenster sind von wunderbarer Tiefe und Kraft, die Zeichnung der Figuren einfach und strenge, die romanischen Kunstformen entlehnten Ornamente sind im hohen Grade elegant und vollendet. Die Figuren in den Fenstern stellen dar, u. zw. die alten in dem linken Fenster des Chorabschlusses von oben nach unten: Zacharias, Habakuk, Samuel; die neuergänzten: Abraham, Joachim, Josef. Im rechten Seitenfenster ebenso: Vitus, Hippolytus, Mauritius; die neuergänzten: Ephraim, Augustinus, Gregorius. Das mittlere Fenster ist gänzlich restaurirt. Die Figuren nach Zeichnung des Professors Klein stellen von oben nach unten je vier Apostel, Märtyrer, Bekenner und Jungfrauen dar.
Von edler Wirkung sind die beiden Altäre
Im Chorabschluß.
11Im rechten Chorschiff.
12Im selben Styl und zu gleicher Zeit (1890) sind:
Auf dem neu — 1875 — gebauten romanischen Musikchor ist die kleine Orgel mit 11 Register aus der Zeit des Abtes Robert (1728-1755) angebracht, darunter sieht man eine frühgothische, jetzt vermauerte Thür, die in die ehemalige Sacristei führte; davor stehen vier romanische Leuchter aus der Gründungszeit 13 des Stiftes. — Der gothische Taufstein mit Broncedeckel wurde unter Abt Edmund (1841-1877) hergestellt.
Vom rechten Seitenschiff des romanischen Theiles der Kirche gelangt man durch eine romanische Pforte (die romanische Thür aus dem Jahre 1884) in den Kreuzgang, der im blühendsten Uebergangsstyle gebaut, mit seinen über 300 rothen Marmorsäulchen einen äußerst prächtigen Eindruck macht. Der Bau stammt seinem architektonischen Charakter nach aus dem Ende des 12. und der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, ungefähr aus derselben Zeit, wie die Façade der Kirche. Unter dem Herrn Prälaten Grünbeck wurde er restaurirt und 1894 mit einem neuen Pflaster versehen.
a) Fußwaschungsgang.
Eine neue Stiege mit dem Stifts- und Prälatenwappen — 1894 ebenfalls von Professor D. Avanzo ausgeführt — führt in den Fußwaschungsgang, so genannt, weil hier am Gründonnerstage zwölf Greisen von ebensovielen Mitgliedern des Stiftes nach dem Beispiele des Heilandes die Füße gewaschen werden. Dieser Theil enthält überaus werthvolle Glasmalereien aus dem Beginne des 13. Jahrhunderts; besonders reich sind auch die Capitäler, Consolen und Schlußsteine. 14 Die Glasmalereien oben in den Rundfenstern des Fußwaschungs-, Capitelhaus- und Pförtnerganges sind durchaus, die in denen des Refectoriumsganges zum Theil neu. Die beiden Gruppen an den Enden des Fußwaschungsganges, die Büßerin Magdalena und die Fußwaschung sind wie die in diesem Gange angebrachte Session und Kanzel aus der Meisterhand Giulliani's. Die Oelgemälde in den Bogenfeldern, Scenen aus dem Leben des heiligen Bernhards darstellend, stammen aus der Zeit des Abtes Marian I. (1693-1705) gemalt vom Laienbruder Stefan Molitor.
b) Pförtnergang.
Capitäler, Kelchform aufweisend, Consolen und Schlußsteine sind durch reiche Blattornamente geziert. Dieser Gang mit den zwei anstoßenden Travees des Fußwaschungsganges scheint der älteste Theil des Kreuzganges zu sein.
Längs der Wand sind die früher an verschiedenen Stellen des Bodens gelegenen Grabsteine der Wohlthäter des Stiftes aufgestellt. 15
Bemerkenswerth ist auch die neue romanische Pforte 1894.
c) Refectoriumsgang.
In den Fenstern ist ein Theil der alten Glasgemälde erhalten, ebenso wie im Fußwaschungsgange, aus dem Anfange des 13. Jahrhundertes stammend. 16 Die Thür vis-à-vis dem Brunnenhause führt in's Sommerrefectorium, einen langen Saal mit prachtvoller Stuckarbeit, Fresken (Tercola) und Oelgemälden, 1687 gebaut, 1712 restaurirt. An der linken Wand in Oelgemälden die allegorischen Gestalten der Demuth, der vier Cardinaltugenden und Glaube, Hoffnung und Liebe; über der Hauptthür das Porträt des Erbauers, des Abtes Clemens (1658-1693).
An der Wand in den Bogenfeldern:Außerdem begleiten diese Fresken rechts und links eine Reihe von Bildern, von denen die linksseitigen 17 die österreichischen und die rechtsseitigen die ungarischen Güter des Stiftes mit den betreffenden Donatoren darstellen. Gegenüber dem Refectorium erhebt sich das gothische Brunnenhaus aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die berühmten Glasgemälde stammen zum Theile aus dem Ende des 13. Jahrhunderts. Das vereinzelte Glasgemälde im zweiten linksseitigen Fenster stellt den König Alexander auf dem Panther reitend dar — Zeichen des Sieges.
Das linksseitige Fenster mit den Bildern der Babenberger zeigt
Heiligenkreuz | — | Klosterneuburg, |
(Ansichten der beiden Stifte in ursprünglicher Gestalt); dann folgen: | ||
Heiliger Leopold | — | Agnes, |
Adalbert | — | Leopold IV. der Freigebige, |
Otto von Freisingen | — | Heinrich II. Jasomirgott, |
Ernest | — | Conrad, Erzbischof von Salzburg. |
Im rechtsseitigen Fenster, neu,
Lilienfeld | — | Zwettl, |
Leopold V. der Tugendhafte | — | Heinrich I. der Katholische, |
Heinrich von Mödling | — | Raiza seine Gemahlin, |
Heinrich der Grausame | — | Richardis seine Gemahlin, |
Friedrich II. der Streitbare | — | Gertruds seine Gemahlin. |
18 Im Vereinigungspunkt der Rippen als Schlußstein der Heiland mit dem Lebensbuch (Original im Museum). Unter den Fenstern läuft ringsum ein mit spitzförmigen Blindbögen und mit reichem Maßwerke geschmücktes gothisches Parapet. — Der alte Brunnen in der Mitte aus Blei bildet eines der kostbarsten Alterthümer des Stiftes.
d) Capitelhausgang.
An den Ostflügel des Kreuzganges, Capitelhausgang genannt, ist das sogenannte untere Dormitorium, die Todtenkapelle, das Capitelhaus und die Annakapelle angebaut.
Vor dem Eingang in das Capitelhaus stehen an der Fensterwand: ein Grabsteinfragment, Ulrich von Ebersdorf, 14. Jahrhundert, dann die Grabsteine der Offnia von Seefeld und ihrer Kinder und des Dietrich von Lichtenstein, beide aus dem 13. Jahrhundert.
I. Die Annenkapelle, früher die Sacristei, wurde von dem in dieser Kapelle ruhenden Abt Gerhard (1705-1728) in die jetzige Gestalt gebracht.
II. Weniger verändert wurde das aus dem 13. Jahrhundert stammende Capitelhaus, wenn es auch von Abt Gerhard und Abt Robert (1728-1753) 19 mit Fresken in der Manier der Barocke ausgeschmückt wurde. Die Freskenbilder der hier begrabenen Babenberger sind ein Werk des Laienbruders Mathias Gusner († 1772), die Glasgemälde, darunter das 1863 auf der Pariser Ausstellung aufgestellte Radfenster (Katharinenrad) wurden neu eingesetzt.
Dieser ernste Raum ist doppelt geheiligt, durch den Ordensgebrauch und die Erinnerungen der Geschichte. Hier versammelten sich die Ordensbrüder zur Berathung über die wichtigsten Angelegenheiten und dann ruhen hier unter einfachen Grabsteinen die Fürsten des ruhmreichen Babenbergergeschlechtes, nämlich:
1. Herzog Friedrich II. der Streitbare, gefallen in der Schlacht gegen die Ungarn 1246. Der Tumbadeckel, den Herzog darstellend, ist eines der ältesten mittelalterlichen Sculpturwerke dieser Art in Oesterreich.
2. Herzog Friedrich I. der Katholische † 1198; sein Grabstein ist ganz einfach und liegt am Boden im Vordertheile des linken Seitenschiffes der Halle;
3. Neben ihm ruht, wie ein ebenfalls einfacher Grabstein besagt, Herzog Leopold V. der Tugendhafte † 1194, der Spender der großen Kreuzpartikel;
4. Herzog Heinrich der Grausame † 1228, Sohn Leopold VI.;
5. Leopold IV. der Freigebige, Markgraf von Oesterreich, Herzog von Bayern † 1141; 20
6. und 7. Der Doppelgrabstein für Herzog Heinrich von Mödling † 1223 und für seine Gemahlin Raiza, Tochter des Königs Wladislav I. von Böhmen † 1182;
8. Deren Sohn Herzog Heinrich von Mödling der Jüngere † 1233;
9. und 10. Rudolf und Heinrich † 1300, Enkel König Rudolfs von Habsburg.
Die Grabsteine für 5, 6, 7, 8 und 9 liegen unter der Treppe vor dem Altar.
Rechts davon liegen: 11. und 12. Adalbert † 1136 und Ernest † 1137 Markgrafen von Oesterreich, Söhne Leopolds des Heiligen.
13. und 14. Gertrud von Braunschweig † 1326, Gemahlin Friedrichs des Streitbaren und Richardis, Gemahlin Heinrichs des Grausamen, Tochter des berühmten Landgrafen Hermann von Thüringen.
III. An das Capitelhaus schließt sich die Todtenkapelle an, vom Abte Martin von Egris 1349 zu Ehren des heiligen Alexius gestiftet. Hier ruhen der Stifter der Kapelle und der um das Stift hochverdiente Abt Robert † 1755.
Das Radfenster, gemalt 1845 von Friedrich Walzer, zeigt links den ersten Abt Gottschalk, rechts den heiligen Leopold. Interessant sind die barocken Leuchter, welche Todtengerippe darstellen.
Rings an den Wänden herum sind Grabsteine verstorbener Capitularen des Stiftes aus dem 17. und 18. Jahrhundert eingefügt. 21
IV. Neben der Todtenkapelle ist das frühgothische etwa gleichzeitig mit dem Capitelhaus gebaute untere Schlafhaus. Diese Halle war einst der Schlafraum der Mönche.
Vom unteren Schlafhause führt eine Stiege in das obere, Ende des 14. Jahrhunderts gebaute Schlafhaus, eine mächtige, von 20 Säulen getragene Halle im gothischen Style. Dieser kirchenartige Saal diente früher ebenfalls als Schlafraum für die Mönche.
An der Südwand stehen die zwei Colossalstatuen »Sebastian und Rochus« von Giulliani. Vom selben Meister ist auch die Kreuzabnahme, eine sehr belebte figurenreiche Gruppe.
An der Westwand sind fünf Gemälde angebracht:
Links in der südlichen Ecke dieser Halle führt eine Thür in die aus zwei Sälen und zwei Zimmern 22 bestehende Bibliothek, die über 40.000 Bände umfaßt, darunter 500 Handschriften aus dem 10., 11., 12., 13. und 14. Jahrhundert, dann viele Incunabeln und seltene Bibelausgaben. Der große Saal mit Fresken von Rothmayr wurde 1701 vom Abt Marian I. († 1701) erbaut; der zweite Saal, der Gartensaal mit Stuckarbeit und Fresken, wurde in der jetzigen Gestalt vom Abt Xaver (1824-1841) eingerichtet.
Die Schatzkammer ist ein schmuckloser Raum, nur die alten Paramentenkästen tragen reiches Schnitzwerk.
Vom oberen Dormitorium gelangt man durch das Winterchor auf das große Musikchor. Dort hinter der großen Orgel sind die kunstvoll geschnitzten Chorstühle aufgestellt zum Theil von Giulliani — die Kniebänke älter. Die Holzreliefs enthalten das Leben Jesu, die Figuren sind aus allen Ständen genommen, als: Krieger, Mönche, Dichter, Künstler, Fürsten, Priester, Bischöfe, Cardinäle, Könige und Päpste.
Die große Orgel mit zwei Manualen, 62 Register und 53 klingende Stimmen, dann 2376 Pfeifen wurde 25 1802 von Ignaz Kober in Wien gebaut. Von besonderer Schönheit sind die zarten Register, wie: Gamba, Calicional, Flöte u.s.w. Mächtig klingt das Vollwerk, besonders die Bässe, darunter zwei Register 32 Fuß.
Vom oberen Dormitorium führt eine Stiege zur Sacristei hinab, die vom Abt Clemens 1667 erbaut, und mit Fresken ausgeschmückt ist. Die feine Stuckarbeit übertrifft an Schönheit der Zeichnung alle anderen Räume dieses Styles im Stifte.
Die Paramentenkästen mit kunstvoller Holzmosaik, verfertigt 1802, stammen aus den Händen der geschickten Laienbrüder Lucas Barth und Caspar Willer. Hier wird auch die große Kreuzpartikel verwahrt, die Herzog Leopold V. der Tugendhafte auf einem Kreuzzuge 1182 vom König Balduin erhalten hatte und die er 1187 dem Stifte spendete.
Vom Sacristeihof gelangt man zur gothischen vom König Albrecht I. 1300 gestifteten Bernhardikapelle, die unter Abt Marian I. 1697 in die jetzige Form gebracht wurde. An der Außenseite dieser Kapelle stehen die Grabsteine der Aebte Marian II. † 1803; Nicolaus II. † 1824 und Alberik † 1787. 26
Lohnenswerth ist auch der Besuch des längs der Gaadnerstraße angelegten Kreuzweges, zu welchem außerhalb des Wiener Thores rechts eine Stiege führt. Derselbe wurde 1732 vom Abte Robert und den Einsiedler Sebastian Zettel erbaut. In jeder Station ist eine Leidenscene in Holzrelief in einer gemauerten Kapelle dargestellt. Längs des ganzen, von einer Baumallee beschatteten Weges stehen Sandsteinfiguren, theils von Giulliani, theils unter seiner Leitung von dem Familiaren Josef Schnitzer ausgeführt.
Den Abschluß bildet die mit einem Thürmchen geschmückte Kreuzwegkapelle und unten am Fuße des Hügels der idyllische »Heilandsbrunnen«, der den Heiland darstellt, aus dessen Seitenwunde ein Wasserstrahl springt, darüber die Inschrift: »Ihr werdet mit Freude Wasser schöpfen aus dem Brunnen des Heilandes«. Isaias 12, 3.