Title: Geschichte der Ilchane, das ist der Mongolen in Persien
Author: Freiherr von Joseph Hammer-Purgstall
Release date: March 20, 2010 [eBook #31713]
Most recently updated: January 6, 2021
Language: German
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DAS IST
DER MONGOLEN IN PERSIEN
VON
HAMMER-PURGSTALL.
Mit
neun Beilagen und neun Stammtafeln.
Erster Band.
Mit vier Beilagen.
Darmstadt.
Druck und Verlag von Carl Wilhelm Leske.
1842.
An
Seine Majestät
den
Allerdurchlauchtigster König,
Allergnädigster Herr!
Von der deutschen Hauptstadt der Künste, von der Residenz Euerer Majestät, wo ich vor drei Tagen mit der Akademie der Wissenschaften das Allerhöchste Geburts- und Namensfest gefeiert, bin ich nach Berchtesgaden geeilt, wo der erhabene Schutzgenius der schönen Künste im schönsten Tempel der Natur residirt, um demselben in Allerhöchst Ihrer Person die Verehrung und Bewunderung zu zollen, womit der Verein der Kunstwunder zu München jeden Besucher erfüllt.
Da mir Euere Majestät allergnädigst erlaubet haben, mit Allerhöchst Ihrem Namen das Giebelfeld eines meiner Werke zu schmücken, so erscheint die Geschichte der Mongolen Persiens, wenigstens durch die Namen ihrer grossen Fürsten, Bauherren, Gönner der Künste und Beschützer der Wissenschaften, solcher Ehre nicht unwürdig.
Wenn die Bauten Ghasan's und Chodabende's zu Tebris und Sultania nach einem halben Jahrtausend die Namen ihrer Erbauer nur in Ruinen verherrlichen, so liegt die Schuld davon nicht sowohl in Elementarereignissen und in feindlicher Verheerung, als in dem Mangel an erhaltender Fürsorge, welche Werken der Kunst wie den Staaten Dauer versichert.
Geruhen Euere Majestät, als Schöpfer eines Pantheon der Künste, als Erhalter der ältesten Denkmale derselben und eines blühenden Reiches, die Huldigung meiner tiefsten Ehrfurcht allergnädigst zu genehmigen.
Berchtesgaden,
an Göthe's Geburtstag HAMMER-PURGSTALL.
1841.
Diese Geschichte der Mongolen in Persien ist das Seitenstück zu der im vorigen Jahre erschienenen des mongolischen Reiches in Kiptschak; jene ist durch die Preisfrage der Petersburger Akademie veranlasst worden, die Schreibung dieser ist aus eigenem Antriebe hervorgegangen. Bei der zum Behufe der ersten nöthig gewordenen Sichtung der aufgeschichteten Massen historischen Materials, ward es klar, dass zur zweiten, in den orientalischen selbst durch Herrn von d'Ohssons sehr schätzbare Geschichte nicht erschöpften Quellen, weit mehr dankbarer historischer Stoff vorhanden.
Die Geschichte der Mongolen in Kiptschak liegt dem Europäer zwar näher wegen der verheerenden Raubzüge durch Polen und Ungarn bis ins Herz von Deutschland, und wegen der tatarischen Herrschaft in Russland; aber die Geschichte der Mongolen in Iran hat das grössere Interesse wichtigerer asiatischer Weltereignisse, wie der Ruin der Assassinen und des Chalifates, der Sturz alter Dynastien und die Gründung neuer, bisher selbst den Orientalisten kaum dem Namen nach bekannter, die Feldzüge wider Aegypten und das dschagatai'sche Reich, die diplomatischen Verhältnisse zwischen den Kreuzfahrern und dem Papste. Der Ulus Dschudschi's beherrschte mit dem europäischen das asiatische Russland, welches damals noch, wie von allem Anfang der Geschichte her, in Asien das Land der Finsterniss und der Barbarei, während Persien von der ältesten Zeit an das Land geregelter Herrschaft und Religion, der Sitz von Wissenschaft und Künsten, der Schauplatz grosser Bauten und Gelehrten, und der Mittelpunkt mittelasiatischer Cultur.
Zudem beut diese Geschichte keine Lücken, wie jene von Kiptschak, und selbst über das zerrissene Ende derselben, wo die Thronanmasser über einander stürzen, schwebt kein solches Dunkel, wie über die letzten Herrscher des Uluses Dschudschi. Der Strom geschichtlicher Erzählung fliesst also in geregeltem Flussbette reich und ruhig. Der in der Geschichte von Kiptschak zur Rechtfertigung vor überstrengen akademischen Richtern nothwendig gewordene Reichthum erläuternder Noten enthebt hier von der Anhäufung derselben zur Beglaubigung vor sachkundigen Gelehrten und billigen Lesern. Die Sparsamkeit an Citaten wird also hier nicht bedauert werden, und noch weniger der Mangel an aller Polemik, welche in der Geschichte von Kiptschak Nothwehr zur literarischen Ehrenrettung. Dafür ist in dem Texte keine Nachricht von Dynastien oder Oertern übergangen worden, wodurch das Gebiet der Geschichte und Erdbeschreibung erweitert, keine Kunde von Sitten und Literatur, wodurch der Charakter der Völker und ihrer geistigen Kultur beleuchtet wird.
Schloss Hainfeld,
den 24. October 1841.
Erstes Buch. Uebersicht der mongolischen Stämme, der Familie und Geschichte Tschengischans; sein Gesetzbuch und sein Testament; Charakter und Sitte, Aberglauben und Gebräuche der Mongolen. Die Regierung Ogotai's, Gujuk's, Mengku's; die der gleichzeitigen Dynastien in Asien und Aegypten. 1
Zweites Buch. Regierungsantritt Hulagu's; seine Familie; Feldzug nach Persien wider die Schlösser der Assassinen und Bagdad; Rückblick auf die Chalifen und die Emirol-umera, Moteaassimbillah, der letzte Chalife; Alkami der Wesir; Belagerung, Eroberung und Verwüstung Bagdad's; Hinrichtung des Chalifen Melik Moaasem Mosaffereddin; der Herrscher von Irbil, Stifter der Geburtsfeier des Propheten; die damaligen Herrscher Gross- und Klein-Luristan's und Gross- und Klein-Armenien's. 79
Drittes Buch. Syrischer Feldzug; Marsch von Tebris nach Haleb, Miafarakain; Hossnkeif, Mardin; Keitbuka vor Damaskus; Schlachten von Aindschalut und Himss; das Chalifat der Beni Abbas in Aegypten; Anlass des Krieges mit Berke; Feldzug gegen Kipdschak; Thronprätendenten nach dem Tode Mengkukaan's, Arikbuka, Alghui, Kaidu; Vertheilung der Länder und Statthalterschaften; Dynastie der Beni Aamaret und Schebankjare von Fars. 167
Viertes Buch. Thronbesteigung Abaka's und Vertheilung der Statthalterschaften; die Familie desselben und Schemseddin's; Schlacht gegen Nokai; armenische und ägyptische Verhältnisse; Krieg wider Borrak und dessen Ende; zweite Thronbesteigung Abaka's in Luristan; der Tod grosser Männer; Schemseddin Kert und Dschuweini; die niguderischen Banden in Fars; ägyptische Verhältnisse; Streifzug wider Armenien; Verheerung Ciliciens; Schlacht von Elbistan; Gesandtschaft an Beibars; Schemseddin verungnadet und wieder zu Gnaden aufgenommen; Schicksale Alaeddin's Dschuweini; Schlacht von Himss; Abaka's Tod; Verhältniss gegen die Christen. 245
Fünftes Buch. Parteiungen um die Thronfolge; Teguder's Thronbesteigung; Hinrichtung Medschdolmülk's; Zustände von Schiras; Konguratai getödtet; Krieg zwischen Teguder und Arghun; die Landschaften Kumis und Taberistan mit ihren Städten; Marsch nach Kumis; Arghun vor Kelat; Thronbesteigung Arghun's; dessen Gemahlinnen, Söhne und Töchter; Verungnadung und Hinrichtung des Wesirs Schemseddin; die Verwaltung von Fars unter der Prinzessin Abisch, dann Seid Imadeddin; Buka's Sturz; Hinrichtung der Prinzen Dschuschkab, Huladschu und Karabuka; Verwaltung des Juden Seadeddewlet; Feldzug gegen Derbend; Arghun's Verhältnisse gegen Aegypten; Kendschatu's Thronbesteigung und dessen Familie; Ssadreddin von Sendschan Wesir; Einfall der Luren in Irak und Fars, und Melik el Eschref's, des Sultans von Aegypten; Verrath der Emire; Papiergeld; Ende Kendschatu's und Baidu's Nachfolge. 320
I. Beilage. Auszug aus der Geschichte Haider's über Dschudschi. 411
II. Beilage. Auszug aus Wassaf über den Ulus Dschudschi's. 415
III. Beilage. Auszug aus Wassaf über den Krieg zwischen Hulagu und Berke. 419
IV. Beilage. Auszug aus Wassaf über das Papiergeld. 423
Uebersicht der mongolischen Stämme, der Familie und Geschichte Tschengischans; sein Gesetzbuch und sein Testament; Charakter und Sitte, Aberglauben und Gebräuche der Mongolen. Die Regierung Ogotai's, Gujuk's, Mengku's; die der gleichzeitigen Dynastien in Asien und Aegypten.
Tschengischans und seiner Nachkommen Thaten, die von ihnen zerstörten und gegründeten Reiche, ihre Raubzüge und Gesetzgebung, der Namen der Tartaren oder Tocharen, d. i. Tataren, und der der Moalen oder Mogholen, d. i. Mongholen, haben Europa durch zwei Jahrhunderte mit Erstaunen und Schrecken gefüllt, von der chinesischen Mauer bis an die von Wienerischneustadt und Olmütz, und fürchterlich hallte der Donner ihrer Heere von den Ufern des gelben Flusses bis an die des rothen Meeres, vom Altai bis an den Libanon zurück. Naturrevolutionen, mit denen Gibbon das Erscheinen der Mongolen so treffend verglichen hat, lassen nicht tiefere Spuren ihrer verheerenden Kräfte auf der Oberfläche der Erde zurück, als die verheerenden Hufen mongolischer Heere, unter denen Reiche und Cultur zertreten wurden; sie fuhren daher wie die entfesselten Elemente, wie Orkane und grosse Fluthen und das Erdbeben und der Wetterstrahl; sie durchackerten die Erde mit dem Schwerte und düngten sie mit Blut. Das Jahrhundert ihrer so fürchterlichen und verderblichen Grösse und Macht fällt zusammen mit dem zweiten der Kreuzzüge, das ist mit dem [2] dreizehnten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, dem durch grosse Begebenheiten vor anderen historisch wichtigen, durch die Umgestaltung so vieler asiatischen Reiche und durch den regsten Verkehr des Abendlandes mit dem Morgenlande. Einen so namhaften Platz die Kreuzzüge auch in der europäischen Geschichte einnehmen, so erscheinen sie in der asiatischen doch bei weitem nicht so bedeutend, indem dieselben nur den Westrand von Asien bestreifen. Die Ringe dieses Steinwurfs der Eroberung der Levante verebben schon an den Ufern des Nils und des Tigris, während die hochaufschäumende Woge mongolischer Eroberungsfluth über ganz Asien bis nach Europa, vom Baikalsee bis an den Platensee, und vom Kokonor bis an den Ladoga sich verheerend fortwälzt. Die Wichtigkeit der Geschichte der Mongolen und die Grösse des Stoffes springt also von selbst in die Augen. Sie zerfällt in viererlei Geschichten, deren jede, bei dem Reichthume der Quellen, Stoff für mehrere Bände. Erstens die Geschichte Tschengischans; zweitens die der vier Uluse, d. i. der durch die Nachkommen seiner vier Söhne beherrschten Reiche; dann nach der Theilung der Herrschaft des vierten Uluses in das östliche chinesische und in das westliche persische Reich, drittens in die Geschichte der Juan oder der chinesischen Kaiser aus den Nachkommen Kubilai's; und viertens in die der Ilchane oder persischen Herrscher, Nachkommen Hulagu's, des Bruders Kubilai's. Eine vollständige Geschichte dieser Reiche könnte sich keine engeren Gränzen des Umfangs stecken, als die des osmanischen; die vorliegende beschränkt sich nur auf den vierten und letzten Zeitraum, als ein Seitenstück zu der Geschichte der goldenen Horde in Kipdschak, aber von weit grösserem Interesse, als jene, in Bezug auf Asien.
Die Geschichte des von Hulagu gegründeten Reichs der persischen Ilchane, d. i. Landes- und Volksfürsten [denn Il heisst sowohl das eine als das andere[1]], füllt nur Ein [3] Jahrhundert, von der Hälfte des dreizehnten bis in die Hälfte des vierzehnten unserer Zeitrechnung[2], während welchem siebzehn Ilchane gezählet werden, von denen aber nur die neun ersten achtzig Jahre den Thron als Alleinherrscher füllten, die acht anderen sich um denselben mit ihren Mitbewerbern stritten, bis dass das mit so grosser Machtäusserung gegründete, mit so grossem Glanze unter neun Herrschern aufrecht gehaltene Reich der Ilchane, nach dem Tode Ebu Said's, durch die inneren Kriege der Thronanmasser zerfiel und sein Andenken nur in drei, aus den Ruinen derselben emporgeschossenen Pilzlingen mongolischer Dynastien, in denen der Indschu, Tschoban und Ilkaan, noch kurze Zeit hinterliess, wie das untergegangene Reich der goldenen Horde in Kipdschak in den aus seinen Trümmern entstandenen Dynastien der Chane von Kasan, Astrachan und der Krim noch längere Zeit fortgelebt. Jene persischen und diese kipdschakischen Dynastien gehören aber nicht mehr eigentlich der Geschichte der Mongolen an, deren Herrschaft nur von Tschengischan's Auftritt als Eroberer bis zum Untergange der goldenen Horde in Russland und zur Erscheinung Timurs, nur zweihundert Jahre gedauert. Die Hälfte dieser Zeit nimmt die Geschichte der persischen Ilchane als die glänzendste der vier Uluse in Anspruch, die glänzendste durch die Eroberungen des Gründers Hulagu und seines Nachfolgers Abaka, durch die gesetzgebende Weisheit Ghasan's des siebenten und seines Nachfolgers Oldschaitu nicht unrühmliche Regierung, endlich durch den Flor der persischen Literatur während dieses Jahrhunderts. Die grössten Geschichtschreiber der Perser, Dschuweini, der Wesir Hulagu's, und Reschideddin, der Wesir Ghasan Chan's, haben die Geschichte Tschengischan's und der Ilchane Persiens aus den Quellen des goldenen Archiv's, d. i. des mongolischen Staatsarchivs, und der Begebenheiten ihrer eigenen Zeit als Augenzeugen und mithandelnde Werkzeuge beschrieben. Als Augenzeugen und [4] Zeitgenossen schrieben auch Hamdallah Mestufi, der Verfasser der bessten persischen Geographie und Universalgeschichte, Binaketi, der Epitomator des grossen Werkes Reschideddin's, und Wassaful-hasret, d. i. der Lobredner der Majestät, unter Oldschaitu und Ebu Said, dessen in allen Künsten der Rhetorik üppig wuchernder Styl wohl das Lesen seines Werkes erschwert, aber der historischen Wahrheit so wenig Eintrag thut, dass derselbe die einzige verlässliche Quelle, aus welcher die späteren, mit Recht geschätzten persischen Schreiber der Universalgeschichte: Mirchuand, Chuandemir, Hafis Ebru und Ghaffari geschöpfet. Schon Wassaf, wiewohl er erst unter dem achten und neunten Herrscher der Ilchane seine Geschichte schrieb, die mit Hulagu, dem Gründer der Dynastie, beginnt, fühlte zu Ende seines Werkes die Nothwendigkeit, demselben aus Dschuweini auch einen kurzen Ueberblick der Geschichte Tschengischan's und seiner vier ersten Nachfolger anzuhängen, welche besser dieselbe eingeleitet hätte, wie Scherefeddin von Jesd die Geschichte Timur's mit einem kurzen Ueberblicke der Geschichte Tschengischan's und der vier Uluse aus den obigen Quellen eingeleitet hat. Die Nothwendigkeit solcher Einleitung dringt sich auch hier um so unabweislicher auf, als Tschengischan nur acht und zwanzig Jahre vor der Gründung des persischen Reichs durch Hulagu verstorben, als die mongolischen Stämme und die der Gründung des Reichs Hulagu's gleichzeitigen asiatischen Herrscher den Lesern unbekannt. Dieses Buch leitet daher dieselben durch die möglichst kurze Kunde über dieses Volk des Morgenlandes und seine Stämme, über Tschengischan und seine vier ersten Nachfolger, und über die dem Auftritte Hulagu's gleichzeitigen Herrscher Asiens in die Geschichte der persischen Ilchane ein.
Das älteste der Völker, welche die Geschichte in Hochasien als Herrscher kennt, sind unstreitig die Türken, deren (der chinesischen Quellen zu geschweigen) die byzantinischen schon in der Hälfte des sechsten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung erwähnen, wo die griechischen Kaiser [5] mit dem Chane der Türken am Altai, d. i. dem Goldberge, durch Gesandtschaften verkehrten, d. i. schon sechs Jahrhunderte früher, als in der Hälfte des zwölften die Tataren und Mongolen durch Tschengischan in Europa geschichtlichen Namen erhielten. Die Geschlechtsregister der letzten sind augenscheinlich türkischen eingepfropft, um dunkeln Ursprung der Väter durch berühmte Altvordern zu adeln und ihr Geschlecht hinaufzuführen bis Türk, den Sohn Japhet's, den gemeinsamen Ahnherrn von Tatarchan und Mogolchan, die angeblichen Stammväter der Tataren und Mongolen. Der Namen der letzten taucht erst unter Tschengischan mit Gewissheit auf, da es nicht ausgemacht, ob die ältern Moho der Chinesen eben so gewiss Mongolen, als ihre Tata Tataren; wie aber Türken und Tataren ganz verschiedenen Stammes, indem jenen der Namen von diesen nur durch Missbrauch beigelegt worden, und noch beigelegt wird, so sind Tataren und Mongolen ursprünglich ein und dasselbe Volk, jenes der ältere unterjochte, dieses der jüngere unterjochende Zweig. Die Türken sind vom östlichen Altai, die Tataren vom Baikalsee ausgezogen, die Mongolen am westlichen Kentei, von den Quellen des Onon und Kerulon, wo im bewaldeten Gebirge Burhan Kaldun die Geburts- und Grabstätte Tschengischan's. Nachdem Tschengischan die ihm feindlichen Stämme der Tataren und ihre Verbündeten vernichtet oder unterjocht, nachdem seine Herrschaft durch Sieg und Eroberung von den Ufern des vaterländischen Sees Dalai Nor bis an die des persischen Sees von Meragha über siebzig Längengrade ausgedehnt war, buhlten die unterjochten Völker um die Ehre, dem siegenden und erobernden, dem gesetzgebenden und herrschenden anzugehören; Türken und Tataren zählten sich nun den Mongolen bei, wie diese in ihren Stammregistern sich früher den Türken angeschlossen, wiewohl beide durch die nicht zu überspringende Kluft von verschiedener Sprache und Gesichtsbildung von einander scharf getrennt. Tataren wollten Mongolen, Türken Tataren heissen; hingegen protestirten die Mongolen wider den Namen von Tataren, wie [6] noch heute die Osmanen wider den von Türken. Die Eitelkeit, altem Geschlechte anzugehören, und Adelstolz (derselbe bei Völkern, wie bei Individuen), bringt durch Ahnen- und Namen-Vermengung in die Stammtafeln von beiden nur Irrthum und Verwirrung[3]. Eben so richtig als lichtvoll ordnet der grosse Geschichtschreiber der Mongolen, Reschideddin, Anfangs seines Werkes eine Centurie von Stämmen, welche zu seiner Zeit alle auf den Ehrennamen von Mongolen Anspruch machten, ausser den Türken (denen er die Uighuren der Sprache nach beigezählt) in drei Klassen, nämlich in Tataren (desselben Stammes und derselben Sprache, wie die Mongolen), welche ursprünglich den Namen von Mongolen nicht führten[4]; zweitens in Völker verschiedenen Ursprungs, welche, weder Tataren noch Mongolen, den Namen der letzten der Aehnlichkeit wegen annahmen, wie die Turkmanen den der Türken, und die daher am bessten Mogolmanen genannt würden, weil sie an die Mongolen mahnen[5], wie jene an die Türken; drittens in die eigentlichen Mongolen, welche wieder in zwei Abtheilungen zerfallen, nämlich in die Mongolen Durlegin, der neun Geschlechter vor Alankowa, der neunten Ahnfrau Tschengischan's, und die Mongolen Nirun, deren Stammväter alle aber Nachkommen Alankowa's. Es ist nöthig, den Leser wenigstens mit einem Viertel der Centurie von Stämmen, die zur Zeit Reschideddin's, d. i. Anfangs des vierzehnten Jahrhunderts, bestanden, bekannt zu machen, mit denen nämlich, welche ihre Berühmtheit vor anderen entweder ihren Helden und Frauen, ihrer Freundschaft für oder ihrer Feindschaft gegen Tschengischan, ihrer Opposition oder Verschwägerung mit dessen Hause danken.
Von den ursprünglichen tatarischen Stämmen nennen wir zuerst den sechsgetheilten Stamm der Tataren selbst, von denen einer Tschaghlan Tatar, d. i. die weissen Tataren[6], hiess, im Gegensatze der übrigen, welche die schwarzen genennet werden; in der Folge wurde der Namen der weissen Tataren auch den Uiguren, welche Türken, und anderen türkischen Stämmen beigelegt, sowie den Mandschu's der Namen der Sui Tatar, d. i. der Wasser- oder schlechten Tataren; die mächtigsten und gefährlichsten der Feinde des Hauses Tschengischan's, welcher bei seiner Geburt den Namen Temudschin erhielt, weil am selben Tage sein Vater Jesukai Behadir einen tatarischen Fürsten, Temudschin, geschlagen und gefangen gemacht. Der Namen, den er trug, von dem am Tage seiner Geburt besiegten Tatarfürsten hergenommen, und die in seiner Jugend von den Erbfeinden seines Stammes erlittenen Unbilden spornten den Sohn Jesukai's zur Rache und zum Vertilgungskriege wider diese unversöhnlichen Feinde seines Hauses an; sie wurden vernichtet, und nur ihre Weiber gingen als Trophäen in das Frauengemach Tschengischan's und seiner Söhne über. Zwei der fünf Gemahlinnen Tschengischan's, Jisulun und Jisulut, und eine seiner Beischläferinnen, Mutter seines als Kind verstorbenen Sohnes Uradschagan, waren Tatarinnen, so auch eine Frau seines Bruders Dschudschi Kasar, seines Sohnes Batu und Tudai Mengku's, des Herrschers von Kipdschak. Die beiden Gemahlinnen Tschengischan's erflehten von ihm das Leben zweier Kinder ihres Stammgenossen Kuli und seines Bruders Karamengku, welche beide gross gewachsen, den Dienst von Bawerdschi, d. i. Tafeldecker, bekleideten. Kuli genoss des grössten Ansehens und schloss sich nach Tschengischan's Tod an die grosse Frau Sijurkukteni, die Gemahlin Tuli's, welche ihn zum grossen Emir des Lagers und Obersthofmeister Sijuktu's[7], des Sohnes [8] Tuli's, ernannte. Sali, der Sohn Karamengku's, erscheint unter der Regierung Mengkukaan's, gleich beim ersten Feldzuge Hulagu's, als Sicherer des Rückens des Heers an der indischen Gränze; bei Tschengischan selbst aber galt mehr, als die beiden von seinen beiden Gemahlinnen zum Leben erbetenen obgenannten Kinder, und mehr als die beiden Frauen Akutuku's, der Tatare Kutku Nujan; von Tschengischan als Findelkind angenommen und seiner ersten Gemahlin, noch ehe sie ihm einen Sohn geboren, zur Pflege empfohlen, hatte sich Kutku schon als zwölfjähriger Knabe Tschengischan's besondere Zuneigung durch seine Tapferkeit erworben, indem er taidschutischen Dieben ihre Beute abjagte, und als fünfzehnjähriger Jüngling mitten im tiefen Schnee allein dreissig Hirsche erlegt hatte. Er durfte den Tschengischan Itsche, d. i. Vater, und dessen Gemahlin Ike, d. i. Mutter, nennen. Ogotai, der Sohn und Nachfolger Tschengischan's, gab ihm den Ehrentitel eines Prinzen, Aka, mit dem Vorsitze vor seinen eigenen Söhnen, und noch achtzigjährig versah er das Amt des Oberrichters nach seinem Wahlspruche: Fürchte Nichts und sprich recht.[8] Die Tataren sassen an der Gränze China's, dessen Kaisern sie meistens steuerpflichtig waren.[9] 2. Der zweite feindliche Stamm, welchen Tschengischan wie die Tataren als unversöhnliche Feinde mit Vernichtungskrieg zu Boden trat, war der in vier Zweige getheilte der Merkit oder Mekrit, auch Udujut genannt, denen die Solongos beigezählt wurden. Ihr Fürst Tuktaibeg fiel mit sechs seiner Söhne als Opfer der unversöhnlichen Feindschaft. Selbst der jüngste, welchem als einem trefflichen Bogenschützen Dschudschi, der älteste Sohn Tschengischan's, das Leben retten wollte, musste hingerichtet werden auf ausdrücklichen Befehl des Vaters, welcher dem Sohne diese Milde nie vergab. Tairosim, einer der Ersten des Stammes, gab dem Tschengischan die Tochter Kulan zur Frau, welche ihm den Sohn Kulkan gebar. Vom Schwiegervater bekriegt, verlor Tairosim die Schlacht, und [9] seine Frau Turakina, welche dem Sohne Tschengischan's beigelegt wurde, eine der grössten mongolischen Frauen, verschaffte als Regentin nach Ogotai's Tode ihrem Sohne Gujuk (dessen Gemahlin ebenfalls eine Merkitin) die Herrschaft. Die Sitze der Merkit waren im Osten des mongolischen Stammgebietes am linken Ufer der Selinga.
Der zehngetheilte mächtigste Stamm der Dschelairen, welche in dem Stammgebiete des Hauses Tschengischan's am Onon, in siebzig Ringen, wie die Avaren, jeder Ring tausend Familien stark, sassen, ist einer von der ältesten bis in die neueste Zeit durch historische Namen und Begebenheiten merkwürdigsten. Die Nachkommen des Brüderpaars Dschudschi Tumle und Dschudschi Dschawerkai, welche der Anlass des Kriegs Tschengischan's mit den Taidschuten, haben unter den persischen Ilchanen zahlreiche und wichtige Aemter des Staats und Hofs bekleidet; Kadan, der Dschelaire vom Gefolge Tschengischan's, hatte zwei Söhne, Iluk und Ildschikitai, wovon jener Atabeg, d. i. Obersthofmeister, des Sohnes und zweiten Nachfolgers Tschengischan's, Ogotai's; dieser schätzte ihn sehr hoch, erlaubte ihm aber nicht, den Bruder Ildschikitai zu tödten, der sich vor ihm ebenfalls zu Ogotai geflüchtet. Auf dem Landtage der Wahl Mengkukaan's spielte Ildschikitai eine höchst wichtige Rolle, indem er die Rechte des Uluses Ogotai's auf den Thron wider die Ansprüche des Uluses Kubilai's vertheidigte; im Gegentheile leistete der Dschelaire Mingkasar Nujan, aus dem Zweige der Dschat, Grossfürst und Oberrichter Miafarakain's, dem Kubilai bei dem nach dessen Thronbesteigung über Majestätsverbrechen gehaltenen Gerichte die grössten Dienste, indem er über die widerspenstigen Prinzen der Uluse, Dschaghatai und Ogotai, das Todesurtheil aussprach. Der Dschelaire Dauldu war Vogt der vier grossen Lager Tschengischan's und befehligte eine Ssade, d. i. Centurie, in jedem Hesare, d. i. Regiment von tausend Mann; endlich das Brüderpaar Olai Kalschu und Karadschai, die Schafhirten Jisukai's, des Vaters Tschengischan's, denen er sich immer sehr dankbar bewies, weil sie seine in die Gefangenschaft [10] der Merkit gerathene Gemahlin sicher zu Owangchan, dem Fürsten der Kerait, geleiteten; auf dem Rückzuge genas sie vom Erstgebornen Tschengischan's, welchen dieser, weil die (von Verläumdern sogar als zu spät verdächtigte) Geburt des Sohnes unerwartet kam, Dschudschi, d. i. den unverhofften Gast, nannte. Tschengischan wollte in der Folge das Brüderpaar mit Aemtern belohnen; sie zogen aber vor, in ihrem Stande zu bleiben und als Hirten seines Vertrauens zu geniessen; aus ihren Nachkommen ist Sertak, der Fürst des Lagers zur Zeit Arghunchan's, des fünften der persischen Ilchane, und von Katschar, dem Sohne Sertak's, leiten die heutigen Schache Persiens ihre Dynastie als eine zweite des Stammes der Dschelaire ab; denn eine frühere hatte nach Zertrümmerung des persischen Reichs der Ilchane der Dschelaire Hasan (beigenannt der Grosse, zum Unterschiede von Hasan Dschoban, aus dem Stamme Suldu's, welcher Stifter der Dynastie Dschoban der Kleine beigenannt ward) in Persien gestiftet, welche von der geschwächten Macht der Ilchane Nichts als den verstärkten Titel als Ilkaane führten. Aus dem Stamme der Sunit, welcher noch heute unter diesem Namen an der chinesischen Gränze sitzt,[10] war Dschurmaghun, welchen Ogotai, nachdem Dschebe und Subetai von ihrem persischen Feldzuge über Russland nach Hause gekehrt waren, als Befehlshaber Statthalter nach Persien gesandt. Nicht minder mächtig, als der Stamm der Dschelairen, war der der Uirat, deren Sitz zwischen den acht Flüssen, die sich in die untere Ankara ergiessen[11], wo noch heute ihre Nachkommen unter dem verwandten Namen der Buirat, von allen Stämmen der mit [11] dem Hause Tschengischan's am meisten verschwägerte, indem acht Uiratinnen in das Haus Tschengischan's verheirathet, und sieben Prinzen desselben an Uiratinnen vermählet waren. Die Grossmutter Tschengischan's, die Frau Sunigil Futschin, war aus dem Stamme der Torghut oder Torghod, welcher noch heute ein Zweig der Kalmuken oder Oeluet (das nur die chinesische Aussprache für Uirat) und deren Andenken in Kleinasien (wohin sie mit Timur's Heere kamen) im Namen des Sandschaks Torghud Ili fortlebt.
Drittens die Stämme der Mogholmanen, d. i. der Völker, welche weder Tataren noch Mongolen, mit den letzten verbunden, auf den Namen derselben Anspruch machten. Die mächtigste dieser Völkerschaften, die von nestorianischen Priestern zum Christenthum bekehrte[12] der Kerait; ihres Fürsten chinesischer Ehrentitel Owang Chan erhielt durch die Missionarien des Mittelalters als Priester Joannes keine mindere Berühmtheit, als in früherer mythologischer Zeit der Fisch Oannes als Gesetzgeber an der Küste des rothen Meeres; die Hauptstadt derselben war die Stadt Thianto am Flusse Hoangho, d. i. am gelben Flusse, das Land Tendum[13] Marco Polo's; die Geschichte Owang Chan's und seines Bruders Hakembo[14] ist auf das engste mit der Geschichte Tschengischan's verbunden, welcher erst der Verbündete Owang Chan's, in der Folge denselben, weil er den Feinden Tschengischan's Gehör gegeben, bekriegte und vom Throne stürzte. Vergebens hatte Tschengischan früher die beiden Nichten[15] Owang Chan's für sich und seinen ältesten Sohn Dschudschi als Gemahlinnen begehrt; sie waren ihm verweigert worden, sowie die Hand der Enkelin Owang Chan's aus dem Sohne Sinkun; aber die beiden Töchter Ettiku's, des Bruders Sinkun's, die Frauen Tokus und Tukini, wurden [12] beide die Gemahlinnen Hulagu's, und die dritte Nichte Owang Chan's, die Schwester der dem Tschengischan und seinem ältesten Sohne verweigerten beiden Prinzessinnen, war die berühmte Sijurkukteni[16], unstreitig die grösste aller mongolischen Frauen, welche durch ihre Staatsklugheit dem Uluse Kubilai's den Thron verschaffte; Mutter vier der grössten Fürsten der mongolischen Geschichte, nämlich der Kaane Mengku und Kubilai, des Ilchan's Hulagu, Gründers der mongolischen Dynastie in Persien, und Arikbuka's, der als Nebenbuhler den Brüdern den Thron streitig machte. Auch But Tengri, der Stiefvater Tschengischan's, welcher um die Hand der Keraitin Kadan geworben, erhielt einen Korb, wie Tschengischan und Dschudchi, von der Nichte Owang Chan's. Die nächsten südlichen Nachbarn der Kerait waren die Unkut, d. i. die Wächter der grossen chinesischen Mauer; ihr Fürst Alakusch, Verräther an seinem Herrn, dem chinesischen Kaiser Altun Chan, öffnete dem Heere Tschengischan's den Durchgang, und erhielt dafür die Hand Olakai Begi's, der Tochter Tschengischan's, deren Sohn später mit der Tochter Tuli's vermählet ward; die Unkut waren mit dem Hause Tschengischan's, wie die Stämme der Uirat und Kerait, durch Verschwägerung eng verbunden. Wie die Unkut in der Nähe der Kerait längs der chinesischen Mauer, so sassen diesen westlich die Naiman, deren berühmter Fürst Kuschluk Chan einer der erbittertsten und mächtigsten Feinde Tschengischan's sich wider denselben, mit den Fürsten von acht anderen Stämmen er der neunte, verbündete.[17] Kuschluk's Tochter Linkum ward die Gemahlin Tuli's, Mutter seines dritten Sohnes Kutumku; auch Tuli's Beischläferin[18], die Mutter seines achten Sohnes Muke, welche aber an desselben Statt den vierten Sohn Kubilai säugte, war eine Naimanin. Die Bekrin oder Mekrin, [13] welche weder Mongolen noch Uighuren, sassen im Lande der letzten (in der kleinen Bucharei). Tschengischan nahm Murkai, die Tochter ihres Fürsten, zur Frau, welche nach Tschengischan's Tode, von seinem Sohne und Nachfolger Ogotai vor seinen anderen Gemahlinnen geliebt, dem Bruder Dschagatai, welcher sie von ihm begehrt hatte, verweigert ward; auch die Gemahlin Kaschin's, des fünften Sohnes Ogotai's, die Mutter Kaidu's, des Vaters von vierzig Söhnen, welcher in der Geschichte des Uluses Dschagatai als Herrscher auftrat, war aus dem Stamme Mekrin. Zu den Mogholmanen zählt Reschideddin auch die Kirgisen und Kemdschiut, welche, Türken[19] wie die Ungut, in Sibirien und an dem Kem oder Jenisei sassen, von welchen sie ihren Namen haben. Die Tanghut im Gebirgslande an der sinesischen Gränze, deren Hauptstadt Ninghia am Ufer des gelben Flusses. Tschengischan, welcher in vier Feldzügen dieselben nicht zu unterjochen im Stande gewesen, starb auf dem letzten; und endlich in der kleinen Bucharei die Uighuren, deren Sprache türkisch, deren Religionslehre aber auf tübetanische hinweist, ein schriftgelehrtes Volk, von welchem die Mongolen Schrift und Belehrung annahmen.
Alle wirklichen Mongolen behaupteten, unmittelbar von Tegus und Kijan abzustammen, welche einige Jahrhunderte vor Tschengischan sich mittels eines Durchbruchs aus dem Erzgebirge von Ergenekun, aus der Bothmässigkeit ihrer Sieger und Zwingherrn befreit hatten. Ein Paar tausend Jahre vor Tschengischan, so erzählt die Volkssage, waren die Mongolen von ihren Feinden, den Tataren, bis auf zwei Männer ausgerottet worden, deren einer Tegus, der andere Kijan, d. i. Strom, hiess; sie flüchteten in ein rundum von steilen Felsen umschlossenes Thal, wo sie im Verlaufe von Jahrhunderten sich vermehrend, ihres Bergkerkers und Bergbaues endlich müde, den Ausgang aus demselben sich [14] nur dadurch bahnten, dass sie mit siebzig Blasbälgen die Flamme aufgeschichteter Holzstösse gegen die Erzwand trieben, bis dieselbe schmolz und ihnen freien Ausweg aus dem Gebirge gewährte, dessen Namen Ergenekun als festes Gewölbe oder auch als Gewölbe der Kunen übersetzt werden kann; in der mongolischen Volkssage und in ihrem auf die Türken gepfropften Stammbaum scheint die geschichtliche Wahrheit der Unterjochung und Vertreibung der Hiongnu, d. i. Kunen, aus ihrem Reiche am Inschan gegen Norden am Altai, wo sie lange Zeit in dunkler Knechtschaft für ihre Sieger Bergbau trieben, verlarvt zu seyn. Das Erzgebirge Ergenekun ist von europäischen Forschern mongolischer Geschichten theils am Kokonor[20], d. i. am blauen See, in Tangut im Süden der grossen Sandwüste Schamo oder Kobi, theils im Nordosten derselben am See Dalai[21], d. i. am heiligen See, in welchen sich der Kerulon ergiesst, gesucht worden; dort, weil noch heute die steilen Ufer des Sees von den Mongolen Gunergi[20] genannt werden, hier, weil der in den See mündende Kerulon aus demselben unter dem Namen Ergun ausfliesst[21], und weil die Berge am mittleren Unun metallreich, wie der Inschan, an welchem die Herrscher der Hiongnu oder Kunen ihre Waffenarbeiter unterhielten[22]; aber wahrscheinlicher ist dieses Erzgebirge weder hier noch dort, sondern am Altai zu suchen, aus dessen an Gold wie an Eisen so reichhaltigen Felsenthälern die Türken im sechsten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung in der byzantinischen Geschichte auftauchen; dorten ist der Felsendamm von Gog und Magog, welchen die alte mongolische Geographie und Geschichte bis an die kaukasischen Pforten zieht, und hinter welchen persische Geschichtschreiber und Dichter den Bergkerker der Mongolen verlegen[23]; doch [15] gleichviel, seyen die Mongolen ursprünglich vom Inschan oder Kinschan (so nennen die Chinesen den Altai) ausgebrochen, seyen sie von den Ufern des blauen oder heiligen Sees ausgegangen, das Andenken an diesen Auszug der Väter aus der Bergsclaverei lebte von Geschlecht zu Geschlecht fort (bis auf den heutigen Tag); das Fest des Auszugs ward alljährlich in der Nacht vor dem neuen Jahrestage als ein Fest der Bergleute und Schmiede gefeiert. Glühendes Eisen wurde in Gegenwart des Herrschers gehämmert und Gott für den Auszug aus dem Erzgebirge gedankt; später machte die Volkssage den Tschengischan, den Gründer der Grösse seines Volkes, selbst zum Schmiede[24], und am Berge Tarchan, d. i. der Schmied, welcher auf sieben deutsche Meilen sichtbar, aus rothem Granite als Riese den Eingang der grossen Sandwüste bewacht, wird noch der Ambos bewahrt, auf welchem Tschengischan der Erste das Eisen gehämmert; nicht ferne vom Berge Tono, d. i. der Rauchfang, wird noch an den Ufern des Kerulon der Rauchfang der Jurte gezeigt, in welcher er geschmiedet[25] haben soll. Auch in der altpersischen Geschichte war der Befreier des Volkes von der Tyrannei Sohaks der Schmied Gjawe, dessen Schurzfell erst Freiheitsfahne, dann das Reichspanier, und im Mongolischen ist Tarchan, d. i. der Schmied, gleichbedeutend mit Freiherr.
Die Mongolen, welche von den Altvordern stammen, die aus dem Erzgebirge Ergenekun zogen, heissen Dürlegin, bis auf Alankowa, die neunte Ahnfrau Tschengischan's, deren Nachkommen aus ihren drei Söhnen, die sie vom himmlischen Lichte empfangen, die Nirunen, d. i. die Reinen, heissen; von allen mongolischen Stämmen für den Mythologen und den Geschichtschreiber des Aberglaubens der Völker merkwürdigster Stamm ist der der Uirangkut, die einzigen Mongolen, welche nicht vor dem Donner zitterten, sondern den Blitz mit Fluchen beschworen; alle anderen fürchteten [16] den Wetterstrahl als einen feurigen Drachen, der, aus dem Meere steigend, die Luft durchzieht und die Erde mit feurigem Schweife schlägt[26]; sie glaubten, dass ausgegossener Wein, süsse und sauere Milch und Trocknung von Schuhen den Blitz herbeiziehe, wesshalb dieselben in freier Luft zu trocknen verboten war; diese Meinung und dieses Verbot zeugt für die Fürchterlichkeit der Ungewitter in jenen Gebirgen und Seen, und für die frühe Erfahrung, dass Feuchtigkeit der besste elektrische Leiter; aus diesem Stamme waren die meisten Kamen, d. i. Schamanen, Beschwörer von Ungewittern und Geistern; aus demselben waren Jisun Taischi und Jisun Köke, Befehlshaber des linken und rechten Flügels im Heere Tschengischan's, Subutai Behadir, der berühmte Feldherr, welcher mit Dschebe Nujan die siegreichen Waffen der Mongolen durch Persien nach Kipdschak trug, endlich Udadschi, der Zeitgenosse Tschengischan's, dessen Nachkommen im Gebirge Burhan Kaldun die Grabwächter des tschengisischen Familienbegräbnisses, die Wächter der acht weissen Häuser (Ordu), welche dort in der Gegend Jeke Utek, zwischen der Schattenseite des westlichen Altai und der Sonnenseite des östlichen Kentei, aufgerichtet worden[27], nach aller Wahrscheinlichkeit die Ahnen des in der späteren mongolischen Geschichte erscheinenden und noch heute an der chinesischen Gränze sitzenden mächtigen Stammes der Ordu's[28]. Wenn der Stamm der Urianghut so merkwürdig für den Mythologen und Ethnographen, so ist der siebenzweigige[29] der Konghirat noch weit bedeutender in der Geschichte Tschengischan's und seiner Nachfolger [17] durch die vielfältige Verschwägerung desselben mit dem Herrscherhause, indem ein Dutzend der Frauen des tschengischanischen Hauses aus diesem Stamme in alle vier Uluse vermählt waren. Die Mutter Tschengischan's war aus einem der Zweige dieses Stammes, eine Olkonutin, und Tschengischan vermählte seine Töchter an Konghiraten; so gab er dem Schingku Gurgan seine Tochter Tumalin mit dem Befehle über viertausend Konghiraten, eine andere wollte er dem Konghiraten Tuli Amul zur Frau geben, liess ihn aber hinrichten, da dieser den Antrag mit dem kühnen Worte erwiederte: Wie soll ich deine Tochter nehmen, die Frosch und Schildkröte (quackend und duckmäuserisch sicher). Von Bestui, dem Stammvater der Konghirat und der sechs mit demselben verwandten Stämme, schreibt sich Alles, was in der mongolischen Hofsprache golden heisst, her, wesshalb er auch Bestui serin, d. i. der goldene, beigenannt wird; daher das goldene Lager, das goldene Archiv, das goldene Gesicht und das goldene Zimmer des Herrschers. Aus den Kinkliut, einem Zweige der Konghirat, war Miser Uluk, von dessen Stärke und Gefühllosigkeit Reschideddin seltsame Anecdoten erzählt; drei Tage und Nächte schlief er statt der Decke mit Muscheln zugedeckt, so dass Vögel auf seinen Rücken nisteten und Eier legten; sein Sohn war der Stammvater der Kurulas, aus welchen Merchitai dem Tschengischan den wesentlichen Dienst leistete, ihm von der Verschwörung der feindlichen Stämme, welche den erbitterten Feind Dschamuka zum Gurchan, d. i. zum grossen Herrscher ausgerufen hatten, die früheste Kunde zu geben. Die Gemahlin Miser Uluk's war eine Chinesin, deren Namen[30] die auf dem Esel reitende Rose bedeutete, wesshalb der Sohn Ildschigin, d. i. Langohr, genannt ward, der Stammvater des siebenten Zweiges der Konghirat; sie hatten ihre Sitze an der chinesischen Gränze an den finsteren Wäldern des Gebirges Hingan[31], woher die unter dem Namen der Karawinas berühmten Naphtafeuerwerker.
Der Namen des Stammes Kungtan heisst die Grossnasichten, was sowohl physisch als moralisch für stolz und anmassend verstanden werden kann.[32] Aus diesen und den folgenden Stämmen der Erlat, Huschin und Suldus waren die bessten persönlichen Freunde Tschengischan's, die werkthätigsten Helfer seiner Jugend und seines männlichen Alters. Menglik Itschke, der Kungtane, hatte nach Jisukai's Tode den dreizehnjährigen Temudschin gepflegt, sein Sohn aus einer früheren Ehe, But tanri, d. i. Gottes Ebenbild, trat als begeisterter Schamane auf und verwandelte im Namen des Himmels den Namen Temudschin's bei dessen Thronbesteigung in Tschengis, als gleichbedeutend mit Gewaltiger, grosser Chan; der diesem gewogenste Stamm waren die Erlat oder Arulad, d. i. die Guten, als deren Chakan Tschengischan den Thron bestieg[33]; aus diesem Stamme war Bughurdschin Nujan, welcher mit Burghul Nujan, aus dem Stamme der Huschin, der Lebensretter Temudschin's, als er blutspeiend mitten im Schnee zu sterben Gefahr lief, wofür beide im höchsten Ansehen stehend in der Folge als die Waffengenossen, die ihm am Quell Baldschuna treu geblieben waren, zu Tarchanen, d. i. Freiherren, geadelt, dieselbe Würde ohne Diplom erhielten und über Diplome erhaben erklärt wurden; auch den ganzen freundlichen Stamm der Kelkenut adelte Tschengis als Freiherren, wie Kaiser Friedrich I. alle Einwohner einer italienischen Stadt zu Conti erhob; aus dem nicht minder freundlich gesinnten Stamme der Bajaut, welcher in zwei Abtheilungen an der Selinga sass, war Böke Gurgan, einer der Eidame Tschengischan's, dann Ongkus Keisat, d. i. der Truchsess[34], ob der Plünderung der Schätze des chinesischen Kaisers Altan Chan in der Folge verungnadet, und Surkan, der betraute Rath Tschengischan's, der, als die Fürsten der Tataren und Dschadscherat um die oberste Herrschaft der Mongolen [19] stritten, dasselbe dem Temudschin vorausgesagt. Endlich der Stamm Suldus, verherrlicht durch die Familie Surghan Schire's, des Retters Temudschin's, als dieser von seinen Feinden, den Taidschuten, gefangen, mit dem Blocke am Halse sich in einen Teich versteckte, so dass nur die Nase über dem Wasser sichtbar. Die alte Frau Baidschu Ikadschi hatte sich seiner in dieser Sklaverei erbarmt; aber wichtiger war der Dienst, den ihm Surghan Schire erwies, indem er, des Verborgenen gewahr, die ihn aufsuchenden Taidschuten vom Teiche ableitete, Abends denselben hervorzog und in seinem Hause in einem Sacke von Wolle verbarg; die Verfolger durchsuchten das Haus und stiessen mit Spiessen in den Wollsack; als sie ferne, gab ihm Surghan Schire Kleider, Waffen, Mundvorrath und eine weisse Stute, auf welcher er seiner Familie zueilte, die längst alle Hoffnung, ihn wieder zu sehen, aufgegeben; sein vierter Sohn, Tuli, sagte schon mehrere Tage hindurch: Mutter! der Vater kommt auf weisser Stute; und desselben Ankunft bestätigte des Knaben zweites Gesicht[35]. Viele der Nachkommen Surghan Schire's kamen mit Hulagu nach Persien, und von denselben stammt der berühmte Emir Tschoban, der Feldherr unter Ghasan, Oldschaitu und Ebu Said, der in des letzten Regierung so wichtige Rolle spielt, und dessen Sohn Hasan der Gründer der Dynastie Tschoban, welche, wie die der Ilkaane, sich aus den Trümmern des ilchanischen Reichs in Iran erhob. Tschengischan zählte unter den Stämmen der Durlegin mehrere Freunde als unter den achtzehn der ihm nächstverwandten, von den lichtempfangenen Söhnen von der neunten Ahnfrau abstammenden Nirunen, d. i. die Reinen. Sein eigenes Haus hiess erst von seinem Ahnherrn Kabulchan nur das der Kutat oder Kitad und von seinem Vater Jisukai das der Kutat Burdschugin, d. i. die rothbräunlichten Augen. Von diesen achtzehn Stämmen der Nirunen wollen wir hier nur die vier mächtigsten, zwei freundliche, die [20] Taidschut und Dschadscherat, und zwei feindliche, die Barin und Jisut, zur näheren Kenntniss einführen.
Die Taidschut, deren Namen an die Deutschen erinnert, wie der der Dschete an die Geten, und der der Dschurmanen an die Germanen, stammten mit den ihnen nächstverwandten drei Stämmen, der Erikian, Sidschiut und Dschinis, von Baiduchan, dem sechsten Ahnherrn Temudschin's, dessen Urenkel Ainbaghi von den Tataren gefangen, dem chinesischen Kaiser ausgeliefert, auf einem Esel paradirt und dann geschunden worden; gleiches Schicksal hatte ein anderer Urenkel desselben, Ökin Berkan, und die Blutrache dieser beiden Urgrossoheime Temudschin's diente in der Folge, den wider die Dynastie der Kin unternommenen Krieg zu rechtfertigen; aber früher hatte Temudschin eigene Unbild an diesem seinem Hause so nahe verwandten, aber feindlichen Stamme zu rächen; nach der Niederlage derselben zu Baldschusch wurden die Gefangenen in siebzig Kesseln gesotten, welche in der mongolischen Geschichte eben so berühmt, als die siebzig Blasbälge, welche die Felsenwand von Ergenekun sprengten, als die siebzig Ringe[36] der Dschelairen, deren jeder aus tausend Familien bestand. An der Spitze des zweiten feindlichen Stammes der Dschadscherat oder Dschuirat, deren Stammvater Odurbejan, der Bruder Kabulchan's, des Urgrossvaters Temudschin's, stand Dschamuka, beigenannt Satschan, d. i. der Listige, der gefährlichste und unversöhnlichste aller Feinde Tschengischan's, dessen Ränke ihn mit Owangchan, dem Herrn der Kerait, entzweiten und der von Tschengischan endlich besiegt, dem Neffen Iltschidai zur Hinrichtung übergeben ward; doch theilten nicht alle Dschadscherat den unversöhnlichen Hass ihres Fürsten, indem Tschengischan Mehreren derselben wesentliche Dienste dankte, so den Brüdern Kuschaul und Dschusuk, welche während Tschengischan's chinesischen Feldzugs seinen Jurt hüteten; und Kalender, welchen Tschengis [21] in der Begleitung eines Uriangkuten mit erdichteter Botschaft im Namen seines Bruders Dschudschi Kasar an Owangchan sandte, um diesen in die Falle zu locken. Aus dem Stamme der Barin, dem nächsten Verwandten der Durban, d. i. das Meer, die in den heutigen Törbed fortleben, war Sutukusu nach dem berühmten Feldherrn Mokli Kajanik der zweite im Befehle, der noch als hundertjähriger Greis zur Zeit Ogotai's lebte und sich rühmte, den ersten Hochzeitsschmaus mit Tschengischan gefeiert zu haben; dann Bigi, der Barine, welchen Tschengis als Ungkun, d. i. freien Mann, erklärte, der bei ihm im höchsten Ansehen wie die Prinzen vom Geblüte zu seiner Rechten sass, und dessen Pferde in einer Hürde mit denen Tschengischan's; da er sehr alt, befahl Tschengischan, dass ihm der Rücken eines Sukanut beim Aufstehen zum Schemel diene, woher diesem Stamme der Name Aktadschi Bigi, d. i. die Stallmeister Bigi's, blieb, wider welchen sie protestirten. Die Jisut endlich leiten ihren Ursprung von Tschintai Utdschigin, dem jüngsten Sohne Kabulchans, des Urgrossvaters Temudschin's, ab. Utdschigin, d. i. der Feuerhüter, hiess bei den Mongolen der jüngste Sohn, welcher während der Abwesenheit des Vaters und der Brüder im Felde das Haus als Ofensitzer hüten musste, und welcher nach des Vaters Tode dasselbe erbte, weil er besser als die Brüder im Felde sich mit der Wirthschaft bekannt zu machen Gelegenheit gehabt. Diesen Beinamen führen also mehrere in der mongolischen Geschichte berühmte jüngste Söhne als Ofensitzer-Haushüter, nebst Tschintai noch Budan Utdschigin, der jüngste Sohn Burtan Behadir's, des Grossvaters Tschengischan's; Taratai Utdschigin, der jüngste Sohn Jisukai's, des Vaters Tschengischan's, und endlich Tuli, des letzten jüngster obengenannter Sohn. Diesen Stamm der Jisut verherrlicht die grosse zahlreiche Familie Dschebe Nujan's, des Waffengefährten Subatai Behadir's, welcher mit demselben den dreijährigen Feldzug wider Persien und Russland vollbracht.
[22] Erst nach dieser vorläufigen Kenntniss der berühmtesten Stämme des mongolischen Reichs ist es gerathen, die Geschichte seines Gründers kurz zu überblicken.
Temudschin ward am 20. Silkide des fünfhundert neun und vierzigsten Jahrs der Hidschret, d. i. am 26. Jänner d. J. tausend hundert fünf und fünfzig der christlichen Zeitrechnung, im letzten Jahre des alttürkischen Thiercyclus, nämlich im Jahre des Schweines, geboren, und starb, zwei und siebzig Jahre alt, am vierten Ramasan d. J. d. H. 624, d. i. am 18. August 1227, nach dem sechsmal durchlaufenen zwölfjährigen Thiercyclus, abermal im Jahre des Schweines, ein ominoses Geburtsjahr für den Herrscher der mongolischen schweinischen Menge; nicht minder ominos, als dass Temudschin ein Stück geronnenes Blut fest in der Hand verschliessend zur Welt kam, die er mit Blut überschwemmen sollte. Von den ersten zwölf Jahren seines Lebens, in dessen dreizehntem er den Vater Jisukai verlor, weiss die Geschichte Nichts, als dass dieser ihm den Namen Temudschin von dem am Tage seiner Geburt besiegten und gefangen eingebrachten Fürsten gab; die übrigen sechzig Jahre seines Lebens zerfallen in die frühere kleinere Hälfte, welche sieben und zwanzig Jahre umfassend, von seinem dreizehnten bis an sein vierzigstes, und in die zweite grössere, welche von seinem vierzigsten bis zu seinem Tode zwei und dreissig Jahre füllt; von der ersten Hälfte, in welcher er den wiederholten Unbilden seiner Feinde ausgesetzt sich nur mühsam die Freiheit und Unabhängigkeit erkämpfte, kennt die Geschichte verhältnissmässig für die Zahl der Jahre nur wenige Begebenheiten, aber desto gellender und ohrenzerreissender durchschmettert sein Namen in den folgenden zwei und dreissig Jahren die Welt. Der grosse Geschichtschreiber Reschideddin hat die Geschichte des Lebens und der Herrschaft Tschengischan's von seinem dreizehnten Jahre bis in dessen drei und siebzigstes eben so pragmatisch als lichtvoll in fünf Perioden, die erste von dreimal neun, die zweite von neun, die dritte und vierte von sieben, die fünfte [23] abermal von neun Jahren eingetheilt.[37] In der ersten Periode tritt er als Sieger der Taidschut, deren Gefangene in siebzig Kesseln gesotten worden, auf; schon wider seinen persönlichen Feind, Dschamuka, den Fürsten der Dschadscherat, kämpfend, von denen sich jedoch ein Theil ihm unterwirft, sowie die Stämme Suldus, Jisut und Barin, deren Emire sich seinem Dienste anreihen. Die Gelegenheit eines Festes führt einen Streit mit dem Vetter Sedschebegi, dem Fürsten des nahverwandten Stammes der Kijat Burkin, herbei, der nun Temudschin gegenüber als Bewerber um die oberste Herrschaft auftritt; aber diesen Abfall vergütet der Sieg über die Tungkait, einen Zweig eines wider seinen Fürsten Owangchan, welchem Temudschin Hilfe leistet, empörten keraitischen Stammes. In der zweiten Periode erscheint Temudschin als Verbündeter Owangchan's, des Fürsten der Kerait, wider die ihnen beiden feindlichen Stämme der Naiman Merkit und Tataren; nach Besiegung derselben unterwirft sich der mächtige Stamm der Konghurat der Herrschaft Temudschin's, und er besteigt den Thron als Herr der Mongolen in seinem siebenmal siebenten Jahre. Verschmähte Brautwerbung und Dschamuka's Ränke führen den Krieg mit Owangchan herbei, von welchem Temudschin zwar am Quell Baldschuna geschlagen, in der Folge denselben, sowie die Naiman und Merkit oder Tangut, besiegt, worauf ihm die Uighuren, Kirgisen, huldigen, und er als Herrscher aller Mongolen die neungipflige Fahne mit neun weissen Rossschweifen aufgepflanzt, und den Namen Temudschin in Tchengis, d. i. starker, grosser, gewaltiger Herrscher, verwandelt. Die folgende Periode füllt der siebenjährige chinesische Krieg und die letzten neun Jahre seines [24] Lebens die Feldzüge wider Chuaresmschah's über ganz Vorderasien verbreitete Macht in Transoxana, Chuaresm, Chorasan, Iran und Kipdschak, theils in eigner Person, theils durch seine Söhne und Feldherren, zuletzt die vierte wider Tangkut, wo er seinen Lauf als Eroberer beschliesst. Gibbon hat diese Eroberungen nach den vier Weltgegenden, im Norden, Süden, Osten und Westen, überblickt. Da die Geschichte Tschengischan's zu schreiben und blos die Eroberungen aufzuzählen, hier nicht unser Zweck, so beleuchten wir die grosse historische Figur Tschengischan's von vier Seiten, zuerst in seiner Familie als Menschen, dann gegenüber seinen Feinden als Sieger und Eroberer, hierauf als Staatsmann und Gesetzgeber, und endlich in dem Ueberblicke seiner Heeresmacht und letzten Anordnungen als den Gewaltigen im eigentlichsten Sinne des Worts.
Man kennt insgemein nur die vier Söhne Tschengischan's: Dschudschi, Dschaghatai, Ogotai und Tuli, die Stammväter der vier nach ihnen genannten Uluse aus der Konghuratin Burte Fudschin; aber Tschengis hatte noch vier andere Söhne: Kulkan oder Gulgan[38] aus Kulan Chatun, der Tochter Tairosun's, des Fürsten der Merkit, und drei, die als Kinder gestorben[39]; seine sechs Töchter[40], von denen er vier an die Prinzen feindlicher Stämme vermählte, um die alte Feindschaft zu sühnen, und nur zwei an befreundete Fürsten, nämlich: Alakabegi an den Fürsten der Ungkut, welcher ihm den Durchgang der grossen Mauer geöffnet, und Kalbi an Idikut, den Fürsten der Uighuren, der ihm gehuldigt, so dass er ihn nicht anders als seinen fünften Sohn nannte. Das Frauengemach Tschengischan's war mit einem halben Tausend von Weibern und Mädchen [25] bevölkert, aber von diesen fünfhundert hatten nur fünf den Titel von grossen Frauen, als die fünf Centurionen dieser fünf Weibercenturien, nämlich: 1. Burte Fudschin, die Tochter des Stammhauptes der Konghurat, Mutter der vier Söhne, Gründer der vier Uluse; 2. Kulan Chatun, die Tochter Tairosun's, des Fürsten des feindlichen Stammes der Merkit, Mutter des Sohnes Gulgan; 3. die beiden Tatarinnen, Schwestern, Jesulat und 4. Jesulun; 5. Kundschu, die Tochter des chinesischen Kaisers, welche keine Kinder hatte und in deren Lager sich die durch ihre Schönheit berühmte Hogutai befand; als die nächsten an diesen fünf grossen Frauen sind fünf andere von der Geschichte bezeichnet, nämlich die Tochter des viermal mit Krieg überzogenen Fürsten von Tanghut, die Tochter Tajangchan's, des siebenmal besiegten Fürsten der Naiman, die Naimanin, Mutter des Sohnes Dschurdschetai, die Tatarin, Mutter des Sohnes Urdschahan, und endlich Abika, die Tochter Hakembu's, des Fürsten der Kerait, welche Tschengischan durch ein Traumbild erschreckt, dem Vertrauten Kehti Nujan, der in dieser Nacht die Nachtwache hielt, mit allen ihren Schätzen und Pagen schenkte, und als Andenken von ihr nur den Becher, worin sie mit ihm Kumis, d. i. Stutenmilch, getrunken, und von ihrem Gefolge einen Tafeldecker zurückbehielt. Sollte den Barbaren vielleicht die Ahnung einer Neigung zwischen der Prinzessin und dem Leibwächter zum grossmüthigen Opfer dieser Abtretung bewogen haben? oder hat ihm dieselbe wirklich ein Traum abgeschreckt? selbst in diesem Falle ist das zurückbehaltene Andenken eine ganz unerwartete Spur menschlichen Gefühls in der Brust eines Wütherichs, wie Tschengis, der schon als Knabe, ehe er noch dreizehn Jahre alt, in Gemeinschaft mit dem Bruder Belgutai den Bruder Belter erschlug; die überlebenden vier Brüder Temudschin's sind Belgutai, sein Theilnehmer am Brudermord, Kodschuiu, dessen Sohn Iltschidai einer der treuesten und eifrigsten Diener des Oheims, auf dessen Wink er den gefangenen Todfeind Dschamuka zerhieb; der jüngste, Temengu Uldschigin, d. i. der Feuer- [26] oder Herdhüter (seine Mutter war die Olkunutin Usedenu, Verwandte der Mutter Tschengischan's), ein grosser Bauliebhaber, der überall, wo er hinkam, baute, und so viel es in seinen Kräften stand, – wenigstens dem Willen nach gutmachte, was der Zerstörungstrieb des Bruders Eroberers verheerte; endlich Dschudschi Keser, wegen seines athletischen Körperbaues und seiner Stärke der Löwe beigenannt; seine Brust war so hoch gewölbt, sein Bauch so zurückgezogen, dass, wenn er worunter lag, ein Hund unter dem Bauche durchlaufen konnte, seine Stärke so gross, dass er gefangene Feinde wie Pfeile in die Hand nahm, indem er ihnen den Rückenwirbel wie Pfeile zerbrach.[41] Er war der starke Helfer Tschengischan's, der ihn auszeichnete, aber auch ein Paarmal mit ihm unzufrieden, die Beweise seiner Zufriedenheit und Unzufriedenheit, die erste ehrenvoll und die zweite nachtheilig, auf die Nachkommen desselben vererbte. Als Merkmal der Zufriedenheit seiner in dem Kriege wider die Naiman bewiesenen Tapferkeit räumte Tschengis allen Nachkommen des Oheims das Recht ein, wie die Prinzen Söhne auf der rechten Seite des Thrones zu sitzen, während alle andere Verwandte des Hauses auf der linken Seite mit den Emiren[42]; aber als in dem Kriege wider die Kerait Dschudschi Keser zu spät kam und zur Zeit des Mahles auf sich warten liess, sagte Tschengischan: „So erscheinen Mücken, nur wenn sie die Sonne bescheint, und verschwinden, sobald sie sich versteckt; der Thautropfen will, so klein er ist, mittels der Leiter der Sonnenstrahlen zum Himmel steigen.“ In seinem Unwillen gab er die unverbrüchliche Satzung, dass kein Glied der Familie Dschudschi Keser's je der Chanschaft würdig geachtet werde, und erniedrigte also alle Nachkommen desselben für alle künftige Zeiten zu blossen Emiren Karadschu, d. i. unterthänigen Fürsten.[43]
Der Jugendfreunde Temudschin's ist schon oben bei den Stämmen Erwähnung geschehen; seine Feinde können in vier Klassen getheilt werden, erstens die persönlichen unversöhnlichen; zweitens die besiegten und zum Theile, wenigstens dem Scheine nach, versöhnten Stämme; drittens die sich Herrschaft anmassenden Nebenbuhler um den Thron, und viertens, nachdem Tschengischan denselben bestiegen, die reichsgefährlichen feindlichen Mächte. Der erbittertste seiner persönlichen Feinde ist Dschamuka Sasan, d. i. der Listige, der Fürst der Dschadscherat, dessen List ihn mit Owangchan entzweite und die Anregung der Verschwägerung herbeiführte, welche dann der nächste Anlass des Krieges zwischen Owangchan und Tschengischan. Er machte gemeinsame Sache mit Taidschuten, welchen alsbald nach dem Tode Jisukai's der Stamm der Konghuraten und der mit ihm verwandten zugefallen waren. Von den Taidschuten hatte Tschengischan die grössten Unbilden seiner Jugend zu erleiden, die Sklaverei, aus der ihn Schurkan[44] Schire, der Sulduse, gerettet, und der Blutsturz, die Folge von zwölf ihm an den Hals geschossenen Pfeilen, dessen Todesgefahr die Freunde Burghudschi und Burghul abgewendet; solche Unbill und Schmach büssten sie in den siebzig Kesseln gesotten. Nach den Taidschuten waren die unerbittlichsten der Feinde die Tataren und Merkiten, wider welche Tschengis, sowie wider die Taidschuten, den Krieg bis zur Vertilgung führte, die höchsten der Frauen schonend, die er als Frauen und Beischläferinnen in sein eigenes Frauengemach nahm oder den Söhnen überliess. Dem ältesten Sohne Dschudschi zürnte er unversöhnlich, weil dieser dem jüngsten Sohne Tuktabeg des Fürsten der Merkit als einem trefflichen Pfeilschützen das Leben retten wollte. Von dem sechsgetheilten Stamme der Tataren waren zuletzt auf Fürbitte der beiden Schwestern Tatarinnen, Gemahlinnen Tschengischan's, nur dreissig Familien das Leben gerettet, und vom Tataren Kuli, welchem eben diese beiden Frauen als Kind das Leben [28] erbeten hatten, in ein Regiment organisirt worden.[45] Die Taidschuten waren das erstemal zu Baldschusch in der Niederlage der siebzig Kessel, I. J. 1198. zum zweitenmale von Temudschin und Owangchan zu Kisiltasch, d. i. am rothen Steine, geschlagen worden; mit ihnen verbündeten sich aus den Naimanen, den nächsten Stammverwandten Temudschin's, die Stämme Katagin, Saldschiut, Durbin und Konghurat, ihr Bündniss durch das fünffache Opfer eines Pferdes, Stiers, Widders, Hundes und Bockes beschwörend; die Fürsten, welche mit Tschengischan um die Oberherrschaft der Mongolen buhlten, waren Dschamuka, der Fürst der Dschadscherat, Olak Odur, der Fürst der Merkiten, Sidschebeg, der Fürst der Kijat, Burkin, der nächste Verwandte Temudschin's, und Dschudschi Kasar, der Oheim desselben. In diese Epoche fällt die Unzufriedenheit Temudschin's mit dem Oheim, der Anlass aber des Abfalls des Vetters Sidschebeg war der folgende. Bald nach dem ersten Siege über die Taidschuten gab Temudschin seiner Mutter Ulun Ike, seinen Brüdern Dschudschi, Bilkuti und Utdschigin ein Fest, bei welchem sich auch Sidschebeg, das Haupt des Stammes der Kijat Burkin, mit seiner grossen und kleinen Mutter, d. i. mit seiner wahren und Stiefmutter, einfand; die Mutter fand sich beleidigt, weil Sijudscher, der erste Tafeldecker Temudschin's, die Stutenmilch ihr nicht der ersten vorgesetzt; sie schlug ihn desshalb, und als auch bald hierauf Bilgutei beleidigt worden, kam es zwischen den Knechten Temudschin's und Sidschebeg's zum Handgemenge, die beiden Frauen wurden gefangen, hernach wieder freigegeben, aber Sidschebeg trennte sich mit seinem ganzen Stamme vom Hause Temudschin's und trat wider ihn mit gewaffneter Hand als Anmasser der Oberherrschaft auf. I. J. 1201. Die obgenannten verbündeten Stämme riefen den Dschamuka zum Oberherrn mit dem Titel Gurchan, d. i. des grossen Herrschers, aus. Sie verschworen sich abermal am Ufer der Tula, indem sie mit ihren Füssen die Erde des Ufers in [29] den Fluss stampften und mit ihren Säbeln das Gesträuch abhieben: „dass der Verräther wie diese Erde zerstampft, wie dieses Gesträuch niedergehauen sei!“ Temudschin schlug die sieben Stämme zu Jedi Gurgan, d. i. bei den sieben Grabmalen, was ein als ihre Grabstätte, Unglück vorbedeutender Namen; als er hierauf auch die Tataren und Naimanen geschlagen, I. J. 1201. unterwarfen sich die Konghurat, der nächste der Stämme der Naimanen, und Temudschin bestieg als grosser Herrscher derselben den Thron.
Das bisher zwischen Temudschin und Owangchan bestandene Bündniss wurde durch die Einstreuungen Dschamuka's getrübt, welcher den Owangchan bestimmte, dem Antrage Temudschin's einer näheren Verbindung der beiden Häuser durch eine Doppelverbindung kein Gehör zu geben. Temudschin warb nämlich für sich um Abika, die Tochter Hakembu's, des Bruders Owangchan's, und um ihre Schwester Begtutmisch für seinen ältesten Sohn Dschudschi, während er dem Singun, dem Sohne Owangchan's, seine älteste Tochter Fudschin antrug; die ehemals Verbündeten waren nun offene Feinde; Temudschin, der so oft mit den Kerait wider ihre gemeinschaftlichen Feinde, die Tataren, Merkit und Naiman, gefochten, wurde geschlagen, und flüchtete zum schlammichten Quelle Baldschuna, wohin ihm nur die Getreuesten folgten. Diese waren in der Folge als die Waffengefährten von Baldschuna ausgezeichnet, wie vor sechs Jahrhunderten von Mohammed die Waffengefährten von Bedr und Ohod, er ernannte sie später alle zu Tarchanen, d. i. Freiherren, sowie die beiden Lebensretter, Bughurdschin den Erlaten, und Burghul den Huschinen, dann Surgan Schire[46] den Suldusen, die beiden Dschelaire Olai Kalgha und Karadschu[47], den Taidschuten Jisukai, welcher vormals die mit Dschudschi schwangere Burte Fudschin sicher zu Owangchan geleitet hatte; Burghul diente von der Pike, oder mongolisch richtiger zu sprechen, vom Pfeile auf; [30] denn Anfangs Tafeldecker, ward er Gesiktu, d. i. vom Vortrabe der Pfeilschützen, dann Emir Gesik, Befehlshaber derselben, hierauf Emir Toman, d. i. Befehlshaber eines Corps von zehntausend Mann, und endlich Grossfürst. Von Bughurdschin sagte Tschengischan: Ich schätze ihn unter meiner Seele, aber höher als alle Fürsten und Karadschu (Unterthanen). Bughurdschin nannte sich selbst den Unfehlbaren und sagte von sich selbst: „Wann das Geschrei der Raben irret und fehlet, irre und fehle ich nicht; wann den Vogel des Grabes Schwindel ergreift, bleibt mir Kopf und Gehirn frei; wann der Staub von der Erde zum Himmel steigt und der Rauch des Himmels zur Erde sinkt, verfehle ich meinen Weg nicht, desshalb nennt man mich den Unfehlbaren.“ Als Tschengischan den Burghul und Bughurdschin zu Tarchanen ernannte und sie das Diplom begehrten, erklärte er sie über alle Diplome erhaben. Bughurdschin war der erste der neun Örlök[48], d. i. die neun Mannen oder Helden, die andern acht: 2. Burghul der Huschine, 3. Schurkan Schire[49] der Sulduse, der Lebensretter, wie die beiden vorigen; nach diesen Lebensrettern 4. Mokli der Dschelaire[50], der Eroberer China's; 5. Dschebe der Jisute; 6. Subutai Behadir[51], der Feldherr wider Persien und Kipdschak; 7. Dschelme Oho, d. i. der tapfere Räuber[52], der erste Waffengenosse der Raubzüge Tschengischan's, dessen Söhne die Befehlshaber des rechten und linken Flügels der Leibwachen; 8. Schiki Kuttu, der von Tschengischan, noch ehe ihm seine Gemahlin einen Sohn geboren, an Kindesstatt angenommene Pflegsohn, dessen Wahlspruch als Richter: Fürchte Nichts und sprich Recht; endlich 9. der Uirate Kara Karaghu[53]. Diese neun Helden waren die innigsten Waffengefährten Tschengischan's, Stützen seiner Macht wider [31] seine Feinde: „Ihr neun Örlök, kommt mit mir herein, und ihr dreihundert und neun Leibwachen, umgebt das Haus!“[54] und als er sieben Jahre nach der ersten Thronbesteigung den Owangchan geschlagen und mit ihm Frieden geschlossen, nachdem Tajangchan, der Fürst der Naiman, der gefährlichste und mächtigste seiner Feinde, in der Niederlage gefallen, als er in der Gegenwart von hundert versammelten Stämmen den Thron als Herrscher aller Mongolen mit dem ihm von seinem gottbegeisterten Stiefvater Buttangri (Ebenbild Gottes) ertheilten Ehrentitel des Gewaltigen angenommen und die neungipflige Fahne mit den neun weissen Rossschweifen und die viergipflige schwarze seines Hauses aufgepflanzt, als er Herrscher des Volkes der viermalhunderttausend Mongolen, als er die Fünffarbigen und Vierfarbigen[55] zu Einem Volke vereint, denselben den Namen der blauen Mongolen[56] oder einzigen[57] beigelegt und seine Staatseinrichtungen begann, redete er seinen Wesir Bughurdschin und die neun Helden Waffengefährten an: „Du mein Bughurdschin, dem Leben und Tod stets gleichgültig war, ihr neun Örlök, ihr meine Fürsten und Edle, ihr meine Unterthanen und du ganzes grosses Volk, dass Keiner ihn neide! Er soll die oberste Verwaltung der inneren Reichsangelegenheiten führen und über die fünf Farben meines Volkes befehlen; er soll die grosse fernhinschmetternde Trompete bewahren und als Oberbefehlshaber über die neun Gebiete den Titel Kuluk Bugudschi führen;“ er ward zum Oberhaupte der neun Örlök erhoben und seine Gemahlin erhielt den Titel Butschin Taibutsan[58].
Das Kurultai, das ist allgemeine Volksversammlung, der Landtag, auf welchem Temudschin als Tschengischan, d. i. gewaltiger Herrscher, der Fünf- und Neunfarbigen, der blauen und anderen Mongolen ausgerufen worden, war das vierte der sieben Kurultai, deren die Geschichte Tschengischan's [32] erwähnt. Das erste wurde unmittelbar vor dem Feldzuge wider die Taidschut und der Niederlage der siebzig Kessel, das zweite vor sieben Jahren bei der ersten Thronbesteigung als Herrscher der unterworfenen Stämme der Konghurat und der mit denselben Verwandten, das dritte nach der durch den Fürsten der Tunguten erhaltenen Kundschaft von dem Ueberfalle der Naiman und der Niederlage Tajangchan's, ihres Fürsten, das vierte wurde zur Aufpflanzung der vier schwarzen und neun weissen Rossschweife gehalten, das fünfte hat bald hierauf zur Berathung des siebenjährigen chinesischen Kriegs, das sechste sieben Jahre hernach zur Berathung des siebenjährigen persischen, und das siebente und letzte sieben Jahre später und zwei Jahre vor seinem Tode bei seiner letzten Rückkehr in die Heimath stattgehabt. Diese Kurultai blieben sofort mongolischer Reichsbrauch bei den Thronbesteigungen der Fürsten und anderen grossen Begebenheiten, welche der Chan mit allen Stämmen berieth. Tschengischan spricht in seiner Thronbesteigungsrede an die versammelten Stämme von den zwölf unterworfenen Reichen, worunter die Gebiete der besiegten, ihm unterworfenen Feinde zu verstehen sein dürften; zuerst die sieben des ihm nächsten verwandten, mächtigen Stammes der Konghurat mit seinen sechs Zweigen, dann die des verwandten Stammes der Kijat Burdschin, dann der Tataren und des ihnen engverbündeten Stammes der Mekrin, dann der Taidschut und der Kerait; der noch unbezwungene, mächtigste feindliche Stamm war der der Naiman, wider welchen Tschengischan siebenmal zu Felde gezogen, fünfmal vor seiner Thronbesteigung, zweimal als gewaltiger Chan der Mongolen, und als Verbündeter Owangchan's. Immer waren sie an der Spitze der wider Tschengis verschworenen Stämme und ihre Niederlagen zu Kisiltasch, d. i. am rothen Steine, I. J. 1198. nicht minder berühmt, als die der siebzig Kessel der Taidschut zu Baldschusch, die der verbündeten Stämme an den sieben Grabhügeln und die Tschengischan's selbst, als er nach der wider Owangchan verlornen Schlacht von wenigen Treuen begleitet zum Quelle Baldschuna geflohen. [33] Nachdem in der vierten Schlacht wider die Naimanen ihr grosser Fürst Tajangchan geblieben, zog Tschengischan wider dessen Bruder Bujuruk, d. i. den Befehlshaber, welcher ihm als Fürst seines Volkes gefolgt, und schlug denselben an der Sudscha, in der Nachbarschaft des Ulugtag, d. i. des grossen Bergs, die Fortsetzung der Bergkette des kleinen Altai ober dem Balchasch-See. Tajang's Sohn Kuschluk floh mit Tukta, dem Fürsten der Merkit, nach den Ländern am Irtisch. Ihre gefährliche Nachbarschaft mochte ein Hauptgrund des Untergangs der Kirkis und Kemkemdschiut gewesen sein, welche am Irtisch und Jenisei sassen, und welche nun dem gewaltigen Herrscher huldigten; so huldigten ihm auch im Süden Idikut, der Fürst der Uighuren, und die türkischen Fürsten der Hoeihe in der kleinen Bucharei, der Gurchan von Karachatai, der Fürst des Stammes der Karlik von Kajaligh und der von Almaligh. Tschengis besiegelte den Bund der Huldigung durch Verschwägerung, indem er dem letzten eine Tochter seines ältesten Sohnes Dschudschi, dem Fürsten der Karlik eine andere Prinzessin des Tschengischan'schen Hauses, und seine Tochter Il Alti dem Fürsten Idikut zur Frau gab, den er seinen fünften Sohn nannte.[59] Er war nun mit nicht weniger als einem Dutzend der mächtigsten Stämme verschwägert; die zwei Schwestern Tatarinnen ausgenommen, war jede seiner grossen Frauen aus einem anderen Stamme, und ebenso gab er nicht mehrere seiner Töchter an Fürsten Eines Stammes, sondern jede an einen anderen; nur mit dem Stamme der Konghurat war er gegenseitig verschwägert, indem seine erste Gemahlin Burte Fudschin eine Konghuratin und er seine Tochter Tumalun an den Prinzen der Konghuraten vermählte, welcher, wie alle Eidame, den Titel Gurchan führte.
Stark durch Verbindung und Verschwägerung mit den mächtigsten Stämmen und Fürsten, vernichtete er so leichter [34] den Fürsten der Naimanen, Kutschluk, in dem siebenten und letzten wider denselben geführten Krieg in der Schlacht am Kem, und wagte nun den Krieg wider den Herrscher von China selbst, wider Altan Chan, d. i. den goldenen, welcher ihm gleich Anfangs seines Auftritts für die dem Tschingsang (chinesischen Staatsminister) wider empörte Tataren geleistete Hilfe den Ehrentitel eines Grossfürsten[60], sowie damals der Herrscher der Kerait dem Owangchan[61] und dem Fürsten der Naiman den Ehrentitel Tajang verliehen hatte. Die Seele dieses siebenjährigen chinesischen Krieges, welcher mit der Besiegung Altanchan's, des vormaligen Oberherrn der Tataren und Mongolen, endete, war der Dschelaire Mokli, welcher zur Belohnung seiner Dienste den auszeichnenden chinesischen Titel Kojang[62], das ist Herrscher Eines Distrikts, erhielt. Der Kaiser von China war der mächtigste Feind des mongolischen Reichs im Osten, sowie Chuaresmschah, dessen Herrschaft sich über ganz Mittel- und Vorderasien erstreckte, der mächtigste und gefährlichste Nachbar im Westen. Nach dem glücklich vollendeten siebenjährigen chinesischen Feldzuge und der Einschüchterung des Ostens wandte Tschengischan seine ganze Macht wider den Herrscher des Westens, wider Mohammed Tekesch, zur Blutrache einer Karawane mongolischer Kaufleute, welche Ghairchan, der Statthalter von Otrar, hatte ermorden lassen. In diesem siebenjährigen Kriege befehligten die zur Eroberung des Westens bestimmten Heere theils Tschengischan in Person, theils seine vier Söhne, theils seine beiden grossen Feldherren Dschebe Nujan und Subutai Behadir; sie eroberten eben so viele Länder: Transoxana, Chuaresm, Chorasan, das persische Irak, Masenderan, Ghasna und Kipdschak, und die mongolischen Heere verheerten die Länder von den Ufern des Indus bis an die der Wolga. Ogotai und Dschaghatai belagerten Otrar, [35] worin sich Ghairchan, dessen Gewaltthat der Anlass und die Rechtfertigung des Kriegs, sich zwei Jahre lang tapfer vertheidigte. Dschudschi, welcher gegen Chodschend befehligt war, kehrte nach einiger Uneinigkeit mit seinen Brüdern wieder nach Kipdschak zurück. Tschengischan befehligte in eigener Person die Verheerung von Samarkand und Bochara, der beiden grössten und bevölkertsten Städte Transoxana's, in deren jeder dreissigtausend Schlachtopfer bluteten, was nicht unglaublich, wie die Zahl derer, welche in den Städten Chorasan's bluteten, mit dessen Eroberung der vierte Sohn, Tuli, betraut war. Zu Nischabur soll eine Million, zu Sebsewar siebzigtausend gemetzelt worden sein. Glaublicher ist die Entvölkerung Chuaresm's, aus dessen Hauptstadt allein einmalhunderttausend Künstler und Handwerker in die östlichen Länder geschleppt worden. Bamian, vor dessen Mauern ein Enkel Tschengischan's, aus seinem Sohne Dschaghatai, fiel, erhielt den Namen Mobaligh, d. i. verfluchte Ballei, und musste den Mord mit dem Blute seiner Einwohner sühnen. Die beiden Feldherren Dschebe Nujan und Subutai Behadir durchstäupten Persien bis an die Ufer des Sees von Urmia, drangen dann durch die Pässe des Kaukasus nach Russland und Kipdschak vor und wurden durch die Niederlage der Russen Herrscher an der Kalka, die sich in den Donesch ergiesst, wie sie Herrscher an der Kalka, die in den Bujursee mündet. Tschengischan selbst verfolgte am Indus den Sultan Dschelaleddin Mankburni, den Sohn des Mohammed Tekesch, der in einer Insel des kaspischen Meeres sein Leben geendet, und konnte dem Sohne seine Bewunderung nicht versagen, als derselbe, bis an das Ufer des Indus verfolgt, vom steilen Ufer sich ganz bewaffnet mit dem Pferde in den Indus stürzte und denselben durchschwamm: Ein Sohn, würdig seines Vaters, rief Tschengischan, ihm mit Bewunderung nachsehend, aus. Beim Kurultai, welches Tschengischan am Karagöl (Schwarzsee) zur grossen Jagd an alle Uluse ausgeschrieben hatte, erschien der älteste, Dschudschi, nicht, doch sandte er seinerstatt kostbare Geschenke an Pferden. Tschengischan [36] unternahm von da den vierten Feldzug wider das empörte Tanghut und starb auf demselben, nachdem er durch letztwillige Anordnung zu seinem Nachfolger im Reiche weder den ältesten Dschudschi, noch den zweiten Dschagatai, sondern den dritten Ogotai ernannt hatte.
Tschengischan's Politik, deren Hauptaugenmerk die Versöhnung feindlicher Stämme und die engere Verbindung mit freundlichen mittels Verschwägerung, erhellt schon aus dem Erzählten; aber seine bürgerliche Gesetzgebung und seine Staatseinrichtungen erfordern noch besondere Beleuchtung. Er ist der Gesetzgeber seines Volkes. Aus den bisherigen europäischen Geschichtschreibern mongolischer Geschichte ist nur die bürgerliche Gesetzgebung desselben, d. i. die Jasa, bekannt, aber in Wassaf, dem Livius der persischen Geschichtschreibung, welcher, berühmt unter dem Namen des Lobredners der Majestät[63], schon anderthalb Jahrhunderte nach Tschengischan, zu Ende des dreizehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung und zu Anfang des vierzehnten, schrieb, und aus der grossen Sammlung von Staatsschreiben, welche ein halbes Jahrhundert später der Staatssekretär Mohammed Hinduschah, beigenannt die Sonne des Stylisten[64], für Schah Oweis Behadirchan, den zweiten Herrscher der zweiten Dynastie der Ilchane (deren Gründer sein Vater, der grosse Hasan), aus den Archiven zusammentrug, lernen wir auch die besonderen Namen der Gerichtsordnung und des Militärcodex kennen. Die erste, nach welcher den Oberrichtern das Recht zu sprechen in ihren Bestallungsdiplomen eingeschärft ward, hiess Kutatgu bilik Tschengischani, d. i. das Kutadische Tschengischanische überlieferte Wort; denn unter dem Titel von Bilik gibt Reschideddin neun und zwanzig überlieferte Worte Tschengischan's, und Kutat (oder Kitad) ist der Name der Familie Tschengischan's; den Namen des Militärcodex hat nur Wassaf aufbewahrt; derselbe hiess: Tumendschin, d. i. wovor man sich zu hüten; dieses ging, sowie [37] das Bilik, unmittelbar von Tschengischan selbst aus, aber an der Jasa hatte die Weisheit seines Sohnes Dschagatai grossen Antheil. Da die einige und zwanzig Punkte des ersten und des zweiten bereits bekannt gemacht worden, so genügen hier ein Paar Federstriche zum Umrisse des Geistes der Gesetzgebung Tschengischan's. Häufige Todesstrafe und Prügel waren die Sanction derselben, die Todesstrafe nicht nur auf Verbrechen, sondern auch auf Unsittlichkeit und auf die Verletzung abergläubischer Sitte gesetzt; so wurde der überwiesene Lügner, Zauberer, der, welcher bei Donnerwetter badete, und wer ins Wasser oder auf Asche pisste, mit dem Tode bestraft; den Prügeln, womit vorzüglich die Uebertretung der Kriegszucht bestraft ward, waren auch die Prinzen des Geblüts unterworfen, und dieselben entehrten nicht; ihre Zahl immer ungleich, von drei, fünf, sieben bis sieben und siebzig.[65] Die grösste politische Tugend der Mongolen die blindeste Unterwürfigkeit in den Willen des Herrschers, indem nur Einer der Herr und alle Anderen Sklaven; Nichts von Geburt aus, oder wenn auch durch diese und durch Stammverwandtschaft geadelt und zu Würden erhoben, wieder Nichts vor des Herrschers Allmacht; die zweite Tugend schweinische Unreinigkeit, indem es ihnen verboten, ihre Kleider zu waschen, die sie auf dem Leibe tragen mussten, bis sie ihnen in Stücken abfielen[66], also gerade das Gegentheil jüdischer und moslimischer Gesetzgebung, wovon jene zwischen Reinem und Unreinem so genau unterscheidet, diese wiederholtes Waschen zur Pflicht macht. Gastfreundschaft war geboten, doch durfte keiner zum Mahle niedersitzen, ohne dazu geladen zu seyn, keiner auf Kosten seiner Tischgenossen schlemmen; Titel und Phrasen waren untersagt, selbst der Kaan durfte nicht anders als bei seinem Namen angeredet werden; ein persischer Sekretär, welcher das im Namen Tschengischan's an eine belagerte Stadt erlassene Aufforderungsschreiben mit Floskeln ausgeschmückt, büsste dieselben mit seinem [38] Leben. Alle Mädchen und Frauen der Mongolen standen dem Herrscher zu Gebot; die Tarchanen, d. i. Freiherren, waren von allen Steuern befreit und hatten zu jeder Stunde freien Zutritt zum Kaan. Die Erbfolge in der Familie Tschengischan's war durch die Jasa, welche hievon die Brüder Dschudschi Kasar's ausschloss und die Herrschaft dem Uluse Ogotai's, des zweiten Sohnes, zusprach, festgesetzt, aber die Verkündung der Thronbesteigung musste auf einem Kurultai, d. i. einem Landtage, feierlich vollzogen werden. Der erste und grösste Hofdienst war der des Oberstjägermeisters, denn die Jagd als Vorspiel und Vorübung des Kriegs vertrat die Stelle der Bildung und Erziehung, da das Handwerk und die Kunst der Mongolen nur Krieg und Verheerung.
Die Periode der Staatseinrichtungen Tschengischan's fällt in die sieben Jahre, welche von seiner zweiten Thronbesteigung als gewaltiger Herrscher bis zum Ausbruche des siebenjährigen chinesischen Krieges verflossen; aber die militärische Einrichtung des Heeres nach Zehnern, Hunderten, Tausenden und Zehntausenden hatte schon früher stattgefunden. Das Buch der vier Uluse, dessen Verfasser Ulugbeg und welches dem Stammbaume der Türken[67] zu Grunde liegt, schreibt die Eintheilung des mongolischen Heeres in sieben Treffen schon dem Oguschan zu; in jedem Falle ist diese Einrichtung eine türkische und weit älter, als Tschengischan, und verschieden von der arabischen Eintheilung, welche nur fünf Abtheilungen des Heeres kennt. Die Türken und nach ihnen die Mongolen theilten ihr Heer in die folgenden sieben Theile: 1. Buldschunghar, auf türkisch Karaul, die Vorposten oder Vedetten; 2. Borunghar, auf türkisch Mankalai, der Vortrab des Heeres, auf arabisch Makaddemetol-dschisch; 3. Unghar, auf türkisch Ssaghkol, der rechte Flügel, auf arabisch Jemin; 4. Dschunghar, auf türkisch Ssolkol, der linke Flügel, auf arabisch Jesar; 5. Ghul, auf türkisch Jesaul, das Mitteltreffen, der Mittelpunkt [39] des Heeres, die Fahnen und Standarten, die Rossschweife und Heerpauken, von den Arabern Kalboldschisch, d. i. das Herz des Heeres, genannt; 6. Okdschunghar, auf türkisch Tschenkdaul, der Nachtrab, auf arabisch Sakat; 7. Bestunghar, auf türkisch Bassdürma und auf persisch Kemingjah, d. i. der Hinterhalt; dieser Theil des Heeres war, wie der türkische und persische Name zeigt, zu Ueberfällen aus dem Hinterhalte bestimmt; er zog aber, der letzte, in so grosser Entfernung vom Nachtrab, dass er den Staub desselben nicht sah. Diese letzte Abtheilung, sowie die erste, fehlt in der Strategie der Araber. Ein Corps von zehntausend Mann hiess Tumen oder Toman, eine Benennung, welche auch den Länderabtheilungen und später Münzen beigelegt ward, wie denn noch heute Silber- und Goldtomane in Persien cursiren; die Silber- und Goldmünzen der Mongolen hiessen Balisch. Die Jagd, Pfeilschiessen, Pferdetummeln und Ringen waren die Uebungen des Heeres und der Feldherren, welche hierin mit gutem Beispiele vorgehen mussten: „Die grossen Fürsten und das ganze Heer muss sich in der Jagd üben und den Namen bestimmen, bei welchem sie, wenn sie ins Feld ziehen, ausgerufen werden sollen; sie sollen mit zu Gott gewandtem Herzen beten, bis sie mit göttlicher Hilfe die vier Weltgegenden unterjocht.“ lautet das zehnte der hinterlassenen Worte Tschengischan's; dann das eilfte: „Der Mann sei unter dem Volke ruhig und schweigsam, wie ein Kalb, falle aber in der Schlacht wie ein hungriger Geyer auf die Feinde.“ und das zwölfte: „Jedes Wort, das einmal gesprochen worden und von dem man zweifelt, ob es im Scherze oder Ernste gesprochen worden, kann nicht mehr zurückgenommen werden, – gilt für Ernst.“ Die grösste Auszeichnung war, wenn der Kaan auf einen mit dem Finger zeigte; dem mit dem Finger Ausgezeichneten[68] waren die Einkünfte der Minen, die guten Pfeilschützen, die Pferde der Post, die Jagdvögel, die Jagdhunde der eroberten Länder zugesprochen.[69] [40] Die feste Grundlage des Herrschergesetzes Tschengischan's war Familieneinigkeit und festes Zusammenhalten der Stammverwandtschaft; eine Lehre, welche er durch das bekannte Gleichniss vom Pfeilbündel, dann von den zwei Schlangen, der einköpfigen Vielschweifigen[70] und einschweifigen Vielköpfigen, seinen Söhnen versinnlichte. Von diesen bekleidete Ogotai, der Oberste Jägermeister, das erste Hofamt, Dschagatai versah die Stelle des Obersten Richters und wachte auf die Vollziehung der Jasa, an deren Verfassung er so grossen Antheil hatte; dem Ogotai lag die innere Verwaltung, d. i. die Erhebung der Steuern, dem jüngsten, Tuli, die Sorge für das Haus und die Truppen, für den Herd und das Heer ob; der jüngste Sohn war, wie schon oben gesagt worden, nach mongolischen Gesetzen der Hüter des Herds und der Herden und nach des Vaters Tod der Erbe der ganzen Wirthschaft, wiewohl das Haupt der Familie und des Stammes stets der Erstgeborne blieb. Das mongolische Gesetz trennte also das Ansehen der Erstgeburt von dem Stammvermögen, indem die Stammherrschaft zwar dem Aeltesten, das Vermögen aber dem Jüngsten des Hauses zuerkannt ward. In diesem Sinne sollte Dschudschi, der älteste der vier Söhne, dem Vater auf dem Throne gefolgt sein, aber mit demselben unzufrieden, besonders seitdem er nicht auf dem letzten Kurultai zur grossen Jagd erschienen, sprach Tschengischan's letzter Wille die Thronfolge dem dritten Sohne, Ogotai, das Stammvermögen aber, das ist die grösste Macht des Heeres, dem jüngsten Sohne, Tuli, zu. Von hundert neun und zwanzig Toman, d. i. hundert neun und zwanzigtausend Mann, aus welchen das Heer bei Tschengischan's Tod bestand, hinterliess er hundert ein Tausend dem Tuli, jedem der vier anderen: Dschudschi, Dschagatai, Ogotai, Gulgan, nur viertausend; den rechten Flügel über acht und dreissigtausend Mann befehligte der erste der neun Orlöke, der treue Freund und Waffengefährte [41] Bughurdschi; den linken von zwei und sechzigtausend Mann der Eroberer China's, der Kojank Mokli der Dschelaire, welchem drei Hesare, d. i. dreitausend Mann Dschelairen als ein Leibregiment überlassen worden; fünftausend seinem jüngsten Bruder Utdschigin, dreitausend seinem Bruder Katschiun und eben so viele seiner Mutter Ulun, tausend dem Sohne des Bruders Dschudschi Kasar's. Diese Truppen erbten in den Familien fort. Als Tschengischan sein Testament machte, liess er aus den Archiven den Familienpact holen, welchem noch das goldene Siegel seines Vorfahren Tumenai aufgedrückt war und welchem die folgenden Ahnen, nämlich: Kabulchan, der Urgrossvater, Bertan Behadir, der Grossvater, und Jisukai, der Vater Tschengischan's, ihre Unterschriften beigesetzt hatten[71]; er zeigte diese Familienurkunde, vermöge welcher der letzte Wille des Herrschers als Gesetz geachtet werden musste, den Söhnen, befahl ihnen, den Bruder Ogotai als Herrn anzuerkennen, und empfahl die Leitung der Reichsgeschäfte dem Vetter Karadschar Nujan, dem Sohne seines Oheims, dem Ahnherrn Timur's. Ogotai erhielt das Reich als oberster Herrscher, Tuli das Stammgebiet am Onon und Kerulon und die östlichen Länder. Dem Uluse Dschudschi's, der kurz vor dem Vater verstorben, ward der Besitz von Kipdschak erhalten; Dschagatai's Antheil waren die Länder der Uighuren, die kleine und grosse Bucharei, die Länder am Ili und zwischen dem Dschihun und Sihun (Oxus und Jaxartes), welchen, sowie der türkischen Mundart der Uighuren, der Name der Dschagataischen verblieb.
Der Familienvertrag der Familie Tschengischan's sowohl, als der grosse Einfluss Karadschar's als Leiter, Rath und Orakel der tschengisischen Familie ist bisher von keinem europäischen Schreiber mongolischer Geschichten gehörig ins Auge gefasst worden; selbst die soeben angeführte Stelle Mirchuand's über den Familienvertrag ist unberücksichtigt geblieben. Das seit kurzem erst in englischer Uebersetzung [42] bekannt gewordene treffliche Werk des Stammbaums der Türken, welches den Kern der Geschichte der vier Uluse von Ulugbeg enthält, gibt darüber sowohl, als über Karadschar's Einfluss und Ansehen umständlichen Bericht; wir lernen daraus, dass dieser Familienvertrag Temghai Tumenaichan, d. i. das Insiegel Tuminechan's, hiess, und also schon vom Ururgrossvater Tschengischan's datirt. Diesen Familienvertrag liess Tschengischan auf seinem Sterbebette holen und führte seinen Söhnen zu Gemüthe, dass er sowohl, als Karadschar, denselben immer genau beobachtet hätten. Karadscharchan erscheint also schon hier als das Haupt eines Zweiges der Familie Tschengischan's, welches im Namen derselben mit Tschengischan einen Familienvertrag eingegangen oder vielmehr den erneute, welchen der Ahnherr Tumenaichan zwischen seinen Söhnen Kabulchan und Katschulai geschlossen und welchen später Jisukai und Temudschin bestätigt hatten; mehr als einmal erwähnt desselben die Geschichte des Stammbaums; sie erwähnt desselben unter der Regierung Tewa's, des eilften Chan's der Familie Dschaghatai, als des zwischen Karadschar Nujan und Tschengischan geschlossenen Familienvertrags, und abermals unter der Regierung von Sijurghurtmisch, dem zwei und dreissigsten Chane des Uluses Dschaghatai[72]; dieser Familienvertrag des tschengisischen Hauses, welcher zuerst von Tumenaichan, dem vierten Ahnherrn Tschengischan's, zwischen seinen beiden Söhnen Kabul und Katschulai aufgerichtet, von seinem Urenkel Jisukai bestätigt worden, ward von seinem Ururenkel Tschengischan mit Karadschar erneuert und blieb bis zu dem letzten Chane des Uluses Dschaghatai, von Tumenaichan bis auf die Zeit Timur's, d. i. durch dreihundert Jahre, aufrecht. Karadschar Nujan hätte zweifelsohne den Thron, wenigstens im Uluse Dschaghatai, für sich selbst behaupten können, aber er wollte lieber denselben verleihen, als selbst einnehmen; so erhob er einige Jahre nach dem Tode Dschaghatai's [43] statt eines Sohnes den Enkel desselben, Kara Hulagu, auf den Thron, setzte denselben zwar auf die Vorstellung des Grosschan's Gajuk ab und einen Sohn Dschaghatai's als Chan, dann aber, als dieser gestorben, den Kara Hulagu zum zweitenmal als Chan des Uluses Dschaghatai ein.[73] Karadschar war der Sohn Emir Songhur Tschitschan's, der Enkel Emir Irdümdschi's, der Urenkel Emir Kadschulai's, des Sohnes Tumenai's und also der Vetter Tschengischan's im dritten Grade, indem ihre Urgrossväter Brüder waren. Warum Tumenai, da ihre Urgrossväter Kabul und Katschulai Brüder, warum Tumenai, welcher acht Söhne hatte, den Hausvertrag der Herrschaft nur unter den beiden obgenannten abschloss, erhellt nicht aus den bisher bekannten Quellen mongolischer Geschichte; wahrscheinlich weil Katschulai dem Kabulchan die Nachfolge streitig machte. Nach den vier durch die vier Söhne Tschengischan's begründeten Ulusen war das Haus Karadschar's das mächtigste des tschengisischen Stammes und Herrschaft und Welteroberung gingen auf den Nachkömmling Karadschar's im fünften Grade, auf Timur Gurgan, über.[74] Der Stamm des Hauses Karadschar's war der der Berla's.[75] Karadschar, der Rath Tschengischan's und seiner Söhne Ogotai und Dschaghatai, starb bald, nachdem er den Kara Hulagu, den Enkel Dschaghatai's, zum zweitenmale auf den Thron gesetzt, acht und neunzig Jahre alt[76], und hinterliess zehn Söhne, deren ältester, Itschel, der Ururgrossvater Timur Gurgan's.[77]
Ehe wir von Tschengischan zur Geschichte seiner Nachfolger, Herrscher der Mongolen, übergehen, nur noch ein [44] Paar Worte über den Charakter und die Sitten des Volkes. Die beste und kürzeste Schilderung derselben liegt im Namen Mongol selbst, sei es, dass derselbe, wie die persischen Quellen sagen, trübe und traurig, sei es, dass er, wie ein mongolischer Geschichtschreiber behauptet, trotzig und unerschrocken bedeute. Es hat mit dem Namen der Mongolen dieselbe Bewandtniss, wie mit dem der Slaven, welchen die Fremden von Slavo: schwach und feige, die Eingebornen von Slaba: Ruhm und Glanz, abgeleitet haben; wie dem auch sei, der Charakter der Mongolen entspricht der doppelten Angabe der Bedeutung ihres Namens, sie sind eben so ein trübes und trauriges, als trotziges und unerschrockenes Volk. Die Traurigkeit und Schwermuth spricht sich schon in den Klaggesängen, welche vom mongolischen Geschichtschreiber Ssetsen aus der ältesten Zeit her erhalten sind, in der wehmüthigen Sehnsucht nach den Ufern des Onon und Kerulon, sowie in den Volksliedern der heutigen Mongolen aus; ihre Tapferkeit hat sich Asien unterworfen und Europa zittern gemacht, ein trauriges barbarisches Volk, das erst Tschengischan durch das Beil und die Prügel gesittigt, und das durch Raubsucht und angeborenen Sklavensinn das tüchtigste Werkzeug zur Welteroberung; „sie hatten das Herz des Löwen, die Geduld der Hunde, die Behutsamkeit des Kranichs, die List des Fuchses, die Vorsicht des Raben, die Raubsucht des Wolfes, die Heftigkeit der Hahnen, für Familie sorgend wie Hühner, die Ruhe der Katzen, die Heftigkeit im Anfall vom Schweine“, welche Eigenschaften der Morgenländer dem vollkommenen Krieger insgemein beilegt[78]; man könnte aber auch sagen, dass sie alle Eigenschaften der zwölf Thiere ihres Jahrescyclus in sich vereinten, dass sie diebisch wie Mäuse, stark wie Stiere, raubsüchtig wie Panther, vorsichtig wie Hasen, listig wie Schlangen, schrecklich wie Drachen, muthige Renner wie Pferde, folgsam wie Schafe, kinderliebend wie Affen, familiensorgsam wie Hühner, treu wie Hunde, unrein wie [45] Schweine; der Cyclus ihres Jahres war das Sinnbild ihres sittlichen Gesichtskreises. Mittler Statur, breit von Schultern, stark vom Rücken, hervorragender Brust und eingezogenen Bauchs, von grauen und braunen Augen, die aus schiefen Winkeln hervorglotzen, von breiten olivenfarbenen Wangen, Stumpfnasen, dicken Lippen, spärlichen Barthaaren, aber wucherndem Haarwuchse auf dem Kopfe, dessen Vordertheil vom Scheitel bis zu den Ohren hufeisenförmig geschoren; leicht, flink, mit ihren Pferden wie Centauren zusammengewachsen; gewandte Bogenschützen, wie einst die Parther, nie gefährlicher als im Fliehen, mit Kampf und Beute gesättigt noch immer nach Kampf und Beute durstend, undankbar, schmutzig, grob, raubsüchtig, grausam, aber leibeigen, wahrheitsliebend, prunkhassend, tapfer und blindlings gehorsam, Niemand war ihnen Freund, aber sie hassten der Denuncianten scheussliche Brut. Ihre Nahrung: Hirse, Haiden und Fleisch von allen Arten, am liebsten das des Pferdes, aber auch Mäuse, Hunde, Katzen und sogar gebratenes Menschenfleisch; das Fett leckten sie von den Fingern und schmierten damit ihre Stiefel. Ihr liebstes Getränke: Stutenmilch sammt dem daraus gezogenen, gegohrnen, berauschenden Kumis und Meth; ihre Kleider aus Thierfellen genäht, ihre Waffen aus Eisen geschmiedet, ihre Kopfbedeckung eine dreieckige, am Rande verbrämte Mütze, der sogenannte tatarische Hut, die der Frauen eine ellenhohe Pyramide aus leichtem Holz, deren Obertheil mit Pfauenfedern und Juwelen geschmückt, mit einem Flore bedeckt, welcher Baghtak hiess, woraus die Missionäre Botta, die Venezianer Bauta gemacht. Die Weiber, deren grösste Schönheit die kleinste Nase, wie bei den Chinesen der kleinste Fuss, bereiteten den Kumis und die getrocknete sauere Milch, welche Kurut[79] hiess; sie verfertigten alle Arten der Hausgeräthe, Kleider, Zelte, Reitzeug, Schilde, Schuhe, Socken, Betten, die vermählten mit weissem, bis auf die Brust reichenden Schleier verhüllt, ihre ledernen aufgeschlagenen [46] Oberkleider hielt ein Gürtel um die Brust zusammen. Die Frauen, deren Zahl nur durch die Lust des Mannes oder durch seine Mittel, sie zu erhalten, beschränkt war, genossen grossen Ansehens und Einflusses, besonders die Mütter und die Stiefmütter, deren der Sohn nach des Vaters Tod gewöhnlich sich einige als Gemahlinnen aneignete. Sie glaubten, dass der Mann in jenem Leben seine Weiber wieder finde, aber damit der Herrscher bis zu ihrem Hinscheiden im anderen Leben nicht langweile, sandten sie ihm seine Beischläferinnen, dieselben schlachtend, ins Grab nach.
Von dem Aberglauben ist bereits des das Donnerwetter betreffenden erwähnt worden; wie sie glaubten, dass die Kamen es beschwören könnten, so auch, dass es in ihrer Macht stände, mittels des Regensteines, Dschade (welcher schon von Japhet her vererbt war), Regen zu machen, und die Dschededschi, d. i. die Regenmacher, vertraten bei dem mongolischen Heere die Stelle der Auguren des römischen. Zauberei wurde geübt, weil geglaubt, und war, wenn die Person des Herrschers mit ins Spiel kam, Majestätsverbrechen. Um sich wider die Wehen der Zauberei zu bewahren, mussten die zu Reinigenden zwischen zwei Feuern durchgehen, die polnischen und russischen Gesandten und die des Papstes im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert, wie schon fünf und sechs Jahrhunderte früher der byzantinische Gesandte Zemarchos am Hofe des Königs der Türken durchs Feuer gereinigt ward.[80] Ihre Wahrsager wahrsagten besonders aus den Schulterblättern der Schafe; sie schwuren bei dem Blute geschlachteter Thiere, bei der in den Strom gestampften Erde, bei den abgehauenen Bäumen, bei dem Fleisch und Blut ihrer Herrscher, aber nicht im Namen Gottes. Ehe die Lehrer des Budhismus und des Islams die Mongolen bekehrten, verehrten sie ein höchstes Wesen, von Marco Polo Natagai, von Ssetsen Hormusda genannt; das letzte ist gewiss der Hormusd der Maghen, das erste vielleicht nur die Verstümmelung des türkischen Wortes [47] Onggan, d. i. Gott. Sie beteten die Sonne und Sterne sammt den Elementen an, und weihten diesen ihren Göttern, ehe sie assen, Speise und Trank. Bei dem Gebete wurden die Gürtel gelöst und über die Schulter geworfen, wie Tschengischan gethan, als er in der Nacht hinaus ging auf den Berg, um den Beistand des Himmels zu erflehen wider den Herrscher des himmlischen Reichs auf Erden. Einer der grössten Lobsprüche, welche ihm die Geschichte zollen muss, ist seine Duldung gegen alle Religionen. Uighurische Kamen und chinesische Bonzen hielten vor ihm Controverse, die Budhapriester erhielten die Erlaubniss, ihre Burhanenbilder aufzustellen, aber die Kamen blieben in nicht minderem Ansehen; neben ihnen wurden die Priester aller anderen Religionen, namentlich die Arghaun, d. i. die Christlichen, der Nestorianer geduldet. Zu Bochara war Tschengischan zwar in die Moschee geritten, stieg aber, als er hörte, das sei Gottes Haus, vom Pferde auf die Kanzel und ertheilte die Befugniss der allgemeinen Plünderung mit den Worten: Das Feld ist gemäht, gebt euren Pferden zu fressen, worauf die Korane unter die Hufe der Pferde getreten wurden und der Wein die Flur der Moschee überschwemmte, während die Imame oder Scheiche als Stallknechte die Pferde warten mussten; aber hingegen hatte er in der kleinen Bucharei, wo Kuschluk der Naimane den Islam unterdrückt, die freie Ausübung desselben gestattet. Diese allgemeine Duldung blieb Herrscherprincip der Kaane und auch der persischen, und selbst noch zum Theile nach ihrer Bekehrung zum Islam. Ausser dem grossen Schmiedefest am neuen Jahrestag wurde alljährlich auch das des Geburtstages des Chan's, sowie die Thronbesteigung desselben mit Trinkgelagen gefeiert. Bei diesen Gelagen gab einer der Diener das Zeichen, indem er Ha! schrie, zum Beginne der Musik; der Cythernspieler begann sein Spiel, die Männer tanzten vor dem Herrn, die Weiber vor der Frau des Hauses, Alle in die Hände klatschend. Nachdem der Hausherr getrunken, schrie der Diener wieder Ha!, der Cythernspieler verstummte, und nun tranken alle Gäste unter Gesang, der [48] aber mehr ein Geheul.[81] Bei diesen Trinkgelagen wurden die Preise der Tapferkeit [Ulisch[82]] vertheilt, und dieselben leben noch zum Theil in den kalmukischen Uerrus fort.[83] Das Seitenspiel zu diesem Harufe ist das Zetergeschrei von Morio als Mordio, das sie während des Pferderennens oder Pfeilschiessens erhoben[84], indem sie die Hände ausstreckten. Im Kriege vermieden sie so viel als möglich das Gefecht von Mann zu Mann und suchten nur im Fliehen zu verwunden oder zu tödten; den Belagerten sicherten sie Schonung des Lebens und Eigenthums zu, hielten aber fast niemals Wort; die Besatzungen metzelten sie alle nieder und schonten manchmal nur der Künstler und Handwerker, die sie in die Sklaverei mit sich schleppten. Bei der Todtenzählung nach Schlachten oder Gefangnengemetzel wurde nach jedem geschlachteten Zehntausend Ein Leichnam mit dem Kopfe zur Erde, mit den Füssen in die Höhe als Trophäe aufgerichtet. Bei den Begräbnissen ihrer Fürsten wurden ihre Sklavinnen oder Beischläferinnen geschlachtet, wie schon Terxanthes, der Fürst der Türken, gefangene Hunnen am Grabe seines Vaters geschlachtet.[85] Bei dem Begräbnisse wurde gewöhnlich dem Todten ein Hengst, Stute oder Füllen mit ins Grab gegeben mit Sattel und Zeug, damit er im anderen Leben sogleich beritten sei, damit es ihm an Stutenmilch nicht fehle; ein anderes Pferd wurde zum Todtenmal geschlachtet und dann ausgestopft über dem Grabe aufgestellt; die Gräber der Vornehmen waren aus Stein, Häuser der Todten, nur Tschengischan hatte noch bei seinen Lebzeiten geboten, sein Grab geheim zu halten und ihn ohne Maal zu begraben unter einem grossen Baume im Walde von Burhan Kaldun.
Ungeachtet der klaren Anordnung Tschengischan's über die Nachfolge auf dem Throne blieb derselbe fast zwei Jahre lang ledig, wovon die Ursache wohl nur in der Umsicht Ogotai's, welcher seine Brüder Dschaghatai und Tuli und [49] des Neffen Batu Pläne und Absichten kennen und prüfen wollte, ehe er den etwa von ihnen selbst gewünschten Thron bestieg. Diese Zögerung zeigt, dass es ihm auch mit der dreissigtägigen Weigerung auf dem zur Thronbesteigung im Familienhorde Tschengischan's zu Keluran am Onon zusammenberufenen Kurultai der Prinzen einigermassen Ernst gewesen sein mag; erst am vierzigsten Tage zogen ihn sein Bruder Dschagatai und sein Oheim Utdschigin (der jüngste Bruder Tschengischan's) auf den Thron, sein jüngster Bruder, Tuli, brachte ihm knieend den mit Stutenmilch gefüllten Becher dar, im selben Augenblicke warf die ganze Versammlung die Mützen in die Höhe und den Gürtel über den Rücken, worauf er sich vor der Sonne anbetend niederwarf und mit neunmaliger Kniebewegung dem neuen Kaan huldigte. Die vorzüglichsten Prinzen, welche auf diesem Kurultai erschienen, waren nebst den zwei schon genannten Brüdern der Bruder Gulgan und der Oheim Belgetai, sieben Neffen, Söhne Dschudschi's, von denen der zweite, Batu, der Herrscher in Kipdschak; dann die Neffen Iltschidai, der Sohn Dschudschi Kasar's, und Karadschar Nujan, welchem Tschengischan die Berathung des Thronfolgers anempfohlen. Um dem Herrscher im Grabe zu huldigen, wurden ihm vierzig seiner liebsten Sklavinnen unter die Erde nachgesandt; um seine Anordnung der Welteroberung nach allen vier Weltgegenden in Erfüllung zu sehen, ein dreifacher Heereszug beschlossen. Dschurmaghun der Dschelaire wurde mit einem Heere nach Persien gesandt, um Dschelaleddin, den Schah von Chuaresm, welcher sich nach Tschengischan's Tod eines Theils des väterlichen Erbes bemächtigt hatte, zu vernichten. Batu und seine Brüder wurden zur Eroberung des Westens, das ist Russlands, Polens, Ungarns und der angränzenden Länder befehligt[86]; Ogotai selbst zog wider China aus, um die vom Vater begonnene Eroberung des himmlischen Reichs zu vollenden. Unter ihm [50] befehligten die Abtheilungen des Heeres Subutai, der eine der beiden Feldherren, welche vor sieben Jahren Persien bis nach Russland durchzogen, und Tatschar, der Sohn des hochbetrauten ersten Örlök Bugurdschi, dessen Stelle als Wesir jetzt einer der weisesten und menschlichsten und folglich grössten Wesire versah, deren die Geschichte erwähnt. Mahmud Jelwadsch war ein Perser und Moslim, welchen sich die chinesischen Quellen aneignen, indem sie den Namen Jelwadsch in Jelui verstümmeln, ihn selbst zu einem Chitanen, Bekenner der Lehre des Fo, machen.[87] Sieben Jahre lang dauerte der Krieg im Osten und Westen, glorreich in den nördlichen Provinzen China's, in Schensi, Petseli und Iran, in Russland, Polen und Ungarn, erobernd und verheerend geführt. Die mongolischen Heere drangen zu gleicher Zeit bis an die Ufer des Kara Muran, d. i. der schwarzen Mur, oder des gelben Flusses in China und fast bis an die der weissschäumenden Mur in Steiermark vor; China's Länder wurden bleibend erobert; mit dem Falle der Residenz Peanking, deren von Subutai dem mongolischen Heere versprochene Plünderung nur durch die Vorstellungen Jelui Tschutsai's (Jelwadsch's) abgewendet worden, stürzte auch die Dynastie der goldenen Kaiser zusammen, deren letzter, von Tschengischan zuerst besiegter, sich erhing.[88] Im Westen waren die Heere Batu's über Russland, Polen und Ungarn bis nach Mähren, Oesterreich und Dalmatien vorgedrungen; sie erschienen belagernd vor den Mauern von Wienerneustadt und zogen vor denen Wien's vorbei; von denen von Olmütz, nachdem die Blüthe des mährischen und schlesischen Adels in der unglücklichen Schlacht von Lignitz geblutet, wehrte sie Jaroslav von Sternberg ab, von dessen Hand Peta, d. i. Paidar, der Sohn Dschagatai's, fiel, wie sein Bruder Mowatukan vor den Mauern Bamian's gefallen, wesshalb Olmütz für die Mongolen eine böse Stadt, wie sie Bamian und Koseslk nannten. [51] Auf dem Rückzuge von China starb Tuli, welcher während des ganzen siebenjährigen Feldzugs dem Bruder eben so treu und tapfer als Feldherr gedient, als vormals dem Vater, nur vierzig Jahre alt, ein wahrer Spiegel (was sein Name Tuli heisst) von Sohnespflicht und Brudertreue.
Die Verwaltung der von der goldenen Dynastie eroberten chinesischen Länder übertrug Ogotai dem weisen Wesire Jelwadsch, welcher schon im ersten Jahre des Feldzugs zehn Steuerämter zur Einrichtung und Einhebung der Steuern niedersetzte, deren jedes einen Präsidenten und Vicepräsidenten hatte und deren Beamte chinesische Gelehrte. I. J. 1230. – „Das Reich“, stellte der weise Staatsmann dem Herrn vor, „ist zu Pferd erobert worden, kann aber nicht zu Pferd regiert werden“; sechs Jahre hernach wurden die ersten Tresorscheine für die Summe von zehntausend kleinen Barren, d. i. für fünfzigtausend Unzen Silber, ausgegeben.[89] I. J. 1236. Er stiftete zwei hohe Schulen, die eine zu Pingang in Schendai, die andere zu Peking in Petsche-li, wohin die mongolischen Emire ihre Söhne sandten, um in der Geschichte, Geographie, Arithmetik und Astronomie unterrichtet zu werden.[90] Durch Colonien, aus China weggeschleppte Maurer, Zimmerleute, Maler und Vergolder, wurde während des Feldzugs zu Karakorum, welches auf der Ostseite des Berges Utekian, in der Nähe des Flusses Orghan, ehemals die Residenz der Uighuren, die neue Residenz des Herrschers gebaut und geschmückt, welche Ordubaligh, d. i. Lagerballei, genannt ward, als Seitenstück zur chinesischen Residenz Peking, welche später unter Kubilai den Namen von Chanbaligh, d. i. Chansballei, erhielt.[91] In zwei besonderen Quartieren derselben wohnten die Moslimen und Chinesen von den Mongolen getrennt; an den nach den vier Himmelsgegenden gelegenen Thoren wurden die Märkte der Schafe und Ziegen, Ochsen und Pferde gehalten[92]; zwölf Götzentempel, zwei Moscheen, [52] eine christliche Kirche zeigten, dass nebst dem herrschenden heidnischen Kultus auch die freie Ausübung der anderen gestattet ward. Die Stadt wurde täglich durch fünfhundert Wagen verproviantirt, deren einige sehr gross, von acht Ochsen gezogen[93]; der Palast der Residenz hiess Karschi; Goldschmiede, unter denen ein französischer, von den Mongolen auf ihrem Raubzuge durch Ungarn von Belgrad weggeschleppter[94], arbeiteten an den goldenen und vergoldeten künstlichen Thieren, welche als Fontainen an festlichen Tagen statt Wassers Kumis, Wein, Meth[95] und Reisabsud spien[96]. Den Frühling brachte der Kaan auf den Weiden zu, wo vormals die Herden Efrasiab's geweidet haben sollen und wo er das Zelt Gewher Chagan, d. i. des Chakan's Edelstein, baute[97], den Sommer am Gebirge Ormektu[98], wo das goldene Zelt (Sira Ordu) aufgeschlagen, dessen Nägel Gold, das von innen mit goldenen Tapeten behangen, tausend Personen fassen konnte; den Herbst brachte er zu Köschei Nawer, vier Tagreisen von Karakorum, zu, und im Winter jagte er grösstentheils zu Ongko, an dem Gebirge von Telenku; nur einen Monat lang schenkte er seine Gegenwart der Residenz; zwei Parasangen davon hatte er ein hohes Köschk erbaut, welches Terghubaligh, d. i. Proviantballei, hiess; hier ward vor dem Einzuge in die Stadt Einen Tag Rast gemacht, an welchem der ganze Hofstaat einfarbig gekleidet erscheinen musste. Während des Aufenthalts in der Residenz (Karschi) wurden täglich Feste gegeben und die reichsten Geschenke gespendet, denn Ogotai war an Freigebigkeit ein zweiter Hatim; die Zeit verging unter Bogenschiessen, Scheibenwerfen, Ringen, Jagen. Vor der Stadt war ein Stück Landes im Umfange von zwei Tagreisen mit einem Walle aus Lehmen und Reisig als Park umfangen, in welchen das grosse, auf dreissig Tagreisen ausgedehnte [53] Jagdrevier des Heeres, immer näher zusammenrückend, das ganze Wild der Gegend hineintrieb. Die Prinzen und Emire erlegten dasselbe in des Chanes Gegenwart; das erlegte wurde unter den Hofstaat und das Volk vertheilt. In Chorasan wurde die Stadt Herat, welche bei der Eroberung durch das Blutbad von hundertachtzigtausend ihrer Bewohner entvölkert und niedergebrannt wurde, wieder aufgebaut; fünfzigtausend Gefangene wurden zu diesem Ende dahin befehligt. Die Statthalterschaft Chorasan's war dem Uiraten Arghun anvertraut[99], die von Persien dem Körges (Blindaug), welcher mit Dschurmaghun nach Persien gekommen; über die Länder vom Gebirge Chankai bis an den Oxus war Mesud, der Sohn von Jelwadsch, als Statthalter bestellt. Ogotai's Freigebigkeit kannte keine Gränzen, aber auch nicht seine Unmässigkeit im Trinken, welche seinen frühzeitigen Tod herbeiführte; sein Bruder Dschagatai hatte ihn beschworen, sich die Zahl der Becher zu mindern; er minderte die Zahl, nahm aber Becher von grösserem Umfange. Abika, die Schwester Sijurkukteni's, die Gemahlin Tuli's, um deren Hand Tschengischan vergebens bei Owangchan geworben und die heimlich an einen Tafeldecker vermählt an der chinesischen Gränze ihren Jurt hatte, kam alljährlich mit ihrem Sohne, welcher mit dem Amt eines Mundschenken bekleidet war, zur Aufwartung. Eines Nachts, wo ihr Sohn den Wein kredenzt hatte, starb Ogotai. 11. Dec. 1241. Man wollte Abika und ihren Sohn der Vergiftung beschuldigen, aber Iltschidai und die anderen Emire vertheidigten ihre Unschuld, indem es klar war, dass Ogotai im Uebermasse des Rausches vom Schlage getroffen worden.[100]
Ogotai hatte vier grosse Frauen Gemahlinnen und sechzig Beischläferinnen, aus den letzten nur zwei Söhne; die Mutter der fünf anderen war die zweite der vier Gemahlinnen, Turakina, aus dem Stamme Ohos Merkit, welche von Tschengischan ihrem Gemahle Tairosun, dem Fürsten der Merkit, geraubt und dem Sohne Ogotai zur Frau gegeben worden, [54] wiewohl jenem früher die Prinzessin Kulan, die Tochter Tschengischan's, vermählt war; sie war nicht schön, aber den Mangel an Schönheit ersetzte Herrschsucht und List, wodurch sie nach Ogotai's Tod die Kaanschaft ihrem Sohne Gujuk verschaffte, wiewohl Ogotai dieselbe dem Schiramun, dem Sohne seines geliebten, vor ihm verstorbenen Sohnes Kutschu, bestimmt hatte. Nach dem mongolischen Familiengesetze war sie nach des Gemahles Tod als Mutter die Regentin, welcher alle Stämme bis zur Thronbesteigung des neuen Herrschers gehorchen mussten. Durch die Künste ihrer Herrschsucht und List verlängerte sie die Regentschaft vier volle Jahre, während welcher sie Alleinherrscherin der Mongolen. Sie begann ihre Herrschaft mit der Absetzung des Staatssecretärs Ogotai's, des Uighuren Tschinkai[101], welcher die Worte Ogotai's aufgezeichnet, und entzog ihr Vertrauen dem weisen Mahmud Jelwadsch, dem Chuaresmier, welcher schon von Tschengischan als Gesandter an Chuaresmschah verwendet, seinen Beinamen vermuthlich dieser Gesandtschaft dankt, wiewohl Jelwadsch eigentlich nur einen Gottesgesandten, einen Propheten bedeutet.[102] Turakina hatte ihr unbeschränktes Vertrauen in Finanzgegenständen dem Moslim Abderrahman geschenkt, welcher zu Ende der Regierung Ogotai's sich als Pächter der Staatseinkünfte China's mit Verdoppelung des bisherigen Pachts von Einer Million auf zwei angetragen. Jelwadsch stellte dagegen vor, dass man wohl fünf Millionen jährlich erpressen könne, aber das Land zu Grund richten würde; der Pacht ward dennoch bewilligt, und Abderrahman und die Moslimin Fatima, welche bei der Verheerung von Tus geraubt worden, leiteten die Rathschläge Turakina's. Bald nach dem Tode Ogotai's hatte dessen Oheim Utdschigin, der jüngste Bruder Tschengischan's, Miene gemacht, sich der obersten Herrschaft bemächtigen zu wollen, indem er mit Truppen der Residenz nahte. Turakina sandte ihm Wort: warum er mit so zahlreichem [55] Gefolge seine Tochter zu besuchen käme? und sandte ihm seinen Sohn, der am Hofe Ogotai's verweilte, zurück. Utdschigin antwortete, dass er blos gekommen, ihr sein Beileid über den Tod des Gemahls zu bezeigen, und kehrte zurück. Der ausgeschriebene Landtag hatte endlich am See Köke[103] statt, wo Ogotai den Herbst zuzubringen pflegte. Der lange Aufschub rührte vorzüglich von Batu her, welcher die Regentin nicht liebte, und ein Uebel am Fusse vorschützte, um nicht auf dem Kurultai zu erscheinen; endlich versprach er zu kommen, sandte aber seiner statt seine Söhne und Enkel; auch der Temgu Utdschigin erschien mit achtzig seiner Söhne; die Frau Sijurkukteni, die Wittwe Tuli's mit ihren Söhnen und die Dschagatai's[104]; ausserdem die Statthalter des Reichs: der von Chorasan und Persien, Arghun; der von Uighuristan und Turkistan, Mesud, der Sohn von Jelwadsch; von den zinsbaren Fürsten Rukneddin, der Seldschuke Rum's, Jaroslaw, der russische Grossfürst, zwei Prinzen David, die sich um den Thron Georgiens stritten, der Bruder des Herrschers von Mossul, aus dem Hause Ejub, die beiden Gebieter von Kurdistan, Schemseddin und Schihabeddin, im Namen des Fürsten der Assassinen, die Herren von Rudbar und Alamut, Fachreddin der Richter der Richter, von Seite des Chalifen von Bagdad, der Gesandte des Fürsten von Fars und Kerman, und im Namen des Papstes Innocenz des vierten die beiden Franziskaner: der Pole Benedict und der Franzose Plan Carpin, deren letztem wir das treue Gemälde des Kurultai und tatarischer Sitte in seiner Reisebeschreibung verdanken. Zugleich waren vier Dominikaner Missionäre an Baidschu Nujan[105], den mongolischen Befehlshaber in Persien, abgegangen, von denen aber nur [56] Simon von Saint Quentin über die Missionsreise kurzen, im Geschichtsspiegel des Vincenz von Beauvais erhaltenen, Bericht hinterlassen.
Durch vier Tage wechselten die Prinzen und ihr Gefolge den Anzug, indem sie am ersten Tage in weissen Kleidern, am zweiten in rothen, am dritten in violeten, am vierten in scharlachfarbenen erschienen; zwei Eingänge führten zum grossen Wahlzelte, in welchem Raum für zweitausend Personen; einer der Eingänge unbewacht, nur für den Herrscher; der andere von Bogenschützen besetzt, welche die, denen der Eingang nicht gestattet war, abwehrten. Die Thronbesteigung sollte schon am Tage der Himmelfahrt Mariä statthaben, ward aber ob eines fürchterlichen Hagels und Schneegestöbers (welches in der Hälfte Augusts für die Rauheit des Klima's im Gebirge von Karakorum zeugt und den mongolischen Volksaberglauben der donnerbeschwörenden Uriankuten und der hagelmachenden Schamanen erklärt) bis an den Bartholomäustag verschoben. 24. August 1246. Turakina hatte für ihren Plan, den Thron ihrem ältesten Sohne Gujuk zuzuwenden, die Stimme Sijurkukteni's und ihrer Söhne gewonnen, und der Minister Kaidak, Chinese, wie Tschinkai, leiteten die Wahl. Gujuk, von heftigem und wankelmüthigem Sinne[106], verstand sich zur Annahme des ihm von der Mutter bestimmten Thrones nur unter der Bedingniss, dass die Fortdauer der Herrschaft in seinem Uluse beschworen werde. Der Vertrag ward mit der Formel unterzeichnet: „dass, so lange vom Stamme des Kaan's ein Stück Fleisch übrig, an der Herrschaft kein Anderer Theil nehmen solle“.[107] Dem Gujuk, wiewohl noch nicht zum Herrscher ausgerufen, wurden schon ausschliessliche Ehren erwiesen; wenn er aus seinem Zelte ging, traten ihm Sänger vor und die Hofdiener neigten vor ihm ihre Ceremonienstäbe mit den rothen Quasten.[108] Als man endlich mit dem Wahlvertrage im Reinen, hatte die Feierlichkeit der Thronbesteigung [57] statt. Gujuk wurde auf einen goldenen Stuhl gesetzt, und die Prinzen und Nujanen erklärten, dass sie ihn zum Herrscher wollten. Gujuk fragte: ob sie bereit, seinem Worte zu gehorchen, zu gehen und zu kommen nach seinem Befehl und zu tödten auf seinen Wink? und als sie dies bejaht, sagte er: So wird dann künftig sein mein Wort als Schwert. Sie gaben ihre Zustimmung, setzten ihn vom goldenen Stuhle auf eine Filzdecke auf die Erde und sagten: Schaue auf zu Gott im Himmel und nieder auf den Filz zur Erde; wenn du gut regierst, wenn du gerecht, freigebig, die Prinzen und Freiherren ehrst, wird dir die Erde unterthan sein nach deinem Willen; im Gegentheil wirst du arm, verachtet und elend sein und nicht einmal der Filz wird dein gehören, auf dem du sitzest[109]. Dann setzten sie neben ihn seine Gemahlin Oghulkaimisch die Merkitin, hoben sie beide auf dem Filze empor und riefen ihn als Chakan und Moilchan und sie als grosse Frau der Mongolen aus. Die Mützen flogen in die Luft, die Gürtel wurden über die Schulter geworfen, die ganze Versammlung beugte neunmal das Knie, drei Becher von Stutenmilch, Wein und Meth wurden ihm dargebracht, und als er aus dem Zelte ging, fiel das versammelte Volk und Heer dreimal vor ihm nieder[110]; sieben Tage dauerte das Fest, während welches vom Zelte des Chakan's Fleisch und Salz und Stutenmilch ausgetheilt ward[111]. Die Frauen hatten ihre Sitze links des Thrones, auf der rechten Seite standen nur die Prinzen[112]; die Nujanen hatten ihre Sitze inmitten des goldenen Thronzeltes; die der Frauen waren von weissem Filz; die Diplome wurden erneuert, die Jurte und Privilegien bestätigt, die Statthalterschaften vertheilt. Die Feldherren Subutai Behadir und Dschaghan wurden nach China, Iltschikidai mit einem schweren Heere nach Westen zur Schlichtung der Angelegenheiten Rum's und Georgien's abgeordnet, dem Arghun wurde die Reichshut wider die Schlösser der Assassinen in [58] Chorasan und Kuhistan aufgetragen, die Gesandten von Alamut und die des Chalifen wurden mit drohenden Briefen entlassen, indem über den Fürsten der Assassinen Arghun, der Statthalter von Chorasan, über den Chalifen sich Schiramun, der Sohn Dschurmaghun's, des vormaligen Feldherrn in Persien, beklagt hatten. Die Finanzverwaltung von China war in den Händen Abderrahman's; Mesud, der Sohn von Jelwadsch, behielt die Verwaltung Turkistan's; die Wesirschaft war zwischen den beiden Chinesen Tschinkai und Kaidak getheilt, unter denen die nestorianischen Priester hoch das Haupt empor trugen und auf deren Einfluss die Missionäre des Papstes die Hoffnung der Bekehrung des Chan's zum Christenthume bauten. Turakina starb schon zwei Monate nach ihres Sohnes Thronbesteigung, und ihre Günstlingin Fatima ward unter der Anklage, dass sie dem Prinzen Kulan, dem Bruder des Chan's, eine Krankheit angezaubert, als Zauberin ertränkt. Im Frühjahre des zweiten Jahres seiner Regierung ging Gujuk von Karakorum gegen Imil, sein Stammgebiet; die Wittwe Tuli's sandte hievon Batu, dem Herrscher von Kipdschak, Kunde, um ihn zu warnen, dass der Marsch wider ihn gerichtet sein könnte; auf demselben starb Gujuk im drei und vierzigsten Jahre als ein Opfer seiner Ausschweifungen in Trunk und Weibern.
Der Tod Gujuk's ward nach der von Tschengischan herrührenden Staatsmaxime geheim gehalten, bis der Aelteste der Familie (dies war Batu, der Herrscher von Kipdschak) davon verständigt; er war auf Sijurkukteni's Warnung vom Marsche Gujuk's demselben entgegengezogen und bis nach Kialik gekommen, als er die Kunde des Todes erhielt. Die Regentin, die Frau Oghulkaimisch, sandte an ihn Botschaft im Namen ihrer Söhne, von denen der älteste, Chodscha Aghul, den Thron vermöge der Jasa und des noch bei der Thronbesteigung seines Vaters unterzeichneten Familienvertrags in Anspruch nahm; aber auch die Frau Sijurkukteni, Wittwe Tuli's, die Mutter vier seiner neun Söhne, nämlich: Mengku's, Kubilai's, Hulagu's und Arik Buka's, sandte Botschaft, um seine Stimme für den ältesten derselben zu [59] gewinnen. Sijurkukteni war die Nichte Owangchan's, eine Frau von ausserordentlichem Geiste und Verstande, unstreitig die grösste aller Frauen, von denen die mongolische Geschichte ein Paar Hundert, in die der Herrscher verflochten, erwähnt. Hochangesehen durch ihre Geburt als die Nichte des grossen Herrschers der Kerait aus seinem Bruder Hakembo, war sie es noch mehr durch die Verschwägerung mittels ihrer drei Schwestern, von denen Begtutmisch eine der vier grossen Frauen Dschudschi's und also die Stiefmutter Batu's, und vermöge der mongolischen Sitte, nach welcher die Söhne nach des Vaters Tod die Stiefmütter zu Gemahlinnen nahmen, eine der Frauen Batu's oder doch wenigstens von grossem Einflusse in seinem Frauengemach; ausser diesen Vortheilen ihrer Geburt und Verschwägerung genoss sie des höchsten Ansehens als die grosse Frau Tuli's, des Herdhüters des Hauses Tschengischan's, als die Mutter seiner vier obgenannten Söhne und als eine Frau von grosser Staatsklugheit. Durch diese hatte sie immer den Herrscher Batu sich und ihren Söhnen günstig zu erhalten gewusst; als Batu den kranken Fuss vorgeschützt, um sich der Gegenwart beim Kurultai der Thronbesteigung Gujuk's zu entheben, hatte sie ihre Söhne an ihn gesandt, um sich nach seiner Gesundheit an erkundigen; als Gujuk gegen die Gränze marschirte, hatte sie ihm die früheste Kunde und Warnung gegeben, und fand ihn also ihren Wünschen geneigt; ausserdem hatte sie als grosse Menschenkennerin die durch Talente oder Heldenmuth ausgezeichnetsten Männer der verschiedenen Stämme als Erzieher oder Umgebungen ihrer Söhne an sich zu ziehen gewusst und sich mit dem Bollwerke ihres Kopfs und Arms umgeben.[113] Die zahlreichsten Prinzen auf diesem Kurultai waren die der Uluse Dschudschi und Tuli. Iltschikidai der Dschelaire, der Befehlshaber in Persien, brachte den versammelten Prinzen den bei der Thronbesteigung Gujuk's unterschriebenen Familienvertrag in Erinnerung: dass, so lang ein Stück Fleisch [60] von seinem Hause übrig wäre, sie aus keinem anderen den Herrscher wählen würden. Ihr habt, entgegnete Kubilai, zuerst die Jasa Tschengischan's gebrochen, indem ihr seine Tochter Atalun (die Gemahlin Dschawer Satschan's des Olkoniten) getödtet, indem ihr die durch Ogotai's letzten Willen seinem Enkel Schiramun bestimmte Thronfolge dem Gujuk zugewendet. Diese Einwendung unterstützte das Ansehen Batu's und der Oberrichter[114] Mingkasar Nujan, welcher den Heldenmuth Mengku's, des ältesten Sohnes Tuli's, und die von ihm in dem chinesischen Feldzuge noch unter dem Grossvater Tschengischan und dann im siebenjährigen westlichen Kriege wider Europa geleisteten grossen Dienste anpries. Die Prinzen trugen den Thron Batu als dem Aeltesten des Hauses an; da dieser denselben aber ausschlug, übertrugen sie ihm die Ernennung des Herrschers, und Batu ernannte dazu Mengku, den ältesten Sohn Tuli's. Mengku entschuldigte sich, aber sein Bruder Muke bemerkte, dass, da Alle versprochen, sich dem Ausspruche Batu's zu fügen, so sei hier Unterwerfung auch für Mengku Pflicht; demnach ward ihm als künftigem Herrscher gehuldigt und Batu selbst brachte ihm den Becher dar; zugleich ward ausgemacht, dass, da die Versammlung nicht vollständig, nächsten Frühling im Stammgebiete Keluran auf vollzähligem Kurultai die Thronbesteigung gefeiert werden, unterdessen die Frau Oghulkaimisch die Regentschaft führen solle. Die Söhne Gujuk's ziehen ihren Stellvertreter, der hiezu beigestimmt, überschrittener Vollmacht, die Prinzen des Uluses Dschagatai und Ogotai weigerten sich, auf dem Kurultai zu erscheinen; da sandte Batu seine beiden Brüder, Berke und Tokatimur, mit zahlreichem Heere, um den Mengku trotz ihrer Abwesenheit als Kaan auszurufen. Drei Jahre nach dem Tode Gujuk's wurde Mengku unter den gewöhnlichen Feierlichkeiten als Kaan und Moilkan ausgerufen. 1. Juli 1251. Es wurde ein Regierungsbefehl erlassen, vermöge dessen befohlen ward, nicht nur der Menschen, sondern [61] auch der Lastthiere zu schonen, verboten, die Thiere, deren Fleisch gegessen, anders als nach mongolischer Sitte zu erwürgen, die Reinheit des Wassers zu trüben. Sieben Tage dauerte das Krönungsfest, an deren jedem neues Kleid von anderen Farben angezogen, täglich das Fleisch von hundert Pferden und Ochsen, fünftausend Schafen verzehrt, die Ladung von zweitausend Wägen Weins und Kumis ausgetrunken ward.
Während der Feste kam ein Soldat der Leibwache[115], welcher sein Maulthier verloren, dasselbe zu suchen ausgegangen, in grösster Eile (er hatte in Einem Tage den Marsch von dreien durchmessen) mit der Kunde, dass die Prinzen des Uluses Ogotai, Schiramun, Baghu und Kutuktu mit versteckten Waffen, die sie in bedeckten Wägen mit sich führten, im Anzuge. Mingkasar ging ihnen mit Truppen entgegen, überfiel sie und führte sie ins Lager mit sich; hier brachten sie nach mongolischer Sitte ihre Geschenke, neun verschiedene Dinge und von jedem neun Stücke, dar; aber am dritten Tage wurden sie beim Eintritt in's Zelt verhaftet und von Mengku selbst verhört. Der Hofmeister Schiramun's gestand, geprügelt, den Auftrag, und Mengku übertrug nun das Gericht über die Schuldigen dem Mingkasar; dieser sprach über dieselben nach der Jasa die Todesstrafe aus. Siebzig Prinzen und Nujanen wurden hingerichtet, unter den letzten zwei Söhne Iltschikidai's, des Feldherrn in Persien, deren Vater zu Badgis verhaftet, zu Batu geführt, von diesem hingerichtet ward. Die Todesart der Nujanen war, dass man ihnen den Mund mit Steinen füllte und sie so erstickte; die der Prinzen, dass man sie in seidene Tapeten einwickelte und darin zu Tode rollte[116]. Katakasch, die Mutter Schiramun's, die Nichte Altschi Nujan's, sandte Bitte an Sijurkukteni, die Schuld ihres Sohnes bekennend und für denselben um Verzeihung flehend; auf die Fürbitte der Mutter schenkte Mengku den Aghlanen, d. i. den Prinzen Schiramun, Chodscha Aghul, Baghu aus dem [62] Uluse Ogotai, Jesenbuke aus dem Uluse Dschagatai, das Leben, indem er sie nach China sandte, dem Chodscha Aghul aber, welchem die Thronfolge gebührt hätte, einen Jurt an der Selenga anwies[117]; auch den beiden grossen Söhnen Ogotai's, Timur und Melik, und denen Kutan's wurde das Leben geschenkt, aber in der Folge, als Mengku selbst nach China zog, wurde der Prinz Schiramun ertränkt. Seine Mutter Katakasch und Oghulkaimisch, die Wittwe Gujuk's, wurden das Jahr hierauf vor das Gericht Mingkasar's gestellt, beide als überwiesen, dass sie die Söhne zur Widerspenstigkeit bei dem Kurultai der Thronbesteigung aufgehetzt, zum Tode verurtheilt und in Filz eingewickelt ersäuft. Kaidak und Tschinkai, die beiden Räthe der Oghulkaimisch, wurden hingerichtet. Buri, der Enkel Dschagatai's, wurde an Batu ausgeliefert, der ihn um einige Schimpfreden, die er wider ihn ausgestossen, tödten liess. So waren ausser siebzig Nujanen die Kaiserin Oghulkaimisch und die Mutter Schiramun's, welcher von Ogotai zur Thronfolge bestimmt worden war, als Opfer der Herrschaft des Uluses Tuli's gefallen. Der Idikut, d. i. Fürst, der Uighuren, welchem Turakina die Herrschaft über das Land verliehen, wurde, von einem Moslim eines Mordplans wider alle Moslimen in seinem Lande angeklagt, vor das Gericht des unerbittlichen Mingkasar gestellt; von diesem auf die Folter gelegt, bekannte er sich schuldig, wurde zur Todesstrafe verurtheilt und nach Pischbaligh gesandt, um dieselbe zu erleiden; an einem Freitage, als die Moslimen in die Moschee gingen, wurde er zu ihrer grossen Freude geköpft; die Stelle des Scharfrichters vertrat sein eigener Bruder, welchem Mengku die Herrschaft des Landes der Uighuren verlieh. Berke Aghul und Buka Timur, die beiden Söhne Batu's, wurden mit Ehren nach Kipdschak, so auch Kara Hulagu, der Enkel Dschagatai's, aus dessen vor Bamian's Mauern gefallenem Sohne Muwatukan, mit der Oberherrschaft seines Uluses entlassen; Mohammed Jelwadsch, welcher, als Mengku [63] einen Augenblick über die Strafe der schuldigen Prinzen unschlüssig, denselben nach der aus der römischen Geschichte bekannten Anekdote, der vom Vater Tarquinius als Antwort auf des Sohnes anfragende Botschaft stillschweigend abgehauenen höheren Pflanzen, zur Todesstrafe bestimmt hatte, ward wieder die Finanzverwaltung von China, und seinem Sohne Mesud die Statthalterschaft über die Länder zwischen dem Oxus und Irtisch anvertraut, dem Aghun die Statthalterschaft über ganz Persien, von Chorasan bis nach Armenien und an die syrische Gränze bestätiget. Mingkasar war der Oberrichter, der Christ Bulghai stand an der Spitze der Staatskanzlei, in welcher Sekretäre für die Ausfertigungen in sieben Sprachen: Perser, Uighuren, Araber, Chinesen, Tibeter, Mandschu und Tanguten angestellt waren. Kuikur, der Sohn Dchudschi Kasar's, des Bruders Tschengischan's, erhielt die Befehlshaberschaft der Residenz Karakorum; Befehle wurden erlassen, um dem Misbrauche der von Ogotai eingesetzten Posten Jam[118] zu steuern, indem die Kuriere und Gesandten den Bauern die Pferde wegnahmen; die Abgabe Kuntschur von den Herden wurde auf Eines vom Hundert bestimmt; die Herde, die nicht Hundert zählte, war davon frei. In Persien wurde nach dem Fusse der von Jelwadsch in Transoxana eingeführten Besteuerung der Kopfsteuer, je nach dem Vermögen von Einem bis zehn[119], in China von Einem bis fünfzehn Dukaten festgesetzt. Forderungen von Kaufleuten, welche für die unter Gujuk gelieferten Waaren keine Bezahlung erhalten hatten, wurden mit fünfzigtausend Silberbalischen befriedigt[120]; hingegen zog er alle Ländereien ein, deren sich nach dem Tode Gujuk's seine Wittwe Oghulkaimisch und ihre Söhne Chodscha und Baghu bemächtigt hatten, welche siebzehntausend Balische Gold eintrugen[121]. Der Bruder Kubilai wurde mit einem Heere nach China befehligt, und bei dem Aufbruche desselben hielt der Kaan ein Kurultai, von Festen aller Art [64] begleitet; auf diesem erschienen der Richter Schemseddin von Kaswin, welcher wider die ihn aufsuchenden Dolche der Assassinen zum Throne des Kaans flüchtete, und Abgeordnete Baidschu Nujan's, des Befehlshabers in Irak, welcher sich über den Chalifen von Bagdad beklagte. Da beschloss Mengku den Krieg wider die Assassinen und den Chalifen und übertrug die Führung desselben seinem Bruder Hulagu. Da einige Geschichtschreiber den Anfang der Herrschaft der Mongolen in Persien von diesem Jahre an rechnen, wiewohl Hulagu erst drei Jahre später dort als Eroberer einzog, so wird auch das folgende Buch am bessten mit dem Feldzuge, dessen angekündigter Zweck die Zerstörung der Herrschaft der Assassinen und des Chalifats, beginnen, aber zuvor thut noch zur Orientirung des Lesers vonnöthen ein Ueberblick der damals, das ist in der Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung, in Asien dem Reiche der Mongolen gleichzeitigen asiatischen Dynastien.
China, dessen nördliche Hälfte unter Mengukaan, dessen südliche unter Kubilai zu dauerndem Besitze und zur Gründung der Dynastie Juan, d. i. der Mongolen, erobert worden, liegt hier eben so, wie das indische Reich von Dehli, dessen grosse Stadt Lahur noch unter Gujuk's Regierung von den Mongolen belagert und für kurze Zeit erobert worden war[122], ausser dem Bereiche dieses Ueberblicks, welcher blos die unmittelbar mit der mongolischen Dynastie in Persien bei der Eroberung desselben oder später verflochtenen asiatischen Reiche und Dynastien ins Auge nimmt. Wir wenden den Blick nach sechs Seiten, so dass derselbe Persien selbst und seine Gränzländer in Osten, Westen, Süden, Norden, sammt dem äussersten des westlichen Asiens, bis wohin sich das Reich und die Macht der Ilchane erstreckte, in sich begreift. Im Osten zuerst nach dem indischen Gränzreiche, nach Chorasan, d. i. dem Ostlande, dem persischen Oesterreich und dem daran stossenden Kuhistan; im Süden [65] gegen Kerman und Jesd, dann nach Persien im engsten Sinne, nach Fars, dem persischen Irak und den beiden dazu gehörigen Luristan; im Westen nach dem arabischen Irak, dem Sitze des Chalifats, und nach dem Reiche der Seldschuken in Rum; im Norden nach Gilan, Georgien und Armenien; endlich nach dem entfernten Syrien und Aegypten und dem byzantinischen Reiche:
I. An der indischen Gränze, von deren Deckung gleich beim ersten Feldzuge Hulagu's die Rede sein wird, herrschte die in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts gegründete Dynastie der Chuldschen, d. i. die fünfte der Ghur, nachdem die drei früheren dieses Namens zu Ghasna, Bamian und Kabul erloschen, während die vierte, nämlich die der Ulugschahe, mit ihnen gleichzeitig zu Dehli herrschte. Die Benennung der zweiten tatarischen Dynastie, unter welcher Ferischte, der grosse Geschichtschreiber der moslimischen Reiche in Indien, die Chuldschen aufführt, könnte gelten, wenn es wahr wäre, dass sie von einem Eidam Tschengischan's, Namens Choldsch, abstammen; aber keiner der Eidame Tschengischan's trägt diesen Namen und keine derselben waren Choldsche oder Challadsche (das indische Choldsch ist blos eine Verstümmelung des Namens der Challadsch oder Kaladsch), welche, wiewohl Türken von Abkunft, von Reschideddin den uneigentlichen Mongolen beigesellt werden. In der Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts herrschte aus dieser Dynastie Dschelaleddin Firus, welcher sich der Stadt Dehli bemächtigte, und dessen vier glänzende Siege der grosse persische Dichter Chosrew von Dehli, in einem besonderen: die Eroberung der Eroberungen[123] betitelten Werke beschrieben, und dessen Sohne Alaeddin ein anderes seiner Werke, nämlich die Vereinigung der beiden glücklichen Gestirne[124], gewidmet. Chosrew von Dehli war der Lobredner Dschelaleddin's und Alaeddin's, der beiden grossen Herrscher der Chuldschen, wie ein halbes Jahrhundert [66] später Wassaf, der Lobredner der beiden Herrscher der Ilchane, Chodabende und Ebu Said. II. In Chorasan war erst vor einigen Jahren zu Herat die Dynastie der Kert durch Schemseddin Mohammed gegründet worden, welchem Tschengischan bei der Eroberung Herats den Besitz desselben eingeräumt, Mengku, welchem er mit reichen Geschenken seine Huldigung darbrachte, die Herrschaft von Herat und Ghardschistan bestätigte. In dem unmittelbar an Herat anstossenden und längs der südlichen Gränze von Chorasan sich hinziehenden Kuhistan, das ist dem Gebirgslande, sandten: III. die Assassinen von ihren hundert Schlössern den Meuchelmord wider alle ihre Feinde aus. Der siebente Grossmeister dieser Meuchelmörder, Alaeddin Mohammed Gurschah, sass seit zwanzig Jahren als Alter vom Berge auf dem Stuhle, auf welchen den neunjährigen Knaben die nächsten Verwandten, welche den Vater vergiftet, gesetzt und dem er, vom eigenen Sohne gemordet, entsank.
IV. Kerman, die südliche Landschaft Persiens, kam
nach dem Untergange der Herrschaft der Bujiden in die
Macht der Seldschuken, von deren fünfgetheilten Herrschergeschlechte
ein Zweig den Namen von Kerman führt, und
blieb im Besitze der Söhne Kaurdin's bis zur Regierung
Dscheladdin Chuaresmschahs, zu dessen Zeit der Kämmerer
Borrak, zum Islam bekehrt, vom Chalifen mit der Herrschaft
dieses Landes belehnet und mit dem Ehrentitel Kotlogh
Sultan, d. i. der gute Sultan, ausgezeichnet ward. Kotlogh
Sultan war mit dem Atabegen von Jesd Ghajaseddin in vielfältige
und langwierige Streitigkeiten verwickelt, welche in
der welteröffnenden Geschichte Dschuweini's erzählet sind.
Der Sohn Kotlogh Sultan's Rukneddin erhielt trotz der Empörung
Kutbeddin's, des Neffen Borrak's, vom ersten Nachfolger
Tschengischan's von Ogotai die Belehnung von Kerman,
Kutbeddin gewann aber mächtigen Schutz am Hofe des Kaan,
indem er seine Schwester dem Kasar Beke und eine Tochter dem
Ssahib Habesch Amid vermählte; zwei Söhne aus dieser Ehe
waren in der Folge die Stützen des Throns von Kerman wider
Kutbeddin, welcher von Ogotai nach China gesandt, durch
[67]
den Schutz des Grosswesirs Jelwadsch von Mengkutaan das
Diplom der Herrschaft Kerman's erhielt. Kutbeddin schickte
mit der Botschaft der Belehnung einen Gesandten an Rukneddin, 650/
1252
der, als er beim Atabegen von Fars Mosaffereddin
Ebubekr vergebens Hilfe gesucht und auch beim Chalifen
Mosteaassim keine gefunden hatte, sich im folgenden Jahre
nach Almaligh zum Kaan Mengku begab, wo auch der Nebenbuhler
um den Thron Kutbeddin mit ihm zugleich eingetroffen.
Diesem bestätigte Mengku, und später auch Hulagu
die Herrschaft, die er bis zu seinem, ein Paar Jahre später
erfolgten Tode behielt. 658/
1258 Fast noch weniger als die Geschichte
der Sultane Kermans aus der Familie Borrak ist die der
Atabegen von Jesd aus der Familie Kakuje bisher europäischen
Geschichtschreibern bekannt. V. Die Atabege von Jesd
leiten ihren Ursprung vom Dilemiten Ebu Dschaafer Mohammed
Kakuje ab, dessen Namen die Araber in Kakeweih,
so wie den der Buje in Boweih, und den der Fasluje in
Fasleweih verstümmeln; er war der Oheim Side Chatun's,
der Mutter Medschdeddewlets des Bujiden und Statthalters
von Issfahan; sein Sohn Ebu Manssur Firamurs hatte vom
Seldschuken Toghrul vor einem Jahrhunderte die Herrschaft
von Jesd erhalten; 443/
1052 ihm war in derselben sein Sohn Emir
Ali Ben Firamurs gefolgt, 536/
1142 welcher im Kriege wider die
Karachitanen fiel. Sultan Sindschar, der grosse Herrscher
der persischen Seldschuken, verlieh die Herrschaft von Jesd
dem Sam Ben Wirdan, 515/
1122 einem Abkömmlinge aus einer Tochter
Emir Ali's, als Stellvertreter desselben. Sam Ben Wirdan umfing
das Grab Ali's zu Meschhed mit einer Mauer und verherrlichte
Jesd durch den Bau einer grossen Moschee. Er überliess
die Herrschaft seinem Bruder Iseddin Beschker, 590/
1194 welcher,
ein tapferer Fürst und Feldherr, von den Seldschuken mit
der Statthalterschaft von Schiras und Issfahan betraut worden,
zu Anfang des Jahrhunderts starb; 604/
1208 ihm folgte sein
Bruder Wirdansor durch zwölf Jahre, und dann dessen
Bruder Ebu Manssur, beigenannt Kutbeddin der Choldsche, gest. 616/
1219
nach ihm dessen Sohn Mahmud durch dreizehn Jahre, und
nach diesem dessen Sohn Salghurschah, 621/
1231 der Erbauer der nach
[68]
ihm genannten Stadt Salghurabad, und dann dessen Sohn
Toghanschah, der neunte der Herrscher der Familie Kakuje,
der Zeitgenosse Hulagu's[125], welcher das Dasein dieser Herrscherfamilie
duldete, bis nach zwei späteren Herrschern
(Alaeddewlet und dessen Bruder Jusufschah), zu Ende des
dreizehnten Jahrhunderts, Jesd von Ghasan erobert und
dessen Ertrag den Einkünften des Diwans einverleibt ward.
In Persien herrschten ausser den Atabegen von Jesd
noch die von Schiras, insgemein bekannt unter dem Namen
der Salghuren, und zu Darabscherd, einer Landschaft von
Fars, die Dynastie Schebankjare[126] aus der Familie Fasluje.
VI. Die Vorfahren Fasl Ben Emir Fasluje's waren ursprünglich
die Ispehbede, d. i. die Heerführer von Fars; schon
zur Zeit Omar's, als Jesdedschird, der letzte Chosroes der
Sasan, vor den arabischen Heeren nach Issfahan flüchtete,
versammelten sich um ihn die Grossen der Schebankjare,
welche mit den Einwohnern der Ebne Run bei Darabscherd
einen Bund des Friedens aufrichteten, während Jesdedschird
nach Kerman ging. Ali Ben Fasluje war die rechte Hand
Horbeid's, des Schwagers Jesdedschird's, und sein Nachkömmling
zur Zeit Alp Arslan's des Seldschuken, der obengenannte
Emir Fasl Ben Fasluje's, insgemein Fasluje Ben
Hasuje genannt, Isfehsalar d. i. General der Reiterei. Unter
der Regierung Adhadeddewlet's des grossen Fürsten der Ben
Buje überzog dessen Statthalter zu Schiras, Tasch Ferrasch
Schebankjare, das Land mit einem Heere, 430/
1038 und zu dieser
Zeit siedelte sich die Familie Fasluje in der Ebene von Run,
in der Nähe der Stadt Darabscherd, an; fünfzehn Jahre
später bemächtigten sie sich des Gebietes von Fars, zu dessen
Verwaltung Emir Schebankjare Fasluje angestellt worden.
Kaurdin, der Bruder Alparslan's, des Seldschuken von Kerman,
verheerte Fars, Fasluje flüchtete zu Alparslan, und
pachtete von ihm Fars und Darabscherd für siebenundzwanzig
[69]
Millionen Dirhem; da er sich wider seinen Lehensherrn
empörte, überzog ihn Nisameddin, der grosse Grosswesir
Melekschah's, mit Krieg, und der Atabege Dschelaleddin
Dschanli der Chuansalar, d. i. Obersttruchsess, schlug sich
mit dem Erbauer der Residenz zu Darabscherd, dessen
langer Namen Nisameddin Mahmud Ben Jahja Ben Hasuje.
Dschanli starb während des Feldzugs an einem Blutflusse;
ihm folgte sein Sohn Mobariseddin, dann dessen Sohn Nisameddin II.,
dann der Bruder Mosaffer Mohammed, 624/
1227 welcher,
ein weiser und gerechter Fürst, seit vierzehn Jahren herrschte,
als Hulagu gegen den Westen aufbrach. Von allen Dynastien,
welche zur Zeit Hulagu's in Persien herrschten, ist keine
merkwürdiger als die VII. der Atabegen Salghuren, deren
Geschichte die Hälfte des zweiten Buchs von der Wassaf's
füllt, und die er mit besonderer Vorliebe und Ausführlichkeit
behandelt, weil Fars das Stammland Persiens und
Schiras seine Geburtsstadt; auch wir werden in der Folge
die Geschichte derselben ausführlicher als die aller übrigen
Dynastien erzählen, weil die Regierung der fünf ersten
Fürsten, welche alle den Vornamen Mosaffereddin, d. i. die
mit dem Siege der Religion Betheilten, führten, eine schöne
Zeit des Flores der Herrschaft und der Wissenschaft, des
Lebensgenusses und der Poesie, und weil der Namen des
letzten Ebubekr Ben Saad's schon durch Saadi's Gülistan
allein unsterblich. Hier genüge es zu sagen, dass von dem
Ende der Herrschaft der Dilemiten bis zu dem Auftritte des
ersten Salghuren Sonkar Ben Mewdud in der Hälfte des
sechsten Jahrhunderts der Hidschret, des zwölften der
christlichen Zeitrechnung, Fars durch sieben Atabege, Statthalter
der Seldschuken, verwaltet worden. Der erste Fasluje
Schebankjare, dessen schon oben bei der Dynastie dieses
Namens Erwähnung geschehen, und von dem die Dichter,
auf dessen Namen Fasl, d. i. Trefflichkeit, Verdienst, Wohlthat
und Huld anspielend, gesagt:
Der zweite Rokneddewlet, d. i. die Reichssäule Chumar Tegin,
ertrank; der dritte Dschelaleddin Dschanli verheerte das
Gebiet der Dynastie Schebankjare; der vierte Karadschu
baute eine Medrese zu Schiras und ward zu Hamadan erschlagen;
der fünfte Mengubers baute eine Medrese, an der
er begraben liegt, dessgleichen seine Gemahlin Sahide die
Medrese Issmeti zu Schiras; der sechste Bosabe ward, wiewohl
ein gerechter und billiger Herr, gewaltsam getödtet, 543/
1148
und der siebente Melekschah hielt der letzte das Ansehen
der Seldschuken aufrecht, welchem Sonkar Ben Mewdud,
der Gründer der Dynastie der Salghuren, ein Ende machte,
indem er sich zum Atabegen unabhängigen Herrscher, aufwarf.
Mit der Familie Fasluje's, welche zu Schebankjare
herrschte, sind die sogenannten grossen Fasluje nicht zu
vermengen, welche in Gross-Luristan unter dem Namen der
grossen Atabege, so wie die Familie Chorschid in Klein-Luristan
unter dem Namen der kleinen Atabege herrschten.
Die beiden Provinzen haben ihren Namen von zwei Brüdern,
Lor oder Lur, welche dort Statthalter im dritten Jahrhunderte
der Hidschret, später über die Stämme herrschten,
welche um's Jahr fünfhundert der Hidschret vom Berge Saumal
im nördlichen Syrien in dieses südöstliche Gebirgsland Persiens
eingewandert, sich unter Anführung Chorschid's in
Klein-Luristan niederliessen; von ihrer westlichen Abstammung
heissen sie die Könige des Westens[127]. VIII. In Gross-Luristan
dienten die Anführer dieser ausgewanderten Stämme
Ali und dessen Sohn Mohammed den Atabegen Salghuren,
und Abu Tahir, der Sohn Mohammed's, stand dem Atabegen
Sonkar wider die Schebankjare bei. Sonkar, der Salghure,
sagte zum Abu Tahir: er möge sich eine Gnade erbitten;
Abu Tahir begehrte erst den Pfeil, dann das Pferd des
Atabegen, und als ihn dieser noch mehr begehren hiess, die
Erlaubniss, Luristan von den Feinden der Atabege zu reinigen;
er eroberte es, erklärte aber sich selbst zum unabhängigen
Fürsten und Atabegen. 550/
1155 Bei dieser Gelegenheit siedelten
[71]
sich zahlreiche Stämme aus Syrien in Luristan an, und
vertrieben die Scholen oder Schulen, welche die Ureinwohner
des Landes. Abu Tahir hatte fünf Söhne, deren
ältester Hesarsif in beständigem Kriege mit Tikle dem
Atabegen Salghuren von Fars. Hesarsif verheerte das Gebiet
der Salghuren, und unterwarf sich das Land bis auf
vier Farasangen von Issfahan. Hesarsif erhielt für seinen
Sohn Tikle, welcher denselben Namen trug wie der Atabege
Salghure von Fars, weil er von mütterlicher Seite ein Enkel
desselben, ein Herrscherdiplom vom Chalifen Nassir; der
Salghure Saad sandte Heere wider Tikle, welcher dieselben
schlug, und auch wider Hosameddin Chalil, den Neffen
Schudschaaeddin's von Klein-Luristan, siegreich Krieg führte;
endlich kamen aus Chusistan zwei Feldherren des Chalifen,
welche den Bruder Tikle's gefangen nahmen. Tikle tödtete
den einen, nahm den anderen gefangen und löste denselben
für den Bruder aus. Tikle war der Beherrscher Gross-Luristan's,
als Hulagu wider Bagdad zog. Zur selben Zeit
herrschte in Klein-Luristan der kleine Atabege Bedreddin
Mesud, welcher sich dem Dienste der Mongolen stellte.
IX. Die Dynastie der kleinen Atabege in Klein-Luristan
begann ein halbes Jahrhundert später als die der Atabege
von Gross-Luristan. Schudschaaeddin Chorschid, d. i. der
Tapfere der Religion, die Sonne, eroberte das Land, nahm,
der erste, den Titel Atabeg an, und starb nach vierzigjähriger
Regierung über hundert Jahre alt; 580/
1184 ihm folgte sein
Neffe Rustem, ein gerechter aber strenger Fürst, den sein
Bruder Scherefeddin Ebubekr ermordete; dieser wurde von
seinem Weibe vergiftet; sein Bruder Iseddin Kerschasif
nahm den Thron ein und die Frau Melike, seines Bruders
Gemahlin, die Tochter Schihabeddin Suleimanschah's, zur
Frau; in langwierigen Krieg mit Hosameddin Chalil, dem
Neffen Schudschaaeddin's, verwickelt, schloss er mit demselben
Frieden, ward aber von ihm erschlagen. 640/
1242 Die Wittwe
Melike Chatun sandte ihre drei Söhne (Schudschaaeddin
Chorschid, Ssafeddin Rustem und Nureddin Mohammed) zu
ihrem Bruder Suleimanschah, der mit Hosameddin den Krieg
[72]
so erbittert führte, dass sie sich in Einem Monate ein und
dreissigmal schlugen; nach einigen Jahren kam es in der
Ebene von Schabur zu einer entscheidenden Schlacht, in
welcher Suleimanschah von sechzigtausend Reitern des Chalifen
unterstützt ward, während das Heer Hosameddin's nur
aus dreitausend Reitern und neuntausend Fussgängern bestand;
dennoch wurde Suleiman Anfangs in die Flucht geschlagen,
trug aber den Sieg davon, und improvisirte, als man ihm
den Kopf Hosameddin Chalil's brachte, vier Verse darauf,
in denen eben so viele Wortspiele:
Die Herrschaft kam an den obengenannten Bedreddin Mesud, den Bruder Iseddin Kerschasif's.
Im arabischen Irak herrschten, ausser X. den Chalifen zu Bagdad, in der Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts noch drei Dynastien, deren Fürsten den Titel von Atabegen, das ist von Hofmeistern (Hausmayern) führten. Von einem Dutzend von Dynastien, welche in der morgenländischen Geschichte unter diesem Namen berühmt, waren die von Damaskus, Haleb, Aserbeidschan und Irbil bereits erloschen, und es bestanden nur noch die schon erwähnten persischen der Atabege von Jesd, Darabscherd, Schiras, Gross- und Klein-Luristan, und die nun zu erwähnenden von Mossul, Dschesire und Sindschar. XI. Zu Mossul herrschten seit einem Jahrhunderte sechszehn Atabege aus der Familie Amadeddin Sengi's, deren Thron vom Chalifen Bagdad's dem Bedreddin Lulu, Obersthofmeister der beiden letzten Fürsten, verliehen worden; dieser füllte den Thron rühmlich vierzig Jahre lang und ward von Hulagu, dem er nach Bagdad's Eroberung zu huldigen kam, gnädig aufgenommen. XII. Die Dynastie der Atabege von Sindschar, deren Herrschaft vor einem [73] Jahrhunderte[129] begonnen, hatte nur durch ein halbes Jahrhundert geherrscht, und ihre Herrschaft war nach Bedreddin Lulu's, des Atabegen von Mossul, Tode dem Sohne desselben, Mosaffer von Beibars, dem Sultane Aegyptens, zugesprochen worden; eben so war die Linie der Atabegen Mossul's, welche seit acht und vierzig Jahren[130] XIII. zu Dschesire geherrscht, erloschen, und an ihre Stelle Modschahid, ein anderer Sohn Bedreddin Lulu's, des Atabegen von Mossul, getreten, so dass Bedreddin Lulu und seine drei Söhne (der dritte folgte ihm als Herr von Mossul nach) als unumschränkte Herrscher in die Fussstapfen ihrer vorigen Herren getreten. XIV. Zu Mardin herrschte ein Zweig der Beni Ortok, deren Hauptlinie von Diarbekr seit zwanzig Jahren[131] erloschen war; aber aus derselben Familie herrschten zu Mardin schon seit hundert sechs und achtzig Jahren[132] Fürsten, deren Dynastie erst im Beginne des fünfzehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung erlosch.[133] Ilghasi, der Gründer dieser Dynastie, Sultan Melekschah's des Seldschukiden Statthalter zu Bagdad, hatte sich Nissibin's und Mardin's bemächtigt; ihm war sein Sohn Hosameddin Timurtasch und sein Sohn Nedschmeddin, diesen die beiden Söhne Hosameddin II. und Nassireddin und diesem der Sohn Melik Said gefolgt, welcher der sechste Herrscher dieser Dynastie, auf die Festigkeit seiner Residenz trotzend, der Belagerung Hulagu's widerstand. Auch zu Miafarakain hatte noch vor dreissig Jahren Suleiman, ein Sohn Ilghasi's Ortok, geherrscht, aber zur Zeit Hulagu's war diese Stadt im Besitze Kjamil's des Ejubiden. XV. Miafarakain's Fürstenthum ist also das zehnte des zehnzweigigen mächtigen Herrscherstammes der Beni Ejub (die neun anderen, die von Kairo, Damaskus, Haleb, Hama, Himss, Kerek, Baalbek, Hossnkeif und Jemen); von diesen zehn Dynastien der Beni Ejub bestanden in der Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts nur noch im arabischen Irak die von Miafarakain und Hossnkeif, und in Syrien die vier von [74] Haleb, Hama, Himss und Kerek. Kjamil war der fünfte Herrscher der Beni Ejub zu Miafarakain; seine Vorfahren Melikol-aadil, der Bruder Ssalaheddin's, dann Melik el-eschref, Melik el-ewhad, Melik el-mosaffer, die drei Söhne Melik el-aadil's; der Sohn des letzten war Melik Kjamil, der Grossneffe Ssalaheddin's, welcher den Versuch, den Waffen der Mongolen zu widerstehen, mit dem Verluste seiner Hauptstadt und des Lebens bezahlte. XVI. Die Dynastie der Beni Ejub zu Hossnkeif hatte vor zwanzig Jahren begonnen[134], indem Melik Ssalih Nedschmeddin von seinem Vater Kjamil die Städte Amid und Hossnkeif erhalten; nachdem Kjamil, um Aegyptens und Syriens Herrschaft zu übernehmen, sich dahin begeben, blieb sein Sohn Melik Moaasem Turanschah im Besitze des väterlichen Gebiets, und als auch dieser dem Vater auf dem Throne Aegyptens gefolgt, verlieh er die Herrschaft von Amid und Hossnkeif seinem Sohne Melik Mowahid, der wie sein Vetter von Miafarakain ein Opfer seines Widerstandes unter dem Schwerte der Mongolen fiel. Vier andere Söhne der Beni Ejub herrschten in Syrien. XVII. Zu Hama Melik Manssur II., der bei Annäherung der Mongolen nach Aegypten flüchtete. Der Gründer des Hauses war Takjeddin, der Enkel Ejub's, aus dessen Sohn Schehinschah, von seinem Oheim Ssalaheddin als Herr von Hama installirt, sein Sohn Nachfolger Melik Manssur I. ob seiner wider die Kreuzfahrer erfochtenen Siege und des Schutzes, den er Gelehrten und Dichtern angedeihen liess, von jenen in zahlreichen ihm gewidmeten Werken, von diesen in Siegeshymnen und Elegien gepriesen. XVIII. Die Dynastie der Beni Ejub zu Himss leitet ihren Ursprung von Esededdin Schirkuh, dem jüngeren Bruder Ejub's, ab, welcher vom grossen Nureddin zum Statthalter vom Himss bestellt worden war. Ssalaheddin bestätigte seinem Neffen und getreuen Begleiter auf allen Feldzügen Melik Nassireddin Mohammed des Vaters Statthalterschaft als Eigenthum; nach dessen schnellem Tode verlieh er die Herrschaft zwar dem Sohne desselben Melik [75] Modschahid Schirkuh, zog aber das väterliche Vermögen ein, das er nur, durch einen vom zwölfjährigen Neffen citirten Koransvers gemahnet, zurückgab; dem Modschahid folgte sein Sohn Manssur Ibrahim, der den Chuaresmern tapferen Widerstand geleistet, und nach ihm sein Sohn Melik Eschref Mosafereddin Musa, der Zeitgenosse Hulagu's, von diesem, weil er ihm gehuldigt, in der Herrschaft bestätigt. XIX. Die Dynastie der Beni Ejub zu Kerek begann unter Melik Aadil Seifeddin Ebubekr, welcher vom Bruder Ssalaheddin die eroberte Stadt erhielt; nach des Bruders Tod zur Herrschaft von Damaskus berufen, übergab er Kerek seinem Sohne Melik Moaasem Isa, welchem der Sohn Melik Nassir Daud und diesem Melik Moghis Fetheddin Omar folgte, der Zeitgenosse Hulagu's, von diesem ob des Briefwechsels mit Beibars getödtet. Beibars war der vierte Sultan der Mamluken in XX. Aegypten, deren Dynastie gleichzeitig mit der persischen Hulagu's in Persien emporstieg, und als eine Nebenbuhlerin derselben um Syriens Herrschaft in der Folge genauere Kunde erfordern wird. So herrschte auch zu Mekka der vierte Herrscher der XXI. Dynastie der Beni Kitade, welcher nach den erloschenen drei Dynastien der Beni Ochaissar, Musa sani und Beni Haschim seit einem halben Jahrhunderte auf dem Throne sass, welchen der vierte Herrscher Ebu Nemi Mohammed durch sieben und vierzig Jahre gefüllt.
Wir wenden uns nun zuletzt nach dem Norden und zwar zuerst nach den nördlichen Landschaften Persiens, nach Taberistan und Masenderan, wo seit der Hälfte des ersten Jahrhunderts der Hidschret bis in die Hälfte des fünften die zwei Dynastien Bawendije, auf einander folgend, geherrscht; aus der zweiten, im Anfang des dreizehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung[135] erloschenen, erstand in der Hälfte des vierzehnten ein Zweig derselben in der Dynastie Dschelawije. Das Stillschweigen der Geschichte durch diese anderthalb Jahrhunderte[136] beweiset, dass Taberistan [76] während dieser Zeit keine eigenen Herrscher hatte; in Gilan herrschten XXII. die Beni Badusian schon seit dem vierzigsten Jahre der Hidschret zu Rujan und Rustemdar; der Gründer Badusian[137] war ein Nachkömmling des Schmiedes Kjawe, des Befreiers seines Vaterlandes von der Tyrannei, dessen Schurzfell erst Freiheitsfahne, dann Reichspanier.[138] Sie führten den besonderen Titel Astandar, welches in der bisher ganz unbekannten Mundart Taberistan's gleichbedeutend mit Scheichol Dschebal, d. i. des Alten vom Berge wie der Grossmeister der Assassinen, hiess, welcher diesen Namen von den früheren Herrschern Kuhistan's aus der Dynastie Bawend geborgt. Die beiden Alten des Gebirgs, der von Alamut und der von Rustemdar, bekriegten sich um die Hälfte des sechsten Jahrhunderts als unversöhnliche Feinde; aber nach dem Tode Keikawu's Ben Hesarsif's schlug sein Sohn und Nachfolger Schehrnusch den entgegengesetzten Pfad ein, und trat selbst in die Fussstapfen der Assassinen, seiner Verbündeten. Nach Schehrnusch herrschte sein Bruder Isfendiar Kerkud, nach ihm sein Neffe Serin Kemer, d. i. Goldgürtel, der Erste der Sohn Hesarsif's, dann Goldgürtel der Zweite, der Sohn Chassin's, der ein und zwanzigste Herrscher der Beni Badusian; diesem war zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung[139] sein Sohn Bisutun, diesem nach zehnjähriger Regierung der Sohn Fachreddewlet, diesem nach zwanzigjähriger Regierung der Sohn Hosameddewlet Ardeschir und diesem der Bruder Iskender gefolgt. Sein Nachfolger Isfendiar Schehrahim, der jüngste Fürst der Beni Badusian, regierte drei und dreissig Jahre lang als Zeitgenosse Hulaguchan's und Abaka's; von diesen wurden die Herrscher Gilan's in Ruhe gelassen, und die Eroberung des Landes erst unter ihrem Nachfolger Oldschaitu, dem achten Ilchane Persiens, versucht. [77] XXIII. Der König Kleinarmeniens war Hetum oder Haithon I., der vierte Fürst seiner Dynastie durch fünf und vierzig Jahre, während welcher er in häufiger Berührung mit Hulagu und dem Bruder desselben, dem Grosskaan Mengku; ein nicht minder historisch wichtiger, in die Geschichte der Mongolen eingreifender, grosser Herrschercharakter ist XXIV. die Königin von Georgien, Russuldan, die Tochter der Tamar, nach deren Tode das georgische Reich unter die beiden Davide, welche bei der Thronbesteigung Gujuk's erschienen, nämlich zwischen ihrem Vetter David Narin und ihrem Sohne David Ssosslan, getheilet ward. Dieser erhielt das obere Georgien, d. i. Karthli, Kachethi, Achal-ziche und Schewar; der andere Niedergeorgien, d. i. Imerethi, Mingrelien, Sswanethi, Dschikhethi und Abchasethi; nach Mengkukaan's Tode zeichnete Hulagu den David, Sohn der Russuldan, seiner Tapferkeit willen besonders aus. XXV. Das Reich der Seldschuken in Rum beherrschte der zwölfte Sultan derselben, Iseddin Keikawus II., erst allein, dann mit seinen Brüdern Rukneddin Kilidscharslan IV. und Alaeddin Keikobad II., von welchen der vorletzte bei der Thronbesteigung Gujuk's erschienen war. In Nicäa endlich thronte XXVI. der griechische Kaiser Vataces, dessen drei und dreissigjährige Regierung, ein Muster von Weisheit und Staatsklugheit, die Wiedereroberung Konstantinopels aus den Händen der Lateiner vorbereitete, und dessen Gesandte sich mit denen Innocenz IV. am Hofe Mengukaan's zusammenfanden.[140] Der Papst und die Könige von Frankreich und Ungarn verkehrten mit den Herrschern der Mongolen durch Gesandtschaften; aber weder die fränkischen Kaiser von Konstantinopel, noch die Reste der Kreuzfahrer in Syrien kamen mit denselben in unmittelbare Berührung, wie die hier aufgeführten sechs und zwanzig asiatischen Dynastien, welche die Zeitgenossen Hulagu's. Wie an der Pforte Mohammed Chuaresmschahs, des mächtigsten [78] Herrschers Asiens vor Tschengischan, sieben und zwanzig besiegte oder huldigende Prinzen fünfmal des Tages die Heerpauken schlugen, so schlugen diese sechs und zwanzig, dem Ursprunge des mongolischen Reichs in Persien gleichzeitigen Dynastien, welche demselben widerstanden, erlagen, gehorchten, huldigten oder vor demselben zitterten, gleichsam an der Pforte desselben die Heerpauke der Herrschaft.
Regierungsantritt Hulagu's; seine Familie; Feldzug nach Persien wider die Schlösser der Assassinen und Bagdad; Rückblick auf die Chalifen und die Emirol-umera, Moteaassimbillah, der letzte Chalife; Alkami der Wesir; Belagerung, Eroberung und Verwüstung Bagdad's; Hinrichtung des Chalifen Melik Moaasem Mosaffereddin; der Herrscher von Irbil, Stifter der Geburtsfeier des Propheten; die damaligen Herrscher Gross- und Klein-Luristan's und Gross- und Klein-Armenien's.
Hulagu oder, wie die Mongolen den Namen schreiben und sprechen, Chulagu war der fünfte Sohn Tuli's, des jüngsten Sohnes Tschengischan's aus der Frau Sijurkukteni, der Nichte Owangchan's, welche ihm vor Hulagu den ersten Mengku, den vierten Kubilai, und Arikbuga, den siebenten seiner neun Söhne, geboren. Als vor sechs und zwanzig Jahren (zwei vor seinem Tode) Tschengischan das letztemal in seinen Jurt zurückgekehrt, um das grosse, durch Jagden gefeierte Kurultai der Familie zu halten, bei welchem alle Söhne mit ihren Frauen und Kindern erschienen (den ältesten Dschudschi ausgenommen, der seiner statt nur ein herrliches Geschenk von Pferden gesandt), kamen ihm die beiden Enkel, Kubilai und Hulagu, jener zehn, dieser neun Jahre alt, mit dem ersten Wilde, das sie erjagt, jener mit einem Hasen, dieser mit einem Rehe entgegengelaufen. Tschengischan vollzog an ihnen beiden den mongolischen Jagdgebrauch der Fetteinschmierung[141], welcher darin besteht, den [80] Jünglingen oder Knaben, welche das erste Wild erlegt, den Daumen mit dem Fette und Fleische desselben einzuschmieren, was als eine günstige Vorbedeutung für die künftige Laufbahn der beiden Prinzen mit Festen gefeiert ward; in jedem Falle eine minder unmenschliche Vorbedeutung als die Handvoll geronnenen Blutes, mit welcher Tschengischan, zur Welt gekommen, die er erobernd in Blut getränkt und die so grausam in Erfüllung gegangen; auch diese vom Grossvater Welteroberer selbst vollzogene Fetteinschmierung ging an beiden Enkeln, künftigen Herrschern, Eroberern und Stiftern von Dynastien in Erfüllung, indem Beide sich Reiche erbeuteten, der Jäger des Hasen das chinesische, als Stifter der mongolischen Dynastie der Juan, und Hulagu das persische, als Gründer der Dynastie der Ilchane. Hulagu war nun fünf und dreissig Jahre alt, in voller Reife männlicher Kraft, von welcher das Dasein von zehn Söhnen, die ihm von vierzehn, die er hatte, in diesem Alter bereits geboren waren, sprechender Beweis. Wir können also die Zahl seiner Frauen und Kinder, welche die Biographie sonst gewöhnlich am Ende des beschriebenen Lebens aufnimmt, am bessten sogleich überblicken, weil die grösste Anzahl derselben schon vorhanden, und die Namen der in der Folge vorkommenden Frauen und Kinder dann keiner weiteren Einführung bedürfen. Hulagu hatte sechs Frauen Gemahlinnen, aus deren vieren ihm sechs Söhne und drei Töchter, indem die anderen acht der zweimal sieben Söhne und die anderen vier der sieben Töchter aus zwölf Beischläferinnen geboren wurden, welche die Geschichte aus der grossen Zahl derselben nennt, weil sie Mütter von Prinzen oder Prinzessinnen. Von diesen zwölf Beischläferinnen waren drei[142] aus dem Lager der ersten seiner Gemahlinnen, der grossen Frau Tokus, und vier aus dem Lager seiner fünften Gemahlin, der Konghuratine Kutui Chatun, ein Umstand, der vielleicht weniger für ihre Bereitwilligkeit, dem Gemahle gefällig zu sein, als für [81] ihren guten Geschmack, sich mit schönen Sklavinnen zu umgeben, beweiset; die Beischläferinnen werden am schicklichsten mit den Namen der Söhne und Töchter, durch welche der ihrige in der Geschichte in Vorschein gekommen, genannt werden; aber der sechs Gemahlinnen wollen wir zuerst und besonders erwähnen, weil dieselben als Frauen des grössten Ansehens und Einflusses genossen; als Frauen Gemahlinnen trugen sie den hohen pyramidenförmigen, mit herabfallendem Schleier bedeckten mongolischen Kopfschmuck Baghtak, dessen Namen die europäischen Reisenden in Botta, die Venezianer in Baiuta verstümmelt haben.[143]
Die erste und grösste Gemahlin, deren Rang bei den Mongolen immer den andern weit voraus und welche die Frau und Gebieterin des Harems, wie noch heute bei den Perserinnen die grosse Frau[144], war Tokus Chatun, d. i. die Frau Neun, die Keraitin, welche der Vater Tuli kurz vor seinem Tode zur Frau genommen, aber ohne dieselbe zu berühren gestorben war. Nach der mongolischen Sitte, vermöge welcher die Söhne die vom Vater hinterlassenen Stiefmütter als Gemahlinnen erben, ward dieselbe mit Hulagu vermählt, sobald das Heer auf dem Rückmarsche aus China den Oxus passirt hatte. Tuli war in seinem vierzigsten Jahre gestorben und Hulagu damals sechzehn Jahre alt; seine Stiefmutter, vielleicht jünger oder nicht viel älter, hätte also wohl bald ihrem stiefmütterlichen Ansehen als wirkliche Mutter neues Gewicht beifügen können; allein sie ward nie Mutter und behauptete sich dennoch bis zu ihrem Tode in dem höchsten Ansehen als grosse Frau und Gebieterin des Frauengemachs, als die erste Rathgeberin und mütterliche Freundin Hulagu's, was fast vermuthen lässt, dass sie vielleicht um Vieles älter, erst dem Vater Tuli und dann dem Sohne von der Mutter des letzten, der staatsklugen Sijurkukteni, ihrer Tante, mehr an die Hand, als [82] ins Bett gegeben worden. Hulagu nahm sie zur Gemahlin und ihre Schwester Tukini zur Beischläferin, die ihm eben so wenig als die Schwester Kinder gab. Sie waren beide die Töchter Ettiko's, des zweiten Sohnes Owangchan's, die Nichten der Frau Sijurkukteni, der Mutter Hulagu's, welche die Tochter Hakembo's, des Bruders Owangchan's, und waren also beide die Basen Hulagu's, beide Christinnen, wie Sijurkukteni, und in der freien Ausübung ihres Cultus eben so wenig beirrt, als ihre Tante Sijurkukteni vom Gemahle Tuli. Inmitten des Lagers Hulagu's hatte sie ihre von nestorianischen Christen bediente Kapelle mit Glockengeläute, die grosse Beschützerin der Christen und Missionäre bei ihrem Gemahle. Wie sich Hulagu zwei Schwestern Keraitinnen, die eine als Frau, die andere als Beischläferin, genommen, so auch zwei Gemahlinnen Schwestern aus dem mit dem Hause Tschengischan's so vielfach verschwägerten Stamme der Uirat, nämlich Kubak oder Kojuk Chatun, die Mutter seines zweiten Sohnes Dschumkur, und ihre Stiefschwester Oldschai, die Mutter seines eilften Sohnes Mengku Timur; beide waren die Töchter Turaldschi's, des Sohnes Kutuke's, des Fürsten der Uirat. Tschengischan hatte dem Turaldschi seine Tochter Dschidschegan zur Frau gegeben, welche ihm den Sohn Buka Timur geboren; aus einer anderen Gemahlin hatte Turaldschi die beiden Töchter Kubak und Oldschai, welche also die Stiefschwestern Dschidschegan's, der Tante Hulagu's, seine Stiefbasen waren; die beiden anderen Gemahlinnen waren zwei Konghuratinnen: Kutui Chatun, aus deren Lager Hulagu sieben Beischläferinnen genommen, die Mutter Tekschin's, seines vierten, und Ahmed Tekudar's, seines siebenten Sohnes; und Mertai Chatun, welche kinderlos, wie die grosse Frau Tokus Chatun und ihre Schwester Tukini; endlich die Frau Jisut oder Jisuntschin, aus dem Stamme Suldus, die Mutter des Kronprinzen Abaka. Wir mussten in diese Umständlichkeiten eingehen, weil sich nur aus denselben das Resultat der die Wahl der Gemahlinnen mongolischer Herrscher leitenden Staats- und Familien-Maximen klar herausstellt. Von diesen sieben Gemahlinnen waren vier Blutsverwandte, [83] nämlich zwei Basen, obendrein Stiefmütter, und zwei Stiefbasen; dann waren die zwei Stämme, denen diese zwei Schwesterpaare angehörten, nämlich die Kerait und die Uirat, sowie der der Konghurat, aus welchem die zwei anderen Gemahlinnen, die mit dem Hause Tschengischan's am vielfältigsten verschwägerten, die früher als andere der aufsteigenden Macht Tschengischan's, sich derselben unterwerfend, gehuldigt. Die Wahl der Frauen Gemahlinnen wurde also vorzüglich durch die Politik, durch die Freundschaft der Stämme und die nächste Verwandtschaft bestimmt.
Der Erstgeborene Abaka war als der Aelteste schon bei des Vaters Lebzeiten sein erklärter Thronfolger, als welcher er auch nach dessen Tode der zweite der Ilchane in Iran, nachdem er demselben gefolgt. Dschumkur der Zweitgeborene, nur einen Monat jünger, als Abaka, blieb, als der Vater den Feldzug nach Westen unternahm, als dessen Sachwalter im Lager des Kaans Bruders zurück; in der Folge, als nach dem Tode Mengkukaan's der jüngste Bruder desselben, Arikbugha, dem ältesten, Kubilai, den Thron streitig machte, ward Dschumkur von jenem gezwungen, sich für ihn wider diesen zu erklären, fiel aber, als Arikbugha wider Alghui auszog, von ihm ab, um in's Lager des Vaters zurückzukehren, und starb auf dem Wege dahin; desselben, sowie seiner beiden Söhne Dschuschkub und Kunkuschu, wird im Verlaufe dieser Geschichte noch mehrmals erwähnt werden. Jaschmut, der dritte Sohn Hulagu's, aus der Chinesin Tukadschi Ikadschi, welche eine Sklavin des Lagers der Frau Kutui, war Vater von drei Söhnen; Kutui selbst war die Mutter des vierten Sohnes, Tekschin, welcher an einem Blasenübel gestorben, und dessen Gemahlin Nulun, die Tochter Buka Timur's, des Bruders Kubak Chatun's (folglich seine angeheirathete Base), nach Tekschin's Tod sein Bruder Dschumkur zur Frau nahm. Der fünfte Sohn, Tarakai, aus der dem Lager der Frau Kutui entnommenen Beischläferin Borkdschin, ward auf der Reise nach Persien vom Blitze erschlagen; merkwürdiger durch seinen Sohn Baidu, welcher einige Monate lang der sechste Herrscher der Mongolen in Persien, nach Ahmed [84] Tekudar, dem siebenten Sohne Hulagu's, dem fünften der Ilchane; zwischen beiden ward Tusin, der sechste Sohn Hulagu's, aus derselben Mutter, wie Jaschmut, geboren. Adschai, des achten Sohnes Mutter, war die Beischläferin Irtika Ikadschi, aus dem Lager der Frau Kutui; als Hulagu nach Persien zog, liess er ihn an der Spitze des Lagers der Frau Kutui zur Besorgung der Angelegenheiten zurück; er überlebte seinen Bruder Hulagu nur zehn Tage. Die Beischläferin Dschudsche Ikadschi, die Mutter des neunten Sohnes, Kuikurtai, war eine Sklavin aus dem Lager der Frau Tokus; er war Vater von sechs Söhnen und erreichte ein sehr hohes Alter. Die Mutter Jisudar's, des zehnten Sohnes, war Uwischdschin, aus dem Stamme Kurlaut, dessen diese Geschichte weiter nicht, aber noch des eilften Sohnes Mengku Timur's[145] erwähnen wird, welcher sechs und zwanzig Jahre alt starb; Vater von drei Söhnen, allein drei aus der Sklavin Ilinak Ikadschi, und keiner aus seinen drei Frauen, deren erste Oldschai, die Tochter Buka Timur's, des Bruders der Frau Oldschai, Gemahlin Hulagu's, folglich seine Stiefbase; die zweite die berühmte Abisch Turkan, Tochter des Atabegen von Fars, letzte Herrscherin aus diesem Stamme; die dritte Nuhin Chatun. Sie gaben ihm keine Söhne, aber mehrere Töchter, deren berühmteste die älteste, Kordotschin, aus der Atabegin Abisch, in der Geschichte nicht minder oft genannt, als ihre Mutter, indem sie dreimal vermählt ward; das erstemal an Dschelaleddin Sijurghutmisch, den Sultan Kerman's, dann an den Emir Satilmisch und endlich an ihren Vetter Taghai; die Atabegin Abisch, ihre Mutter Turkan Chatun und Kordotschin, die obgenannte Tochter der Abisch, sind drei der grössten weiblichen Charaktere, Hebel grosser Begebenheiten in der Geschichte der Atabege von Fars und Sultane Kerman's, welche eng mit der der [85] Ilchane Persiens verflochten. Huladschu, der zwölfte Sohn Hulagu's, hatte die Sklavin Ilkadschi, aus dem Lager der Frau Tokus, zur Mutter, welche später mit dem Kopfschmucke Baghtak zur Frau erhoben ward; Vater von vier Söhnen. Ilkadschi war auch die Mutter Scheibawedschi's, des dreizehnten Sohnes; und die des vierzehnten, Taghai Timur's, eine Beischläferin Sklavin aus dem Lager der Frau Kutui, Vater's von fünf Söhnen. Die sieben Töchter Hulagu's waren: die erste Bulughan Aka, aus der Frau Kobak; sie wurde mit ihrem Oheim Dschume Gurgan, dem Sohne des Tataren Dschudschi, vermählt, dessen Gemahlin die mit der Tochter Tschengischan's gleichnamige Dschidschegan, die Tochter Utdschigin's, des jüngsten Bruders Tschengischan's; Dschume Gurgan erhielt nach dem Tode Bulughan Aka's auch die Hand der Nichte Dschemi, der zweiten Tochter Hulagu's aus der Frau Oldschai; die dritte Tochter, Mengelugan, ebenfalls aus der Frau Oldschai, ward an Dschakir Gurgan, den Sohn Buka Timur's den Uiraten, vermählt, welcher der Bruder Oldschai's und folglich der Oheim seiner Gemahlin; die vierte, Tutukasch, aus einer Beischläferin Sklavin des Lagers der Frau Tokus, wurde zuerst an den Uiraten Tengkir Gurgan, welcher früher eine Tochter Gujuk's zur Frau gehabt und welchem von dieser das Leben erbeten ward, dann an dessen Sohn Sulamisch und endlich an dessen Sohn Dschidschek Gurgan vermählt, so dass dieser der Vater, Sohn und Enkel der Gattin;[146] die fünfte, Tarakai, deren Mutter die Beischläferin Irtikan Ikadschi, ward dem Konghuraten Musa, dem Enkel Tschengischan's aus seiner Tochter Tumalun, das ist ihrem Oheim, zur Frau gegeben; die sechste Tochter, Kutlukan, aus der Beischläferin Minklikadsch, wurde zuerst dem Jisubuka, aus dem Stamme Durban, dann nach dessen Tode seinem Sohne Tokel angetraut; die Hand der siebenten, Baba, aus der Frau Oldschai, erhielt Legsi Gurgan, der Sohn Emir Arghun's, des Staatssecretärs, welchen Mengkukaan früher als Hulagu nach Persien [86] gesendet hatte; also die Töchter ebenfalls meistens an Oheime und Vettern vermählt.
Von zehn Söhnen, von denen Hulagu in seinem fünf und dreissigsten Jahre Vater, nahm er auf dem Zuge nach Persien den erstgeborenen, Abaka, und den dritten, Juschmut, mit sich, trug dem zweiten, Dschumkur, im Lager des Bruders Kaan's als seinem Agenten und seinem Bruder Temkjan[147] in seinem Jurte die Besorgung der Geschäfte auf; ausserdem aber begleiteten ihn noch sein jüngster Bruder Suntai, der neunte Sohn Tuli's, dann aus dem Uluse Dschagatai Tekuder[148], der Sohn Dschudschi's, des erstgeborenen Sohnes Dschagatai's; aus dem Uluse Dschudschi's (mit seinem ebengenannten gleichnamigen Neffen nicht zu verwechseln) der Enkel Bulghai[149], der Sohn Scheiban's, des fünften Sohnes Dschudschi's; Kuli, der Sohn seines Erstgeborenen Orda, und der Urenkel Kotur, der Sohn Mongkadr's, des Sohnes seines siebenten Sohnes Tewel; endlich Buka Timur, der Sohn Dschidschegan's, der Tochter Tschengischan's, welche an Turaldschi, den Sohn Kutuka's, des Fürsten der Uirat, vermählt, der Stiefbruder von Kubak Chatun und Oldschai Chatun, der zwei Gemahlinnen Hulagu's; von diesen begleiteten ihn in's Feld die grosse Frau Tokus Chatun, dann Jisut Chatun, die Mutter des erstgeborenen Abaka und Oldschai, aus welcher ihm zwei Jahre hernach sein eilfter Sohn Mengku Timur geboren ward; also in Allem neun Prinzen von Geblüte, nämlich: Hulagu, seine Söhne Abaka und Juschmut, sein Bruder Suntai, sein Stiefschwager Buka Timur, der Neffe Tekuder; die Vettern: Bulghai, Kuli und Kotar. Des Bruders Kaan's Auftrag vom Kurultai, auf welchem die Eroberung der Länder im Osten und Westen durch Kubilai Chan und Hulagu Chan beschlossen worden war, lautete an diesen: die Burgen der Assassinen zu brechen; dem Chalifen das Joch der Unterthänigkeit aufzulegen; in Allem sich mit der Frau Tokus Chatun zu berathen. [87] Die Heere, welche schon früher unter Baidschu Nujan und Dschurmaghun nach Persien gesendet worden waren, wurden nun dem Befehle Hulagu's untergeben; so auch die an der indischen Gränze, erst von Dür Nujan und hernach vom Tataren Sali Nujan gegen Kaschmir befehligten, welche während des Feldzugs Hulagu's in Persien demselben den Rücken decken sollten. Durch das ganze Reich ging der Befehl, von jeden zehn Mann zwei für den Feldzug nach Westen zu stellen; nach China wurden Eilboten gesendet, um tausend Familien von Feuerwerkern und Naphthaschleuderern aufzubieten; von Karakorum bis an die Ufer des Oxus wurden alle Weiden für die Fütterung der Reiterei in Beschlag genommen, alle Flüsse mit Brücken versehen und die Strassen für das Heer gänge gemacht; überall sollte Mehl und Wein als Mundvorrath in Bereitschaft seyn; Baidschu und Dschurmaghun erhielten den Befehl, von Persien gegen Kleinasien vorzurücken; den Vortrab bildete der Naimane Keitbuka, vormals Bawerdschi, d. i. Tafeldecker, mit zwölftausend Türken, welcher, bis die Rüstungen vollendet waren, den Marsch nach Kuhistan antrat, um dasselbe indessen zu verheeren. Nachdem die Rüstungen binnen Jahresfrist vollendet waren, wurden zum Abschiede Feste veranstaltet, die begleitenden Prinzen und Frauen mit Geschenken überhäuft, im letzten Monde des Jahres sechshundert und ein und fünfzig der Hidschret, d. i. im Februar des Jahres 1254, der Marsch nach Persien angetreten; derselbe ging von der Residenz Karakorum sieben Tage lang über das Schneegebirge des Changai nach dem Flusse Hoen Murin, über den mit Ruderschiffen gesetzt ward, einige Tagreisen später über den Arungu, der in den See Kisilbasch, d. i. Rothkopf, fällt; weiter hin waren Reisfelder und die Berge mit Lerchenbäumen bewachsen. Im Norden der Stadt, welche der chinesische über diesen Marsch abgestattete Bericht[150] Pfuhle nennt, liegt ein Berg, von welchem der Wind oft mit solcher [88] Heftigkeit herabstürzt, dass er Reisende in den See weht;[151] durch einen engen Pass, gleich einer fliegenden Brücke, öffnet sich der Weg nach Almaligh, einer Stadt voll fliessender Brunnen, und deren Einwohner Türken, vermischt mit Chinesen. Hier kam ihm Frau Hirghana, die Gemahlin Kara Hulagu's, des Sohnes Muwatukan's, des vor Bamians Mauern gefallenen zweiten Sohnes Dschagatai's, bewillkommend entgegen und bewirthete ihn mit Festen. Hirghana oder Hurkana war die Enkelin Tschengischan's, aus der an den Uiraten Turaldschi vermählten Tochter Dschidschegan, und folgte der Stiefschwester, der Frau Oldschai, welche in der Begleitung Hulagu's. Bei dem Eintritt in Turkistan kam ihm Mesud, der Sohn von Jelwadsch, bewillkommend entgegen; während des Sommers wurde dem Heere in Turkistan Rast gestattet und in der herbstlichen Tag- und Nachtgleiche vor Samarkand auf der schönen Ebene von Kjanigül, d. i. die Fundgrube der Rosen, gelagert.
Hier ward das goldene Zelt aufgeschlagen, aussen und innen von Gold gewirkt, mit goldenen Nägeln und goldenen Stricken befestigt, und vierzig Tage lang gerastet und getrunken; dieses Fest wurde jedoch durch den Tod des Prinzen Suntai, des Bruders Hulagu's, getrübt. Hierauf wurde nach der Stadt Kesch[152] vorgerückt, welche in der Folge als der Geburtsort und die Grabstätte der Ahnen Timur's unter dem Namen von Schehr Sebs, d. i. der grünen Stadt, berühmt; diesen Namen dankt sie dem üppigen Grün, von zahlreichen Flüssen, deren zwei die Stadt durchströmen[153], genährt. Die Stadt besteht aus der Citadelle, der Stadt selbst, welche vier Thore hat, und der Vorstadt[154]; von fruchtbaren Gärten [89] umgeben, in welchen alle Arten von Korn und Gemüse gedeihen. Hier kam der Fürst von Herat, Schemseddin Mohammed Kert, der Gründer der seinen Namen führenden und unter mongolischem Schutze seit Tschengischan aufsteigenden Dynastie Kert, um den Steigbügel Hulagu's zu küssen und von demselben seinen nicht mehr zu trennen; auch Arghunaga, der mongolische Statthalter Chorasan's, mit allen Grossen und Vornehmen des Landes, um sich dem Befehle des Herrn zu stellen. Von Arghunaga und seinen Söhnen wird in der Folge dieser Geschichte so oft die Rede sein, dass Näheres über ihn zu sagen nöthig. Der Dschelaire Iluke, dessen Vater Kadan, aus dem Gefolge Tschengischan's, hatte seinen Sohn sammt dessen Truppen dem Dienste Ogotai's gewidmet, bei dem er in der Folge als dessen Obersthofmeister in hohem Ansehen stand. In einer grossen Hungersnoth verkaufte ein armer Uirate, um nicht Hungers zu sterben, seinen Sohn dem Emir Atabeg Iluke für ein Stück Fleisch, und als sein Sohn Kadan in den Hofdienst[155] Ogotai's trat, gab er ihm den Sklaven als Diener mit. Dieser um ein Stück Fleisch gekaufte Sklave war Arghun. Iluke's Bruder war der schon mehr als einmal genannte Iltschidai, welcher vor des Bruders Zorn, der ihn tödten wollte, bei Ogotai Zuflucht suchte und fand, der hernach aus Dankbarkeit auf dem Kurultai nach Gujuk's Tod die Rechte des Hauses Ogotai wider die Aufrührer des Uluses Tuli mit so warmer Beredtsamkeit verfocht, dann als Statthalter nach Persien gesandt ward, wo ihn die Missionäre als Ergutai kennen, und der, nachdem sein Sohn in die Verschwörung der Prinzen des Hauses Dschagatai und Ogotai begriffen, nach des Sohnes Tode durch's Schwert ebenfalls hingerichtet worden. Arghun, durch Verstand, Beredtsamkeit, Tapferkeit und Geschäftskenntniss ausgezeichnet, schwang sich bald so hoch, dass er nach Mengkukaan's Thronbesteigung zum Baskaken, d. i. Statthalter, Chorasan's ernannt ward. Vater zahlreicher Söhne[156], von denen Newrus [90] und Legsi in der Folge die Hand von Prinzessinnen, seine Töchter die von Prinzen und Fürsten erhielten. Von der Ebene von Kjanigül aus ergingen an alle Sultane und Könige Vorderasiens Schreiben und Diplome, ihnen zu künden, dass der Zweck des Feldzugs die vom Kaan befohlene Zerstörung der gräuelvollen Macht der Assassinen, dass Hülfe und Bereitwilligkeit im Dienste wider dieselben durch Länderzuwachs ihren Lohn finden, gegentheilige Gesinnung den Verlust der besessenen Länder nach sich ziehen werde. Einige der Fürsten waren diesen Kündigungsschreiben durch Erscheinung in Person, wie Schemseddin von Kert, zuvorgekommen, nämlich die beiden Seldschuken Rum's, die Brüder Iseddin und Rokneddin, d. i. die Ehre und die Säule der Religion, der Atabeg von Fars, Saad, mehrere Fürsten des nördlichen Persiens aus Arran, Schirwan, Aserbeidschan und Gurdschistan, welche alle, Geschenke darbringend, huldigten. Nachdem die nöthigen Schiffe und Nachen, um über den Oxus zu setzen, herbeigeschafft worden, hatte der Uebergang über denselben statt, durch welchen Persiens Loos, wie das Roms durch den Uebergang über den Rubicon, entschieden ward; am ersten Tage des letzten Mondes des 653sten Jahres der Hidschret, d. i. am ersten Januar des Jahres 1256 unserer Zeitrechnung.
Um den Uebergang über den Oxus in dankbarem Andenken
zu erhalten, hob Hulagu den bisher von allen Schiffen
genommenen Ueberfuhrszoll auf, was von damals an während
der ganzen mongolischen Herrschaft Gesetz blieb. Jenseits
des Oxus wurde auf Löwen gejagt und zehn derselben erlegt.
Am zehnten Tage nach dem Uebergange (am moslimischen
Opferfeste) 10. Januar 1256. wurde südwestlich von Balch ausser der Stadt
Scheburghan[157] gelagert, deren District bei den morgenländischen
Geschichtschreibern unter dem Namen der Landschaft
Dschusdschan oder Dschusdschanan bekannt[158]; die mit fliessendem
Wasser reichlich bewässerten Gärten sind vorzüglich
[91]
fruchtbar an Wassermelonen, welche getrocknet verführt
werden. Dem Heere ward verboten, die Stadt zu betreten;
ein heftiges Schneegestöber, das durch sieben Tage dauerte,
von grimmiger Kälte begleitet, war vieler Lastthiere Verderben.
Hulagu beschloss, hier den Rest des Winters abzuwarten.
Emir Arghun brachte ein prächtiges, mit goldenen
Nägeln und Stricken versehenes, goldenes Zelt zum Geschenke
dar, in welchem Hulagu auf goldenem Throne sass, eine
Vorbedeutung glücklicher Herrschaft, während um ihn die
Prinzen und Fürsten versammelt, die gegebenen Feste verherrlichten.
Nach aufgehobenen Festen begab sich Emir
Arghun an den Hof des Kaan's, um demselben Bericht zu
erstatten, liess aber für die Besorgung der Geschäfte seiner
statt seinen Sohn Kerrai Melik und Alaeddin Athamülk
Dschuweini als Staatssekretär zum Dienste Hulagu's zurück.
Alaeddin Athamülk und sein älterer Bruder Schemseddin
Mohammed Dschuweini sind ein leuchtendes Doppelgestirn
nicht nur der Wesirschaft, sondern auch der Literatur; dieselben
erscheinen so oft und wirksam in der Geschichte
Hulagu's und seines Nachfolgers Abaka, dass nähere Bekanntschaft
mit ihrer Herkunft und ihrem Wirken hier unabweislich.
Dschuwein ist die arabisirte Aussprache von Kuwan[159],
einem Distrikte der Stadt Nischabur in Chorasan,
dessen Hauptort Asadwar, auch Dschuwein genannt, durch
das erlauchte Brüderpaar für immer in der Geschichte geadelt
worden. Sie waren die Söhne des Imams Abdulmelik
Dschuweini, aus einer seit langen Jahren durch hohe Staatsdienste
geehrten Familie. Als Sultan Mohammed Tekesch
nach Dschuwein zog, I. J. 588/
1192 bewillkommte ihn Behaeddin, der Urgrossvater
Alaeddin's, mit einem Distichon, das er gnädig
aufnahm, und sein Enkel Behaeddin, der Vater Alaeddin's,
befand sich im Gefolge Dschelaleddin Mankburni's, als dieser
vor den Mongolen floh. 617/
1220 Dreizehn Jahre hernach floh Behaeddin
vor den vom mongolischen Emir Dschintimur zur
Dämpfung von Unruhen gesandten Truppen nach Tus, 630/
1232 und
[92]
Dschintimur ernannte ihn zum Herrn des Diwans in Chorasan
und Masenderan; 633/
1235 drei Jahre später sandte ihn Dschintimur
an Ogotai, der ihn ehrenvoll empfing und in seinem Amte
bestätigte; und als abermal drei Jahre später der Emir
Körgös, der Statthalter von Chorasan, an den Hof des Kaan's
sich zu vertheidigen ging, übertrug er in seiner Abwesenheit
die Statthalterschaft Chorasan's an Behaeddin; desgleichen
that der Nachfolger von Körgös, der Emir Arghun, bei seiner
ersten Reise in's Hoflager; bei seiner zweiten führte er ihn mit
sich; endlich starb er zu Issfahan, sechzig Jahre alt. Sein
Sohn Alaeddin, im Sterbjahre Tschengischan's geboren, kam
schon in früher Jugend in das Gedränge der Geschäfte des
Diwan's, und verschloss, wie er selbst reuig in seiner Geschichte
bekennt, das Ohr den heilsamen Ermahnungen des
Vaters, welcher ihm gerathen, sich den Wissenschaften zu
widmen. Später jedoch holte er das Versäumte durch Studien
nach, von denen seine Geschichte Tschengischan's, welche
den Titel Dschihanguscha, d. i. die Welteröffnende, führt[160],
die schönste und bleibende Frucht. In seinem siebzehnten
und achtzehnten Jahre begleitete er den Emir Arghun auf
dessen Reisen in's Hoflager und in seinem zwanzigsten zum
Kurultai der Thronbesteigung Mengkukaan's, an dem er sich
mehrere Jahre aufgehalten zu haben scheint, da dort die
Anforderung an ihn erging, die Geschichte Tschengischan's
zu schreiben, die er im sieben und zwanzigsten Jahre seines
Alters begann. Er spricht darin von seinen Reisen in Mawereinnehr,
Turkistan und an die chinesische Gränze und
beschreibt die in der Nähe Karakorums entdeckten Ruinen
der vormaligen Hauptstadt der Uighuren. Seit der Abreise
Arghun's von Schaburghan an den Hof des Kaan's versah
Athamülk bei Hulagu die wichtige Stelle des Staatssekretärs,
als Hulagu's unzertrennlicher Begleiter.
Keitbuka der Dschelaire war mit dem Vortrabe des
Heeres gleich nach dem Kurultai, auf welchem der Feldzug
nach Westen beschlossen worden, gegen Kuhistan aufgebrochen
[93]
und mit fünftausend Fussgängern in Kuhistan, d. i.
im Gebirgslande der Assassinen, an den Fuss des Schlosses
Girdkjuh, d. i. Kreisberg, einer ihrer beträchtlichsten Festen,
gelangt. Girdkjuh, auch Derikunbed, d. i. das Gewölbthor,
genannt, liegt drei Farasangen von Demghan in der Landschaft
Kumis in der Nähe von Manssurabad oder Manssurije[161].
Die Belagerungsweise war eine neue, vordem und seitdem
unerhörte, ächt mongolische oder chinesische; rund um das
Schloss wurde ein Graben gezogen, hinter demselben eine
Mauer aufgeführt, hinter der Mauer stand das Heer und
hinter demselben abermal eine hohe Mauer aufgebaut, damit
es so von vornen als hinten wider Ueberfälle geschützt und
auf allen Seiten der Weg zur Feldflucht gesperrt sei[162]; so
war das Bergschloss von einem dreifachen Kreise, dem des
Heeres und der beiden Mauern, umzüngelt, und verdiente
im eigentlichsten Sinne den Namen Kreisberg. Da das Schloss
festhielt, zog er mit Truppenabtheilungen nach den anderen
Schlössern, von denen die Geschichte dieses Feldzugs ein
Dutzend nennt, von denen nicht nur bisher auf den bessten
Karten keine Spur, sondern deren Namen sogar in den bessten
geographischen Werken des Morgenlandes über Persien, in
den arabischen Abulfeda's[163], dem persischen Hamdallah Mestufi's[164]
und im türkischen Hadschi[165] Chalfa's, der aus beiden
geschöpft, fehlen. So zog er belagernd vor die Schlösser
Mehrin, vor dem er Wurfmaschinen aufstellte, Schahdis, wo
er einen Haufen von Feinden tödtete und zurückkehrte bis
Tarim und Rudbar, die er verwüstete, an den Fuss von Manssurije
und Ohlomischin, wo durch achtzehn Tage gekämpfet
ward; die von Schirkjuh machten indessen einen nächtlichen
Ueberfall, in welchem sie den Belagerungswall verheerten[166].
[94]
Die beiden Schlösser Schir und Sirkjuh[167] wurden berennt,
Mehrin genommen; die Besatzung von Girdkjuh hatte indessen
an Alaeddin Mohammed, den Grossmeister, Wort gesandt,
dass trotz der tapferen Vertheidigung sie sich würden bald
ergeben müssen; Schaaban 651/
Nov. 1255 da sandte der Grossmeister zwei seiner
Hauptleute[168] mit hundert zehn Tapferen, jeden mit drei
Menn Henna und drei Menn Salz, an welchem das Schloss
Mangel litt; das Henna nicht zum gewöhnlichen Gebrauche
der Bartfärbung oder Nägelschminke, sondern als Mittel wider
die grassirende Pest; denn man hatte bei der Hochzeit der
Tochter eines Emirs die Erfahrung gemacht, dass alle, welche
(ob Wassermangels) von dem Wasser, worin das Henna aufgelöset
worden, getrunken, von der Pest frei geblieben waren.
Indessen ward Alaeddin der Grossmeister, dessen Vater und
Nachfolger vor Einem Jahre[169] durch die nächsten Verwandten
vergiftet worden, durch den Meuchler Hasan von Masenderan
und hierauf der Mörder selbst auf Befehl Chorschah's, des
Sohnes und Nachfolgers Alaeddin's, getödtet. letzten Schaaban 653/
Dec. 1255 Der Vatermord
rächte den Vettermord; der Meuchler ward gemeuchelt.
Alaeddin war als zehnjähriger Knabe auf den Herrscherstuhl
gesetzt worden, den er durch vier und dreissig Jahre mit
Blut und Gräueln aller Art befleckte. Hasan aus Masenderan
hatte ihm, bis sein Bart grau zu werden anfing, zum Lotterbuben
gedient, dann hatte er ihm eine seiner Sklavinnen
geschenkt; da er aber nichtsdestoweniger den Mann und das
Weib in beider Gegenwart, diese an jenes statt, jenen als
diese, zu misbrauchen fortfuhr, ergrimmte Hasan über so
schändlichen Misbrauch des Herrschergelüstes und schwur
ihm den Tod; er theilte sein blutiges Vorhaben jedoch dem
mit dem Vater stets entzweiten Sohne mit, und als dieser
dazu schwieg, führte er, unter vorausgesetzter stillschweigender
Beistimmung, das Werk der Rache aus. Der Dichter
[95]
Schemseddin Ejub Tausi verfertigte auf den Tod Alaeddin's
ein Gedicht, woraus die Verse:
Hulagu sandte den Herrn von Herat, Schemseddin Kert,
an den Gebietiger[170] des Schlosses Sertacht, an Nassireddin,
dessen Name durch den grossen Astronomen Nassireddin von
Tus, welcher seine demselben gewidmete berühmte Ethik
nach dessen Namen die Nassirische Moral[171] betitelte, rühmlich
fortlebt. Der Gebietiger übergab das Schloss und kam mit
Melik Kert zur Huldigung Hulagu's. Dieser fragte ihn: warum
er nicht auch die Bewohner des Schlosses mit sich geführt?
Nassir entgegnete, dass diese dem Grossmeister Chorschah
und nicht ihm gehorchten. Hulagu liess ihm Diplom und
das Ehrenzeichen des Löwenkopfs geben und sandte ihn als
Befehlshaber nach Tun. Tun, eine der vorzüglichsten Städte
Kuhistan's, zwei Tagreisen südlich von Meschhed auf der
Strasse von Kerman, nicht ferne von Kain[172], zeichnet sich
durch besondere Anlage der Häuser und Gärten aus, indem
das Schloss mit tiefem Graben, ausser welchem der Markt
und die Häuser mit Gärten und diese von Saatfeldern und
die Felder mit Mauern umgeben, das Ganze mit unterirdischen
Wasserleitungen und mit Gruben durchschnitten, in
welchen Wassermelonen trefflich gedeihen[173]. Hulagu, nach
Sawa und Chawwaf[174] vorgerückt, erlitt einigen Verlust;
Kuli Ilkai und Keitbuka[175] wurden weiter an die Gränze von
Kuhistan vorausgesandt, wo sie einigen Widerstand fanden,
aber binnen einer Woche denselben besiegten, und dann vor
Tun die Wurfmaschinen aufpflanzten; in zwölf Tagen war
[96]
die Stadt erobert, 7. Rebiulachir 654/
5. Mai 1256 und sie kehrten sogleich zu Hulagu zurück,
der sich zu Tus befand. Tus, eine der ältesten Städte
Chorasan's, schon im Beginne des neunten Jahrhunderts der
christlichen Zeitrechnung[176] durch die Grabstätte des Chalifen
Harun Reschid[177] nur um neun Jahre später durch die
Ali Ben Musa Risa's des achten Imam's, zwei Jahrhunderte
hernach durch die des grössten persischen ethischen Dichters
Firdewsi[178], als der Geburtsort Ghasali's des grossen Philosophen,
Nassireddin's des grossen Astronomen und Hamdallah
Mestufi's des grossen Geographen und Geschichtschreibers,
verherrlicht. Dieser belehrt uns, dass die Stadt schon von
Dschemschid gebaut, nach ihrer Verwüstung von Tus, dem
Sohne Nuser's, wieder aufgebaut, von ihm den Namen erhalten;
dass das Grabmal Ali Musas, vier Farasangen von
Tus im Dorfe des Distrikts Sebanabad[179], der um dasselbe
angebauten Stadt den heutigen Namen Meschhed gegeben;
folglich sind die Ruinen des alten Tus vier Farasangen vom
heutigen Meschhed, das schon mehrere Reisende besucht,
keiner so umständlich beschrieben, als Fraser[180]. Meschhed,
der Geburtsort und die Grabstätte so vieler der grössten
Lichter Persiens, ist heute, was ehemals Bochara war, der
Sammelplatz der Gelehrten; von einigen und zwanzig Tausend
Einwohnern der Stadt sind die zahlreichsten die Imame,
Molla, Muderrise (Professoren) und Danischmende (Studenten),
welche den verschiedenen Moscheen, Medreseen,
Grabstätten und Domen angehören. Das Innere einer Medrese
gleicht einem Karawanserai, nur mit Abwesenheit der Stallgewölbe;
dem Eingange in die Mitte der Nord- oder Nordostseite
steht in der Mitte der Süd- oder Südostseite eine
gewölbte Nische entgegen, welche die Kibla vorstellt und
wohin sich alle Gesichter beim Gebete wenden; in der Mitte
der beiden Seitenwände sind Balcone, von Säulen getragen,
für die Wohnungen der höheren Molla, in der Mitte des
Hofes ein kleiner Garten und im Mittelpunkte desselben ein
[97]
Wasserbecken. Die grosse Moschee von Meschhed, welche
das Grab Ali Risa's umschliesst, ist hundert fünf und sechzig
Klafter lang und fünf und zwanzig breit, in der Art eines
Karawanserai, mit zwei Stock hohen, rings herum laufenden
Gemächern gebaut, im Mittel und an den Ecken jeder Seite
hochgewölbte Thore, das Ganze mit glasirten vielfarbigen
Ziegeln auf das Geschmackvollste bekleidet; dieser herrliche
Hof heisst Ssahn, d. i. das Feld, wie der Vorhof der grossen
Moscheen zu Konstantinopel, wesshalb die dort an der
Moschee Mohammed's II. angestellten Professoren der acht
Medreseen die Achter vom Felde genannt werden. Der
Dom des Mausoleums, mit goldenen Ziegeln bedeckt, rings
herum mit goldenen Inschriften in lazurblauem Felde geschmückt,
die Schafte der beiden Minarete reich vergoldet
und oben mit zierlich geschnitzten hölzernen Gallerien gekrönt.
Von diesen herrlichen, erst unter der Dynastie der
Ssefi errichteten Gebäuden bestand noch Nichts zur Zeit
Hulagu's, wohl aber waren die Grabstätten der grossen
Chalifen Imam's und Dichter ein Gegenstand der Verehrung
der Wallfahrter; noch sind die Mauern von Tus mit ihren
Thürmen aus Lehmen sichtbar und ausser den obgenannten
Grabmälern grosser Männer wird noch das Grab Burk Eswed's
besucht, welcher nach der Volkssage ein Neger, Freund
des Herrn Jesus gewesen, nach dessen Tode hierher geflohen,
hier gestorben und bestattet worden sein soll.[181]
Hulagu stieg zu Tus im Garten Arghun's im goldenen
Zelte ab, welches dieser auf ausdrücklichen Befehl des
Kaan's für Hulagu nach dem Muster der grossen goldenen
Zelte des Kaan's bereitet hatte; von da begab er sich nach
dem Garten Manssurije, welchen Arghun von seiner Verwüstung
wieder hergestellt. Hier brachten die Frauen
Arghun's und Iseddin Tahir's Proviant dar[182]; den nächsten
Tag begab sich Hulagu nach der Ebene von Radgjan, wohin
von Merw, Jesrud und Dehistan Wein und Lebensmittel im
[98]
Ueberflusse zugeführt worden; hierauf nach dem seit der
Ankunft der Mongolen verwüsteten Flecken Chabuschan[183].
Hulagu befahl, denselben wieder herzustellen, liess Kanäle
graben, eine Fabrik bauen und neben der Moschee einen
Garten anlegen; den Emiren wurde befohlen, dort Häuser
zu bauen, und dem Wesir Seifeddin die Leitung und Oberaufsicht
des Baues aufgetragen. Die drei Gesandte[184], welche
an Chuarschah, den Grossmeister der Assassinen, abgesandt
worden, 29. Deschem. I. 654/
24. Juli 1256 kamen unverrichteter Dinge zurück, und es ward
daher sogleich der Befehl zur Verheerung des Landes gegeben. 10. Schaaban/
2. Sept.
Acht Tage hierauf stand das Lager zu Bestam, der
östlichsten der drei Hauptstädte der Landschaft Kumis (die
beiden anderen sind Demghan und Semnan). Bestam, eine
alte, schon in der Hälfte des dritten Jahrhunderts der
Hidschret durch Erdbeben verwüstete Stadt[185], dankt ihren
Ruhm vorzüglich der Grabstätte des zwanzig Jahre hernach[186]
gestorbenen grossen mystischen Scheichs Bestami[187], dem
Stifter des nach ihm genannten Ordens der Derwische Bestami;
später ward dieselbe noch als die Geburtsstadt zweier
anderer grossen Gelehrten verherrlicht, der eine Abderrahman
Ben Mohammed Bestami, der in der Hälfte des
fünfzehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung, Verfasser
von vierzig Werken, starb[188], und Ali Ben Medschdeddin
Bestami[189], welcher, berühmt unter dem Namen
Mussannifek, d. i. der kleine Compositor, sich in der osmanischen
Geschichte keinen minderen Namen durch seine
zwanzig Werke, als durch seinen Fanatismus erworben,
welcher ihn dazu antrieb, an dem gefangenen letzten König
von Bosnien selbst das Amt des Henkers zu vollstrecken[190].
Von Bestam aus sandte Hulagu abermal zwei Gesandte[191]
[99]
an den Grossmeister der Assassinen mit Drohungen und Verheissungen.
Bei demselben befand sich der grosse Astronom
Nassireddin mit zwei berühmten Aerzten[192], welcher, in die
Macht der Assassinen gefallen, eine Zeit lang bei Nassir,
dem Gebietiger von Sertacht, verweilet, jetzt der Arzt und
Rath des neuen Fürsten der Assassinen. Nassireddin beschloss
mit seinen Collegen, dem Gräuel der Assassinenherrschaft
ein Ende zu machen, indem sie zum freundlichen
Empfange des Botschafters Hulagu's riethen. Chuarschah befolgte
ihren Rath und sandte mit den freundlich empfangenen
Botschaftern Hulagu's seinen Bruder Schehinschah und den
Chodscha Assileddin von Susen[193], um seine Unterwerfung
dem Hulagu darzubringen. Hulagu empfing sie freundlich
und sandte abermals vier Botschafter[194] mit dem Begehren,
dass, wenn die Unterwerfung aufrichtig, Chuarschah die
Schlösser brechen und selbst am Hofe des Chan's erscheinen
möge. Chuarschah antwortete: wenn mein Vater widerspenstig
war, will ich unterwürfig sein; er fing an, an einigen
Schlössern, wie Meimundis, Lemsir und Alamut, Zinnen,
Thore und Mauern abbrechen zu lassen, begehrte aber die
Frist eines Jahres bis zu deren gänzlichen Uebergabe. Die
Frist nicht gewährend, bot Hulagu seine Heere auf und zog
von Bestam aus wider die Schlösser; der rechte, von Köke
Ilka und Tukatimur befehligte Flügel zog auf der Strasse von
Masenderan, der linke, unter dem Befehle des Prinzen
Tekuder Aghul[195] und Keitbuka Nujan's, auf der Strasse
von Chuar und Semnan; Hulagu, im Mittelpunkte mit einem
Toman, d. i. mit zehntausend Wackeren, zog gegen Firuskjuh,
d. i. den Glücksberg, auf welchem heute die Ruinen des
Schlosses der Assassinen für eine Windmühle und ein Bad
aus der Zeit Alexander's des Grossen gelten[196]. Er sandte
abermals Aufforderung an Chuarschah, sich unmittelbar zu
[100]
ergeben. Als die Fahnen der Mongolen bereits vor Firuskjuh[197],
kamen die Gesandten und mit ihnen der Wesir
und traute Gesellschafter Chuarschah's Keikobad zurück.
Er bat im Namen seines Herrn noch einmal um Frist eines
Jahres bis zum gänzlichen Auszuge und um die Schonung
Lemsir's und Alamut's, der ältesten Burgen ihrer Herrschaft;
er sandte Kabinetsbefehle an die Gebietiger von Girdkjuh
und Kuhistan, sich sogleich zu unterwerfen, und hoffte so
den Sturm zu beschwören.
Die Fahnen Hulagu's flatterten nun zu Demawend, einer
der ältesten Städte Iran's, am Fusse des gleichnamigen Berges
gelegen, der ein vulkanischer, durch Erdbeben und Rauch
Verwüstungen anrichtet und androht. Hier residirte der
Tyrann Sohak, dessen Karbunkel auf der Achsel, wo ihn
der Satan geküsst, nach der Volkssage nur durch das Gehirn
zweier täglich geschlachteter Menschen gelindert werden
konnte. Von dieser Tyrannei befreite sein Volk der Schmied
Gjawe, dessen Schurzfell, an einen Spiess gestekt, die
Fahne, unter welcher sich die Völker zum Sturze des Tyrannen
sammelten, vor dessen Grimm sich die Schlachtopfer
seiner Regierung bis in's Gebirge von Kurdistan geflüchtet
hatten, und der endlich selbst in's Gebirge von Demawend
verbannt ward. Alljährlich am 31. August wird, unabhängig
vom moslimischen Kalender, das Befreiungsfest von der Regierung
Sohak's zu Demawend gefeiert. Die Bewohner der
Umgegend sammeln sich, auf Pferden, Mäulern, Eseln beritten,
und ziehen unter lautem Geschrei durch das Feld[198],
jubelnd, dass ihre Väter dem Halloh der Tyrannei entflohen,
welche noch so schwer auf ihnen selbst lastet; Nachts werden
Feuer auf den Terrassen der Häuser angezündet und
die Stadt beleuchtet, Freudenfeuer über die Erlösung von
dem Drucke Sohak's, durch welchen die Seufzer der Unterdrückten
wie Flammen zum Himmel emporstiegen. Dieses
[101]
Fest heisst das Fest der Kurden, auf denen Sohak's Tyrannei
vorzüglich lastete. Demawend soll schon von Siamek,
dem Sohne des Keiomer's, des zweiten Herrschers der
Pischdadier, gebaut worden und von Tahmuras Diwbend,
d. i. dem Diwbändiger, sollen die Diwe in den Demawend
gebannt worden sein, wo sich ihr Daseyn noch durch Rauch
und Erdbeben kund gibt. Von hier sandte Hulagu den
Schemseddin Kilegi nach Girdkjuh (dem Tigado Haithon's),
um den Befehlshaber zur Unterwürfigkeit aufzufordern, und
einen anderen Gesandten an Chuarschah, um diesen zu
bringen. Hulagu erwartete den Erfolg dieser Botschaften
zu Abbasabad[199], in der Nähe von Rei, der alten Hauptstadt
des persischen Irak. Chuarschah sandte seinen Sohn,
einen achtjährigen Knaben, 17. Ramasan 654/
8. Oct. 1256 welchen ihm aber Hulagu mit
der Botschaft zurücksandte, dass, wenn er selbst nicht kommen
könne, er einen anderen Bruder statt Schehinschah's senden
möge. Chuarschah sandte seinen Bruder Schiranschah und
den Chodscha Assileddin mit dreihundert Mann, um seine
Huldigung darzubringen. 1. Schewwal 654/
26. Oct. Nach vier Tagen wurden sie mit
einem Diplome zurückgesendet, welches dem Chuarschah,
da er Nichts verbrochen, die Gnade des Kaan's versicherte,
wenn er seine Schlösser ausliefern wollte; zugleich erhielt
das Heer den Befehl, von allen Seiten aufzubrechen. Köke
Ilka und Tukatimur nahten sich von der Seite von Ispidar;
Chuarschah fragte: warum sie kämen, da er zur Unterwerfung
bereit; sie antworteten: es sei die Heeresstrasse, auf
der sie nach Fütterung auszögen. Hulagu hatte sich indess
gegen Thalkan[200] gewendet, 10. Scheww./
31. October einer Stadt der Landschaft
Tocharistan, nach welcher die Mongolen von den Byzantinern
den Namen Tocharen erhielten, der noch in dem der
Mongolen Tsacharen fortlebt. Ohne einen eingefallenen
Regenstrom wäre Chuarschah schon diesen Abend am Fusse
seines Schlosses gefangen worden; acht Tage hernach, 19. Scheww./
8. November als
sich das Wetter aufgeheitert, ward Kriegsrath gehalten, ob
[102]
die Belagerung des Schlosses noch bei so weit vorgerückter
Jahreszeit zu unternehmen, oder auf's nächste Jahr zu verschieben
sei; der Wesir Seifeddin, die Generale Keitbuka
und Bukatimur stimmten für die Belagerung. Hulagu sandte
abermals Botschaft, halb drohend, halb versöhnend, einen
letzten Termin von fünf Tagen zur Uebergabe bestimmend.
Chuarschah verlor den Kopf und sandte seinen gelehrten
Arzt und Rathgeber Nassireddin von Tus mit seinem Bruder
Iranschah und seinem Sohne Turkia mit vielen Geschenken,
seine Unterwürfigkeit darzubringen; drei Tage hernach,
Sonntags den 19. November, 19. Nov. 1256 kam Chuarschah selbst, um
den Fuss des Kaan's zu küssen; er kleidete seine Unterwerfung
in die folgenden beiden, von ihm selbst verfertigten
Distichen ein:
Hulagu sah, dass er einen unerfahrenen Jüngling vor sich
hatte; er schmeichelte ihm mit Verheissungen und bewog
ihn, alle Burgen seiner Vorfahren, deren Zahl auf hundert
stieg, zu brechen, nur Girdkjuh und Lemsir, in welchen
sich die Besatzungen noch festhielten, ausgenommen; die zu
Meimundis[201] aufgespeicherten Schätze wurden ausgeliefert
und unter die Emire des Heeres vertheilt. Hulagu zog vor
Alamut, d. i. das Adlernest, den Hauptsitz des Grossmeisters
der Assassinen, von wo unter dem Gründer Hasan
Ssabbah die Macht des Ordens wie ein Adler aufflog. Der
Befehlshaber ergab sich, nachdem er ein Paar Tage Widerstand
geleistet. 26. Silhidsche 654/
15. December Die Mongolen drangen ein, zerbrachen die
Wurfmaschinen und gaben den Einwohnern drei Tage Frist
zum Abzuge.
Nach Abzug der Besatzung, nach Vertheilung der Beute,
sandte Hulagu seinen gelehrten Staatssekretär Athamülk
[103]
Dschuweini in's Schloss von Alamut, um die Archive und
die Bibliothek zu durchsuchen. Die Korane und einige andere
kostbare Werke wurden bei Seite gelegt, darunter eines,
welches den Titel: Begebenheiten unsers Herrn und Meisters[202]
führte und das Leben Hasan Ssabbah, des Gründers
des Ordens, enthielt, woraus Athamülk in seiner Welteröffnenden
Geschichte die verlässlichsten Nachrichten über denselben
gegeben; alle anderen Werke philosophischen und
freigeisterischen Inhalts über die Lehre der Ismaili wurden
den Flammen übergeben. Ob er dieses Autodafe der Bücher
auf Hulagu's Befehl oder aus eigenem Antriebe veranstaltet,
ob, wenn dieser Brand blos sein Werk gewesen, ihn dazu
nur der Feuereifer rechtgläubigen Islams, oder, wie ihn
spätere Geschichtschreiber dessen beschuldigen, verdammenswerthe
engherzige Habgier ausschliesslicher Gelehrsamkeit
bewogen, ist heute zu entscheiden unmöglich. Er
soll nämlich blos die historischen Werke, die er benutzen
wollte, gerettet und auch diese hernach den Flammen preisgegeben
haben, um die Gelehrsamkeit als Geschichtschreiber
zu monopolisiren. Eine ähnliche Anklage lastet auch auf
dem Andenken des grossen Astronomen Nassireddin und des
grossen Arztes Ibn Sina[203]. In welchem Gelehrtenkopf immer
solche Barbarei Eingang gefunden haben mag, so ist dieselbe
doch vom einseitigen Mathematiker und Arzte oder
Philosophen begreiflicher, als vom Geschichtschreiber,
welcher, wenn er seine Quellen, statt dieselben anzuführen,
vernichtet, mit denselben seine Glaubwürdigkeit zerstört.
Zur Ehre des grossen Geschichtschreibers, Astronomen und
Arztes, welche so ausschweifender und ausschliesslicher
Ruhmsucht bezüchtiget werden, wollen wir glauben, dass
der Gedanke davon nicht in ihrem vielumfassenden Geiste,
sondern in dem engeren ihrer Ankläger Platz greifen konnte.
[104]
Alamut, d. i. das Adler- oder Geyernest, auf einem hohen
steilen Hügel, nordöstlich von Kaswin gelegen, bietet noch
heute in seinen Ruinen eine lange Reihe durch Mauern
mit einander verbundener Thürme dar, welche auch dem,
der sie, wie Ker Porter, der Maler des persischen Alterthums,
nur von ferne gesehen, als unbezwingbar ins Auge
springen.[204] Der ganze Gebirgsdistrikt zwischen Dilem und
Irak, durch dessen Schluchten der Fluss Schahrud, d. i.
der Königsfluss, sich mühsam den Weg bahnt, heisst Rudbar,
d. i. das Flussland, und zwar das von Alamut zum Unterschiede
vom südlichen, von Lur, in Issfahan's Nähe, welches
der Sendrud, d. i. der lebendige Fluss, durchströmt. Hasan
Ssabbah hatte sich Alamut's halb mit Gewalt, halb mit List
bemächtigt, 483/
1090 dann sich vom seldschukischen Sultan Berkjarok
das in der Nähe von Damaghan gelegene Schloss Girdkjuh
erbeten, und zwölf Jahre nach der Besitznahme von Alamut
das im selben Thalwege gelegene feste Schloss von Lembeser[205].
Nebst Alamut, d. i. dem Geyerneste, Girdkjuh,
d. i. dem Gürtelberg, und Lembeser, d. i. Ruh' im Kopf,
waren die festesten Schlösser der Assassinen (nach den
Citadellen der Städte Tun und Kain) in Kuhistan: das von
Meimundis, d. i. die glückliche Feste, aus welcher der letzte
Grossmeister abzog, und Muminabad, d. i. der Bau der
Gläubigen, welches seinen Namen und seine Befestigung
vermuthlich dem vorvorletzten Grossmeister, welcher den
Beinamen des neuen Musulman führte, dankt, dessen Name
in der heutigen Verstümmelung von Meiomend[206] kaum zu
erkennen, und dessen ausserordentliche Festigkeit die Geographie
Hamdallah's anrühmt[207]; so auch die des am Berge
Demawend gelegenen Firuskjuh, d. i. Glücksberg, und das
Schloss Dschenabdar oder Kebajed, welches aber nicht erst
[105]
von den Assassinen, sondern vom Sohne des altpersischen
Helden Guders befestigt worden sein soll.[208]
Von Alamut begab sich Hulagu in den ersten Tagen
des Januars in das grosse, sieben Farasangen von Kaswin
aufgeschlagene Lager, 16. Silhidsche 654/
4. Jan. 1257 wo durch sieben Tage Feste gefeiert,
die Prinzen und Emire zur Aufwartung und zum Glückwunsche
der Eroberung zugelassen wurden; selbe, sowie
der Astronom Nassireddin von Tus und die beiden Söhne
der zwei grossen Aerzte von Hamadan, welche durch ihren
Rath wesentlich zur Uebergabe von Meimundis beigewirkt,
wurden beehrt, beschenkt; der Astronom und seine beiden
Begleiter blieben sofort im Gefolge Hulagu's, von demselben
bei jeder Gelegenheit ihrer Kenntnisse willen ausgezeichnet.
Dem Chuarschah ward ein mongolisches Mädchen angetraut
und die Hochzeit zu Kaswin mit Festen gefeiert. Hulagu
behandelte ihn mit Schonung, um von ihm die nöthigen
Befehle an die Gebietiger der Schlösser in Syrien zu erhalten,
dass sie dieselben bei Ankunft des mongolischen
Heeres demselben ungesäumt übergeben möchten. Nachdem
er diesen Befehl von ihm erhalten, sandte ihn Hulagu als
Trophee an den Hof des Kaan's Mengku. Als dieser die
Nachricht erhielt, dass Chuarschah sich nahe, sagte er:
Wozu schickt man ihn? und sandte ihm als Willkomm den
Todesbefehl entgegen. Er wurde getödtet und hierauf seine
ganze Familie, Weiber, Brüder und Söhne zu Kaswin niedergemacht.
So hatte die blutige Dynastie der persischen
Ismailije, d. i. der Assassinen, nach hundert und sieben
und siebzig Mondjahren ihr Ende erreicht[209], und der Dolch
des Meuchlers ward durch das Schwert des Mongolen gebrochen.
Hulagu hielt sich einige Zeit zu Kaswin auf, wo
er im Bade Moslim's badete. Hamdallah von Kaswin, der
Geschichtschreiber und Geograph Persiens, erwähnt in seiner
auserwählten Geschichte dieses Besuchs als einer der merkwürdigsten
[106]
Epochen der Geschichte seiner Vaterstadt, die
von nun an eine der Hauptstädte des mongolischen Reichs
in Persien und daher unter dem Geleite Hamdallah's näherer
Bekanntschaft werth.[210]. Zuerst baute Schabur[211] hier eine
Stadt, welche seinen Namen trug, als Feste wider die Dilemiten,
die feindliches Nachbaren im Norden. Bei einem
denselben hier gelieferten Treffen, als die Schlachtordnung
der Perser auf einer Seite in Verwirrung gerieth, soll der
Chosroes seinem Feldherrn zugerufen haben: an kesch win,
d. i. jenen Winkel schau, und nach erfochtenem Siege zum
Andenken desselben die Stadt erbaut haben, welcher sofort
der Namen Keschwin, d. i. Winkel schau, blieb, das heutige
Kaswin. Der Chalife aus dem Hause Abbas Hadibillah
Musa fügte eine dritte Stadt hinzu, Mubarekabad, d. i. der
gesegnete Bau, genannt; diese drei Städte umfing der Chalife
Harun Reschid mit einer Mauer, welche den Namen Reschidabad
erhielt. Der Thronprätendent Husein Ben Said
bemächtigte sich später der Stadt und vollendete den Bau
derselben[212]. Unter der Regierung Fachreddewlet's des
Bujiden erneuerte sein berühmter Wesir Ismail Ben Ibad
die Stadt und vergrösserte dieselbe nach dem Bau des nach
ihm Ssahibabad genannten Viertels. Hierauf[213] vom Dilemiten
Ibrahim Ben Merseban verwüstet, vom Emir Ebu Ali
Dschaaferi wieder hergestellt und vom grossen Sultan der
Seldschuken, Alparslan, erneuert[214], war sie jetzt durch die
Mongolen abermal verheert worden. Die Mauer, von zehntausend
dreihundert Ellen im Umfange, war mit zweihundert
dreissig Thürmen befestigt, hatte sieben Thore und umfing
neun Viertel, und sechs unterirdische Wasserleitungen, von
denen die vom Einsiedler Chumar Tekesch[215] gebaute das
besste Wasser gibt; derselbe baute auch ein halbes Jahrhundert
später[216] die nach seinem Namen genannte Moschee;
[107]
eine andere hatte schon der tyrannische Statthalter Hidschadsch
aus einem Götzentempel in einen Betort der
Moslimen umgeschaffen. Die Schii hassen diese Moschee,
weil von ihrer Kanzel unter der Regierung der Beni Omeije
dem Ali geflucht ward. Eine noch frühere Ueberlieferung
aus dem Munde Mohammed's oder eines der vier ersten
Chalifen heisst: Ehret Kaswin, welches eine der höchsten
Pforten des Paradieses[217]. Kaswin hat Ueberfluss an herrlichen
Früchten, besonders an Melonen, Wassermelonen und
Trauben, welche für die bessten ganz Persiens gelten[218];
die hier verfertigten Klingen wetteifern mit denen von
Chorasan und Schiras; von den Fabrikaten zeichnen sich die
aus mannichfarbigen Tuchenden zusammengenähten Pferddecken
aus. Die Einwohner gelten für die bessten Gesellschafter,
und ein persisches bekanntes Distichon räth dem
Schah, vier Männer nur aus vier Städten seines Reichs zu
wählen; Musiker aus Chorasan, Geschäftsmänner aus Issfahan,
Krieger aus Tebris und Gesellschafter aus Kaswin[219]. Zur
Verherrlichung des literarischen Ruhmes Kaswin's genügen
die beiden Sekretäre Kaswini, der Verfasser der Wunder
der Geschöpfe[220] und der einzigen Perle der Seltenheiten[221],
jenes Naturgeschichte, dieses Geographie, und Hamdallah
Mestufi, der Verfasser der auserwählten Geschichte[222] und
der bessten persischen Erdbeschreibung[223], so dass persische
Natur- und Völkergeschichte, Erd- und Ortsbeschreibung
keiner persischen Stadt mehr verdanken, als dem reichbegabten
gesellschaftlichen Kaswin.
Mit Eintritt des Frühjahrs begab sich Hulagu von Kaswin nach Hamadan, wo Baidschu Nujan von Aserbeidschan zur Aufwartung erschien. Hulagu, mit dessen Unthätigkeit unzufrieden, überhäufte ihn mit Vorwürfen: „Was hast du, seit Dschurmaghun nicht mehr in Iran geblieben, gethan? welche Schlachtenreihen hast du gebrochen, welchen Rebellen [108] geschlagen? Hat dir das mongolische Heer zu Etwas Anderem gedient, als durch dessen Macht und Grösse den Chalifen zu schrecken?“ Baidschu kniete nieder und sagte: „Ich habe mir keine Saumseligkeit zu Schulden kommen lassen und, was in meinen Kräften lag, gethan. Von den Thoren Rei's bis an die Gränzen Syriens habe ich Alles unterworfen, Bagdad ausgenommen, dessen Menschenmenge unermesslich und wohin die Zugänge äusserst schwer. Uebrigens steht der Befehl in der Hand des Padischah, und ich bin bereit, aus derselben Leben oder Tod zu empfangen.“ Diese Unterwürfigkeit milderte den Zorn Hulagu's; er befahl ihm, aufzubrechen, den Westen bis an's Meer hin zu unterjochen und die Länder Rum's diesseits und jenseits des Bosporos den Händen der Griechen und Franken[224] zu entreissen. Baidschu Nujan hatte schon vor vierzehn Jahren mit einem Heere von vierzigtausend Mann das hundertsiebzigtausend starke Ghajaseddin Keichosrew's, des Sohnes Alaeddin's, zu Kösetagh geschlagen[225] und vollendete nun die Eroberung Rum's bis an das Gestade des mittelländischen Meeres. Hulagu begab sich mit den Prinzen Kuli, Belghai, Kotar und mit den Befehlshabern Bukatimur, Sundschak, Köke Ilka in die Ebene von Hamadan, um dort das Heer zu sammeln. Hamadan, insgemein für das uralte Ecbatana gehalten, ist nach allen Quellen persischer Geschichte und Geographie eine der ältesten Städte Persiens, welche schon Huscheng, der zweite der Pischdadier, erbaut, Nabuchodonoser verwüstet, Darius wieder hergestellt haben soll.[226] Bedil, der Sohn Werka's, eroberte die Stadt im drei und zwanzigsten Jahre der Hidschret[227]; dreihundert Jahre hernach[228] wurde dieselbe von Medawidsch, dem Dilemiten, und abermal dreihundert Jahre später[229] von den mongolischen Heeren mit allgemeinem Gemetzel der Einwohner verwüstet. Die Stadt hat Ueberfluss an Wasser, selbst wenn [109] bei der von Hamdallah angegebenen Zahl der Quellen (tausend dreihundert) durch Fehler des Abschreibers eine Nulle zuviel. Zwei der grössten Philosophen Schöngeister, Eingeborene von Hamadan, der Dichter Ibn Chaleweih und Bediesseman, d. i. der Wunderseltene der Zeit, haben das Klima sowohl als die Einwohner in bekannten Versen[230] mehr getadelt, als gelobt. Der Erste sagte:
Der Wunderseltsame der Zeit, der Verfasser der ersten Makame, welche denen Hariri's zum Muster gedient, sagte:
Das frische Grün der Fluren, das Gemurmel der zahlreichen Quellen verscheuchen allen Gram und stimmen zur heitersten Lebenslust, wesshalb die Einwohner vorzüglich lebenslustig, Spielen und Scherzen ergeben; ausserdem, dass Hamadan der Geburtsort zwei so ausgezeichneter Schöngeister, als die beiden oberwähnten, wallfahrtet hier der Jude zum Grabe Esther's und Mardochai's, der Arzt zu dem Avicena's[231], die Mystiker zu dem eines der grössten persischen Dichter, nämlich: Aththar's, des Verfassers der Vögelgespräche und eines Dutzends gereimter Bücher, nämlich: des Buchs des Raths, der Drangsale, der Nachtigallen, der Kantele, der Geheimnisse der Gänse, der Chosroen, der Antworten, der Nöthen, des Auserwählten, des Göttlichen, und Haider's, des Biographen der Heiligen, des ascetischen Werkes der Brüder der Reinheit und anderer mystischer in Versen und Prosa. Bei dem Einfalle des mongolischen Heeres hatte Einer schon das Schwert aufgehoben, um den Dichter zu tödten, als ein Anderer sagte: Tödte diesen Greis nicht, ich kaufe dir sein Leben um [110] tausend Silberstücke ab. Hüte dich, sagte Aththar, mich um so niedrigen Preis wegzugeben; du wirst Käufer finden, die mich theuerer bezahlen. Einige Schritte weiter bot ein Anderer für Aththar's Leben einen Sack Stroh; hierüber ergrimmt, hieb ihn der Mongole nieder.[232] Seit diesem ersten Einfalle der Mongolen, welche bei der Verfolgung Chuaresmschah's bis an's kaspische Meer und an die Gränze des arabischen Irak vordrangen, bis zur Erscheinung Hulagu's vor Hamadan, waren sieben und zwanzig Jahre verflossen, und ehe wir mit Hulagu die Gränze vom persischen Irak in's arabische überschreiten, überblicken wir noch die Schicksale Persiens unter mongolischer Herrschaft in der vom ersten Einfalle der Mongolen bis zur Gründung des Reichs der Ilchane verflossenen Zeit.
Persien wurde von den Mongolen in zwei Statthalterschaften
getheilt, wovon die östliche Chuaresm und Chorasan,
die westliche das persische Irak und Aserbeidschan in sich
begreift. Um die Statthalter nicht zu vermengen, überblicken
wir zuerst das westliche oder eigentliche Persien,
welches in dieser Zeit nur zwei Statthalter hatte, nämlich
Dchurmaghun und Baidschu Nujan, und dann erst das östliche,
wo die Begebenheiten verwickelter durch die Ränke
der Nebenbuhler um die Leitung der Geschäfte. Als die
Mongolen bei der Verfolgung Chuaresmschah's zum erstenmal
die Gegend um Irbil verwüsteten, 633/
1236 rüstete der Chalife Mostanssirbillah
ein Heer und rief die moslimischen Fürsten
zur Hülfe auf; bei dem zweiten Einfalle nahmen sie die
Stadt Irbil, doch nicht die Citadelle, ein; sie drangen bis
Schengabad und Sermenrai vor, der Chalife setzte Bagdad
in Vertheidigungsstand und rief alle Einwohner zu den
Waffen auf. Am rothen Berge (Dschebel Hamrin) ober
Tekrit wurden die Mongolen geschlagen und ihnen die Gefangenen,
die sie von Irbil und Dakuka weggeschleppt, abgenommen;
[111]
ein Corps von fünfzehntausend Mongolen, das
bald darauf bis Dschaaferije vordrang, zog sich bei der
Annäherung des Chalifen zurück. Noch im selben Jahre 635/
1238
war ein Corps von gleicher Stärke bis Chanekin vorgedrungen
und schlug das ihnen vom Chalifen entgegengesandte,
das nur halb so stark. Im Norden hatten sie sich Gendsche's
bemächtigt, und Dschurmaghun's Heere überschwemmten
Georgien und Armenien. Er eroberte das Land zwischen
dem Arras und Kur und in Georgien die Hauptstadt Tiflis
nebst anderen Städten. Er belagerte und verheerte Rei;
hierdurch erschreckt, trugen ihm die Bewohner von Karss
die Schlüssel ihrer Stadt entgegen; nichtsdestoweniger wurden
die waffentüchtigen Einwohner niedergemacht, mit Ausnahme
der Kinder und Handwerker, die in die Sklaverei
geschleppt wurden. Der armenische Prinz Awak begab sich
mit seiner Schwester Thamtha an den Hof Gujuk's, um
die Zurückstellung des väterlichen Erbes zu erflehen, und
sie erhielten hiezu den Befehl an Dschurmaghun. Nach
dessen Tode setzte sein Nachfolger Baidschu Nujan die
Eroberungen seines Vorfahrers fort. Er wandte seine
Waffen gegen Ersenrum, Ersendschan, und schlug das in
der Ebene von Akschehr bei Ersendschan verstärkte Heer
des Sultans von Rum, unter dessen Verbündeten zweitausend
von Johann Limminata aus Cypern und Bonifacio de Castro
von Genua befehligte Truppen; diess ist die oberwähnte
Schlacht von Kösetag, welcher Berg sonst Alakjuh hiess.[233]
Nach dem über den Sultan erfochtenen Siege wurden Siwas,
Tokat und Kaissarije geplündert und verheert; ein General
des Sultans und der Richter von Amasia kamen in's mongolische
Lager von Siwas und unterhandelten einen Frieden,
vermöge dessen der Sultan jährlich einen Tribut von hundert
zwanzigtausend Goldstücken, fünfhundert Stück Stoffe,
fünfhundert Kamele, fünfhundert Sklaven zu leisten verbunden.[234]
Keichosrew war zu glücklich, diesen ohne seine
[112]
Vollmacht abgeschlossenen Friedensvertrag zu bestätigen.
Bei ihrem Abzuge erstürmten die Mongolen Ersendschan
und machten die Einwohner nieder. Malatia kaufte sich
von der Plünderung durch viertausend Goldstücke los, zu
deren Vervollständigung die goldenen und silbernen Kirchengefässe,
die Heiligenschreine und Reliquienkästen ausgeliefert
werden mussten.[235] Wahrscheinlich war es derselbe
mongolische Feldherr Irsane, welcher zweimal Bohemund V.,
den Fürsten von Antiochien, auffordern liess, die Mauern
seiner Festungen zu brechen und ihm dreitausend Jungfrauen
zu liefern; die Forderung wurde abgeschlagen, aber später
zahlten die Fürsten von Antiochien an die Mongolen Tribut.
Schihabeddin, der Fürst von Miafarakain, durch einen
mongolischen Gesandten aufgefordert, seine Mauern zu
schleifen, 1244 antwortete, dass er nur ein kleiner Fürst, dem
Beispiele der Sultane Syriens und Aegyptens folgen werde.
Hethum I., der armenische Fürst Ciliciens, suchte durch
Gesandte mit reichen Geschenken Baidschu's Schutz an.
Baidschu forderte vor allem die Auslieferung des Harems
Keichosrew's, des Sultans von Rum, und Hethum erkaufte
um diesen Preis den Frieden und das Diplom als Vasall des
grossen Kaan's. Im folgenden Jahre 1245 eroberten die Mongolen
die nördlich des Sees von Wan gelegenen Länder, die sie
auf Ogotai's Befehl der armenischen Prinzessin Thamtha
übergaben. Sie nahmen Amid, Roha, Nissibin. Der Fürst
von Mossul, Bedredin Lulu, schloss in seinem und des
Fürsten von Damaskus Namen einen Vertrag von, in drei
Klassen geregelter, Kopfsteuer ab. Im folgenden Jahre 1246 erschienen
die Mongolen zum fünftenmal in der Nähe von
Bagdad zu Dakuka, von wo sie der kleine Diwitdar zurückschlug,
und im folgenden Jahre 1247 tödteten die Mongolen zu
Dakuka den Statthalter Belban; sie plünderten die Karawanen,
und Jesaur verheerte die Gegend um Malatia. Die gleichzeitigen
Begebenheiten Rum's und Armeniens gehören in
die Geschichte dieser Länder und ihrer Fürsten; wir erwähnen
[113]
nur noch der Mission der vier Dominikaner, welche
Baidschu auf den ihm im Namen des Papstes gemachten
Antrag, sich zum Christenthume zu bekehren, tödten wollte.
Einer seiner Offiziere hatte sogar vorgeschlagen, den ersten
der Missionäre zu schinden und seine ausgestopfte Haut
dem Papst als Antwort zu senden[236]; doch auf die Fürbitte
der Gemahlin Baidschu's wurde ihnen nicht nur das Leben
geschenkt, sondern sie erhielten sogar ein in dem Missionsberichte
bis auf uns gekommenes Schreiben und wurden
von zwei Gesandten Baidschu's an den Papst begleitet, der
sie auf das Ehrenvollste empfing und mit Geschenken überhäufte.[237]
In Persien liess Tschengischan, nachdem er abgezogen, als Statthalter den Dschintimur zurück, welchem von allen vier Ulusen, d. i. Stämmen des Urugh, d. i. des Hauses Tschengischan's, ein Amtsgehülfe beigegeben war, indem Chorasan als ein, allen vier Söhnen Tschengischan's gemeinsamer Besitz betrachtet ward; eine Zeit lang dem Dschurmaghun, dem Statthalter Feldherrn in Persien, untergeordnet, unter dessen Oberbefehl er die, Chorasan noch verheerenden türkischen Schaaren Chuaresmschah's schlug, erhielt Dschintimur von Ogotai die unabhängige Statthalterschaft Chorasan's und Masenderan's; als Gehülfe vom Blute des Kaan's war ihm Kelilat beigegeben; er selbst verlieh beide höchsten Staatsämter, nämlich das des Wesirs oder Inhabers des Diwans und die Stelle des Staatssekretärs, an zwei Moslimen, jenes an Scherefeddin von Jesd, dieses an Behaeddin von Dschuwein, den Vater Athamülk's, des Geschichtschreiber's. Nach Dschintimur's Tod erhielt seine Stelle Nussal, welcher schon von Tschengischan dem Dschintimur als Amtsgehülfe von Seite des Uluses Dschudschi's beigegeben worden war. Dem Nussal folgte in der Statthalterschaft bald Körgös, d. i. Blindaug, welcher, an den Hof Ogotai's gesandt, um über die Verwaltung Chorasan's Bericht zu erstatten, gefiel und [114] von seinem Landsmanne, dem Staatssekretär Dschinkai dem Uighuren, begünstigt. Der Kämmerer Danischmend, Gegner Dschinkai's, bemühte sich seinerseits, die Statthalterschaft Chorasan's dem Sohne Dschintimur's zu verschaffen; Dschinkai wünschte jedoch seinem Schützling ein Jerligh, d. i. Diplom, des Kaan's zu verschaffen, vermöge welchem ihm die statistische Zählung der Bewohner Chorasan's und Masenderan's aufgetragen und alle Macht in seine Hände concentrirt ward. Der Wesir Scherefeddin und Kelilat, ihrer Wirksamkeit durch das Jerligh beraubt, schmiedeten mit Ongu Timur, dem Sohne Dschintimur's, Ränke wider Körgös am Hofe des Kaan's, der ihn auf ihre Beschwerden zu sich berief. Körgös machte sich auf den Weg, indem er den Behaeddin von Dschuwein an der Spitze der Verwaltung zurückliess. Auf dem Wege in's Hoflager begegnete er zu Binaket den Commissären des Kaisers, welche ihm zurückzukehren befahlen; es kam vom Wortwechsel zu Thätlichkeiten, in welchen Körgös blutig geschlagen und ihm ein Zahn gebrochen ward; er musste den Commissären folgen, aber in der Nacht sandte er einen Eilboten mit seinem blutbefleckten Kleide nach Hof. Ogotai, über diese Behandlung seines Statthalters aufgebracht, berief ihn zu sich; allein die Gegner Kelilat und der Sohn Dschintimur's folgten ihm auf dem Fusse. Zu Bochara wurde bei einem demselben gegebenen Feste Kelilat am hellen Tage ermordet. Ogotai wollte in dem ihm vom Sohne Dschintimur's dargebrachten Zelte speisen; kaum hatte er es verlassen, als es ein Windstoss zusammenriss. Ogotai, durch diese böse Vorbedeutung erschreckt, befahl, es in Stücke zu zerreissen. In dem von Körgös ihm dargebrachten Zelte fand er im Gegentheil einen mit Juwelen besetzten Gürtel, nach dessen Umbindung sein Lendenschmerz verschwand, so dass er guten Muths wieder zechte. Die beiden Nebenbuhler um Chorasan's Statthalterschaft blieben mehrere Monate am Hofe Ogotai's, welcher wünschte, dass sie sich vertrügen, und ihnen befahl, aus demselben Becher zu trinken, dasselbe Zelt zu bewohnen, nachdem sie zuvor ihre Waffen abgegeben. [115] Da sie sich nichtsdestoweniger nicht verglichen, ward, als sie Beide in Ogotai's Gegenwart vor Gericht erschienen, der Sohn Dschintimur's als schuldig verurtheilt, und sollte an den Herrscher seines Uluses, nämlich an Batu, ausgeliefert werden. Der Sohn Dschintimur's flehte den Kaan, selbst sein Schicksal zu entscheiden, indem ein Hund, wie er, nicht werth sei, dass zwei grosse Herrscher, wie Ogotai und Batu, sich über ihn beriethen. Du hast Recht, sprach Ogotai, Batu's Strenge würde selbst seinem Sohne, wenn er sich in deinem Falle befände, nicht verzeihen. Dem Sohne Dschintimur's wurde verziehen; aber seine Begleiter wurden nach der Jasa bestraft, welche über die Verläumder Strafen verhängt. Körgös verwaltete Chorasan mit Gerechtigkeit und Einsicht, baute Tus und Herat aus ihrem Schutte wieder auf und warf den Ränkeschmied Scherefeddin, welcher unter dem Scheine der Freundschaft gearbeitet, in's Gefängniss; dieser aber fand mittels seines Weibes Schutz beim Uluse Dschagatai, und Arghun wurde mit dem Befehle abgesandt, den Körgös lebendig oder todt nach Hofe zu bringen.[238]
Körgös, der sich Anfangs in einem von ihm zu Tus erbauten Magazine eingesperrt, ging endlich, als man Gewalt brauchen wollte, selbst heraus, und ward von den Söhnen Dschagatai's nach Hof gesandt, wo sein Beschützer Dschinkai von der Regentin Turakina verungnadet worden. Körgös, ohne Beschützer, ohne Geld, wurde auf Befehl Kara Hulagu's, des Enkels Dschagatai's, hingerichtet, und von der Regentin wurde Arghun zum Statthalter Chorasan's ernannt. Er begehrte den Scherefeddin als Ulug Bitekdschi, d. i. grossen Staatssekretär oder Finanzminister, weil er sich verbindlich gemacht, viertausend Balische, welche in den beiden Ländern Chorasan und Masenderan an Steuern ausständig, einzutreiben. Scherefeddin, Sohn eines Lastträgers von Chuaresm und seiner schönen Gestalt willen Lieblingspage des Statthalters von Chuaresm, war von diesem, als [116] der Page die Frische des Jugendreizes verloren, dem Dschintimur abgetreten, bei dem er sich durch seine Geschicklichkeit als Sekretär und seine Kenntniss der mongolischen Sprache als brauchbar empfahl; er stellte ihn in Steuergeschäften an, in welchen er bald Proben seines blutaussaugenden Druckes gab, wodurch sein Name in der Geschichte für immer gebrandmarkt. Er unterschied zwischen den Dörfern, welche sich freiwillig den Mongolen ergeben, oder mit Gewalt erobert worden waren, und belastete die Einwohner der letzten mit allen Arten von Auflagen und Qualen[239]. In diesem Geiste hatte er unter Körgös das Land gedrückt und noch mehr unter Arghun, um die Summe, zu deren Eintreibung er sich anheischig gemacht, einzutreiben. Weder Weiber noch Waisen wurden verschont und Foltern aller Art angewandt, um Geld zu erpressen; die Häuser wurden geplündert, den Todten selbst das Leichentuch weggenommen, dar Mann vom Weibe, der Vater vom Sohne gerissen und als Sklave verkauft; die Männer wurden barfuss, die Weiber unverschleiert aus den Häusern geschleppt; jene bei den Füssen, diese bei den Brüsten aufgehängt. Zu Rei wurden die geraubten Einrichtungen der Häuser in der Moschee aufgeschichtet, dort auf Maulthiere geladen und diese mit den Teppichen der Moschee zugedeckt. So schaltete und waltete er zu Tebris und Kaswin, zu Issfahan, Kum, Kaschan, Rei und Hamadan, alle Häuser und alle Foltern erschöpfend. Seinen Helfer Mahmud von Sebsewar sandte er, um Isferain und Dschadscherm auszusaugen, er selbst lag schwer als Alp der Finanz auf Astrabad, Amul und den Städten Masenderan's. Als Arghun zu Tus, bat der Imam der Grabstätte Musa Risa's um Gnade und Schonung, und Arghun gab ihm einen Kabinetsbefehl an Scherefeddin zur Zurückstellung eines Theils des Geraubten. Scherefeddin befahl, den Vorzeiger des Befehls mit Fäusten zu ohrfeigen, so dass er besinnungslos niederfiel. Die Pflugstiere nahm er vom Acker, die Heerden aus den Haiden [117] weg, so dass Ackerbau und Viehzucht darniederlag. Glücklicherweise befreite sein Tod das Land von seiner Tyrannei; 1244 aber noch auf dem Todbette sandte er Wort an Arghun, ja die Eingesperrten nicht frei zu lassen, bis sie gezahlt, und ja keinen Heller nachzusehen, weil sonst alle Ordnung zu Ende. Arghun that das Gegentheil, indem er die Gefangenen losgab, die noch zu leistenden Zahlungen nachsah und sich dadurch den Segen des Landes erwarb. Bei der Thronbesteigung Gujuk's brachte Arghun alle eingesammelten Anweisungen, welche sich verschiedene Prinzen gesetzwidrig auf verschiedene Distrikte Chorasan's verschafft hatten, dem neuen Kaan als das angenehmste Geschenk dar; die Stellen wurden nach seinem Vorschlag besetzt, die durch den Tod des Blutegels Scherefeddin erledigte des Ulugh Bitekdschi erhielt Fachreddin Behischti. Nach Gujuk's Tod riss während des Zwischenreichs der Missbrauch der Anweisungen, wodurch den Prinzen Einkünfte von Dörfern und Flecken in Chorasan für Jahre hinaus zugesichert wurden, wieder ein. Bei Mengku's Thronbesteigung verschafften sich die Klagen des Landes Gehör, und es wurde beschlossen, Chorasan auf die von Mohammed Jelwadsch in Transoxana eingeführte Weise zu besteuern. Die Statthalterschaft wurde ihm mit Jerligh und Paise, d. i. mittels Diploms und Löwenkopfs, bestätigt, und Behaeddin von Dschuwein für die Finanzverwaltung beigegeben; aber die Brüder des Kaisers: Kubilai, Hulagu, Arikbugha, hatten bei ihm ihre Agenten; so auch Nikpei, der Herr des Uluses Dschagatai. Persien wurde in vier Steuerbezirke abgetheilt und die Vorsteher derselben erhielten den Titel Melik, welches gewöhnlich König, hier aber so viel als Intendant oder Generalpächter bedeutet. Arghun veranstaltete bei seiner Zurückkunft neue Zählung und regelte die Kopfsteuer nach den Klassen, was bereits, sowie die Einrichtungen Hulagu's durch denselben oben erzählt worden.
Hulagu befand sich Ende Aprils zu Denna, 9. Rebiulachir 655/
26. April 1257 drei Monate
hernach zu Hamadan; 10. Redscheb/
26. Juli in der herbstlichen Tag- und Nachtgleiche
sandte er einen Gesandten an den Chalifen von
[118]
Bagdad mit der Aufforderung von Unterwürfigkeit und dem
Vorwurfe, dass die zur Besiegung der Assassinen angesprochene
Hülfe nicht geleistet worden. Doch ehe wir die
Begebenheiten der zwischen dieser Aufforderung und dem
Sturze des Chalifats verflossenen fünf Monate erzählen,
fordert geschichtlicher Zusammenhang den Rückblick auf
die letzten Zeiten des sinkenden Chalifats, das unter den
Beni Abbas nun bereits durch fünf Jahrhunderte gedauert.
Ohne diesen Rückblick auf die ersten und letzten Ursachen
des Sinkens und gänzlichen Verfalls würde es unmöglich
sein, zu begreifen, wie der durch fünf Jahrhunderte aufrecht
stehende Thron des Chalifen in fünf Monaten zertrümmert
ward[240]. Der Wurm hatte schon lange an dem
Herrscherstabe des Chalifen genagt, ehe derselbe und das
darauf gestützte Schattenbild der Herrschaft zu Boden fiel.
Von innen zerrissen das Reich die Partheiungen der Sunni
und Schii und die Anführer der türkischen Leibwachen,
mit denen sich schon der achte Chalife Moteaassim in der
Hoffnung umgeben, durch dieselben den Thron zu schützen,
die aber statt Vertheidiger Empörer, von Sklaven sich zu
Sultanen emporschwangen. Von aussen erschütterten und
zertrümmerten das Reich die mit dem Schwerte den Islam
reformirende Secte der Karmathen und die überall emporsteigenden
Dynastien, von denen alle den Titel der Herrschaft
den durch Gewalt abgenöthigten Diplomen des Chalifen
dankten, von denen aber die mächtigsten, wie die
Beni Hamdan und Beni Buje, um die Oberherrschaft über
den Chalifen buhlten, und desshalb im beständigen Kriege
mit dem Emirol-umera, d. i. dem Fürsten der Fürsten, dem
Hausmeyer des Chalifats, bis sie den Titel desselben sich
selbst angeeignet. Kaum ein Jahrhundert war seit der
[119]
Gründung der Dynastie der Beni Abbas durch Abdallah
es-seffah, d. i. den Diener Gottes, den Blutvergiesser, verflossen,
als schon mit dem Einflusse der türkischen Leibwachen
der Saamen des Unheils wuchernd aufschoss; ein
Jahrhundert hernach unter dem neunzehnten Chalifen Kahirbillah,
d. i. der Rächende durch Gott, war bereits das Loos
der Theilung über das Ehrenkleid des Chalifats geworfen
und die Länder desselben in zwölf Theile zerstückelt. i. J. 325/
936 Heute
vor neunhundert Jahren herrschte in Persien die mächtigste,
in vier Zweige getheilte Dynastie der Beni Buje, in Diarbekr
und Dijari Rebia, zu Mossul und zu Haleb die Dynastie
der Beni Hamdan; Chorasan war in den Händen der Beni
Saman, Masenderan und Dschordschan in denen der Beni
Dilem; der südlichen arabischen Landschaften hatten sich
die Karmathen, der südlichen persischen Ahwas und Wasit,
die Söhne Berid's, als Empörer bemächtigt. In Aegypten
und Syrien führten die türkischen Sklaven der Familie
Achschid als Herrn den Titel von Sultanen und zu Bagdad
selbst den des Fürsten der Fürsten. Zwei Dynastien der
Beni Sijad regierten zu Sebid in Jemen und die anderen in
Taberistan; in Kufa die Beni Thaba Thaba aus der Familie
Ali und die Beni Ochaissar in Hidschas. Den Titel und die
Macht als Chalifen machten den Beni Abbas die alte Dynastie
der Beni Omeije in Spanien und die neue der Fatimiten
in Afrika streitig[241]. So hatten sich Leibwachen und
Sklaven, Sectirer und Empörer, arabische und persische
Emire in das weite Reich des Chalifats von Osten bis Westen
getheilt, und das Gebiet desselben war, wie in der letzten
Zeit des byzantinischen Reichs, fast nur auf das Weichbild
der Residenz beschränkt; was sich innerhalb den weiten
Gränzen des ehemaligen Reichs der Chalifen zutrug, gehört
in die Geschichte der Dynastien, die sich dort erhoben, und
nicht mehr in die des Chalifats, das seit dem Beginne des zehnten
Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung noch durch vierthalbhundert
Jahre seinem Untergange allmählig zusank.
Am Eingange und Ende dieser vierthalbhundertjährigen Periode stehen zwei Wesire Staatssekretäre, beide Gelehrte, beide als Hebel des Verderbens des Reichs von der Geschichte gebrandmarkt. Der erste, Ibn Mokla, der Verbesserer der arabischen Schrift in ihrer schönsten, gefälligsten Form des Neschi, der dreimal den Koran abgeschrieben, dreimal die Wesirschaft verwaltet, dreimal Heere befehligt, dreimal die Pilgerreise vollzogen und zuletzt sogar dreimal bestattet worden, unterhielt verrätherischen Briefwechsel mit Jahkim, dem türkischen Emire, wie Ibn Alkami, der letzte gelehrte Wesir des letzten der Chalifen, mit Hulagu; jener die Türken, dieser die Mongolen rufend. Der zwischen beiden liegende Zeitraum zerfällt in vier Perioden, in deren erster die Bujiden, in der zweiten die Seldschuken, in der dritten die Chuaresmschahe und endlich die Mongolen die mächtigsten Herrscher Mittel- und Vorderasiens. Wir haben hier nicht die Geschichte dieser Reiche zu überblicken, sondern nur die des unter ihrem eisernen Fusstritte tief darniedergebeugten Chalifats. Die erste Periode der Uebermacht der Beni Buje bis zum Auftritte der Seldschuken unter Toghrul umfasst hundert fünf und zwanzig Jahre, die Herrschaft der Seldschuken in Chorasan und Kerman anderthalb Jahrhunderte, die überwiegende Macht der Chuaresmschahe unter den beiden letzten grossen Sultanen derselben, Mohammed Tekesch, die der mongolischen Herrschaft seit dem Tode Tschengischan's, dreissig Jahre. Während dieses durch die Uebermacht der Beni Buje, der Seldschuken, der Chuaresmschahe und der Mongolen unterdrückten, durch innere Unruhen zerstückten Chalifats sassen seit dem neunzehnten Chalifen, Kahirbillah, noch achtzehn sogenannte Schatten Gottes auf Erden als Schatten auf dem Chalifenstuhle, mit dem Mantel des Propheten angethan, mit seinem Stabe als Richter die weltliche Herrschaft zum Scheine und nur noch die geistliche als die Imame des Islams ausübend, auch diese nicht unbestritten, sondern von Ketzern und Glaubensreformern vielfach beeinträchtigt, von den Chalifen der Beni Omeije in Spanien und von denen der Fatimiten [121] in Afrika in Anspruch genommen. Zuerst entzweite das Chalifat die zu Bagdad mit gleicher Erbitterung geführte Glaubensspaltung der Sunni und Schii, wovon jene die Katholiken, diese die Protestanten des Islams; jene dem Hause Abbas, diese dem Ali's und folglich allen denen, welche als Verwandte der Prophetenfamilie auf Herrschaft Anspruch machten, gewogen. Die für den Thron sowohl als für den Altar gefährlichsten Religionsneuerer aber waren die Karmathen und Ismailiten, wovon jene mit dem Schwerte in der Hand als Zerstörer der Kaaba und Räuber des heiligen schwarzen Steines, als Mauerbrecher das feste Gebäude des Islams erschütterten; diese unter dem Schleier geheimer Lehren und Verbindungen die Grundfeste der Religion untergruben und mit dolchbewaffnetem Arm schneidende Beweise führten; höchst gefährliche Neuerer der Lehre, welche den ihnen beigelegten Namen der Mulhad, d. i. der Freigeister oder Gottlosen, wohl verdienten und welche nur unter dem tropischen Gewande der Allegorie und Mystik das Skelet ihrer Grundlehre: Nichts zu glauben und sich Alles zu erlauben, verlarvten; gefährlicher als die Anhänger Masdek's unter Nuschirwan, als die Babek's unter den Chalifen Mamun und Moteaassim, welche offen die Gemeinschaft der Güter und Weiber predigten, das Scheusal ihrer Grundsätze offen Preis gaben, während diese es unter dem Schleier ascetischer Uebungen und philosophischer Lehren im tiefsten Geheimnisse verbargen. Von der Zeit an, wo unter Kahirbillah die Karmathen und Beridäer die Länder des Chalifats mit Blut überschwemmten bis zur letzten Blutüberschwemmung durch die Mongolen, waren die grossen politischen Unheile des Reichs fast immer gleichzeitig mit grossen verderblichen Naturbegebenheiten, mit Erdbeben, Hungersnoth und besonders grossen Verheerungen des Tigris, so dass die Ueberschwemmung des letzten nur als ein Vorzeichen einer Ueberschwemmung von Blut galt, ein Glaube an eine geheime Verbindung physischer und moralischer grosser Begebenheiten, welche durch die furchtbaren Ueberschwemmungen des Tigris, welche im Jahre der Einnahme Alamut's [122] statthatte und nur zu bald durch das Blutbad und den Ruin Bagdad's bestätigt ward.
Der Tyrann Kahirbillah, Nachfolger des Chalifen Radhi,
der letzte der Chalifen, welcher dichtete und selbst am
Freitage das Chutbe verrichtete, berief den Türken Raik
als Fürsten der Fürsten nach Bagdad und stiftete so die
oberste Gewalt der Fürsten der Fürsten, um die sich mit
den Befehlshabern der Leibwachen die mächtigen Fürsten
des Hauses Hamdan und Buje stritten. Er bestellte, der
erste, einen Stellvertreter in der Moschee, in welcher vor
ihm die Chalifen selbst als Imame dem Gebete vorstanden,
am Freitage die Rede selbst von der Kanzel als Chatibe
gehalten hatten.[242] 330/
941 Unter seines Bruders und Nachfolgers
Mottakki, d. i. des Gottesfürchtigen, Regierung verkündeten
grosse Ueberschwemmung des Tigris und grosse Pest und
Hungersnoth eben so grosses politisches Unheil. Der Anführer
Beridi verheerte Bagdad dritthalb Monate lang mit
seinen Truppen, der Türke Tusun drängte sich nach Raik's
Tod dem Chalifen als Fürst der Fürsten auf, dem byzantinischen
Kaiser Romanus Lapachenes musste das Schweisstuch
Christi als Lösegeld ausgeliefert werden; Mottakki
ward geblendet und vom Throne gestossen. Sein Neffe
Mostekfibillah verlieh nach Tusun's Tod die Stelle des Fürsten
der Fürsten dem Schirsad, welchem sie Ahmed der Bujide
entriss und vom Chalifen mit dem Ehrentitel Moiseddewlet,
d. i. der den Hof oder das Reich Ehrende, anerkannt ward.
Er bemächtigte sich der Leitung aller Geschäfte, wies dem
Chalifen nur fünftausend Dirhem für dessen täglichen Unterhalt
an, riss ihn endlich gewaltsam vom Throne und verstiess
ihn geblendet in den Kerker. Die Wesire wurden von nun
an nicht mehr Wesire, sondern nur Kjatibe, d. i. Sekretäre,
genannt.[243] Sein Nachfolger Motiilillah, d. i. der Gehorsame
in Gott, war nur den Befehlen Moiseddewlet's und seines
Sohnes Bachtiar gehorsam, welche die wahren Herren von
Bagdad, als Schii die Sunni als Ketzer und die Chalifen aus
[123]
dem Hause Abbas als ungerechte Thronbesitzer anfeindeten;
Verwünschungen wider Omar, der Fedek, das Landgut Ali's,
eingezogen, und den Ebu Serr verdammte, wurden an die
Thore der Moscheen geschrieben, Nachts zwar von den
Sunniten wieder ausgelöscht, dann aber dem Moawia von
den Kanzeln geflucht und das Fest Aaschura zum Preis des
Martyrthums Husein's eingesetzt[244]. Moiseddewlet verkaufte
die Stelle des Obersten Richters um zwanzigtausend Dirhem,
das erste Beispiel so schändlicher Verkäuflichkeit im Islam,
und Bachtiar, als es ihm an Geld mangelte, zwang den
Chalifen, seine ganze Garderobe und sein Hausgeräthe zu
verkaufen, und zog die aus der Versteigerung gelösten
vierzigtausend Dirhem ein, so dass man sagte, er habe den
Chalifen vergantet[245]. Die Karmathen hatten zwar den
schwarzen heiligen Stein wieder an die Kaaba zurückgestellt,
aber hingegen eroberten die Griechen alle Gränzfestungen
des Reichs. Zu Tarsus verwandelten sie die Moscheen in
einen Stall und verbrannten die Kanzel; Antiochien und
Haleb, Edessa und Nissibin wurden geplündert. Dschewher,
der Feldherr der Fatimiten, hatte Aegypten erobert. So
grosse und schwere Unfälle waren durch ausserordentliche
Naturverheerungen vorbedeutet oder von denselben begleitet
worden. 346/
957 Erdbeben verschluckte die Stadt Thalkan mit allen
ihren Einwohnern, bis auf dreissig[246], und hundert fünfzig
Dörfer. Die Erde warf die Gebeine der Todten aus und
sprengte heisses Wasser zum Himmel empor; Kum und
Holwan wurden durch Erdbeben verwüstet; die Heuschrecken
verzehrten nicht nur das Gras der Fluren, sondern auch
die Blätter der Bäume; das Meer trat achtzig Ellen weit
von seinen Ufern zurück[247] und enthüllte die Naturwunder
seines Schooses; drei Jahre später verschlang es das Gepäck
der Pilgerkarawane, die ein Wolkenbruch demselben zugeschwemmt; 349/
960
in diesem Jahre wurde Kreta von den Griechen
erobert. Der Sohn Motii's war Thaai, was ebenfalls gehorsam
[124]
bedeutet; er gehorsamte, wie der Vater, dem Fürsten
der Beni Buje, die sich nun mit den Türken und unter
sich um die Obervormundschaft des gehorsamen Chalifen
stritten; doch beobachtete Adhadeddewlet, der grosse Fürst
der Bujiden, wenigstens den äusseren Anstand, indem er
siebenmal vor dem Chalifen die Erde küsste, während Behaeddewlet
den Palast des Chalifen plünderte, ihn selbst durch
zwei Dilemiten von dem Throne reissen liess und geblendet
in den Kerker verstiess. Adhadeddewlet hatte zu Bagdad
Spital und Sternwarte gebaut, und inmitten der finsteren
Nacht, welche den Thron des Chalifats umdunkelte, leuchteten
am literarischen Himmel Gestirne der ersten Grösse.
Der Dichter Motenebbi, der Geschichtschreiber Mesudi, der
Philosoph Farabi und Ebulferedsch von Issfahan, der Verfasser
der grossen Blüthenlese, Aghani, welcher dem Wesir
Ibad die fünfhundert Kameellasten von Büchern, die er vor
Erscheinung derselben mit sich zu führen pflegte, ersparte.
In die vierzigjährige Regierung Kadirbillah's, des fünf
und zwanzigsten Chalifen, des Enkels Moktedir's, fällt das
Ende der Herrschaft der Beni Buje und der Beginn der
Grösse der Sultane von Ghasna, welche aber zu ferne, um
unmittelbaren Einfluss auf die Schicksale Bagdads zu nehmen.
Nichtsdestoweniger ertheilte ihnen der Chalife Ehrentitel,
indem er dem Vater Sebugtegin den der rechten Hand des
Hofes und des Intendenten des Volkes[248] beilegte, wie die
Fürsten der Buje der Bewahrer[249], der Arm[250], der Ruhm[251],
der Adel[252], das Schwert[253], der Werth[254], die Säule[255]
und die Ehre[256], der Veredler[257], die Erhabenheit[258] des
Reichs und des Hofs geheissen hatten; fünf und vierzig Jahre
alt, als er den Thron bestieg, füllte Kadir, d. i. der Mächtige,
denselben vierzig Jahre lang, wenn nicht mit Macht, doch mit
Anstand und Würde, war genau und eifrig in Vollziehung
der vorgeschriebenen Religionspflichten im Gegensatze seiner
[125]
Vorfahren, welche Wüstlinge und Schlemmer, schrieb ein
Buch wider die Schismatiker, welche die Lehre, dass der
Koran erschaffen, vertheidigen, welches alle Freitage in
der Moschee vorgelesen ward; nur wurde seine lange Regierung
häufig durch die blutigen Streitigkeiten der Sunni
und Schii getrübt, weil er die letzten auf Kosten der ersten
begünstigte. In dem ersten dieser Religionsaufruhre wurde
der Wesir Behaeddewlet erschlagen, weil er die Todtenfeier
des Martyrthums Husein's abstellen wollte. i. J. 382/
992 Neun Jahre
hernach empörten sich die Ketzer, indem sie die Einführung
eines neuen Festes, nämlich des schiitischen des Teiches,
durchsetzten[259]. 389/
998 Zehn Jahre hernach, im selben, wo ein
heftiges Erdbeben die Stadt dreimal, und Hakimbiemrillah
die Kirche, das heilige Grab zu Jerusalem in Schutt verwandelte,
schlugen sich die Sunni und Schii in den Strassen
von Bagdad. i. J. 407/
1016 Neun Jahre später wurden die Ketzer zu
Wasith von den Sunni geschlagen und die Kuppel der grossen
Moschee zu Jerusalem stürzte ein. Schon im nächsten Jahre i. J. 408/
1017
entbrannte der Kampf zwischen ihnen umso heftiger zu Bagdad;
und abermals nach dreizehn Jahren i. J. 421/
1030 schlugen sie sich wegen
des Festes Aaschura, d. i. des Trauerfestes Husein's. Ausser
dieser so oft wiederholten blutigen Polemik wurde Bagdad
von Zeit zu Zeit durch Diebsbanden beunruhigt, so dass
Niemand seines Eigenthums sicher[260]. Nichtsdestoweniger
brachte es Kadir dahin, dass die Beni Okail in Syrien das
Kanzelgebet auf seinen Namen und nicht auf den der Fatimiten
verrichteten, deren angeblicher Ursprung von Ali, zu
Bagdad öffentlich in den Schulen angegriffen ward. i. J. 402/
1011 Die
Gleichzeitigkeit Firdewsi's und Kabus Schemsolmaali's, des
Dilemiten, wie die Hamdan's, des Gründers der Beni Hamdan,
und Avicena's verherrlichte die vierzigjährige Regierung
Kadir's nicht minder, als die fünf und vierzigjährige seines
Sohnes Kaimbiemrillah's, d. i. des auf Befehl Gottes Aufrechtstehenden,
durch das Aufsteigen Toghrul's, des Gründers
[126]
der Dynastie der Seldschuken, als Beginn einer neuen Epoche,
indem die Vormundschaft der Chalifen von dem Hause Buje
in das der Seldschuken überging. Toghrul, von dem Chalifen
um Schutz wider den übermächtigen Türken Besasiri
angefleht, gewährte denselben, aber gegen die Belehnung
mit der Herrschaft des Ostens und Westens mittels zweier
Kopfbünde, zweier Schwerter, sieben Fahnen und sieben
nacheinander angelegter Ehrenkleider, während der Chalife
auf sieben Ellen hohem Throne sass. Der Chalife vermählte
sich mit der Nichte Toghrul's und dieser nahm die Tochter
des Chalifen zur Frau, starb aber vor Vollzug der Hochzeit
siebzigjährig. Zwei Kometen[261], Erdbeben, Hungersnoth,
Meeresebbe und Ueberschwemmungen verkündeten und begleiteten
diesen neuen Umschwung der Herrschaft des Ostens
und Westens. In Aegypten und Palästina spie die Erde
Wasser[262], das Meer zog sich auf einen Tag weit von den
Gestaden zurück und verschlang in unvermutheter Rückkehr
die, welche in seinen aufgedeckten Tiefen nach Schätzen
suchten[263]. Die Hungersnoth in Aegypten war so gross,
dass seit des ägyptischen Joseph's Zeit keine grössere gedacht
ward[264] und die Stärkeren die Schwächeren ohne
Scheu auffrassen; durch zwei Ueberschwemmungen des
Tigris[265] wurden über hunderttausend Häuser verwüstet.
Solche Zeichen mussten die Herrschaft der Türken über
Vorderasien verkünden; aber ausserdem ward Bagdad noch
durch Diebesbanden und die Religionskämpfe der Sunni und
Schii verwüstet; diese fügten zum Gebetsaufruf die Formel:
Auf! zu guten Werken![266] bei und schrieben auf ihre Bollwerke:
Mohammed und Ali sind die bessten der Geschöpfe;
wer vollzieht, ist dankbar, wer sich dessen weigert, undankbar;
die Sunni widersetzten sich; die Grabmäler der
Imame Musa und Takki wurden ihrer goldenen Leuchter
und Lampen beraubt, die Schreine aus Ebenholz angezündet;
sie verbrannten auch die Grabdome des Chalifen Emin und
[127]
seiner Mutter Sobeide, die der Bujiden Mois und Dschelaleddewlet[267];
die Moscheen der Hanefiten wurden von
den Schiiten geplündert. Sie unterliessen dafür das Kanzelgebet
für den Chalifen, weil er sie zu schützen nicht im
Stande, nicht Chalife und Imam zu heissen verdiene. Doch
hatte er vor seinem Ende den Trost, dass der Scherif von
Mekka das Kanzelgebet nicht mehr auf den Namen der
Fatimiten, sondern auf den der Beni Abbas verrichtete;
und unter seiner Regierung erhob sich zu Bagdad die erste,
vom grossen Wesire Melekschah's von Nisameddin gestiftete
hohe Schule Nisamije[268].
Mit Moktefi, dem Sohne Kaimbiemrillah's, dem sieben
und zwanzigsten Chalifen, welcher zwanzigjährig den Thron
bestiegen, setzte sich auf denselben in Chuaresm Itsis, einer
der Emire Melekschah's, der Gründer der Dynastie der
Chuaresmschahe, die erst ein Jahrhundert später zum Gipfel
der Macht emporstieg. Itsis liess das Freitagsgebet wieder
auf den Namen des Chalifen aus dem Hause Abbas, statt auf
den der Fatimiten, verrichten. Moktefi vermählte sich mit
der Tochter seines Schirmvogtes, des grossen Sultan's der
Seldschuken, Melekschah. Die Hochzeit war die glänzendste,
welche Bagdad seit der berühmten Mamun's mit der Tochter
seines Wesirs Sehl gesehen; der grosse Wesir Nisamolmülk
mit zweitausend Reitern begleitete die Braut; hundert vier
und dreissig Reihen von Kamelen (jede Reihe zu sieben)
trugen den Brautschatz, in welchem die juwelenbesetzten
Pantoffeln das Hauptstück. Die Hochzeit, sowie ein Paar
Jahre hernach das Geburtsfest des Sohnes Dschaafer aus
der Frau Turkjan, wurde mit grossen Festen gefeiert; dem
letzten wohnte Melekschah in eigener Person bei und legte
bei dieser Gelegenheit den Grund der nach seinem Namen
genannten Moschee Bagdad's. Nach Verlauf eines Jahres
zertrugen sich der Chalife und die Tochter Melekschah's,
welche zu ihrem Vater nach Issfahan zurückkehrte, weil
Moktefi statt ihres Sohnes Dschaafer's den Mostadhir zum
[128]
Thronerben ernannte. Melekschah forderte, dass der Chalife
die Erbfolge an seinen Enkel Dschaafer, den Sohn Turkjan's,
übertrage, und war eben im Begriffe, ihm dieses Familiengesetz
mit gewaffneter Hand aufzuzwingen, als er vergiftet
starb, was von Bagdads Einwohnern der Wirkung des himmeldurchdringenden
Gebetes des Chalifen zugeschrieben
ward. 487/
1094 Moktefi überlebte ihn nur drei Jahre und hatte seinen
sechzehnjährigen Sohn Mostadhir zum Nachfolger. 489/
1096 Zwei
Jahre nach seiner Thronbesteigung ward ganz Asien durch
den Schrecken der Astronomen über den Verein der Planeten,
den Saturnus ausgenommen, im Zeichen des Fisches
mit Vorhersagungen von Sündfluth aufgelärmt, indem zur
Zeit der Sündfluth alle sieben Planeten im Fische gestanden
haben sollen; wirklich schwemmte ein Wolkenbruch das
Gepäck der Pilgerkarawane fort; aber verderblicher als
diese Ueberschwemmung war die der Kreuzfahrer, deren
Fluth bald hierauf an den syrischen Gestaden emporbrandete. 499/
1105
Ein Comet von einer Grösse, dessgleichen nie gesehen
worden, galt als Vorzeichen des ungeheueren Brandes, dessgleichen
Bagdad noch nicht erlebt hatte, und in welchem
nebst dem Palaste des Chalifen die hohe Schule Nisamolmülk's
und die ganze Flussseite der Stadt in Asche gelegt
ward; 511/
1117 was vom Brande übrig geblieben, zerstörte ein Erdbeben.
Brand und Erdbeben mussten den Tod Mohammedschah's
des Seldschuken und des Chalifen vorbedeutet haben,
welche bald hierauf im Zwischenraume von wenigen Monaten
starben. Es war das drittemal, dass der Tod des Chalifen
mit dem seines seldschukischen Schirmvogtes fast zusammenfiel;
Sultan Alparslan war zwei Jahre vor dem Chalifen
Kaim[269], Sultan Melekschah zwei Jahre vor dem Chalifen
Moktefi[270] und jetzt Sultan Mohammed nur einige Monate
vor dem Chalifen Mostadhir gestorben, und sowohl die drei
Sultane als die drei Chalifen gehörten unter die grössten
und bessten Herrscher ihres Hauses[271]. Mostadhir, beredt,
[129]
freigebig und Schönschreiber, machte den Bewohnern Bagdads
angenehme und fröhliche Tage, indem seine vier und zwanzigjährige
Regierung im Ganzen eine ruhige, während die
siebzehnjährige seines Sohnes und Nachfolgers Mosterschid
das Gegentheil durch die Thronnebenbuhlerschaft der beiden
Seldschuken, Mahmud und Mesud, von denen Mosterschid
jenen als Oberherrn anerkennend mit sieben, diesen nur mit
zwei Ehrenkleidern bekleidete. Mesud überzog in der Folge
den Chalifen mit Krieg, belagerte Bagdad und nahm ihn
gefangen; als aber sein Oheim Sindschar solche Verletzung
der dem Oberhaupte des Islams schuldigen Ehrfurcht hoch
missbilligte, setzte er ihn in Freiheit und ging sogar vor
dessen Pferde, die Satteldecke desselben tragend, einher.
Ein Feuerregen zu Mossul und fliegender Skorpionen zu
Bagdad, an deren Bissen Viele starben, gingen dem gewaltsamen
Tode des Chalifen voraus, der unter dem Dolche
der Assassinen fiel. Sie hatten ihn zu ihrem Opfer ausersehen,
weil er ihnen feind; ein tugendhafter Fürst, ausgezeichneter
Schönschreiber, Rechtsgelehrter und Ueberlieferer,
in dessen Gegenwart Lesungen der Ueberlieferungen
gehalten worden. Unter seiner Regierung wurden zu Hebron
in einer Felsenhöhle Leichname entdeckt, welche für die
Abraham's, Isak's und Jakob's galten, deren Gräber seitdem
dort der Gegenstand moslimischer Verehrung; und zu Bagdad
fiel, was vordem und seitdem unerhört, mannstiefer Schnee,
der vierzehn Tage liegen blieb[272].
Raschid[273], der Sohn Mosterschid's, der dreissigste
Chalife, trat keineswegs in seines Vaters und Grossvaters
Fussstapfen; wider Sultan Mesud lehnte er sich auf, indem
er das Kanzelgebet zu Bagdad, statt auf dessen Namen, auf
den David's, des Neffen Mesud's, verrichten liess. Mesud
plünderte dafür Bagdad mit solcher Raubsucht, dass den
Frauen und Sklavinnen sogar die Halsbänder und Ohrgehänge
weggerissen wurden; durch sechzehn Tage und Nächte
[130]
bebte die Erde zu Bagdad, und schon eilf Monate, nachdem
er den Thron bestiegen, dessen ihn die Richter und Rechtsgelehrten
durch ein Fetwa als unfähig erklärten, fiel er,
wie sein Vater, unter Meuchlerdolch. Das Reich war so
gesunken und verarmt, dass, als Raschid's Nachfolger, sein
Vetter Moktefi, der Sohn Mostadhir's, den Chalifenstuhl
bestieg, ihm kein Einkommen blieb, als der Ertrag seiner
Privatgüter; aber auch diesen hätte er nicht eintreiben
können, wenn ihm nicht die Sklaven Mesud's dazu verholfen
hätten. Er vermählte sich mit der Schwester Sultan Mesud's,
welche ihm hunderttausend Dukaten als Heirathsgut zubrachte;
aber vierzehn Jahre hernach, als die Araber der
Wüste die ganze Pilgerkarawane plünderten und gefangen
nahmen, musste die Gemahlin des Chalifen, welche sie gefangen
behielten, um hunderttausend Dukaten losgekauft
werden, so dass das Heirathsgut als Lösegeld aufging. Hierauf
sandte ihm Sultan Sindschar, der Oheim Mesud's, den Mantel
und den Stab des Propheten, welchen Mesud, als er den
Chalifen Mosterschid gefangen genommen, dem Oheim gesandt.
Moktefi hatte während seiner vier und zwanzigjährigen
Regierung mit Widerwärtigkeiten aller Art zu
kämpfen. Die Naturbegebenheiten schienen sich wider ihn
verschworen zu haben, wie die Emire Sultan Mesud's, welche
Bagdad belagerten und verheerten. Ein Erdbeben, in welchem
dreissigtausend Menschen zu Grunde gingen, verschlang
die Stadt Hire, an deren Stätte schwarzes Wasser aufquoll; 534/
1139
in Syrien zählte man in Einer Nacht achtzig Erdstösse;
Orkane und Wolkenbrüche verheerten Kleinasien und ein
Comet zog flammend von Osten gegen Westen. Zu Bagdad
rettete sich der Chalife nackt aus den Flammen, welche
den kaum aufgebauten Palast mit der ganzen Einrichtung
verzehrten. 543/
1148 In Arabien regnete es Blut; aber mehr noch
als alle diese Naturerscheinungen bedrängte den Chalifen
der Druck seines Schwagers Schirmvogtes Mesud; wider
denselben blieb dem Unterdrückten keine Waffe, als der
himmeldurchdringende Pfeil des Gebetes; diesem ward der
gähe Tod Mesud's zugeschrieben, durch welchen nicht nur
[131]
Moktefi seines Drängers ledig, sondern auch das nun schon
dreihundert Jahre auf dem Chalifate schwer lastende Joch
türkischer Sklaverei für immer zerschlagen ward; 547/
1152 eine
höchst günstige Begebenheit, wodurch die Chalifen wieder
ihre Unabhängigkeit genossen, welche sie seit der Einführung
der türkischen Sklaven unter Moteaassim verloren
hatten. Doch nützte ihnen dieselbe nicht viel, da das Reich
zerstücket, ihre Herrschaft nur auf das Grabmal von Bagdad
und einige Städte des arabischen Irak beschränkt war und
die Macht der Chuaresmschahe drohend emporwuchs. Indessen
ist diese Epoche doch eine sehr merkwürdige in der
Geschichte des Chalifats, welches in dem letzten Jahrhunderte
seines Daseins keinen Schirmvogt anerkannte. Moktefi
selbst benützte den ersten freien Odemzug, den ihm der
Tod Mesud's gewährte, zur Belagerung von Tekrit und
einem Streifzuge wider die in der Gegend herumziehenden
Turkmanen, denen er viermalhunderttausend Schafe und
grosse Beute abnahm und damit zu Bagdad einzog. Suleiman,
der Sultan der Seldschuken Rum's, kam nach Bagdad, um
aus der Hand des Chalifen den Titel der Herrschaft und
den Befehl zur Eroberung des Gebirgslandes zu empfangen.
Das Erdbeben, das im folgenden Jahre acht Städte der
Moslimen und fünf der Franken in Syrien verheerte, war
eines der schrecklichsten; 552/
1157 die Einwohner Hamid's wurden
alle erschlagen, zu Scheiser blieb nur ein Weib, zu Kefrtab
keine Seele lebendig. Zu Apamea, Himss, Maarret und
Tell Hamdan wurde die Hälfte der Einwohner verschüttet,
die von Hossn Ekrad und Arka gingen alle zu Grunde,
Niemand wollte innerhalb der Mauern bleiben, und die
Uebriggebliebenen suchten Rettung im Freien. Im folgenden
Jahre verwüstete die Ueberschwemmung des Tigris dreissigtausend
Häuser von Bagdad und Hagel in der Grösse von
Hühnereiern und den seltsamsten Figuren ging dem Tode
des sechs und sechzigjährigen Chalifen voraus.
Die Periode der Unabhängigkeit der Chalifen von dem seit Mesud's Tode abgeschüttelten Joche der seldschukischen Vogtschaft ist in keiner der bisherigen europäischen Geschichten [132] des Chalifats gehörig hervorgehoben, kaum mit ein Paar Worten über den Charakter der Gemahlin Moktefi's angedeutet worden[274]; diese, welche Taus, d. i. Pfau, hiess, flösste ihrem Gemahle den hohen Sinn und den Muth ein, sich von der schmählichen Oberherrschaft der Türken, unter denen die Chalifen durch drei Jahrhunderte geschmachtet, loszusagen. Das letzte Jahrhundert der Dauer des Chalifats war also ein für dasselbe ehrenvolleres, als die drei verflossenen, indem die letzten sechs Chalifen keine Obervogtschaft anerkannten und selbst ihre Heeresmacht wieder zu einer Höhe brachten, wodurch sie in den Stand gesetzt wurden, nicht nur die Anmassungen der Chuaresmschahe auf gleiche Vogtschaft zurückzuweisen, sondern sogar Empörungen niederzuschlagen und ein Paar dem Chalifate längst entrissene Landschaften demselben wieder einzuverleiben. Die Ursache des gänzlichen Ruines des Chalifats ist, ausser der Alles vor sich in den Staub tretenden Uebermacht der Mongolen, hauptsächlich die Unterthänigkeit des letzten Chalifen aus dem Hause Abbas, welchem, wenn er in die Fussstapfen seiner fünf unmittelbaren Vorfahren, und namentlich in die Nassirbillah's, getreten wäre, es wohl hätte gelingen können, die Macht der Mongolen von den Mauern Bagdad's zurückzuschlagen, wie diess ein Paarmal seine Vorfahren mit Muth und gutem Glück gethan. Die Periode der vorletzten fünf Chalifen gehört, wenn nicht unter die schönsten Zeiten des Chalifats aus dem Gesichtspunkte des Glanzes und der Macht, doch unter die bessten und ehrenvollsten Tage desselben, aus dem Gesichtspunkte äusserer Jochentlastung und Unabhängigkeit und innerer Ruhe und Sicherheit betrachtet. Der Zeitraum der fünf und achtzig Jahre, welche unter den vorletzten fünf Chalifen verflossen, kann mit einigem Fuge dem Zeitraume der neun und achtzig verglichen werden, in welchem Rom unter der Herrschaft Trajan's, Hadrian's und der Antonine aufathmete, das vorige Weltreich wieder einigen Ansehens, die Menschheit wieder einiger [133] Ruhe genoss. Der Name Mostendschid, der mehrere Bedeutungen hat, kann in zweien dieser Bedeutungen für den geschichtlich bezeichnenden seiner Herrschaft gelten. Mostendschid heisst sowohl der einen Vertheidiger Suchende, als ein nach überstandener Krankheit seine Kräfte Sammelnder. Er hoffte in dem syrischen Atabegen einen Vertheidiger des Chalifats zu finden; eine Hoffnung, die nicht durch Nureddin, der selbst mit dem ägyptischen Chalifen im Kampfe lag, wohl aber unter Ssalaheddin, dem ersten Herrscher des mächtigen Hauses Ejub, unter Mostadhir, dem Nachfolger Mostendschid's, durch den Sturz des Chalifen Nebenbuhlers in Aegypten und durch die Uebertragung des Kanzelgebetes von ihrem Namen auf den der Familie Abbas einigermassen erfüllet ward. Mostendschid, ein gerechter, gebildeter und energischer Fürst, hob die von seinem Vorfahrer zum Ruin des Handels eingeführten drückenden Stempelgefälle auf, verbot die scholastischen Vorlesungen über metaphysische Werke und entriss den Händen der Beni Mesud die der Stadt des Heiles so nahe gelegenen Hille, Kufa und Enbar.
Mostendschid's Sohn und Nachfolger, Mostadhi, d. i.
der Erleuchtung Suchende, schritt während seiner neunjährigen
Regierung auf dem von seinem Vater, während
seiner eilfjährigen, betretenen Pfade fort. Dem Gründer
der Grösse des Hauses Ejub, dem grossen Ssalaheddin,
welcher der Herrschaft der Chalifen Nebenbuhler in Aegypten
ein Ende gemacht und das Kanzelgebet wieder auf den Namen
der Chalifen aus dem Hause Abbas übertragen, sandte er
Ehrenkleider und ein höchst ehrenvolles Diplom mit glänzenden
Titeln und Geschenken. So ward nun wieder in
Aegypten und Arabien der Chalife Bagdad's von den Kanzeln
als der rechtmässige erkannt. Grössere Kräfte, als unter den
nur zwei Jahre füllenden Regierungen Mostendschid's und
Mostadhi's, sammelte das Chalifat unter der sechs und vierzigjährigen
Nassirlidinillah's, d. i. des Helfers der Religion
Gottes, welchem bald nach dem Antritte seiner Regierung
die Freude ward, dass nach dem Sturze der Beni Omeije
[134]
in Spanien nun auch dort von den Herrschern aus der Familie
Abdol Mumin das Kanzelgebet auf den Namen des
Chalifen aus dem Hause Abbas verrichtet ward, eine frohe
Botschaft, welche so, wie unter Mostadhi die von der Veränderung
des Kanzelgebetes in Aegypten und Arabien, zu
Bagdad mit Freudenfesten gefeiert ward. Während Ssalaheddin
die heilige Stadt der Herrschaft der Christen entriss,
eroberte der Chalife die am Euphrat gelegenen Schlösser
Aana und Hadise wieder dem Reiche zurück, das sich nun
wenigstens wieder über den grössten Theil Mesopotamiens,
von den Ufern des Tigris bis an die des Euphrats, und über
Chusistan erstreckte, dessen Schlösser der Wesir Ibnol aththar
wieder der Macht des Chalifen unterwarf. Den Triumph
Nassir's vollendete der gänzliche Ruin der persischen Seldschuken,
vormaligen Schirmvögten, indem Sultan Tekesch
der Chuaresmschah den Kopf des von ihm besiegten letzten
persischen Seldschuken Toghrulschah dem Chalifen nach Rei
sandte, wo derselbe an der Moschee als Trophäe aufgehangen
ward. Den Gesandten des Sultans, welcher die
Vogtschaft Bagdads, welche jetzt die Seldschuken besassen,
nun für sich begehrte, entliess er ohne Antwort. Chuaresmschah
stellte, um die Weigerung zu rächen, das auf den
Namen Nassir's verrichtete Kanzelgebet ab und ernannte
sogar einen Gegen-Chalifen in der Person des Seid Alaeddin
von Tirmid, dem er als Chalifen huldigen liess. Nassir
sandte, um den Sultan auf bessere Gesinnungen zu bringen,
den grossen Scheich Schihabeddin Suhrwerdi, der ihn zu
Hamadan traf. Der Sultan empfing ihn verächtlich, indem
er ihn nicht einmal niedersetzen hiess; und als der gelehrte
und beredte Scheich in einer langen Rede die Stellen der
Ueberlieferung zu Gunsten des Hauses Abbas und die Herrschertugenden
Nassir's gepriessen, antwortete der Sultan:
Alles dieses passt nicht auf Nassir; ich ziehe nach Bagdad,
um dort einen, der wirklich alle von dir hergezählten Eigenschaften
besitzt, als Chalifen einzusetzen. Er rückte gegen
Bagdad vor, welches Nassir noch vor kurzem mit einer
Mauer umfangen hatte, welche die Stadt wohl schwerlich
[135]
vor der Uebermacht des Sultans gerettet hätte. Diesen bewog
ein ungeheures Schneegestöber zum Rückzuge, indem, als
er nach Holwan gekommen, es zwanzig Tage ununterbrochen
schneite, so dass der Schnee so hoch als die Zelte, das
Heer durch ungeheueren Verlust an Menschen und Thieren
schwächte. Diese Naturbegebenheit war für Bagdad erfolgreicher,
als einige andere frühere ausserordentliche Erscheinungen; i. J. 583/
1186
diese waren der Verein der sieben Planeten
im Zeichen der Wage, woraus die Astronomen ungeheuere
Orkane für die Nacht der Vereinigung vorausgesagt; in
derselben herrschte aber so grosse Windstille, dass die
Lampe auf der Sternwarte in freier Luft unausgelöscht
brannte, zu grosser Beschämung der Astronomen. Sechzehn
Jahre hernach i. J. 599/
1202 flammte eine ganze Nacht voll fallender Sterne,
die nach allen Richtungen hin und herschossen, eine Erscheinung,
die durch ähnliche in unseren Tagen genauer
beobachtete beglaubigt wird. Nassir hatte den Chalifenpalast
zu Bagdad abbrechen lassen, aber ausser der Stadtmauer
viele Moscheen und Medreseen und ein Speisehaus für die
Armen gebaut; die erste Anstalt dieser Art, welcher die
Geschichte des Islams erwähnt. Nassir war ein besonders
in der Ueberlieferung gelehrter Fürst und hinterliess über
dieselbe ein Werk, das den Titel: Geist des Erkennenden[275]
führt; aber Nassir war auch ein harter, habsüchtiger Fürst,
dessen Gier, Schätze zu sammeln, keine Gränzen kannte,
der die Unterthanen durch Gelderpressungen drückte und
das Heer der Finanzbeamten noch mit einem Heere von
Ausspähern vermehrte. Von den Kanzeln, wo ehe für die
Chalifen des Hauses Omeije in Andalus, dann für die des
Hauses Fatima in Aegypten als Chalifen gebetet worden,
wurde nun das Kanzelgebet wieder auf den Namen Nassir's
verrichtet, so auch in Hidschas und Jemen, in Chorasan
und Masenderan und in Indien auf den Namen Nassir's, als
des einzigen rechtmässigen Chalifen des Islams.
Der Sohn und Nachfolger Nassirlidinillah's, der Chalife
Sahirbiemrillah, d. i. der Offenbare durch Gottes Befehl,
war vor allen Chalifen aus dem Hause Abbas seines Beinamens
werth, nach dem Zeugnisse der Geschichtschreiber,
dass seit Omar el-assis, dem wegen seiner Frömmigkeit und
Gottesfurcht berühmten achten Chalifen der Beni Omeije,
kein Gerechterer auf dem Chalifenstuhle gesessen. Diesen
guten Klang seines Namens dankt er dem freigebig geschenkten
Golde und der kurzen Zeit seiner Regierung,
indem er nur neun Monate lang den Völkern als ein Muster
des Chalifats mehr gezeigt als bewährt. Er stellte bei seiner
Thronbesteigung confiscirte Grundstücke ihren Eigenthümern
zurück, sandte dem Richter der Richter zehntausend Dukaten
zur Bezahlung der Schulden derer, die desshalb im Thurme
sassen, setzte die Kopfsteuer von Jakuba, welche vormals
nur zehntausend Goldstücke betragen, unter seinem Vater
aber auf's Siebenfache gesteigert worden war, wieder auf
die obige Summe zurück, liess von der Gesammtsumme der
Steuern dreimalhundert fünfzigtausend den Unterthanen nach
und vertheilte am Opferfeste hunderttausend Dinare unter
die Gesetzgelehrten und Ssofi; denen, die ihn fragten, warum
er sich so beeile, Gutes zu thun, antwortete er mit Anspielung
auf das vorgerückte Alter von ein und fünfzig
Jahren, in welchem er den Thron bestiegen: Ich gleiche
denen, die erst Nachmittags ihre Buden öffnen und sich
also beeilen müssen, wenn ihr Handel Gewinn tragen soll;
hindert mich also nicht in guter Handlungen Handel. In
seine Fussstapfen, als ein gerechter, freigebiger und gelehrter
Fürst, trat sein Sohn und Nachfolger Mostanssirbillah,
d. i. der bei Gott Hülfe Suchende. Er baute die
berühmte, nach seinem Namen genannte hohe Schule, deren
Grösse und Glanz die frühere, vom Wesire Nisamolmülk zu
Bagdad erbaute, bei weitem zurückliess; sie bestand in vier
besonderen Schulen, nach den vier Ritus des Islams, wo
die Rechtsgelehrsamkeit nach den Ueberlieferungen Ebu
Hanife's, Schaafii's, Malik's und Hanbeli's gelehrt ward;
an jeder dieser vier Medreseen waren zwei und sechzig
[137]
Plätze für Studenten[276] und zwei für Correpetitoren[277] gestiftet.
In vier Jahren war der Bau vollendet; am Tage
der Eröffnung besuchte der Chalife mit allen Richtern und
Rechtsgelehrten die Schulen und vertheilte reiche Geschenke
unter die Professoren und Studenten. Das Seitenstück zur
Mostanssirije, d. i. zur hohen Schule Mostanssir's, war die
Kamerije, d. i. die Mondige, eine am Ufer des Tigris gebaute,
reich gestiftete Speiseanstalt für Dürftige. Seine
Wohlthaten strömten vorzüglich den Gelehrten zu, dieselben
überschritten aber das Maass vernünftigen Staatshaushalts,
wenn die folgenden Anekdoten wahr. Jedesmal, als aus
einem mit Gold gefüllten Becken geschöpft ward, rief er
aus: Ach, wann werde ich dich leeren! während sein Vater
jedesmal, als Gold hineinfloss: Ach, wann werde ich dich
füllen! ausgerufen haben soll. Eines Tages, als er von der
Terrasse seines Palastes rund um auf den Terrassen Wäsche
aufgehangen sah und der, was dies bedeute, gefragte Wesir
antwortete, dass es die für das nächste Fest gewaschenen
alten Kleider seien, wunderte sich Mostanssir, dass nicht
jeder seiner Unterthanen sich neues Festkleid anschaffen
könne, liess aus Gold Armbrustkugeln verfertigen und verschoss
dieselben auf die Terrassen der Nachbarn. Wider
die Mongolen, welche unter seiner Regierung bis Meragha
vorgedrungen und Erdebil vom Grunde aus verheeret hatten,
brachte er ein Heer von siebzigtausend Mann auf, von
welchem zwar Anfangs die Mongolen, dann aber die Truppen
des Chalifen zu Dakuk, das seiner Naphthabrunnen willen
berühmt[278], geschlagen wurden. 653/
1237 Im selben Jahre richteten
die Mongolen das Blutbad von Issfahan an, in welchem der
grosse Dichter Ismail Kemal von Issfahan, beigenannt der
Vater der Bedeutungen, unter ihrem Schwerte erlag, wie
früher der grosse mystische Dichter Aththar. Unter Mostanssir's
Regierung blühte vorzüglich die Mystik, und in dieselbe
fällt der Tod von vier höchst merkwürdigen Männern, Säulen
der Mystik, des Scheich's Behaeddin Weled, des Vaters
[138]
Dschelaleddin Rumi's, des grossen mystischen Dichters Omer
Ibn Faradh, des grossen Scheich's Schihabeddin Omer
Suhrwerdi und des Inders Reten[279], welcher, der erste, aus
Indien das berauschende Opiat (Haschische) nach Mittelasien
gebracht, dessen sich die Assassinen bedienten, um
ihren todtgeweihten Handlangern die Freuden des Paradieses
vorzuspiegeln, und von dem sie ihren Namen[280] Haschischin,
d. i. die Kräutler, erhielten.
Moteaassimbillah, d. i. der an Gott Festhaltende, der Sohn Mostanssir's, der sieben und dreissigste und letzte Chalife des Hauses Abbas, bestieg den Thron, den er sechzehn Jahre gefüllt, im dreissigsten seines Alters; ein prachtliebender, grossthuender, schwacher Fürst, doch nicht ohne löbliche Eigenschaften und Werke. Ein Hafis, d. i. Bewahrer des Koran's (wie Alle heissen, welche denselben auswendig wissen), war er den Gesetzgelehrten geneigt und baute für dieselben, nach seines Vaters Beispiel, eine hohe Schule, gegenüber dem Grabmale des Scheich's Karchi, so nach dem, vorzüglich von Schiiten bewohnten Stadtviertel Bagdad's genannt, welche aus vier Medreseen für die vier Ritus des Islam's bestand[281]. Im dritten Jahre seiner Regierung erschien ein mongolisches Heer in der Nähe von Bagdad, von wo es zu Baakuba durch den kleinen Diwitdar (Staatssekretär) zurückgeschlagen ward[282]. Dieser Vortheil vermehrte den Dünkel Moteaassim's, unter welchem das Ceremoniel des Hofes von Bagdad auf einen bisher nie gehörten Grad getrieben ward. Die Schwelle des Thronsaales war ein schwarzer Stein, welchen Alle, selbst Gesandte und Fürsten, die ihre Belehnung empfingen, nicht ausgenommen, sich unterwerfend küssen und dann den schwarzen Schleier, welcher dem daranstossenden Fenster vorgezogen ward, wie den Vorhang des Heiligthums der Kaaba verehren mussten. Medschdeddin Ismail, der Gesandte des Atabegen Ebubekr Ben Segi, unterwarf sich dem vorgeschriebenen Ceremoniel, [139] legte aber einen kleinen Koran, den er in der Hand verborgen, auf die Schwelle und küsste deren statt den Koran. Wann Moteaassim ausritt, sass er auf hohem Rappen, schwarz verschleiert mit schwarzem Turban, dessen Enden über die Schultern zurückflogen, von vierzig schwarzen Leibwachen umgeben; der Rappe war mit goldenem Halsband und edelsteinbesetztem Zügel und Bügel geschmückt, und wann ihn der Chalife bestieg, erscholl der Siegesruf, dessen Worte aus Koranstexten zusammengesetzt: „Gott mache das Gute zum Stirneknoten des Pferdes und binde es an seine Mähnen; er mache die Füsse desselben weiss durch Erreichung aller Begehren; er wolle dem Laufe desselben mit losgelassenen Zügeln alle Sicherheit gewähren, die Eroberungen sollen seinen Wettlauf am Ziele kennen und das Heil des Erfolgs seine Zügel dehnen!“[283] Alle moslimischen Fürsten erhielten den Titel rechtmässiger Herrschaft einzig von dem Belehnungsdiplome Moteaassim's, welche derselbe mittels Gesandten ertheilte, die nebst dem Diplome der Investitur, Kaftan, Turban, Fahne, Schwert, Ring und ein Maul mit goldbeschlagenen Hufen und juwelengestickter Satteldecke zum Geschenke brachten[284]. Der Gesandte vollzog nun ein Paar Tage nach seinem feierlichen Einzuge in die Residenz des Sultans oder Emirs die Investitur, indem er dem Fürsten den Kopfbund aufsetzte, den Ring ansteckte, das Diplom vorlesen liess und ihm dreimal wiederholte: Sei gerecht und übertrete das Gesetz nicht; dann erst ward ihm erlaubt, den Thron zu besteigen, und erst, nachdem er den Thron bestiegen, ward er für würdig erachtet, dem vom Chalifen gesandten Maul in Gegenwart des ganzen Hofes den goldbeschlagenen Huf zu küssen. Der Gesandte warf Geld aus und begleitete den Sultan, der nun unter einem über seinem Kopfe emporgehaltenen Sonnenschirme die Stadt durchritt. Wann immer ein Gesandter des Chalifen an den Hof des Sultans kam, ward sein Maul bis in den Thronsaal geführt und ein Vorhang niedergelassen; der Sultan musste vom [140] Throne steigen, hinter dem Vorhange den Huf des Maulthieres küssen, worauf er mit dem vom Chalifen gesandten Ehrenkleide erst wieder den Thron bestieg. Die Insignien der Investitur von Seite des Chalifen waren also: Kaftan, Turban, Schwert, Ring, Fahnen, Sonnenschirm und der Huf des Maulthiers. Krone, Mantel, Schwert, Ring, Fahne finden sich auch als Insignien der Investitur fürstlicher und kirchlicher Würden im europäischen Mittelalter; nur an die Stelle des Hufes trat das Horn, mit welchem dänische und angelsächsische Könige ihre Vasallen belehnten[285]. Das Heer Moteaassim's war hunderttausend Mann stark, von denen die Hälfte vom Diwan aus besoldet; der Befehlshaber desselben, Suleimanschah, welchen der Dichter Esireddin Umani in Lobgedichten gepriesen. Die innere Verwaltung besorgten die beiden Diwitdare (Tintenzeughalter), d. i. Staatssekretäre; die Geschäfte des Hofes leitete der Scherabdar, Mundschenk, aber die Summe der Regierung war in den Händen des Wesirs Moejededdin Mohammed Abdolmelik El-Alkami, ein ausgezeichneter Gelehrter in Prose und Poesie, in Ueberlieferungs- und philosophischen Wissenschaften gleich gewandt, der Chalife aber selbst dem Wohlleben und Sinnengenusse ergeben. Die nächsten Hebel seines Verderbens waren von innen der Wesir Alkami, von aussen der grosse Astronome Nassireddin, der sich im Geleite Hulagu's befand.
Nassireddin von Tus hatte eines Tages, als Moteaassim an den Ufern des Tigris sass, demselben huldigend ein Gedicht dargebracht, das der Chalife, statt, wie es der Wesir erwartet hatte, reich zu belohnen, auf des Wesirs Alkami darüber ausgesprochene Kritik in den Tigris warf. Von diesem Augenblicke schwur der tief beleidigte, tief grollende Astronome Schöngeist dem Wesir und dem Chalifen Rache; er verliess Bagdad und verweilte bei dem ihm gleichnamigen Comthur des Assassinenschlosses Sertacht. Alkami warnte den Comthur wider seinen Schutzgenossen, als wider einen [141] Ränkeschmied, der ihn im Geiste des Chalifen verderben wolle; und diese Warnung war nur ein neuer Sporn in die rachedürstenden Weichen des durch Geringschätzung seines Gedichtes so tief beleidigten Astronomen Schöngeistes. Als Gesandter des letzten Herrschers der Assassinen an Hulagu gesandt, hatte er durch sein grosses Talent sich dessen Achtung erworben und demselben erst zum Verderben der Assassinen, dann zu dem des Chalifats sich als hilfreiches Werkzeug angeboten. Sein Feind, der Wesir Alkami, arbeitete seiner Rache durch Verrätherei selbst in die Hände. Von den nächsten Umgebungen des Chalifen, dem Diwitdar und dem Mundschenken, nicht die Achtung geniessend, deren er werth zu sein glaubte, und als Schii dem Chalifen grollend, weil der Sohn desselben, Ahmed, die Plünderung des nur von Schiiten bewohnten Stadtviertels von Karch und die hierbei vorgefallenen Gräuel von Schändung und Gemetzel begünstigt hatte. Er schrieb an den Seid Tadscheddin al Hoseini, welcher damals der erste der Herren der Familie des Propheten, klagend: „dass die Söhne des Hauses Ali geplündert, das Volk des Stammes Haschim gefangen und die Schmach, welche vormals Husein, der Enkel des Propheten, durch Plünderung seines Harems und Blutvergiessung getroffen, jetzt wieder erneuert worden sei“[286]. Der Seid antwortete im Namen aller Prophetenverwandten: „Die Ketzer müssen ermordet, verbrannt, ihre Rasse ausgerottet werden; wenn du nicht mit uns hältst, bist du verloren, du wirst zu Bagdad weniger geschätzt sein, als vom Manne das Henna der Frauen und als der Ring dessen, dem die Hand abgehauen“[287]. Nach dem Falle von Alamut hielt Alkami den Augenblick für günstig zur Förderung seiner Rache; er sandte heimlich an Hulagu einen Brief, in welchem er, die Macht des Chalifen verkleinernd und die Schwäche Bagdad's ins hellste Licht setzend, den Eroberer seine Zügel nach der Stadt des Heils zu lenken einlud. Hulagu, wohl eingedenk, dass vormals ein Heer von hundert vier und zwanzigtausend [142] Mann wider die Mongolen gesandt, zweimal den Dschurmaghun geschlagen, zauderte, der Einladung Gehör zu geben, und berieth sich mit Nassireddin, dem Astronomen, und erst, als dieser ihn versichert, dass „das Unternehmen im Bunde mit der Gestirne günstiger Stunde“[288], beschloss er den Marsch nach Bagdad, wo indessen ein Versuch des kleinen Diwitdar, den Chalifen zu entthronen, das Feuer des Bürgerkrieges angeflammt. Moteaassim sah sich gezwungen, den Versicherungen des kleinen Diwitdar von seiner Treue und Ergebenheit scheinbaren Glauben zu schenken. Die Unschuld desselben wurde laut auf den Strassen Bagdad's verkündet und der Name des kleinen Diwitdar, des Feindes Alkami's, sogar nach dem des Chalifen im Kanzelgebete eingeschaltet; das Heer wurde nach des Verräthers Alkami Vorschlag um die Hälfte vermindert, ein Drittel des verminderten in die nahe gelegenen Städte geschickt, so dass nur zwanzigtausend zu Bagdad's Vertheidigung blieben[289]. In diesem, durch den Fall Alamuts und die Verrätherei Alkami's für die Stadt des Heils so unheilschwangeren Jahre schreckten nicht nur Ueberschwemmung des Tigris und Erdbeben, sondern auch der Brand von Medina und der Wüstenbrand in Arabien die moslimische Welt auf. Zu Hara, in der Nähe von Medina, brannte die Wüste, und allgemein ward geglaubt, diess sei das Feuer, welches die Ueberlieferung des Propheten als den Vorboten des jüngsten Tages verkündet. Drei Monate lang brannte die Wüste in der Ausdehnung von vier Parasangen. Zu Medina zündeten die Einwohner des Nachts kein Licht an, da der Wüstenbrand die Stadt erhellte. Dieses, wie es scheint, elektrische Feuer soll Holz verschont, Eisen verzehrt haben, so dass von hineingeschossenen Pfeilen das Holz unversehrt, die Spitze zerfressen ward[290]. Nach dem Wüstenbrande plünderten Beduinen die Stadt, bis man das Thal, aus dem sie ausfielen, mit steinerner Mauer verdämmte. Das grösste Unglück aber entstand durch die Unvorsichtigkeit [143] eines der Küster der Moschee des Propheten, der eine Kerze umfallen liess, wodurch die Moschee in Brand gerieth und mit derselben die ganze grosse Büchersammlung aufflammte[291], so dass dieses Jahr zwei der reichsten Bibliotheken in Flammen aufgingen, die von Alamut und die von Medina; der Verlust von dieser war aus mehr als einem Grunde weniger beklagenswerth, als der von jener, indem zu Medina meistens nur Korane und Bücher der Ueberlieferung, zu Alamut aber mathematische und philosophische Werke ein Opfer des Brandes, die dort ein Werk des Zufalls, hier der zu verdammenden Willkür des gelehrten Wesirs Athamülk Dschuweini.
Diess waren die Zustände Bagdads, als Hulagu, durch Alkami's Einladung und Nassireddin's Vorhersagung aufgemuntert, von seinem Lager zu Hamadan aus an den Chalifen einen Gesandten mit dem Begehren schickte, dass er entweder selbst erscheine oder eine der vier Säulen seines Hofes, nämlich den Wesir, den kleinen Diwitdar, den Heerführer Suleimanschah oder den Mundschenken sende. Moteaassim, statt diesem befehlartigen Begehren zu willfahren, sandte den Scherefeddin Ibnol Dschewsi, einen durch Beredtsamkeit ausgezeichneten Gelehrten, und den Bedreddin Mohammed von Nachdschiwan. Hulagu, als er von ihrer Sendung Kunde erhielt, sagte in aufwallendem Zorne: Der Chalife handelt krumm, wie ein Bogen; Gott gebe, dass ich ihn wie ein Pfeil gerad machen könne[292]. Den Gesandten, als sie vor ihm erschienen, herrschte er entgegen: Gott hat dem Hause Tschengischan's die Herrschaft vom Osten bis Westen verliehen; wer sich uns unterwirft, dessen Blut und Gut wird nicht verderbt und vergossen, wenn nicht, ist dessen Untergang beschlossen. Wir ziehen mit einem Heer, zahlreich wie Heuschrecken und Ameisen, wider Bagdad. Als die Gesandten mit dieser Botschaft zurückgekehrt, rieth Ibn Alkami, tausend Lasten Korn, tausend Kameele, tausend Pferde für Hulagu mit vielen Geschenken für die Prinzen [144] huldigend, mit Ueberlassung der beiden Majestätsrechte des Islams: des Kanzelgebets und der Münze, abzusenden. Der kleine Diwitdar Modschahiddin Ibek machte Vorstellungen dagegen, aber Ibn Alkami, der die Schwächen und den Dünkel des Chalifen kannte, bestärkte ihn in demselben, indem er in seinen Reden die Macht der Mongolen verkleinerte, die des Chalifen vergrösserte und dem neuaufgeschossenen Pilzlinge mongolischer Herrschaft die uralte legitime des Hauses Abbas entgegenstellte. Suleimanschah, der Oberstbefehlshaber, Fetheddin Ibn Kerr, der grosse Diwitdar und der kleine Modschahiddin Ibek versammelten sich beim Wesire, ihren Aerger über die Sorglosigkeit und Blindheit des Chalifen in bitteren Worten lüftend. Suleimanschah trug sich an, dem Feinde entgegen zu ziehen, und Alkami ging zum Scheine in den Vorschlag ein, wohl wissend, dass der Chalife seinem Rathe folgsam, dass er Rüstung und das zum Solde der Truppen nöthige Geld verweigern werde[293]. Er sandte auf dessen Rath den Bedreddin von Nachdschiwan und den Richter Berdindschan mit geringen Geschenken und der hochtrabenden Botschaft: Alle Fürsten, welche sich jemals wider das Haus Abbas zu erheben gewagt, seien zu Grunde gegangen; Beispiele davon seien Jakub Leis der Soffaride, der Türke Besasiri, der Seldschuke Sultan Mohammed und Mohammed Chuaresmschah, welche Alle das Verderben ereilt, das auch Hulagu's harre, wenn er auf seinem Vorhaben bestehe. Hulagu, ergrimmt, antwortete ihnen mit dem persischen Verse des Schahname[294]:
Hulagu war nun zuerst bedacht, sich des grossen Passes von Deriteng, d. i. Engthor, welcher über das gordiaische Gebirge oder den Zagros in die Ebene des arabischen Irak führt, zu versichern. Auf steilem Felsen, auf der Heerstrasse vom persischen ins arabische Irak erhebt sich das Schloss in einer engen Schlucht, wovon es den Namen Engthor führt. Die Bewohner dieser Felsenschlucht waren nicht minder durch ihre Schönheit, als das Schloss durch seine Festigkeit berühmt[295]. Dieselbe wird vom Diala durchbrochen, welcher in der Entfernung einiger Stunden oben an den Ruinen von Kassr Schirin (das alte Artemita) vorbeifliesst. Hulagu, dem nicht unbekannt, dass Hosameddin Aka, der Befehlshaber des Engpasses, sich über den Chalifen zu beklagen habe, lud ihn zu sich, überhäufte ihn mit Ehren und Geschenken und schenkte ihm die Schlösser Disser, d. i. das Goldschloss, Dis Merdsch, d. i. das Wiesenschloss, und einige andere; aber hierdurch übermüthig, sandte Aka an Ssalaje, den Befehlshaber von Irbil, Wort, dass, wenn ihm der Chalife sein Vertrauen schenken wolle, er mit hunderttausend Turkmanen und Kurden den Hulagu zurückzutreiben bereit. Der Chalife gab diesem Vorschlage kein Gehör. Hulagu, der davon Kunde erhalten, sandte den Keitbuka mit dreitausend Reitern mit dem scheinbaren Auftrage, sich mit Aka über die Mittel des Marsches nach Bagdad zu berathen. Dieser ging in die Falle; Keitbuka, Herr seiner Person, forderte die Schleifung der Schlösser und er ward, nachdem dieselben geschleift waren, getödtet. Kein günstiger Stern waltete über dem Haupte des von Mengukaan seinem Bruder zur Berathung beigegebenen Astronomen Hosameddin. Um seine Meinung über den Zug wider Bagdad befragt, sagte er unter Verbürgung mit seinem Kopfe, im Falle, dass der Marsch unternommen werde, sieben Unfälle voraus: den Fall von Pferden und Menschen durch Seuchen, Mangel an Sonne und Regen, schreckliche Orkane und Erdbeben, Unfruchtbarkeit und Hungersnoth [146] und endlich den Tod eines grossen Monarchen im selben Jahre. Hulagu liess sich diese Prophezeihung und Bürgschaft schriftlich geben und befragte nun den Astronomen Nassireddin, was denn geschehen würde, wenn er nach Bagdad zöge; Nichts, antwortete Nassireddin, als dass Hulagu die Stelle des Chalifen einnehmen wird. Er zerstreute hierauf alle Besorgniss Hulagu's über etwa aus solchem Zuge wider Bagdad zu befürchtende Unglücke durch die Anführung geschichtlicher Beispiele. Tahir sei aus Chorasan wider Bagdad gezogen und habe den Bruder des Chalifen erschlagen; Motewekkil und sein Sohn und mehrere Chalifen seien erschlagen worden, ohne dass für die Stadt irgend ein Unheil daraus entstanden. Hulagu ergab sich gern den seinen Wünschen schmeichelnden Versicherungen des Astronomen von Tus; der andere wurde, da keine seiner Prophezeihungen eingetroffen, fünf Jahre hernach hingerichtet.
Die Anordnung der verschiedenen Heereskörper, welche
vermöge Hulagu's Befehl nun Bagdad von allen Seiten umzingelten,
ist eines der schönsten Zeugnisse für Hulagu's
grosses Feldherrntalent. Dschurmaghun und Baidschu Nujan,
die beiden in den persischen Feldzügen ergrauten Feldherrn,
welchen aber seit Hulagu's Eintritt in Persien ihr Standort
in Kleinasien angewiesen worden, befehligten den rechten
Flügel, der, von Irbil und Mossul heranrückend, über die
Brücke von Mossul ging und sich auf der Westseite von
Bagdad niederliess. Mit ihnen vereinten sich die Prinzen
Bulgha, Kuli, Kotar (der Enkel Batu's) und die persischen
Buka Timur und Sundschak Nujan, welche die Strasse von
Schehrsor über Dakuk heranzogen. Keitbuka, der Befehlshaber
des Vortrabs beim Einmarsche Hulagu's in Persien,
mit Kurusun und Ilka kamen mit dem linken Flügel von
Seite Luristan's und Chusistan's. Hulagu selbst stand mit dem
schweren Gepäcke des ganzen Heeres im Mittelpunkte zu
Hamadan und brach in den ersten Tagen des Januars des
Jahres tausend zweihundert acht und fünfzig, gerade zwei
Jahre nach dem Uebergange über den Oxus, gegen den
Tigris über Kermanschahan und Holwan auf. In seinem
[147]
Geleite die grossen Emire Köke Ilka und Arghunaga, die
beiden Bitekdschi (Kanzler) Karakai und Seifeddin, der
Staatssekretär Alaeddin Athamülk von Dschuwein, der grosse
Geschichtschreiber, und Nassireddin von Tus, der grosse
Astronom; jener, um die Thaten und Begebenheiten des
Feldzugs zu beschreiben, dieser, um die durch den Lauf
der Gestirne angezeigten günstigen Stunden anzugeben; jener
die Feder, dieser der Zeitmesser des Feldzugs. Von Esedabad
aus sandte Hulagu abermal einen Gesandten nach
Bagdad, um den Chalifen zur Uebergabe aufzufordern, und
zu Deinewer erschien abermal Ibnol Dschewsi, der Gesandte
des Chalifen, mit dem Antrage: die Summen, welche Hulagu
aussprechen würde, jährlich in dessen Schatz abzuführen,
und mit der Bitte: dass das Heer zurückkehren möge.
Hulagu antwortete: Da wir schon so weit gekommen, um
den Chalifen zu sehen, wie sollen wir nun umkehren, was
nach persönlicher Zusammenkunft geschehen mag. Von
Deinewer ging der Marsch über Kuh Girdaa, und am siebenten
Tage nach dem Aufbruche von Hamadan ward Kermanschahan
geplündert und verheert. 7. Moharrem 656/
13. Januar 1258 Von hier wurden Eilboten
abgefertigt, um die Ankunft von Sundschak, Baidschu
und Suntai zu beschleunigen; sie warteten zu Takkesrai und
brachten als Gefangene den Ibek von Haleb und Seifeddin
Melik mit sich, welche sie streifend aufgegriffen. Hulagu
schenkte Beiden das Leben und machte sie zu Dienern der
Schildwachen[296]. Die Emire wurden, mit schmeichelhaften
Beweisen von Gunst und Freigebigkeit überhäuft, zurückgesendet,
um auf das Eheste den Uebergang über den Tigris
auf der westlichen Seite von Bagdad zu bewerkstelligen.
Von dort holten die Verräther des Heeres des Chalifen
die beiden Chuaresmier Kara Sankor und Sultandschuk,
die Befehlshaber der mongolischen ein; Kiptschak schrieb
an den ersten: Du und ich sind von Einem Stamme (Türken);
wir haben uns unterworfen und befinden uns gut dabei, thuet
desgleichen. Kara Sankor antwortete in dem Sinne des
[148]
Astronomen Hosameddin: Wie sich ein neu aufgeschossener
Zweig, wie die Herrschaft der Mongolen, mit dem schon
ein halbes Jahrtausend wurzelnden Stamme des Chalifats
messen könne? Wenn sich Hulagu unterwerfen wolle, würde
man trachten, durch Vermittelung des Diwitdars den Frieden
vom Chalifen zu erwirken. Hulagu, als man ihm dieses
Schreiben brachte, lachte darüber und sagte: Meine Hilfe
kommt von Gott und nicht vom Gold; wenn er mir hilft,
was kümmert mich die Zahl der Heere des Chalifen[297].
Ein neuer Gesandter ward nach Bagdad abgefertigt,
um den Chalifen zur Unterwürfigkeit aufzufordern, und zugleich
nach Holwan aufgebrochen, wo eine Woche gerastet
ward. Indessen gingen die Emire Baidschu, Buka Timur
und Sundschak über den kleinen Tigris und standen am
Kanale Nehr Isa. Sundschak erbat sich von Baidschu die
Erlaubniss aus, den Vortrab des westlichen Heeres gegen
Bagdad zu befehligen, und nachdem er dieselbe erhalten,
rückte er bis Dscherbije vor. Mudschahideddin Ibek, der
kleine Diwitdar, und Fetheddin Ibnol-Kerr, die Feldherren
des Chalifen, waren mit zehntausend Mann bei Jakuba über
den Diala und dann über den Tigris gegangen und trafen
mit dem mongolischen Vortrabe in der Gegend von Enbar[298],
neun Parasangen westlich von Bagdad, zusammen. Fetheddin
Kerr wollte die Schlacht hier nicht wagen, aber die Ungestümme
des Diwitdar zwang ihm dieselbe auf. Der Sohn
Kerr's, um seinen Sinn kund zu geben, dass er auf dem
Schlachtfelde feststehen und dasselbe keineswegs als Flüchtiger
verlassen wolle, ritt statt eines Pferdes ein Maulthier,
dessen Hufe so schwer mit eisernen Schienen beschlagen, dass
es zur Flucht untauglich[299]. Die Schlacht dauerte den ganzen
[149]
Tag und endete mit der Vernichtung des Heeres des Chalifen,
von welchem der Diwitdar nur der Selbdritte entfloh.
Als er mit der Nachricht des verlorenen Heeres vor dem
Chalifen erschien, der eben Schah spielte, sagte dieser blos
dreimal: Gott sei Dank für das Heil Mudschahideddin's.
Moteaassim's an Blödsinn gränzende Sorglosigkeit und Unwissenheit
ging so weit, dass, als man ihm die erste Nachricht
brachte: die Vorposten der Mongolen hätten bereits
die Höhen von Hamrin (das von Westen nach Osten zwischen
dem Euphrat und Tigris nach Tekrit laufende niedere Gebirge)
passirt, er fragte: wie das wohl möglich? Man
antwortete ihm: „Das Heer der Tataren, die wie die Meeresfluthen
einherfahren, überfliegt der Berge Gipfel wie der
Adler Schaaren; da sie den Damm von Gog und Magog
für Spinngeweb' ansehen, was soll auf des Hamrin's Höhen
aus ihren Hufen wohl anders erstehen, als Staub, was soll
aus dem Sturme, in dem sie daherfahren, wohl anders aufgehen,
als Feuer und Raub“[300]. In der Hälfte des Moharrem 14. Moharrem/
21. Januar 1258
stunden die drei Nujane, Baidschu, Buka Timur und Sundschak
auf der westlichen Seite des Tigris vor Bagdad,
während Keitbuka und die mit ihm von Nachaire kamen,
und Hulagu mit dem schweren Gepäcke zu Chanikin stand.
Am folgenden Tage lagerte er an der östlichen Seite von
Bagdad, das nun von allen Seiten, wie von Ameisenzügen
und Heuschreckenschwärmen, und nach der mongolischen
Belagerungsweise sogleich mit einer Mauer, oder, um richtiger
zu sprechen, mit einem in aller Eile aufgeworfenen
Erddamme eingeschlossen ward. Dienstags den neun und
zwanzigsten Januar begann der Kampf. 22. Moharr./
29. Januar Hulagu stand auf
der Heerstrasse von Chorasan, gegenüber dem persischen
Bollwerk, Ilka Nujan vor dem Gülwadischen Thore, die
drei Prinzen, Enkel Dschudschi's, mit Schiramun und Arktin
vor dem Thore des Sultansmarktes, Buka Timur auf der
Südwestseite an den Mühlen, Baidschu und Sundschak auf
der Westseite gegenüber dem Spitale, welches Adhaddewlet,
[150]
der grosse Herrscher aus dem Hause Buje, der erste zu
Bagdad, gebaut. Die Belagerungsmaschinen waren vorzüglich
gegen das persische Bollwerk gerichtet und in demselben
bald Wallbruch gemacht. Nun sandte Moteaassim den Wesir
und einen Bischof[301] mit der Botschaft, er füge sich dem
Verlangen des Padischah, welcher verlangt, dass ihm der
Wesir gesendet werde; – „diess“, antwortete Hulagu, „war
mein Begehren zu Hamadan, wie soll ich mich aber vor
Bagdad's Thoren mit Einem begnügen? Es sollen auch die
drei anderen Säulen der Herrschaft des Chalifen erscheinen,
der Diwitdar, der Scherabdar und Suleimanschah, der Oberbefehlshaber
des Heeres.“ Am folgenden Tage erschien der
Wesir mit einer Schaar von Vornehmen, aber ohne die verlangten
Drei. Hulagu sandte sie zurück; er befahl, ein an
die Richter, Scheiche, Danischmende (Studenten), Arkaune
(christlichen Priester) von Bagdad gerichtetes Diplom, wodurch
denen, die sich friedlich halten würden, das Leben
zugesichert ward, in sechs Abschriften von sechs Seiten der
Stadt durch Pfeilflug in dieselbe abzufertigen. Die Wurfmaschinen
schleuderten in Ermangelung von Steinen Thonflötze,
die man von Hamrin gebracht, und abgehauene Palmen
wider das persische Bollwerk, das Freitags am ersten Februar
zu Boden sank. 25. Moharrem/
1. Februar
Am fünften Februar standen Hulagu's Krieger bereits
auf der Mauer des Bollwerks, während auf der anderen
Seite die Prinzen noch nicht bis an den Fuss der Mauer
vorgedrungen waren. Hulagu sandte ihnen ausscheltendes
Wort und befahl zugleich, Brücken zu schlagen. 28. Moharr./
4. Febr. Buka Timur
wurde mit einem Toman, d. i. mit einer Abtheilung von
zehntausend Mann, auf der Heerstrasse von Medain und
Bassra befehligt, um die, so etwa mit den Schiffen auf dem
Tigris zu entfliehen versuchten, aufzufangen. Der Diwitdar,
welcher auf diese Weise mit mehreren Schiffen zu entkommen
hoffte, wurde aufgehalten, drei Schiffe genommen, die anderen
versenkt oder zerstört. Auf diese Nachricht entsank
[151]
dem Chalifen aller Muth zu fernerem Widerstande; er sandte
den Fachreddin von Demaghan und den Ibn Dernus mit
wenigen Geschenken; denn er fürchtete, dass, wenn er
viele sendete, die Grösse derselben für den Maassstab seiner
Furcht gelten könnte. Hulagu wies dieselben mit den Ueberbringern
zurück. Am folgenden Tage kam Ebulfadhl Abderrahman
an der Spitze aller Grossen mit grossen Geschenken;
aber auch diese wurden nicht genehmigt. 29. Moharr./
5. Febr. Hulagu sandte
den Nassireddin von Tus als Gesandten in die Stadt; welcher
Triumph für den rachsüchtigen Astronomen, welcher seiner
Empfindlichkeit für die Verschmähung seiner Verse die
Stadt des Heils und das Heil des Chalifats geopfert, welcher
Triumph für ihn, dem Chalifen nun im Namen des Siegers
Gesetze vorzuschreiben! Am folgenden Tage kehrte er
zurück, und Hulagu sandte die aus der Stadt gekommenen
drei Gesandten, den Fachreddin Demaghani, den Ibnol
Dschewsi und Ibn Dernus, mit dem Begehren, dass Suleimanschah
und der Diwitdar erscheinen mögen. Sie erschienen
wirklich zwei Tage hernach. 1. Ssafer/
7. Februar Hulagu sandte sie wieder in
die Stadt zurück, um die Ihrigen mit sich zu bringen. Die
syrischen und irakischen Truppen und eine Menge Volkes
benützten diese Gelegenheit, um die Stadt zu verlassen und
sich in's Lager der Mongolen, wo sie Rettung und Sicherheit
zu finden hofften, zu begeben; sie wurden in Tausende,
Hunderte und Zehn abgetheilt, den mongolischen
Befehlshabern der Tausender, Hunderter und Zehner übergeben
und von diesen regelmässig umgebracht. Abgeordnete
kamen aus der Stadt, um das Leben der noch Zurückgebliebenen
zu erflehen, die Alle unterwürfig. Hulagu begehrte,
dass der Chalife seine Söhne sende und selbst komme.
Während diesen Unterhandlungen ward einem Inder Bitekdschi,
der bei Hulagu in grossem Ansehen, ein Auge ausgeschossen;
Hulagu, hierüber ergrimmt, wollte nun von
weiterem Aufschub nicht mehr hören. Er befahl dem Nassireddin
von Tus, sich an's Thor der Wettrenner[302] zu begeben
[152]
und die Einwohner mit Zusicherung des Lebens herauszuführen;
als diess geschehen, wurden sie Alle niedergemacht. 2. Ssafer/
8. Febr.
Suleimanschah wurde mit Siebenhundert der Seinen in die
Gegenwart Hulagu's geführt. Dieser fragte ihn: Wie kommt's,
dass du, ein Sternkundiger, nicht den Frieden vorgezogen
und deinem Herrn nicht dazu gerathen? Suleimanschah
erwiederte: Der Chalife ist an Geist und Glück verwahrlost
und leiht denen, die es wohl mit ihm meinen, kein Ohr.
Suleiman und seine Siebenhundert wurden niedergemetzelt,
so auch der Diwitdar und dessen Sohn, und die drei Köpfe
an Bedreddin Lulu, den Atabegen von Mossul, gesandt, der,
ein Freund Suleimanschah's, seinen Tod beweinte, aber
nothgedrungen, um nicht seinen Kopf zu verlieren, den des
Freundes an dem Thore seines Palastes aufhängen musste.
Nach diesem tragischen Ende seiner Getreuesten rief der
Chalife seinen Wesir und fragte ihn, was zu thun; dieser
antwortete ihm mit dem arabischen Distichon:
Endlich begab sich der Chalife, mit seinen drei Söhnen und
von dreitausend Seiden, Imamen, Scheichen und Kadis begleitet,
Freitags den zehnten Februar zu Hulagu. 4. Ssafer/
10. Febr. Dieser
empfing ihn ohne Merkmal des Zorns und begehrte kalt
und ruhig, der Chalife möge Wort in die Stadt senden,
dass die Einwohner die Waffen wegwerfen und zur Zählung
herauskommen möchten. Der Chalife gehorchte und Bagdad's
Einwohner gingen wie Schafe zur Schlachtbank, denn statt
gezählt zu werden, wurden sie ungezählt Alle getödtet, der
Chalife und seine Söhne in Zelte gewiesen vor dem Gülwadischen
Thore, wo der Standort Keitbuka's. Drei Tage
hernach begann die allgemeine Plünderung. 7. Ssafer/
13. Febr. Alle Paläste
und Gebäude wurden niedergebrannt, bis auf einige wenige,
ausdrücklich ausgenommene Häuser von Arkaunen, das ist
nestorianischen Priestern und Fremden. Die Priester dankten
diese Schonung vermuthlich Niemanden Anderem, als ihrer
Glaubensgenossin, der ersten Gemahlin Hulagu's, der grossen
Frau Tokus, der Keraitin, welcher im Lager Kapelle mit
[153]
Glockengeläute gestattet ward. Unter den Fremden sind
vielleicht fränkische Kaufleute gemeint, Venezianer und
Genueser, welche sich zu Bagdad des Handels willen aufhielten.
Freitags am fünfzehnten Februar begab sich Hulagu
selbst in die entvölkerte, niedergebrannte, verheerte Stadt
und ordnete auf den Ruinen derselben Feste an. Er liess
den Chalifen vorführen und sagte ihm: Du bist der Gastgeber
und ich der Gast; tische uns also auf, was du hast.
Der Chalife zitterte und hatte aus Furcht alle Besinnung
verloren, so dass er die Schlüssel zu den Schatzkisten, die
er ausliefern sollte, nicht fand. Die Kisten wurden erbrochen
und er brachte huldigend dem Sieger zweitausend Kleider
und zehntausend Goldstücke nebst vielen Juwelen und anderen
Kostbarkeiten dar. Hulagu würdigte das Geschenk
keines Blickes und befahl, es unter die Emire und die
nächste Umgebung zu vertheilen. Dann herrschte er weiter:
Was über der Erde von deinen Schätzen, ist klar und
offenbar; doch nun entdecke uns auch die unterirdischen.
Der Chalife gab die unterirdische Cisterne an, bei deren
Anblick sein Urgrossvater Nassir so oft seufzte, dass er dieselbe
trotz seines Zusammenscharrens von Gold nicht damit
ganz füllen, sein Vater Mostanssir, dass er dieselbe trotz
seiner verschwenderischen Freigebigkeit nicht ganz leeren
konnte. Moteaassim's Geiz hatte den durch des Vaters Freigebigkeit
entstandenen Abgang wieder ausgefüllt. Hierauf
wurde das Frauengemach des Chalifen gezählt; es waren
siebenhundert Sklavinnen und tausend Verschnittene. Der
Chalife, als er den Zählungsbefehl vernahm, bat um Schonung
dieser, selbst von Sonne und Mond nie geschauten
Schönheiten. Hulagu erlaubte ihm, hundert auszuwählen.
Mit sinkender Nacht kehrte Hulagu aus der Stadt wieder
in's Lager zurück und befahl dem Sundschak Nujan, die
Schätze des Chalifen in Besitz zu nehmen; die seit einem
halben Jahrtausend aufgehäuften Schätze wurden rings des
Herrscherzeltes aufgeschichtet; die edelsten Wallfahrtsstätten,
wie die Moschee des Chalifen, die Grabstätte Musa's, die
[154]
Grabmäler von Rossafa, wurden geplündert; die noch übrigen
Einwohner der Stadt baten durch Scherefeddin von Meragha
und Schihabeddin von Sindschar um Schonung und Vergebung;
da erging der Befehl, dass das Blutbad und die
Plünderung aufhöre, denn Bagdad sei sofort des Padischah's
Eigenthum. 14. Ssafer/
20. Febr. Hulagu zog nach einigen Tagen, der ungesunden
Luft willen, sein Lager auf einige Entfernung von
der Stadt zurück; dann liess er abermals den Chalifen in
seine Gegenwart fordern. Der Chalife sagte zum Wesir:
Was ist zu thun? „Unser Bart ist lang“, antwortete dieser
in bitterer Beziehung auf das Wort des Diwitdar's, der, als
der Wesir bei der ersten Aufforderung Hulagu's gerathen,
sich mit einer reichen Ladung von Schätzen abzufinden, dem
Chalifen sagte: „Der Wesir hat einen langen Bart“ (auf
das arabische Sprichwort hindeutend: langer Bart und
kurzer Verstand). Der Chalife bat nun den Ilchan um die
Erlaubniss, sich in's Bad zu begeben, welche ihm Hulagu
unter der Begleitung von fünf Mongolen gewährte. Ich
wünschte nicht, sagte Moteaassim, die Gesellschaft von fünf
Folterengeln, und declamirte einige Verse einer berühmten
Kassidet, deren Anfang:
Am selben Tage, wo Hulagu sein Lager von Bagdad
zurückzog, 14. Ssafer/
20. Febr. wurde der Chalife, in einen Teppich eingewickelt,
zu Tode gerollt und unter den Hufen der Pferde
zertreten; drei seiner Söhne und seine fünf Begleiter wurden
im Dorfe Wakf hingerichtet, und am folgenden Tage Alle
die, so am Gülwadischen Thore zurückbehalten worden
waren, getödtet; der jüngste Sohn des Chalifen, Mubarekschah,
wurde der Gemahlin Hulagu's, der Frau Oldschai,
zum Geschenke gemacht, welche ihm eine mongolische Sklavin
zur Frau gab und an Nassireddin von Tus nach Meragha
sandte. Am selben Tage mit dem Chalifen wurde der Wesir
Alkami und der Staatssekretär, Vorsitzer des Diwan's, Fachreddin
[155]
von Demaghan in die Stadt gesendet und Ali Behadir,
der Steuereinnehmer, welcher das Heer während der Belagerung
mit Lebensmitteln von Baakuba aus versehen hatte,
zum Statthalter, der Emir Karakai Imadeddin von Kaswin
zum Naib (Stellvertreter des Richters) ernannt; dem
Nedschmeddin Ebi Dschaafer Amran, der den schönen Beinamen
Meliki rast, d. i. des geraden Königs, führte, wurde
die Steuereinnahme über das östliche Gebiet Bagdad's anvertraut,
und dem Richter der Richter Nisameddin Abdolmumin
die Aufrechthaltung der Polizei aufgetragen. Ilka
Nujan und Kara Buka wurden mit dreitausend Mann zur
Aufräumung des Schuttes und zur Beerdigung der Todten,
zur Auferbauung der verheerten Gebäude befehligt; ein
vergeblicher Befehl, denn das alte Bagdad erstand nie wieder
in seinem vorigen Glanze; und als sechzig Jahre nach der
Eroberung der Geschichtschreiber Wassaf Bagdad besuchte,
war nicht der zehnte Theil der alten Gebäude und Bevölkerung
vorhanden; dem Ibnol Alkami aber, dessen Verrätherei
die Hauptursache des Ruins des Chalifats, und
welcher nur drei Monate die Eroberung Bagdad's überlebte,
ward noch allgemein geflucht, und an den Thoren der Moscheen
und Medreseen war die Inschrift zu lesen: Gott
verfluche den, der nicht fluchet dem Ibnol Alkami[303].
Von Hille, das der Sitz der Seide, Prophetenverwandten,
hatte der Vorsteher derselben, Medschdeddin Mohammed
Ibnol Hasan Ben Taus (das erste Viertel dieses viertheiligen
langen Namens heisst Glaubensruhm, das letzte Pfauensohn)
durch einen Gesandten ein Schreiben unterwürfigen
Inhalts an Hulagu gesandt[304]. Dieser entgegnete ihnen Diplom
und Geschenke durch Tekele und Ali von Nachdschiwan,
welcher als Gesandter, der Emir Alaeddin der Perser als
Statthalter nach Hille gingen[305]. Ihnen folgte auf dem Fusse
Buka Timur, der Bruder der Frau Oldschai, um sich Hille's,
[156]
Wasith's und Kufa's zu bemächtigen. 10. Ssafer/
16. Febr. Die Bewohner Hille's
kamen ihm freundlich entgegen und erleichterten seinen
Marsch, indem sie Brücken über den Euphrat schlugen.
Von den Bewohnern Wasith's, das sich nicht unterwarf,
wurden vierzigtausend niedergemetzelt. Von Wasith zog Buka
Timur gegen Chusistan, den Schereffeddin Ibnol-Dschewsi
mit sich führend, um durch denselben die Einwohner der
Stadt Schuster zur Uebergabe zu bereden. Bassra und die
Umgegend unterwarf sich gutwillig, der Emir Seifeddin,
der Bitekdschi, erbat sich hundert Mongolen als Sicherheitswache
für die Grabstätte Ali's zu Nedschef; nach Verlauf
von fünf Wochen war Buka Timur im Lager zurück. 19. Rebiulewwel/
26. März
Ein Monat nach der Eroberung Bagdad's wurden die Gesandten
des Fürsten der Ejubiden zu Haleb mit einem von
Nassireddin von Tus aufgesetzten arabischen Schreiben zurückgefertigt;
es lautete: „Wir haben gelagert vor Bagdad
im Jahre sechshundert sechs und fünfzig und übel tagte der
Morgen über die Bewohner, und wir luden den Besitzer
ein; er weigerte sich; da ward an ihm das Wort erfüllt,
und wir nahmen ihn gefangen. Wir laden dich ein zu
Unserem Gehorsam; wenn du denselben verweigerst, ist's
dein Verderben. Sei nicht wie der, der sich streitet um
ein Aas, denn der Listige verliert, er weiss nicht was,
sonst wirst du seyn von den Verworfenen, welche ihren
Fleiss auf das irdische Leben wenden an, und die da wähnen,
sie hätten Etwas für's Künftige gethan; Heil dem, der wahrer
Leitung folgt!“ 11. Rebiulachir/
17. April Hulagu befand sich in der zweiten Hälfte
Aprils wieder bei seinem schweren Gepäcke[306] zu Hamadan,
wo er seine Gesundheit pflegte, da er unwohl. 16. Rebiul. II./
22. April Fünf Tage
später erschienen Ilka und die anderen Emire zur Aufwartung;
sechs Wochen hernach starb Moejeddin Ibnol Alkami, 2. Dschem. II./
6. Juni
welcher wenigstens dem Namen nach die Wesirschaft von
Bagdad beibehalten hatte; nach dessen Tode erhielt dieselbe
sein Sohn Scherefeddin. Wiewohl der Name Ibnol Alkami's
[157]
nichts anderes als der eines Verräthers auf den Zungen der
glaubwürdigsten Geschichtschreiber, so erfordert es doch
unsere Pflicht, als solcher auch des Ehrenvollen zu erwähnen,
was eine andere, freilich nicht sehr glaubwürdige
Quelle von demselben meldet. Der Verfasser des Sittenspiegels
der Herrschaft[307], welcher sich im Seltsamen zu
gefallen scheint, sucht ihn von aller Schuld der Verrätherei
rein zu waschen, indem er den schlechten Ruf desselben
einzig als Verläumdung und aus dem Hasse und Neide der
nächsten Umgebungen des Chalifen, welcher ihm sein ganzes
Vertrauen geschenkt, zu erklären bemüht ist; dass er des
Vertrauens des Chalifen nicht ausschliesslich genoss, erhellt
schon aus dem, dass sein Rath von dem seines Gegners,
des Diwitdar's, überflügelt worden, und dass ihm Hulagu
nach Bagdad's Eroberung den Titel der Wesirschaft liess,
beweiset keineswegs, dass er kein Verräther. Wassaf, welcher
ein halbes Jahrhundert darauf seine Geschichte schrieb, bestätigt
die Worte Reschideddin's, seines Zeitgenossen, und
entkräftet das angebliche Vertrauen, das jenem Sittenspiegel
zufolge Hulagu in ihn gesetzt haben soll, durch das, was
er bei dieser Gelegenheit über die löbliche Sitte mongolischer
Herrscher sagt: die Verrätherei und Anschwärzerei
zwar zu ihrem Vortheile zu benützen, aber den Verräther
und Anschwärzer zu verachten; seiner Verrätherei aus
Niederträchtigkeit und Leidenschaftlichkeit ungeachtet, kann
Ibnol Alkami sehr wohl ein gebildeter, selbst gelehrter
Wesir, grosser Gönner und Freund der Gelehrten gewesen
sein, der eine Bibliothek von zehntausend Bänden besass,
deren viele ihm gewidmet waren; selbst der grosse Gelehrte
Nassireddin erscheint in nicht viel besserem Lichte, indem
ihn gekränkte Eitelkeit zur Rache an dem Chalifen durch
den Ruin des Chalifats anspornte, und so stehen der gelehrte
Wesir und der gelehrte Astronom leider beide von
Seite ihres Charakters und ihrer politischen Grundsätze in
höchst ungünstigem Lichte vor den Augen der Nachwelt.
[158]
Die zehntausend Bände der Bibliothek Ibn Alkami's wurden,
wie die der anderen Bibliotheken Bagdad's, von den Mongolen
entweder in den Tigris geworfen oder verbrannt;
binnen zwei Jahren der dritte grosse, für Bibliotheken verderbliche
Brand, in welchem zu Alamut, Medina und Bagdad
die Werke östlicher Weisheit, welche die Welt erleuchten
sollten, ein Raub der Flammen. Durch diesen dreifachen
Bibliothekenbrand binnen zwei Jahren ging nur zu sehr in
leidige Erfüllung die Vorbedeutung des um zwei Jahre
früheren Brandes der arabischen Wüste.
Nach Bagdad's Eroberung befehligte Hulagu den Oroktu
Nujan zur Eroberung Irbil's, der zwischen dem grossen
und kleinen Sab, zwei Tagreisen von Mossul gelegenen
Hauptstadt des oberen Kurdistan's, welches durch die Bauten
des erst vor acht und zwanzig Jahren[308] verstorbenen turkmanischen
Fürsten Kewkebusi Ben Ebul Hasan Ali damals
eine der blühendsten Städte des persischen Irak. Dieser
edle Fürst, von welchem die europäischen Geschichtschreiber
bisher nicht die geringste Kunde genommen, ist einer der
wohlthätigsten des Islams und verdient als solcher sehr wohl
seinen doppelten Ehrennamen Melik Moaasem Mosaffereddin,
d. i. des grossgeehrten, durch die Religion siegreichen
Königs. Täglich speiste er Arme und kleidete sie im Winter;
alljährlich sandte er Commissäre in die Häfen, um Gefangene
auszulösen, und nach Mekka, um die Pilgerkarawane
mit Speise und Trank zu versehen. Zu Mekka führte er
die erste Wasserleitung vom Aarafat und baute mehrere
Wasserbehälter, zu Irbil gründete er ein Dutzend wohlthätiger
Anstalten, mehrere solche, von denen weder vordem
noch seitdem im Islam gehört worden; nämlich: ein Haus
für Findelkinder, eine Anstalt für Ammen und Säuglinge,
eine Versorgungsanstalt für Wittwen, ein gemeines Krankenhaus,
ein besonderes Spital für Blinde, ein Karawanserai,
in welchem die Reisenden nicht nur umsonst bewirthet,
sondern auch noch ausserdem mit Reisegeld versehen wurden,
[159]
ein Kloster, eine Medrese, an welcher Muderrise für die
beiden Ritus Hanefi und Schafii, und endlich eine Moschee,
an welcher alljährlich das Fest der Geburt des Propheten
mit einer Pracht und einem Zulaufe von Menschen begangen
ward, wie vordem und seitdem nirgends. Von Mossul,
Sindschar, Dschesire, Nissibin strömten die Besucher, Prediger,
Redner, Dichter, Koranleser, Ssofi nach Irbil; einen
ganzen Monat vor dem Feste waren zwischen der Moschee
und dem Kloster zwanzig, drei Stock hohe Dome aus Brettern
aufgeschlagen, von deren Gallerien Dichter declamirten,
Redner sprachen, Schattenspieler die Zuschauer unterhielten.
Täglich nach dem Nachmittagsgebete begab sich Mosaffereddin
zu diesen Domen, wohnte in der Nacht im Kloster
dem Reigen der Ssofi bei und ging nach dem Morgengebete
auf die Jagd. Am Geburtsfeste selbst ward eine unzählbare
Menge von Kameelen, Rindern, Schafen unter Musik auf
den Platz gebracht, geschlachtet, gesotten und gebraten,
während der Nacht die Stadt erleuchtet und am folgenden
Tage die Gäste an zwei grossen Tafeln, deren eine für die
Vornehmen, die andere für das Volk, bewirthet; im Schlosse
walzten die Derwische, von den Gallerien wurden die Hymnen
des Gebets abgesungen, die Sänger, Prediger und Derwische
reichlich beschenkt. Mosaffereddin wurde in der Nähe von
Kufa, seine Gemahlin Rebiaa am Berge Kasiun bei Damaskus
in der von ihr gestifteten Medrese bestattet. In keiner
Schlacht besiegt, von keinem anderen Fürsten in Stiftungen
der Wohlthätigkeit übertroffen, verdient dieser turkmanische
Fürst von Irbil wohl den Namen des durch die Religion
siegreichen, grossmächtigen Königs[309]. Das Schloss von
Irbil erhebt sich auf einem vereinzelten Berge, während
die Stadt in der Ebene. Tadscheddin, der Sohn Salaje's
(des oben erwähnten Befehlshabers des Passes von Deriteng
[Engthor]), war bereit, die Stadt zu übergeben; aber die
Kurden gehorchten ihm nicht. Oroktu begehrte Hülfstruppen
von Bedreddin Lulu, dem Fürsten Mossul's, der sie ihm auch
[160]
sandte und den guten Rath ertheilte, den Sommer abzuwarten,
weil dann die Kurden nicht mehr im Schlosse aushalten,
den Gebirgen zueilen würden. Oroktu übergab die
Belagerung dem Bedreddin, dessen Vorhersagung durch den
Abzug der Kurden im Sommer erfüllet ward; er schleifte
die Mauern. Hulagu schickte einen Theil der erbeuteten
Schätze mit dem Siegesberichte seines Eroberungszuges
an den Bruder Kaan, den grössten Theil derselben aber
speicherte er in dem am See Urmia auf unbezwinglichem
Felsen gelegenen Schlosse Tala (das heute Gurtschinkalaa
heisst) auf; eine vereinzelte, auf drei Seiten unzugängliche
Felsenmasse, welche den englischen Reisenden Porter an
den Königstein in Sachsen erinnerte und welche ein Steiermärker
die persische Riegersburg nennen würde[310]. Bedreddin
Lulu, der neunzigjährige Fürst von Mossul, wartete
dem Eroberer Persiens, für den er Irbil eroberte, zu Meragha
auf; 7. Schaaban 654/
9. August 1258 ebenda Atabeg Saad, der Salghure, Herr von
Fars, und die beiden seldschukischen Prinzen von Rum,
Isededdin und Rokneddin. Hulagu war über jenen sehr
ungehalten, weil er wider Baidschu Nujan sich zu schlagen
gewagt. Um den Erzürnten zu versöhnen, stellte sich Isededdin
zur Audienz mit einem Geschenke von einem Paar
Pantoffeln, deren Sohlen sein Portrait eingestickt war, und
mit der Bitte dar, dass der Padischah auf diese Weise ihn,
den Sklaven, unter den Sohlen in den Staub tretend, adeln
möge. Hulagu verzieh ihm, durch diese Schmeichelei besänftigt
und auf die Fürbitte der Frau Tokus. Einen schönen
Gegensatz zu dieser niederträchtigen Schmeichelei des Sultans
von Rum bildet die Freimüthigkeit des Astronomen Nassireddin
von Tus, welcher dem Eroberer in Erinnerung brachte,
dass, als Chuaresmschah erobernd bis Tebris vorgedrungen,
er auf die wider die Ausschweifungen seines Heeres vorgebrachten
Klagen geantwortet: Ich kam als Welteroberer
und nicht als Welterhalter[311]; Hulagu antwortete: Ich bin,
[161]
Gott sei Dank! sowohl Welteroberer als Welterhalter und
kein Schwächling, wie Dschelaleddin von Chuaresm. Den
ersten Beweis von der Wahrheit dieses Wortes gab Hulagu
durch den Bau der Sternwarte von Meragha, deren Grund
jetzt gelegt, aber deren Bau erst unter der folgenden Regierung
vollendet ward. Vier Astronomen[312] von Damaskus,
Kaswin, Achlath und Mossul waren die Gehilfen Nassireddin's
von Tus, der an dieser Sternwarte die ilchanischen
Tafeln verfertigte, die, vollkommener als die früheren[313],
ein bleibendes Denkmal des Ruhmes des Ilchans, Erbauers
der Sternwarte und des an derselben beobachtenden grossen
Astronomen Nassireddin's von Tus.
Von den Fürsten, welche dem neuen Ilchan oder Landesherrn nach Bagdad's Eroberung zu huldigen kamen, ist bereits des Salghuren von Fars und des Seldschuken von Rum, sowie des Atabegen von Mossul, Bedreddin Lulu's, welcher bei Irbil's Eroberung hilfreiche Hand geleistet, Erwähnung geschehen, und es wird von ihnen noch weiter unten die Rede sein; doch hier ist noch von anderen Fürsten zu melden, deren Staaten nun in unmittelbarer Berührung mit der mongolischen Macht, derselben sich nur scheinbar oder erst durch Gewalt gezwungen unterworfen; solche waren die Atabege von Gross- und Klein-Luristan, die Könige Gross- und Klein-Armeniens, endlich die Sultane Syriens und Aegyptens. Die ausführliche Erzählung des wider die letzten geführten syrischen Krieges ist dem folgenden Buche vorbehalten; hier also nur kurz von den Atabegen und den christlichen Fürsten. Tekele, der Sohn Hesarsif's, der dritte Herrscher der im Geburtsjahre Tschengischan's vor einem Jahrhunderte als unabhängig emporgeschossenen Dynastie der Atabege von Gross-Luristan, war, als Hulagu gegen Bagdad zog, demselben huldigend entgegengekommen und von ihm dem Tomane Keitbuka Newin's, des Befehlshabers [162] des Vortrabes, zugetheilt worden. Nicht im Stande, die Aeusserungen seines Schmerzes über den Sturz des Chalifats und den Mord der Bewohner Bagdad's zu unterdrücken, hatte er sich durch dieselben die Ungnade Hulagu's zugezogen, der Truppen wider ihn sandte. Schemseddin Alp Arghun, der Bruder Tekele's, bot sich dem Bruder an, sich selbst in's Lager des Ilchans zu begeben, um dessen Verzeihung zu erflehen. Tekele nahm den Antrag dankbar an. An der Gränze Luristan's fiel Alp Arghun den mongolischen Truppen in die Hände, deren Heerführer ihn trotz seiner Sendung als Unterhändler tödteten. Tekele vertheidigte sich in dem Schlosse Mandschascht und ergab sich erst, als ihm durch Sendung des Ringes Hulagu's sicheres Geleite versprochen ward. Nichtsdestoweniger ward er nach Tebris geschleppt und dort hingerichtet und die Herrschaft Grossluristan's dem mit dem hingerichteten Bruder Tekele's gleichnamigen Schemseddin Alp Arghun verliehen[314]. In Klein-Luristan war die Herrschaft der vor siebzig Jahren unabhängig gegründeten Dynastie in den Händen des vierten Herrschers, Bedreddin Mesud, welcher, als er sich auf dem Feldzuge Hulagu's gegen Bagdad zum Dienste desselben stellte, von ihm die Auslieferung seines Schwagers und mächtigen Nebenbuhlers um den Thron, Suleimanschah's, begehrte. Hulagu antwortete: Diess ist ein grosses Wort, dessen Gewährung bei Gott. Als aber Bagdad erobert und Suleimanschah erschlagen worden war, erhielt Bedreddin Mesud die von ihm begehrte Familie des Schwagers. Er behandelte dieselbe so gütig und beförderte durch weise und gerechte Regierung den Wohlstand des Landes so sehr, dass, als er ihnen später die Wahl liess, ob sie in Luristan bleiben, oder nach dem aus der Asche sich wieder erhebenden Bagdad wandern wollten, nur Wenige dahin auswanderten; ein gerechter, eingezogener und besonders der Ueberlieferungen wohl kundiger Fürst. Die auserwählte Geschichte[315] rühmt an ihm, dass er nie unrechtmässigen Beischlaf [163] gepflogen und dass er viertausend juridische, nach den Grundsätzen des Ritus Schafii entschiedene Rechtsfragen auswendig gewusst. Nach seinem, nun zwei Jahre nach dem Falle Bagdad's erfolgten Tode stritten sich um die Herrschaft Klein-Luristan's seine Söhne Dschemaleddin Bedr (Schönheit der Religion, Vollmond) und Nassireddin Omer mit Tadscheddin Schah, dem Sohne des in der Schlacht wider Suleimanschah gebliebenen Hosameddin Chalil. Dieser Streit ward erst unter Abaka, dem Sohne und Nachfolger Hulagu's, durch das wider die Söhne Bedreddin Mesud's ausgesprochene Todesurtheil blutig entschieden. Der Thron Klein-Luristan's wurde dem Sohne Suleimanschah's, Tadscheddin, zugesprochen, welcher denselben sieben Jahre lang behauptete, welcher dann aber den beiden Brüdern der hingerichteten beiden Söhne Bedreddin Mesud's, dem Felekeddin Hasan und Iseddin Husein, zugesprochen ward.
Der König Klein-Armeniens, Hethum I., welchen die
Araber Hatim, die Kreuzfahrer Haithon nennen, hatte sich
bei der Thronbesteigung Mengku's über Kipdschak in das
Hoflager des grossen Kaan's zu Karakorum und nach einer
Abwesenheit von sechzehn Monaten wieder in seine Staaten
zurückbegeben. Mit goldener Krone gekrönt, mit goldenem,
geweihtem Scepter in der Hand auf hohen goldenen Thron
gesetzt[316], füllte er denselben fünf und vierzig Jahre mit
umsichtiger Klugheit, sein Schiff durch den Fluthenschwall
ungeheuerer Heeresmacht und die Klippen der Scheelsucht
der Könige Georgien's glücklich durchsteuernd. Wenn seinem
Vetter, dem genannten Hethum gleichnamiger Mönch, Geschichtschreiber,
Glauben beizumessen wäre, hätte Mengku
seinem Vetter König sieben vorgetragene Begehren gewährt,
aber das angebliche, als Gewährung des ersten Begehrens
gegebene Versprechen Mengku's, sich taufen zu lassen[317],
[164]
verdächtigt auch die Gewährung der anderen sechs Artikel.
Vor ihm war schon sein Bruder Sempad, der Connetable
Armenien's[318], in's Hoflager gezogen, und ward nun zum
zweitenmal dahin gesandt, um Schutz wider die georgischen
Fürsten aus der Familie Awak anzuflehen, welcher, wie
Arghun dem mongolischen Statthalter, dem Sempad nach
dem Leben gestrebt, die Länder seines Bruders Hethum verwüstet[319].
Bald nach Sempad's Abreise ward auch Arghun
in's Hoflager berufen, um unter der Anklage von Erpressungen
über seine Verwaltung Rechenschaft zu geben. Sempad
fand ihn dort durch den Einfluss seiner Feinde Sewindsch
und Scherefeddin eingekerkert, welche Arghun's Tod suchten,
um seine Stelle zu erhalten. Das Zeugniss Sempad's zu
Gunsten der Verwaltung Arghun's rettete diesem das Leben;
die Ankläger wurden hingerichtet, Arghun und Sempad
kehrten nach Armenien und Georgien zurück[320]. Arghun
brachte neue Einrichtung des Steuerwesens mit sich, das
bisher unverhältnissmässig mehr auf den Armen, als auf den
Reichen gelastet hatte. Von nun an waren die Reichen mit
fünfhundert Dinaren, die Armen nur mit Einem besteuert[321].
Arghun, dankbar gegen seinen Vertheidiger Sempad, unterstützte
ihn wider seine Feinde, die georgischen Prinzen
aus dem Hause Awak, von denen David, der Sohn der
Königin Russadan, sich wider die Mongolen empörte. Hulagu
sandte wider ihn ein aus Mongolen und Moslimen
zusammengesetztes Heer, von dem er geschlagen ward[322]. 657/
1259
Arghun verfügte sich nach Tebris, um über die Zustände
Georgien's zu berichten. Als Arghun nach Tiflis zurückkehrte,
hatte sich David zum zweitenmale empört, weil die
Entrichtung des verspäteten Tributs gefordert worden. Sowohl
Sempad, der Orpeliane und Herrscher von Grossarmenien,
als Hethum, der Herrscher von Kleinarmenien,
[165]
dem cilicischen Reiche, erhielten sich als Vasallen mongolischer
Herrschaft auf ihren Fürstenstühlen, Dank dem
Schutze der ersten Gemahlin Hulagu's, der grossen Frau
Tokus, welche eine eifrige Christin, durch deren Einfluss
nach Bagdad's Eroberung der Patriarch der Nestorianer den
Palast des kleinen Diwitdar zum Sitze des Patriarchats erhalten
hatte. Nur zu Tekrit siegten die Moslimen über die
Christen, wo wegen Verheimlichung von Gütern hingerichteter
Moslimen auf Befehl Hulagu's allgemeines Gemetzel der
Christen stattfand[323]. Die Blutvesper von Tekrit ausgenommen,
hatten sich die Christen mittels des Schutzes der Frau Tokus
nur günstiger Behandlung von Hulagu zu erfreuen, namentlich
Hethum, der Pagratide, Herr von Kleinarmenien, und der
von Grossarmenien, der Orpeliane Sempad. Die Residenz
des ersten war die Stadt Ain; am Zusammenflusse zweier
Ströme, die in den Araxes münden, gelegen, zählte sie im
eilften Jahrhundert hunderttausend Einwohner und tausend
Kirchen[324]; die Residenz des zweiten, Sis, in Cilicien an
einem kleinen Flusse, der sich in den Dschihan ergiesst[324],
der Sitz des armenischen Patriarchen. Der Pagratide Hethum
und der Orpeliane Sempad standen beide bei Hulagu als
treue Vasallen in Gnaden, der erste musste ihm das Holz
zu seinen Bauten am Alatagh liefern, dafür konnte er ungehindert
kostbare Reliquien in Gold und Silber fassen; so
die Hirnschale des heil. Gregor des Erleuchteten aus dem
Kloster bei Kaghseman[325], das zwischen Karss und Pasin
am Durchbruche des Araxes zwischen geklüftetem Gebirge,
und den Schädel S. Gregor's des Wunderthäters, den er
der berühmten Kirche von Norevanch schenkte[326]. Hethum,
schon durch die Lage seines Königreichs ferne dem Hulagu
und näher den Kreuzfahrern, als der nördliche Herrscher
Grossarmenien's, war mit den angesehensten Fürsten der
[166]
Kreuzfahrer durch Vermählung seiner Töchter (mit dem
Fürsten Antiochien's, Sadan, und dem Herrn von Ibelim)
verschwägert. Von seinen Söhnen fiel der jüngere, Toros,
im Kriegsdienste Hulagu's im syrischen Kriege wider den
Sultan der Mamluken, sowie hernach Purthel, der Neffe
Sempad's, im Feldzuge Hulagu's wider Kipdschak in der
Schlacht am Terek blieb. Die christlichen Herrscher Gross-
und Klein-Armeniens waren also treuere Vasallen des Ilchan's,
als die moslimischen Gross- und Klein-Luristan's, und es
darf nicht Wunder nehmen, wenn durch die Namensähnlichkeit
der Pagratide Hethum in den Geschichten der Araber
als ein zweiter Hatim (das arabische Muster von Freigebigkeit
und Grossmuth) und der Orpeliane Sempad (als ein
zweiter Sindbad, der berühmte Reisende der arabischen
Mährchen) durch seine Reisen in's mongolische Hoflager
figurirt.
Syrischer Feldzug; Marsch von Tebris nach Haleb, Miafarakain; Hossnkeif, Mardin; Keitbuka vor Damaskus; Schlachten von Aindschalut und Himss; das Chalifat der Beni Abbas in Aegypten; Anlass des Krieges mit Berke; Feldzug gegen Kipdschak; Thronprätendenten nach dem Tode Mengkukaan's, Arikbuka, Alghui, Kaidu; Vertheilung der Länder und Statthalterschaften; Dynastie der Beni Aamaret und Schebankjare von Fars.
Die hundert Burgen der Assassinen waren gebrochen, der Thron des Chalifats war umgestürzt, die Fürsten von Fars und Mossul, von Gross- und Klein-Armenien, von Gross- und Klein-Luristan, hatten freiwillig oder gezwungen gehuldigt, das ganze Land von den Ufern des Oxus bis zu denen des Tigris war der Herrschaft des Ilchan's unterworfen, aber hierdurch der Auftrag, welchen der Eroberer Hulagu vom Bruder Kaan erhalten, ganz Asien bis an den äussersten Westen zu erobern, nur zur Hälfte erfüllt; noch blieb Mesopotamien und Syrien bis nach Aegypten hin zu erobern übrig. In dem letzten dieser drei Länder war der Hauptstamm der Herrschaft der Ejubiden, welche sich zu Ende des zwölften Jahrhunderts gleichzeitig mit der der Mongolen erhob, vor neun Jahren durch gewaltsame Umwälzung gebrochen worden und die Stelle der Herren aus dem Hause Ejub hatten ihre Sklaven, die Mamluken, auf dem Throne als Herrscher eingenommen; aber von dem [168] hohen und mächtigen Baume dieses grossen Herrschergeschlechtes wurzelten noch sieben Zweige im arabischen Irak und in Syrien, vom Jenseits der Wüste an, welche Mesopotamien von Syrien, bis zu der, welche Syrien von Aegypten trennt, Miafarakain und Hossnkeif, bis nach Damaskus und Karak; inmitten derselben die von Haleb, Hama und Himss. Wären diese sieben Strahlen der Herrschaft in dem Brennpunkte Eines einzigen starken Volkes und Muthes vereint gewesen, hätte die sieben Herrscher nur das Band aufrichtiger, zusammenwirkender politischer Eintracht verbunden, so würde ihre, von einem Einzigen geleitete, aber auch immer aufrichtig vereinte Macht der Hulagu's wahrscheinlich siegreich widerstanden haben, da sogar Einzelne derselben männlichen Widerstand nicht ohne Erfolg versucht und den reissenden Strom der Eroberung wenigstens eine Zeit lang gehemmt; aber es fehlte Einheit und Eintracht, welche im Herrscherhause Ejub nur unter der ruhmwürdigen Regierung Ssalaheddin's zwanzig Jahre lang das von ihm gegründete Reich befestigte. Nach seinem Tode war die Macht vielgetheilt und durch Herrschsucht und Scheelsucht geschwächt, nicht im Stande, den andringenden Fluthenschwall mongolischer Herrschaft zu gewältigen. Ein Blick auf die gleichzeitig im Osten und Westen Asien's emporgestiegene Herrschaft des Hauses Tschengischan's und Ejub's zeigt im hellsten Lichte die Staatsklugheit des Tschengischan'schen Hauses und Grundgesetzes der Einigkeit und Familieneintracht, ohne dessen strenge Beobachtung die Herrschaft der Mongolen nie zu solcher Macht gediehen wäre. Zwar zeigten sich auch schon bald nach Tschengischan's Tode Symptome der Uneinigkeit und des Familienzwistes in den Ansprüchen auf die oberste Herrschaft, aber das Schwert rottete bei Mengku's Thronbesteigung in dem blutigen Sinne der Jasa siebzig Prinzen auf einmal aus, und das Reich erhob sich unter ihm und seinem Nachfolger Kubilai zu einer Ausdehnung von Macht und Grösse, dergleichen die Geschichte vor- und nachdem nie gesehen. Erst als die Bande der Alles im Mittelpunkte versammelnden Einheit und der Familieneinigkeit [169] sich lockerten, begannen auch die Thronen der mongolischen Herrscher zu wanken, und erlagen fremder Uebermacht, wie jetzt der mongolischen die Grösse des Herrscherhauses Ejub. Wir nehmen den kurz gedrillten Faden der Geschichte von sieben oben erwähnten, Hulagu gleichzeitigen Dynastien der Söhne Ejub's da wieder auf, wo wir denselben im ersten Buche dieser Geschichte verlassen haben.
Von den sieben, Hulagu gleichzeitigen Dynastien des
Hauses Ejub, welche mit seiner Macht in Berührung, von
demselben, weil sie widerstanden, vernichtet, oder weil sie
gehuldigt, noch einige Zeit geduldet worden, war die von
Haleb, wo die unmittelbaren Nachkommen Ssalaheddin's
herrschten, die mächtigste, deren Uebermacht soeben die
von Damaskus verschlungen hatte. In Mesopotamien, zu
Miafarakain und Hossnkeif, und an der Gränze Syriens, zu
Kerek, herrschten Abkömmlinge Melikol-aadil's (d. i. des
gerechten Königs), des Bruders Ssalaheddin's, zu Hama
die Nachkommen Schehinschah's, des Bruders Ssalaheddin's
und Melikol-aadil's, und zu Himss die Schirkuh's, des Oheims
der drei Brüder. Melik Nassir Jusuf, der Urenkel Ssalaheddin's,
war nach seines Vaters, Melikol-asis, Tode schon
in seinem siebenten Jahre zur Regierung gelangt, welche
während seiner Unmündigkeit für ihn seine Grossmutter,
die Tochter Melikol-aadil's, die Frau Ssaffije, führte. Seinem
Vetter, dem Herrn von Himss, Manssur Ibrahim, dem Urenkel
Schirkuh's, des Oheims Ssalaheddin's, stand er mit
einem Heere wider die Chuaresmier bei, welche nach dem
Sturze des chuaresmischen Reichs in einzelnen Banden, wie
die Condottieri des Mittelalters, Mesopotamien und Syrien
durchrannten und ausraubten. Er bemächtigte sich ihrer
beiden Hauptplätze, Harran's und Rakka's. 646/
1248 Für den Sohn
und Nachfolger Manssur Ibrahim's, Melikol-eschref Musa,
nicht so freundschaftlich gesinnt, wie für dessen Vater,
hatte er demselben seine Hauptstadt Himss entrissen und
ihm dafür das aus der Geschichte der Kreuzzüge bekannte
Schloss von Tell baschir gegeben. Im folgenden Jahre hatte
[170]
er wider Bedreddin Lulu, den Atabegen von Mossul, ein
Heer gesandt, welches das Feld zu Nissibin behauptete und
im Besitze des ganzen Lagers des flüchtigen Feindes blieb. 647/
1249
Als im nächsten Jahre die Herrschaft des Stammes der Beni
Ejub in Aegypten erlosch, luden die Emire von Damaskus
den Herrn von Haleb zur Besitznahme ihrer Stadt ein. 648/
1250 Er
zog dahin, und, in der Absicht, auch Aegypten zu erobern,
dem Heere der Mamluken entgegen; er schlug dieselben
zwar zuerst bei Abbasa, ward aber dann geschlagen und
floh nach Damaskus zurück. Er zog zum zweitenmale aus,
und schloss Frieden auf die Bedingniss, dass der Jordan
die Gränze beider Reiche. Wider Nassir, den mächtigsten
Herrscher der Beni Ejub in Syrien, wandte sich also jetzt
Hulagu's erobernde Macht; aber auf dem Wege dahin standen
ihm noch die nächsten Verwandten Nassir's, die Herren von
Miafarakain und Hossnkeif, entgegen, welche, auf die Festigkeit
ihrer Burgen stolz, dem Eroberer trotzten. Zu Miafarakain
herrschte Melikol-kjamil, der Sohn Melikol-Mosaffer's,
des dritten der drei Söhne Melikol-aadil's, welche
nach ihrem Vater Herren dieser festen Stadt; der von
Hossnkeif war Melikol Mowwahid, der Ururenkel Melikol-aadil's,
aus dessen Sohne Kjamil. Als Kjamil nach seines
Vaters Tod den Thron Aegyptens bestieg, gab er seinem
Sohne Melik Ssalih Nedschmeddin die Stadt Amid und das
Schloss Hossnkeif als Leibgedinge, und als Ssalih's Enkel
Moaasem Turanschah sich nach Aegypten begeben, um dort
die Herrschaft, welche in ihm enden sollte, zu übernehmen,
blieb Hossnkeif seinem Sohne Mowwahid als Leibgedinge.
Die beiden Herren von Hossnkeif und Miafarakain waren
würdige Träger des Namens Ejub, indem sie, stolz auf
ihren angestammten Herrscheradel und die Festigkeit ihrer
Burgen, dem mongolischen Eroberer zu huldigen verschmähten,
während ihr mächtiger Vetter Nassir von Haleb
huldigend einen Gesandten an Mengkukaan gesandt und von
demselben Jerligh und Paise, d. i. Diplom und das Ehrenzeichen
des Löwenkopfes, erhalten hatte. Selbst an Hulagu,
als er das persische Gebiet betreten, hatte er heimlich
[171]
unterwürfige Botschaft gesandt, entfloh aber nun bei der
Annäherung Hulagu's nach Aegypten.
Nach der Eroberung Bagdad's war Hulagu erst gegen Hamadan und von da über Meragha nach Tebris gezogen, das von nun an die Hauptstadt von Aserbeidschan (dem alten Atropatene), von nun an auch die des neuen mongolischen Reichs in Persien und die Residenz des Ilchan's; seitdem heisst dieselbe mit dem ganzen Lande umher Paitachti Hulagu, d. i. der Fuss des Thrones Hulagu's. Tebris, d. i. das warm Rieselnde, hat seinen Namen, der gleichbedeutend mit Tepliz, von seinen warmen Quellen; es liegt auf der Westseite des Berges Sehend mitten unter üppigen Gärten, vom Flusse Surchab, d. i. Rothwasser, bespült. Es ist möglich, dass Tebris nur eine Verstümmelung des alten, beim Ptolemäus vorkommenden Gabris; aber alle Quellen arabischer Geschichte nennen als Erbauerin der Stadt die Gemahlin Harun Reschid's, seine Base, die grosse Frau Sobeide. 175 (791) Schon neun und dreissig Jahre nach ihrer Erbauung vom Erdbeben zerstört, wurde Tebris vom Chalifen Motewekkil wieder erneuert 245 (857) und zweihundert Jahre später vom Erdbeben gänzlich in Schutt gelegt. 434 (1042) Der Astronom Abu Tahir von Schiras hatte das Erdbeben für die Nacht, wo es stattfand, vorausgesagt und die Einwohner der Stadt, dieselbe zu verlassen, ermahnt; Viele beherzigten seine Warnung, aber vierzigtausend, welche in den Häusern zurückblieben, wurden unter denselben begraben. Der neue Bau ward unter der Leitung des genannten berühmten Astronomen im Zeichen des Scorpions begonnen, um dadurch für immer die Gefahr gänzlicher Zerstörung durch Erdbeben abzuwenden; „und wirklich“, sagt Hamdallah Mestufi, der persische Geschichtschreiber Geographe, „haben in den seitdem verflossenen dreihundert Jahren mehrmal Erdbeben stattgefunden, ohne der Stadt wesentlich zu schaden, so dass die Stadt ihren Ruin nicht mehr von Erdbeben, sondern nur von Ueberschwemmung fürchtet“. Zahlreiche, seitdem gegrabene Kanäle und unterirdische Wasserleitungen gewähren dem Wasser Abfluss, so dass auch diese Furcht [172] verschwunden; der vom Berge Sehend niederströmende kleine Fluss Mehranrud vertheilt sich in mehr als hundert solcher Kanäle, um die Gärten der Stadt zu bewässern; die Waldungen rund um die Stadt sind so dicht, dass, als zu Beginn des vorigen Jahrhunderts das osmanische Heer hier den Befehl erhielt, dieselben auszuhauen, dreitägige Arbeit der Axt keinen merklichen Unterschied hervorbrachte, so dass sie so dicht, wie ehe, schienen. Die schöne und fruchtbare Ebene von Tebris, welche sich auf der Westseite der Stadt gegen den See von Urmia hinzieht, wetteifert durch üppigen Baumwuchs mit den Zauberthälern von Soghd, Damaskus, Schaabbewwan und mit der Ebene von Mamschanrud bei Hamadan um edenischen Ruhm. Die Aepfel, Birnen, Aprikosen und vorzüglich die Weinbeeren ohne Kern sind vortrefflich; die Einwohner blühender Gesichtsfarbe, gewerbfleissig und auch nicht ohne Muth, aber durch Treulosigkeit verschrien. Derohalben ist von ihnen der persische Viervers gang und gäbe:
Hierauf entgegnete ein Dichter von Tebris:
Vorzüglich hat sich in der Landschaft Aserbeidschan von jeher wissenschaftliches Streben kund gegeben, und schon Abu Tahir sagte: Aserbeidschan ist im Osten, was Andalus im Westen, durch philologischen und medicinischen Ruhm. Von den grossen Männern und Dichtern, deren Ruhm die Stadt verherrlicht, sowie von den grossen Gebäuden derselben, wird unter der Regierung Ghasan's, dessen Grabdom noch heute die schönste Ruine der Stadt, zu sprechen der Ort sein[327].
Von Tebris, seinem neuen Thronsitze, brach Hulagu
Freitags den zwölften September gegen Syrien auf. 22. Ramasan 657/
12. September 1259 Vor
seinem Aufbruche sandte er Botschaft an seinen Vasallen
Bedreddin Lulu, den Herrn von Mossul, ihn seines hohen
Alters willen der persönlichen Erscheinung im Felde enthebend,
aber dafür die Gegenwart seines Sohnes Ssalih
fordernd. Dieser erschien und Hulagu belohnte ihn dafür
mit der Hand einer Tochter des letzten grossen Sultans von
Chuareſm, Dſchelaleddin. Seinen Feldherren Baidſchu und
Schiktur übertrug er den Befehl des rechten, anderen Emiren
den des linken Flügels, er selbst führte das Mitteltreffen an.
Wir folgen nun seinem Zuge nach den Stationen, deren die
persischen Geschichten erwähnen, wie wir demselben von
Karakorum an bis an den Oxus nach den chinesischen Berichten
gefolgt sind. Auf der Westseite des Ararat, zwischen
demselben und Erſerum, südlich von Hasan Kalaa, erhebt
sich das Gebirge Alatagh, d. i. der bunte Berg, in welchem
herrliche Alpenweiden, Jagden und die Hauptquelle des
Euphrat's, nämlich die des Muradſsuji, welcher hier aus
mehreren Bächen zusammenströmt[328]. Hulagu fand so grosses
Wohlgefallen an den Weiden von Alatagh, dass er denselben
einen mongolischen Ehrennamen beigelegt[329]. Von hier
wandte er sich südwärts nach Achlath, der auf dem nördlichen
Ufer des Sees von Wan, gegenüber des Schneegebirgs
Siban, gelegenen Stadt, die eine uralte, schon zu Nuſchirwan's
Zeit der Sitz seines Oheims Dschamasb, von den Byzantinern
Chliat genannt[330], berühmt durch die Grösse seiner
Aepfel, deren einer bis hundert Drachmen wiegt. Ihren
Flor verheerte zuerst der Einfall Chuareſmschah's und
zwanzig Jahre hernach ein Erdbeben. 626/
1228 Seid Husein von
Achlath, in allen esoterischen Wissenschaften tief gelehrt,
hatte noch vor dem Einfalle der Mongolen in Persien das
Unheil Tſchengiſchan's vorausgesagt und war mit zwölftausend
Familien nach Kairo ausgewandert, wo noch seine Grabstätte
[174]
und noch das Stadtviertel der Achlather das Andenken an
diese Ansiedelung bewährt[331]. Die Kurden des Stammes
Hakkjari, welche um Achlath wohnen, wurden vom Heere
wie scheues Vieh verfolgt und getödtet[332]. Als das Lager
zu Diarbekr, beschloss Hulagu vor Allem die gänzliche Eroberung
Mesopotamiens, um auf dem Marsche gegen Syrien
den Rücken frei zu behalten. Der Herr von Miafarakain[333],
Melik Kjamil, hatte nicht nur der Einladung zur Unterwürfigkeit
keine Folge geleistet, sondern auch einen syrischen
Priester, welcher während der Belagerung Bagdad's
mit einem Jerligh des grossen Kaan's an ihn abgesendet
worden, gekreuziget[334]. Der Prinz Jaschmut[335] und Suntai
Nujan wurden die Stadt zu belagern befehligt; den Sohn
Bedreddin Lulu's sandte Hulagu gegen Amid, das heute
unter dem Namen Diarbekr bekannter; er selbst wandte sich
nach Roha, das alte Edeſſa, das sich freundlich ergab;
Harran und Niſsibin wurden mit Gewalt genommen und
verheert; die Einwohner von Serudsch, die keinen Boten der
Unterwürfigkeit gesandt, niedergemacht. Zu Roha schlug
er sein Winterquartier auf und beschied dahin seine Vasallen,
Hethum, den König Kleinarmeniens, und die Seldschuken
Rum's; auch an Nassir, den Sultan von Haleb,
sandte er von hier wiederholte Botschaft, ihn persönlich
in's Lager zu laden; Nassir schickte seiner statt seinen Sohn
Melikelasis mit reichen Geschenken. Hulagu behielt ihn
den ganzen Winter hindurch bei sich und sandte ihn erst
im nächsten Frühjahre nach Ostern an den Vater mit der
lakonischen Botschaft zurück: „Nicht dich haben wir begehrt,
sondern deinen Vater; er komme also, sonst kommen
wir zu ihm“. König Hethum erschien an der Spitze einer
grossen Anzahl gewaffneten Gefolges; ein nicht zu verachtender
Bundesgenosse, denn er war zwölftausend Reiter
und vierzigtausend Fussgänger in's Feld zu stellen im
[175]
Stande[336]. Hethum setzte dem Eroberer die Annehmlichkeit
Haleb's auseinander und bewog ihn zu dem Entschlusse
(oder bestärkte ihn darin), vor allen anderen Städten nach
Haleb seine Waffen zu wenden. Den armenischen König
scheint zu diesem Rathe hauptsächlich das Interesse der
Kreuzfahrer und zunächst das seines Schwiegersohnes, des
Herrschers von Antiochien, des nächsten Nachbars Haleb's,
bewogen zu haben. Unter die Seldschuken Iseddin und
Rokneddin wurden die Länder Rum's so vertheilt, dass
dieser Herr der Länder zwischen Cäsarea und Grossarmenien,
jener Herr Kleinasiens bis an's mittelländische Meer. 20. Juli 1259 Von
hier aus wurde ein Botschafter mit dem berühmten, von
Nassireddin mit allem Schmucke morgenländischer Rhetorik
geschwellten Schreiben an Nassir gesandt, welches Wassaf
sammt der Antwort gibt, wie folgt:
„Gott, der Ernährer der Himmel und Erden“, so kündet der siegreiche König: „Wir haben gelagert vor Bagdad im sechshundert fünf und fünfzigsten Jahre, wir haben den Beherrscher gefangen gemacht und ihn ausgefragt, und da er bestand mit nichten, war es nöthig, ihn zu vernichten. Er geizte mit seinem Gold, und so kam die Sache dahin, wie sie es gesollt; er opferte kostbare Seelen den irdischen Lüsten auf, und das war klar aus dem ganzen Verlauf. Sie hatten den Lohn ihrer Thaten und der Sagende sagt: Sobald ein Ding vollkommen, hat es auch schon abgenommen, aber uns kann noch der Wachsthum frommen. Hernach sollen wissen die Fürsten, die siegreichen, Seifeddin (das Schwert des Glaubens), Ihn Jaghmur und Alaeddin El-Koscheimri und die übrigen Emire Syriens und Truppen: Ich bin ein Kämpe Gottes, den er erschaffen in seinem Grimme, um ihn loszulassen wider die, denen er zürnet. Nehmet euch ein Beispiel an dem, was geschehen, um euch an den Erschlagenen zu ersehen. Werdet durch fremden Schaden klug und ergebt euch Uns, ehe der Vorhang aufgezogen wird, und ehe wider euch ergehet der Zug. Wir [176] erbarmen uns nicht des Weinens und haben kein Mitleiden mit der Klage; Gott hat aus Unserem Herzen gerissen die Barmherzigkeit. Wehe! und abermals Wehe! denen, die nicht streiten auf Unseren Seiten. Wir haben die Länder verheert mit Macht und die Kinder zu Waisen gemacht. Wir haben über die Erde Verderben gebracht; an euch ist die Flucht vor Uns, der euch sucht; wo ist die Erde, die euch nährte? und das Land, das euch Zufluchtsort gewährte? Ihr werdet Unseren Schwertern nicht enteilen, und habet keine Rettung vor Unseren Pfeilen; Unsere Pferde sind vorauseilende, Unsere Schwerter leiberzertheilende und Unsere Pfeile sicherbetheilende; Unsere harten Herzen halten wie Berge Bestand, und die Zahl Unserer Heere ist unzählbar wie der Sand. Wer sich Uns ergibt, der findet Heil, und wer wider Uns kämpft, dem wird Reue zu Theil. Unser Reich wird von keinem Andern begehrt und das Land Unserer Nachbarn wird nicht verheert. Wenn ihr Unsere Bedingungen annehmet und zu Unserm Gehorsame euch bequemet, so ist Unsere Sache die eurige, und die eurige die Unsere; wenn ihr aber widerstrebt, und euch wider Uns erhebt, wenn ihr verharrt als Rebellen, so schmähet hernach nur eure Seelen, denn es wird euch am Ende: was erwerben eure Hände. Wer voraus droht, ist entschuldigt durch die Noth, und wer da warnt, Niemanden unbillig umgarnt. Die Schlösser vor Uns werden umgekehrt, und Unsere Heere werden vom Kampfe nicht abgewehrt. Euere Bitten werden von Uns weder erhört noch angehört, denn ihr habt die Ungerechtigkeit gefressen und den Glauben vergessen; ihr habt die Neuerung eingesetzt und das Gemeinwohl verletzt; ihr überliesset euch den Lastern und der Passion und es waltet in euch der Neid und die Rebellion. Nehmet daher in Betrachtung die Kunde der Erniedrigung und Verachtung. Heut empfangt ihr den Lohn euerer Verachtung, weil ihr hochmüthig gewesen auf Erden ohne Wahrheit[337], für euere Laster. Er wird die kennen, [177] die Unrecht gethan, und die Umwälzenden werden umgewälzt werden.[338] Bei euch ist es ausgemacht, dass wir die Ungläubigen, und bei Uns ist es ausgemacht, dass ihr die Lasterhaften. Uns hat auf euch losgelassen Er, in dessen Hand die Geschäfte, die geleiteten, und die Gebote, die von ewig her bereiteten. Von Uns wird verachtet, wer euch dünket ein König, und was euch Viel ist, das däucht Uns Wenig. Wehe und Furcht dem, der sich vor Uns gross macht, und Sicherheit und Verzeihung dem, der erzittert Unserer Macht. Wir haben die Erde in Besitz genommen im Osten und Westen und die Güter der Reichsten und Besten; wir haben sie zerstaubt und alle Schiffe geraubt. Unterscheidet mit eurer Vernunft das Wahre und Klare, und ihr sollt eilen, uns Antwort zu ertheilen, eh' dass die, so ihr unglaubig nennet, euch verbrennet, ehe ihr sehet die Funken, ehe ihr unter der Last des Kriegs seid versunken, ehe grosses Unglück bei der Hand, und Niemand lösche den Brand; weisst du, was das sei, flammender Brand? ehe dass Ehre und Würde von euch schwindet, und ihr weder Zufluchtsort noch Schutz findet, und ehe dass der Ausrufer des Verderbens auch mit den Worten des Korans ruft: Ist einer von ihnen zu finden, ist von ihnen zu hören der geringste Laut.[339] Wir sind billig gewesen, indem Wir euch senden dieses Schreiben zum Lesen. Antwortet darauf, ehe die Strafe nimmt ihren Lauf, und ihr unverständig seid. Stellt auf Sternwarten euere Beobachtungen an, eh' der Treiber wie Holz zerbricht eueren Plan; und wenn ihr leset dieses Schreiben genau, leset zugleich den Anfang der Sura: Nachl[340], und das Ende der Sura: Ssad[341]. Wir haben Perlen des Worts ausgestreut, und die Antwort wird zeigen, wie ihr seid. Heil werde zu Theil dem, der verdient Heil.“
Antwort.
„Bei Gott ist die Vorsehung. Sag: Gott ist der Besitzer des Reichs, es wird gegeben das Reich, wem er will; es hat uns seine Vorsehung geleitet, Lob sei Gott, dem Herrn der Welten, und Gebet und Lob über den Herrn der Gottgesandten, den Schlussring der Propheten, Mohammed den Propheten, den Ungebildeten[342], und seine ganze Familie. Antwort auf das Schreiben, welches kündend gekommen von der Majestät des Ilchan's und der Schwelle des Sultan's (Gott wolle dieselbe mit Rechtlichkeit bedräuen und derselben die Annahme des Rechten und Wahren verleihen!). Hochdieselben sind, wie sie sagen, erschaffen aus Gottes Grimme, überwältigend Alle, über welche ergeht seines Zornes Stimme, ohne sich der Klagenden zu erbarmen, oder für die Weinenden ein Mitleid zu erwarmen, weil Hochdenselben Gott aus dem Herzen gerissen das Erbarmen. Dieses sind schändliche Eigenschaften der Satane und nicht der Sultane. Diese Zeugenschaft genügt als Prediger wider euch und von eurem selbst beschriebenen Reich abhaltend die Vernünftigen von euch. So sagt der Koran: „O ihr Ungläubigen, ich bete nicht an, was ihr betet an!“ Ihr habt euch selbst geflucht durch den Brief, den ihr geschrieben, und habet euch selbst mit allen Schändlichkeiten beschrieben, und alle Propheten haben Euer erwähnt. Wir haben von euch Kunde seit der Zeit, wo ihr erschaffen worden seid; und ihr, die ihr Ungläubige seid, wie ihr dessen selbst im Wahne seid, hat Gott in seinem Buch nicht den Drängern gegeben den Fluch? Ihr sagt: wir (die Moslimen) hätten Neuerungen gemacht und das Gemeinwesen heruntergebracht, den Glauben gebrochen und alle Laster verbrochen; das ist kein Wunder. Hat nicht Pharao sich die Rolle des Ermahnenden angeeignet und zugleich das Gesetz geläugnet? – Wir halten fest auf der Grundfeste, Uns nicht bekümmernd um die Zweige und Aeste; Wir sind die Rechtgläubigen fürwahr! Wir nehmen [179] das Schädliche nicht an und legen den Zweifel in Bann. Zu Uns stieg nieder der Koran, und der ewige Gott sieht Uns erbarmend an; Wir haben die Sendung des göttlichen Worts vergewisst und wissen, wie dasselbe auszulegen ist. Es ward für euch das höllische Feuer erschaffen, um eure Hartherzigkeit zu strafen.
Wunderbar, wunderbar! mit Schlägen zu dräuen den Leuen, reissenden Thieren mit Streichen von Rappieren und Recken mit Stöcken. Unsere Pferde sind blitzende, Unsere Bogen ägyptische, Unsere Schwerter jemenische, Unsere Schultern festsitzende; Wir sind bekannt zum Bessten in Osten und Westen; Unsere Pferde sind Löwen, wenn Wir sie besteigen, und Unsere Reiter erreichen den Feind, sobald sie sich zeigen; Unsere Schwerter schneiden, wann sie treffen, und Unsere Lanzen zermalmen, wann sie sich senken im Treffen; Unser Kürass ist Unsere Haut, Unser Panzer ist Unsere Brust; Unsere Herzen werden durch keinen Unfall erbittert und Unsere Versammlung keiner Drohung erzittert durch die Kraft des Allgeehrten und Alllobenswerthen! Durch Drohungen werden wir nicht erschreckt, durch Anrücken des Heeres nicht geschwächt; wenn wir als Empörer auftreten, so ist es des Gehorsames Pflicht, und wenn wir tödten, so ist diess ein Kapital von Gewicht. Zwischen Unserer Erdenrunde und dem Tode ist nur Eine Stunde[344]. Ihr sagt: „Unsere Herzen halten wie die Berge Stand, und Unsere Zahl ist unzählbar, wie Sand“. Den Fleischer die Menge der Schafe nicht erschreckt, und vieles Holz wird durch einen kleinen Funken in Brand gesteckt. Werden [180] Wir denn vor dem Tode fliehen und die Schmach vorziehen? Ist es nicht gefehlt, was ihr befehlt? Wir fliehen vor der Schmach und laufen lieber dem Tode nach; der Tod in dieser Welt ist, was Uns am meisten gefällt; wenn wir leben, sind wir selig, und wenn wir sterben, als Martyrer glückselig: Wird nicht Gottes Verein der überwältigende sein?[345] Nach dem Fürsten der Rechtgläubigen, nach dem Nachfolger des Propheten Gottes, des Herrn der Welten, fordert ihr von Uns Gehorsam. Wir horchen euch nicht und gehorchen euch nicht. Die Sehnsucht, ihm (dem Propheten) nachzufolgen, genügt, um von Uns abzuwehren die Begierden, die schädlichen, und die Phantasien, die leeren. – Ihr begehrt von Uns, dass Wir Uns euch ergeben, ehe sich die Decke wird heben, und ehe Wir Uns in die Gefahr begeben. Das sind Worte, ungereimt, aus deren Reihung Zweifel keimt. Wenn die Decke aufgezogen würde und niedersänke des Looses Bürde, so würde sich's zeigen, was grössere Sünde sei, ob der Unglaube nach dem Glauben, ob der Bruch nach der Bewährung, ob die Lüge nach der Erklärung, oder Gehorsam geschworen den Idolen und die Vermessenheit, sich einen zweiten Gott zu holen: Ihr habt eine unaussprechliche Sache vorgezogen; wenig fehlte, dass die Himmel klafften und die Erden sich spalteten und einstürzte der Berge Bogen.[346] Sagt eurem Schreiber, der diese und diese Worte angefasst und dieses Schreiben verfasst: Wie kurzsichtig ist deine Kürze, wie öde die Uebertreibung deiner Rede; dein Schreiben wirkt auf Uns, wie des Thürangels Hummen und der Fliegen Summen; du hast des Islams Gnade zu leicht genommen, und es wird Gottes Pein über dich kommen; du erachtetest zu erweitern durch das Schreiben die Pein und betrachtetest den Briefwechsel und die lügnerischen Drohungen als Spielerei'n. Dein Zweck war, in Vorschein zu bringen deine Beredtsamkeit und zu zeigen deine Wohlredenheit. Du bist der, von dem der [181] Sprechende spricht: Du hast Etwas im Gedächtnisse behalten, aber es fliehen dich der Dinge Gestalten. Du hast geschrieben den Text: Er wird die kennen, die Unrecht gethan, und die Umwälzenden werden umgewälzt werden.[347] Auf dieses Wort kommt die Antwort sofort: Gottes Geschäft ist gekommen, beschleunigt es nicht, der König Nassir und Jaghmur und Alaeddin Koscheimri und die übrigen Emire Syriens achten nicht das Feuerschlagen zwischen Kiesel und Stahl, sie erwarten das Wiehern der Rosse und das Zusammentreffen im Stosse; sie geloben, sich im heiligen Kampf zu erproben, euch den Höllen und dem Abgrund zuzugesellen, euch die Haare, welche über die Ohren niederstürzen, mit dem Stahle des Schwertes zu kürzen; sie sagen euch Alle: Seid ihr zum Kampf bereit, so sei das eure Beredtsamkeit; was braucht es, Verse zu citiren und Histörchen zu componiren und Lügen einzustudiren. Wir sind nun im letzten Ssafer und Unsere Verheissung kommt (als eine wahre) vom Morgen her. Gott beflügelt für den, wen er will, den Sieg. Wir haben diess nicht bloss prosaisch geschrieben und sind dabei im Orte der Schmach sitzen geblieben; Wir sagten, was zur Hand, und entschuldigen den, der zu schwach zum Widerstand. Heil!“
Nachdem Hulagu den Sommer in Mesopotamien verweilt, trat er erst im Herbste des Jahres zwölfhundert neun und fünfzig seinen Marsch nach Syrien an. Auf vier Punkten wurden Brücken über den Euphrat geschlagen; diese vier Orte sind noch heute die betretensten gewöhnlichen Uebergangspunkte, nämlich zu Malatia, Kalaatol Rum, Bire und Kirkesia, alle vier als Uebergänge des Euphrats schon aus der römischen und byzantinischen Kriegsgeschichte bekannt. Malatia, das alte Melitene, Kalaatol Rum, d. i. das Römerschloss, an der Stelle des alten Zeugma, d. i. der Brückenverband, Bire, das alte Birtha, und Kirkesia, ganz unverändert das alte Kirkesion. Das erste Blutbad hatte zu Menbedsch, dem alten Hierapolis, statt, dessen heutiger [182] Name aus dem alten Bambyce verstümmelt; die beiden alten Namen enthalten schon statistische und historische Kunde der Stadt, die berühmt durch ihre Baumwollpflanzungen und ihre Tempel, besonders den der Astarte, der grossen syrischen Göttin, vor welchem sich vereinzelte Thürme erhoben, Thürme, die heute Minarete, d. i. Leuchtthürme, genannt, ursprünglich Phallische Sinnbilder der Zeugung. Von hier aus wurden die Castelle am Euphrat, deren Einwohner alle unter dem Schwerte fielen, mit Besatzungen versehen, nämlich: die Schlösser Nedschm, Rakka und Dschaaber. Nedschm heisst das Sternschloss; Rakka hat in der römischen und griechischen Kriegsgeschichte als Kalinike oder Nicephorium schönen Sieg verkündenden Namen, Dschaaber aber in der osmanischen die grösste Wichtigkeit, weil hier dreissig Jahre vor dem Uebergange Hulagu's über den Euphrat Suleiman, der Grossvater Osman's, des Gründers des osmanischen Reichs, als er von Chorasan, vor dem Heere Tschengischan's auswandernd, flüchtete, hier bei'm Uebergange über den Euphrat vom steilen Ufer in den Fluss stürzte und ertrank, wo seine Grabstätte noch heute unter dem Namen des Türkengrabs geehrt wird[348]. Noch im October[349] streiften ungeheuere Schaaren bis in die Nachbarschaft von Haleb, wo ihnen Moaasem, der Sohn Nassir's, der Urenkel[350] des grossen Ssalaheddin, entgegen kam, aber von ihnen geschlagen in die Stadt floh. Abtheilungen des Heeres rückten vor Maarretnaaman, Hama und Himss, welche sich ergaben; die Sultane der beiden letzten Städte waren nach Aegypten entflohen, so auch Melik Nassir, der Sultan von Haleb, welcher sich in das innerste Syrien, nach Schaubek und Kerek, gerettet. Damaskus ergab sich gutwillig, aber Haleb wurde von Hulagu belagert. Er selbst [183] lagerte vor dem westlichen Thore, das nach Antiochien führt, Oroktu Nujan vor dem Thore der Juden, Keitbuka Nujan vor dem Thore der Griechen und Sundsche Nujan vor dem südlichen Thore von Damaskus. Vor dem Judenthore, das auch Thor der Freude heisst, ist ein grosser[351] alter Stein, bei welchem Juden und Christen schwören; ausser demselben wallfahrtet der Moslim zu Haleb noch zu zwei Stätten Chiser's, des Hüters des Lebensquells, dessen Legende in Syrien mit der des heil. Georg zusammengewachsen, und zu zwei Stätten Abraham's, dessen Heerden hier gemelket worden sein sollen[352], eine Legende entstanden aus der Verstümmelung des alten Namens Chalybon in Haleb, was auf arabisch Milch heisst. Haleb ist durch seine Früchte, sowie durch seinen Handel von jeher berühmt gewesen, durch seine Gurken, Wassermelonen, Feigen, Aprikosen, vorzüglich aber durch seine Pistazien, welche der Araber die Tochter des Gedächtnisses[353] nennt, weil sie gegessen das Gedächtniss stärken sollen; als Niederlage indischer Waaren wird Haleb auch das kleine Indien genannt.
Der Befehlshaber des Schlosses war Moaasem Turanschah,
der Sohn Nassir's, an welchen die Aufforderung der
Mongolen erging: Wir wollen euch Nichts Uebles, lautete
die Botschaft, wir suchen nur den König Nassir auf, um
uns zu schlagen; nehmt also zwei mongolische Vögte an,
deren einer in der Stadt, der andere im Schlosse residire,
so lange noch das Kriegsglück unentschieden; wenn wir das
moslimische Heer geschlagen, seid ihr uns ohnedies als
Sklaven verfallen; schmiegt euch daher lieber früher als
später in's Joch; sollten wir besiegt werden, so steht es
euch immer frei, unsere Vögte hinaus zu werfen, oder wenn
ihr lieber wollt, sie zu tödten. Moaasem's Antwort war
eines Ejubiden würdig: er habe für die Mongolen Nichts,
als sein blankes Schwert. Auf diese Antwort umzingelten
die Mongolen die Stadt, besetzten die Brücken, bei deren
[184]
Vertheidigung Esededdin, der Sohn Soheir's, des Sohnes
Nassireddin's, fiel. Das Schwert wüthete durch fünf Tage,
von Sonntag bis Freitag, bis Hulagu's Befehl dem Morden
Einhalt that; nur sechs Gebäude waren durch besondere
Sicherheitsbriefe von der allgemeinen Plünderung ausgenommen[354],
nämlich vier Häuser von Prälaten, das Kloster
der Ssofi und die Synagoge der Juden, aber weder die
griechische noch die syrische Kirche. Während Abulfaradsch,
der Syrer, welcher die Geschichte dieses Feldzugs als Augenzeuge
beschrieben, als Abgesandter der Christen an Hulagu
im Sternschloss aufgehalten ward, drangen die Tataren in
die Stadt ein und metzelten die Christen nieder, die sich
in die griechische Kirche geflüchtet, bis auf wenige, welche
der armenische Priester Toros rettete[355]. Das Blutbad war
gross und grösser, als zu Bagdad[356]; die Zahl der in den
verschonten Gebäuden Geretteten belief sich auf fünfzigtausend[357];
das Schloss ward mit Wurfmaschinen beschossen.
Die Emire Kurchan, Adschu Sukurdschi und Ssadik Gurdschi
wurden verwundet. Hulagu beschenkte sie und sagte: Wie
die rothe Farbe die Schminke der Weiber, so ist die Schminke
der Männer das Blut[358]. In dem Schlosse wurden Mehrere,
als des Einverständnisses mit den Mongolen verdächtig, getödtet;
über zwei Monate[359] hatte die Belagerung gedauert,
als der Besatzung freier Abzug gestattet ward. 11. Rebiulachir 659/
6. April 1261 Die Emire
der ägyptischen Mamluken, welche sich unter der Besatzung
befanden, wurden der Sorge eines Kipdschaken empfohlen,
welcher vormals bei Nassir, dem Herrn Haleb's, Schutz
gesucht, von demselben gütig aufgenommen, jedoch, weil
es ihm in Syrien nicht gefiel, wieder zu den Mongolen übergegangen
war. Ausrufer verkündeten, dass es den Moslimen
erlaubt sei, in ihre Wohnungen zurückzukehren, und dass
ihnen Niemand Etwas in den Weg legen solle. Hulagu
[185]
ernannte zum Vogte Fachreddin, den Mundschenken, und
Tokal Bachschi, liess den ersten in der Folge, als sich die
Einwohner über seine Erpressungen beklagten, hinrichten,
und gab die Stelle dem Seineddin Hafis[360]. Nun kam Melikol-Eschref
Musa, der Herr von Himss, welchem Nassir, wie
vordem gesagt worden, die väterliche Stadt weggenommen
und ihm dafür Telbaschir gegeben hatte, und der mit Nassir
und dessen Bruder bei Annäherung der Mongolen aus Haleb
nach Aegypten geflohen, um sich dem Eroberer huldigend
zu Füssen zu werfen. Hulagu empfing ihn gnädig und setzte
ihn in das ihm entrissene Fürstenthum von Himss wieder
ein; auch erschien Mohijeddin, der Sohn Seki's, der Richter
von Damaskus, um ihm die Huldigung der Stadt darzubringen;
Hulagu empfing ihn ehrenvoll und sandte ihn nach
Damaskus mit goldenen Ehrenkleidern für die Gesetzgelehrten
zurück. Er theilte dieselben dort in öffentlicher
Versammlung aus und las das Jerligh vor, welches ihm die
Stelle als Richter von Damaskus verlieh[361]. Nachdem Haleb's
Einrichtung getroffen war, wandte sich Hulagu gegen Harun,
welches unter dem Namen Harim aus der Geschichte der
Kreuzzüge bisher besser als seine Lage bekannt, durch
mehrere Schlachten berühmt; von den Christen eingenommen,
von Nureddin belagert und erstürmt, fiel es wieder in der
Kreuzfahrer Hände, denen es Ssalaheddin entriss[362]. Es
liegt zwischen Haleb und Antiochien, zwei Tagreisen von
jenem und eine von diesem entfernt, und ist besonders
seiner herrlichen Granatäpfel willen berühmt, welche die
saftigsten Syriens[363]. Die Besatzung erklärte, sie wolle sich
an Niemanden als an Fachreddin, den Naib (Stellvertreter
des Richters) von Haleb, ergeben, welcher, herbeigerufen,
ihre Uebergabe im Namen Hulagu's empfing; diesen aber
wurmte der ihm hierdurch zugefügte Schimpf so sehr, dass
[186]
er trotz des zugesicherten Lebens alle Einwohner mit Weib
und Kind erwürgen liess. Den Sultan von Himss, Melikol
Eschref, sandte er nach Hama, dessen Emire, nachdem ihr
Sultan Melik Manssur sich nach Damaskus geflüchtet hatte,
dem Hulagu die Schlüssel der Stadt überbracht und um einen
mongolischen Vogt gebeten. Er sandte ihnen den Wesir
Chosrewschah, der seinen Stamm vom Schwerte des Islams
von Chalid, dem Sohne Welid's, dem berühmten Feldherrn
der beiden ersten Chalifen, dem Eroberer Syriens, herleitete[364].
Melik Eschref erhielt von Hulagu den Auftrag,
die Mauern Hama's und die seiner eigenen Stadt Himss zu
zerstören. Melikol Eschref verfuhr schonungslos zu Hama,
wo er die Mauern des Schlosses schleifte, das Arsenal verbrannte,
die schöne Bibliothek versteigerte und auch die
Mauern der Stadt gebrochen haben würde, wenn nicht ein
Franke dem mongolischen Zerstörer, dem Perser Chosrewschah,
vorgestellt, dass die Nachbarschaft der Christen zu
Hossnol Ekrad es nicht rathsam mache, die Stadt ihres
Walles zu entmanteln. Nicht so genau vollzog Melikol
Eschref die Befehle Hulagu's in seiner eigenen Stadt Himss,
wo er nur Weniges zum Scheine abbrach, sein übriges Erbe
verschonend[365].
Ehe wir die Erzählung des syrischen Feldzugs weiter verfolgen, wenden wir uns nach Mesopotamien zurück, wo Hulagu auf seinem Durchzuge seinen Sohn Jaschmut mit einer Heeresabtheilung belagernd vor der Stadt Miafarakain gelassen, welche nordöstlich von Diarbekr gelegen. Miafarakain, das südlich demselben gelegene Hossnkeif und das noch südlichere, am Berge Dschudi oder Masius gelegene Mardin, das alte Merde, drei der festesten Horte des arabischen Irak und Gränzfestungen des byzantinischen und persischen Reichs, wollen ihrer Wichtigkeit wegen vom Leser dieser Geschichte näher gekannt sein. Das erste, auf armenisch Nefrgerd, auf griechisch die Stadt der Martyrer geheissen, ist vielleicht das alte Carcatiocerta, welche die Hauptstadt [187] Sophiene's, wie Miafarakain die Hauptstadt des Landes Bekr's war[366]; sie liegt am dritten Gränzflusse des byzantinischen und persischen Reichs, am Nymphius, der heute der Goldfluss heisst[367] und nördlich der Stadt aus einer Quelle entspringt, welche die Quelle Bekr's heisst[368]. Die orientalischen Geographen nennen nur ein einziges Denkmal der Stadt, aber dieses einzige macht viele andere zum Ruhme der Stadt überflüssig und leuchtet hell hervor aus dem Dunkel unbekannter Martyrer, von denen die Stadt den armenischen und griechischen Namen hat; es ist das Grabmal Seifeddewlet's, d. i. des Reichsschwerts, des grossen Fürsten der Beni Hamdan, dessen zahlreiche glückliche und unglückliche Kämpfe gegen das byzantinische Reich, dessen Kriegsthaten in Asien von Haleb bis an die Ufer des Bosporos die Geschichte erzählt und Motenebbi in unsterblichem Gedichte verherrlicht hat. Hier ist das eigentliche Land Bekr's, von welchem die spätere Hauptstadt desselben, Amid oder Diarbekr, den heutigen Namen trägt. Ursprünglich der Sitz des Stammes Bekr Ben Wail, dann der Könige von Kinde, aus welchen Amrolkai's, einer der sieben grössten Dichter vor Mohammed, um des von den Beni Esed erschlagenen Vaters Tod zu rächen, Bundesgenosse des griechischen Kaisers, zuletzt von seinen Feinden im Bade mittels vergifteten Kleides getödtet. Nach der Eroberung unter dem Chalifate Omar's herrschten hier die Dynastien der Beni Merwan und Beni Ortok, und als Hulagu's Heer vor Miafarakain belagernd erschien, war dasselbe seit siebzig Jahren in den Händen eines Zweiges der Beni Ejub, deren vierter Herrscher, Melikol Kjamil, durch die Hinrichtung des Gesandten und durch die Verweigerung der Unterwerfung unter die Macht des Kaan's und Ilchan's gesichert. Als Prinz Jaschmut mit den beiden ihm untergebenen Feldherren, [188] Ilkai Nujan und Suntai, zur Uebergabe aufforderte, antwortete er: der Prinz möge nicht kaltes Eisen schmieden und Unmögliches nicht erwarten. Ist er nicht der Sohn des Vaters, der dem Chorschah (dem Fürsten der Assassinen), dem Chalifen von Bagdad, dem Hosameddin Aka (dem Befehlshaber von Deriteng) und dessen Sohne Tadscheddin (dem Befehlshaber von Irbil) das gegebene Wort gebrochen[369] und sie trotz des gewährten sicheren Geleites getödtet hat? Da mich gleiches Loos erwarten würde, wie sie, will ich mich bis auf den letzten Odemzug vertheidigen. Er öffnete seine Schätze und Magazine der Besatzung und sagte ihnen: Theilt euch darein, denn ich bin nicht, Gott sei Dank! der Chalife Moteaassim, dessen Geiz die Ursache von Bagdads Ruin. Wurfmaschinen wurden wider Wurfmaschinen aufgepflanzt und zwar mit so grosser Genauigkeit der Richtung der einen gegen die andere, dass die geschleuderten Felsenstücke mehrmals in der Luft zusammenstiessen und, durch den Zusammenstoss zerschmettert, als Kies und Sand herunterregneten. Endlich gelang es den Belagerten, die Wurfmaschinen der Belagerer mittels geschleuderten Naphtafeuers zu verbrennen.
Hulagu, von dem Widerstande Miafarakain's unterrichtet,
sandte den Oroktu mit dem Befehle, dass der Prinz und das
Heer so lange weile, bis die Stadt durch Hunger zur Uebergabe
gezwungen seyn würde. Dieser Zeitpunkt trat ein; einen
ganzen Monat lang schon ass die Besatzung nichts als Hunde,
Katzen, Mäuse und Ratten, zuletzt Leichname der Erschlagenen.
Da schrieben die wenigen, noch vom Tode Verschonten
an Jaschmut: „Die Lebensmittel sind ausgegangen
und die Stadt ist ihrer Vertheidiger entblösst; wenn jetzt
die Reiter kommen, werden sie keinen Widerstand finden.“
Der Prinz sandte den Oroktu, und dieser fand nur siebzig
halb verhungerte, halb durch Wunden verstümmelte Männer,
[189]
die sich nicht mehr vertheidigen konnten; nur zwei Reiter,
die während der ganzen Belagerung in wiederholten Ausfällen
Wunder der Tapferkeit gethan, kämpften auch nun
mit vorgehaltenen Schilden gegen der Feinde Uebermacht,
bis sie derselben erlagen. Melik Kjamil wurde mit seinem
Bruder an Hulagu gesandt, der damals zu Tellbaschir (das
Turbeysel der Kreuzfahrer in der Nähe von Haleb); Hulagu
überhäufte ihn mit Vorwürfen über seinen Undank und seine
Treulosigkeit, dass er den Gesandten des Kaan's, der ihm
Diplom und Löwenkopf gesandt, getödtet. Er befahl, ihm
Riemen Fleisches aus dem Leib zu schneiden und in den
Mund zu stecken; der abgeschnittene Kopf wurde als Trophäe
in den syrischen Städten zu Haleb, Hama und Damaskus
unter Musik herumgetragen und in der letzten Stadt an
einem Fenster des Stadtthores, welches das Thor des Paradieses
heisst, aufgehängt[370], erst nach Abzug der Mongolen
in dem Grabmale Husein's beigesetzt. 7. Dschem. ewwel 658/
21. April 1260 Der Scheich Schihabeddin,
als Dichter unter dem Namen Abu Schama, d. i.
Vater des Muttermaals, berühmt, beweinte dessen Tod in
einer berühmten Kassidet, woraus die Verse:
Gleiches Schicksal mit dem Fürsten von Miafarakain hatte sein Vetter Mowwahid, der Sohn Turanschah's, des letzten Sultans der Beni Ejub in Aegypten, der Herr des festen Schlosses von Hossnkeif, welches zur selben Zeit wie Miafarakain fiel und dessen Fürst ebenfalls von den Mongolen getödtet ward. Hossnkeif oder Hissnkeifa, von den Byzantinern [190] das Schloss des Kiphas genannt[371], liegt auf dem westlichen Ufer des Tigris, auf dem Wege von Miafarakain nach Mossul[372]. Die Stadt hängt mit dem auf einem hohen Berge gelegenen Schlosse mittels einer Brücke zusammen; bevor dasselbe der ejubidische Emir Merd Mahmare befestigte, hiess es bei den Arabern Rasol Ghul, d. i. das Dämonenhaupt, weil es, wie im Sternbild des Perseus das Haupt der Gorgone, welches der Araber ebenfalls Dämonenhaupt nennt, fürchterlich und hoch vom Himmel herunterdroht. Nach der arabischen Legende soll der Name Hossn oder Hissn Keifa ursprünglich Hasan Keifa gelautet haben, und zwar aus folgendem Anlasse: Ein Wackerer, Namens Hasan, im Schlosse gefangen gehalten, erbat sich beim Emire eines Tages die Erlaubniss, eine seiner Stuten auf dem Schlosshofe zu tummeln; die Erlaubniss wurde gewährt; Hasan tummelte und tummelte das Pferd und setzte damit zuletzt in toddrohendem Sprunge über die Mauer, mit dem Pferd hinunterstürzend in den Tigris, den er glücklich durchschwamm. Da erscholl der Zuruf der Bewunderung solcher Tollkühnheit: Hasan Keifa! d. i. Hasan Wohlauf! und der Name blieb dem Schloss. Vielleicht ist es dasselbe mit dem alten persischen Schlosse der Vergessenheit, worin Prinzen und andere Staatsgefangene zu ewiger Vergessenheit eingekerkert worden, und dessen die byzantinischen Geschichtschreiber mehrmals erwähnen[373]; da aber jenes auf persisch Gilgerd[374] genannt wird, so ist es weit wahrscheinlicher, dass dasselbe eins mit einem der festesten Schlösser der Assassinen, mit Girdkjuh, dem Tigado Hethum's[375], das länger als alle anderen aushielt[376].
Nach Miafarakain's und Hossnkeif's Eroberung befehligte Hulagu seinen Sohn Jaschmut und die ihm beigegebenen Emire wider Mardin, die Residenz Melik Said's, des Fürsten der Familie Ortok, von denen die ältere Linie zu [191] Amid und auch zu Hossnkeif geherrscht, ehe das letzte in den Besitz der Ejubiden kam. Mardin ist das alte Marde, der Sitz des kriegerischen, störrigen Stammes der Marden, welche der persische König Arsaces theils hierher, theils nach dem Libanon verpflanzte, deren Wohnsitze sich später bis nach Satalia an der cilicischen Küste ausdehnten[377] und deren Nachkommen, im Peloponnesos angesiedelt, noch heute in dem tapfersten Stamme der Schipetar oder Albanesen in den Mirdaiten fortleben. Der Berg Masius, sogenannt von seinen Eichenwäldern [auf persisch Masu[378]], ehemals Izale, dann von den Arabern Dschudi genannt, ist eine Raubhöhle der verschiedenartigsten Stämme und Secten, welche zu verschiedenen Zeiten die Freiheit ihres verfolgten Cultus in die Eichenwälder und Schluchten dieses Berges gerettet, an dessen steilstem Ende nach der moslimischen Ueberlieferung die Arche Noah's sitzen geblieben und von wo aus er mit seinen Söhnen in die Ebene Mesopotamiens heruntergestiegen sein soll. Sunni und Schii, katholische und schismatische Armenier, Jacobiten, Nestorianer, Chaldäer und Juden, Sonne-, Feuer-, Kalbs- und Teufelsverehrer wohnen hier einander über den Köpfen; denn die Stadt steigt in Terrassen auf und die Häuser stehen alle eines ober dem anderen, so dass Dächer und Thore in einer senkrechten Linie sich übereinander erheben; die zahlreichste Bevölkerung Kurden, Jesidi, welche dem Teufel göttliche Ehre erweisen, wahrscheinlich Nachkommen der Marden, welche vermuthlich zur altpersischen Secte gehörten, die das böse Princip anbetete. Wenn irgendwo in Asien noch Spuren der Ungarn anzutreffen sein sollen, so dürften dieselben ausser Sibirien noch in den Eichenwäldern des Masius in dem Volksgemische der Umgegend zu suchen sein, denn hierherum kennt Theophylaktus das Schloss der Magyaren und den Pass der Sabiren, welche die Namen der Ungarn, die bei dem Auszuge aus dem Lande zwischen der Wolga [192] und dem Dniepr sich südlich nach Persien wandten[379]. Melik Said, Fürst der Familie Ortok, beantwortete mit gleichem Muthe und in gleichem Sinne, wie die Herren von Miafarakain und Hossnkeif, die Aufforderung Jaschmut's: „Ich hatte den Sinn, mich euch zu unterwerfen, aber die Art, wie ihr die, so sich euch ergaben, behandelt, hat meinen Sinn geändert; an lobenswerthen, an tapferen Kurden und Türken fehlt es mir, Gott sei Dank! nicht.“ Oroktu pflanzte also die Wurfmaschinen auf, welche acht Monate fruchtlos die steile Bergfeste beschossen. Die Mongolen rächten sich für den tapferen Widerstand des Schlosses durch die Plünderung der Stadt und der nächstgelegenen Städte Ersen und Dinsar. Der ältere der beiden Söhne Said's, Mosafereddin, hatte zu wiederholtenmalen dem Vater fruchtlose Vorstellungen wider die längere Vertheidigung gemacht; endlich räumte er dessen längeren Widerstand durch Gift aus dem Wege und begab sich in's Lager, sich selbst als Vatermörder aus Menschenliebe angebend, weil er überzeugt, dass das Schloss doch endlich der Uebermacht der Eroberer weichen müsse, durch den Tod des Einen das Leben von Tausend habe bewirken wollen. Der Vatermörder fand Gnade vor Hulagu, der ihm des Vaters Herrschaft verlieh; seine Nachkommen erhielten dieselbe als zahme Vasallen der Ilchane. Hundert dreissig Jahre nach dieser Unterwerfung trotzte Sultan Isa, der letzte des grossen Herrschergeschlechtes der Beni Ortok, noch den welterobernden Waffen Timur's, der von den fruchtlos Belagerten die gewöhnliche Neunzahl der Geschenke und das Versprechen jährlichen Tributs annahm[380]. Die Dynastie der Beni Ortok erlosch fast gleichzeitig mit der der Beni Ejub zu Hossnkeif, wo nach Mowwahid's Hinrichtung dessen Nachkommen das Schloss ebenfalls als Vasallen der Mongolen besassen, bis der achte derselben der aufsteigenden Dynastie [193] der Bajandere, d. i. des weissen Hammels, erlag, deren Gründer Kara Juluk, d. i. der schwarze Blutegel, von Timur mit der Herrschaft von Amid und Mardin belehnt ward[381]. Zwei der Zweige der Beni Ejub wurden also als Vasallen der Mongolen zu Hossnkeif und Himss geduldet, während die Dynastien der beiden anderen von Miafarakain und Haleb mit ihren Hauptstädten zu Grunde gingen. Ehe wir das Ende des mächtigsten dieser Fürsten, nämlich Nassir's von Haleb, als Folge der Niederlage von Aindschalut erzählen, erwähnen wir noch einmal des Fürsten von Mossul.
Bedreddin Lulu, der sechs und neunzigjährige[382] Greis,
der vierzigjährige Herrscher von Mossul, welchen Hulagu
in Anbetracht seines hohen Alters der Pflicht, im letzten
Feldzuge persönlich zu erscheinen, enthoben und seiner
statt seinem ältesten Sohn Ssalih der Belagerung Miafarakain's
beizuwohnen, aufgetragen hatte, war während derselben
gestorben. Bedreddin Lulu, d. i. Vollmond-Perle,
erst Sklave des sechzehnten Atabegen von Mossul, dann
Obersthofmeister von dessen beiden Söhnen Mesud und
Mahmud, eignete sich, nachdem sie bald auf einander gestorben,
den Thron selbst an und mass seine Macht mit
der der Fürsten aus dem Hause Ejub; zuerst mit Ssalih
Nedschmeddin, dem Sohne Kjamil's, dem Herrn von Sindschar,
das er zweimal belagerte; das erstemal war er durch das
dem Sultan zu Hilfe eilende Heer Chuaresmschah's die Belagerung
aufzuheben gezwungen; das zweitemal aber entriss
er die Stadt dem Enkel Melikol aadil's, Dschewad; hierauf
die festen Städte Nissibin und Dara den Händen der Chuaresmier,
den Sohn Melik Ssalih's, den nachmaligen letzten
Herrscher der Beni Ejub in Aegypten, aus der Gefangenschaft
der Chuaresmier befreiend. 637/
1239 Zehn Jahre hernach
wurden ihm diese Städte von dem wider ihn gesandten
Heere Nassir's von Haleb wieder abgenommen[383]. Seiner
Unterwürfigkeit und Huldigung gegen Hulagu ist schon oben
[194]
Erwähnung geschehen. Nach seinem Tode wurden seine
drei Söhne, Ssalih, Mosaffer Ali und Melik Modschahid,
von Bondokdar, dem Sultane Aegyptens, mit den Fürstenthümern
von Mossul, Sindschar und Dschesiret Ben Omar
belehnt. Ssalih wurde in's Lager gefordert und die Tochter
Dschelaleddin Chuaresmschah's, welche ihm Hulagu früher
vermählt, wurde zur Huldigung nach Syrien gefordert; dort
nahm sich seiner Rokneddin Beidak an; aber Hulagu sandte
den Senedarghun Nujan mit einem Tomane mongolischen
Heeres, um Mossul zu besetzen und die Schätze auszuliefern.
Als Ssalih in seine Stadt zurückeilte, fand er alle Wege
von Mongolen besetzt; er verweilte zu Dschewsak, wo ihn
die mongolische Schlachttrompete aus weichlichem Wohlleben
aufschreckte; da eilte er nach Mossul und rüstete die
Stadt zur Verteidigung wider die Mongolen, die Einwohner
mit der Hoffnung tröstend, dass sein Beschützer, Beidak
der Syrer[384], bald zum Entsatze erscheinen werde. Von
beiden Seiten flogen Felsenstücke und feuerbeschwingte
Pfeile; mehrere wackere Mongolen, welche bereits die
Mauern erstiegen hatten, wurden getödtet und ihre Köpfe
in's mongolische Lager gepfeilt. Melik Ssalih, von einem
Pfeile verwundet, eilte in's Lager zu Hulagu, um ihm von
dieser halsstarrigen Empörung Ssalih's Kunde zu geben.
Beidak, von der üblen Lage seines Schützlings unterrichtet,
sandte ihm Truppen zu Hilfe, die von Sindschar aus durch
Taubenpost von ihrer nächsten Ankunft Wort sandten. Die
Taube ward von einem Mongolen geschossen, der Brief dem
Senedarghun Nujan gebracht. Er legte sich in Hinterhalt,
schlug die von Beidak zu Hilfe gesandten syrischen Truppen
und steckte die Mongolen in ihre erbeuteten Kleider; unter
dieser Verlarvung erschienen sie vor den Mauern Mossul's,
dessen Einwohner, sie für den syrischen Entsatz haltend,
ihnen entgegen gingen, aber alle niedergemacht wurden;
dennoch hielt sich die Stadt noch sechs Monate, bis die
[195]
Sonne in ihrer höchsten Hitze, im Löwen, und die Hungersnoth
in der Stadt aufs Höchste gestiegen. Da verliessen
die Vertheidiger Mossul's, durch Hunger gezwungen,
die Stadt und wurden vom Schwerte der Mongolen gefressen.
Ssalih unterhandelte nun die Uebergabe um Schonung des
Lebens und sicheres Geleite an Hulagu. Senedarghun[385]
verhiess und gewährte beides, aber nur der Person Ssalih's,
denn die Besatzung wurde bis auf Wenige zusammengehauen.
Neun Tage dauerte das Morden, die Stadt ward entvölkert,
nur nach Abzug der Mongolen kamen etwa Tausend, die
sich in's Gebirg gerettet hatten, wieder in die Stadt zurück. 5. Schaaban 660/
27. Januar 1262
Hulagu war über Ssalih's Empörung so ergrimmt, dass er
an demselben ein Beispiel mehr als gewöhnlicher, ekelhafter,
unmenschlicher Grausamkeit aufstellte; er wurde,
das Gesicht auf die Schaam gebunden, in einen Filz gewickelt
und in die Sonne geworfen; so musste er elend
verschmachten; sein dreijähriger Sohn wurde nach Mossul
gesendet, am Ufer des Tigris entzweigehauen und die zwei
Hälften auf den beiden Seiten des Flusses aufgehangen, bis
sie verfault, abfielen. Solche echt mongolische Grausamkeit
schändet den Ruhm Hulagu's, welchem sein Volk den Ehrennamen
Ssain Adschu, d. i. der Schwierigkeitenlöser, beilegte,
welcher mit seinen Söhnen für das Hemd[386] des
mongolischen Reichs galt, während alle anderen Prinzen
nur als Oberkleider[387] angesehen wurden.
Hulagu befand sich nach der Eroberung von Damaskus, mit den Plänen weiterer ägyptischer Eroberung beschäftigt, zu Haleb, als er die Nachricht von dem Tode seines Bruders, des grossen Kaan's Mengku, erhielt. Er brach sogleich auf, wie es scheint in der Absicht, die oberste Herrschaft des Reichs im Kurultai zu Karakorum für sich selbst anzusprechen, erfuhr aber schon zu Tebris, dass sein Bruder Kubilai zum Kaan und Moilchan ausgerufen worden, und kehrte in der Folge wieder nach Haleb zurück. Ehe er [196] Haleb verlassen, befahl er die Schleifung der Mauern und des Schlosses von Haleb, was vollzogen ward; den Oberbefehl über das Heer liess er in den Händen Keitbuka's, des bisherigen Befehlshabers des Vortrabs. Dieser war im zauberischen Thale von Ghuta gelagert, welches durch die üppige Fülle seines Grüns und Baumwuchses eines der vier Paradiese des Ostens (die drei anderen sind die Auen von Obolla an der Mündung des Euphrats, das Zauberthal Schaab Bewwan in Fars und die Ebene von Soghd im Lande jenseits des Oxus). Wiewohl diese vier vorzugsweise die Paradiese des Ostens heissen, so zählen doch genauere Geographen und eifrige Moslimen deren acht, indem nach der Lehre des Koran's die Zahl der Höllen sieben, die der Paradiese aber acht, indem Gottes Grimm minder als seine Huld und jenseits wie diesseits verdiente Strafe von unverdienter Gnade überwogen wird. Diese vier anderen Paradiese sind das Thal von Tebris[388], das von Mamschanrud zu Hamadan, der Sommeraufenthalt der Bewohner Malatia's zu Sebusi[389], dem vom Flusse des Messias bewässerten Thale, und endlich das des Bosporos, dessen Schönheiten nach dem bekannten Distichon des türkischen Dichters Melhemi die Schönheiten der vier ersten Paradiese weichen müssen[390]. Im schönen Thale von Ghuta gelagert, empfing Keitbuka Gesandte der Franken, welche ihm den Prinzen Sahir, den Bruder Jusuf Nassir's, des ehemaligen Sultans von Haleb, zuführten. Keitbuka bestätigte ihn im Besitze seines Leibgedinges, nämlich der Herrschaft von Ssarchad[391]; eine Heeresabtheilung wurde unter Kuschluchan's Befehl gegen Nablus (Neapolis) gesandt, das alte, zwischen den Bergen Garazin und Tobal, welche die Kibla der Samaritaner, gelegene Sichem[392], und die Besatzung, welche ausfiel, zusammengehauen. [197] Die Mongolen kehrten das grosse syrische Gestade bis hinunter nach Ghasa sengend und brennend aus. Panias[393], die anderthalb Tagreise nordöstlich von Damaskus gelegene kleine Stadt, wurde verheert. Während dieser Begebenheiten ward Keitbuka Herr von Nassir's, des flüchtigen Sultan's von Haleb, Person. Nur von seinem Bruder Sahir, dem Melik Ssalih Nureddin, dem Sohne des Herrn von Himss, und drei kaimarischen (richtiger kimerischen) Emiren (gebornen Chuaresmiern) begleitet, war er bis nach Kathije an Aegyptens Gränze gekommen, von wo, sich nicht weiter in's Land wagend, er nach Schaubek und, alles seines Gepäckes und Gefolges verlustig, sich nach Kerek und von da nach Belka begab. Durch zwei kurdische Hellebardiere an Keitbuka verrathen, wurde er am See von Sisa ergriffen und vor Keitbuka geführt, der belagernd vor Adschalun's Mauern stand. Keitbuka zwang ihn, den Belagerten den Befehl der Uebergabe zuzurufen; die Stadt ergab sich und die Mauern derselben, welche Iseddin, einer der Emire Ssalaheddin's, erbaut[394], wurden geschleift. Keitbuka sandte den Sultan Nassir mit seinem Bruder Sahir, mit Ssalih, dem Sohne des Sultans von Himss, und mit Asis, dem minderjährigen Sohne von Moghis, dem Sultan von Kerek, nach Tebris in die Gegenwart Hulagu's. Dieser empfing die vier Prinzen des Hauses Ejub gnädig und versprach dem Sultan von Haleb, ihm sein väterliches Erbe zurückzustellen, sobald Aegypten im Besitze des mongolischen Heeres.
Wiewohl Keitbuka wie Hulagu die Christen als die Feinde seiner Feinde, der Moslimen, begünstigte, so ergrimmte er doch wider die Franken von Sidon und Beaufort, welche einige den Mongolen zinsbare, im Gebiete von Beaufort gelegene saracenische Ortschaften geplündert, mehrere der Bewohner getödtet, andere in Gefangenschaft geschleppt, einen Neffen Keitbuka's, welcher an sie gesendet worden, um die gemachte Beute zurückzubegehren, erschlagen [198] hatten und dem Keitbuka Zurückstellung der Beute und Genugthuung verweigerten. Keitbuka züchtigte sie dafür durch die Eroberung von Sidon und die Schleifung eines Theiles der Stadtmauer. Die Einwohner flüchteten in die nächst der Stadt auf einer Insel gelegene Burg. Durch diese Feindseligkeit wurde das bisherige Zutrauen der syrischen Christen und Mongolen für immer zerstört[395]. Die politische Zuneigung Hulagu's für die Christen ward hauptsächlich durch die Frauen, durch die Frau Tokus, die erste Gemahlin und grosse Frau Hulagu's, seine Begleiterin auf diesem Feldzuge, und durch Hethum, den König Kleinarmeniens, bestärkt. Diesem dankte sein Eidam, der Prinz von Antiochien, einzig seine Rettung, indem sonst nach Haleb's Ruin der Antiochien's wohl unvermeidlich gewesen wäre. Hulagu sandte ihm aber Geschenke und Diplom, wodurch der Fürst von Antiochien wieder in den Besitz aller, zu seinem Fürstenthume gehörigen, ihm von den Saracenen entrissenen Ortschaften eingesetzt ward[396]. Der grössere Theil des mongolischen Heeres war theils in Mesopotamien, mit der Belagerung oder Huth der dortigen Städte beschäftigt, theils in Syrien zu Grunde gegangen, theils dem Hulagu bei seinem Aufbruche von Haleb gefolgt; Keitbuka blieb mit nicht mehr als zehntausend Mongolen zur Eroberung Aegyptens oder doch wenigstens zur Huth Syriens wider Aegypten zurück[397]. Keitbuka war zu Damaskus auf die Vertheidigung und den Schutz Syriens bedacht, als er die Nachricht von dem Anmarsche des Sultans von Aegypten, Mois Seifeddin Kotos, erhielt, in dessen Gefolge sich Melik el Manssur, der Sultan von Hama, mit seinem Enkel Efdhal, dem Vater Abulfeda's, des grossen Geographen, Geschichtschreibers, und andere moslimische Fürsten befanden, welche sich bei der Annäherung der Mongolen nach Aegypten geflüchtet und bei dem Sultane der Mamluken vom Nile den Schutz gesucht, den ihnen ihre Uneinigkeit wider die Mongolen nicht [199] gewährte. Kotos, der erst seit einem halben Jahre auf dem Throne sass, war der dritte der Sultane Mamluken, welche denselben seit dem, der Gefangenschaft des heiligen Ludwig gleichzeitigen, Ruine des Hauses Ejub gefüllt; denn nachdem Melikolmoaasem Turanschah in dem Aufruhre der Mamluken zwischen Gluth und Fluth, halb versengt und halb ertränkt[398], endlich von den Pfeilen der Rebellen ereilt, geendet hatte, war die Herrschaft Aegyptens erst in den Händen der Frau Schedschreteddurr, d. i. Perlenbaum, der Gemahlin Ssalih's, des vorletzten Sultans der Beni Ejub, und ihres Gemahls, des Turkmanen Iseddin Aibek Dschaschnegir, d. i. Glaubensehre, Mondfürst, Truchsess, den sie aber selbst durch ihre Sklavinnen im Bade ersticken liess, als sie vernommen, dass er die Tochter Bedreddin Lulu's von Mossul zur Gemahlin nehmen wolle. Seine Mamluken setzten dessen fünfzehnjährigen Sohn auf den Thron und rächten des Vaters Mord durch den der Frau Perlenbaum, deren Leichnam aus der rothen Burg[399], in der sie unumschränkt befahl, hervorgezogen, nackt in den Graben geworfen ward. An der Spitze der Bluträcher stand der Emir Atabeg, Oberbefehlshaber des Heeres Seifeddin Kotos, welcher unter dem scheinbaren Grunde, dass der Mongolen drohende Gefahr statt des unerfahrenen Jünglings einen kräftigen Mann zum Herrscher Aegyptens dringend fordere, den Sohn Aibek's schon nach dritthalb Jahren des Thrones, worauf er ihn gesetzt, entsetzte und diesen selbst als Sultan Aegyptens einnahm.
Am dritten Sonntage des Monats Ssafer waren die Abgeordneten
Hulagu's, vom Richter Muhijeddin Ben Seki
begleitet, angekommen, welcher sich nach Haleb begeben
hatte und dort von Hulagu zum Oberrichter ganz Syriens
ernannt worden war. 19. Ssafer 658 Am folgenden Morgen versammelten
sich die Bewohner ohne Furcht in der grossen Moschee;
Ibn Seki, mit dem Ehrenkleide Hulagu's angethan, las den
[200]
versammelten Rechtsgelehrten das Diplom der Investitur
(Taklid) des mongolischen Herrschers und die Fermane,
wodurch den Bewohnern von Damaskus Sicherheit ihres
Lebens und Gutes versprochen ward. 16. Reb. ewwel 658/
3. März 1260 In der Hälfte des
folgenden Monates waren die Generale Hulagu's an der Spitze
einer zahlreichen Truppenabtheilung von Tataren im Geleite
Keitbugha Nujan's erschienen und bald darauf wurde durch
ein Diplom der Richter Kemaleddin Omer von Tiflis zum
Stellvertreter der richterlichen Gewalt (Naibol-hukm) ernannt,
so dass er als Richter der Richter in den Städten
Syriens zu Mossul, Mardin und Miafarakain Recht sprach.
Dasselbe Diplom verlieh ihm die Aufsicht der Moscheen und
der frommen Stiftungen. Die Tataren hatten indessen ganz
Syrien überschwemmt; sie waren bis Ghasa, Beit, Dschibrail,
Hebron und Ssalt vorgedrungen, hatten überall geplündert
und Sklaven gemacht und verkauften die Beute auf den
Märkten von Damaskus[400]. Die Christen von Damaskus, welche
einen besonderen Schutzbefehl Hulagu's zu Gunsten freier
Religionsübung erhalten hatten, übernahmen sich in der
ihnen zugestandenen Freiheit gegen die Moslimen, indem
sie im Ramasan öffentlich auf den Gassen Wein tranken und
denselben vor den Moscheen ausschütteten; sie zogen mit
dem Kreuze durch die Strassen und zwangen die Kaufleute,
demselben aufzustehen, die sich dessen Weigernden misshandelnd;
Prozessionen zogen mit dem Kreuze nach der
Kirche der heiligen Jungfrau, von deren Kanzel der Triumph
des Christenthums über den Islam verkündet ward. Die
gekränkten und misshandelten Moslimen beschwerten sich
darüber beim mongolischen Statthalter, von dem sie, statt
Ausrichtung zu erhalten, mit Schlägen abgefertigt wurden;
er überhäufte die christlichen Priester mit Ehren, besuchte
ihre Kirchen und begünstigte offenbar das Christenthum.
Eine merkwürdige Epoche für die Geschichte christlicher
Kirchen in Syrien während der mongolischen Herrschaft
[201]
unter der Statthalterschaft Keitbugha's; aber diese dauerte
nicht lange, denn Melik Eschref, der ejubidische Fürst von
Himss, erschien mit einem Diplome Hulagu's, welches ihn
zum Statthalter über ganz Syrien bestellte. Indessen hatte
der Emir Bedreddin Mohammed Ben Kermdsche, der Festungsbefehlshaber
der Citadelle von Damaskus, und der
Emir Dschelaleddin Ben Seirafi den Entschluss gefasst, die
Thore der Citadelle zu schliessen und sich darin wider die
Mongolen zu vertheidigen. Keitbugha begann die Belagerung
des Schlosses. 6. Rebiulachir 658/
10. März 1260 Dieselbe dauerte fünf und vierzig Tage
mitten unter fürchterlichen Ungewittern, die mit Erdbeben
begleitet waren; mehr als zwanzig Wurfmaschinen schleuderten
Felsenstücke wider die Mauern, um sie zu erschüttern,
während eine Menge anderer Häuser durch das Erdbeben
einstürzten, und mit den Blitzen kreuzten sich die
Flammengeschosse des Naphta. 22. Dschem. ewwel/
7. Mai 1260 Nachdem die Belagerten
endlich zu kapituliren begehrt, plünderten die Tataren das
Schloss, zündeten dasselbe an mehreren Ecken an, schleiften
mehrere Thürme und zerstörten alle Kriegsmaschinen; von
hier zogen sie nach Baalbek, wo die Citadelle ebenfalls zerstört
ward; eine andere Heeresabtheilung verheerte Bamias
und die Umgegend. Hulagu, nachdem er von Haleb abgezogen,
liess dort den Keitbugha und zu Damaskus den Baidera
als Statthalter zurück und führte sieben Emire der Mamluken
Bahri, d. i. derer vom Nile, mit sich. Bald darauf
erschienen Botschafter Hulagu's mit einem Schreiben[401] an
Kotos voll Drohungen, dessen Inhalt in den folgenden Schlussworten
desselben zusammengedrängt ist: „Sag' dem Lande
Aegypten, Hulagu kommt, begleitet von entblössten Degen
und schneidenden Schwertern; er wird die Mächtigen demüthigen,
die Grossen zurechtweisen und die Kinder nachsenden
den Greisen.“ Im gehaltenen Kriegsrathe der Emire
wurde beschlossen, die Botschafter Hulagu's, es waren deren
vier an der Zahl, zu vernichten; vor der Hand wurden sie
aber nur in den Kerker geworfen[401]. 15. Schaaban 658/
Juli 1260 Hälfte Schaaban's zog
[202]
Sultan Kotos, von seinen Truppen begleitet, aus dem Schlosse
Kairo's gegen Ssalihije aus. Unmittelbar vor seinem Auszuge
wurden die vier mongolischen Botschafter an vier der volkreichsten
Plätzen der Stadt, nämlich am Fusse des Schlosses,
ausser dem Thore Soweila[402], dem Thore Nassr und zu
Ridhania entzweigehauen, ihre Köpfe an dem Thore Soweila
aufgehangen; vier bedeutungsvolle Stätten, mehr als einmal
in der späteren mamlukischen und osmanischen Geschichte
und bis in unsere Tage herunter durch die Schlachten von
Heeren und das Schlachten von Menschenopfern blutig befleckt;
durch das Thor Nassr's, d. i. des Sieges, zogen die
jeweiligen Eroberer Kairo's triumphirend ein, am Fusse
des Bergschlosses rann das Blut der letzten, von Mohammed
Ali veranstalteten Mamlukenvesper; in der Schlacht von
Ridhania zwischen Sultan Selim, dem Eroberer Aegyptens,
und Sultan Tumanbai, dem letzten Sultan der Mamluken,
wurde das tragische Schicksal des letzten entschieden, und
am Thore Soweila, wo jetzt die Köpfe der vier entzweigehauenen
mongolischen Botschafter hingen, baumelte dritthalbhundert
Jahre später der Kopf Tumanbai's, des letzten
Sultan's der Mamluken Tscherkessen. Im Gefolge der mongolischen
Gesandten befand sich ein Kind, welches der
Sultan begnadigte und unter die Zahl seiner Mamluken aufnahm.
Wassaf erzählt diese Botschaft und das Sendschreiben
derselben auf eine im Wesentlichen zwar übereinstimmende,
in den Nebenumständen aber abweichende Weise. Nach
ihm waren nicht vier Botschafter, sondern nur Einer, von
vierzig Dienern begleitet, und die Botschaft lautete: „Gott
hat dem Hause Tschengischan's die Weltherrschaft zuerkannt;
der sich Uns unterwirft, hat sich und seiner Familie
Leben und Gut gerettet. Der Ruf Unseres unzählbaren
Heeres geht demselben wie die Heldensage Rustem's und
Isfendiar's voraus; sende unterwürfige Botschaft und komme
[203]
selbst, um einen Vogt in Aegypten zu bitten; wenn nicht,
so sei gerüstet zum Kriege.“ Sultan Kotos berief bei Ankunft
der mongolischen Botschaft seine sechs chuaresmischen
Emire[403], welche nach der Zerstörung der chuaresmischen
Länder sich von Achlath nach Aegypten geflüchtet und hier
besonders zur Erhebung Sultans Kotos auf den Thron beigetragen
hatten. „Hulagu“, sagte er ihnen, „wäre schon
in Aegypten eingefallen, wenn ihn nicht die Nachricht von
des Bruders Tod aus Syrien abgerufen hätte; er hat aber
den Keitbuka an der Gränze zurückgelassen, der das Land
wie ein grimmiger Löwe und wüthiger Drache zu verheeren
droht und dem Niemand zu widerstehen im Stande; was
denket ihr hierüber!“ Der sechste Emir, Nassireddin
Kimeri[404], von welchem die kimrischen oder cimerischen
Mamluken ihren Namen haben, sprach: „Es wäre keine
Schande für uns, dem Hulagu, als dem Sohne Tului's, dem
Enkel Tschengischan's, entgegen zu gehen; welcher Vernünftige
wird sich aber selbst vergiften und muthwillig dem
Tode entgegen gehen? Die Beweise seiner Treulosigkeit
liegen in dem Schicksale der Herren von Alamut, Deriteng,
Irbil, Miafarakain und des Chalifen offen.“ Kotos sprach
im selben Sinne und endete so: „Mir bleibt nur eines von
dreien zu wählen übrig: Freundschaft, Feindschaft oder
Auswanderung.“ Alle stimmten für den Krieg. Kotos berieth
sich noch insbesondere mit Bondokdar, dem Emirol
umera, dem ersten der ägyptischen Mamluken, welcher sich
schon seit zehn Jahren dadurch, dass er der erste den
Todesstreich wider Melik Moaasem, den letzten Herrscher
Aegyptens aus dem Hause Ejub, führte, Namen und Ansehen
erworben und seitdem als Fürst der Fürsten behauptet hatte.
Bondokdar, d. i. der Bogenhalter, der Kipdschake, dessen
ursprünglich türkischer Name Beibars, d. i. Beg Panther,
und der später als Sultan Aegyptens der Schrecken der
[204]
Franken in Syrien wie der Mongolen, rieth zum Morde
des Gesandten; noch in derselben Nacht blutete der Gesandte
und seine vierzig Begleiter bis auf einen als Martyrer
mamlukischen diplomatischen Verkehrs; ihre Köpfe wurden
am Thore Soweila aufgesteckt, und am Morgen brach Kotos
mit zwölftausend Reitern gegen Syrien auf.
Zu Ssalihije, dem Vereinigungspunkte des ägyptischen
Heeres, fand Kotos Widerwillen bei seinen Emiren, wider
den Feind zu ziehen; mit den Worten: „Ich werde allein
wider die Tataren ziehen“, schloss er den Kriegsrath, indem
er bei einbrechender Nacht die Trommeln zum Aufbruche
zu rühren befahl. Der Emir Beibars Bondokdari (der nachmalige
Sultan der Mamluken) erhielt den Befehl, mit einer
Truppenabtheilung vorauszueilen, um Erkundigung vom
Feinde einzuziehen. Alsbald er vor den Mauern Ghasa's
erschienen, wurde die Stadt geräumt. Kotos folgte ihm auf
dem Fusse nach; aus Aka kamen ihm die Franken mit Anerbietung
von Hilfe und Begleitung entgegen. Er lehnte den
Antrag ab und forderte nur das Versprechen der strengsten
Neutralität, deren Verletzung er zu züchtigen drohte[405].
Zu Aindschalut, d. i. am Quelle Goliath's, zwischen Beisan
und Nablus, kam es zur entscheidenden Schlacht. Keitbugha
und Baidera, die beiden Feldherren, Statthalter Hulagu's
zu Damaskus und Haleb, hatten alle in Syrien befindlichen
tatarischen Streitkräfte versammelt. Am ersten Freitag des
Septembers brauste alsbald nach Sonnenaufgang das ganze
weite Thal vom Pferdegewieher und Waffengetöse; das Geschrei
der Dorfbewohner tönte in den unaufhörlich fortrollenden
Trommelwirbel der Capelle des Sultans und der
Heermusik seiner Emire[406]. Die Aegypter gebrauchten die
Kriegslist, sich dem mongolischen Heere in weissen Burken,
d. i. mongolischen Pelzen, zu nahen, so dass sie von den
Mongolen für Schaaren Ihriger gehalten wurden[407]. Einer
der Flügel des ägyptischen Heeres war bereits in Unordnung
[205]
und gebrochen; Sultan Kotos warf seinen Helm zur
Erde und schrie aus allen Kräften: „o Islam!“ Er stürzte
sich mit allen, die um ihn waren, auf den Feind und kämpfte
mit äusserster Unerschrockenheit. Die Mongolen flüchteten
in's Geröhricht des sumpfigen Thales; Kotos befahl, das
Geröhricht anzuzünden, und sie gingen zwischen Feuer und
Schwert elend zu Grunde. Der Emir Beibars that Wunder
der Tapferkeit vor den Augen des Sultans. Als dieser
mitten im Gemenge der Schlacht, spannte der mongolische
Knabe, welchem Kotos aus Mitleiden mit seiner Jugend beim
Gesandtenmorde das Leben gerettet hatte, seinen Bogen von
rückwärts auf den Sultan, um durch dessen Tod das vergossene
Blut der Brüder zu rächen; nach Einigen wurde er
auf der Stelle von den ihn Umgebenden, welche seines Vorhabens
gewahr, zusammengehauen, noch ehe der Pfeil abgeflogen;
nach Anderen, erst nachdem er denselben abgeschossen
und damit das Pferd des Sultans verwundet hatte,
welches denselben abwarf. Die Mongolen wurden von den
Tataren bis in die Nähe von Beisan verfolgt, wo sie sich
umwandten und noch einmal Stand machten zum hartnäckigsten
Gefechte. Die Moslimen wankten, da schrie Sultan
Kotos dreimal mit lauter Stimme: „o Islam! o Gott, schütze
deinen Diener Kotos und verleihe mir Sieg über die Tataren!“
Als diese zum zweitenmale besiegt, stieg der Sultan
vom Pferde, warf seine Stirne in Staub und verrichtete ein
Dankgebet von zwei Verbeugungen. Nach Makrisi ward
Keitbugha in der Schlacht getödtet, nach Wassaf gefangen
vor Kotos geführt. „Sei nicht stolz“, sagte der mongolische
Feldherr dem Sultan der Mamluken, „auf deinen Sieg, dem
die Rache auf dem Fusse folgen wird. Von Aserbeidschan
nach Aegypten wird die Erde vom Hufe mongolischer Pferde
gestampft, welche den Sand Aegyptens in Säcken davon
tragen werden. Hulagu hat dreimalhunderttausend tapfere
Reiter, von denen ich nur Einer.“ – „Prahle nicht“, sagte
Kotos, „mit eueren Heeren, die nur durch Treulosigkeit
siegen.“ – „Ich bin“, entgegnete Keitbugha, „meinem Herrn
nur treu gewesen, nicht, wie du, ein Verräther am selben;
[206]
mach' es kurz mit mir!“ Er wurde enthauptet. Das ganze
mongolische Heer fiel in die Hände der Sieger, die nun
ganz Syrien verheerend durchstreiften. Die Vögte wurden
getödtet, die Weiber und Kinder in Gefangenschaft geschleppt,
der Kopf Keitbugha's nach Kairo gesandt und auf dem Thore
Soweila aufgesteckt. Hulagu ward von der Kunde der verlorenen
Schlacht und des getödteten Feldherrn tief betrübt;
es war die erste Niederlage, welche seine Heere erlitten
hatten; er brach noch am selben Tage mit seinem Lager
auf. Melik Nassir Jusuf, der Sohn von Melik Asis, der
ehemalige Fürst von Damaskus, war kurz vorher zu Hulagu
gekommen, von ihm mit Ehren überhäuft, seiner innersten
Gesellschaft beigezogen und neben ihm auf einen Thron
gesetzt worden; mit einem Diplome zum Fürsten Syriens
und Aegyptens eingesetzt, mit Ehrenkleidern und Geschenken
überhäuft, hatte er die Strasse Syriens eingeschlagen; aber
nachdem die Nachricht der Niederlage von Aindschalut eingetroffen,
liess ihn Hulagu einholen und im Gebirge von
Selmas hinrichten; 12. Schewwal/
22. Sept. dasselbe Schicksal theilte Melik Sahir
Ghasi, Bruder Nassir's, Melik Ssalik, Sohn Schirkjuh's, und
andere Prinzen des Hauses Ejub; Tokus Chatun, die Gemahlin
Hulagu's, hatte für Melik Asis, den Sohn Nassir's,
fürgebeten, und er wurde, der Einzige aus den bei Hulagu
befindlichen Prinzen des Hauses Ejub, gerettet, wie diess
sogleich unter den Folgen, welche die Schlacht von Aindschalut
für die Christen und das Haus Ejub's hatte, umständlicher
erzählt werden soll. Sie erhielten den verdienten
Lohn dafür, dass sie, statt mit anderen Fürsten, ihren
Stamm- und Glaubensgenossen, sich wider den hereinbrechenden
Feind des Islams zu verbünden, demselben gehuldigt
hatten; eine oft wiederholte und dennoch nur selten fruchtende
blutige Lehre der Geschichte.
Schrecklich waren die Folgen der mongolischen Niederlage,
sowohl für die syrischen Christen, als für das Haus
Ejub's. Während der Gegenwart der Mongolen zu Damaskus
hatten die Christen die ihnen gewährte grössere Freiheit
ihres Cultus gegen die Moslimen missbraucht; von allen
[207]
Kirchen übertönte das Glockengeläute den Ruf der Muesine,
und sie trieben den Uebermuth so weit, dass sie Wein in
die grosse Moschee trugen. Schon am vierten Tage nach
der Niederlage der Mongolen überfielen die Moslimen die
grosse, der heiligen Jungfrau geweihte Kirche zu Damaskus
und schleiften dieselbe. 27. Ramasan/
7. September Dies war die Kirche, welche der
Chalife Omar II. Ben Asis den Christen eingeräumt hatte,
um sie für den Verlust der Kirche des heiligen Joannes zu
entschädigen, welche ihnen laut der unter Omar I. (Ben
Chattab) abgeschlossenen Kapitulation der Stadt für immer
hätte zu eigen bleiben sollen, ihnen aber von Welid, dem
Sohne Abdolmelik's, weggenommen und in die grosse Moschee,
das Meisterstück saracenischer Baukunst, verwandelt
worden war. Kotos hatte bei seinem Auszuge die beiden
Fürsten des Hauses Ejub, den von Himss, Sultan Eschref,
und Said, einen Enkel Melikolaadil's von seinem Sohne
Asis[408], welcher von Hulagu mit dem Besitze von Sobeibe
und Banias belehnt worden war, zur Hilfe wider die Mongolen
auffordern lassen. Der Herr von Himss empfing den
Gesandten des Sultans unterwürfig und trug ihm auf, in
seinem Namen die Erde vor den Füssen des Sultans zu
küssen, in dem er den Retter des Islams verehre. Said
hingegen entliess den Gesandten mit Schimpfreden auf Sultan
Kotos[409]; er focht in den Reihen der Mongolen. Nach der
Niederlage derselben nahte er sich huldigend dem Pferde
des Sultans, um demselben die Hand zu küssen. Kotos,
statt ihm die Hand zum Kusse zu gewähren, stiess ihm die
Ferse in's Maul, dass das Blut herausschoss; er liess ihn
dann enthaupten. Eben so tragisch war das Schicksal Melik
Nassir's, des letzten Sultans von Haleb, der mit seinem
Bruder sich in seiner alten Residenz befand, wo Hulagu
die Nachricht von der Niederlage Keitbuka's[410] erhalten
[208]
hatte. 20. Silkide 658/
29. Oct. 1260 Hulagu überhäufte den vorigen Herrscher Haleb's mit
Vorwürfen, dass die syrischen Truppen, für deren Unterwürfigkeit
Nassir gut gestanden, sich auf die Seite der
Aegypter gewendet. Nassir antwortete, dass, wenn es ihm
erlaubt gewesen wäre, in Syrien zu weilen, kein syrischer
Soldat es gewagt haben würde, wider einen Mongolen das
Schwert zu ziehen; wie könne aber Syrien von Tebris aus
beherrscht werden? – Hulagu, statt hierdurch besänftigt
zu werden, nur noch mehr ergrimmt, schoss einen Pfeil
nach ihm, der ihn verwundete. Schone meiner! rief ihm
der unglückliche Nassir zu; aber sein Bruder Sahir ermahnte
ihn, nicht auf unwürdige Art zu sterben; und er erlag dem
zweiten, von Hulagu auf ihn geschossenen Pfeile[411]. Die
anderen Prinzen und das Gefolge derselben, in Allem dreihundert
Reiter, wurden von dreihundert mongolischen Reitern
getödtet, bis auf Einen, den Astronomen Mohijeddin El
Mahghribi[412], welchem das Ansehen, worin die Astronomie bei
den Mongolen stand, das Leben rettete, und aus dessen
Munde der syrische Geschichtschreiber die Umstände dieses
Gemetzels erzählt[413]. Mit Melik Nassir und seinem Bruder
Sahir fiel hier unter dem mongolischen Schwerte Melik
Ssalih, der Sohn Melikol Eschref's, des Herrn von Himss,
welcher die von seinem Vater dem Gesandten des Sultans
gegebene unterwürfige Antwort jetzt mit dem Leben büsste[414].
Nur das Leben Melikolasis, des unmündigen Sohnes Melikonnassir
Jusuf's, wurde verschont. Sein Vater, Nassir Jusuf
Ssalaheddin, gleichnamig mit seinem grossen Urgrossvater,
hatte nicht nur über ganz Syrien, sondern auch über einen
grossen Theil Mesopotamiens, über Haran, Roha, Rakka,
Reis Ain, später über Damaskus und bis an Aegyptens
Gränze geherrscht, wo er schon zum Sultan ausgerufen,
als solcher wieder den Thron dem Hause Ssalaheddin's erworben
hätte, wenn ihn nicht in der Schlacht zu Abbasa[415]
[209]
der erste Sultan der Mamluken, der Turkmane Aibek, und
die von seinem Vater, Asis, ererbten Mamluken verlassen
hätten. 10. Silkide 649/
24. Jan. 1252 Er liebte den Aufwand, besonders den der Küche,
in welcher täglich vierhundert Hämmel geschlachtet wurden;
übrigens viel zu nachsichtig für Diebe und Räuber, die unter
seiner Regierung durch ganz Syrien grassirten. Zu Damaskus
hatte er die nach ihm genannte Moschee, zu Ssalihije sein
Grabmal erbaut, in welches aber nicht er, sondern der
mongolische Emir Kormun begraben werden sollte[416]; der
Dichtkunst nicht fremd, Verfasser mehrerer türkischer Gedichte,
aus denen Abulfeda das folgende erhalten:
Sultan Kotos ordnete nach dem Siege von Aindschalut
die Verwaltung des nun von der Herrschaft der Mongolen
der der Mamluken anheim gefallenen Syriens. Dem Ejubiden
Melik Manssur wurde das väterliche Erbe von Hama zurückgestellt,
nachdem der mongolische Vogt Chosrewschah daraus
abgezogen; auch erhielt er Barin und Mearret, welche Melik
Nassir, der Sultan von Haleb, schon vor fünf und zwanzig
Jahren vom Fürstenthume Hama abgerissen; nur mit Selimije
wurde ein arabischer Emir belehnt. Dann zog Kotos, vom
Fürsten Hama's begleitet, nach Damaskus, wo er im Triumphe
als der Hort des Islams empfangen ward. Viele Tataren wurden
hingerichtet, darunter Husein der Kurde, der Beilträger[417]
Melik Nassir's; dreissig Christen wurden gehenkt und der
christlichen Bevölkerung von Damaskus eine Steuer von
hundert fünfzigtausend Dirhem auferlegt. Manssur, der Fürst
Hama's, wurde von hier nach Hause entlassen, und von den
Dichtern seiner Stadt als Sieger über die Tataren und Wiedereroberer
Maarra's bewillkommt[418]. Kotos setzte über die
[210]
südliche Küste Syriens als Statthalter den Emir Schemseddin
von Berlas[419], einer der asisischen Mamluken, welcher in
der Schlacht Nassirolmelik's von Haleb wider Aibek, den
Mamluken, zu diesem verrätherisch übergegangen, für ihn
die Herrschaft Aegyptens entschieden, dann aber, wider ihn
Ränke schmiedend, wieder nach Syrien entflohen war, von
ihm in Adschlun festgesetzt worden; dann, als Melikonnassir
bei Annäherung der Mongolen gegen Aegypten flüchtete,
wieder freigelassen, folgte er seinem natürlichen Herrn
eine Zeit lang, verliess ihn aber zum zweitenmale und ging
zu Kotos über, der ihn nun dafür mit der Statthalterschaft
von Ghasa belehnte; die von Damaskus übertrug er dem
Emir Alemeddin[420] Senschar von Haleb, dem vorigen Atabeg
des Sohnes Aibek's, des ersten Sultans der Mamluken, und
die von Haleb, welche der Emirol umera Bondokdar für
sich gewünscht hatte, dem Melikes-Said, dem Sohne Bedreddin
Lulu's, dem Bruder Ssalih's, dessen schmähliches Ende
bereits oben erzählt worden. Er selbst brach von Syrien
nach Aegypten auf. 26. Schewwal 658/
5. October Bondokdar, der Fürst der Fürsten, welchem
er die Statthalterschaft Haleb's versagt hatte, verschwor
sich wider den Sultan, und dieser wurde schon am zwanzigsten
Tage nach seinem Aufbruche aus Syrien zu Kossair,
eine Tagreise von Ssalihije, auf der Jagd von den Verschworenen
ermordet. 17. Silkide/
25. October Die Emire Kairo's waren dem als
Sieger über die Tataren im Triumphe zurückkehrenden
Sultan zum Bewillkomm bis nach Ssalihije entgegen gegangen,
wo sie den Mord desselben vernahmen; der Emir Ogotai,
welchen Kotos bei seiner Abreise als seinen Stellvertreter
an der Spitze der Verwaltung Aegyptens zurückgelassen,
fragte, als es sich um die Wahl des Sultans handelte, wer
den Kotos getödtet, weil es der Türken Brauch, dass der
Tödter die Stelle des Getödteten einnehme. Sie zeigten
auf Beibars Bondokdar. So besteige du den Thron, sagte
Ogotai, indem er ihn bei der Hand nahm und auf den Thron
setzte. Ich setze mich darauf, antwortete Beibars, im Namen
[211]
Gottes; leistet den Eid! An dir ist's, sagte Ogotai, der
erste zu schwören, dass du die Emire als deines Gleichen
gütig behandeln, dass du ihnen Befehlshaberschaften verleihen,
ihre Grade vermehren wirst[421]. Beibars nahm den
Titel Melikol kahir, d. i. des rächenden Königs, an, den er
aber später mit dem von Melikol-dahir, d. i. des Offenbaren,
vertauschte, und zog zu Kairo unter den Triumphfesten ein,
welche für seinen Vorfahrer bereitet worden waren. In
Syrien begann unterdessen Aalemeddin, der Statthalter von
Damaskus, die geschleiften Mauern wieder aufzubauen, und
erklärte sich bald hernach selbst zum Sultan, die Macht des
Sultans des Rächenden, des Offenbaren verhöhnend. Zu
Haleb hatte Said, der Sohn Bedreddin Lulu's, durch Kopflosigkeit
und die unbedeutsame Absendung einer zu schwachen
Truppenabtheilung, welche zu Bire am Euphrat von den
Mongolen geschlagen wurden, den Hass der Einwohner auf
sich geladen. Er ward vor den Thoren der Stadt ergriffen
und gezwungen, seine Schätze zu entdecken, welche die
Emire unter sich theilten, ihn selbst gefesselt nach Schoghr
sandten und seiner statt Hosameddin, den Mailleschläger,
zum Statthalter einsetzten; bald darnach erschienen die
Mongolen vor Haleb, und Hosameddin flüchtete mit den
Emiren nach Hama, die Stadt Haleb der Wuth der Mongolen
überlassend. Silhidsche 658/
Nov. 1260 Von Hama zogen sie mit dem Fürsten
Hama's und seinem Bruder Efdhal gegen Himss, ihre Streitkräfte
mit denen des Fürsten dieser Stadt vereinigend, und
lieferten vor Himss den Tataren eine Schlacht, in welcher
diese geschlagen abzogen, auf ihrem Rückzuge von dem
Befehlshaber Apamia's geharket. 5. Moharrem 659/
10. Dec. 1260 Auch der Statthalter von
Ghasa, Abusch von Burlas, empörte sich, wie der von
Damaskus, wider Beibars Bondokdar, den neuen Sultan, und
dieser und jener wollten die Prinzen von Hama und Himss
für sich gewinnen; aber diese gaben ihnen kein Gehör,
und nachdem die beiden Thronnebenbuhler Bondokdar's,
Senshar und Abusch, geschlagen worden, ward Bondokdar,
[212]
der Sultan Aegyptens, auch als solcher in Syrien, zu Haleb
und Damaskus, zu Hama und Himss anerkannt.
Beibars Bondokdar, der sich den Weg zum Throne
durch doppelten Mord gebahnt, erst durch den Moaasem
Turanschah's, des letzten Fürsten der Beni Ejub, und dann
durch den des dritten Sultans der Mamluken, Kotos, war
vor Allem bedacht, seiner Usurpation des Thrones den
Mantel der Legitimität umzuhängen. Zu diesem Ende stellte
er zu Kairo einen angeblichen Abkömmling des Hauses Abbas,
Abulkasim Ahmed, welcher für einen Sohn Dahir's, des vorvorletzten
Chalifen, ausgegeben ward, als Phantom eines
Chalifen auf, der nur dazu diente, kraft seines angestammten
Rechts als Chalife durch Verleihung von Titeln die Herrschaft
desselben als legitim zu rechtfertigen. Zu Kairo ward
feierlicher Einzug desselben veranstaltet, bei welchem die
Ulema von Missr und Kahir den Koran, die Rabbinen die
Bibel, die Christen das Evangelium voraustrugen. 5. Redscheb 659/
9. Juni 1261 Vier Tage
hernach ward in feierlicher Versammlung aller Ulema und
Emire das Schauspiel des Beweises der vorgegebenen Abstammung
aufgeführt, der angebliche Sohn Dahir's von Beibars
als Chalife ausgerufen, und dieser hierauf von ihm, dem
rechtmässigen Chalifen, als Sultan Aegyptens und Syriens
belehnt. Der Chalife, mit dem schwarzen Mantel des Hauses
Abbas angethan, bekleidete den Sultan mit eigener Hand,
indem er ihm den Kaftan anzog und goldene Kette um den
Hals gab. Beibars ritt auf einem Schimmel durch die Stadt
und der Wesir und der Hofmarschall trugen abwechselnd
das Diplom des Chalifen, auf ihren Händen über den Kopf
emporgehalten, vor. Am nächsten Freitage predigte der
Chalife in der Moschee, und als dem Sultan die Predigt zu
lange währte, indem er fürchtete, dass der Chalife das
Volk und das Heer sich selbst zuwenden könnte, liess er
ihm Gold- und Silbermünzen über den Kopf schauern, womit
die Predigt zu Ende. Nachdem Beibars durch die Investitur
seinen Zweck erreicht, war ihm die Gegenwart des
Chalifen überflüssig und konnte ihm sogar gefährlich werden;
er setzte also das Schauspiel in noch grösserem Maasstabe
[213]
fort, indem er ihm einen Hofstaat mit allen Titeln des alten
Chalifenhofes beilegte und zweitausend Reiter mit einer
Truppe Beduinen beigab, mit denen er zur Wiedereroberung
Bagdad's, seiner Hauptstadt, ausziehen sollte. Ihn begleiteten
die von Beibars mit den Fürstenthümern von Mossul,
Sindschar und Dschesiret belehnten drei Söhne Bedreddin
Lulu's. Am Ufer des Euphrats trat Elhakim, ein anderer
Imam aus dem Hause Abbas, als Nebenbuhler um die Chalifenherrschaft
auf. Bondokdar's Schützling zog mit Hilfe
der ihm von diesem beigegebenen Truppen zu Aana und
Hadise ein, welche ihm Anfangs ihre Thore gesperrt hatten;
Hadise, das sich widersetzte, wurde mit Gewalt genommen,
die Christen und Juden geplündert. Unterdessen zogen die
mongolischen Befehlshaber Karabuga mit fünftausend Reitern
gegen Enbar und Behadir Ali, der mongolische Statthalter
von Bagdad, wider den Abenteurer heran, der als der
wahre Chalife seine alte Residenz einzunehmen kam. 4. Moharrem 660/
1. Dec. 1261 Vor
Enbar kam es zur Schlacht; der Chalife ordnete die Turkmanen
auf dem rechten Flügel, die Araber auf dem linken,
er selbst in der Mitte. Behadir's Truppen ergriffen Anfangs
die Flucht und stürzten sich die meisten in den Euphrat;
als aber eine Truppe Mongolen aus einem Hinterhalte herbeiflog,
wichen die Turkmanen und Araber, und der Chalife
verschwand. Wie der letzte der Chalifen des Hauses Abbas
zu Bagdad, war nun der erste der Schatten-Chalifen aus
demselben Hause zu Kairo unter dem Schwerte der Mongolen
gefallen. Der Nebenbuhler um diese Schattenherrschaft,
der Imam Hakim, welcher sein Geschlecht im fünften
Grade von Mosterschid, dem neun und zwanzigsten Chalifen
des Hauses Abbas, ableitete[422], flüchtete nach dieser Schlacht
nach Aegypten, wo ihn Beibars, dem es bequem und angenehm,
einen solchen Münzwardein der Legitimität unter
seinen Händen zu haben, die Abstammung desselben aus
dem Blute der Beni Abbas gerne anerkannte, ihn aber, den
[214]
Geflüchteten, im Palaste Menasirolkebesch, d. i. Belvedere
des Widders, als einen Staatsgefangenen ehrenvoll unterhielt.
Sein Geschäft war blos die Ertheilung der Investitur und
der Diplome als Titel der Rechtmässigkeit der Herrschaft;
er empfing von dem damit Belehnten Geschenke, und schattete
so durch vierzig Jahre unter dem Titel von Schatten Gottes
auf Erden, Herrscher durch Gottes Befehl[423], während er
als Titular-Chalife nur ein Schatten des ehemaligen Chalifen
unter des Sklaven-Sultans Befehl. Er selbst, nur ein Titelträger
der Herrschaft, stempelte durch die von ihm ausgehenden
Diplome die Herrschaft moslimischer Usurpatoren
zur rechtmässigen; hierdurch gewann Beibars im Angesicht
der moslimischen Welt einen ungeheueren Vortheil über
Hulagu, dessen Herrschaftstitel auch nur das Schwert, wie
der des Sultans Aegyptens, weil er, nicht Moslim, nie vom
Chalifen als rechtmässig legitimirt werden konnte. Hakim
war der Stammvater der übrigen ägyptischen Chalifen aus
dem Hause Abbas, aus welchem mit ihm zwanzig durch
dritthalbhundert Jahre zu Kairo als Drahtpuppen der Sultane
figurirten, bis nach dem letzten derselben Selim der Erste,
der Erbe Aegyptens, ohne Recht der Geburt, nur als Eroberer
Aegyptens, den Chalifentitel annahm, der seitdem
dem Titel der osmanischen Sultane beigefügt, wie aus dem
Gesagten erhellet, nur der eines Schattens vom Schatten.
Hulagu war im Begriffe, ein neues Heer nach Syrien
zu senden und dasselbe dem Besitze des Sultans der Mamluken
zu entreissen, als ihn die bis zum offenen Kriege gereifte
Misshelligkeit mit Berke, dem Herrscher der Mongolen
in Kipdschak, dorthin sich zu wenden und seine Waffen
von den Ufern des mittelländischen Meeres an die des kaspischen
zu übertragen zwang. Die Ursachen dieses, trotz
des nachdruckvollsten Vermächtnisses Tschengischan's und
der Jasa, welche die Einigkeit zwischen den Gliedern der
Familie als die Grundmaxime der Politik des tschengischanischen
Hauses einschärft, aufflammenden Familienkriegs
[215]
waren mehrere, und das Feuer glimmte schon seit längerer
Zeit unter der Asche; auch hier sind, wie fast bei allen
Kriegen und Feindschaften (von Staaten, wie von Einzelnen),
der wirkliche und scheinbare Grund, die Masse, welche
schon längst das Gefäss füllt, von dem Tropfen, der es erst
überfliessen macht, wohl von einander zu unterscheiden. Die
wahre und eigentliche politische Ursache dieses Krieges war
der streitige Besitz der Landschaften Arran und Aserbeidschan,
welche, als ausser dem eisernen Thore von Derbend
gelegen, vermöge der Ländertheilung Tschengischan's
unter seine vier Söhne nicht zum Jurte des Uluses Dschudschi's
gehörig, von diesem jetzt angesprochen ward[424].
Nach dieser Ländertheilung erstreckte sich der Jurt Dschaghatai's
von den mittägigen Pässen bis nach Samarkand und
Bochara, der Ogotai's lag im Mittelpunkte des Reichs zu Imil
und Kobak; Tuli besass die angränzenden Länder von Kialik
und Chuaresm bis an die äusserste Gränze Kipdschak's und
die Länder der Ssaksinen; Dschudschi endlich die nördlichen
Jurte innerhalb der kaukasischen Pässe. Hulagu, Herr der
westlichen Hälfte der Jurte, als Ilchan des durch ihn gegründeten
mongolischen Reichs in Persien, konnte unmöglich
die Ansprüche des Chanes der goldenen Horde von Kipdschak
auf den Besitz der nördlichsten Gränzlandschaften seines
Reichs gelten lassen. Dieser politische Grund ward durch
persönliche Empfindlichkeiten Hulagu's noch eindringlicher
gemacht. Berke's Einfluss hatte auf dem Kurultai nach
Mengku's Tode die Wahl der Prinzen für Kubilai wider
seinen Bruder Hulagu und Arik Bugha, welche ebenfalls
Ansprüche auf die Kaanschaft machten, entschieden. Als
der Aeltere der Familie hatte Berke dem Hulagu zu wiederholtenmalen
Lehren und Ermahnungen zugesandt, als
neubekehrter Moslim hatte Berke besonders das treulose
Benehmen Hulagu's gegen moslimische Fürsten, die Verwüstung
so vieler Städte, das Blutbad so vieler Menschen
[216]
und den Ruin des Chalifats hart getadelt. Wiewohl er mein
Aelterer, sagte Hulagu, so kann ich sein Hofmeistern doch
nicht weiter ertragen; endlich war der Tropfe, welcher das
längst gefüllte Gefäss des Grolles überfliessend machte, der
folgende. Auf dem Zuge nach Syrien war Bulghai, der
Enkel Dschudschi's, aus seinem fünften Sohne Scheiban,
gäh nach einem Gastmahle gestorben, und sein Vetter Kutar[425]
wurde angeklagt, durch Zauberei den Tod desselben bewirkt
zu haben. Hulagu, der es nicht auf sich nehmen wollte,
ihn zu richten, hatte ihn in Begleitung Sundschak Nujan's
nach Kipdschak geschickt, um dort vor dem Throne Berke's,
seinem natürlichen Richter, Rede zu stehen. Berke sandte
denselben wieder zurück und Hulagu liess an ihm das Todesurtheil
vollstrecken; zugleich mit ihm ward auch Ssadreddin
Sawedschi als der Zauberei schuldig angeklagt und hingerichtet; 17. Ssafer 658/
2. Febr. 1260
da auch bald darauf Kuli, der dritte Prinz des
Uluses Dschudschi, welcher diesen Feldzug mitmachte, gestorben,
und ihre Angehörigen sich nach Kipdschak geflüchtet
hatten, brach die politische Feindseligkeit und
persönliche Empfindlichkeit in die offenen Flammen des Familienkriegs
aus. Ein Heer von dreissigtausend Kipdschaken,
welches Nokai, der Vetter des hingerichteten Kutar, befehligte,
war von Derbend aufgebrochen und vor Schamachi,
der Hauptstadt Schirwan's, gelagert.
Der Umschwung der Verhältnisse zwischen Berke und
Hulagu hatte natürlicherweise die Politik des ersten gegen
den Sultan der Mamluken, als Beherrscher Syriens und
Aegyptens, wesentlich umgestimmt und die feindlichen Gesinnungen
wider denselben in freundliche verwandelt. Gewiss
hatte die äussere Politik wenigstens eben so grossen Einfluss
als die innere auf die Bekehrung Berke's vom mongolischen
Heidenthume zum Islam. Im Sommer desselben Jahres, mit
dessen Beginn der Feldzug nach Persien beschlossen ward,
begab sich eine Gesandtschaft Berke's auf den Weg nach
[217]
Aegypten, um die Mitwirkung des Sultans in Anspruch zu
nehmen; Botschafter waren Emir Dschelaleddin, Sohn des
Richters, und der Scheich Nureddin Ali, von grossem Gefolge
begleitet; 1. Redscheb 661/
11. Mai 1262 sie waren Ueberbringer eines am ersten
Redscheb des laufenden Jahres datirten Beglaubigungsschreibens,
in welchem Berke seine Annahme des Islams kündete.
Zu gleicher Zeit war zu Kairo eine Botschaft des byzantinischen
Kaisers Lascaris erschienen; sie wurden gemeinschaftlich
mit einem Gastmahle bewirthet, und jeden Mittwoch
und Sonnabend, wo der Sultan sich in die Maillebahn
begab, wurden zahlreiche Geschenke unter sie vertheilt. 28. Schaab. 661/
5. Aug. 1262
Am letzten Freitage des Monats Schaaban, welcher der erste
des August, verrichtete der Schattenchalife des Hauses Abbas,
Hakimbiemrillah, das Kanzelgebet sowohl auf den Namen
des Sultans Beibars, Herrschers von Syrien und Aegypten,
als auf den Berke's, des Herrschers Kipdschak's[426]. Vier
Tage hernach hatte die Ceremonie der Investitur des Ritterthums
für den Chalifen Hakimbiemrillah statt. Futuwwet[427]
bedeutet nicht sowohl den Adel, welcher auf arabisch Scherf
heisst, als das Heldenthum oder eigentlich Ritterthum, als
den Inbegriff grossmüthiger, edelmüthiger, starkmüthiger
Gesinnungen und Handlungen. Das bekannte Wort La Feta
illa Ali kann nur mit den Worten: Es gibt keinen Helden
oder keinen Ritter als Ali, übersetzt werden, und nicht als:
Es ist kein Adeliger als Ali. Das Symbol des Heldenthums
oder vielmehr ritterlicher Gesinnungen bestand aber nicht
in Schild und Schwert, Panzer oder Helm, welche im
Abendlande die Insignien des Ritterthums, sondern in einem
Paar von – Beinkleidern. Tags darauf, nach der Ceremonie
der ritterlichen Beinkleiderinvestitur, wurden die Botschafter
Berke's im Bergschlosse durch den Atabeg (Obersthofmeister)
mit Ehrenkleidern ausgezeichnet. Das Antwortschreiben
war so weitläufig gewortet und geschrieben, dass
es nicht weniger als siebzig Bogen mittleren Formates aus
[218]
den Fabriken von Bagdad. Der Schreiber desselben, Mohijeddin
Abdes-sahir, las dasselbe dem Sultan in der Gegenwart
der Emire vor, und es ward mit einem herrlichen
Geschenke den zwei ägyptischen Botschaftern, dem Emir
Fariseddin Akusch Mesudi und dem Scherif Imadeddin
Haschimi, übergeben. Auch zu Mekka und Medina wurde
das Chutbe auf den Namen Berke's verrichtet. Um den
Faden der Erzählung ägyptischer und mongolischer Verhältnisse
nicht durch den Bericht des nordischen Feldzuges,
welchem der nächste Abschnitt gewidmet ist, zu unterbrechen,
reihen sich hier noch die folgenden Begebenheiten
ein, welche das unmittelbare Verhältniss der Aegypter und
Mongolen betreffen. Es waren noch nicht zwei Monate
nach dem Abgange der Botschaft an Berke verflossen, als
eine grosse Anzahl mongolischer Emire[428] ankamen, um dem
Sultane ihre Unterwürfigkeit zu bezeigen. Er ritt ihnen
zum Empfange entgegen; alsbald sie ihn erblickten, stiegen
sie vom Pferde und küssten die Erde vor dem Sultane, der
im Sattel sitzen blieb. Nachdem er sie mit Ehren überhäuft,
kehrte er in's Schloss zurück. Hosameddin, der Sohn
Berke's, welcher als ein Beweis der Freundschaft seines
Vaters für den Sultan nach Kairo gekommen, starb allda; 5. Silhidsche 661/
9. Nov. 1262
drei Tage hernach wurden die Botschafter mit Ehrenkleidern
angethan und der Sultan besuchte das Grabmal des
Sohnes Berke's. Bald darauf kam eine zweite Schaar und
endlich eine dritte tatarischer Edelen; der Sultan verlieh
den Vornehmsten derselben den Rang eines Emirs und sie
bekehrten sich auf seine Einladung zum Islam[429]. Kairo
war damals von den Tataren beider Parteien, nämlich sowohl
von der Berke's als Hulagu's, besucht; nur erschienen
jene öffentlich als Freunde, die sich meistens zum Islam
bekehrten, diese aber nur heimlich als Kundschafter, die,
wenn entdeckt, ergriffen wurden. Unter die Emire der
[219]
bekehrten Tataren sowohl, als die Franken, welche sich
zum Islam bekehret hatten, wurden an Einem Tage vom
Schatzmeister Bedreddin hundert achtzig Pferde vertheilt.
Dieser Verkehr Berke's mit Beibars durch gegenseitige Botschaften
erklärt die Verpflanzung mongolischer Hofwürden
nach Aegypten, wo sich dieselben mit ihren ursprünglichen
türkischen Namen erhielten, und erklärt die bei Makrisi
erhaltene Kenntniss von der tatarischen Jasa. Bei der Betrachtung
des feindlichen Verhältnisses der Oberhäupter der
beiden Uluse Berke's und Hulagu's und ihrer gegenseitigen
Verhältnisse mit Aegypten erhellet auch, dass die Kreuzfahrer
damals nicht gegen alle Tataren gleiche Gesinnungen
hegen und dieselben insgesammt als Feinde des Sultans von
Aegypten und also als natürliche Freunde und Verbündete
betrachten konnten. Dieses waren für die Kreuzfahrer nur
die Mongolen Persiens, während die Mongolen Kipdschak's
als die Freunde und Verbündete von Beibars auch die
Feinde der Christen im gelobten Lande. Da der Krieg
zwischen Berke und Hulagu dem Sultan in Aegypten und
Syrien so freiere Hand liess, so konnte derselbe den Kreuzfahrern
nur höchst unerwünscht sein.
Hulagu bot das ganze Heer Persiens zum Zuge wider
Kipdschak auf, setzte sich mit demselben Hälfte Mai's des
Jahres zwölfhundert zwei und sechzig von Alatagh aus in
Bewegung. 2. Schewwal 660/
14. Mai 1262 Schiramun, der Sohn Dschurmaghun's, der vormalige
Statthalter Persiens, befehligte den Vortrab. Die
Nujanen Basmaghan und Abatai standen Anfangs Novembers
vor Schamachi. 26. Silkide 660/
11. Nov. 1262 Schiramun war von dem Heere Berke's
überfallen und geschlagen worden, aber vier Tage vor Ende
des moslimischen Jahres schlug Abatai bei Schaburan den
Nokai in die Flucht. 6. Moharrem 661/
20. Nov. 1262 Hulagu brach hierauf von Schamachi
gegen Derbend auf. Hier wurden der Kanzler Seifeddin,
der Chodscha Asis der Georgier und Chodscha Medschdeddin
von Tebris ergriffen, nach Schaburan gebracht und dort
sammt dem Astronomen Hosameddin hingerichtet. Melik
Ssadreddin von Tebris und Ali Melik, die Befehlshaber von
Irak, schlugen sich in theilweisen Gefechten durch; 21. Moharr. 661/
7. Dec. 1262 am
[220]
siebenten December stand das Heer Hulagu's vor den Mauern
Derbend's. Nach dreitägigem Kampfe wurde die Feste erobert
und acht Tage hernach Nokai geschlagen. Die Nujanen
Schiramun und Abatai wollten den Prinzen Abaka, den
ältesten Sohn Hulagu's, den er ihnen zur Hilfe gesendet,
zur Rückkehr bewegen; aber dieser trotzte männlich den
Beschwerden des Feldzugs inmitten des Winters. Hulagu
ertheilte sieben anderen Nujanen[430] den Befehl, sich des
Lagers der Kipdschaken zu bemächtigen. Sie gingen über
den Terek und schleppten Zelte und Herden von allen Seiten
zusammen, sich Ausschweifungen überlassend. Berke, hiervon
in Kenntniss gesetzt, brach auf einmal mit mächtigem
Heere aus den Schneegefilden der Steppe auf sie los; 7. Rebiulewwel 661/
16. Jan. 1263 einen
ganzen Tag ward an den Ufern des Terek gekämpft; als
die persischen Truppen sich über den Fluss zurückzogen,
brach das Eis ein und eine grosse Anzahl derselben ging
zu Grunde; Abaka kam heil nach Schaburan; Berke hielt sich
inner Derbend und Hulagu kam im Frühjahre nach Tebris
zurück[431]. 11. Dschemasiulachir/
9. Mai 1263 Hulagu rächte sich für die Unfälle des Feldzugs,
wie nach dem syrischen, durch den Mord von Unschuldigen.
Er liess alle Kaufleute Kipdschak's, die sich zu Tebris befanden,
hinrichten und ihre Güter einziehen[432]. Berke, um
Gleiches mit Gleichem zu vergelten, liess alle persischen
Kaufleute, die in Kipdschak, morden; und Hulagu vergalt
dieses Blutbad mit dem eines Theiles der Bewohner Bochara's,
welches sich aus seinem Schutte hervorzuheben
begann. Von sechzehn Hesaren, d. i. Regimentern, welche zu
Bochara lagen, gehörten fünf dem Batu, drei der Frau
Sijurkukteni, der Mutter Hulagu's, die übrigen acht dem
grossen Eidam Tschengischan's. Die fünf Regimenter Batu's
liess Hulagu ausrücken und niederhauen[433]. Im folgenden
Jahre erscholl abermal das Gerücht, dass ein Heer aus
Kipdschak im Anzuge. Hulagu sandte den Scheich Scherif
[221]
Tebrisi auf die Strasse von Lesgistan nach Kipdschak, um
Erkundigung einzuziehen. Er ward ergriffen und vor Nokai
gebracht. Was macht Hulagu? fragte ihn Nokai, fährt
er noch fort, aus Grimm unsere Krieger und Edele, unsere
Kaufleute und Derwische zu morden? – Der Scheich entgegnete:
Unser Padischah war vormals erzürnt ob der Misshelligkeit
mit seinen Brüdern (Kubilai und Arigh) und das
Feuer seines Grimms verbrannte, was trocken und feucht;
allein seitdem der Bürgerkrieg um den Thron beendigt ist,
übt er die strengste Gerechtigkeit. Es waren nämlich Gesandte
mit der Nachricht angekommen, dass Aiktokt, welcher
dem Bruder Kubilai den Thron streitig machen wollte, sich
unterworfen; dass Alghui, der Enkel Dschafer's, aus seinem
Sohne Paidar, welcher ein anderer Thronprätendent, gestorben,
dass Kubilai dem Bruder Hulagu das Diplom der
Herrschaft von den Ufern des Oxus bis an die äussersten
Gränzen Syriens als Ilchan und Padischah und obendrein
dreissigtausend auserlesene mongolische Jünglinge zur Hilfe
gesendet. Diese Nachricht lähmte die Kriegslust Nokai's,
und der Scheich kehrte mit der Nachricht, dass, wiewohl
kein Friede, die Feindseligkeiten aufgehört, zu Hulagu
zurück. Das Interesse Hulagu's ist in die Streitigkeiten der
Prinzen um die oberste Macht des Kaan's so enge verflochten
und er hat an denselben durch seinen Gesandten so einwirkenden
Antheil genommen, dass eine kurze Erzählung jener
Begebenheiten als unmittelbar in dessen Geschichte gehörig
hier unabweislich.
Nach dem Tode Mengkukaan's, dessen Todeskunde seinen Bruder Hulagu zur Rückkehr aus Syrien, wie vor vierzig Jahren die Nachricht von dem Tode Ogotai's dessen Vetter Batu zum Abzuge aus Ungarn veranlasst, hatten die im Kurultai versammelten Prinzen, welche den Kubilai zum Kaan und Moilchan ausgerufen, hundert Gesandte an Arikbugha, dessen Bruder und Nebenbuhler um den Thron, abgeordnet, um ihm die Nachricht zu überbringen, dass durch einstimmigen Beschluss der Prinzen Kubilai den Thron als grosser Chan bestiegen und Apuschkan, der Urenkel Dschagatai's[434], [222] dem Uluse seines Grossvaters vorgesetzt, mit seinem jüngeren Bruder Kasar dorthin abgesendet worden sei. Die hundert Gesandten trafen an der Gränze Tangkut's Arikbugha, der sie einkerkern liess und ein von dem zweitgebornen Sohne Hulagu's, dem Prinzen Dschumkur, und Karatschar, dem Sohne Orda's, befehligtes Heer gegen Kubilai sandte; sie wurden geschlagen und gefangen; Arikbugha liess die hundert Gesandten hinrichten und zog sich in's Land der Kirgisen zurück. Er wandte sich an Alghui, den Sohn Paidar's (des vor Olmütz gefallenen Peta), mit der Bitte, für ihn als Gränzhüter am Oxus die Truppen Hulagu's und Berke's abzuwehren. Indess sammelte sich für ihn ein Heer zu Kaschghar, das bald über hundert fünfzigtausend stark, in vollem Aufruhre wider Kubilai. Dieser sandte wider die Rebellen ein von dem Jeke Kadak und Karadschu, dem Sohne Dschudschi Kasar's (des Bruders Tschengischan's), befehligtes Heer, das geschlagen und zerstreut ward. Die Prinzen Anführer flüchteten zu Arikbugha, der flüchtig und halb verhungert (denn Kubilai hatte ihm die Zufuhr der Lebensmittel abgeschnitten) im Lager der Kirgisen und Kemdschiuten weilte. Kubilai hatte zu Karakorum die vier Lager Arikbugha's und das des mit ihm verbündeten Gulgan's (des fünften Sohnes Tschengischan's) aufgehoben. Arikbugha sandte Botschaft mit dem Bekenntniss seiner Schuld und Bitte um Verzeihung; er erwarte nur, dass seine Pferde fett und dass Hulagu, Berke und Alghui kämen, um sich mit ihnen dem Kaan huldigend zu Füssen zu werfen. Kubilai sandte Antwort: dass, wenn er, ohne die Ankunft der Prinzen abzuwarten, erscheinen wolle, seine Ankunft um so willkommener sein würde, und zog sich nach Karawin Dschidun, wo er die zu Karakorum aufgehobenen Lager Arikbugha's und Gulgan's freigab. Zu dieser Zeit war häufiger Gesandtenwechsel zwischen Kubilai mit seinem Bruder Hulagu und seinem Vetter Berke, dem Herrn des [223] Uluses Dschudschi, und Alghui, dem Haupte des Uluses Dschaghatai, die sich nun dem Kaan näherten. Er gab ihnen kund, dass Alghui das Land vom Altai bis zum Oxus, Hulagu vom Oxus bis nach Aegypten besetzen möge, während er selbst die Länder vom Altai bis an's chinesische Meer hüten wolle. Arikbugha brach, sobald seine Pferde sich wieder erholt hatten, wieder als Rebelle gegen die Macht Kubilai's auf, überfiel den Prinzen Jesunke, den Neffen Kubilai's, welcher die Vorhut desselben befehligte, und schlug ihn. Das Heer Arikbugha's und das Kubilai's[435] schlugen sich zu Indschije Kutku am Hügel Chodscha Buldak. Das Heer der Rebellen wurde geschlagen und viele Uiraten getödtet. Suntai, der Sohn des letzten Kaan Mengku's, berieth sich mit Arikbugha, und sie beschlossen, eine zweite Schlacht zu liefern, am Rande der Sandwüste, in der Olt genannten Gegend, zu Schirghan Taghun am Hügel Schilklik. Der rechte Flügel Arikbugha's war geschlagen, aber der linke hielt tapfer bis in die sinkende Nacht aus, welche die beiden Heere trennte, die sich in die Winterquartiere begaben. Arikbugha, durch diesen wiederholten Versuch, seine Streitkräfte mit denen Kubilai's zu messen, ermuthigt, sandte im nächsten Jahre seine Waffen wider Alghui, welchen er als Herrn des Uluses Dschaghatai eingesetzt und von welchem er zu wiederholtenmalen Hilfe begehrt hatte, ohne dieselbe zu erhalten[436].
Alghui, der Sohn Paidar's (Peta's), der von Arikbugha
eingesetzte Herrscher des Uluses Dschaghatai, hatte, als
er nach Turkistan gekommen, ein Heer von mehr als hunderttausend
Mann gesammelt. Sein Vetter, der Prinz Nikpei
Aghul (Sohn Sarban's, des achten Sohnes Dschaghatai's),
war an der Spitze von fünf tausend Mann in Transoxana
eingefallen, und hatte zu Samarkand und Bochara, das damals
zum Gebiete Kipdschak's gehörte, geraubt und die
Angehörigen Berke's getödtet, unter diesen auch den grossen
[224]
Scheich Seifeddin Bachersi. Gesandte Arikbugha's, an deren
Spitze Schadi, der Sohn Jaschmut's des Arkaun, d. i. des
nestorianischen Priesters, forderten vermittels Jerlighs die
Zurückstellung der geraubten Güter, welche Alghui verweigerte,
und eben darum die Gesandten tödtete. Hierüber
ergrimmt, zog Arikbugha wider denselben; zu Karakorum
forderte er die Einwohner zur Hilfeleistung auf; die Imame,
die Schreiber der Christen entschuldigten sich, dass sie die
Waffen nicht gewohnt, nur für den Erfolg derselben beten
könnten. Einige Zeit darnach kam der Kaan, der, als er
das treue Benehmen der Einwohner erfuhr, die alten Privilegien
Tschengischan's und Mengku's bestätigte, sie alle
zu Tarchanen (Freiherren) ernannte; Vorfälle in China
nöthigten ihn, bald wieder zurückzukehren. Karabuka, der
Befehlshaber des Vortrabs Arikbugha's, war von Alghui zu
Sutgol, d. i. am Milchsee[437], geschlagen und getödtet worden.
Alghui zog sich sorglos an's Ufer des Hile Muran; von dem
Prinzen Suntai, welcher das Heer Arikbugha's befehligte,
geschlagen, ging er über die Anhöhen von Timurkahalka
und den Hile Muran nach Almaligh, dem Jurte Alghui's, und
plünderte denselben aus. Alghui nahm seine Frau und die
Truppen des rechten Flügels, welche Suntai noch nicht geschlagen,
und flüchtete damit nach Choten und Kaschghar.
Arikbugha brachte den Winter am Hile Muran und zu Almaligh
in Festen zu, liess aber von allen Seiten die Truppen
des Kaan's aufsuchen und tödten. Alghui hatte sich nach
Samarkand und Bochara gezogen, wohin auch Dschumkur,
der bisher von Arikbugha bei sich zurückgehaltene Sohn
Hulagu's, kam, indem ihm Arikbugha, um seine Gesundheit
herzustellen, sich jenseits des Oxus zu begeben erlaubt hatte. Rebiulewwel 662/
Januar 1263
Das Benehmen Arikbugha's, welcher überall die Leute des
Kaan's aufsuchte und tödtete, entwandte ihm die Herzen
der Bewohner und eine Hungersnoth schwächte gewaltig die
Zahl seiner Truppen. Dazu kam die böse Vorbedeutung
eines Sturmes, welcher das an tausend Pflöcken befestigte
[225]
Herrscherzelt zusammenriss und im Ruine desselben viele
Menschen erschlug. Seine Truppen zerstreuten sich nach
allen Seiten, nur einige wenige blieben mit Arikbugha und
Suntai zu Almaligh. Unterdessen war Uriktasch, der Sohn
Mengku's, welcher es nicht, wie sein Bruder Suntai, mit
Arikbugha, sondern mit Kubilai hielt, am Altai[438] und die
Truppen schlugen sich zu ihm. Er sandte an Arikbugha,
um ihm das grosse Siegel seines Vaters Mengku, welches
bisher in Arikbugha's Händen, abzufordern, und dieser lieferte
es aus. Alghui, welchem hieraus die Schwäche Arikbugha's
kund geworden, zog nun wider ihn, und begehrte
die Herausgabe der Frau Hirghana, der Gemahlin Kara
Hulagu's, des Sohnes Muwatukjan's, welche vor einiger Zeit,
um die Beschwerden Alghui's anzubringen, in's Lager Arikbugha's
gegangen, von demselben zurückbehalten worden
war. Er sandte sie mit ihrem Minister Mesud, dem Sohne
von Jelwadsch, zurück. Alghui empfing sie ehrenvoll und
bestellte den Mesud zur Verwaltung der Länder jenseits des
Oxus, wo er zu Samarkand und Bochara residirte. Durch
seine weise Verwaltung erstarkte der Schatz und die Macht
Alghui's, der sich zu wiederholtenmalen mit dem Heere
Berke's schlug, und diesem Otrar entriss; ihm gegenüber
stand aber als Verbündeter, Schutzgenosse Berke's der Prinz
Kaidu, der Sohn Kaschin's, des fünften Sohnes Ogotai's.
Anfangs von der Partei Arikbugha's, hatte er denselben
verlassen und sich zu Berke geflüchtet, der ihm sein Vertrauen
schenkte, weil die Astrologen das Horoscop Kaidu's
ungemein günstig und glückvorbedeutend gefunden[439]. Bald
hierauf starb Alghui und durch die Bemühungen Hirghana's
ward ihr Sohn Mubarekschah als Herrscher des Uluses
Dschagatai anerkannt.
Arikbugha, von seinem Heere verlassen, hatte sich reuig an dem Hofe des Bruders eingestellt, an welchem er nach dem mongolischen Gebrauche als Schuldiger eingeführt ward. Nach dieser Sitte wurden die Schuldigen nicht durch [226] das gewöhnliche Thor in's Zelt zur Audienz eingeführt, sondern bei einer heimlichen Pforte hineingestossen, und statt eines Ehrenkleides mit Filz bekleidet[440]. Das offene Bekenntniss der Schuld ward gnädig aufgenommen; aber Dschingkum, der Gesandte Hulagu's, welcher gegenwärtig, rieth im Namen seines Herrn, nach der Strenge der Jasa zu verfahren und den Prinzen sammt seinen Mitschuldigen vor Gericht zu stellen; auch Dschikar, der Bruder Apuschka's, welcher durch die Hand des Prinzen Suntai gefallen, warf dem Arikbugha hartes Wort, dass er bereit sei, dessen Blut zu vergiessen, in's Gesicht. Am folgenden Tage gingen die grossen Nujane mit den Prinzen in's Gericht[441]. Auf die wider sie vorgebrachte Klage schwiegen sie alle; endlich redete sie Toman Nujan, einer der edelsten so von Gesicht als Gesinnung, an: Warum sprecht ihr nicht, ihr Fürsten! Haben wir uns nicht Alle verschworen, den Arikbugha auf den Thron zu setzen, oder mit ihm zu sterben? Nun ist der Tag gekommen, den zweiten Theil unseres gegebenen Wortes zu lösen. Arikbugha erzählte den Hergang des Aufruhrs und die Emire bekannten ihre Schuld. Kubilai wollte dennoch nicht zur Vollstreckung des Urtheils schreiten, ohne zuvor das Gutachten Berke's und Hulagu's und auch Alghui's, der damals noch am Leben, eingeholt zu haben; nur die schuldigsten der Emire wurden sogleich hingerichtet: Bulgha Nujan, der erste Hebel des Aufruhrs, Ildschetai, welcher Gurundschi, den Sohn Kadan's, verschwärzt, und Tokus, welcher das meiste Blut der Truppen des Kaan's vergossen; andere wurden nach Turkistan verbannt[442]; nur um das über die Prinzen Arikbugha und Suntai zu verhängende Loos wurden Berke, Hulagu und Alghui um ihr Gutachten befragt. Alghui erklärte, dass er sich der Meinung [227] des Kaan's und Hulagu's, was immer sie sei, anschliesse. Hulagu billigte in Allem den Beschluss der Prinzen und des Gerichts und versprach, wenn Berke käme, ebenfalls beim Kurultai zu erscheinen. Bald nach der Rückkehr des Gesandten starb Arikbugha natürlichen Todes, und es brach der Krieg zwischen Hulagu und Berke aus. Kubilai verlieh die Herrschaft des Uluses Dschagatai, welche die Frau Hirghana ihrem Sohne Mubarekschah zugewandt hatte, dem Beirak, dem Sohne Jesun Tewa's, des zweiten Sohnes Muwatukjan's, welcher den Mubarekschah zur Abdankung bewog und sich der Zügel der Herrschaft des Uluses Dschagatai bemächtigte; aber nachdem Arikbugha und Alghui, die beiden Thronanmasser aus dem Uluse Tuli's und Dschagatai's, verschwunden, hatte Kubilai noch einen dritten aus dem Uluse Ogotai's, nämlich Kaidu, den Sohn Kaschin's, zu bekämpfen. Kubilai sandte ihm ein von seinen Söhnen Numughan und Kukistu befehligtes Heer entgegen, in welchem sich Söhne Ogotai's[443] und Arikbugha's befanden. Die Prinzen Tokatimur und Schiregi (der Sohn Ogotai's) verschworen sich mitsammen, ergriffen die beiden Prinzen, Söhne Kubilai's, und sandten dieselben an Mengku Timur, den Herrn von Kipdschak, aus; zugleich streuten sie das Gerücht aus, dass die Söhne Batu's mit den Kaidu's gemeinsame Sache machten, das aber nicht dem so. Zwar vereinten sich mit Schiregi und Tokatimur auch Sarban, der achte Sohn Dschaghatai's; aber sie wurden vom Heere Kubilai's geschlagen, und die beiden letzten entflohen nach der Landschaft Narin, wo sie am Ufer des Irtisch weilten; während Tokatimur im Lande der Kirgisen streifte, ward sein Lager von den Truppen Kubilai's geplündert; Tokatimur wandte sich an Schiregi um Hilfe, und als dieser sie ihm verweigerte, lockte er den Sarban mit Hoffnungen auf die Chanschaft, wie er früher den Schiregi damit verlockt hatte. Die beiden gleich getäuschten Thronbewerber Sarban und Schiregi bekriegten [228] sich nun mit einander und rieben sich gegenseitig auf, bis beide in die Hände Kubilai's fielen, der jenen in eine durch Sumpfluft verpestete Insel sandte, dem Sarban den Befehl über eine Abtheilung von Truppen gab. Melik Timur und der Sohn Schiregi's begaben sich zu Kaidu, der, noch nach vierzig Jahren der mächtige Herrscher des Uluses Ogotai, im Verlaufe dieser Geschichte noch mehr als einmal in die der Ilchane eingreifend erscheinen wird.
Hulagu beschäftigte sich nach beendigtem Feldzuge wider
Kipdschak mit dem Baue zweier Schlösser, das eine in der
Ebene von Alatak, das andere zu Chui, und begab sich
dann von Tebris an den Goldfluss[444], welchen die Mongolen
Tschaghatuwunghatu nannten, bei Meragha, dort mit der
Vollendung der Sternwarte und mit wissenschaftlichen Versammlungen
beschäftigt; nebst der Astronomie war er vorzüglich
der Alchymie ergeben und verschwendete grosse
Summen an Alchemiker, deren Vorspiegelungen so, wie die
ihnen zugewandten grossen Summen, in Rauch aufgingen.
Zugleich ordnete er die Verwaltung des durch seine Eroberungen
gegründeten neuen Reichs. Seinem ältesten Sohne,
Abaka, übertrug er die Statthalterschaft von Chorasan; seinem
dritten Sohne, Jaschmut, dem Eroberer Mesopotamiens, die
Statthalterschaft von Arran und Aserbeidschan; dann die von
Jaschmut eroberten Landschaften Mesopotamiens: Diari Bekr
und Rebiaa, von dem Ufer des Tigris bis an das des Euphrats,
dem Emir Tudan, und die der Länder Rum's dem
Emir Moineddin Perwane; die Verwaltung von Tebris vertraute
er den Händen Melik Ssadreddin's, die Kerman's der
Frau Turkjan Chatun an. Nach der, während des Feldzugs
von Kipdschak vollzogenen, oben erwähnten Hinrichtung des
Staatskanzlers Seifeddin Bitekdschi ward dieses höchste
Staatsamt dem Schemseddin Mohammed Dschuweini, als
Herrn und Vorsteher des Diwan's, und der Vorsitz des
Diwan's zu Bagdad seinem Bruder Atamülk, dem Geschichtschreiber,
verliehen. Besonderes Vertrauen schenkte er
[229]
dem Sohne des vormaligen kleinen Diwitdar von Bagdad,
dem Dschelaleddin; dieser täuschte das Vertrauen Hulagu's
nicht minder, als sein Vater das des letzten Chalifen getäuscht.
Er trug ihm vor, dass sich in der Landschaft
Bagdad's mehrere Tausend Kipdschaken befänden, die, wenn
Hulagu hierzu den Befehl ertheilen wolle, er zu sammeln
bereit sei, um dieselben zum Vortrab im nächsten Feldzuge
wider Kipdschak zu verwenden. Hulagu, durch seinen Vorschlag
verblendet, gab ihm Diplom und Löwenkopf und
unumschränkte Vollmacht über alle Truppen und Waffen
der Landschaft Bagdad's. Er warb die Kipdschaken und
Andere an, wiegelte sie aber gegen Hulagu auf, indem er
sie heimlich versicherte, dass er nicht gesonnen, sie wider
ihre Landsleute auf die Schlachtbank zu führen, sie vielmehr
retten wolle. Nachdem er sie aus den Zeughäusern Bagdad's
bewaffnet, führte er sie unter dem gegen den Statthalter
Bagdad's vorgeschützten Vorwande, dass er mit ihnen nach
Derbend und Schirwan ausziehe, in's Gebiet des arabischen
Stammes Chafadsche, das er plündernd durchzog und dann
mit der ganzen Truppe längs des Euphrats bis Aana und
Hadise vorbeiziehend nach Syrien und Aegypten aufbrach.
Der Aerger, so schändlich vom Günstlinge getäuscht worden
zu sein, nagte als giftiger Wurm in der Brust Hulagu's und
beschleunigte seinen Tod, der ihn nach kurzer Krankheit
hingerafft[445]. 9. Rebiulachir 668/
8. Febr. 1265 Er ward auf dem Gipfel des Berges Schahu[446],
gegenüber von Destchawakan, bestattet. Nach mongolischem
Gebrauche wurden ihm Gold und Edelsteine in den Sarg gegeben
und die schönsten seiner Beischläferinnen geschlachtet[447],
um ihm die Einsamkeit des Grabes zu versüssen.
Aber ausser den geschlachteten Beischläferinnen folgten ihm
bald zwei seiner Frauen natürlichen Todes in's Grab nach,
[230]
die Frau Irtekan, die Mutter seines achten Sohnes Adschai,
schon am neunten Tage nach dem Tode ihres Gemahls, 3. Ramasan/
17. Febr. und
vier Monate und eilf Tage später, drei Tage vor der Thronbesteigung
Abaka's, die Frau Tokus Chatun, die Christin,
die grosse Beschützerin ihrer Glaubensgenossen. Auf ihren
Einfluss gründete sich vermuthlich die Hoffnung des Papstes,
dass Hulagu sich nächstens zum Christenthume bekehren
werde, wovon ihm der Ungar Joannes die Kunde gebracht
und worüber sich der Papst in seinem Schreiben an Hulagu
so hoch erfreut[448]. Eine grosse Frau, deren Wirken stiller
und wohlthätiger, als das zweier der berühmtesten Frauen
persischer Geschichte, nämlich der Frau Turkjan und der
Atabegin Abisch aus der Dynastie der Salghuren, welche
Persien beherrschten, und deren Geschichte in die Hulagu's
enge verflochten, nun zum Schlusse dieses Buches besonders
erzählt werden soll.
Fars, d. i. Persien im eigentlichsten und engsten Sinne, der Kern des persischen Reichs, in welchem das Haupt desselben die alte Persepolis, die Geburts- und Grabstätte des Cyrus, ist als Vaterland persischen Namens, als Mutterland persischen Stammes zu jeder Zeit seiner Geschichte, von der ältesten bis zur neuesten, und folglich auch binnen des Jahrhunderts mongolischer Herrschaft vor allen anderen Landschaften des Reichs von vorwiegendem Interesse und Momente. Persien im weitesten Sinne, d. i. Iran, das Ariene der Sendbücher, ist das Paradies der Bibel, das zwischen den vier Flüssen des biblischen Paradieses, dem Digloth (Tigris), Frat (Euphrat), Gihon (Dschihun) und Phischon (Sihun), östlich und westlich eingeschlossene asiatische Hochland. Persien im engsten Sinne, d. i. Fars, ist die von Natur und Kunst vor allen anderen Landschaften des Reichs am meisten ausgezeichnete südliche, nördlich vom persischen Irak, südlich vom persischen Meerbusen, östlich von der Sandwüste Kirmans, westlich vom Gebirgslande Luristan begränzt, in welcher das paradiesische Thal Schaab Bewwan, von den asiatischen Geschichtschreibern [231] als eines der vier Paradiese des Ostens gefeiert, die Naturfeste Kalaaisefid, d. i. das weisse Schloss, schon aus dem Schahname als der Sitz des weissen Diwe's bekannt, die Ruinen der vierzig Säulen[449] oder der vierzig Leuchtthürme[450], die behauene Steinwand des Ebenbildes Rustem's[451], die der alten Königsgräber, das Grab der Mutter Salomon's[452], d. i. das des Cyrus (ein Felsengrab mit Pehlewiinschrift), die des Kerkers[453] und der Musikkapelle Dschemschid's[454], Felsengrotten mit Inschrifttafeln in Pehlewi, die Sculpturen von Schabur, welche den Triumph Schabur's über Valerian verherrlichen, Königsgräber, Heldengrotten, Bergaltäre, Feuertempel und mehrere andere solcher steinerner Ueberlieferungen der ältesten Geschichte des Reichs. Ein von der Natur durch mehrere Seltenheiten hochbegünstigtes Land, in welchem die Rosen und der Wein von Schiras glühen, das reine Wasser von Mossella fliesst, ein Land, das der Lebensfluss und der Kor durchströmen, deren erster seinen Namen von den lebendigen Bergwässern, dieser in der ältesten Zeit von Kyros, in der mittleren vom grössten Fürsten der Dynastie Buje den Namen hat[455]; das Land, wo der königliche Berg der Gräber von Persepolis und das vielfarbige Salzgebirge von Darabdscherd sich erheben, wo zu Schiras die Berggipfel persischen Dichterruhms in den Grabmälern von Hafis und Saadi. Persische Baukunst und Dichtkunst haben in Fars ihre höchsten Triumphe gefeiert, und ohne von der ältesten Geschichte zu sprechen, so ist seit dem Aufblühen neupersischer Poesie und Literatur Fars der Mittelpunkt derselben geblieben, bis erst in der jüngsten Zeit sich dieselbe in dem Brennpunkte der nach Norden übertragenen Hauptstädte von Teheran und Tebris gesammelt. In den ersten drei Jahrhunderten der Hidschret blühte morgenländische Dichtkunst und Literatur zwar zuerst unter der Herrschaft der Beni Saman und Chorasan auf und erhielt [232] sich dort noch mit der Herrschaft der Seldschuken in bedeutendem Flore; denn Fars wetteiferte hierin mit Chorasan schon unter der Herrschaft der Beni Buje, und trug unter der der Salghuren den ersten Preis davon, welcher demselben erst nach dem Untergange dieser Dynastie, unter der Herrschaft der Ilchane vom nördlichen Persien, wo die Residenz Tebris aufblühte, streitig gemacht, in der Folge aber unter der Herrschaft der Dynastien der Beni Mosaffer und Sseffi wieder errungen, und bis in die neueste Zeit behauptet ward, wo der Lebensfluss geistiger Kultur wieder den nördlichen Hauptstädten und Residenzen Teheran und Tebris in seichteren Fluthen zufliesst; also schon aus dem Gesichtspunkte der Kulturgeschichte allein ist die Geschichte der Salghuren, welche ein Jahrhundert vor der Herrschaft der Ilchane Fars beherrscht, von der höchsten Wichtigkeit, indem dieselbe auch die Kulturgeschichte Persiens während der Eroberung und der dreizehnjährigen Herrschaft Hulagu's einschliesst.
In Hinsicht auf Kultur hat die bisher europäischen Orientalisten und Geschichtschreibern nicht einmal dem Namen nach bekannt gewordene Dynastie der Beni Dschelendi, welche zur Zeit der arabischen Eroberung von den Ufern des persischen Meerbusens bis nach Kerman und Irak hin herrschten, einen bedeutungsvollen Beinamen, indem dieselben auch Beni Amare oder Imare, d. i. die Söhne der Kultur, heissen. Das arabische Wurzelwort Amr oder Omr bezeichnet Leben und Kultur, indem die Kultur belebt und das Leben ohne Kultur kein geistiges; zunächst verwandt mit Omer, d. i. Homeros, dem Inbegriffe ältester griechischer geistiger, vom Orient aus belebter Kultur[456]. Aammar heisst der Hochgebildete, Wohlgerüche Liebende, sei es nun die physischen, sei es die geistigen höherer Bildung, wovon jene ein treffliches Sinnbild. Bisher kennt die europäische Geschichte des Morgenlandes nur zwei Dynastien [233] der Beni Ammer, die, welche zur Zeit der Kreuzfahrer in Tripolis herrschte, wo die herrliche, angeblich drei Millionen Bände starke Bibliothek derselben von den Kreuzfahrern verbrannt ward[457]; die zweite, welche im ersten Viertel des vierzehnten Jahrhunderts zu Tripolis an der afrikanischen Küste gegründet, unter sieben Fürsten durch sieben und siebzig Jahre gedauert[458], welche ebenfalls Freunde der Wissenschaften und Literatur; die dritte endlich, die hier zum erstenmale in Europa an's Licht gezogen wird, die der Beni Amare in Fars, welche, auf ihre Bergfesten stolz, nicht nur den arabischen Eroberungen, sondern auch noch der in Chorasan aufsteigenden Dynastie der Beni Ssaffer trotzten, indem Omer Ben Leis, der Fürst der letzten, zwei Jahre lang den Abdallah Ben Ahmed el-Dschelendi, den Fürsten der Beni Amare, bekriegte, ohne denselben besiegen zu können. Nach den historischen Ueberlieferungen der moslimischen Geschichtschreiber sollen die Beni Amare als Herren der Küste und Seeräuber schon zur Zeit des Moses geherrscht und das Schiff weggenommen haben, dessen im Koran bei der Erzählung der Wanderung des Moses mit Chisr nach dem Zusammenfluss der beiden Meere (des arabischen und persischen oder persischen und indischen) Erwähnung geschieht[459]. Nach der Herrschaft der Beni Omeije erhob sich unter der der Beni Abbas in Fars die der Beni Buje, deren grösste Fürsten besonders die neue Hauptstadt Schiras durch Bauten verherrlichten. Während der sieben und achtzig Jahre, welche vom Ende der Herrschaft der Beni Buje bis zu dem Beginne der Herrschaft der Salghuren verflossen, ward Fars durch sieben Statthalter Atabege der Seldschuken verwaltet. Der erste, Faslui Schebankjare, von dem ein Dichter gesagt:
Der zweite, Rokneddin Chumar Tekin, ertrank; der dritte,
Dschelaleddin Dschanli, zerstörte Schebankjare; der vierte,
Rokneddin Dschanli, welcher eine Medrese zu Schiras gebaut,
ward zu Hamadan erschlagen; der fünfte, Mengubers,
baute eine Medrese, an welcher er begraben liegt, desgleichen
seine Gemahlin Sahide, d. i. die Einsiedlerin, die
nach ihr Issmeti, d. i. die keusche, genannte Medrese; der
sechste, Besabe, ward, wiewohl ein gerechter und billiger
Herr, gewaltsamer Weise getödtet, und der siebente, Melekschah,
hielt, der letzte, das Ansehen der Seldschuken aufrecht. i. J. 543/
1048
Wider diesen stand in der Hälfte des sechsten Jahrhunderts
der Hidschret, des eilften der christlichen Zeitrechnung,
Sonkar Ben Mewdud, der Salghure, vormaliger Sklave Melekschahs,
in Aufruhr auf und masste sich als Atabege die
Krone an. Er war Atabeg, d. i. Obersthofmeister, des unmündigen
Sohnes Sultan Mohammed's, des Seldschuken, gewesen
und war von ihm zum Statthalter von Fars bestellt
worden, das er drei Jahre lang verwaltete, dann aber durch
seines Bruders Tekele List eingesperrt ward[460]. Er hatte
sich am Fusse des Berges Giluje angesiedelt, von wo aus
er seine neue Herrschaft begründete; er schlug sich zu
wiederholtenmalen mit Jakub Ben Arslan, dem Herrn von
Chusistan, und starb, nachdem er die neugegründete Herrschaft
durch vierzehn Jahre befestigt. Er baute zu Schiras
Kloster, Moschee, Karawanserai und eine hohe Minaret, er
selbst ein hoher Leuchtthurm der Herrschaft, welcher durch
Siege, Einrichtungen und Bauten als Reichsgründer seinen
zehn Nachfolgern strahlend vorgeleuchtet[461].
Der Atabeg Mosaffereddin Sengi Ben Mohammed, der
Bruder des Gründers, vom Sultan der Seldschuken, Toghrul,
als Atabege bestätigt, behauptete, wie sein Bruder, die Herrschaft
durch vierzehn Jahre, wiewohl sie ihm von seinem
Schwager Saik, welcher zu Baidha ein Karawanserai gebaut,
mit den Waffen in der Hand streitig gemacht ward. Er
baute für den grossen Scheich Abdollah Chafif eine kleine
[235]
Zelle, welche in der Folge bis zu drei Domen vergrössert,
erst von Schah Ismail, dem Gründer der Dynastie Ssofi,
zerstöret ward. 570/
1174 Ihm folgte als dritter Atabeg sein Sohn
Tekele, ein gerechter Fürst, dessen weiser Grosswesir,
Emineddin Karasun, zu Schiras Moschee und Kloster erbaute;
im fünften Jahre seiner Regierung verheerte der
Atabeg von Aserbeidschan, Pehliwan, der Sohn des Ildigis,
das Land, und die fünfzehn folgenden Jahre derselben waren
kaum hinreichend, die dem Lande durch die Verheerung
geschlagenen Wunden durch gerechte Verwaltung zu heilen; 590/
1194
kaum vernarbt, wurden dieselben während der siebenjährigen
seines Vetters und Nachfolgers Toghrul Ben Sonkor[462] wieder
durch den Bürgerkrieg, in welchem ihm sein Vetter, der
fünfte Atabeg, Ebu Schudschaa, d. i. der Vater der Tapferen,
Saad Ben Sengi, den Thron zu entreissen strebte, aufgerissen
und durch Landplagen so schmerzlicher gemacht.
Auf unerhörte Trockenheit folgte schreckliche Hungersnoth,
in welcher die Leichname der Hungers Gestorbenen von den
Ueberlebenden verzehrt wurden, und auf die schrecklichste
Hungersnoth noch schrecklichere Pest. 600/
1203 Usbeg, der
Sohn Pehliwan's, der Atabege von Aserbeidschan, verheerte
Schiras, und vierzehn Jahre hernach, als der Sultan Mohammed
Tekesch, der Schah Chuaresm's, mit dreimalhunderttausend
Mann auf dem Zuge nach Bagdad sich des Gebirgslandes
des persischen Irak bemächtigt hatte, schlug
sich Saad einigemal mit ihm und wurde von ihm gefangen.
Mohammed Tekesch, selbst ein tapferer Fürst, erhob die
Tapferkeit des gefangenen Feindes so hoch, dass er ihm
die Herrschaft von Fars unter der Bedingniss bestätigte,
dass dessen Tochter Melike Chatun dem Sohne Chuaresmschah's,
dem grossen und unglücklichen Dschelaleddin Mankburni
(dem letzten der Chuaresmschahe), vermählt werde;
dass das Drittel der Einkünfte von Fars in den Schatz
Chuaresmschah's fliesse und das feste Schloss Istachr chuaresmische
Besatzung einnähme. Saad's Sohn Ebubekr missbilligte
[236]
den vom Vater geschlossenen Rettungsvertrag, stand
wider denselben mit den Waffen in der Hand auf, schlug
ihn einigemal und sperrte ihn im Schlosse von Istachr,
welches sammt den von Ischnekwan von Chuaresmschah hätte
besetzt werden sollen, ein. Ebubekr hatte die Pflichten des
Sohnes so sehr ausser Augen gesetzt, dass er sogar nach
dem Vater mit Keulen schlug; dieser stürzte den Sohn vom
Pferde und sperrte ihn in einem der drei Schlösser von
Istachr ein, erfüllte den mit Chuaresmschah geschlossenen
Vertrag durch Sendung der Tochter und benützte den Frieden
zum Baue einer Moschee, eines grossen Karawanserai auf
dem Wege von Tebris, welches Schehrallah, d. i. die Stadt
Gottes, heisst, und zu Erneuerung der Mauern von Schiras[463].
Saad's Wesir war Amideddin Abu Nassir Esaad Abrisi,
welcher einen Band arabischer und persischer Geschichte
hinterliess und mit welchem Saad, selbst Dichter, sich öfters
in poetischen Wettstreit einliess. Die Frucht eines derselben
ist die berühmte, seitdem auf allen Zungen gang und
gäbe Antithese Chuaresmschah's:
Der Wesir Amideddin stand in gelehrtem Briefwechsel mit dem Meister aller Humanitätswissenschaften, Omer Er-Rasi, über die Schwierigkeiten des mystischen Epos Selaman und Absal, welches unter der Hülle einer Männerliebe die Allegorie des Aufschwungs der Seele zu göttlicher Liebe. Die Volkssage hat die Namen der beiden Helden dieses Gedichtes altpersischen Ursprungs einer Steinwand von Sculpturen von Schiras[465] aufgeheftet, sowie denen von Tak Bostan bei Kermanschahan die Sage von Chosrew und Schirin. Saad hatte den Wesir Amideddin sammt seinem Sohne Tadscheddin zu Ischnekwan, einem der Schlösser Istachr's[466], [237] eingesperrt; er kürzte sich die lange Weile seiner Gefangenschaft durch Gedichte, die er an die Wand schrieb, und deren eines die berühmte Kassidet, deren Beginn:
Ebubekr ward nach siebenjähriger Gefangenschaft zu
Istachr unmittelbar vor des Vaters Tod an dessen Sterbebett
berufen, und bestieg nach dessen acht und zwanzigjähriger
Regierung den Thron. 623/
1226 Sein Vater, Saad, hatte Kerman
erobert und die Schebankjare gedemüthigt, aber sein Sohn
Ebubekr war ein weit grösserer, sei es als Eroberer, Bauherr
oder Gönner von Dichtern und Gelehrten. Unter ihm wurden
die Inseln des persischen Meerbusens Kisch und Bahrein
und das arabische Gebiet von Katif und Lahsa erobert.
Seine dreissigjährige Regierung ist der Glanzpunkt der
Salghurenherrschaft. Ueberall erhoben sich in Fars Karawanseraien
unter dem Namen Mosaffer Ebubekr's, als zu
Ebrkuh, Beidha, Karun, im Passe Adhadi und an der Küste
von Dschaaber, die schönste Juwele aber der Strahlenkrone
seines Ruhms ist Saadi's Zueignung seines Gülistan, in welchem
der Dichter gleich Eingangs mit einer von dem emphatischen
Selbstlobe der Lyriker und Epiker sich sehr
vortheilhaft auszeichnenden Bescheidenheit den Beifall seiner
Zeitgenossen einzig dem des Atabegen zuschreibt und auf
ihn und sich den bekannten schönen Apolog des durch die
Nachbarschaft der Rose durchdufteten Thones anredet:
Die Zeit hat die Anwendung umgekehrt, und Ebubekr ist durch Saadi, nicht aber dieser durch jenen berühmt. Nach dem Verderben Chuaresmschah's huldigte Ebubekr Ben Saad staatsklug den Herrschern der Mongolen und ward als Atabeg in der Herrschaft von Fars bestätigt. Er führte jährlich nur dreissigtausend Dukaten an den Schatz ab, eine Summe, welche damals der kleinste Distrikt von Fars abwarf; mit [238] dieser Summe sandte er alljährlich den Sohn Saad mit einem seiner Neffen an den Chan; die mongolischen Vögte behandelte er freigebig, stellte aber zugleich Späher auf, um alle Verbindung des Volkes mit denselben zu hindern, damit jene nicht die Wahrheit seiner glänzenden Umstände erführen; er genoss des Lebens im Stillen im Garten Firusi, von wo er jeden Morgen nach dem Lager sich begab und nach aufgehobener Mittagstafel wieder in den Garten zurückkehrte. Ein grosser Beschützer der Dichter und Gelehrten, besonders aber der Frommen und Derwische, die er mehr als die Gesetzgelehrten achtete, weil er, wie es scheint, dieselben minder fürchtete. Er hatte von Hulagu bei dessen Einmarsch in Persien das Diplom der Herrschaft mit dem Titel Kotloghschah erhalten; er hatte denselben seinem Sohne Saad und seinem Bruder Salghurschah entgegengesandt. Der Bruder, beigenannt Karandank Chan, war ein humaner, verständiger Prinz, von schöner Gestalt, aber ganz sinnlichen Genüssen ergeben, denen er in den von ihm angelegten paradiesischen Gärten, welche Ssubuhabad, d. i. Morgentrunksbau, hiessen, ungestört nachhing; seiner unablässigen Trinkgelagen ungeachtet, schrieb er täglich als Kalligraphe einige Verse des Korans und sandte die Abschrift an die Kaaba, Verfasser anmuthiger vierzeiliger anacreontischer Strophen. Jedem Gedanken auf Herrschaft fern, lebte er einzig seinem Vergnügen, und als Ebubekr, durch eine lügenhafte Denuntiation aufgelärmt, die ganze Gesellschaft unversehens überfiel, fand er Nichts als ein Gelage von Trinkern, wie Wassaf sagt:
Zerbrochen die Krüge, die grossen, der Wein ausgegossen, die Schöne zerwühlt, die Halsschleife zerknüllt, die Halbtrommel eine Zeit lang von den Ohrfeigen nicht ertönend, und aus dem Mund der Flöte einen Augenblick aufgähnend, die Haare verwirrt herumtrollen, wie die Schönen, welche [239] das Gesicht gegen die Wand wenden, wenn sie schmollen, von den Aesten sang ein Ghasel die Nachtigall und ein Wunder ist's, dass die Schlafenden nicht erwachten von dessen Schall und Widerhall.“ Bei solcher Lebensart vertiefte er sich in Schulden, die dann der Bruder grossmüthig zahlte. Eines Tages improvisirte Salghurschah:
Ebubekr sandte ihm zehn Beutel Goldes, zehn Kisten Kleider, zehn edle Pferde nebst der Freudenkunde, dass alle seine Schulden getilgt seien[467].
Die glänzendste der Eroberungen Ebubekr's ist die der
Inseln Kais oder Kisch (auf persisch Kosch) und Bahrein,
wo die reichsten Perlenfischereien im persischen Meerbusen.
Die erste dieser Inseln hat ihren Namen von Kais, dem
Sohne Kaissar's, eines Schiffsherrn von Siraf, der Hafen-
und Stapelstadt der mittägigen persischen Küste. Der Ursprung
der Macht und der Grösse der Beni Kaissar war
eine Katze, welche die arme Mutter der drei Söhne Kaissar's
einem Schiffer als ihr einziges Habe auf einer Fahrt nach
Indien mitgegeben, die sich aber, weil sie dort, wo gelandet
ward, es keine Katzen und zu viel Mäuse gab, die letzten
zusammenfrass, mit einem Schatze von Juwelen und Gold
rentirte. Die Söhne der Wittwe wurden mächtige Schiffsherren
und dehnten ihre Unternehmungen bis an die indische
Küste aus; sie bauten auf Kais einen grossen Palast, den
sie Aferide nannten und welcher mit der Palasthalle Adhadeddewlet's
zu Nabend (dem östlich von Siraf gelegenen
Dorfe) und mit den Säulenhallen des Elephantenhauses
Adhadeddewlet's zu Siraf um den Vorzug buhlte[468], und
der Chalife Nassirolidinillah verlieh ihnen das Diplom der
Herrschaft von Kais unter dem Titel: Sultan Ibnol Melik
Dschemschid. So herrschten die Beni Kaissar, deren Dasein
[240]
bisher aber, sowie das der Beni Amare in Fars, europäischen
Geschichtschreibern entgangen, auf Kais, als Seifeddin
Abu Nadhr Ali Ben Keikobad, der Herr der Insel Hormus,
dem Atabeg Ebubekr seine Hilfe zur Eroberung von Kais
anbot; die Befehlshaber von Germsir, d. i. dem warmen
Landstriche der südlichen persischen Küste, wurden zur
Eroberung von Kais befehligt, und Melik Dschemschid wurde
nur einige Monate vor dem Tode Tschengischan's getödtet. 12. Dchem. achir 626/
17. Mai 1229
Der Herr von Hormus hatte die Insel aber für sich und
nicht für den Atabegen erobert; wie sich diesem Abu Nadhr
zum Sturze Melik Sultans angetragen, so boten Indienfahrer
von Kisch, welche mit ihren reichen, nach Malatia bestimmten
Ladungen zu Chorschif gelandet hatten, ihre Hilfe
zum Verderben Abu Nadhr's an. Der Atabeg sandte ein
Heer von Kurden, Luren und Schulen, und Seifeddin, d. i.
das Schwert der Religion, Abu Nadhr fiel unter dem Schwerte
der Feinde. 4. Moharrem 628/
12. Nov. 1230 Der Sultan von Kenbajet in Indien huldigte
dem Atabegen von Fars, der ihn mit einem Diplome beehrte,
dessen Beginn: Im Namen Gottes der Erbe des Reichs
Salomon's, des Gerechten der Welt, Sultan zu Land und
See, König der Welt und der Religion, Ebubekr Ben Saad,
der Helfer der Diener Gottes, der Rechtgläubigen. Hierauf
wurde die mit ihren Perlenfischereien in die Steuerregister
des Chalifats eingetragene Insel Owal, insgemein Bahrein
genannt, 3. Silhidsche 633/
8. Aug. 1236 und sieben Jahre darnach die Insel Katif, auf
welcher das Schloss Tharut, erobert und mit jährlichen
zwölftausend Dukaten vom Ertrage der Perlenernte besteuert.
Ebubekr, der grösste der Atabegen, starb in seinem sieben
und siebzigsten Jahre, 5. Dschem. achir 658/
19. Mai 1260 von seinem Sohne Saad II., dem
siebenten Atabege, nur zwölf Tage überlebt, worauf der
letzte minderjährige Sohn, Mohammed Ben Saad, unter
Vormundschaft Turkjan Chatun's, der Schwester des Atabegen
von Jesd, Alaeddewlet's, den Thron bestieg. Ebubekr,
des grössten der persischen Atabege Namen, ist nicht
nur durch das Gülistan Saadi's, sondern auch durch die
Werke anderer grosser persischer Dichter verherrlicht, und
seine Regierung umfasst die der Hulagu's gleichzeitige Blüthe
[241]
persischer Kultur. Nach dem Beispiele der Fürsten der
Dynastien Saman, der Seldschuken und Chuaresmschahe
hatte er einen Dichterkönig, Hemkjar Farsi, beigenannt
Medschdeddin Semeki, der seinen Stammbaum bis zu Nuschirwan
hinaufleitete; Schönredner, Schönschreiber, in trautem
Umgange mit den grossen Dichtern Imami aus Herat, Abdulkadr
von Nain, Said von Herat, Nefieddin Lokmani[469]
und Esireddin Omani, dem Schüler Nassireddin's von Tus.
Ein Schüler Nassireddin's von Tus war auch der Chodscha
Hemameddin, der Atticus dieses Zeitalters, ein reicher Mann
und aufgeweckter Kopf, dessen Haus Dichtern und Gelehrten
offen stand[470]. So günstig, als Ebubekr den Dichtern, so
wenig liebte er die Gelehrten, besonders die, so sich Philosophen
nannten; er verbannte mehrere derselben aus Schiras,
darunter den grossen Imam Ssadreddin Mahmud El-Uschnusi,
den berühmtesten Prediger seiner Zeit[471]; er fürchtete, sagt
Wassaf, dass die Gelehrten mittels Einsicht und Geldes die
Regierungsgeheimnisse erfahren, die Regierung in ihrem
freien Gange beeinträchtigen könnten. Die grösste und
schönste der Stiftungen Ebubekr's ist das grosse Spital von
Schiras mit dem dazu gehörigen Garten. Nach Ebubekr's
Lobpreis steht im Gülistan Saadi's das Saad's, seines Sohnes
und des grossen Emirs Ben Ebi Nassr.
Turkjan, die Regentin von Fars, sandte huldigende Geschenke
an Hulagu und erhielt von demselben das Diplom
der Herrschaft auf den Namen ihres Sohnes, welcher schon
nach zwei Jahren und sieben Monaten sein Leben durch
einen Sturz vom Dache endete. Der Leiter ihrer Geschäfte
war der von Saadi im Gülistan gepriesene Grosswesir Nisameddin
Ebubekr, der als Gesandter an Hulagu ging, ihr bekannter
Günstling aber der schöne Sklave Schemseddin Miak,
ein Mamluke des Atabegen Saad; nach Mohammed's Tod
wurde sein Vetter Mohammed, der Sohn Salghur's, zum
Herrscher ausgerufen, welchem Turkjan zwar ihre Tochter
[242]
Selgham vermählte, aber nichtsdestoweniger wider ihn bei
Hulagu Ränke schmiedete. Mohammed, der Sohn Salghur's
(der Bruder Ebubekr's), war ein tapferer Fürst, der im
Geleite des Ilchan's vor Bagdad durch Proben seiner Tapferkeit
sich bei Hulagu in Kredit gesetzt, aber als er zur Regierung
gelangt, sich der Weichlichkeit ergab. Sein im
Schlosse von Istachr eingesperrter Bruder bat ihn vergebens
in Versen um Befreiung. Da verschwor sich die Frau
Turkjan wider ihren Schwiegersohn mit den Emiren der
Schulen und Turkmanen, liess ihn im Hareme ergreifen
und sandte ihn nach viermonatlicher Regierung, als der Regierung
unfähig, an Hulagu. Die Emire der Schulen befreiten
den gefangenen Bruder Seldschuk und setzten denselben
auf den Thron. Turkjan Chatun hatte ihm ihre
Hand gereicht und so sehr darauf gerechnet, seinen Arm
zu leiten, als er in ihre Schönheit verliebt war; aber bei
einem Trinkgelage, wo die Sänger und Sängerinnen die
Charaktere der sieben berühmtesten Liebespaare arabischer
und persischer Romane vorstellten, nämlich: Koseir und
Osa, Amrol Kais und Oneise, Irwet und Aafra, Emher
und Wefa, Leila und Medschnun, Weise und Gilschad,
Schirin und Ferkad, scheint den schon Trunkenen die
Furcht, dass er in Liebesbanden gegängelt werde, aufgestachelt
zu haben; auf den von ihm einem gegenüberstehenden
Neger gegebenen Wink hieb dieser der Frau Turkjan
den riesigen Kopf ab, und als ihm derselbe auf goldenem
Becken dargebracht ward, riss er die grossen Perlen der
Ohrgehänge weg und warf sie den Sängern vor, wie es
scheint, als Dank, dass ihn ihr Gesang zu solcher That begeisterte.
Die beiden mongolischen Vögte Oghlobeg und
Kotlogh Bitekdschi, die Mordthat missbilligend, suchten zu
Schiff zu entkommen, aber Seldschuk, ihre Entfernung gewahr,
eilte ihnen im Hemde, nur mit goldener Keule bewaffnet,
nach, erschlug den einen und liess den anderen
ermorden. Miak war an den Hof Hulagu's gegangen, wo
Mohammed noch gefangen gehalten, erst in Freiheit gesetzt
und nach Fars bestimmt, bald aber darauf hingerichtet ward.
[243]
Hulagu sandte seine Generale Altadschu und Timur nach
Fars, den Atabegen zu züchtigen; da dieser trotz der an
ihn ergangenen Aufforderung zur Reue, auf welche Verzeihung
folgen sollte, den Boten misshandelte, rückte Altadschu,
verstärkt von den Truppen des Sultans von Kerman
und des Atabegen von Jesd (des Bruders Turkjan's), in
Fars ein. Seldschuk flüchtete nach Chorschif. Zu Kjarsun
kam es zur Schlacht; geschlagen, suchte Seldschuk vergebens
am Grabmale des Schwagers Morschid Rettung und
ward am Fusse des weissen Schlosses getödtet. Kanzelgebet
und Münze wurden nun auf den Namen des einzigen
übrigen Sprösslings der Atabegen, der Tochter Turkjan's,
Abisch[472] (aus Saad Ebubekr), verrichtet. Nach der Niederlage
Seldschuk's hatte der General Timur auf ein allgemeines
Gemetzel der Einwohner von Schiras angetragen,
aber Altadschu gab hierzu seine Einwilligung nicht, und
wurde in der Folge, als der Seid Scherefeddin neuen Aufruhr
zu Schiras anzettelte, von Hulagu vor Gericht gestellt
und, weil er zu milde gewesen, nach der Jasa zur Prügelstrafe
verurtheilt. 661/
1262 Schon im ersten Jahre nach dem Tode
Seldschuk's wurde der neue Atabeg, die Frau Abisch, mit
Mengu Timur, dem eilften Sohne Hulagu's, vermählt; statt
des Heirathsgutes, das sie dem Prinzen mitbringen sollte,
wurde ein Sechstel der Besitzungen von Schiras mit den
Einkünften von jährlichen achttausend Dukaten ausgeschieden,
und Abisch blieb bei ihrem Gemahle im Lager, wo sie noch
zwanzig Jahre als Atabeg von Fars geehrt, ihr Land aber
von mongolischen Vögten (Baskak) und Intendenten (Melik)
verwaltet ward, von denen in der Folge dieser Geschichte
noch mehrmal die Rede sein wird. Dieser Erwerb des
[244]
Kerns ganz Persiens, der Landschaft Fars, welche, wie
Wassaf sagt, das Kleid der sieben Erdgürtel, das achte der
Paradiese, durch Heirath, krönte die Politik Hulagu's zu
Ende seiner Laufbahn, die er als Brecher der Burgen der
Assassinen und Eroberer von Bagdad begonnen. Der Krone
des Ilchan's und Padischah's von Iran durfte die schönste
Juwele derselben nicht fehlen, welche die Landschaft Fars.
Thronbesteigung Abaka's und Vertheilung der Statthalterschaften; die Familie desselben und Schemseddin's; Schlacht gegen Nokai; armenische und ägyptische Verhältnisse; Krieg wider Borrak und dessen Ende; zweite Thronbesteigung Abaka's in Luristan; der Tod grosser Männer; Schemseddin Kert und Dschuweini; die niguderischen Banden in Fars; ägyptische Verhältnisse; Streifzug wider Armenien; Verheerung Ciliciens; Schlacht von Elbistan; Gesandtschaft an Beibars; Schemseddin verungnadet und wieder zu Gnaden aufgenommen; Schicksale Alaeddin's Dschuweini; Schlacht von Himss; Abaka's Tod; Verhältniss gegen die Christen.
Das Geheimniss ist das Element, in welchem sich die Politik
am sichersten bewegt; am wenigsten bedarf derselben die
gerade, offene des Völkerwohls, welcher das Gesetz den
sicheren Pfad vorzeichnet; am meisten die dunkel quergängige
des Despotismus, indem sie den, durch Nebenbuhler
gefährdeten Besitz der Macht ergreift; desshalb war es von
jeher in östlichen Reichen und auch in westlichen, schon
vom Hinscheiden des ersten römischen Kaisers angefangen,
Staatsbrauch, den Tod des Herrschers so viel und so lange
als möglich zu verheimlichen, bis dass nach getroffenen
zeitgemässen Anstalten die Kunde desselben immer zugleich
mit der von der Besitzergreifung des Nachfolgers verlaute[473];
[246]
daher wurden, sobald als Hulagu gestorben, nach
mongolischem Staatsgebrauch alle Wege gesperrt und
Befehl erlassen, dass Niemand sich von seiner Stätte bewege.
Ein Eilbote ward an Abaka, den durch des Vaters
Anordnung zum Throne bestimmten Nachfolger, Statthalter
von Chorasan, abgefertigt, und zugleich Arghun, welcher
bei Abaka die Stelle des Wesirs bekleidete, einberufen.
Abaka, der sich damals im Winterquartiere von Arran, und
sein Bruder Jaschmut, der sich an der Gränze von Derbend
befand, trafen am achten Tage nach des Vaters Tod ein;
der letzte, der unberufen gekommen, kehrte, als er sah,
dass die Fluth der Stimmen der Emire wider ihn rinne,
in zwei Tagen wieder zurück; 19. Dschem. ewwel 663/
9. März 1265 Abaka aber stieg im Lager
von Tschaghantu (am Goldfluss in der Nähe Meragha's)
ab, wo ihm die Emire bewillkommend entgegengingen und
Ilkai, der Emir des Lagers, dem Prinzen als treuer Diener
zugethan, demselben, der erste, Brod und Wein als Bürgen
der Sicherheit reichte. Nachdem die Prinzen und Prinzessinnen
ihr Beileid bezeugt, versammelten sich die grossen
Emire und Nujane, deren sich eben Viele gegenwärtig befanden[474].
Sundschak Nujan, welchem Hulagu seinen letzten
Willen und die Schriften anvertraut hatte, und Arghun bezeugten
mehr als die Anderen, dass nach Hulagu's letztwilliger
Anordnung Abaka zum Nachfolger auf dem Throne
bestimmt worden; sogleich knieten die Brüder nieder und
huldigten dem Abaka als Herrn. Abaka verwies sie auf den
Befehl Kubilai's, des Bruder Kaan's Moilchan's. Sie aber
sagten: Du kennst besser als wir die Gebote und Verbote
der Jasa, der alten und neuen, wie sollte er einen anderen
ernennen; und so bestieg er nach dreimonatlicher Berathung
und herkömmlicher Weigerung Freitags den neunzehnten
Juni den Thron im ein und dreissigsten Jahre seines Alters. 3. Ramasan 663/
19. Juni 1265
[247]
Die Prinzen warfen die Mützen in die Höhe, die Gürtel
um den Hals, um dadurch zu sagen, dass ihr Kopf unbedeckt,
das ist nicht mehr frei, dass ihr Gürtel bereit, als
Strang auf Befehl des Herrn den Hals zuzuschnüren, beugten
siebenmal das Knie vor der Sonne und dann vor dem Chan.
„Die Schenken schenkten ein den flüssigen Edelstein, der
leichter als des Feuers Schein, und wie des Paradieses
Quelle rein; sie massen den Wein in kleinen und grossen
Massen aus goldenen und silbernen Tassen ein.“ Mehrere
Tage dauerte das Fest. In dem vom Astronomen Nassireddin
von Tus als glücklich bezeichneten Monate hatte die
Thronbesteigung am Tschaghan Nur, d. i. am weissen See,
im Distrikte Ferahan, statt; Ferahan ist eine Stadt mittler
Grösse am Ufer eines Sees, wo nach persischer geschichtlicher
Ueberlieferung Tahmuras, der Diwbändiger, seine
Residenz erbaute, die längst in Schutt zerfallen[475]; es liegt
in derselben Höhe und Breite, wie das vier Tagreisen von
Hamadan, sechzig Farasangen von Issfahan entfernte Dolfabad,
der Bau des zur Zeit Harun Raschid's durch seinen Witz,
Frohsinn, Reichthum und Kredit so berühmten Emirs Ebu
Dolf Kasim Ben Isa Ben Idris; südlich vom Gebirge Rasmend,
an dessen Fusse die grosse Fontaine Chosrew's Perwis.
An dieser, durch historische Erinnerungen aus der ältesten
Zeit des persischen Reichs und der des Chalifates so
reichhaltigen Gegend am weissen See trat Abaka die Herrschaft an.
Abaka wollte bis zur Ankunft der Bestätigung Kubilai's nicht auf dem Throne, sondern nur auf einem lehnlosen Stuhle sitzen; aber er traf nichtsdestoweniger alle Massregeln und Anordnungen der Herrschaft als Chan, Ilchan, Schah und Padischah, d. i. als Herr, Landesfürst, König und Monarch. Nachdem er die Prinzen und Prinzessinnen, die Nujane und Emire der Tomane (der Zehntausenden), der Hesare und Ssade (Tausender und Hunderter) mit Geschenken überhäuft, flogen in alle Gegenden Boten mit der [248] Nachricht seines Regierungsantrittes und mit Befehlen für Bestätigung und Aufrechthaltung der Jasa Tschengischan's und Hulagu's im strengsten Sinne; dann vertheilte er die Befehlshaberschaften der Heere und die Statthalterschaften des Reichs. Dem Bruder Jaschmut wurde mit wohlgerüstetem Heere die Huth der nördlichen Gränze gegen Derbend[476], Schirwan, Moghan bis an die Gränze des Altai; dem Bruder Tuktin die Huth der östlichen Gränze von Masenderan und Chorasan bis an den Oxus anvertraut. Der Bitekdschi (Staatssekretär) Tughu, der Sohn Ilkai Nujan's, und Tudan, der Bruder Sundschak Nujan's (der Ahnherr des zu Ende dieser Geschichte als ein grosser Charakter auftretenden Emirs Tschoban), wurden nach Rum gesendet, wo sie später von den Emiren Semaghar und Kehurkai abgelöset wurden. Dutai Nujan wurde nach Diarbekr und Dijar Rebiaa an die syrische Gränze befehligt, die militärische Aufsicht Georgiens dem Schiramun, dem Sohne Dschurmaghun's, des vormaligen Befehlshabers in Persien, die von Bagdad und Fars dem Sundschak Nujan übertragen; die Verwaltung der Krongüter erhielt Baltadschu Aga und die der Pachten[477] Arghunaga. Zur obersten Würde des Wesirs als Leiter und Herrn des Diwans zu Tebris wurde Schemseddin Mohammed von Dschuwein und zu seinem Stellvertreter als Leiter und Inhaber des Diwans sein Bruder Alaeddin Atamülk, der Geschichtschreiber, ernannt. Zu Issfahan stand der Sohn des Wesirs Schemseddin, Chodscha Behaeddin, an der Spitze der Geschäfte. Die Verwaltung von Chorasan wurde dem Chodscha Iseddin Tahir und nach ihm seinem Sohne Chodscha Wedschiheddin zugewandt; Fars wurde im Namen der Atabegin Abisch verwaltet und die Aufsicht der Pachten hatte dort Tasiku auf sich. Die Herrschaft von Kerman wurde der Prinzessin Turkjan Chatun, die von Nimrus dem Melik Schemseddin Mohammed Kert [249] und von Georgien dem Abd und seinem Sohne Ssadren, die Armeniens dem König Hethum bestätigt. Diarbekr wurde dem Dschelaleddin Tarsi, Dijar Rebiaa dem Mosaffer Fachreddin Kara Arslan, Kaswin und ein Theil Iraks dem Iftichareddin Kaswini, Tebris dem Ssadreddin zur Verwaltung anvertraut. Aus dieser nach Reschideddin gegebenen Uebersicht der Heere und Ländervertheilung erhellet, dass schon damals, wie später im osmanischen Reiche, dessen Staatseinrichtungen grösstentheils den mongolischen nachgebildet sind, die militärischen Befehlshaberschaften der Gränze von den Statthalterschaften, die Aemter des Diwans von denen der Finanz getrennt waren. Wir haben hier sechs grosse militärische Hüter der Gränzen: in Schirwan und Chorasan, in Georgien, Kleinasien, in Fars und im arabischen Irak, drei Wesire, Inhaber des Diwans: zu Tebris, Bagdad und Issfahan, drei Intendenten der Krongüter und Pachten, fünf Vorsteher der inneren Verwaltung: in Chorasan, Diarbekr, Dijar Rebiaa, zu Kaswin und Tebris und endlich die dem Namen nach herrschenden, aber eigentlich nur im Namen der Mongolen das Land verwaltenden fünf Fürsten von Kerman, Nimrus, Georgien, Armenien und Fars; zählen wir hierzu noch die schon oben erwähnten Fürsten, welche nur unter der eisernen Keule mongolischer Herrschaft ihr Land regierten, nämlich die Atabegen von Gross- und Klein-Luristan und von Jesd, die noch zu Mardin herrschenden Fürsten aus der Familie Ortok und die zu Hossnkeif aus der Familie Ejub (denn die noch übrigen syrischen von Himss, Hama und Kerek gehorchten nun dem Sultan Aegyptens), so haben wir beim Regierungsantritte Abaka's sieben und zwanzig von ihm begewaltigte grosse Befehlshaber der Heere und Länder, Vorsteher der Geschäfte und Verwalter der Güter.
Der Geschichtschreiber Wassaf, statt diese Eintheilung zu geben, hebt als die vier Säulen des Ruhms der Zeit Abaka's, von welcher die feste und sichere Herrschaft der Ilchane in Persien datirt, vier in ihrem Fache ausgezeichnete Männer hervor als „die vier Grossen unter ihren Zeitgenossen“; [250] der erste derselben der grösste Astronom und Philosoph seiner Zeit, Nassireddin von Tus, der Gründer der Sternwarte zu Meragha, der Verfasser der grossen Metaphysik und Ethik, welcher am Hofe Hulagu's und Abaka's die Stelle des Ministers des Unterrichts vertrat und der bei Gelegenheit der Thronbesteigung Abaka's hundert seiner Schüler mit Geschenken des neuen Herrn bedräute[478]. Der zweite der Wesir Schemseddin Dschuweini, der dritte der Tonkünstler Ssafijeddin Abdolmumin El Ormewi und der vierte der Schönschreiber Dschemaleddin Jakut. Von den beiden letzten genügt hier der Name, den ersten haben wir bereits in dieser Geschichte handeln gesehen; Schemseddin Mohammed Dschuweini tritt aber erst jetzt als Wesir an die Spitze der Reichsgeschäfte in seiner ganzen Grösse auf. „Unter seiner Regierung“, sagt Wassaf, „begehrten die Schafe von den Wölfen das mehrjährige Blutgeld, und das Repphuhn liebäugelte mit Falken und Habichten; durch ihn wurde der gute Name des Padischah auf den schwarzen und weissen Blättern der Tage und Nächte mit schöner Glückesschrift aufgezeichnet.“ Unter seiner gerechten Verwaltung erhob sich Bagdad, wo sein Bruder sein Stellvertreter, wieder aus dem Schutte der Verheerung Hulagu's. Mehr als hunderttausend Goldstücke verwandte er auf die Grabung eines Kanales, um damit Meschhed (die Grabstätte Ali's) und die Umgegend von Nedschef zu bewässern. Tadscheddin Ali, der Sohn des Emirs Dolfendi, welcher von Schemseddin mit der Ableitung des Kanals aus dem Euphrat und mit der Urbarmachung der todten Ländereien beauftragt war, hinterliess über dieses verdienstliche Werk eine besondere Abhandlung. Seide und Imame, Redner und Dichter erschöpften sich in Prose und Versen, im Lobe seiner Gerechtigkeit, Weisheit, Freigebigkeit und Milde. In seine Fussstapfen trat sein Bruder Atamülk zu Bagdad, aber nicht Schemseddin's Sohn, der Chodscha Behaeddin, der Inhaber des Diwans zu Issfahan, welcher die öffentliche [251] Sicherheit nur durch Spähersystem und durch blutige Strenge erhielt. Auf den Bericht eines Kundschafters, der die nächtliche Runde der Wachen gemacht, dass er den Hauptmann wach und eifrig auf seinem Posten, einen Mann der Wache aber schlafend, einen anderen abwesend gefunden, befahl er, allen dreien zwei und siebzig Prügel zu geben, weil der Hauptmann nicht früher als der Kundschafter die Anzeige der Bestrafung der zwei Schuldigen gemacht. Einem, der ihn zu fest angesehen, liess er die Augen ausstechen; einem seiner Kinder, welches, auf seinem Schoosse spielend, ihn beim Barte zupfte, schwur er, heftig auffahrend, dafür an den Hacken schlagen zu lassen, und da keiner der Grossen fürzubitten wagte, packten die Schergen den Knaben und schlugen ihn vor des Vaters Augen zur Erfüllung von dessen Eidschwur an den Hacken[479]. So ein blutiger Tyrann Behaeddin, so ein grosser Beschützer war er der Gelehrten, und ein trefflicher Oekonome seiner Zeit, die er zwischen Studien und Waffenübungen, Reichsversammlungen und Festen theilte:
Nach aufgehobenem Diwane verbrachte er die Zeit im Gespräche mit Gelehrten, eingedenk des Spruchs:
und schloss sich, nachdem er dieselben entlassen, mit seinen Vertrauten ein, um sich dem Genusse des Weines zu überlassen:
Nach dem Trinkgelage beschäftigte er sich noch tief in die Nacht hinein mit politischen Untersuchungen und polemischen Studien, nur wenige Stunden dem Hareme und dem Schlafe gönnend, und nur seinen Bruder Harun, der es ihm an Gründlichkeit philosophischer Studien zuvorthat, um diesen Vorzug mit Recht beneidend. Diesem widmete der [252] grosse obgenannte Tonkünstler Ssafijeddin Abdolmumin seine Abhandlungen über die Volkslieder[482], über ihren Ursprung, Composition und Tonarten. Eines Tages, als in einer Versammlung bei Behaeddin, wo auch der grosse Tonkünstler gegenwärtig, Harun, vom Weine erhitzt, diesen ganz kurzweg Ssafijeddin anredete, entschuldigte Behaeddin vor den Gegenwärtigen die Freiheit des Bruders, einen so grossen Künstler schlichtweg bei seinem Zunamen angeredet zu haben, indem er sagte: Harun, der den Namen des grössten der Chalifen trägt, der eine Verwandte des letzten der Chalifen zur Frau hat, dessen Sohn Mamun heisst und der zu Bagdad wohnt, denkt sich erlaubt, den grossen Künstler nach der Gewohnheit des Chalifen bloss mit dessen Zunamen statt mit dessen Vornamen und eigenen Namen anzureden. Diess waren die Söhne Schemseddin's, des Wesirs, die Neffen seines Bruders Atamülk, des Verfassers der Welterobernden Geschichte.
Nachdem die Leser auf diese Weise die Heerführer, Statthalter und Wesire Abaka's kennen gelernt, müssen sie sich auch mit seiner eigenen Familie näher bekannt machen. Diese bestand, die kinderlosen Beischläferinnen ungerechnet, aus der Mutter, eilf Frauen, drei Beischläferinnen Müttern, sieben Töchtern und zwei Söhnen. Seine Mutter war die Frau Jesundschin aus dem Stamme Suldus. Von seinen Frauen nennen wir die beiden, nach des Vaters Tode aus dessen Harem in das seine herübergenommenen zuerst, weil sie durch Ansehen und Würde den übrigen vorgingen; diese waren: die Frau Oldschai Chatun, welche mit Tokus Chatun den Vater Hulagu auf seinem Auszuge nach Persien begleitet hatte, die treue Gefährtin desselben auf seinen dreizehnjährigen Feldzügen; dann Tokini Chatun, die Base der grossen Frau Tokus, die Beischläferin Hulagu's, welcher Abaka nach dem Tode ihrer Base das Lager derselben aneignete, ihr als Frau den Baghtak, d. i. den Frauenkopfschmuck, aufsetzte und an die Stelle Durdschi Chatun's als [253] grosse Frau erklärte. Die vierte seiner Gemahlinnen war die Tatarin Nukdan, die Mutter seines Sohnes Kendschatu, welche aber jung starb. Ihr folgte Iltürmisch Chatun, die Tochter Timurgurgan's, die Schwester Turka Gurgan's, des Konghuraten. Hierauf nahm er die Prinzessin Padischah Chatun, die Tochter Sultan Kutbeddin Mohammed Chan's von Kerman, die er an die Stelle seiner Mutter, Jesundschin, setzte, so dass ihr die ersten Ehren des Frauengemachs erwiesen wurden. Die siebente und achte Gemahlin waren ebenfalls zwei Wittwen Hulagu's, die Konghuratinnen Frauen Mertai und Kuti Chatun, Schwestern Musa Gurgan's, des Sohnes der Tochter Tschengischan's, von denen die erste unter der Regierung Arghun's gestorben. Die neunte Gemahlin, Tudai Chatun, die Konghuratin, und nach ihr Bulghan Chatun, die Verwandte des Oberstrichters Nokai [die Konghuratin[483]], welche er vor allen anderen liebte und daher im Range sowohl der Mertai als der Despina, d. i. der griechischen Prinzessin, vorsetzte. Die letzte war Maria, die natürliche Tochter Michael's, des Paläologen, aus einer Diplowatzerin. Michael, welcher gegen das Ende der Regierung Hulagu's mit demselben Frieden und Freundschaft unterhandelt hatte, sandte ihm zum Unterpfande desselben die Tochter vom Archimandriten des Klosters des Pantokrators von Villehardouin, dem Bruder des Fürsten des Peloponnesos, mit reichen Geschenken begleitet; unter diesen befand sich eine tragbare Kirche in Gestalt eines Zeltes, dessen Wände und Dach dichte seidene Stoffe, mit goldenen Kreuzen und Heiligenbildern und den Opfergefässen[484]. Der Paläolog durfte sich schmeicheln, dass dieselbe als Christin von ihrer Glaubensgenossin, der Frau Tokus, wohl empfangen, wie dieselbe die Freiheit öffentlichen Gottesdienstes im Lager mit Glocken geniessen würde. In Cäsarea angelangt, erhielt sie die Nachricht vom Tode [254] Hulagu's; aber Michael, gleich folgerecht in seiner Politik, welcher er die Tochter opferte, und in der mongolischen Ansicht, nach welcher die Gemahlinnen und Bräute aus dem Frauengemache der Väter in das der Söhne übergingen, sandte den Befehl zur Fortsetzung der Reise an den Hof Abaka's, in dessen Frauengemach sie doch der aus persönlicher Neigung vorgezogenen Frau Bulghan weichen musste. Von seinen Beischläferinnen gebar ihm Kaitmisch Ikadschi den Sohn Arghun, dann Kewkebi Ikadschi die Tochter Toghandschuk, hierauf Buludschin Ikadschi die beiden Töchter Ilkotlogh und Oldschatai; die vier anderen wurden ihm von Gemahlinnen geboren, nämlich Julkotlogh und Taghai aus der Frau Tudai, dann Nudschin aus der Frau Mertai und endlich Melike aus der Frau Bulghan. Diese sieben Töchter waren keine an Prinzen vom Geblüte, sondern nur an Söhne von Emiren oder grossen Beamten vermählt; so Julkotlogh an den Ildschitai Kuschdschi von der Leibwache, Toghandschuk an den Emir Newrus, den Sohn Arghunaga's, Melike an Taghai Buka, den Sohn des Oberrichters Nokai. In dieser Gallerie von Frauen sind die merkwürdigsten die griechische Prinzessin Maria, die karachitaische Prinzessin Padischah Chatun und vor allen Bulghan Chatun, eine gewiss eben so an Schönheit als an Geist hochbegabte Frau, welche ohne so ausgezeichnete Vorzüge nicht die grosse Rolle gespielt haben könnte, in welcher sie, von einem Frauengemache der Herrscher in's andere wandernd, dieselben mehr oder minder beherrschte durch Schönheit und Geist, hohen Muth und Charakter ein ganzes Menschenalter hindurch, dreissig Jahre lang.
Die erste Waffenthat der Regierung Abaka's hatte an der
nördlichen Gränze statt, wo Nokai, um die unter Hulagu erlittene
Schlappe zu rächen, aus Derbend auf das Heer des
Prinzen Jaschmut ausgefallen, über den Kor gezogen war.
Die Schlacht begab sich an den Ufern des Flusses Akssu[485], 3. Schewwal 663/
19. Juli 1265
[255]
den die Mongolen Tschaghan Muran nennen (das eine und
andere heisst Weisswasser). Der Verlust war von beiden
Seiten gross. Nokai, von einem Pfeile in's Auge getroffen,
flüchtete nach Schirwan. Jaschmut ging über den Kor, aber
wieder zurück, als er vernahm, dass Berke mit einem Heere
von dreimalhunderttausend Mann nahe; die Brücken waren
alle abgerissen worden, so dass Berke, nachdem er vierzehn
Tage lang vergebens am Ufer des Kor geweilet hatte, wieder
nach Tiflis zurückging, um dort leichter über den Fluss zu
setzen; aber auf dem Wege erkrankte und starb er. Abaka
befahl, von Delai Nor bis an die Wüste der Kurden einen
Wall mit einem tiefen Graben längs des Kor zu ziehen, an
dem er Truppen zur Gränzhuth zurückliess, ohne dass desshalb
der Handelsverkehr der beiden Länder mittels der
Karawanen unterbrochen ward. Nach Beendigung dieses
Werkes entliess er von dort den Prinzen Mengu Timur (den
eilften Sohn Hulagu's, Gemahl der Atabegin Abisch und der
Frau Oldschai) und brachte den Winter in Masenderan und
Gurgan (dem alten Hyrkanien) zu. 665/
1266 Während dieses Winters
erschien Mesudbeg, der Sohn des berühmten Wesirs Mahmud
Jelwadsch, als Gesandter Kaidu's, des Herrschers des Uluses
Ogotai, im Lager Abaka's, um die noch ausständige Rechnung
der Einkünfte seiner Krongüter zu begehren. Abaka
empfing denselben sehr ehrenvoll, liess ihm das Kleid
Tschengischan's anziehen und wies ihm seinen Sitz ober
allen Emiren an, ausgenommen Ilkai. Abaka trug dem Inhaber
des Diwans, dem Wesir Schemseddin, auf, die Rechnung
auf's schnellste auszufertigen, und binnen einer Woche
kehrte der Gesandte, reich beschenkt, schnell zurück. Erst
einige Tage nach seiner Abreise, als die Nachricht eintraf,
dass sich am Ufer des Dschihun ein Heer sammle, sah
Abaka, dass dies Begehren der Rechnung nur ein Vorwand
gewesen und dass Mesud als Kundschafter Borrak's, des
Urenkels Dschaghatai's, gekommen, welcher dem Mubarekschah
die Herrschaft des Uluses Dschagatai entrissen.
Abaka fertigte sogleich Gesandte ab, um den verkappten
Kundschafter Borrak's zurückzubringen; sie erreichten aber
[256]
die Ufer des Oxus in dem Augenblicke, als Mesudbeg eben
über denselben gesetzt. Abaka ging nach Chorasan bis
Serchas und wandte sich dann in's Winterquartier nach
Masenderan. Zu Kebuddschame, d. i. Blaukleid, in der an
Korn, Wein und Seide fruchtbaren Stadt Taberistan's[486],
ging er dem Gepäcke Hulagu's entgegen, welches mit dessen
Wittwe Kuti Chatun und den Söhnen Hulagu's, Tekschin
und Tekuder, und mit dem Enkel desselben, Dschuschkab,
dem Sohne Dschumkur's, Badu, dem Sohne Tarakai's, und
Jesundschin Chatun, der Mutter Abaka's, welche zur Zeit
des Aufbruches Hulagu's nach Persien im Hoflager Mengkukaan's
geblieben waren. Dschumkur, der Vater Dschuschkab's
und Kendschu's, war in dem Bürgerkriege zwischen Kubilai
und Arikbugha gezwungen gewesen, die Partei des letzten
zu ergreifen, was jetzt die Söhne entschuldigten; er war
seitdem gestorben; die Frau Kuti hatte zu Bedachschan den
Tod Hulagu's vernommen und sich blind geweint; er verlieh
ihr die Einkünfte von Diarbekr, Miafarakain und einigen
anderen Oertern als Nadelgeld, das bei den Mongolen
Tonlik, das Geld auf Unterhosen, heisst. Die Einkünfte
betrugen das Jahr über hunderttausend Goldstücke. Er
brachte den Winter zu Tschanganlu (in der Gegend von
Meragha), den Sommer in den Weiden von Alatagh an den
Quellen des Euphrats und zu Siahkuh (Schwarzberg) zu,
und überwinterte dann in der Landschaft Arran.
Während dieser beiden Jahre, wo Abaka Nichts gethan, um die weiteren Fortschritte Sultan Beibars in Syrien zu hindern, hatte dieser den Kreuzfahrern die Städte Cäsarea, Arssuf, Ssafed, Jafa, Schakif, die Schlösser Haifa, Arka, Kaliat, Meluhat, Dschebele entrissen[487] und war in Cilicien in die Staaten König Hethum's eingefallen, welcher erst beim mongolischen Befehlshaber in Rum und dann bei Abaka selbst vergeblich Hilfe gesucht. Indessen Leon, der Sohn Hethum's, den Pass von Iskenderun (Alexandriette) besetzt [257] hielt, ward er von den Aegyptern umgangen und dann bei Serwend geschlagen und gefangen; sein Bruder Toros und einer seiner Oheime fielen in der Schlacht. Die Sieger kamen am folgenden Tage nach Tel Hamdun, setzten über den Dschihun und bemächtigten sich des den Templern gehörigen, auf einem steilen Hügel gelegenen Schlosses Amudin, das verbrannt ward. Gleiches Schicksal hatte Sir, die Hauptstadt Kleinarmeniens. Der Herr von Hama, der jetzt in den Reihen der Aegypter focht, lagerte an den Ruinen dieser Stadt, während der ägyptische Feldherr Kilawun (der nachmalige Sultan) die Städte Ajas, Massissa und Adana verheerte. Das ägyptische Heer kehrte mit so reicher Beute beladen, mit so vielen geraubten Heerden zurück, dass der Ochs, im Lager um zwei Dirhem losgeschlagen, keinen Käufer fand. Hethum, der vergebens bei Abaka Hilfe gesucht, sah sich gezwungen, den Frieden mit Beibars auf dessen Bedingungen abzuschliessen. Dieser begehrte die Zurückstellung mehrerer von den Mongolen den Aegyptern entrissener, dem Königreiche Armenien einverleibter Schlösser und die Freigebung des ägyptischen Generals Schemseddin Sonkar el-Aschkar, d. i. Sonne der Religion, Falke der Falbe, seines alten Waffengefährten, welchen Hulagu zu Haleb gefangen, nach Persien gesendet hatte. Juni 1267 Der Friede wurde zu Antiochien unterschrieben; die festen Plätze Behesna, Derbesek, Merseban[488] wurden zurückgestellt, der Emir Sonkar gegen den bisher im Schlosse von Kairo in Verhaft gehaltenen Prinzen Leon ausgewechselt[489]. Bald darauf verfügte sich König Hethum an den Hof Abaka's, der sich damals zu Bagdad befand, um ihm für die Auslösung seines Sohnes zu danken und um die Erlaubniss zu bitten, dem Sohne den Thron abtreten zu dürfen. 1269 Nachdem er dieselbe erhalten, rief er die Grossen seines Reichs zu Tarsus zusammen, entsagte der Krone zu Gunsten Leon's und zog sich nach fünf und vierzigjähriger Regierung unter [258] dem Namen Makarius in's Kloster von Trazargh zurück, wo er einige Monate hierauf starb[490]. Im selben Jahre sandte Abaka Gesandte an Beibars, welcher dieselben zu Damaskus zugleich mit den Gesandten des griechischen Kaisers und Mengku Timur's, des Nachfolgers Berke's auf dem Throne von Kipdschak, empfing. Abaka warf in seinem Schreiben dem Sultan Aegyptens den an seinem Herrn Kotos begangenen Königsmord vor und fragte, wie er, der vormals zu Siwas verkaufte Mamluke, es wagen könne, den Königen, Söhnen der Könige, gebornen Weltbeherrschern, zu widerstehen. Er drohte, ihn anzugreifen und Alles dem Schwerte zu opfern; er schrieb an Beibars selbst: „und wenn du in die Wolken aufflögest, und wenn du unter die Erde hinunterstiegest, du würdest mir nicht entfliehen“. Beibars antwortete: „Es ist wahr, dass ich den Kotos getödtet, aber die Sultanschaft ist mir durch freie Wahl der Bege übertragen worden; wenn es dir Ernst, mich anzugreifen, so komm', wir werden bereit sein, dich zu empfangen, um die den Musulmanen entrissenen Länder denselben wieder zurückzuerobern.“ Abaka war nicht im Stande, seinen Drohungen Folge zu geben; daran hinderte ihn das von Osten sein Reich bedrohende Ungewitter, indem Borrak, der Herrscher des Uluses Dschagatai, wider Chorasan herangezogen. Die feindliche Stellung Borrak's gegen Abaka würde vom Leser nicht gehörig beurtheilt werden können, wenn derselbe nicht in Kenntniss der früheren Begebenheiten, welche zwischen diesem und Kaidu, dem Herrscher des Uluses Ogotai, vorgefallen und die wir nun nach Reschideddin erzählen.
Kaidu's, des Sohnes Kaschim's, des fünften Sohnes
Ogotai's, ist bereits Erwähnung geschehen, so auch Borrak's,
des Sohnes Jesentewa's, des zweiten Sohnes Muwatukjan's,
des zweiten Sohnes Dschagatai's[491]. Dieser, von Kubilai
[259]
zum Herrscher des Uluses Dschagatai ernannt, hatte sich
nicht sobald in den Besitz des Uluses gesetzt, als er mit
dem Statthalter Turkistan's, Mogholtai, Streit begann. Dieser
sandte den Emir Tekmisch, jener den Emir Kuwindschi mit
einem Heere; Tekmisch ward von Kuwindschi geschlagen,
aber dieser musste sich vor einem zweiten stärkeren Borrak's
zurückziehen. Borrak verwüstete Choten und schlug auch
das Heer, welches Kaidu und Kipdschak, der Feldherr
Mengu Timur's, des Herrschers von Kipdschak, wider ihn
geführt. Mengu Timur, hierüber ergrimmt, sandte seinen
Oheim Berekdschar mit fünfzigtausend Mann zu Hilfe Kaidu's.
Borrak, von demselben geschlagen, zog sich nach Samarkand
in der Absicht, das fruchtbare Land zu verheeren. Kaidu
und Kipdschak beriethen sich, wie das Unheil abzuwenden,
und Kipdschak, zwischen welchem und Borrak alte Freundschaftsbande
bestanden, trug sich an, den Frieden zu unterhandeln.
In der Ebene von Soghd empfing Borrak den
Kipdschak auf dem Throne, setzte ihn neben sich, trank
mit ihm und bewirthete ihn mehrere Tage hindurch in der
Steppe von Katwan in der Nähe des Karawanserai[492]. Abu
Mohammed's Tonkünstler spielten in den in Kipdschak beliebtesten
Tonarten, um dem Prinzen Kipdschakaghul zu
gefallen. Dieser war der Sohn Durdschi's, des Sohnes Kadan's,
des sechsten Sohnes Ogotai's und folglich ein Neffe
Kaidu's. Er kam mit Borrak überein, dass sich dieser und
Kaidu mit den Truppen, mit denen sie dermalen zu Samarkand
und Bochara standen, begnügen, dieselben nicht vermehren
sollten und Borrak Bochara verschone. Kaidu und
Berekdschar gaben ihre Zustimmung, und die Prinzen versammelten
sich im Frühjahre 667/
1269 in der Ebene von Talas und
Kundschuk, wo nach achttägiger Gasterei Kurultai stattfand[493].
Kaidu sprach von dem Vertrage Tschengischan's
und wie alle Zwietracht der Prinzen demselben zuwider;
dann nahm Borrak das Wort und sagte: da Kaidu an der
Spitze des Uluses Ogotai stehe, wie Mengu Timur an der
[260]
des Uluses Dschudschi's in Kipdschak, wie Kubilai und Abaka
die Herrschaft des Uluses Tuli's im Osten und Westen
theilten, so möge man auch ihn als Oberhaupt des Uluses
Dschagatai unangefochten lassen und sich friedlich mit ihm
verständigen. Die drei Prinzen der drei Uluse kamen dann
überein, das Land zwischen dem Dschihun und Sihun in
drei Theile zu theilen, wovon einer von Borrak, die beiden
anderen von Truppen Kaidu's und Mengu Timur's besetzt
bleiben sollten; sie verbanden sich gegenseitig, mit ihren
Reitern nur in den Steppen herum zu ziehen, die Städte
nicht zu betreten, die Unterthanen zu schonen; im folgenden
Frühjahre aber sollte dem Borrak freistehen, gegen Chorasan
zu ziehen und sich auf Kosten Abaka's zu vergrössern:
„Sie besiegelten ihren Vertrag nach mongolischer Sitte mit
gewechselten Bechern und Kleidern, indem sie die Hefe
auf die Erde gossen“[494]. Eine Zeit lang genoss das Land
unter der gerechten Verwaltung Mesud's, der als weiser
Wesir in seines Vaters Jelwadsch Fussstapfen trat, des erwünschten
Wohlstandes, bis bald darauf, als Mengu Timur
und Kaidu sich veruneinigt hatten, das Heer des letzten
dem des ersten entgegenziehend Bochara verlassen, die
Besitzungen desselben berannte, das Land, trotz der Vorstellungen
seines Wesirs Mesudbeg, durch Erpressungen
verheerend. Borrak, im Besitze des Landes zwischen dem
Dschihun und Sihun, war nun auf den Feldzug gegen Abaka
bedacht, worüber ihm die Herrscher des Hauses Ogotai und
Dschudschi, als Feinde des Uluses Tuli, freie Hand gelassen,
sandte aber zuerst die schon oben erwähnte Gesandtschaft
an Abaka, um den Zustand desselben besser zu
erkunden.
Der öffentliche Auftrag dieser Botschaft lautete, wie
schon oben gesagt worden, die ausständigen Rechnungen
über die beiden Prinzen gemeinsamen Krongüter zu verlangen;
aber ein geheimer war, den Prinzen Nigudaraghul,
den ersten Sohn Dschudschi's, des erstgeborenen Dschagatai's,
welcher im Heere Abaka's diente, von demselben
abspenstig zu machen. Zu diesem Ende war der Gesandte
mit einem der geheimen Briefpfeile versehen, welche die
Mongolen Tughane nennen, in deren Schaft die geheime
Depesche verborgen[495]. In dem Briefe gab Borrak dem
Prinzen Kunde, dass er im Begriffe, wider Abaka in's Feld
zu ziehen; er möge, als ein Prinz des Uluses Dschagatai,
sich hüten, dem Feinde ferner zu dienen. Die Aufforderung
fruchtete; Nigudar, zu einem Kriegsrathe berufen, entschuldigte
sich und bat um Erlaubniss, in seinen Jurt nach
Georgien zurückkehren zu dürfen; er hoffte über Derbend,
im Norden des kaspischen Meeres, das Lager Borrak's zu
erreichen; aber Dschiramun Nujan, welchem die Huth der
nördlichen Gränze übertragen war, hinderte ihn an der
Ausführung dieses Planes, indem er ihn, sich nach Georgien
zu werfen, zwang, wo er durch die Hand der Tochter des
Königs David Bürgschaft seiner Sicherheit suchte, aber nicht
fand; denn die Gegner trachteten ihm nach dem Leben, so
dass er im folgenden Jahre mit Weib und Kind sich auf
Gnade und Ungnade in die Arme Abaka's warf. 668/
1270 Abaka
liess sechs seiner Emire hinrichten, seine Truppen unter
die Tausender, Hunderter und Zehner vertheilen, setzte
ihm fünfzig Mongolen als Aufseher und ihn selbst zu Derjar
Kebudan in Verhaft, aus welchem er jedoch in der Folge,
nach der Niederlage Borrak's, entlassen ward[496]. Der Botschaft
Borrak's ritt Schemseddin Dschuweini, der Wesir
Abaka's, bewillkommend entgegen, und trotz der hohen
Meinung, die er von sich selber hatte, stieg er, als er in
die Nähe Mesud's kam, doch vom Pferde und küsste dem
Mesudbeg ehrfurchtsvoll die Bügel. Dieser, minder bescheiden,
[262]
als sein Vater, Jelwadsch, sagte, verächtlich auf
Schemseddin herabsehend: „Du bist der Inhaber des Diwan's!
Dein Name ist besser, als dein Aussehen.“ Schemseddin's
Klugheit verschmerzte den bitteren Gruss für den Augenblick
mit Stillschweigen, rächte sich aber bald hernach
durch die Nachsendung der Boten, welche den Gesandten
als Kundschafter zurückbringen sollten, und als diese zu
spät kamen, durch die Entflammung des Krieges wider
Borrak, der seinen Bundesgenossen Kaidu um Hilfe ansprach.
Kaidu sandte Jerligh an die Prinzen Ahmed Ben Buri[497],
Balighu[498] und Nikpei Aghul[499], dass sie bei Tirwed über
den Oxus gehen sollten; Tschabad, der Sohn Huku's[500], Mobarekschah[501]
und Kipdschak, der Sohn Kaidu's[502], erhielten
den Befehl, mit Borrak zu Amu über den Dschihun zu
setzen; weiter hinauf sollten Kokadschu[503] der grosse und
Banial bei Chiwa, Kokadschu der kleine aber bei Mingkkischlagh,
welches der gewöhnliche Ueberfuhrsort von Chuaresm,
über den Fluss gehen und sich mit Borrak jenseits
desselben vereinen. Dieser rüstete den Krieg aus allen Kräften,
alle Pferde wurden zum Dienste des Heeres weggenommen
und des Tages mit sieben Menn Gerste und Korn gefüttert,
um sie fett, alle Hunde wurden getödtet, um aus ihren
Häuten Schilde zu machen; so entstand Theuerung und
Mangel. Um dem Heere Proviant zu verschaffen, befahl
Borrak, das Land bis Bochara und Samarkand zu verheeren.
Mesud machte ihm abermals Vorstellungen dagegen und auf
die Unklugheit aufmerksam, sich auf diese Weise selbst
sicheren Rückzug abzuschneiden. Borrak bestrafte diese freimüthige
Vorstellung des weisen Wesirs mit sieben Prügelstreichen,
nahm aber den Befehl der Verheerung zurück.
Ausser den oben genannten, von Kaidu zur Hilfe Borrak's bestellten neun Prinzen des Uluses Ogotai und Dschagatai stellten sich zu seinem Dienste noch vier des Uluses Dschudschi, nämlich die beiden Jesawur [der grosse und kleine][504], Meraghul und Dschelertai[505]. Mit diesem Heere eroberte Borrak Chorasan von den Gränzen Bedachschan's und Schiburghan's (bei Balch) bis nach Nischabur. Ehe er noch über den Oxus gesetzt, sandte er Botschaft an Tekschin (den vierten Sohn Hulagu's, den Bruder Abaka's), welchem vom Vater die Herrschaft über das Gebiet von Badghis, östlich von Herat, eingeräumt, vom Bruder bestätigt worden. Badghis, was nur verderbte Aussprache von Badchis, d. i. Windaufstehend, weil dort immer die Winde rege, hiess vormals Pasin und war die Hauptstadt der Hunnen Euthaliten; die Wälder der Gegend sind meistens Pistazienwälder, von denen Herat und andere Städte mit Pistazien versehen werden. In diesem Bezirke liegt das unbezwingliche Schloss Nertku[506], das Aornos Chorasan's, auf einem tausend Ellen hohen Felsen, zu welchem eine halbe Stunde lang ein nur für Einen Menschen gangbarer Pfad führt, noch nie durch Gewalt der Waffen bezwungen; die Gegend umher ist so kalt, dass die Rosen hier erst im Juli blühen; das Holz zu dem Baue der Häuser von Herat kommt aus diesen Wäldern und ist so trefflicher Eigenschaft, dass es weder austrocknet noch fault, der Boden so fruchtbar, dass derselbe ohne Mühe und Kultur hundertfach trägt[507]. Nach der Felsenburg Nertku ist Kiasis ein geschichtlich merkwürdiger Ort des Gebietes von Badghis, weil es die Grabstätte Mokannaa's, des berühmten falschen Propheten, der allnächtlich aus einem Brunnen von Nachscheb einen Mond aufsteigen liess (vermuthlich [264] von bengalischem Feuer), der die Gegend weit umher erleuchtete[508]. Borrak liess den Prinzen Tekschin wissen, das Land von Badghis bis Ghasnin und dem Indus gehöre zur Weide seiner Väter, und er möge daher dasselbe räumen. Tekschin antwortete: er hätte es als väterliches Erbe von seinem Aka, d. i. dem älteren Bruder und Herrn Abaka, bei dem er sich erst anfragen müsse. Abaka antwortete: dass das Land von Badghis zu den Krongütern des Hauses Hulagu's gehöre und dass er dasselbe wider den Angriff Borrak's zu vertheidigen wissen werde. Auf diese Antwort hatte Borrak mit den Prinzen, die in seinem Geleite, Kriegsrath gehalten und war über den Oxus gegangen, nachdem er seinen Sohn Begtimur mit tausend Reitern zu Kesch und Nachscheb zurückgelassen. Melik Schemseddin Kert von Herat kam dem Prinzen huldigend entgegen, um die Schonung seines Landes zu erhalten, welche auch zugestanden, aber die Verheerung alles übrigen, dem Kubilai oder seinem Neffen Abaka gehörigen Landes befohlen ward[509]. Von Seite Abaka's befehligte sein älterer Sohn Arghun, welchem die Statthalterschaft von Chorasan verliehen ward, das Heer; in demselben befand sich ein Emir der Tausender Namens Sidschektu, welcher ehemals ein Hausgenosse des Prinzen Kipdschak; als er hörte, dass dieser sich im Heere Borrak's befände, sandte er ihm ein Geschenk von Pferden, das dieser mit gleichem entgegnete; diess war der Anlass eines heftigen Streites zwischen Kipdschak und dem Feldherrn Dschelartai dem Dschelairen, welcher dem Kipdschak in Borrak's Gegenwart vorwarf, die bessten Pferde für sich behalten und nur die schlechteren dem Borrak gegeben zu haben. Kipdschak rief aus: „Hat je ein Karadschu, d. i. ein Unterthan, solche Worte gegen einen Abkömmling Tschengischan's so gesprochen, dass sich solch ein Hund solcher Worte erfrechen darf.“ – „Wenn ich ein Hund bin“, antwortete Dschelartai, „bin ich der Hund Borrak's und nicht der deine.“ – „Ich werde dich entzwei hauen,“ [265] rief Kipdschak, „ohne dass mein Aka es mir verarge.“ – „Und ich,“ entgegnete Dschelartai, die Hand auf den Dolch legend, „wenn du nahest, dir den Bauch spalten.“ Da Borrak durch sein Stillschweigen dem Dschelartai Recht gab, verliess Kipdschak erzürnt die Versammlung und in der Nacht mit zweitausend Reitern das Lager. Die Versuche Borrak's, denselben durch die Sendung von drei Prinzen zur Rückkehr zu bewegen, waren vergebens. Dschelartai folgte mit dreitausend Mann, in der Hoffnung, ihn zu überrumpeln; aber da die Prinzen fürchteten, dass, wenn die Truppen desselben in Sicht kämen, Kipdschak sie mit sich führen würde, kehrten sie unverrichteter Dinge zurück. Kaidu fühlte empfindlich diese, seinem Vetter zugefügte Beleidigung; er machte gegen Abaka die Flucht Kipdschak's aus dem Lager Borrak's als ein Verdienst geltend, und verband sich, seinen alten Verbündeten Borrak verlassend, mit Abaka in Freundschaft, so dass sie sich fortan Ortak, d. i. Genossen, hiessen.
Abaka sandte den Prinzen Jaschmut mit einem Heere zu Hilfe Tekschin's, welcher dem Anfalle des Heeres Borrak's preisgegeben, während Schiramun im Norden sich mit Nigudar, dem in Abaka's Lager flüchtigen dschagataischen Prinzen, schlug. Mit fünf Tomanen, d. i. mit fünfzigtausend Mann, trat Borrak den Zug durch Chorasan an[510]; seine beiden tapfersten Feldherren, Dschelartai der Dschelaire und Merghaul, jener ein Bogenschütze, wie Aresch, der berühmte Bogenschütze der altpersischen Geschichte; den Bogen Dschelartai's vermochte kein Anderer zu spannen, als er selbst. Merghaul war vorzüglich in der Kunde des Dschade, d. i. des Wetter- und Hagelmachens mittels des Regensteines, bewandert; er sagte von sich selbst: „Ich binde den Gaul zu Konghus Alanik an und reite nicht faul den Falben[511] [266] bis an die Alpen desselben[512], ohne dass, um auszuruhn, ich den Zügel vom Kopf muss thun, und ohne dass die Schweissdecke trocken werde.“ Purbaha Dschami, der persische berühmte Dichter, welcher, ein Türke oder Mongole von Geburt, zur Zeit Arghun's (des Sohnes Abaka's) halb aus persischen, halb aus türkischen und mongolischen Worten bestehende Mischlingsgedichte verfertigte, sagt in seiner zum Lobe Schemseddin Dschuweini's verfassten Kassidet:
Solchen Kräften und Helden vermochten die Prinzen Arghun,
Jaschmut und Tekschin (jener der Sohn, diese die Oheime
Abaka's) nicht zu widerstehen, und er zog also selbst an
der Spitze eines Heeres nach Herat. Indessen hatte Borrak
Gesandte an Kaidu geschickt, um sich über die Empörungen
der beiden Prinzen Kipdschak und Dschebat, welche er ihm
zu Hilfe gesandt und die ihn nun verlassen, zu beklagen.
Als Dschebat an die Gränze Bochara's gelangt, rastete er
einige Tage aus. Die Emire der Tadschiken (Perser) gaben
hiervon dem Begtimur Aghul, welchen der Vater, Borrak,
jenseits des Oxus zurückgelassen, Kunde: „Könntest du,“
fragte Begtimur den Tasikaka (den Emir der Tadschiken),
„mit fünfhundert Reitern denselben nicht abwehren?“ –
Tasik antwortete: „Ich bin Karadschu, d. i. Unterthan, und
Dschebat ist Urugh, d. i. vom Herrscherhause, wie kann
sich der Karadschu mit dem Urugh schlagen?“ – Da sass
Begtimur selbst zur Verfolgung Dschebat's auf, der sich mit
genauer Mühe mit zehn Reitern rettete, nachdem er die
Brücke von Tschirameghan zerstört; dreissig Parasangen
weit verfolgte ihn die Truppe Borrak's, ohne ihn erreichen
zu können. Borrak machte sich jedoch nicht viel aus der
Entweichung der beiden ogotaischen Prinzen, Kipdschak und
Dschebat, vertheilte ihre zurückgebliebenen Truppen unter
die seinen, und schwelgte, unbesorgt der Zukunft. Merghaul
[267]
wurde nach Nischabur gesandt, Borrak blieb zu Thalkan;
Nischabur wurde geplündert, und gleiches Loos hatte Borrak
der Stadt Herat bestimmt. 6. Ramasan 668/
30. April 1269 Da stellte ihm Kotlogh Timur
vor, dass, wenn er sich den Herrn von Herat, Melik Schemseddin
Kert, zum Feinde mache, derselbe ganz Chorasan
empören würde. Borrak gab der Vorstellung Gehör und
sandte den Kotloghbeg mit fünfhundert Reitern, den Herrn
von Herat in's Lager zu laden. Im Schlosse Chaisar trafen
sie zusammen. Melik Schemseddin, ein staatskluger Kopf,
folgte der Einladung; er ward von Borrak ehrenvoll empfangen
und mit Chorasan belehnt; Mehreres noch versprach
ihm Borrak nach Persiens Eroberung; sie sprachen von
Nichts, als von der Verheerung Bagdads und der Stadt
Tebris, deren Schätze sie schon im Gedanken theilten, indem
der Herr von Herat sich dem Lieblingsplane Borrak's
hingab. Dieser begehrte von ihm eine Liste der reichsten
Einwohner Chorasan's. Schemseddin gab auch diese und
begehrte die Erlaubniss, nach Herat zurückzukehren, um
dort Waffen und Pferde aufzubringen. Die Einwohner Herat's
gingen ihm entgegen und vernahmen trostlos die mongolische
Forderung; da aber indessen die Nachricht vom Anzuge
des Heeres Abaka's verlautete, zog sich Melik Schemseddin
in das östlich von Herat gelegene Schloss Chaisar zurück;
hier erwartete er politisch den Ausgang des Kampfes zwischen
dem Uluse Dschagatai und Hulagu's, zwischen Abaka
und Borrak, den Untergang des letzten voraussehend[514].
Fast zwei Tage früher, als Borrak Nischabur verheerte,
brach Abaka, von allen seinen Brüdern, Jaschmut und Tekschin
ausgenommen, die schon in Chorasan, begleitet, dahin
von der Gränze Aserbeidschan's auf. 4. Ramasan 668/
28. April 1269 Als er nach dem
zwischen Sendschan und Ebher gelegenen Distrikt Schirgis[515]
gekommen (wo später die Stadt Sultanie erbaut ward),
welchen die Mongolen Kungurulang nennen, wartete ihm
der von Kubilai an ihn geschickte Gesandte Tekadschek auf,
welcher von Borrak aufgefangen und in Verhaft gehalten,
[268]
demselben entflohen war. Auf die durch ihn erhaltene
Kundschaft von der Schwelgerei und der Sorglosigkeit Borrak's
beschleunigte Abaka seinen Marsch; jenseits Rei, zu Kumis,
kamen ihm sein Bruder Tekschin, der General Arghun und
sein Sohn Arghun und mit ihnen der Sultan Kerman's bewillkommend
entgegen; auf der Ebene von Radegan wurden
Gold und Silber in Menge unter das Heer vertheilt und
demselben mit Drohungen und Verheissungen die Erfüllung
seiner Pflichten eingebunden. Von hier ging der Marsch
nach Bachers, dem zwischen Nischabur und Herat gelegenen
Distrikte, in der Literaturgeschichte durch Bachersi, den
Verfasser der berühmten Blüthenlese, für immer geadelt.
Gegen Farab, nicht zu verwechseln mit Farab, dem Geburtsorte
des grössten Philosophen und Gesetzgebers der
Tonkunst, Farabi, welchen die Araber den zweiten Lehrer,
wie Aristoteles den ersten, nennen, sandte er Streifparteien
aus und beschäftigte sich mit der Vertheilung des Heeres
in verschiedenen Richtungen. Dem Bruder Jaschmut übertrug
er den Befehl des rechten Flügels, den Obotai Nujan
behielt er bei sich im Mittelpunkte, den Bruder Tekschin
sandte er nach Beldschaghran, dem Jurte Merghaul's, wo
einige der Vorposten Merghaul's getödtet wurden; dieser
eilte, dem Borrak die Kunde zu bringen, dass ein feindliches
Heer zugegen. Borrak sagte: Wenn Tekschin und
Arghun wieder zurückgekommen, so wissen wir schon, was
von ihnen zu halten, da wir sie geschlagen; ein Anderes
wäre es mit Abaka; geh' und verrenne ihnen den Weg, bis
wir zur Schlacht gerüstet. Von Badghis aus sandte Abaka
einen fündigen Gesandten an Borrak mit Friedensanträgen:
er wolle ihm Ghasnin und Kerman und das Land bis an den
Indus überlassen, er möge freiwillig zurückkehren; wenn nicht,
zur Schlacht gerüstet sein. Prinz Jesawur rieth zum Frieden,
weil Kipdschak und Dschebat entflohen und die Pferde noch
schwach. Merghaul ereiferte sich dagegen und behauptete,
das anziehende Heer seien nur die Truppen Tekschin's und
Jaschmut's, indem das Abaka's in Syrien beschäftigt sei.
Dschelartai sprach im Sinne Merghauls: Wir sind zum Kriege
[269]
ausgezogen; wenn du Frieden gewünscht, wärest du besser
jenseits des Oxus geblieben. Borrak fragte den Astrologen
Dschelal; dieser rieth, einen Monat zu warten, indem die
Ansichten der Gestirne ungünstig. Merghaul und Dschelartai
sprachen erzürnt dagegen; die Schlacht ward beschlossen.
Abaka befahl dem Emire Toghus, das Terrain auszuwählen.
Er bestimmte am Fusse eines Berges eine grosse Ebene,
vom Flusse Karasu durchschnitten. Drei hier aufgegriffene
Kundschafter wurden durch eine Kriegslist Abaka's getäuscht,
indem in ihrer Gegenwart ein eingelernter Bote die falsche
Nachricht brachte, dass zu Hause ihr Jurt von den Feinden
im Norden überfallen, schleunigen Rückzug fordere. Dieser
wurde in der grössten Eile veranstaltet, das ganze Lager
im Stich gelassen; der Befehl zur Hinrichtung der Kundschafter
ward öffentlich, heimlich der gegeben, dass man
einen derselben entwischen lasse. Borrak mit seinen beiden
schlachtlustigen Feldherren, Merghaul und Dschelartai, gingen
in die Falle; das zurückgelassene Lager ward geplündert
und dann der flüchtige Feind verfolgt bis an den Ort, welchen
Abaka zum Schlachtfeld ausersehen; Borrak, betroffen, stellte
sich am Flusse in Schlachtordnung auf. Abaka gab den Befehl
des rechten Flügels dem Bruder Tekschin und dem
Emir Semghur, den des linken dem Bruder Jaschmut, unter
welchem die Generale Suntai und Arghunaga; der letzte
befehligte die Hilfstruppen von Kerman und Fars, deren
Anführer Sultan Hidschadsch und der Atabeg Jusufschah;
Obotai befehligte das Mitteltreffen. Merghaul fiel gleich
Anfangs der Schlacht, Dschelartai schlug den linken Flügel
und drückte denselben bis Fuschendsch zurück; der rechte
Flügel und der Mittelpunkt hielten noch fest; als aber auch
die Truppen Abaka's zu wanken begannen, liess sich Suntai,
der neunzigjährige Feldherr desselben, auf einem Sessel
mitten im Schlachtfeld nieder und sagte zu den ihn umgebenden
Offizieren: „Heut' ist der Tag, uns dankbar gegen
Abaka zu erweisen durch Sieg oder Tod.“ Nach dreimaligem
Angriffe wurde Borrak geschlagen; sein ganzes Heer wäre
verloren gewesen ohne Dschelartai's Muth und Geistesgegenwart.
[270]
Er sammelte die zerstreuten Flüchtlinge und
bewirkte ihren Rückzug über den Oxus.
Borrak, der auf der Flucht vom Pferde gefallen und
dazu vom Schlage berührt worden, kam gelähmt nach Bochara,
wo er sich zum Islam bekehrte und den Namen
Ghajaseddin annahm. Viele seiner Feldherren, seiner üblen
Laune ausgesetzt, verliessen denselben unter verschiedenen
Vorwänden. Der Prinz Ahmed Aghul, der Sohn Buri's[516],
zog missvergnügt mit seinen Truppen nach Pischbaligh.
Tukai, die starkmüthige Gemahlin Borrak's, als sie dessen
Rückzug vernahm, bot sich ihrem kranken Gemahle an, aufzusitzen
und ihm den Prinzen zurückzubringen. Der Emir
Mauldan erhielt den Befehl zur Verfolgung, Borrak folgte
in einer Senfte; auf der zweiten Station traf die Nachricht
ein, dass Prinz Nikpei, der Sohn Serban's, sich nach
Chodschend entfernt. Borrak sandte ihm den Prinzen Balighu,
den Sohn Kadaki's, des Sohnes Buri's, nach, und
erschöpfte sich in Klagen über die Unstätigkeit seiner Hilfsgenossen
und über die Unfälle der letzten Schlacht: „Als
ich,“ sagte er, „vom Pferde gefallen, als ich rief: Ich bin
euer Padischah, gebt mir ein Pferd! hörte mich keiner;
Alle stürmten vorbei auf der Flucht, bis ein Karawine (ein
Naphtafeuerwerker), Namens Sali, vom Pferde stieg, mir
dasselbe gab und statt desselben einige Pfeile begehrte, die
ich ihm reichte.“ Er sandte den Bruder Jesar[517] an Kaidu,
um sich über den Abfall der Prinzen Kipdschak und Dschebat
zu beklagen. Kaidu brachte ihm die Treulosigkeit Borrak's
in Erinnerung, welcher, während die Prinzen, seine Brüder,
mit Kipdschak die Rückkehr unterhandelten, den Dschelartai
nachsandte, um ihn zu überfallen; Jesar läugnete es. Kaidu
versammelte seine Emire zum Rath, stellte ihnen vor, wie
verächtlich bisher die Verbindung mit Borrak für das Haus
Ogotai's gewesen; es ward beschlossen, den Jesar in Gewahr
zu halten und dass Kaidu selbst mit ein Paar Tomanen unter
[271]
dem Scheine, dem Borrak die begehrte Hilfe zu leisten,
aufsitze, weil, ehe sie ankämen, sein Loos entschieden sein
würde. Indessen hatte Nauldar den Prinzen Ahmed Buri
und Balighu den Prinzen Nikpei verfolgend erreicht und in
dem ihnen gelieferten Treffen fielen Ahmed Buri und Nikpei.
Sobald Borrak hiervon Kunde erhalten hatte, sandte er an
Kaidu, dessen wahre Absicht er ahnte, Wort, um ihm für
seine Hilfe zu danken, die nun überflüssig geworden sei.
Kaidu setzte nichtsdestoweniger seinen Marsch fort; ehe er
noch das Lager Borrak's erreicht, war dieser plötzlich gestorben,
vermuthlich durch neuen Schlaganfall getroffen.
Als Kaidu dem Lager nahte, hörte er die Todtenklage und
sah die Wachen mit fliegenden Haaren. Kaidu und alle
Prinzen beweinten den Tod Borrak's; sie zogen die Trauer
an und Borrak's Leichnam wurde auf einem hohen Berge
bestattet. Am folgenden Tage erschienen die Prinzen Mubarekschah
(der Enkel Muwatukjan's, aus dessen Sohn Kara
Hulagu und der Frau Hirghana), Kajan und Dschobai, die
Enkel des vor Olmütz gefallenen Paidar [Peta][518], und
liessen sich vor ihm, als dem älteren Prinzen, auf die Kniee
nieder, sich seinen Befehlen fügend. Sie klagten über die
Behandlung, die sie von Borrak erlitten; Kaidu versprach
ihnen die Zurückstellung der ihnen weggenommenen Güter
und überliess ihnen den Schatz Borrak's zur Theilung. Mubarekschah
nahm mit eigener Hand die Ohrgehänge der
Frau Tukai, der Gemahlin Borrak's, vom Ohre. Borrak
hatte vier Söhne hinterlassen: Peik Timur, Tewaburi, Tehu
und Uladai; mit ihnen vereinigten sich die Söhne Alghui's,
die beiden obgenannten, Dschobai und Kijan; des dem Kaidu
gegebenen Wortes vergessend, verheerten sie das ganze
Land von Chodschend bis Bochara und bis jenseits des Oxus. 671/
1272
Drei Jahre hernach kam auf Vortrag des Wesirs Schemseddin,
dass es die höchste Zeit, den Unordnungen im Lande
jenseits des Oxus ein Ende zu machen, ein Heer unter dem
[272]
Befehle Jusuf's und Kurughdai's, der Söhne Dschintimur's,
des vormaligen Statthalters in Persien, nach Chuaresm; Gurgendsch,
Chiwa und Karakusch, wurden von Gütern geleert,
mit Leichnamen gefüllt. Vor Bochara schlugen sie sich mit
dem dschagataischen Heere; 7. Redscheb 671/
20. Jan. 1273 sieben Tage dauerte die Schlacht,
zehntausend Todte deckten die Erde. Bochara ward von
neuem mit Feuer und Schwert verwüstet, die Medrese und
die Bibliothek Mesudbeg's gingen in Flammen auf. Dies
war eine strenge Antwort (bemerkt Wassaf) auf das verächtliche
Wort, welches Mesudbeg dem Grosswesir Schemseddin
zum Willkommen gesagt. Fünfzigtausend Jünglinge
und Mädchen wurden als Sklaven weggeschleppt; Dschobai
und Kijan nahmen ihnen jedoch die Hälfte wieder ab.
Dieser Raubzug war das Werk der Einstreuungen des Turkmanen
Okbal[519]. Sieben Jahre lang blieb die Stadt verödet.
Nach der Niederlage Borrak's zog Abaka mit dem Heere
nach seinem Thronsitze in Aserbeidschan zurück; die Kriegszucht
ward so strenge gehalten, dass, wie auf dem Hinmarsche
im Frühling, der Huf seiner Pferde kein Saatfeld
zertrat, jetzt auf dem Rückwege im Herbste vom Soldaten
keine Garbe geraubt, keine Traube abgerissen ward; eine
Kriegszucht, so löblicher, je ungezügelter die Raubsucht
mongolischer Heere im feindlichen Lande. 1. Rebiulewwel 669/
18. Oct. 1270 Am achtzehnten
October, dem in der Geschichte durch vielfache Schlachten
als Kriegsfest so berühmten Tage, stieg er zu Meragha ab
und zwanzig Tage hernach hatte im Lager zu Dschaghantu
die zweite feierliche Thronbesteigung und Krönung statt, 20. Rebiulewwel/
6. November
indem die Gesandtschaft des Kaan's mit der Bestätigung der
Herrschaft als Ilchan und Padischah in Iran mit dem Herrscherdiplome
eingetroffen war. Der Grund, dass sich diese
Bestätigung volle sechs Jahre erwarten liess, kann wohl blos
in dem Bürgerkriege Abaka's mit Nigudar und Borrak gelegen
haben, weil, ehe das Loos der Waffen durch die
Niederlage von den beiden letzten die bleibende Herrschaft
des ersten entschieden, dieselbe feierlich zu bestätigen der
[273]
Kaan Anstand nahm. Zu gleicher Zeit mit den Gesandten
des Kaan's trafen auch die Mengutimur's, des Herrschers
von Kipdschak, mit Geschenken ein, um zur siegreichen
Beendigung des Feldzugs Glück zu wünschen. Sie wurden
ehrenvoll empfangen und reich beschenkt entlassen. Auf
einer der Stationen des Marsches, vor der Ankunft zu Meragha, 2. Ssafer 669/
20. Sept.
war Abaka auf der Jagd durch das Horn eines wilden
Stieres am Halse verwundet worden, so dass das Blut aus
der Wunde floss; um dasselbe zu stillen, unterband einer
der Aidadschi, d. i. der Küchenmeister, die Haut mit einer
Bogensehne, so dass es zu fliessen aufhörte, und er dafür
von Abaka reichlich belohnt ward; aber es hatte sich ein
Senkel gebildet, welcher höchst beschwerlich fiel und auch
gefährlich schien. Keiner der Aerzte getraute sich denselben
zu öffnen, nur der grosse Astronom Nassireddin,
welcher auch ein geschickter Arzt, verbürgte sich, die
Operation ohne Gefahr zu unternehmen; er schnitt den
Blutsack auf und reinigte die Wunde, die binnen einer
Woche geheilt war. Die allgemeine Freude hierüber ward
durch den Tod der beiden Prinzen Jaschmut und Tekschin,
die Oheime und treuen Waffengefährten Abaka's in dem
Kriege wider Nigudar und Borrak, getrübt. 8. Silhidsche 669/
18. Juli 1271 Sechs Monate
früher war auch Jesundschin, die Mutter Abaka's, gestorben;
ihr Lager erhielt die Gemahlin Abaka's, die Prinzessin
Padischah Chatun, die Tochter Kutbeddin's, des Sultans
von Kerman. So hatte Abaka Chan nach dem Tode seiner
Stiefmutter, der grossen Frau Tokuschatun, ihr Lager ihrer
Nichte Tukini, der Beischläferin seines Vaters Hulagu, verliehen,
welche dreissig Jahre lang im Besitze desselben,
worauf es Kukadschi Chatun, eine Verwandte der grossen
Frau Bulughan, der Gemahlin Ghasan's, und nach deren
Tode die Frau Keramun, die Tochter eines Vetters der Frau
Bulughan, erhielt, nach dessen Tode dieselbe unter der
Regierung Oldschaitu Chodabende's (des achten Ilchanen)
die Frau Kotloghschah, die Tochter Emir Irindschi's, eines
Neffen der grossen Tokus, verliehen ward[520]. So erbte der
[274]
Besitz der Lager der Prinzessinnen zwar nicht regelmässig
fort, sondern ward theils mit Rücksicht auf die Erbfolge,
theils aus Gunst verliehen. In diesem Jahre der Rückkehr
aus Chorasan ergab sich endlich das Schloss der Assassinen
Girdkjuh, 6. Rebiulachir 669/
15. Dec. 1270 welches seit der Uebergabe von Alamut noch
vierzehn Jahre[521] ausgehalten, weil der letzte Fürst der Assassinen
demselben zwar den von Hulagu gestellten öffentlichen
Befehl, sich zu übergeben, aber heimlich sich zu halten,
Wort gesandt hatte. Girdkjuh, das letzte blutige Nest der
Assassinen, vielleicht das Gilgerd der Byzantiner, das Schloss
der Lethe, in welchem Staatsgefangene zur ewigen Vergessenheit
eingesperrt wurden; sowohl der Name als die
Festigkeit desselben geben dieser Vermuthung Wahrscheinlichkeit.
Auf dem Rückmarsche von Chorasan nach Aserbeidschan
war Abaka an der Gränze Gilan's von einer Schaar dilemischen
Gesindels aus einem Hinterhalte angefallen worden.
Jusufschah, der Sohn Schemseddin Alp Arghaun's, der Atabeg
von Gross-Luristan, welcher auf diesem Feldzuge den Chan
als Vassal begleitet hatte und sich eben in dessen Nähe befand,
sprang vom Pferde und wehrte durch seine Tapferkeit
die Gefahr vom Haupte Abaka's ab. Zur Belohnung dafür
verlieh ihm der Chan zu Gross-Luristan noch den Besitz
von Chusistan, das Gebirge Kiluje und die beiden Städte
Firusan und Dscherbadakan; die erste, im persischen Irak
in der Nähe von Firusan gelegen, ward von Firus, dem
Könige der altpersischen Dynastie der Beni Sasan, erbaut,
von welchem sie den Namen hat, in einer an Baumwolle,
Korn und Früchten aller Art gesegneten Gegend gelegen[522].
Dscherbadakan, auch Derbajekan oder Güljadkjan genannt,
ist eine zwischen Kerdsch und Hamadan gelegene Stadt,
welche Humai, die Tochter Behmen's, des Kejanen (die
[275]
Parisatis der Griechen), baute und Samere nannte[523]. Jusufschah
begab sich nach dem Gebirge Kiluje (in Luristan)
und schlug die Schulen, den Sieg mit seines Bruders
Nedschmeddin Tod bezahlend[524]. In Chorasan schlugen sich
indessen die Feldherren Nikpei Behdi und der Turkmane
Akbeg wider die dschagataischen Prinzen Dschoba und
Kapan, den Sohn Alghui's, das Land verödend, wie bereits
oben gesagt worden. Akbeg hätte sich gerne mit seiner
Beute zu Kaidu geflüchtet, aber einer seiner Brüder kam
zum Dienste des Steigbügels des Prinzen Arghun und entdeckte
demselben des Bruders Anschlag. Arghun berief den
Turkmanen ein, um ihn an den Hof Abaka's zu senden; auf
dem Wege dahin wurde er zu Kökdsche denis, d. i. am
blauen Meere (am Uralssee), abgethan; so ward auch der
Intendent Melik Ssadreddin zu Rei hingerichtet. Der von
Hulagu und Abaka hochgeschätzte Sekretär Dschenglaun
Bachschi und der Feldherr Emir Arghun, der Sohn Dschurmaghun's,
starben natürlichen Todes. Zu Tebris stürzten
alle Thürme im Erdbeben ein. 671/
1272 In diesem Jahre, wo zu
Tebris Melik Ssadreddin hingerichtet ward, starb zu Konia
in Rum, dessen Fürsten unter der eisernen Ruthe mongolischer
Vogtschaft standen, der grosse mystische Scheich
Ssadreddin von Konia; im nächsten Jahre aber hatten
Astronomie und Philosophie, Mystik und Poesie noch weit
grösseren Verlust zu beklagen in dem Tode Nassireddin's
von Tus, des Werkzeugs des Sturzes der Assassinen und
des Chalifats, des Errichters der Sternwarte von Meragha,
des Verfassers der berühmten Metaphysik und Ethik, deren
schon oben Erwähnung geschehen, und des grössten mystischen
Dichters der Perser, Mewlana Dschelaleddin's Rumi,
beigenannt der Molla Kaiser, des Verfassers des Mesnewi,
des Stifters der Mewlewi. Nassireddin von Tus befand sich
am Hofe Abaka's im Mittelpunkte des Reichs als der Repräsentant
der Wissenschaft, während die Mystik und Poesie
in den äussersten Enden desselben, in Rum und in Fars,
[276]
blühten, in Rum durch die obengenannten beiden grossen
Scheiche Dichter, in Fars noch durch Saadi, den wahren
König der persischen Dichter seiner Zeit, wiewohl Hemker
Farsi das Amt des Dichterkönigs am Hofe der Atabegen zu
Schiras bekleidete; dass aber schon damals der Dichterkönig
von Amtswegen nicht unbedingt als der grösste Dichter erkannt ward,
beweiset, was Dewletschah in seinen Lebensbeschreibungen
persischer Dichter bei der Imami's von Herat
erzählet. In einer Abendversammlung stritten sich die vier
geistreichsten und gelehrtesten Staatsmänner Abaka's, nämlich
der Wesir Schemseddin Dschuweini, der Statthalter Rums
Moineddin Perwane, der Richter Mewlana Schemseddin und
der Intendent Melik Iftichareddin von Kerman, einen Abend
lang darüber, ob Saadi, ob Imami aus Herat oder Hemker
Farsi (der Dichterkönig) der grösste Dichter; sie kleideten
diese Frage in Versen ein[525] und sandten dieselben zur
Entscheidung an den Dichterkönig von Amtswegen; dieser
antwortete bescheiden und wahr:
Wie tief persische poetische Bildung damals in Staatsgeschäfte eingriff, wird sogleich aus dem Verhältnisse und Briefwechsel des gelehrten Wesirs Schemseddin Dschuweini mit Melik Schemseddin Kert, dem Herrn von Herat, erhellen.
Melik Schemseddin Kert, welchem schon Tschengischan die Herrschaft von Herat überlassen und welchen sein dritter Nachfolger, Mengku, als Herrn von Herat, Sebsewar, Ghur und Ghardschistan bestätiget hatte, war ein unternehmender, staatskluger, hochgebildeter Fürst, dessen Arm nie seinem Kopfe zuvoreilte und dieser nie hinter jenem zurückblieb. „Er war,“ sagt Wassaf, „ein Mann von hohem Geist und erhabenem Sinne, der sich der Humanitätswissenschaften befleisst. Er vereinigte in sich die beiden Lehren von den [277] Fingern und von den Speeren, gleich geschickt zu tanzen den Reigen der Worte und der Lanzen. Inhaber von Büchern und von Heeresschaaren, ein Bereiter, kundig, die Stufen und Grade zu bewahren, der auf Orion's Schultern sass und auf denselben, als seinem Reitpferde, die Himmel durchmass.
Sein Vater, Kert, war zur Zeit der Sultane Ghurs einer ihrer
Emire und gehörte zu den nächsten Umgebungen Sultan
Schihabeddin's, des neunten Herrschers von Ghur, welcher
vor Sultan Mohammed Chuaresmschah sich nie gebeugt. Zu
Beginn der Regierung Mengkukaan's, als wider diesen Jesui
Menluk, der dritte Sohn Dschagatai's, ein Heer gerüstet,
ward Schemseddin Kert geschlagen und flüchtete zu Batu,
fand sich aber, sobald Mengku die Prinzen, seine Nebenbuhler
um den Thron, aus dem Wege geräumt, am Hofe
desselben huldigend ein. Er trug vor, dass, weil er bei
der Annäherung des Heeres Tschengischan's demselben huldigend
entgegengekommen, er von demselben mit dem Lande
Ghur[526] mit dem tiefeingeschnittenen Schluchtlande des nordöstlichen
Sistan's ober Kabul und mit Ghardschistan, dem
nördlich von Ghur unter Balch gelegenen Gebirgslande belehnt
worden sey. Mengku bestätigte ihm nicht allein den
Besitz der beiden Gebirgslandschaften von Ghur und Ghardschistan[527],
deren Einwohner derselbe Schlag von Menschen,
durch Diplom und das Ehrenzeichen des Löwenkopfs, sondern
schlug noch Herat und Nimrus, jenes östlich, dieses
südlich von Ghur (das eigentliche Sistan), dazu. Schemseddin
begab sich in den Dienst Arghun's, des Statthalters
in Chorasan, und erhielt von demselben das ganze Land bis
an die Ufer des Oxus in Acht und Pacht. Auch Hulagu
[278]
hatte denselben mit Ehren und Geschenken ausgezeichnet,
aber schon im Jahre nach der Eroberung Bagdads 658/
1259 (bei
welcher er nicht im Heere Hulagu's erschienen) entbrannte
wider ihn der Zorn Hulagu's in so hohem Grade, dass er
dem wider ihn gesandten Heerführer Tegur den Auftrag
gab, ihm die Haut Schemseddin Kert's mit Stroh ausgestopft
zu schicken. Kert schlug nicht nur die Truppen Tegur's,
sondern auch ein zweites, wider ihn gesandtes ilchanisches
Heer zu Schelaun, an der Gränze Herats, sandte aber dann
Botschaft der Unterwürfigkeit und Geschenke an Hulagu
und erhielt dessen Verzeihung. Als er, am Hofe angelangt,
von Hulagu befragt ward, warum er ohne Befehl den Statthalter
von Nimrus getödtet, antwortete er schlagfertig:
„damit der Padischah an ihn nicht dieselbe Frage stelle,
wie jetzt an mich.“ Dem Hulagu gefiel die Antwort, und
er nahm den Herrn von Herat und Ghur wieder zu Gnaden
auf; Schemseddin machte in Hulagu's Geleite den Feldzug
wider Berke mit und erwarb sich dessen Zufriedenheit durch
Tapferkeit und Ergebenheit; aber in dem Feldzuge wider
Chorasan fiel er in die Ungnade Abaka's, weil er der Einladung
des Prinzen Tebsin, in dessen Lager zu erscheinen,
nicht Folge geleistet, in seinem festen Schlosse von Chaisar
fest sass. Abaka sandte Truppen, um denselben durch Gewalt
zu bezwingen. Schemseddin machte Vorstellungen wider
diese Massregel, wodurch Chorasan von neuem verheert
werden würde; er bat den Ilchan, die Schlichtung dieses
Geschäfts seinem Sohne Chodscha Behaeddin, dem Statthalter
von Issfahan, zu überlassen.
Schemseddin Kert, an hohem Muthe und Geist ein würdiger Zeitgenosse und Nebenbuhler des Wesirs Schemseddin Mohammed Dschuweini, sandte an diesen, als er die Annäherung der wider ihn gesandten Truppen vernahm, die folgenden Verse:
Schemseddin Dschuweini, um als Dichter nicht zurückzubleiben und um die Sache in Gutem beizulegen, sandte Schemseddin Kert das folgende Schreiben, halb in Versen, halb in Prose:
Da der Gebrauch des lieblosen Himmels und des trübseligen Erdgetümmels droht, dass sie das Begehrte und Beliebte hinter dem Schleier der Verwehrung verstecken und den Zweck des Herzens und der Seele ferne stecken, so geschieht es, dass alle Lüsten und Mühen, welche sich der Menschenliebe geben, nur Beschwerden und Gefahren nach sich ziehen, und dass sie allzumal in der Wahl der Sicherheit, wie sie dieselbe immer erfinden, nur Stoff der Entäusserung und Täuschung finden.
Der Sinn des Gesagten ist: Seit Jahren ist das Ohr der Seele und die Seele des Ohrs mit dem Schalle der Grossmuth des Königs des Islams, des Herrschers von Iran, des Chosrews der Erde, die Sonne der Wahrheit und der Religion (die Welt sei seinen Geboten und Verboten unterthänig und der Himmel seinem Vorhaben günstig!) als mit einem Ohrgehänge geschmücket und entzücket worden, und [280] dieser elende Sklave Mohammed Ben Mohammed El-Dschuweini hat gewünscht, dass er von Angesicht zu Angesicht denselben schaue; als es nahe daran war, dass dieser Wunsch erfüllet worden ganz und gar, brach von dem Loos eine geheime Absicht der Verzögerung los (sie möge nur Gutes bewirken!); das erstaunte Herz blieb ohne Kopf und die Seele blieb nur das Ergebniss des Spruchs: Der Gierige bleibt beraubt zurück:
Seit einigen Tagen sind Boten des Prinzen Mohammed von jener Seite gekommen und haben erfreuliche Nachrichten von beglückter höchstdero Seite gebracht. Diese Kunden hatten des Messias Eigenschaft, dessen Wunderkraft Todte in's Leben rafft; der Kiel des Schreibers der Kunden hatte über die Nothwendigkeit, sich vor Seiner Majestät dem Ilchan zu hüten, sich herausgelassen; hier erkühnt man sich aber, zu schreiben, dass der Weg unnöthiger Behutsamkeit des leeren Verdachts möge verschlossen bleiben, indem der Vorsatz jener Majestät (des Ilchan's) nach Westen und nicht nach Osten steht.“
Hierauf antwortete Schemseddin Kert, wie folgt:
„Da die Tage und Nächte, die nacheinander ziehen, sich dahin bemühen, dass kein Geschöpf den Wunsch des Herzens erreiche, und dass jeder Gedanke, auf welchen man das Herz setzt[530], verändert sich nimmer gleiche, so nützen Nichts Fleiss und Streben, und Mühen und Beschwerden können keinen Gewinn geben. Jahre sind es, dass ich mit Gebet und Fasten und Bitten ohne Rasten gewünscht das verehrte Antlitz des grossen Inhabers (des Diwans), des gerechtesten und geehrtesten Wesirs, dessen Rath und That gesiegt, der die Sonne des Reichs und der Religion (seine Würde werde vermehrt!), zu sehen und demselben alten und neuen Gram zu gestehen, aber
Durch die Frische der Rosenzeit und durch die Bewässerung der Jahre wurden die Banden der Eintracht und Freundschaft und die Formen der Liebe zwischen beiden Seiten befestigt und das Gebäude der Einigkeit stark und hart vor den Giftwunden alles Fremdartigen bewahrt, die Kibla der Wahrheit zugewendet, und es wurden alle Tage Briefe gesendet, einzuladen Tataren und lasterhafte Barbaren. (Hemistich)
Diess liegt aber ausser der gesunden Vernunft Pfaden, und es ist zuwider dem reinen prophetischen Gesetze und den Ueberlieferungen Mustafas, des Freunds der Gnaden.
In diesen Tagen wird an den Sohn Mohammed kommen, was soll frommen, so Gott will, der Allgeehrte.“
Die Verse, welche Schemseddin Kert mit Schemseddin Mohammed gewechselt, sind nicht die einzigen, welche die Geschichte von diesen beiden Sonnen der Religion aufbehalten; vom zweiten wird noch in dieser und in der folgenden Regierung die Rede seyn; vom ersten sprechen wir hier zum letztenmale und erwähnen daher noch zwei anderer Früchte seines Dichtertalentes, wovon das eine nur von geringem poetischem Werthe, weil das grösste Verdienst desselben im Wortspiel, das andere aber so merkwürdiger, als es in Europa neuer Beitrag nicht zur ethnographischen, wohl aber zur ethographischen Farbentheorie der Morgenländer. Das erste, eine Antwort an Siadeddin, das ist Glanz der Religion, den König von Kabul, mit welchem Schemseddin in grosser Zerwürfniss und Bewilderung. Jener schrieb ihm:
Schemseddin Kert entgegnete hierauf:
Die zweiten Verse sind zum Lobe des Grünen im Gegensatze mit dem Rothen, worunter aber keineswegs das Grün der Erde, des Meers oder Smaragds, oder das Roth des Morgens oder der Blumen oder des Rubins, sondern ganz ein anderes Grün und Roth verstanden wird. Ohne nähere Belehrung hierüber würde das folgende Lob des Grünen und Rothen einem Abendländer eben so unverständlich sein, als einem Morgenländer die grüne und blaue Partei des Rennplatzes gleich Eingangs der Commentare Mark Aurel's. Die Farben des Lebens und Todes des Morgenländers sind, wie bei den Abendländern, das Weiss der Tage und das Schwarz der Nächte, jenes Glück, dieses Unglück vorbedeutend, worin er mit dem Abendländer übereinstimmt; aber schon bei dem Unterschiede der Menschenrassen setzt jener den Schwarzen nicht die Weissen, sondern nur die Rothen entgegen; so ist Mohammed der an die Rothen und Schwarzen, d. i. an alle Rassen der Menschen, gesandte Prophet; die Rothen sind jenen die blutigen Säbel und der gewaltsame Tod, die Schwarzen die giftgeschwollenen Schlangen und der Tod durch die Pest; dem Schwarzen steht das Grün entgegen; dem schwarzen Korn, die Begier, das jedem Menschensohn in die Brust gepflanzt ist, und das nur dem Propheten durch Gabriel der gespaltenen Brust entnommen ward, ist entgegengesetzt das grüne Korn der Mystiker, welches, durch Beschauung gross gezogen, in der Brust des Menschen zum Baume des Lebens und der Erkenntniss aufwächst. Das grüne Korn in rein sinnlicher Bedeutung ist aber das des Bilsenkrauts und des daraus [283] bereiteten Opiats als Berauschungsmittel, im Gegensatze des Rothen, d. i. des Weins. Schemseddin, dem Genusse des ersten ergeben, sang zum Lobe desselben die folgenden Verse:
Wassaf entgegnet hierauf zum Lobe des Rothen:
Behaeddin, der Sohn Schemseddin Dschuweini's, beredete zwar den Herrn Herats, sich an den Hof Abaka's zu begeben, aber dieser liess ihn im Schlosse von Tebris einsperren, wo er bald hierauf starb, wie es heisst, durch Gift, das er im Ringe trug und selbst in die Speise gemischt haben soll. Die Meinung von seiner Listigkeit war so gross, dass der zur Begräbniss bestellte Emir, fürchtend, er möge sich nur todt stellen, um dann zu entwischen, ihn in zwei ineinander geschachtelte Särge legen und beide in seiner Gegenwart fest vernageln liess[533]. Das auf seinen Tod verfasste Distichon finde hier Raum, weil dasselbe, wie die obigen Verse, sich auf eine dem Morgenländer eigene Sitte, nämlich auf die der Orakelverse aus dem aufgestochenen des Korans beziehen. Dieses Aufstechen heisst Fal, was vielleicht dasselbe mit dem deutschen und englischen Fall[534].
Das Todesjahr Schemseddin Kert's, dasselbe, in welchem
in Europa Rudolph von Habsburg die Macht seines Hauses
nach dem Siege über Ottokar befestigte, war für Persien
ein unheilbringendes durch die Vergiessung seines Herzblutes
in Fars durch den Einfall und die Verheerung der
Niguderischen Banden[535], d. i. die Truppen des dschagataischen
Prinzen Niguder, welcher, wie oben erzählt worden,
auf Borrak's Schreiben aus dem Lager Abaka's entwichen,
im Norden eine Zeit lang den Krieg fortführte, welchen
nach seinem Tode seine Heere durch Raub und Verheerung
fortsetzten, wie ehemals nach dem Sturze Chuaresmschah's
die chuaresmischen Banden in Syrien. Die niguderischen
Banden bestanden aus Raubgesindel aller Nationen, aus
Scholen, Mongolen, Turkmanen und Kurden. Sie fielen in
Fars im Distrikte Korbal ein und schlugen das persische
Heer zu Teng Schikem, wo die Emire desselben die Brücke
so abgebrochen hatten, dass nur für Einen Mann Raum zum
Uebergang. Zwei Vögte Abaka's ertranken im Flusse, nur
Bulghtuwan hieb sich mit dreihundert Reitern durch den
rechten Flügel der Feinde und rannte, indem er die Brücke
hinter sich verbrannte, fliehend bis Issfahan; der Rest des
Heeres wurde zerstreut oder ertrank. 17. Ramasan 677/
1. Febr. 1278 Korbal wurde geplündert,
dreitausend verschnittene Pferde wurden sammt
einer Horde von Mädchen und Knaben weggeschleppt. Drei
Jahre später 680/
1281 überschwemmten die mongolischen Banden
abermal Germsir, d. i. die südlichste Landschaft von Fars,
und wandten sich dann gegen Sistan; jeden Winter fürchtete
man zu Schiras ihre Rückkehr und war mit Ausbesserung
der Mauern beschäftigt, denn auf die verweichlichten Truppen
von Fars war kein Vertrauen zu setzen. Wassaf setzt der
[285]
Schilderung der Weichlichkeit von jenen die der Tapferkeit
der Mongolen mit folgenden Worten entgegen:
„Wenn die Braven der alten Zeit, denen noch nach Jahrtausenden die Erzählungen der Kunden in Vers und Prose geweiht, und deren Mannhaftigkeit und Tapferkeit die Gemälde der Bücher und Blätter weit und breit, wieder zur Welt zurückkämen, so könnten sie auf der Rennbahn ritterlicher Waffenthat in den Sitten und Gebräuchen der Schlacht von jedem einzelnen Mongolen Lection nehmen und Nichts Besseres thun, als im Dienste ihres Steigbügels die Satteldecke auf die Schulter zu nehmen. Wenn die berühmtesten Bogenschützen vergangener Völker, von den Arabern die Stämme Siraa und Kara und von den vier persischen Dynastien die berühmtesten vier Schützen, nämlich: Aresch Schefatir[536], Isfendiar Rujinten[537], Koresch Aschghan[538] und Behramgur[539], deren Bogenkunde das Buch von den Graden der Reiter so umständlich ausführt und commentirt; wenn diese den Flug der Geschosse der Mongolen, die Stärke ihres Arms, die Spannung ihrer Bogen, die Wirkung ihrer Pfeile erführen, so würden sie sich nur als Verwundete des Pfeiles der Eifersucht getroffen vor dem Geschosse der Schmach und den Pfeilen des Schmerzes prostituiren. Ueber die Heftigkeit und Hartherzigkeit, die Gewaltsamkeit und den Grimm der Mongolen, über ihr Talent, Schwierigkeiten zu besiegen, und die zu erniedrigen, die ihnen unterliegen, über ihre Kunst, zu kriegen und Helfer anzufesseln ihren Siegen, ist es überflüssig, Etwas zu wiederholen: Was thut Saturnus Noth, wenn du die Sonne schaust! Sie gewähren der Gelegenheit die Macht, mit kühnem Herzen einzig in der Kraft durch Geduld Alles zu verschmerzen, listiger als der Fuchs, wenn sie Etwas verfolgen; am Tage der Schlacht spalten sie die Herzen der Löwen mit Macht und brechen den Damm der Zufälle, [286] so dass es kracht. Die Ueberlieferung von Nassir Ben Sejar, einem der Rechtsgelehrten Turkistans, bestätigt diese Worte und steht hier an ihrem Orte. Man sagt, dass der Kämpe der vollkommene zehn Eigenschaften der Thiere besitzen müsse: die Tapferkeit des Hahns, die Milde des Huhns, das Herz des Löwen, den Anfall des Schweins, die Geduld des Hundes in Ertragung von Wunden, die Behutsamkeit des Kranichs, die List des Fuchses, die Vorsicht der Raben, die Raubsucht des Wolfs und die Ruhe der Katze. Diese Lehre schärfen sie bei jeder Gelegenheit ein. Mit Billigkeit muss man gestehen und zugeben, dass das Werk der Welteroberung und Reichszertrümmerung für dieses Volk ward gegeben; ihre Folgsamkeit für die Befehle ihrer Befehlshaber, ihre Sorgfalt, sich von aller Empörung zu enthalten, ihre Hut von Haus und Gut ist von allen Vernünftigen geschätzt und ausser Zweifel gesetzt.“
Auf die kriegerischen Eigenschaften der Mongolen und
ihre Feindschaft gegen die Mamluken hatten die Kreuzfahrer
in Syrien ihre Hoffnungen gebaut, und eine Gesandtschaft
derselben flehte Abaka um thätige Hilfe an. Auf seinen
Befehl fiel ein von Semaghar, dem Befehlshaber der mongolischen
Streitkräfte in Kleinasien, und von Perwane, dem
mongolischen Vogte Kleinasiens, befehligtes Heer in Syrien
ein. 670/
1271 Der Vortrab von tausend fünfhundert Mann hieb einen
zwischen Harun und Antiochien gelagerten turkmanischen
Stamm zusammen und verheerte das Gebiet von Harun und
Murudsch. Auf die erste Kunde hatte Bondokdar, der sich
zu Damaskus befand, 18. Rebiulewwel/
24. Oct. 1271 einen Eilboten nach Kairo mit dem
Befehle, dass der General Beiseri mit dreitausend Mann
aufbreche, gesandt. Bondokdar verliess mit demselben Haleb, 12. Nov.
aber die Mongolen hatten sich schon aus Syrien zurückgezogen.
Sultan Beibars sandte eine Truppenabtheilung
nach Meraasch, dem alten Germanicia, der Hauptstadt der
noch heute darnach genannten osmanischen Statthalterschaft,
die anderen nach Harran (dem alten Carra zur Römerzeit),
durch den Tod des Caligula, durch die Niederlage des
Cassius, in älterer Zeit durch den Tempel der Sabäer,
[287]
namentlich durch den der Luna, und als der Wohnsitz
Abraham's im Lande Ur geschichtlich geadelt. Die Einwohner
Harran's öffneten die Thore und zerstreuten sich
in die Städte Syriens; aber im nächsten Jahre kam eine
mongolische Truppe und schleifte die Mauern der Stadt.
Zu Damaskus erschienen vor Bondokdar Gesandte Semaghar's
und Perwane's, welche im Namen Abaka's Friedensunterhändler
begehrten; der Sultan sandte zwei seiner Officiere
mit ihnen, welche den Feldherrn Semaghar zu Siwas fanden
und ihm statt der gewöhnlichen neunmal neun Geschenke
nur neun Bogen und neun Pfeile darbrachten, den Abgang
der andern neunmal sieben durch die Eilfertigkeit ihres Ritts
entschuldigend. Perwane begleitete die Gesandten des Sultans
an den Hof Abaka's, dem sie zum Geschenke einen
Helm von Igelstacheln, einen Säbel und neun Pferde darbrachten
und ihm den von Mengu Timur, dem Herrn von
Kipdschak, gemachten Vorschlag eines gemeinschaftlichen
Angriffs auf die Länder Abaka's im Norden und Süden mittheilten.
Die Stammeifersucht zwischen dem Feldherrn des
Uluses Hulagu's und Dschudschi's, welche unter Hulagu und
Berke in offenen Krieg ausgebrochen, unter Abaka's Regierung
nur durch Waffenruhe, nicht durch Frieden besänftiget
war, machte die Herrscher Kipdschaks zum natürlichen
Verbündeten der Sultane von Aegypten, so wie gemeinsames
Interesse wider die letzten die Kreuzfahrer wider
die Mongolen verband, während die Schaukelpolitik der
byzantinischen Kaiser sowohl an den Herrscher des Uluses
Dschudschi's als an den des Uluses Hulagu's die Sendung
von Gesandtschaften und Prinzessinnen vervielfältigte, um
ihre, den Rest des byzantinischen Reichs in der Hauptstadt
bedrohende, von allen Seiten hervorbrechende Macht so
lange als möglich ferne zu halten. Dieses sogenannte natürliche
Interesse, wodurch die nächsten Nachbarn geborne
Feinde eines Staats, sowie die unmittelbaren Gränznachbarn
der Feinde geborene Verbündete, ist eine Parallele barbarischer
Politik zu der nicht minder barbarischen türkischen
Ansicht der Familienverhältnisse, vermöge welcher die Söhne
[288]
die natürlichen Feinde der Väter, sowie ihre natürlichen
Freunde die Enkel, weil diese als Feinde ihrer Väter geboren.
Hier wie dort misst der niedrigste Eigennutz der
Habsucht die Grade der Freundschaft und Feindschaft im
umgekehrten Verhältnisse der Entfernungen der Länder und
des Bluts, und diese bisher sogenannte natürliche Schaukelpolitik,
welche vielmehr mit dem Namen der unnatürlichen
gebrandmarkt sein sollte, muss in dem Masse verschwinden,
als sich die Völker durch gegenseitigen Austausch der Ideen
verbinden und die Bildung der Humanität fortschreitet; sie
wird sich (sowie die Familienansicht der Feindschaft der
Söhne und Freundschaft der Enkel schon heute keine christliche
und europäische mehr) zuletzt nur bei den Barbaren
finden, so lange es deren noch auf Erden geben wird; dass
diese Politik aber im Mittelalter und besonders im byzantinischen
und mongolischen Reiche, bei den Mamluken und
Kreuzfahrern culminirte, darf bei der allen gemeinsamen,
vorherrschenden Barbarei jener Zeit nicht Wunder nehmen.
Im folgenden Jahre sandte Abaka eine zweite Botschaft
an Beibars, um zu begehren, dass der Sultan selbst oder
einer der ersten Männer des Reichs an den Hof Abaka's
komme, den Frieden zu unterhandeln. Ssafer 671/
Aug. 1272 Bondokdar antwortete:
wolle der Ilchan den Frieden, so möge er selbst oder einer
seiner Brüder an den Hof des Sultans kommen. Auf die
Nachricht, dass mongolische Truppen die beiden Gränzplätze
Rahbet und Birtha am Euphrat bedrohten, brach
Bondokdar auf und führte auf Kameelen zerlegte Schiffe
mit sich, um damit den Euphrat zu überschiffen. 9. Rebiulewwel 671/
4. Oct. 1272 So haben
wir noch jüngst erlebt, dass zur Einrichtung der Dampfschifffahrt
auf dem Euphrat das Schiff der Wüste durch
die Wüste Schiffe trug. Durch die Taubenpost hatte Bondokdar
die Nachricht erhalten, dass die Mongolen vor Bire,
und durch dieselbe versprach er der Stadt den schleunigsten
Entsatz. Er hielt Wort; denn die sieben und zwanzig Poststationen
zwischen Damaskus und Bire wurden in sieben
Tagen zurückgelegt; die mitgeführten Schiffe waren aber
entweder nicht angelangt oder zu wenig, denn der Uebergang
[289]
über den Euphrat ward mittels fünf und dreissigtausend
Kameelen[540] bewerkstelligt, auf denen das Heer
überschwamm. Die Mongolen, wiewohl an Zahl doppelt
dem ägyptischen Heere überlegen, zogen sich zurück; Bondokdar
verfolgte sie und erbeutete von den Nachzüglern
einen grossen Theil des Gepäcks; mit demselben und einer
grossen Anzahl von Gefangenen zog er im Triumphe zu
Damaskus ein. Der Befehlshaber von Haleb, Hossameddin
von Aintab, sandte einen Streifzug nach Armenien, weil
dasselbe für die Streifereien des Kastellans von Kinuk die
begehrte Genugthuung nicht gegeben. Kinuk wurde genommen,
die Männer wurden niedergehauen, die Weiber
in die Sklaverei geschleppt; die Mauern der Hauptstadt Sis
widerstanden, aber Tarsus wurde eingenommen und verheert.
Beibars vernahm zu Kairo die Verheerung Armeniens
und den Marsch Abaka's längs des Sab gegen den
Euphrat; er bot das ganze Heer auf und begab sich nach
Damaskus, wo er ruhig blieb, da kein Feind sich zeigte.
An seinem Hofe erschien der vom Hofe Abaka's flüchtige
Melik Schemseddin Behadir, Herr von Samosate, Sohn des
Grossmundschenken des letzten Schahs von Chuaresm, welcher
nach desselben Tod sich einiger Schlösser um Nachdschiwan
und endlich der Stadt Akserai bemächtigt hatte; 17. Ssafer 672/
2. Sept. 1273 er hatte
schon seit geraumer Zeit dem Sultan verrätherische Dienste
geleistet und durch einen auf seine Veranlassung im Namen
des Sultans an einen christlichen Bischof in Persien geschriebenen,
von Reliquien begleiteten Brief, den er hernach
auffangen liess, die Hinrichtung dieses Bischofs bewirkt[541];
auch wider den Katholikos, d. i. den Patriarchen der Nestorianer,
welcher, von den Moslimen durch falsche Anklagen
verfolgt, Bagdad verlassen und sich zu Irbil niedergelassen
hatte, war neue Verfolgung im Anzuge; um derselben zu
[290]
entgehen, verlegte er seinen Sitz von Irbil nach Aschim in
Aserbeidschan[542], in der Nähe der Hauptstadt, weil die
Tyrannei nur am leidentlichsten im Mittelpunkte. Beibars,
der sich über Verletzungen des mit dem Könige von
Armenien geschlossenen Vertrags zu beklagen hatte, beschloss,
Cilicien zu verheeren. Er brach von Damaskus im Geleite
Manssur's, des Herrschers von Hama, und Scherefeddin
Isa's, des Emirs der syrischen Beduinen, auf. 3. Schaaban 673/
1. Febr. 1275 Der Emir
und Hossameddin von Aintab, der Befehlshaber von Haleb,
erhielten den Befehl, als Vortrab die Richtung von Bire zu
nehmen; aber zu Sermin angelangt, liess Beibars dort sein
Gepäcke unter der Obhut des Befehlshabers Ben Sonkar
zurück und nahm den Weg von Derbesak. Diese durch die
Einnahme Ssalaheddin's[543] und fünfzig Jahre hernach durch
einen Sieg der Saracenen über die Templer in der Geschichte
der Kreuzzüge schwarz gezeichnete feste Burg
liegt am Nehr Eswed, d. i. am schwarzen Flusse, welcher
dem See von Antiochien zueilt, auf einer Anhöhe inmitten
fruchtbarer Fluren und Gärten[544]. Von den Mongolen erobert,
ward sie an König Hethum abgetreten, von diesem
vor neun Jahren dem Sultan Bondokdar übergeben worden[545].
Bondokdar lagerte zwischen Derbesak und dem zehn
Miglien davon gelegenen Baghr, dessen Einwohner meistens
christliche Fischer[546], und sandte von hier Truppenabtheilungen
zu tausend Mann, jede mit Fackeln und mit Barken
zur Ueberschiffung von Flüssen versehen, nach verschiedenen
Richtungen in's Gebirge. Er lagerte zu Iskenderun hinter
einer von König Hethum, dem Vater des regierenden Königs
Leo, aufgeführten Mauer und rückte dann gegen Merkes[547]
durch den syrischen Felsenpass vor, welcher wegen seiner
Enge Ssakaltutan, d. i. Bartanhaltend, heisst. Der Fluss
von Merkes ist der alte Kersos, dessen Name sich in dem
[291]
des Schlosses zum Theile erhalten[548]. Die ägyptischen
Truppen verheerten Massissa, das alte Mopsuestia, d. i. der
Feuerherd des Mopsus, das, auf beiden Seiten des Dschihan
(Pyramus) gebaut, zwölf Miglien von der, unter dem Namen
der Goldstoffwiese[549] in den Kriegen der Byzantiner mit
Seifeddewlet durch Schlachten berühmten Ebene, eine halbe
Tagreise von Adana; eine steinerne Brücke verbindet den
diesseits und jenseits des Flusses gelegenen Theil der Stadt.
Die auslaufende Bergkette des Taurus, welche sich von
Massissa bis an das Meer zieht, heisst der Dschebelon-nur,
d. i. der Lichtberg, auf welchem die schönsten Hiacinthen
und seltene Pflanzen, unter andern Mandragoren und ein
Kraut, welches, weil es die Zähne der Schafe gelb färbt,
von den Alchymikern als ein Hauptbestandtheil des Steins
der Weisen gesucht wird[550]. Unter Massissa liegt die tiefe
Felsenschlucht, welche Kurd Kulaghi, d. i. das Wolfsohr[551],
heisst, zur Linken auf einem hohen Berge das weisse Schloss
Jilan Kalaasi, d. i. das Schlangenschloss, das für die Residenz
der Schlangenkönigin gilt[552], die sich mit der Kronjuwele
auf dem Haupte manchmal auf der Goldstoffwiese
und auf den Höhen des Lichtbergs sonnt. Bondokdar drang
in dem Gebirgspasse bis nach Sis, der Hauptstadt des alten
armenischen Königreichs, vor, welche mit den nahe gelegenen
Festen von Ainsarbe, Tel Hamdun, Serfendkjar und
Bersbert von den Arabern die Schneidezähne[553], d. i. die
Gränzfesten des Islams, genannt werden; die letzte war
der Schatzhort der armenischen Könige und eine Zeit lang
die Residenz derselben[554]. Nachdem Sis verbrannt worden,
kehrte der Sultan durch die Felsenschlösser zurück. Vier
seiner Truppenabtheilungen hatten sich gegen die am Meere
gelegenen cilicischen Städte Tarsus, Adana, Barin und Ajas
gewendet. Tarsus, dessen Ruhm bis in die Zeit der assyrischen
[292]
Könige hinauf datirt, indem sich Sardanapalus dasselbe
erbauet zu haben rühmte, ist in der des Chalifats als
der Ort, wo der grösste Chalife des Hauses Abbas den Geist
aufgab, die in den morgenländischen Geschichten und Geographien
berühmteste Stadt Ciliciens; am Cydnus[555], welcher
die Mauern derselben wäscht, hatte Alexander nicht
ohne Nachtheil seiner Gesundheit kalt gebadet, glücklicher
als Friedrich Barbarossa, welcher in den Fluthen des Saleph
oder Calycadnus[556], der bei Selefke vorbeiströmt, den Tod
gefunden. Den Cydnus war Kleopatra in ihrer mit purpurnen
Segeln und vielfarbigen Flaggen bepfauten goldenen Galeere
hinaufgefahren; hiervon weiss die moslimische Ueberlieferung
nichts, doch zeigt dieselbe das Felsen-Sopha der Dschinnen[557],
wo der Chalife Mamun am vorbeifliessenden Wasser sass und
einen über eine Elle langen Fisch aus dem Wasser zu ziehen
befahl. Der schöne Silberfisch (vermuthlich ein Dschinne)
sprang wieder in's Wasser, so dass derselbe die Kleider
Mamun's bespritzte; dieser, zornig hierüber, befahl, den
Fisch wieder herauszuziehen. „Nun werde ich dich sogleich
gebraten essen“, sagte der Chalife, und übergab ihn dem
Koch, aber im selben Augenblicke ergriff ihn ein heftiger
Fieberschauer; als der Fisch ihm gebraten vorgesetzt wurde,
war er nicht mehr im Stande, davon zu essen, und nach
einigen Tagen ward er vom Fieber hinweggerafft. Durch
diese Volkssage und durch die, welche nach Tarsus die
Höhle der Siebenschläfer verleget (wiewohl man sie auch
zu Ephesus und Damaskus zeigt), ist Tarsus nicht minder
geschichtlich merkwürdig, als in der Geschichte der byzantinischen
Feldzüge, i. J. 350/
961 in welchen Tarsus, vom byzantinischen
Befehlshaber gütlich übergeben, die äusserste Gränzfeste
des Islams ward. Zu Adana, der Hauptstadt der heute
darnach genannten osmanischen Statthalterschaft, welche
Harun Raschid am Ufer des Sihan, d. i. des Sarus, erbaut
hatte, wurden die Männer getödtet, die Weiber und Kinder
[293]
geraubt. Ajas, am Ufer des Meeres, zwei Tagreisen von
Baghras und eine von Tel Hamdun entfernt, war in den
Händen der Franken, welche ihr Habe auf die Schiffe im
Hafen retteten. Die Stadt wurde von den Aegyptern verbrannt;
tausend Franken und Armenier, die sich zur See
retten wollten, gingen in derselben zu Grunde[558]. Massissa
wurde verbrannt. Im folgenden Spätjahre wurde Bire von
Obotai vergebens belagert; nach aufgehobener Belagerung
zog eine ägyptische Truppenabtheilung nach Cilicien, wo
dieselbe in der Nähe von Meraasch von Sinbad, dem Oheim
des Königs, angegriffen ward. 29. Nov. 1275 Das Treffen kostete dem
Oheim des Königs, vierzehn Grafen und dreihundert Armeniern
das Leben. Die Turkmanen, wiewohl Sieger, zogen
sich zurück[559].
Die Unruhen, welche in Rum ausgebrochen, führten bald
neue feindliche Berührung zwischen dem Sultan Aegyptens
und dem Ilchane Persiens herbei. Wir haben schon im
vorigen Buche, in der Geschichte Hulagu's, der beiden
Brüder Herrscher Rums, Rokneddin's und Iseddin's, und
der Theilung Rums zwischen beiden erwähnt. Moineddin
Ssahib Perwane, d. i. der Inhaber des Kabinetssiegels, der
Wesir Rokneddin's, hatte den Mitregenten seines Herrn bei
Alindschak, dem mongolischen Befehlshaber in Rum, eines
Einverständnisses mit dem Sultan Aegyptens angeklagt; in
der That hatte Iseddin Gesandte an Beibars mit dem Antrage
der Abtretung der Hälfte seines Landes gesandt, wenn
er ihm wider den Bruder beistehen wolle. Iseddin, auf
dem Wege in's Hoflager zu Hulagu wider die Ränke seines
Bruders und dessen Wesirs gewarnt, kehrte um und flüchtete
sich zum byzantinischen Kaiser, welcher, um dem Hulagu
gefällig zu seyn, denselben zu Ainos als Staatsgefangenen
einsperrte. Iseddin interessirte für sich Berke, den Herrscher
von Kipdschak, der in Feindschaft mit Hulagu, dem
von diesem verfolgten Prinzen Truppen zu Hilfe schickte,
die ihn aus Ainos befreiten; er starb als Vassal des Herrschers
[294]
der goldenen Horde in der Krim. Rokneddin herrschte
nun allein, aber nur dem Namen nach, denn der eigentliche
Herrscher war Perwane. Dieser beinzüchtigte seinen Herrn
bei Abaka empörerischer Plane und erhielt den Befehl seiner
Hinrichtung. 666/
1268 Rokneddin, von Perwane zu einem Feste geladen,
wurde mit einer Bogensehne erwürgt, im selben Jahre,
wo der letzte der Hohenstaufen, Konradin von Schwaben,
auf dem Blutgerüste zu Neapel den Geist aushauchte. Perwane
herrschte nun im Namen Ghajaseddin's, des vierzehnjährigen
Sohnes Rokneddin's. Mehrere der Bege Rums,
unter diesen auch der Sohn Perwane's[560], flüchteten zu
Beibars und hetzten ihn zum Kriege wider Abaka auf. Nachdem
er das Heer gerüstet, seinen schon vor neun Jahren
zum Nachfolger ernannten Sohn Said Berke in seiner Abwesenheit
mit unumschränkter Macht in Aegypten bekleidet
hatte, brach er nach Syrien und von da gegen Cilicien auf.
Der Befehlshaber von Haleb und der Emir der Wüste (Isa,
der Sohn Mohenna's) schlugen eine Truppe der Araber
Chafadsche, welche die Mongolen wider sie gesandt. Bondokdar
zog über Aintab, Dulak[561], Kinuk, d. i. durch den
taurischen Pass, die heutige Strasse der Pilgerkarawane.
Er mündete in der Ebene von Ablestan oder Albostan, wohin
Geographen und Reisebeschreiber das dritte der drei berühmten
Tempelstädte Komane, nämlich das kappadocische,
verlegen[562]; hier sowohl als in der goldenen Komane an
der Vereinigung der beiden Arme des Euphrat in Sakasene
und im pontischen wurde die taurische Artemis als Anaitis
oder die Kriegsgöttin Enyo in Tempeln verehrt, die unter
Hut grosser Priestergesellschaften die Kapitole dieser Gegenden.
Der Name Albestan, d. i. der Garten, scheint derselbe
[295]
mit dem des alten Pästum zu seyn, dessen Tempel
vielleicht demselben Kultus heilig waren. Das pontische
Komane ist in der römischen Kriegsgeschichte durch den
Sieg Cäsar's über den Mithridates berühmt, und gleichen
Ruhm sollte nun das kappadocische in der Kriegsgeschichte
der Mamluken und Mongolen durch die Niederlage der
letzten erhalten. Die Reiterei der Mongolen, aus eilf Regimentern
von tausend Mann bestehend, ward von Tokus,
seinem Bruder Uruktu und von Tudaun, dem Bruder Sughurdschak's,
dem Suldusen, befehligt; die Hilfstruppen bestanden
aus türkischen, deren Treue[563] in einer Schlacht
wider Moslimen zweifelhaft, und aus einem georgischen
Hilfscorps von dreitausend Mann. 11. Silhidsche 675/
16. April 1277 Freitags in der Hälfte
Aprils, am Freitage, welches der liebste Schlachttag Ssalaheddin's
und auch Rudolph's von Habsburg (vielleicht weil
dieser vernommen, dass Ssalaheddin seine Siege alle an
einem Freitage erfochten), hatte die Schlacht statt. Der
linke Flügel der Mongolen warf das Mitteltreffen der Mamluken,
in welchem das Panier des Sultans flatterte, auf den
rechten Flügel; aber Beibars unterstützte denselben und
stellte die gebrochene Schlachtordnung wieder her. Uruktu
und Tudaun sassen mit ihrer Reiterei ab, um den Anfall
der ägyptischen mittels Pfeilregens aufzuhalten; aber die
ausharrende Tapferkeit Bondokdar's siegte. Die Mongolen
wurden geschlagen; ihre Feldherren Tokus und Tudaun
und sechstausend siebenhundert siebzig gezählte Mongolen
deckten das Schlachtfeld. Beibars lies sich die Gefangenen
vorführen und dieselben zusammenhauen, einige Officiere
ausgenommen, mongolische und armenische; die letzten
überhäufte er mit Vorwürfen, dass sie sich in den Reihen
der Ungläubigen schlügen; unter den Gefangenen befand
sich ein Sohn, ein Neffe und die Mutter Perwane's[564]. Ein
Diener Tudaun's brachte die Nachricht der Niederlage dem
Ilchan, der erzürnt nach Tebris zurückkehrte.
Acht Tage nach dem Siege, Freitags, zog Beibars zu
Kaissarije (Cäsarea) im Triumphe, unter einem Thronhimmel,
wie derselbe ober dem Haupte der Sultane Seldschuken
getragen ward, in den Palast des Sultans ein und
setzte sich auf den Thron. 18. Silkide/
23. April Mit dem Sultansbunde auf dem
Kopfe nahte er sich dem Thore des Harems und sandte
den Prinzessinnen des Herrscherhauses von Rum seine ehrfurchtvollsten
Grüsse; dann setzte er sich wieder auf den
Thron und empfing die Huldigung der Ulema und Kadi,
der Imame und Scheiche, der Prediger und Leser des
Korans, der Fakihe und Fakire; der Ceremonienmeister,
mit grossem Kopfwulste und weitem Mantel angethan, wies
jedem die ihm gehörige Stelle an; die Heermusik spielte
den Tusch, der zur Zeit des Gebetes nur für den Landesherrn
erscholl, die Leser lasen Suren des Korans, Dichter
declamirten Lobgedichte; Alle wurden mit einem Frühmahle
königlich bewirthet; dann begab sich Beibars in die Moschee
des Sultans, wo das Kanzelgebet auf seinen Namen verrichtet
ward, so auch in den übrigen sechs Moscheen der Stadt[565];
das ausgeworfene Geld war auf seinen Namen gemünzt[566].
Die Schätze, welche Perwane und seine Gemahlin zu Kaissarije
zurückgelassen, wurden unter die Emire vertheilt. Perwane,
welcher in der Schlacht von Albestan das Heer des Sultans
von Rum befehligt hatte, war nach Verlust derselben nach
Kaissarije geflohen und hatte sich von hier mit dem Namensträger
der Herrschaft Rums, mit Sultan Ghajaseddin,
nach der Feste Tokat zurückgezogen; auf dem Wege dahin
war seine von vierhundert Sklavinnen begleitete Gemahlin
Gurdschi Chatun, die Tochter Ghajaseddin's, des Herrn
von Erserum, gestorben. Perwane schrieb an Beibars, um
ihm als Herrscher Rums zu huldigen; in seiner Antwort
forderte Beibars ihn auf, persönlich zu erscheinen. Perwane
bat um einen Aufschub von vierzehn Tagen, in der Hoffnung,
dass Beibars, von dem Anmarsche Abaka's benachrichtigt,
eher Cäsarea verlassen haben würde, das er
[297]
wirklich am fünften Tage nach seinem Einzuge verliess.
Beibars verliess Cäsarea in dem Augenblicke, wo zu erwarten
stand, dass er seine Eroberungen in Rum verfolgen
würde. Einige Christen und Armenier liess er hinrichten,
sonst wurden die Einwohner von seinen Truppen, welche
die Lieferungen genau bezahlten, nicht misshandelt. Während
seines Aufenthaltes zu Cäsarea hatte Beibars die Huldigung
des Herrschers von Karaman empfangen, welcher,
der Gründer der Macht dieses Hauses, von nun an durch
vier und zwanzig Jahre ein Nebenbuhler des der Seldschuken
und dann durch hundert sechs und siebzig Jahre der Osmanen,
bis dass es nach zwei Jahrhunderten und in zehn
von den Osmanen wider dieselben geführten Kriegen zertrümmert
ward[567]. Schemseddin Mohammed, der Karamane,
zog an der Spitze von dreitausend Reitern nach der Hauptstadt
Konia, vor welcher er die ihm von Sultan Beibars
gesandten Fahnen aufpflanzte und die Stadt zur Uebergabe
aufforderte. Die Einwohner antworteten, sie übergäben die
Stadt nicht, doch würden sie ihn nicht hindern, wenn er
die Thore verbrennen wolle, einzuziehen. Er verbrannte
zwei Thore, besetzte die Stadt und bemächtigte sich der
Citadelle durch List und Gold; dann zog er dem Heere
entgegen, welches Fachreddin Ali, der Wesir Ghajaseddin's,
von seinen beiden Söhnen befehligt, wider ihn gesendet; 29. Silkide 675/
3. Juni 1277
der Karamane schlug es und kehrte mit den Köpfen der
beiden Söhne des Wesirs nach Konia, verliess dasselbe aber
nach sieben und dreissig Tagen und zog sich in's cilicische
Gebirge zurück. Ssafer 676/
Juli 1277 Im folgenden Frühlinge zog Abaka dreimal
gegen Rum[568]. Zu Ablistan oder Elbestan wartete ihm der
Sultan Ghajaseddin mit seinem Wesire Fachreddin von Issfahan
auf; als Abaka auf dem Schlachtfelde die noch unbegrabenen
Mongolen sah, weinte er, liess mehrere Turkmanen,
Urheber von Unruhen, hinrichten und gab den Befehl zur
Verheerung der Städte Rums. In dem Ausfluge von sieben
[298]
Tagreisen wurden die Städte verheert, die Einwohner geschlachtet;
es fielen mehr als hunderttausend derselben als
ein Opfer des Schwertes[569]. Mohammed Schemseddin
Dschuweini, der gerechte und gelehrte Grosswesir, kaufte
mehrere derselben mit seinem Gelde los; schon war Siwas
zur Hälfte verheert, als er die andere Hälfte durch seine
Vorstellungen, dass die Einwohner unschuldig der Rache
verfallen, rettete. Nureddin Chasneji und Sahireddin Ibn
Husch wurden hingerichtet[570].
Abaka wollte von Rum unmittelbar nach Syrien ziehen. Die Emire stellten ihm vor, dass in der Mitte des Sommers die Beschwerden des Zuges zu gross, dass der Marsch besser bis auf den Herbst verschoben bliebe. Er sandte also indessen Botschaft an Bondokdar: „Ihr seid wie Räuber auf die Vorwachen unserer Heere gefallen und habt dieselben erschlagen, und als Wir uns genaht, seid ihr wie Diebe entflohen; seid ihr Männer, so erscheinet nun auf dem Kampfplatze:
Beibars empfing die Botschaft zu Damaskus, wo er bald
darauf starb[571]. Abaka übergab die Verwaltung Rums seinem
Bruder, dem Prinzen Konghurtai[572] Aghul zur Huth, liess
Tokat und das Schloss Perwane's verwüsten[573] und kehrte
nach Alatak zurück. Als er am Schlosse von Baiburt vorbeikam,
das in Armenien durch die Schönheit seiner Mädchen
berühmt, wie Ersendschan durch die Fette seiner Schafe
und Kumach durch die Feinheit seiner Leindwand[574], erbat
[299]
sich ein Scheich die Erlaubniss, ihm frei die Wahrheit sagen
zu dürfen; nach gegebener Erlaubniss sprach er: „Herr,
dein Feind ist in deine Länder eingefallen, ohne deinen
Unterthanen Uebles zuzufügen; weil er deinem Grimme
entwischet, hast du denselben an deinen Völkern ausgelassen,
hast deine Unterthanen getödtet, deine eigenen
Länder verheert; welcher deiner Vorfahren hat desgleichen
gethan?“ Die Worte des Scheichs machten tiefen Eindruck
auf Abaka, der die Freigebung von viermalhunderttausend
Gefangenen befahl[575]. Im Lager von Alatak wurde Moineddin
Perwane vor Gericht gestellt, dreier Staatsverbrechen angeklagt:
dass er zu Ablistan geflohen, dass er nach der Niederlage
sich nicht zum Herrn begeben, dass er denselben nicht
frühzeitig genug vom Anzuge der Aegypter unterrichtet.
Die von Syrien zurückgekommenen Gesandten Abaka's sagten
überdiess wider ihn aus, was sie dort erfahren, dass Beibars
auf dessen Einladung nach Rum gekommen, das er in seine
Hände zu liefern versprochen, dass er hernach aber vor
demselben geflohen sei. An Perwane, welcher den Sultan
Rums mit Bogensehne erwürgt hatte, ward nun Gleiches
mit Gleichem vergolten; 1. Rebiulewwel 677/
23. Juli 1278 Abaka war schon auf dem Punkte,
ihm zu verzeihen und ihn nach Rum zurückzusenden, als
die Wittwen der zu Ablistan Gefallenen Wehe- und Rachegeschrei
vor dem Palaste Abaka's erhoben. Kutschuk Tukdschi
Behadir mit zweihundert Reisigen erhielt den Befehl
der Hinrichtung; Perwane war, sobald er sich umringt sah,
seines Looses gewärtig und bat, nur noch ein Gebet von
zwei Verbeugungen verrichten zu dürfen; nachdem er es
verrichtet, wurde er zusammengehauen. Die Angabe des
armenischen Mönchs Geschichtschreibers[576], dass Abaka vom
Fleische Perwane's in alle Speisen zu mischen befohlen und
selbst davon gegessen haben soll, verdient wenig Glauben.
Moineddin Suleiman Perwane aus Dilem war der Sohn Mobariseddin
Ali's, welcher, in früherer Jugend nach Rum
gekommen, vom Finanzminister Sultan Alaeddin Keikobad's
[300]
als Eidam begünstigt, nach des Schwiegervaters Tod die Stelle
als Wesir erhalten hatte. Sein Sohn Perwane beherrschte
Rum im Namen der Seldschuken als unumschränkter Herr;
Rokneddin Kilidsch Arslan hatte ihm die Stadt Sinope verpachtet,
deren Besitz auch nach seiner Hinrichtung auf
seinen Sohn Mohammed und von diesem auf den Enkel Perwane's,
Mohesebeddin Mesud, überging[577]. Dieser bemächtigte
sich Dschaniks und Ssamssuns, das nach seinem Tode[578]
in den Besitz des Fürsten von Kastemuni fiel. Sechs Wochen
nach der Hinrichtung Perwane's ward der Wesir Schemseddin
nach Rum gesandt, um dem verwüsteten Lande wieder
aufzuhelfen; 17. Rebiulachir/
7. Sept. er baute die verheerten Städte wieder auf,
führte aber auch die Stempelgebühr ein, welche vordem in
Rum nicht bestanden. Der Fürst von Karaman, der sich
in unwegsamen Wäldern verborgen hielt, ward mit denselben
verbrannt. Iseddin Ibek der Syrier erhielt die Statthalterschaft
Malatia's. Schemseddin, nachdem er die Angelegenheiten
Rums eingerichtet, wandte sich nach dem Kaukasus
und Lesgistan, wo er die störrigen Bergvölker der mongolischen
Herrschaft unterwarf[579].
In dem Augenblicke, wo Schemseddin durch die Einrichtung Rums nach der Unterwerfung Lesgistans dem Reiche die wichtigsten Dienste erweisend und seine Macht im höchsten, war auch seine Verungnadung am nächsten. Dieselbe war das Werk der Ränke Medschdulmülk's, des Sohnes Ssafiolmülk's, des vormaligen Wesirs der Atabegen von Jesd. Zuerst im Dienste Behaeddin's, des Sohnes Schemseddin's, zu Issfahan, war er von diesem dem Vater empfohlen worden, welcher ihn in verschiedenen Aufträgen und zur Zählung der Einwohner Georgiens und noch zuletzt in Rum verwendet hatte. Medschdulmülk hinterbrachte dem Jesu Buka Gurgan, welcher als Gemahl Kutlukan's, der sechsten Tochter Hulagu's, der Schwager Abaka's, dass Medschdeddin Esir, der Bestellte Alaeddin Dschuweini's (des Bruders Schemseddin's), [301] in seinem und seines Bruders Namen geheimes Einverständniss mit den Aegyptern unterhalte, um diesen Bagdad zu überliefern. Abaka, hiervon durch seinen Schwager unterrichtet, befragte den Medschdeddin Esir, von dem aber selbst fünfhundert Prügel kein Geständniss erpressten. Schemseddin, in der Hoffnung, einen gefährlichen Feind zu versöhnen, verlieh seinem Ankläger Medschdulmülk die Statthalterschaft von Siwas mit einer Anweisung von zehntausend Dinaren auf den Schatz von Rum. Aber undankbar und unversöhnlich suchte Medschdulmülk neue Wege zum Gehöre Abaka's mittels dessen Sohnes, des Prinzen Arghun; diesem machte er zu Kaswin in einer geheimen Unterredung weis, Perwane habe auf Schemseddin's Einflüsterung den Bondokdar nach Syrien eingeladen, sein Bruder Alaeddin habe für sich eine mit Edelsteinen besetzte Krone verfertigen lassen; er könne dem Wesir beweisen, dass er sich viertausend Tomane[580] von den Krongütern erpresst, dass er ausserdem zweitausend Tomane an Heerden und Juwelen besitze, ohne zu rechnen, was er von den Schlössern der Assassinen und von Bagdad weggeschleppt; sein Sohn Behaeddin, der Statthalter von Issfahan, habe dort ausser den aufgelegten Steuern sechshundert Tomane erpresst; um ihm das Maul zu stopfen, habe er ihm die Statthalterschaft von Siwas mit einer Summe Geldes verliehen. Arghun hinterbrachte diese Reden seinem Vater; als dieser sich zu Scherujas (in der Ebene zwischen Ebher und Serdschan) befand, ward Medschdulmülk durch Vermittelung des Emirs Taghadschar von Abaka im Bade empfangen. Abaka, hierdurch in seiner guten Meinung von Schemseddin's Finanzverwaltung beirrt, gab dem Ankläger den Auftrag, die Rechnungen der letzten Jahre zu untersuchen und die Güterbeschreibungen zu durchgehen, ohne dass einer der Emire oder Prinzen sich dessen weigern dürfe. Zugleich gab er ihm die Insignien des Löwenkopfes glänzender und schöner, als dieselben Sultanen und Königen verliehen worden[581]. Die Naibe oder Stellvertreter der [302] Steuervögte wurden nach Tebris einberufen. Medschdulmülk stand auf einmal in hoher Gunst und verkündete dieselbe durch seinen Aufwand; er umgab sich mit berittenen Pagen, die auf arabischen Pferden mit goldenen Gürteln, und spannte ein von vierzig Säulen getragenes Zelt aus Atlas von Schuster aus. Schemseddin wandte sich an seine Gönnerin und Beschützerin Oldschai Chatun, welche den aufgebrachten Gemahl dem Wesir zu versöhnen sich bestrebte. Er erhielt eine Audienz: „Wir haben dich“, redete ihn Abaka an, „in dem dir von Unserem Vater verliehenen Amte der Wesirschaft mit unumschränkter Machtvollkommenheit bestätigt und alle Länder deiner Feder untergeben; wie hast du unser Vertrauen zu misbrauchen und das Doppelte der Gebühren undankbarerweise dir anzueignen gewagt?“ Der Chalife Motedhad biemrillah hat gesagt: „Ueber den, der die Gnaden der Könige mit Undank erwiedert, werden die Schwerter Recht sprechen.“ Schemseddin antwortete: „Ein Theil der eingenommenen Gelder ward im Dienste der Finanzen, ein anderer in dem der Prinzen und Prinzessinnen, ein Theil zu Gaben und Almosen für's allgemeine Besste verwendet; was ich besitze an Kapitalien und Gütern, an Mamluken und Heerden, ist ein Brosamen der Gnaden und ein Abfall der Huld des Padischah's, den ich auf jeden Wink zurückzugeben erbötig.“ Abaka, durch diese Sprache des Wesirs versöhnt, verzieh ihm; er sagte: „Alle deine Schuld, die sich begeben und die sich nicht begeben, habe ich dir vergeben[582] und dich in deinem Amte neuerdings bestätigt.“ Die gegebenen Befehle der Verhaftnehmung der Intendenten des Wesirs wurden widerrufen und Schemseddin erliess Rundschreiben, um die Wiedererlangung Allerhöchster Gnade kund zu thun; in demselben waren die Worte Abaka's, wie folgt, angeführt: „Eine Zeit ist es, dass durch verlautende Kunden der Veränderung Unserer Gnade dir die Sicherheit der Nahrung und die Süssigkeit des Schlafes geraubt worden; nun gehe von hier in Unserem [303] Dienste betrunken nach Haus, strecke mit Herzen voll Lust und mit gesättigter Brust Hand und Fuss fröhlich im Hareme aus; lege dich früh nieder und stehe spät auf.“
Medschdulmülk, durch die Wiederaufnahme des Wesirs
zu vorigen Gnaden beunruhigt, bat, dass Abaka ihn unter
den Schutz eines der Emire seines Hofes stellen oder davon
entfernen möge. Abaka antwortete, dass, wiewohl er den
Schemseddin wieder zu Gnaden aufgenommen, er dem
Medschdulmülk Nichts Uebles wolle und dass er beim Emir
Taghadschar bleiben könne. Medschdulmülk, von seinem
Rathe und Gelehrten Ssadreddin von Sendschan unterstützt,
fuhr fort, Ränke zu schmieden, und zwar mit so gutem
Erfolge, dass ein Diplom erging, vermöge dessen Medschdulmülk
von Jesd dem Inhaber des Diwans an die Seite
gegeben ward. 679/
1280 Dieses Diplom ward im Götzentempel zu
Mocha in Gegenwart aller Prinzen und Prinzessinnen öffentlich
verlesen und alle Geschäftsleute bemerkten, dass noch
kein Perser von den mongolischen Herrschern dergleichen
Jerligh erhalten. Abaka empfahl dem Medschdulmülk die
grösste Wachsamkeit in Bewahrung und Gebahrung der
Staatsgelder und sich nicht vom Hofe zu entfernen, wo er
unter seinem Schutze stehe[583]. Medschdulmülk stellte in
allen Ländern Stellvertreter mit zahlreichem Gefolge an,
und in den Erlassen des Diwans wurde der Name Schemseddin's
als des Inhabers rechts, der Medschdulmülk's links
auf derselben Höhe geschrieben. Zu dieser Zeit schrieb
Medschdulmülk, seine Feindschaft nicht verhehlend, an
Schemseddin die Verse:
Schemseddin antwortete hierauf:
Schemseddin, starkmüthiger Geduld, schlürfte den Becher
der Demüthigung bis zum Hefen aus. Als er eines Tages
mit seinem Amtsgenossen Feinde auf den Stufen des Thrones
erschienen, befahl ihm Abaka, die untere Stufe einzunehmen;
ein andermal, bei einem Gastmahle, verweigerte Abaka
dreimal den ihm von Schemseddin dargebrachten Becher,
den dieser hiernach dem ober ihm knienden Feinde darbrachte;
Abaka reichte hierauf dem Schemseddin, dem
eifrigen Moslime, ein Stück Schweinfleisch, das dieser
schweigend verschluckte; da sagte Abaka zu den Trinkgenossen:
Dort ist ein guter und ausharrender Mann; ich
hatte beschlossen, hätte er sich das Schweinfleisch zu essen
geweigert, ihm mit der Spitze des Messers das Aug' auszustechen. Rebiulewwel 680/
1281
Nun erschien Alaeddin, der Statthalter Bagdads,
der Bruder Schemseddin's, welcher mit demselben in der
Anklage von Gelderpressung verwickelt war, zu Bagdad
ohne allen Aufwand in reinlicher Kleidung, und sogleich
war von allen Seiten ein Heer von Anklägern und Zwischenträgern
in der Luft; Medschdulmülk zeigte an: Alaeddin
habe nun durch zwanzig Jahre die Steuerausschreibung des
arabischen Irak und Chusistan's verwaltet und in jedem dieser
Jahre über zwanzig Tomane Zuschuss erhoben. Alaeddin
rechtfertigte sich „durch die ihm aufgebürdeten Ausgaben
für die Prinzen und Frauen, für die Emire und Intendenten
der Gauen, durch den Aufwand für die Gesandten am Hofe,
für Geschenke und reiche Stoffe, welche alle die wichtigen
Lasten der Pachten die Diwanseinnahmen vollmachten“[585].
Da die Ankläger hierin nicht aufkamen, änderten sie ihr
Spiel. „Sie stellten“, sind Wassaf's Worte, „dem Könige
gegenüber einen anderen Bau als Thurm auf und trugen
vor, dass von den vor zehn Jahren[586] gelegten Rechnungen
noch zweihundert fünfzig Tomane zu zahlen übrig seien.“
Bei gepflogener Untersuchung zeigte es sich, dass diese
[305]
Summe nicht dem Statthalter, sondern den Pächtern der
Districte zur Last falle, von denen dieselbe einzutreiben
unmöglich. So wurde darüber hinausgegangen und Alaeddin
wieder nach Bagdad zur Verwaltung seines Amtes zurückgesandt.
Was den Anklägern Schemseddin's und seines
Bruders vorzüglich zu statten kam, war der durch die neuen
Kriegsrüstungen eingetretene Geldmangel. Von Aegypten
her nahten sich die ägyptischen Befehlshaber Elfi und
Aschkar Sonkar mit einem Heere, welchem der Prinz Mengu
Timur entgegengesandt ward; ein anderes Heer ging nach
Osten zum Dienste des Kronprinzen Arghun in Chorasan,
und ein drittes war zur Huth der Gränze von Derbend erforderlich.
Abaka war in der Absicht, zu Bagdad zu überwintern,
auf der Strasse von Irbil und Mossul aufgebrochen
und Alaeddin hatte auf dieser Seite die Vorhuth vorausgesandt. 1. Redscheb 680/
16. Oct. 1281
Zu Rahbet hielt Abaka grosse Kreisjagd und trat
von hier den Weg nach Bagdad an. Diesen Augenblick
benutzte Medschdulmülk, um dem Padischah zur Füllung
der geleerten Cassen die von Alaeddin dem Schatze schuldigen
Summen in's Gedächtniss zu rufen.
Alaeddin, von allen Seiten der neuen, seinem Habe und Blute drohenden Gefahr benachrichtigt, ergriff das einzige Rettungsmittel des letzten durch freiwilliges Opfer des ersten. Er sandte sogleich sein ganzes Habe vom Grössten bis zum Kleinsten an den Fuss der Majestät: „Sein ganzes Habe“, nach den Worten des in der ganzen Fülle asiatischen Styles wuchernden Wassaf, „von den glänzenden Perlen, welche wie Glückessterne strahlten, bis zu den geringsten Korallen und den hölzernen Geschirren, den gemalten, von den kostbarsten Tapeten geflochten aus den goldenen Drähten bis zu den schlechtesten Kotzen und strohgeflochtenen Matten, von den Reinsten und Schöngestaltetsten bis zu den Niedrigsten und Veraltetsten, von den Gefässen, den vergoldeten, den auserwählten, bis zu den alten Hausgeräthen, den in die Rumpelkammer gestellten, von den Gürteln und Floren bis zu den Vorhängen von Thoren, von den Sklavinnen, den schönsten der Zeit, deren Wangen Rubinen von Bedachschan, [306] bis zu den Stallknechten (Kutal), mit groben Kitteln angethan; er schaffte herbei aus der Musikkapelle die Pfeifen und Trommeln, an deren Stelle die wiehernden und yahenden, die sich stattlich und mannichfarbig als Reitthier nahenden, von den Mäulern und Pferden die wohlfeilen und die werthen, Kameele und Kameelinnen, Böcke und Widder. Sein Zweck war, in Ehren zu beharren und nicht die Waaren zu bewahren; er war bereit, Alles zu wagen und beizutragen und setzte den Fuss auf den Spruch:
als auf seinen höchsten und unabänderlichsten Entschluss.“ Zugleich eilte Alaeddin dem Ilchan entgegen und warf sich auf der Station Dodscheil zu seinen Füssen. Da die Summe der eingelieferten Schätze doch noch unter der Erwartung geblieben, wurde er ungnädig empfangen, und es erging ein Jerligh, um den Emir Taghadschar zur Einleitung des Prozesses nach Bagdad zu berufen; er plünderte noch das von Alaeddin gestiftete Karawanserai (Robath) Kloster, und da im Hause Alaeddin's nur der Besitzer allein zurückgeblieben war, wurde dieser in Empfang und Verhaft genommen. Alaeddin wurde in den Halsblock geschlagen, auf die Folter gelegt, nackt zu Bagdad hineingeführt und dann verbannt. In dieser Tiefe seines Elends sandte er an seinen Bruder, den Wesir, die arabischen Verse:
Ban heisst das Dorf bei Nissibin, nach welchem er verbannt ward und dessen Name hier mit Ban spielt, dem Namen der babylonischen Weide, mit deren biegsamen Stamm und Aesten der Nacken und die Glieder der Schönen verglichen werden. Seine Feinde fanden in diesen Versen neuen Stoff von Anschwärzung und Verfolgung; sie ärgerten sich darüber, dass er inmitten seines Unglücks noch Lust und Geist genug [307] besitze zu arabischen Versen und Wortspielen. Einem Freunde, der ihm von der Stimmung der Feinde Nachricht gab, schrieb er:
Alaeddin, welcher europäischen Orientalisten bisher nur als Geschichtschreiber bekannt gewesen, verfasste in seinem Elende mehrere Gedichte, deren einige in dem Buche des Trostes der Brüder, welche eine Art von arabischen Boethius, gesammelt sind. Seine berühmte Kassidet allein, deren Beginn:
haben über siebzig Dichter durch Glossen commentirt[587].
Die Feinde Alaeddin's, um seinen Ruin zu vollenden, nahmen zu neuen Listen und Lügen, Verschwärzungen und Verläumdungen die Zuflucht. Sie klagten ihn verrätherischen Briefwechsels mit Aegypten an und bedienten sich als Werkzeuges ihrer Ränke eines unbekannten Juden. Dieser beschrieb zu wiederholtenmalen ein Papier mit farbigen Linien aus Safran und Grünspan als einen Talisman, und dieses wurde während der Hausuntersuchung in den Kleidern Alaeddin's verborgen. Dieser falschen Anklage sollten die ägyptischen Zustände Glaubwürdigkeit geben. Vor einigen Monaten war zwischen Kilawun Elfi, dem im Namen des unmündigen Sohnes Bondokdar's Aegypten beherrschenden Fürsten, und den Begen der Mamluken Uneinigkeit ausgebrochen und Sonkar Aschkar hatte sich mit Isa Ben Mohenna, dem Emire der syrischen Beduinen, verbunden; wider dieselben sandte Elfi ein Heer nach Damaskus, welches bis nach Aana und Hadise an die Ufer des Euphrats streifte. Abaka sandte einen Gesandten an Elfi und Sonkar, um sie [308] einzuladen, die Länder des Ilchan's nicht zu belästigen und sich ihm zu unterwerfen. Diese Gesandtschaft traf in dem Augenblicke ein, als die beiden verbündeten Emire von Elfi geschlagen worden waren; sie versprachen sich Hilfe von Abaka, und der Emir der Wüste sandte seinen Bruder mit dem Gesandten nach Bagdad, als Alaeddin dort noch in der Machtvollkommenheit seines Amtes stand. Er berichtete an den Ilchan die wahre Lage der Dinge und erhielt den Befehl desselben, den Sonkar und den Bruder des Emirs freundlich zu behandeln. Diesem Befehle gemäss hatte Alaeddin dieselben freundlich empfangen und ihnen zu Bagdad Gold und Korn angewiesen; dies war Alles, was an der Verbindung Alaeddin's mit Aegypten wirklich und wahr. Zu dieser Zeit hatte Mengu Timur (der Bruder Abaka's) ein zahlreiches Heer an die Ufer des Euphrats geführt; Sonkar und Isa schickten Gesandte an Abaka, um den Rückmarsch dieses sie bedrohenden Heeres zu bitten, und Mengu Timur erhielt den Befehl, sich vom Euphrat abzuwenden, während auf der anderen Seite gleichzeitig Prinz Baidu, der Sohn Tarakai's (des fünften Sohnes Hulagu's) und folglich der Neffe Abaka's, mit einem Heere in Syrien einfiel. Diesen scheinbaren Widerspruch der Bewegung der mongolischen Heere in Syrien und am Euphrat, indem sie dort vordrangen, hier sich zurückzogen, rissen die Feinde Alaeddin's als eine Waffe wider denselben an sich, und indem sie den Gesandten des Beduinenfürsten für sich gewannen, traten sie mit Alaeddin in Banden die Reise nach dem Hofe an, der damals zu Hamadan. Alaeddin's Trost in dieser misslichen Lage waren die Beweise von Theilnahme, die er von allen Grossen erhielt, die ihm dieselben in Briefen und Gedichten kund gaben. So schrieb ihm Behaeddin Ali:
Alaeddin antwortete hierauf:
Als Alaeddin, von seinen Feinden geführt, auf dem Wege von Bagdad nach Hamadan auf die Höhe von Esedabad gekommen, begegnete ihnen die Nachricht von dem Tode Abaka's, welcher dem Schicksale Alaeddin's und seines Bruders günstigere Wendung gab. Ehe wir des Todes Abaka's umständlicher erwähnen, liegt uns noch ob, einige frühere Begebenheiten und den weiteren Verfolg des syrischen Feldzuges zu erzählen.
Drei Jahre vor seinem Tode war Abaka selbst von Tebris
gegen Chorasan aufgebrochen, wohin er seinen Sohn Arghun
vorausgesandt, um die Niguderischen Banden, deren Einfall
in Fars oben erzählt worden, zu Paaren zu treiben; er kam
aber nicht weiter, als bis Sistan, dessen Hauptstadt er belagerte
und dann wieder zurückkehrte; 1. Moharrem 677/
25. Mai 1278 er brachte den
Oldschai Buka, den ältesten Sohn Mubarekschah's (des Sohnes
Muwatukjan's), und andere Prinzen des Uluses Dschaghatai
mit sich; 14. Reb. II. 677/
5. Aug. 1278 dann begab er sich nach Herat, wo ihm die Emire
der Karawinas[588], eines der kriegerischsten und, wie Wassaf
sagt, der teuflischen Stämme der Mongolen (die Naphtafeuerwerker),
huldigten, welche ihren Namen vermuthlich
von ihrem Sitze zu Karawin dscheidun haben. Bei seiner
Rückkehr nach Tebris vertheilte er nach dem Beispiele seines
Vaters, Hulagu, Ländereien als Leibgedinge der Frauen. 2. Reb. II./
23. August 1278
Die Frau Kutui erhielt Miafarakain, die Frau Oldschai einen
Theil Diarbekrs und Dschiseretol-Omar, der Gemahlin Dschumkur's,
Nulun Chatun, des Oheims Abaka's, und ihren beiden
Söhnen, Dschuschkab und Kunschu, wurde Selmas mit seinem
[310]
Gebiete verliehen. Buka, der Sohn Hukutai's, der Dschelaire,
welcher, nach des Vaters Tod ein unmündiger Waise,
unter Abaka's Augen erzogen worden, wurde zu einem der
grossen Inaken, d. i. der vertrauten Hofdiener, und später
zum Schatzmeister des Pelzschatzes (Postin[589], woher das
Postelnik der Russen und Wallachen) ernannt. Die Niguderischen
Banden waren kaum aus Fars abgezogen, als die
Nachricht eintraf von einem Angriffe der Aegypter auf
Kalaater Rum, d. i. das Römerschloss, welches an der Stelle
des alten Zeugma den Uebergang über den Euphrat vertheidigt.
Sultan Said, der Sohn und Nachfolger Bondokdar's
(unter der Vormundschaft Kilawin Elfi's), hatte ein Heer
von neunzigtausend Reitern und viertausend Fussgängern
wider diese Festung abgesandt. Die ägyptischen Truppen
befehligte der Emir Beiseri, die syrischen Hossameddin von
Aintab. Die Stadt wurde eingenommen und verbrannt; da
die Citadelle aber fest hielt, zogen die Eroberer nach fünf
Tagen beutebeladen ab. Sultan Said war in Aegypten abgesetzt,
mit dem Leibgedinge von Kerek dahin verwiesen
und die Sultanschaft dem Emir Kilawin Elfi, dem Kipdschaken
aus dem Stamme Burdsch Oghlu, übertragen worden; dieser
nahm dieselbe vor der Hand nicht an, sondern begnügte
sich, im Namen des siebenjährigen Selamisch, des Sohnes
Bondokdar's, als der Atabeg desselben zu herrschen; aber
die Namensherrschaft des siebenjährigen Knaben dauerte nur
hundert Tage, nach welchen er abgesetzt und zu seinem
Bruder nach Kerek verwiesen ward. 2. Redscheb 678/
27. Nov. 1279 Kilawin Elfi, so beigenannt,
weil er um tausend Goldstücke gekauft worden,
und Ssalihi, weil er ein Mamluke Ssalih's, des letzten
ägyptischen Sultans aus der Familie Ejub, bestieg den Thron
als Sultan Manssur, d. i. der Siegreiche, ein Beiname, dessen
gute Vorbedeutung während seiner ganzen Regierung erfüllet
ward. Der Emir Sonkar aschkar, d. i. der Blonde,
machte ihm als Nebenbuhler den Thron streitig, indem er
[311]
sich zu Damaskus zum Sultan ausrufen liess, aber bald mit
seinem Verbündeten, Isa Ben Mohenna, von den Truppen
des Sultans geschlagen, hatte er sich, wie oben erwähnt
worden, mit Alaeddin, dem Wesire Abaka's, zu Bagdad in
Unterhandlung eingelassen und sich dann in's syrische Schloss
Sahiun, eines der festesten, ehemals den Assassinen gehörigen,
geworfen. Abaka hielt diesen Augenblick günstig
für den syrischen Feldzug. 18. Oct. 1280 Seine Truppen marschirten in's
Gebiet von Haleb ein, wo sie Aintab, Derbesak und Baghras
besetzten und bis nach Haleb vordrangen, rennend, brennend,
staubend, raubend, Männer tödtend, nur den Weibern als
Sklavinnen das Leben rettend. Kilawin war von Aegypten,
wo er seinen Sohn unter dem Namen Melik ess-Ssalih als
Thronfolger ausgerufen, gegen Syrien aufgebrochen; als er
vernommen, dass der Feind mit der Beute von Haleb abgezogen,
wieder nach Kairo zurückgekehrt.
Im folgenden Frühjahre zog Kilawin wider seinen Thronnebenbuhler
Sonkar aus, der noch im festen Schlosse Scheiser
hielt. 19. Moharrem 680/
10. Mai 1281 Er versprach die Auslieferung desselben für die Abtretung
von Famia (Apamia), Antiochien, Latakia (Laodicea)
und der Schlösser Sahiun, Belatonus, Bersijet; auch
die beiden letzten gehörten, wie Sahiun, unter die festesten
Schlösser der Assassinen vom Gebirge, welches von ihnen
den Namen des Messers (Sikin) führt. Belatonus ist das
alte Banias an der Seeküste nördlich von Merkab und Bersijet,
ein kleines Schloss an dem westlichen Saume des Berges
Chait, welcher auf der Ostseite des Sees von Apamea[590].
Diese Forderung war kaum zugestanden, als Kilawin den
Anzug zweier mongolischer Heere vernahm, deren eines, von
Abaka selbst befehligt, sich gegen Rahbet wandte, das andere,
unter dem Befehle Mengu Timur's, des Bruders Abaka's,
zwischen Kaissarije und Ablistan (Cäsarea und Comane)
gelagert hatte. Mengu Timur zog langsam in Syrien auf
der Strasse nach Aintab und stand, nachdem er Hama verheert,
vor Himss, wo auch Kilawin, durch die Truppen
[312]
Sonkar's verstärkt, eingetroffen war. 14. Redscheb 680/
30. Oct. 1281 Die Schlacht blutete
in der Ebene nicht ferne vom Grabmale Chalid's (beigenannt
das Schwert Gottes), des Eroberers Syriens unter dem
Chalifate Omar's. Das Heer Mengu Timur's zählte fünf und
zwanzigtausend Mongolen, fünftausend Georgier, eine armenische,
von König Leo befehligte Truppenabtheilung und
eine der Türken Rums; auch das ägyptische Heer, welches
die ersten der Emire[591] befehligten, war von syrischen
Turkmanen und Kurden verstärkt. Der linke Flügel der
Aegypter vom rechten der Mongolen, welchen Mengu Timur
an der Spitze der Uiraten, Georgier und Armenier befehligte,
wurde bis an die Thore von Himss zurückgeschlagen;
aber Mengu Timur selbst, bald hernach vom Emir Usdemir
verwundet, ergriff die Flucht; seine Flucht zog die Niederlage
des mongolischen Heeres nach sich, das nach allen
Seiten floh. Von Seite der Mongolen war Semaghar, einer
ihrer tapfersten Feldherrn, von Seiten der Aegypter der
Emir Usdemir, welcher den Prinzen Timur verwundet und
vom Pferde gestürzt hatte, geblieben. Die Mongolen hatten
sich theils gegen Haleb, theils gegen Selemijet, die an der
Gränze der Wüste gelegene Stadt, geflüchtet; die letzten,
durch den ägyptischen Befehlshaber Rahbet's abgeschnitten,
irrten in der Wüste, wo sie dem Hunger und Durst erlagen;
nur sechshundert Reiter wurden gefangen und zu Rahbet
geköpft; eine andere, vor Burt gelagerte mongolische Truppenabtheilung
wurde gleichzeitig von den Belagerten angegriffen,
die fünfhundert derselben tödteten. Mengu Timur
zog sich nach Dschesiret, dem Leibgedinge seiner Mutter,
Oldschai Chatun, zurück. 9. Dschemm. sani/
25. Sept. Abaka war, während Mengu Timur
in Syrien einmarschirt, jagend bis Rahbet gekommen, kehrte
aber dann nach Sindschar zurück und war Anfangs Novembers
in seinem Lager vor Mossul eingetroffen. Hier erhielt er
die Kunde der Niederlage seines Heeres. Erzürnt kündete
er für den nächsten Frühling ein Kurultai an, wo die Feldherren,
die ihre Schuldigkeit in der Schlacht nicht gethan,
[313]
bestraft werden sollten. 6. Silkide/
13. Februar In der Hälfte des Februars brach
Abaka von Bagdad nach Hamadan auf, wo er im Palaste
Fachreddin Minotschehr's abstieg. Er überliess sich dem
Genusse geistiger Getränke, dem er unmässig ergeben. Eines
Abends glaubte er in seiner Trunkenheit einen schwarzen
Vogel vor sich zu sehen: Weg mit dem schwarzen Vogel,
rief er; aber so viel die Leibwachen auch spähten, war von
einem schwarzen Vogel nichts zu sehen. Auf einmal schloss
er die Augen und gab, auf goldenem Throne sitzend, den
Geist auf[592]. 20. Silhidsche 680/
1. April 1282 Er wurde an der Seite seines Vaters in dem
Schlosse Teke am See von Meragha bestattet; schon am
fünf und zwanzigsten Tage nach seinem Tode folgte ihm
auch sein Bruder Mengu Timur in's Grab zu Teke[593]. Abaka
starb acht und vierzig Jahre alt, von denen er siebzehn
geherrscht, der Befestiger der Herrschaft der Ilchane in
Persien und Georgien im Geiste des Gründers Hulagu; kein
Eroberer, wie dieser, aber auch minder grausam. „Abaka“,
sagt der Mönch Haitho, „war ein staatskluger, sein Reich
glücklich verwaltender Herrscher, der nur in zwei Dingen
unglücklich; erstens, dass er nicht Christ werden wollte
und als Götzendiener den Götzenpriestern Glauben beimass;
zweitens, dass er, in beständigem Kriege mit den Nachbarn
verwickelt, den Sultan Aegyptens in Ruhe lassen musste,
der sich durch mongolische Ueberläufer und durch Bündnisse
mit dem Herrscher des Uluses Kipdschak verstärkte.“
Die Klage Haitho's, dass Abaka nicht Christ werden wollte, beweiset schon, dass Hoffnungen oder Bemühungen zu seiner Bekehrung rege waren; ferneren Beweis liefern die in den Geschichtschreibern der Päpste erhaltenen Schreiben [314] desselben an Abaka. Papst Clemens IV. meldet in einem aus Veterbo erlassenen Schreiben, dass er das Schreiben des Chan's erhalten; 1267 bedauert aber, dass dasselbe nicht lateinisch abgefasst, weil Niemand dasselbe lesen und verdolmetschen konnte und er also den Worten des Boten allein Glauben beimessen müsste; dieser scheint wirklich seine Botschaft grossentheils aus sich selbst geschöpft zu haben, denn es ist nicht wahrscheinlich, dass Abaka (wie ihm Clemens dafür dankt) ihm seine Freude über die Niederlage Manfred's des Hohenstaufen bezeugt, dass er ihm seine Bereitwilligkeit gemeldet, mit seinem Schwiegervater dem Paläologen und den Lateinern zu helfen, und noch unwahrscheinlicher, dass er gegen ihn den Wunsch, Christ zu werden, geäussert habe. 26. Jan. 1274 Sieben Jahre später waren Gesandte Abaka's mit Schreiben nicht nur an den Papst, sondern auch an andere christliche Könige beglaubigt. Eduard I., der König von England, ermuthigte ihn in seinem Antwortschreiben, in dem Entschlusse der Bekehrung zum Christenthume zu verharren, und Gregor X. empfing den Gesandten Abaka's auf der Kirchenversammlung zu Lyon, wo statt des Senders wenigstens der Gesandte getauft ward. 1277 Drei Jahre hernach erschienen abermals zwei Fremde, die sich für Gesandte Abaka's ausgaben, am Hofe des Papstes Joannes XXI. mit einem Aufrufe an alle christlichen Fürsten zu einem Kreuzzuge nach Palästina. Man bewog sie, an den Hof der Könige von Frankreich und England sich zu begeben. Dem Könige Philipp versprachen sie den Beistand Abaka's, wenn er zu Akka landen wollte. Diese beiden Gesandte, welche georgische Christen gewesen zu sein scheinen, hatten zu Rom versichert, dass Abaka und sein Oheim, der Grosskaan Kubilai, bereit seien, zum Christenthume überzutreten; Joann XXI. bestimmte fünf Franziskaner zur Erwiederung der Botschaft; da er aber vor ihrer Abreise starb, traten sie erst im folgenden Jahre mit Schreiben Nikolaus III. an Abaka und seinen Oheim Kubilai[594] die Reise an. „Die [315] römische Mutterkirche“, schreibt Nikolaus an Abaka, „freut sich des Inhaltes des durch die Gesandten Deiner Herrlichkeit, Joannes und Jakob Vussali, Unserem Vorfahren gebrachten Schreibens, welches, wenn ein christliches Heer in Syrien landete, demselben Verpflegung verheissen, und an dem Ende Wir Allem, was sie mündlich sagen, Glauben beizumessen aufgefordert werden. Unter dieser Beglaubigung[595] haben sie Unserem Vorfahren, unter dessen Cardinälen Wir uns damals befanden, die höchst angenehme Nachricht gegeben, dass Deine Herrlichkeit und Dein Oheim Kubilai, Ihr beide unsere in Christo geliebteste Söhne, einige Personen verlangt, um Euch und Eueren Sohn in der christlichen Lehre zu unterrichten und zu taufen.“ Der Papst bittet den Chan, die Missionäre gütig aufzunehmen, ihnen in allem, was sie ihm über die Taufe, Dogmen und Religionspflichten sagen werden, Glauben beizumessen, sie auf ihrer Reise zum Grosschan frei zu halten, und empfielt ihm dann alle Christen Unterthanen des Chans als Freunde[596]. In dem den fünf Franziskanern ertheilten Breve begewaltigt er sie, in allen den Tataren untergebenen Ländern das Wort Gottes zu predigen, den Abaka und alle, die sich zum christlichen Glauben bekehren wollten, zu taufen, die Excommunicirten zu absolviren, Beicht zu hören und Busse aufzulegen, auch sogar die Mörder von Clerikern und Priestern loszusprechen, wenn sie nur an Kirchen und Klöster gehöriges Sühnungsgeld zahlen, neue Kirchen zu stiften, den Neuvermählten ihre Frauen, die ihnen nicht in verbotenen Graden verwandt, zu gestatten, in Ehesachen zu entscheiden, selbst dort, wo weder Kirche noch Oratorium, Messe zu lesen, die Grundfeste einzusegnen, Gelübde umzuändern, Messkleider und Altäre zu weihen, wo katholische Bischöfe nicht vorhanden, und alles gemeinsam oder einzeln zu unternehmen, was zur grösseren Ehre Gottes und Verbreitung der katholischen [316] Lehre förderlich und erspriesslich[597]. Die Bekehrung Kubilai's und Abaka's wurde durch diese fünf Franziskaner eben so wenig bewirkt, als dreissig Jahre früher die Batu's und Gujukchan's durch die Missionäre Gregor's IV.; aber von diesen letzten bestehen die Reiseberichte Plan Carpin's und Rubruquis über die Länder, Sitten und Herrscher der Mongolen, während von der Mission der fünf Franziskaner keine weitere Spur[598].
Unter Abaka's Regierung dauerte der Flor der Literatur, dessen wir schon unter der Hulagu's und weiter oben erwähnt haben, in erfreulichem Glanze fort; das grösste Verdienst dieser Stätigkeit gebührt nach Nassireddin von Tus wohl dem gelehrten Brüderpaar Schemseddin und Alaeddin Dschuweini, welche schon von Hulagu als Wesire mit der höchsten Leitung der Reichsgeschäfte betraut, denselben auch während der siebzehnjährigen Regierung Abaka's vorstanden, bis zum Schlusse derselben ihr Kredit und Ansehen, erschüttert, wankte. In Rum hatte sich die schönste Blüthe mystischer Philosophie und Poesie in den Werken Ssadreddin's von Konia und Dschelaleddin Rum's entfaltet. Zu Schiras lebte noch der hundertjährige Saadi (dessen Lebenscenturie zugleich das Jahrhundert des grössten Aufschwungs persischer Poesie) in Freundschaft mit dem Dichterkönig und Schönschreiber Hemker Farsi, der als Dichterkönig Medschdeddin Semeki[599] hiess, mit Imami aus Herat und mit Chodscha Hemameddin[600], dem Schreiber Nassireddin's von Tus, dem reichen und gastfreien Manne, welcher den Sohn des Wesirs Schemseddin zu Tebris mit einem in vierhundert porcellanenen Schüsseln aufgetragenen Gastmahle [317] bewirthete. Ausserdem noch die folgenden Dichter: Purbeha Dschami, welcher halb mongolisch, halb persisch dichtete und mit Chodscha Hemameddin besonders im künstlichen und schweren Versmaasse wetteiferte[601]; Abulmadhi Raigani, so von dem in der Nähe Kaswins gelegenen Dorfe Raigan beigenannt, berühmt durch einen auf die fromme Stiftung Melik Iftichareddin's von Kaswin aus dem Stegreife gesagten Viervers[602]. Dschemaleddin von Kaschan, welcher eine berühmte Redondille Saadi's mit gleicher entgegnete[603]. Dschemaleddin Rastak ol kotu, welcher seinen Beinamen von Rastak, einem Stadtviertel Kaswin's, hat und unter der Regierung Abaka's neunzigjährig starb[604]; der Richter Behaeddin Sendschani, der Lobredner Schemseddin's des Wesirs, welcher so, wie Purbeha, mongolische und türkische Wörter persischen einmischte[605]. Rasijeddin Bela war Intendent der Pachten von Diarbekr; als ihn Abaka absetzte und seine Stelle dem Emir Dschelaleddin verlieh, welcher ursprünglich ein Halbtrommelschläger, hatte Rasijeddin den Muth, dem Wesir Schemseddin den Viervers zuzusenden:
Nedschmeddin Serkub, d. i. der Goldschläger, ein Zeitgenosse Abaka's, der aber auch unter der Regierung Arghun's lebte und seine Beschäftigung und Armuth durch die folgenden Verse schilderte:
Endlich Nisameddin von Issfahan, der arabisch und persisch dichtete und von welchem der Schreiber der auserwählten Geschichte eine Kassidet zum Lobe des grossen Wesirs Schemseddin Dschuweini[608] erhalten, welche, da Schemseddin und sein Bruder Alaeddin die Pole persischer Kultur und Literatur während der Regierung Abaka's so füglicher diese Uebersicht persischer Literatur zur Zeit Abaka's schliesst, als der Schluss des Lobgedichtes selbst ein arabisches Distichon des grossen Wesirs Schemseddin:
Parteiungen um die Thronfolge; Teguder's Thronbesteigung; Hinrichtung Medschdolmülk's; Zustände von Schiras; Konguratai getödtet; Krieg zwischen Teguder und Arghun; die Landschaften Kumis und Taberistan mit ihren Städten; Marsch nach Kumis; Arghun vor Kelat; Thronbesteigung Arghun's; dessen Gemahlinnen, Söhne und Töchter; Verungnadung und Hinrichtung des Wesirs Schemseddin; die Verwaltung von Fars unter der Prinzessin Abisch, dann Seid Imadeddin; Buka's Sturz; Hinrichtung der Prinzen Dschuschkab, Huladschu und Karabuka; Verwaltung des Juden Seadeddewlet; Feldzug gegen Derbend; Arghun's Verhältnisse gegen Aegypten; Kendschatu's Thronbesteigung und dessen Familie; Ssadreddin von Sendschan Wesir; Einfall der Luren in Irak und Fars, und Melik el Eschref's, des Sultans von Aegypten; Verrath der Emire; Papiergeld; Ende Kendschatu's und Baidu's Nachfolge.
Wir haben die achtjährige Regierung Hulagu's, des Gründers des Reichs, in zwei Büchern, die der siebzehnjährigen seines Nachfolgers in dem vorhergehenden erzählt; wir werden auch, so Gott will, das Leben und die Regierung der achtjährigen Regierung Ghasan's, des siebenten und grössten mongolischen Herrschers in Persien, in zwei Büchern beschreiben; aber nur in diesem Einen die Regierungen von Teguder, Arghun und Kendschatu, die durch zwölf Jahre nacheinander geherrscht. Hulagu, der erste der Ilchane, hat das Reich als Eroberer gegründet; Abaka, [321] der zweite, dasselbe zwar nicht erweitert, aber durch die Stätigkeit seiner Wesire, des grossen Brüderpaars Schemseddin und Alaeddin, auf derselben Höhe erhalten; unter den vier nächsten ward es durch innere Unruhen und Streit der Prinzen um den Thron zerrüttet, bis Ghasan das erschütterte Gebäude der Herrschaft wieder mit blutigem Mörtel befestigte und durch weise Einrichtungen zum Giebel seiner Grösse emporhob. Der dieses Buch füllende zwölfjährige Zeitraum des Bürgerkriegs und der Zerrüttung mag einigermassen mit dem zehnjährigen der osmanischen Geschichte verglichen werden, in welchem nach Bajesid's des Wetterstrahls Tod die Söhne desselben sich um den Thron stritten und das getheilte Reich erschütterten; nur herrschten dort längere Zeit drei und dann zwei gleichzeitig, während hier die schnelle Entscheidung des Thronstreites durch das Schwert nur zwischen Baidu und Ghasan getheilter Herrschaft Raum übrig liess. In der osmanischen Geschichte ist die gleichzeitige Regierung der drei Brüder Suleiman, Musa und Mohammed eine Zwischenherrschaft, während hier die drei ersten genannten Herrscher nicht gleichzeitig regiert, sondern den bestrittenen und dem Vorfahrer entrissenen Thron nur nach einander durch kurze Zeit behauptet haben. Abaka hatte seinen Sohn Arghun zu seinem Nachfolger im Reiche bestimmt und demselben als solchem die Statthalterschaft von Chorasan verliehen. Die Entfernung würde denselben nicht gehindert haben, sein Recht auf den Thron zu behaupten, hätten nicht andere Umstände dem Oheime Teguder und seiner Partei Vorschub gethan. Dieser war der Aka Arghun's, d. i. der Aeltere der Familie, und das höhere Alter gab, wie schon beim Streite zwischen Hulagu und Berke zu bemerken Gelegenheit gewesen, in der mongolischen Familienhierarchie immer Vorrang und Ansehen vor dem Ini, d. i. dem Jüngeren; aber dieser Altersvorzug würde dem Teguder eben so wenig zum Throne verholfen, als die Entfernung von der Residenz dem Arghun denselben geraubt haben, wären nicht andere Hebel wirksam thätig gewesen. Die persischen Quellen stellen dieselben gar nicht gehörig [322] heraus und lassen über die nächsten Beweggründe der veränderten Thronfolge einiges Dunkel; dieses aber verschwindet bei näherer Betrachtung des zu Ende des vorigen Buches berührten Verhältnisses zwischen Arghun und dem gestürzten Bruderpaare Schemseddin und Alaeddin, welche seit Hulagu zu Tebris und Bagdad das Steuer der Regierung geführt. Arghun war der Kanal gewesen, durch welchen die Anklagen Medschdolmülk's, des Todfeindes Schemseddin's und Alaeddin's, bei Abaka Eingang gefunden; ihre ganze, durch zwanzigjährige unumschränkte Machtvollkommenheit mächtig gewordene, durch ihren Sturz aber in den Staub getretene Partei hatte von der Thronfolge Arghun's und der tyrannischen Verwaltung Medschdolmülk's Nichts zu hoffen und Alles zu fürchten; diese Partei also war es wohl hauptsächlich, welche dem Neffen Arghun, dem Sohne Abaka's, dessen Oheim Teguder vorzog und diesem die Stimme der Völker (die in Persien alle Moslimen) durch den Uebertritt zum Islam gewann.
Teguder war der Sohn der Frau Kutui Chatun, welche mit
ihm und seinem Bruder Tekschin, jener der siebente, dieser
der vierte Sohn Hulagu's, während des persischen Feldzugs
im Lager Mengkukaan's zurückbehalten und unter Abaka's
Regierung von Kubilai nach Persien gesandt worden; in
seiner Jugend war derselbe getauft worden und hatte den
Namen Nikolaus erhalten[610]. Hierdurch schon dem Götzendienste
des Budhismus entfremdet, mochte er so leichter
zum Islam zu bekehren gewesen sein, als seine Bekehrer
nicht ermangelt haben werden, nach moslimischer Ansicht
der Dreifaltigkeit, als einer Trimurti, und den Uebertritt
zum Islam als eine Erhebung zu reinerem Gottesdienste,
durch den Aufschwung von Vielgötterei zur Anbetung eines
[323]
einzigen Gottes darzustellen; der mächtigste Bekehrungsgrund
war aber ganz gewiss die Aussicht auf den Thron,
indem er den Islam erst, als er denselben bestieg, annahm.
Die Nebenbuhler um denselben nach dem Tode Abaka's
waren drei; Arghun hatte die Emire des Hauses seines
Vaters[611], mehrere der grossen Emire[612] auf seiner Seite;
die drei Prinzen Adschai, Kungurtai, Huladschu (die drei
Söhne Hulagu's), Dschuskab und Kunkschu, die Söhne
Tschumkur's, des zweiten Sohnes Hulagu's, die Emire
Schingtur, Sughundschak und andere stimmten für Teguder;
endlich suchte die Frau Oldschai Chatun, die Mutter Mengu
Timur's, demselben eine Partei zu gewinnen; als dieser aber
am fünf und zwanzigsten Tage nach Abaka's Tode gestorben,
schlug sie sich mit der Frau Kutui, der Wittwe Abaka's,
auf die Seite Arghun's, welcher der Sohn aus der Beischläferin
Kaimisch Ikadschi. Alsbald nach Abaka's Tode eilte
Teguder aus Kurdistan nach Tebris und Arghun, welcher
ohnedies auf dem Wege von Chorasan nach der Residenz,
begegnete auf der vierten Station vor Tebris dem Schingtur
Nujan, welcher ihm mit der Nachricht von des Vaters Tod
entgegengesendet worden. Arghun vollzog die Gebühren
der Trauer nach mongolischer Sitte mit dem gewöhnlichen
Todtenmahle, bei welchem, wie bei Festgelagen, der Becher
mit Kumis herumging; die Leibwachen[613], Speerträger[614]
und Stallmeister[615] seines Vaters wurden ihm übergeben.
Die Prinzen des Hauses, die Oheime und Neffen Arghun's,
beriethen sich und stimmten für Teguder, und auf den Rath
des weisen Emirs Schischi Bachschi that Arghun, um sein
Leben zu retten, keinen Einspruch. 26. Moharrem 681/
6. Mai 1282 Fünf Wochen nach
dem Tode Abaka's wurde Teguder als Chan und Ilchan,
Schah und Padischah ausgerufen; die Herrlichkeit der festlichen
Thronbesteigung wurde auf zwei Monate hinausgeschoben.
Arghun begab sich nach Alatagh[616], um dort von
[324]
dem Lager und dem Schatze seines Vaters Besitz zu nehmen;
Taghadschar kam aus Fars zu seinem Dienste und die Frau
Kutui mit ihren Anhängern begab sich ebenfalls in's Lager
Arghun's. Der Wesir Schemseddin, welcher sich in dessen
Macht befand, wurde ihm abgefordert, und der Emir des
Lagers der Frau Kutui brachte denselben zu Teguder[617].
Am Tage der Sommersonnenwende[618] hatte die feierliche
Thronbesteigung statt. 13. Rebiulewwel/
21. Juni 1282 Nach dem uralten, schon auf den
ägyptischen Denkmalen abgebildeten Krönungsgebrauche, vermöge
welchem zwei Geleitsmänner den König, der eine zur
rechten, der andere zur linken Hand, auf den Thron einführend,
wurde Teguder vom Bruder Kungurtai und vom
Emir Schingtur Nujan auf den Thron gesetzt, indem jener
dessen rechte, dieser dessen linke Hand ergriff[619]; die
Prinzen warfen, mit dem Gürtel um den Nacken, ihre
Mützen in die Luft, zu sagen, dass ihr Hals bereit, auf den
Wink des Herrschers mit dem Gürtel oder Strang zugeschnürt
zu werden, und dass sie nicht mehr kopfbedeckt,
das ist, nicht mehr frei. Mit siebenmaliger Niederwerfung
wurde die Sonne, mit neunmaliger der neue Herrscher verehrt
zur glücklichen, durch die Astronomen ausersehenen
Stunde.
Nach Beendigung der Krönungsfeste liess sich Teguder
die im unbezwinglichen Schlosse Schahutela (dem persischen
Königstein) aufbewahrten Schätze bringen und vertheilte
dieselben unter die Prinzen, Nujanen und Emire des Hauses
und des Heeres; jeder Soldat erhielt zwanzig Dinare und
Arghun, der sich beklagte, dass man auf ihn mit der Krönungsfeierlichkeit
nicht gewartet, zwanzig Goldbalische.
Bei dieser Gelegenheit verbanden sich Arghun und sein
Oheim Konghuratai (der neunte Sohn Hulagu's) im Lager
[325]
der Frau Tuktini[621] durch Eidschwur in unzertrennlicher
Freundschaft, welche hernach den häufigen Gesandtenwechsel
zwischen ihnen und den gewaltsamen Tod Konghuratai's herbeiführte.
Teguder befahl, seine Bekehrung zum Islame
auszurufen, und erliess an die Obrigkeiten von Bagdad ein
Jerligh, dass sie die gute Kunde den Einwohnern Bagdads
mittheilen, den frommen Stiftungen ihre Einkünfte wie zur
Zeit des Chalifats wieder geben, den Moscheen und Medreseen
ihre vorigen Rechte wieder einräumen sollten; der
Prophet habe gesagt, dass der Islam nicht aufhören werde,
siegreich zu sein, bis an den Tag des Gerichts[622]. 2. Rebiul./
4. Juli Tags
darauf lagerte er zu Siahkuh[623] und sandte Befehl nach
Hamadan, dass Medschdolmülk und Atamülk Dschuweini,
der noch als dessen Schlachtopfer dort gefangen gehalten
ward, vor ihm erscheine. Medschdolmülk begann seine
alten Ränke wider Schemseddin, und wenig fehlte, dass er
nicht auch diesmal gesiegt hätte; nur der Schutz Ermeni
Chatun's, der Gemahlin Teguder's, zu welcher Schemseddin
flüchtete, rettete ihm und dem Bruder das Leben und verschaffte
ihnen den Triumph über den Todfeind. Ermeni
Chatun war nicht die Herrin des Harems, d. i. die erste
Gemahlin oder grosse Frau Teguder's (welche Tokus Chatun,
die Konghuratin), sondern die zweite, keine Armenierin,
wie der Name glauben machen konnte, sondern auch eine
Konghuratin; die dritte, Tudakun Chatun, die Tochter
Musa Gurgan's, des Konghuraten, des Eidams Hulagu's,
welchem dieser seine fünfte Tochter, Tarakai, zur Gemahlin
gegeben, und folglich die Nichte Arghun's; die vierte Baitegin,
die Tochter Huseinaga's; die fünfte, Ilkotlogh, die
Mutter Tughandschik's, der Tochter Schadi Nujan's, des
Gemahls der Prinzessin Arguruk, Tochter Dschumkur's, des
zweiten Sohnes Hulagu's, aber nicht aus dieser, sondern
aus der Beischläferin Ilkotlogh; Tughandschik, während der
Herrschaft Teguder's getraut, wurde ob Verdacht von Zauberei
[326]
in den Kor (Cyrus) geworfen; die sechste, Tudai
Chatun; diese gaben ihm drei Söhne[624] und sechs Töchter[625].
Stark durch den Schutz Ermeni Chatun's, arbeitete nun
Schemseddin an dem Sturze Medschdolmülk's, denselben in
allerhand Klagen verwickelnd und vor Gericht fordernd.
Medschdolmülk, seines drohenden Ruines gewahr, sandte
Wort an den Prinzen Arghun: Schemseddin habe Abaka
vergiftet, und wenn nun er (Medschdolmülk) mit seinem
Leben büssen müsse, geschähe es, um den Beweis der Vergiftung
zu unterdrücken; auf diese Art warf er, selbst des
Todes gewärtig, den Saamen der Rache am Todfeind in
die Brust Arghun's, wo derselbe später zur blutigen Frucht
zeitigen sollte. Schemseddin bediente sich als Werkzeug
zum Sturze Medschdolmülk's eines Neffen des letzten, Namens
Seaadeddin, welcher vom Oheime wegen Geldveruntreuungen
seines Amtes entsetzt worden war; demselben
ward die Stelle eines Mestufi (Finanzpräsidenten) in Irak
und Persien versprochen, und er klagte dafür den Oheim
verrätherischen Briefwechsels mit Arghun an; demselben
wurde die Zurückstellung aller von seinem Oheim confiscirten
Güter Atamülk's, des Bruders Schemseddin's, aufgetragen,
Medschdolmülk selbst vor Gericht gestellt.
Die Richter Medschdolmülk's waren die Obersten, Befehlshaber
der Truppen, Sundschak und Arukaka. Dem
Medschdolmülk wurde nun mit gleichem Maasse eingemessen;
wie er wider Kudschuk Atamülk Papiere, mit Zügen und
Schnörkeln beschrieben, als Beweise der Zauberei vorgebracht,
so wurde als gleicher Beweis nun dem Medschdolmülk
eine mit gelben und rothen Figuren bemalte Löwenhaut
vorgehalten, welche sich unter seinen confiscirten reichen
Stoffen gefunden und welche seine Feinde bei der Untersuchung
eben so eingeschwärzt hatten, wie vormals er selbst
[327]
unter das Habe Atamülk's; die Bachschi und Kamen, d. i.
die mongolischen Schreiber und Wahrsager, gaben ihr Gutachten
ab, dass diese Haut in Wasser geweicht, das Wasser
dem Beklagten zu trinken gegeben werde, damit das Uebel
der Zauberei an ihm selbst ausgehen möge. Medschdolmülk
weigerte sich dessen, weil er wohl wusste, dass diesen
Talisman der Scheich Abderrahman, ein Geschöpf Schemseddin's,
verfertigt und denselben vermuthlich mit Gift getränkt
habe. Trotz dieser Beweise wollten sie, so sehr
auch der Scheich und Atamülk darauf drangen, das Todesurtheil
nicht aussprechen; als aber Sughundschak, durch
ein Fussübel zu Hause gehalten, zu Gericht zu sitzen verhindert
war, besuchte ihn der Scheich und drang so lang
in ihn, bis er das Urtheil erhielt. Es lautete dahin, dass
er dem Brüderpaar Schemseddin und Alaeddin übergeben
und von denselben nach der Jasa, d. i. mit dem Tode bestraft
werden solle. Schemseddin wollte ihn mit dem Leben
begnadigen, aber sein Bruder Alaeddin und sein Sohn Harun
drangen auf die Todesstrafe. Medschdolmülk (der Reichsruhm)
wurde in das Zelt Atamülk's (Reichsgabe) geführt,
wo er vom Nachmittagsgebete bis zum Abendgebete Rechenschaft
über alle von ihm ausgestellten Urkunden, Diplome,
Schenkungen, Vergantungen ablegen und, ausser allen Besitzungen,
dreihundert Tomane zu Bagdad erpresster Gelder
herausgeben musste. Als Alaeddin sich zum Abendgebete
begab, wurde sein Todfeind vors Zelt geführt und der vor
demselben versammelten Menge als Schlachtopfer vorgeworfen[626]. 8. Dschemmasiulewwel 681/
14. August
Er ward sogleich zerstückt und Kopf und Zunge
und Hände und Füsse in die Hauptstädte des Reichs zur
Aussteckung gesandt; der Kopf nach Bagdad, wo er denselben
so stolz erhoben. Der Geschichtschreiber Reschideddin
sagt hierüber:
Seine Zunge kaufte einer um hundert Goldstücke und brachte dieselbe nach Tebris, und Wassaf commentirt hierzu:
Die Füsse wurden nach Schiras gesandt, wo er so hochmüthig aufgetreten war, und die Hände nach Issfahan, wo er dieselben so gierig ausgestreckt. Der schon mehr als einmal erwähnte Dichter Pur Beha Dschami sagte, als die Hände ankamen:
und ein anderer Dichter Zeitgenosse dichtete auf diese Gliederversendung die Verse:
Alaeddin erhielt nun wieder die Statthalterschaft von Bagdad und die Investitur derselben mittels eines vom Chane selbst getragenen Kaftans, Schemseddin die Wesirschaft in der vorigen Machtvollkommenheit und der Scheich Kemaleddin Abderrahman Er-Raſii die oberste Würde des Islams mit der Verwaltung aller Religionsgüter und dem Auftrage: die Einkünfte derselben auf die Pensionen grosser und berühmter Gelehrten und Almosen für Ssofi und Derwische und die Verwandlung der christlichen Kirchen in Moscheen zu verwenden.
Schemseddin, welchem unter Abaka's Regierung von
seinen Anklägern Vergeudung der Staatsgelder zur Last
gelegt worden und der sich ausgewiesen, dass dieselben
zum Theil für den Hofstaat der Prinzen und andere Ausgaben
[329]
des Hofes aufgegangen, begann seine neue Verwaltung
mit Einschränkungen der Ausgaben der Küche des
Chans und des Hofstaates der Prinzen und Prinzessinnen.
Die Ausgaben der Küche, welche bisher unter dem Oberstküchenmeister
Fachreddin jährlich achtzig Tomane (Toman
ist zehntausend) betragen hatten, wurden nun ohne Einmischung
des Oberstküchenmeisters mit der Hälfte dieser
Summe bestritten. Dieser besonders wider das Zehrgadenamt
gerichteten Oekonomie lag einige Persönlichkeit Schemseddin's
wider Fachreddin zum Grunde, weil diesem gleich nach
der Thronbesteigung Teguder die Wesirschaft verleihen
wollte, was sich Fachreddin verbeten hatte; nichtsdestoweniger
war Schemseddin auf denselben eifersüchtig; Wassaf,
bei welchem sich diese Angabe findet, konnte um so besser
von der Sache unterrichtet sein, als er gerade in diesem
Jahre dem Wesir Schemseddin persönlich aufwartete, und
einige Spannung, in welcher er mit demselben gestanden,
auszugleichen bemüht war; es scheint nämlich, dass Wassaf
sich einigen Tadel über des Wesirs frühere Verwaltung
erlaubt, worüber ihn der Wesir zur Rede stellte. Wassaf
bekräftigte zwar mit den stärksten Schwüren das Gegentheil
und sandte zweimal entschuldigende und um Vergebung
flehende Verse an Schemseddin[628], aber „ohne dadurch“,
wie er sagt, „den leicht zu lösenden Knoten der Entfremdung
des Inhabers des Diwans zu entwirren“. Wiewohl
Wassaf weder den Gegenstand des Tadels, noch den Anlass
seiner Reise ins Hoflager näher angibt, so betrafen wahrscheinlich
beide die Angelegenheiten seines Vaterlandes, die
Landschaft Fars, deren Geschichte er der seinen so umständlich
einverleibt hat. 678/
1279 Zu Ende der Regierung Abaka's
war die Statthalterschaft von Schiras dem Emir Sughundschak
(von dem so eben als vom Richter Medschdolmülk's die
Rede gewesen) anvertraut, von dessen Scharfsinn und die
Wahrheit ergründenden Urtheilen Wassaf Belege erzählt.
Unzufrieden mit den Pächtern der Steuereinnahme, ernannte
[330]
er einen derselben, der die wenigsten Staatsgelder unterschlagen
hatte, den Chodscha Nisameddin, zum Wesir und
ordnete ihm die anderen Pächter unter. Zum Richter der
Richter ernannte er den Ebu Mohammed Jahja Imadeddin,
wiewohl der grössere Theil der Einwohner den hochgelehrten
Seid Abdallah, den Verfasser vieler Werke über
die Exegese und Hermeneutik, über die Ueberlieferung und
Rechtsgelehrsamkeit, über Dogmatik und Philosophie für
den Würdigeren erkannten. Sughundschak begab sich mit
einigen Pächtern, deren Summen noch ausständig, nach Hof;
nur als es in seiner Abwesenheit zwischen dem Wesir und
dem Oberrichter zu Reibungen kam, sandte er einen Befehl,
vermöge dessen der letzte im Hause des ersten in Verhaft
gesetzt ward. Zu dieser Zeit (wo eben Medschdolmülk's
Anklage wider Schemseddin angebracht und Abaka's Sinn
auf Zusammenscharren des Goldes erpicht war) wandte sich
der Seid Richter an Buka, einen der geheimen Schatzmeister
Abaka's, welcher sich damals zu Schiras befand, und dieser
sandte den Seid und den Intendenten Schemseddin nach
Hof, wo sie, von Abaka wohl empfangen, ihre Beschwerden
wider die Verwaltung Sughundschak's und des von ihm bestellten
Wesirs Nisameddin anbrachten. Abaka reichte ihnen
mit eigener Hand einen Becher Wein und befahl, dass
Nisameddin zweihundert der ausständigen Tomane abtrage;
dieser wurde nun im Hause des Seid Imadeddin festgesetzt
und der Emir Taghadschar kam, die Eintreibung der Summe
zu vollstrecken; die Pächter aber, hierdurch aufgelärmt,
machten mit Nisameddin gemeinsame Sache, und wiewohl
sie dem Scheine nach sich den Befehlen Taghadschar's
fügten, so ruhten sie doch nicht, bis sie den Nisameddin
aus der Haft befreit und Taghadschar in Verlegenheit
brachten. Dieser begab sich, da unterdessen die Thronbesteigung
Teguder's stattgefunden, an's Hoflager und führte
seine beiden Schutzgenossen, den Melik Schemseddin und
den Seid Imadeddin, mit sich. Teguder verlieh dem letzten
die Wesirschaft von Schiras und forderte den Statthalter
Bulghuwan, welcher öffentlich die Partei der Intendenten
[331]
wider Taghadschar ergriffen hatte, nach Hof; dieser hielt
die Gesandten des Chans zu Schiras auf, ohne ihnen Erlaubniss
zur Rückkehr zu gewähren, und wandte sich heimlich
an den Prinzen Arghun in Chorasan, von dessen Umtrieben
weiter unten die Rede sein wird. Diess war der Zustand
der Dinge in Fars, als Wassaf sich bei Schemseddin rein
zu waschen bemüht war.
Auf Veranlassung Schemseddin's wurde eine feierliche Botschaft an den Sultan Aegyptens abgesandt, um demselben von dem Uebertritte Teguder's zum Islam Kunde zu geben. Das Beglaubigungsschreiben der beiden Gesandten und die Antwort Kilawin's sind so durch Gehalt als Styl merkwürdig genug, um unverändert hier in sach- und wortgetreuer Uebersetzung zu folgen:
„Durch Gottes des Allmächtigen Kraft (welcher erhöhet werde!) Ferman des Kaan Ahmed an Aegyptens Sultan. Gott der Allmächtige hat durch die Vorgänge seiner Gnaden und das Licht seiner Leitung in der ersten Jugend und Frische Uns geleitet auf die wahren Pfade zur Kenntniss seiner Herrlichkeit und zum Geständniss seiner Einheit, zur Zeugenschaft, dass Mohammed (über welchen das reinste Gebet!) Gottes Prophet, zum schönen Glauben in seine Heiligen und frommen Männer. Wen Gott leiten will, dessen Brust erleichtert er durch den Islam, und Wir haben nicht aufgehört, Uns für die Erhöhung der Religion und Zurechtbringung der Geschäfte des Islams geneigt zu zeigen, bis von Unserem Vater, dem Bessten, und Unserem Bruder, dem Grössten, die Reihe der Regierung auf Uns gekommen, bis dass über Uns der Schmuck seiner Gnaden ausgegossen und Wir von seinen Wohlthaten, was Wir verdienten, genossen in dem Uebermaasse seiner Gnaden, der grossen; und es ward Uns das Brautgemach des Reichs aufgeschlossen und die Braut Uns vorgeführt unverdrossen. Es wurde von Uns ein gebenedeites Kurultai versammelt, diess ist die Versammlung, wo einen Funken gibt der Feuerstahl der Brüder und Kinder, der Emire, der Grossen, der Führer des Heers, der Vorgesetzten der Truppen; ihr Wort stimmte [332] darin überein, die Verfügung Unseres Bruders des Grossen auszuführen in der Aufstellung eines allgemeinen Aufgebotes Unserer Heere: die Erde ist zu enge vor ihrer Menge, und es füllet die Herzen Schrecken vor der Gewalt, womit sie die Erde bedecken; vor ihrem hohen Muthe werden die Berge zu Ebenen ausgegleichet und die härtesten Felsen erweichet. Wir dachten nach über das, was sie sich vorgenommen und worin ihre Begierden übereingekommen, und Wir fanden, dass ihre Absicht widerstreite mit dem, was Wir in Unserem Innern beschlossen zur Bewirkung allgemeinen Wohls. Hierunter verstehen Wir die Stärkung der Satzungen des Islams, dass so viel als möglich keiner von Unseren Befehlen in anderer Absicht ergehe, als um Blut und Brand zu stillen und alle Länder mit dem Wehen der Winde der Ruhe und der Sicherheit zu erfüllen, und damit ausruhen mögen die Könige der anderen Länder auf dem Lager der Milde und Wohlthätigkeit, um Gottes Befehle zu ehren und dem Volke Gottes Mitleid zu gewähren. Gott hat Uns eingegeben, dieses Feuer auszulöschen und diese Unruhe zu stillen, und die Anzeige dessen, den Gott der Allmächtige hierauf geleitet hat, ist die des Vorschlags der Mittel, womit die Heilung der Welt von den Gebrechen erzweckt und die Anwendung der letzten verschoben würde; denn Wir lieben, nicht schneller die Pfeile zu senden und uns zu den Lanzen des Kampfes zu wenden, als nachdem Wir das Nöthige erklärt, und Wir gestatten diess nicht, als nachdem Wir die Wahrheit und Nothwendigkeit mit Beweisen bewährt. Wir wurden bestärkt in dem, was wir Uns Gutes vorgenommen hatten, und in der Durchführung gemeinnütziger Thaten durch die frommen Wünsche des Scheichs des Islams, des Musterbildes der Erkennenden, dessen Hilfe Uns in den Geschäften der Religion nützt und unterstützt, und Wir haben dieses Schreiben erlassen als Gottes Barmherzigkeit für den, der sich demselben fügt, wie sich's gehört, und als Pein wider den, der sich abwendet und empört. Wir haben damit betraut den entscheidendsten der Richter, den Pol der Religion und des [333] Volks (Kutbeddin), und den Atabeg (Behaeddin), welche beide von den Bewährtesten und Gelehrtesten dieses blühenden Reichs, weil sie Unsere Wege kennen und weil sie mit Gewissheit wissen, was Uns eingibt Unser Gewissen zum allgemeinen Wohl der Moslimen. Wir haben sie in dieser Absicht gesendet, denn Wir sind von Gott auf die Wachsamkeit angewiesen, denn der Islam liebt, was ihn empfängt, und Gott der Allmächtige hat in Unser Herz gelegt, dass Wir der Wahrheit und ihren Bekennern folgen sollen, damit sie bezeugen die grosse Gnade Gottes über die Gesammtheit in dem, was wir fordern als Vertrag der Ursachen der Wohlthat. Sucht dieses nicht zu erproben durch einen Rückblick auf Unsere Brüder (die Herrscher vergangener Zeit), denn jedem Tage ist anderes Loos bereit. Wenn die Seelen Einsicht nehmen wollen in einen Beweis, wodurch die Forderung des Vertrauens befestiget würde, und in eine Urkunde, worin sie die Erfüllung ihres Wunsches fänden, so sollen sie ihre Blicke auf Unsere Denkmale richten, deren Ruhm nicht klein und deren Wirkung allgemein. Wir haben unter Gottes Leitung angefangen, die Spuren der Religion zu erheben, dieselben in jedem Dinge an Tag zu legen und auszuheben zur Aufrechterhaltung der Novellen des Gesetzes, des mohammedanischen, nach Erforderniss der Kanone der Gerechtigkeit, der ahmedischen, um es zu erheben und demselben Ehre zu geben. Wir liessen Freude scheinen in die Herzen des Wesens, des gemeinen, Wir haben nachgesehen die Vergehen und den Schuldigen verziehen und stellten auf die Verbesserung der Geschäfte Unser Bemühen, auf die frommen Stiftungen der Moslimen, von Moscheen, Grabstätten, Medreseen, auf den Bau frommer Zellen und verfallener Wachposten, indem Wir die Einkünfte derselben denen, so dieselben verdienen, verlieh'n und dadurch erfüllet der Stifter Sinn; Wir haben verwehrt, dass Neuerung in denselben werde begehrt und dass das Geringste werde verletzt von dem, was ursprünglich festgesetzt; Wir haben befohlen, den Pilgerreisen die grösste Ehre zu erweisen, ihre Schaaren zu bewahren, ihre Wege [334] zu sichern und zu ebnen die Bahnen der Karawanen; Wir haben freigelassen die Strassen den Kaufleuten, die von Land zu Land wandeln und handeln, damit sie nach ihrer Willkür und mit ihrem bessten Vermögen reisen mögen; Wir verwehren den Heeren, den Wachen und denen, welche die Runde machen, dass sie denselben auf ihren Wegen, wenn sie kommen oder gehen, das Geringste in den Weg legen. Eine Unserer Wachen hat einen Kundschafter ergriffen in der Verkleidung eines Fakirs, und wiewohl es in der Ordnung gewesen wäre, denselben zu tödten, so wollten Wir doch nicht sein Blut vergiessen lassen aus Schonung dessen, was Gott verboten, und Wir haben denselben zurückgesandt. Indessen ist es denselben nicht unbekannt, dass die Kundschafter ein Schaden im Land; denn so lang unsere Armeen dieselben in der Gestalt von Fakiren und Andächtigen sehen, ist ihre Meinung von diesen Leuten schlecht, sie tödten den Mann und thun, was sie gethan: die Nothwendigkeit davon ist, Gott sei Dank, erhöhet durch das, was Wir ergehen liessen, um die Wege aufzuschliessen dem Zuge der Kaufleute und anderer Wanderer. Wenn dieselben diesen Geschäften einiges Bedenken schenken, so wird denselben nicht verborgen sein, dass diese Eigenschaften uns angeboren als zweite Natur und dass darin von Affectation keine Spur; und da die Sache so liegt, so sind alle Anforderungen gegenseitiger Abneigung, welche zum Widerstand führten, aus dem Wege geräumt. Diese gründeten sich vormals auf den Weg verschiedener Religion und der Entfernung von dem Schoosse des Islams; aber nun ist durch Gottes Huld und die Gunst Unseres Glückes das helle Licht erschienen, und wenn es vormals Ursachen gab, so wandten wir uns nun von denselben zum Besseren ab; Wir sind auf dem Pfade der Gnade, wo Einkehr und Rückkehr. Wir haben den Schleier aufgehoben durch dieser Anrede Farben und haben dieselben unterrichtet von dem, was wir zu thun aufrichtig gesonnen, und haben hiermit begonnen; Wir haben Unseren Heeren verboten, zuwider zu handeln diesen Geboten, Gott und seinem Propheten zu Gefallen. Damit auf [335] den Blättern die Spuren des Glücks und der Annahme erscheinen, damit die Welt über die Verschiedenheit des Wortes beruhiget werde, damit durch das Licht des Einverständnisses verschwinde die Finsterniss des Missverständnisses, damit ausruhen mögen unter dem weiten Schatten die Städter und die Bewohner der Matten, und damit sich erfrischen die Seelen, welchen die Plagen gestiegen in die Kehlen. Wenn Gott der Herr den Sultan Aegyptens leitet zum Besten der Welt und zu dem, was die Ordnung der Menschen erhält, so ist's nöthig für ihn, den Eimer fester Anhänglichkeit zu erfassen und zu wandeln dergleichen Strassen durch Eröffnung der Thore der Unterwürfigkeit und Einigkeit, durch Erwähnung der Aufrichtigkeit, damit diese Länder sich dieser Gnaden erfreuen, damit die Unruhen sich legen, welche zerstreuen, damit die Schwerter, welche schneiden, gesteckt werden in die Scheiden, damit die ganze Erde ein Eden der Ruhe werde, damit die Nacken der Moslimen werden befreit von dem Joche der Verachtung und Niedrigkeit. Sollte aber böse Meinung die Oberhand behalten über das, was Wir aus Gottes des Allverleihers Barmherzigkeit behalten, und sollte dieselbe verwehren, diesem Antrage, wie er es verdient, Anerkennung zu gewähren, so wird Gott Unsere Bemühungen ehren und Unsere Entschuldigungen lassen gewähren. Wir haben Uns nicht zur Strafe gewandt, ehe Wir einen Gesandten gesandt; bei Gott, er leitet zur Rechtlichkeit und zum rechten Verstand! Er bewahret sicher die Unterthanen und das Land. Wir rechnen auf Gott den Einen. Geschrieben Ende Dschemmasiulewwels 681 (Anfangs September 1282).“
Antwort.
„Im Namen Gottes des Allmilden, des Allbarmherzigen. Durch Gottes des Allmächtigen Kraft, das Wort Kilaun's an Sultan Ahmed: Lob sei Gott! welcher Uns den Pfad der Wahrheit erhellt. In Uns ist die Hilfe und der Sieg Gottes gekommen, und Er hat uns schaarweise in die Religion Gottes aufgenommen. Gebet über Unseren Herrn Mohammed; [336] Er, den Gott über Alles, wodurch sein Volk gerettet ward, erhöht, und über alle Propheten, welche retten, und über seine Familie und seine Gefährten! Gebet, welches erleuchtet die finstere Nacht und dunkeles Leben hell macht. Gefälligkeit und Ergebenheit vom Imam Hakim biemrillah, dem Emirolmuminin, dem Abkömmlinge der Chalifen, der den wahren Weg betreten, dem Vetter des Herrn der Propheten, dem Chalifen, welchem die Religiosen huldigen. Es ist angekommen das Schreiben, das verehrliche, das Ehren gewährliche, enthaltend die grosse Kunde von dem Eintritte in die Religion und dem Ausfalle wider Alle, welche dem wahren Leben widerstreben. Nachdem geöffnet worden dieses Schreiben, welches Kunde der Ueberlieferungen haucht, Ueberlieferungen, welche für die Moslimen gewiss, die gewissesten der Ueberlieferungen, welche überlieferte Moslim[629], wurden die Gesichter zu Gott dem Allmächtigen gewendet mit der Bitte, dass er diess befestige mit dem Worte, dem festen, und dass der Samen dieser Religion im Herzen sprosse, wie die schönsten der Pflanzen aus dem härtesten Boden sprossen. In nachdenkender Achtung stellten Wir an treffliche Betrachtung über die Erwähnung der aufrichtigen Absicht, dass im Anfang des Lebens und in der Frische jugendlichen Strebens die Einheit Gottes verkündet und der Eintritt in das Volk Mohammed's mit Wort und That und Einsicht und Rath begründet werde. Gott sei Lob! dass er die Brust des Sultans für den Islam erweitert und dieselbe mit der edelsten der Eingebungen aufgeheitert; Gott sei Lob! dass er uns unter die Vorgehenden, die ersten gesetzt zu diesem erhabenen Orte, und dass er Unsere Füsse befestiget auf jedem Standorte des Kampfs, im Feld und mit dem Worte. Weiters über die Reihenfolge im Reiche durch Erbschaft nach dem Abtritte des Vaters des Bessten und des Bruders des Grössten, über die Ausgiessung dieser grossen Gnaden auf den Sultan, wie derselbe den Gipfel [337] der Glaubensreinigung erklommen und den Titel der Herrschaft angenommen, nachdem ihm Gott dieselbe zugezählt und ihn aus seinen Dienern auserwählt durch die wahren Kunden von den Wundern seiner Helfer und Diener; und weiters über die Versammlung der Brüder und Kinder der Fürsten, der grossen, der Führer des Heers, der Vorsteher der Truppen in der Versammlung des Kuriltai, wo die Menge zusammengeflockt und der Feuerstahl dem Kiesel die Funken der Meinungen entlockt, und wie ihr Wort mit den Geboten des weiland grossen Bruders übereingestimmt in der Sendung der Heere nach dieser Seite, dass aber derselbe (der Ilchan) nachgedacht über das, was ihre gesammte Meinung vorgebracht, und dass er sich mit ihrem Verlangen bekannt gemacht und dasselbe im Widerspruch gefunden mit dem, was er selbst in seinem Innern ausgedacht, indem er nur das Gute bezwecke und sich die Verbesserung zum Ziel stecke, damit er lösche dieses Feuer und stille die Unruh, die nicht geheuer. Diesen Schritt hat der König (Ilchan) aus Liebe zu seinem Volke gemacht, indem er das Ende mit durchdringendem Sinne erwägend bedacht. Wäre diess nicht so gewesen und hätten sie die Sache der Entscheidung des Schwertes überlassen, so wäre dieser Kampf der Kämpfe letzter gewesen; allein der Ilchan ist wie Einer, der die Stationen seines Herrn fürchtet, der seiner Begier das Verbotene verwehrt, der nicht der Rede des Irrenden beistimmt und Nichts im Irrthum unternimmt. Was nun das Wort des Ilchans betrifft, dass er nicht eilt zum Schlachtfeld, wo die Lanze Stösse austheilt, als nachdem er das Nöthige erklärt, so weiss Gott der Allmächtige, und es wissen alle Menschen, dass wir nur aufstehen, um dem Volke zu helfen, und dass, wenn wir mit That und Worten streiten, es nur Gottes wegen geschieht; und da nun der Ilchan mit uns eingetreten in Gottes Religion, so ging die Feindschaft davon, und indem die Abneigung aufgehoben, wird sich glücklicher Erfolg erproben. Der Glaube ist wie ein Gebäude, in welchem ein Theil den andern befestigt und hält; wer eine Minaret aufgerichtet, dem fehlt [338] es nicht an freien Bewohnern an jedem Orte und an gesitteten Nachbarn auf der ganzen Erde. Weiters, was die Versicherung betrifft, dass dieser Nutzen, der allgemeine, der Erwähnung des Scheichs des Islams, des Musters der Erlernenden, Kemaleddin Abderrahman (Gott vergelte ihm's mit seinem Segen!) zu danken sei, so haben Wir von keinem Heiligen früher solch heiliges Werk gesehen. Wir hoffen von seinem Segen und von dem der frommen Männer, dass jedes Haus zum Islam erwache, bis dass jede Bedingniss des Glaubens erfüllet werde und der Islam umfasse die ganze Erde, Alles umfassend, von den Bessten Nichts übrig lassend. Es ist kein Zweifel, dass des Scheichs heiliges Werk der Anfang dieser Beständigkeit der Existenz, und jede Wahrheit kehrt mit seinem Segen zu ihrem Ursprung zurück. Weiters, was die Wirksamkeit des entscheidendsten der Richter des Islams, des Glaubens und des Reichs (Kutbeddin) und des Atabegs (Behaeddin), welche Beide mit Ueberbringung dieses wohlberedten Sendschreibens beauftragt waren, so sind dieselben Beide erschienen, bereit, sich aller guten Worte zu bedienen, welche die Umstände eingeben und die sich im Gemüthe erheben, welche Erwartender mag erwarten mit Lob und Dank von allen Arten, so dass sie im Namen Ahmed's (des Ilchans) Ueberlieferungen sprachen, festgegründet, wie die Ahmed's (des Propheten). Weiters, was die Andeutung betrifft, dass, wenn die Seelen die Einsicht des geraden Beweises nicht verfehlen, dadurch die Anforderungen vollkommener Liebe befriedigt würden und dass man betrachten solle die Monumente, die er im Beginne der Ausübung seiner Macht, Gerechtigkeit und Wohlthätigkeit, übend mit Zung' und Herzen, schon hervorgebracht, wie er auf die Verbesserung der Wakfe, die Ausbesserung der Moscheen und Gränzposten, die Erleichterung der Strassen der Wallfahrt und anderer dergleichen bedacht, so sind diess Attribute, von denen abhängt der Reiche Dauer, die gute. Wenn der König herrscht mit Gerechtigkeit und so weder die Feinde begünstigt, noch den Tadlern Aufmerksamkeit leiht, und wenn schöne Handlungen und [339] gute Werke vollzogen werden, welche nicht aussprechen alle Zungen des Gebotes auf Erden, so sind dieses Pflichten, die man schuldig, zu entrichten; diess ist grösser, als dass es hätte einen andern Lohn, als sich selbst, als dass es durch Ruhm überschätzt, durch Herabsetzung gering geschätzt werden könnte, indem es grossem Könige zum Ruhme gereicht, dass er den Ländern und Schlössern Zeit gewährt zur Befestigung seines Reichs (welches Gott wolle bewahren in Sicherheit!). Weiters, was den Verbot betrifft an die Diener und Wachen und an die, welche die Runde machen, dass sie Niemanden veruneinigen wollen und die reine Tränke der Ankommenden und Abgehenden nicht mit den Splittern von Plackereien verunreinigen sollen, so haben Wir, sobald Uns dieser Vorgang zugegangen, ein Gleiches Unseren Nowwaben (Nabob) zu Rahbe, Haleb, Bire, Aintab befohlen, und liessen desshalb an die Führer Unserer Armeen das Nöthige ergehen. Wenn die Glaubensmeinungen sich in Einigkeit gefunden und die Eidschwüre sind gebunden, so sind die Gebote besiegelt, in denen sich die Vollziehung der Befehle abspiegelt. Weiters, was den Kundschafter betrifft, den Fakir, welcher ergriffen und losgegeben ward (als ob dieses die Ursache wäre, dass wegen der Verkleidung von Kundschaftern in Fakire alle Fakire todt geschlagen werden würden), so ist diess ein Thor, das der Ilchan aufgemacht, und ein Feuerstahl, an dem er den Funken angefacht. Denn wie viele verkleidete Fakire sind nicht gekommen von jener Seite in diese Reviere, um sich Einsicht zu verschaffen in die Geschäfte und des Landes Kräfte. Die Nowwabe haben eine Schaar derselben ergriffen; es erhob sich über sie der Säbel, geschliffen, und dennoch wurde nicht entdeckt, was die Kutte des Fakirs versteckt, trotz aller angewandten Müh' mit Was und Nein und Wie. Weiters, was die Andeutung betrifft, dass in der Uebereinstimmung des Wortes das Wohl der Welt und dass dasselbe die Ordnung des Menschengeschlechtes erhält, so wird nicht zurückgewiesen, wer da klopfet am Thor der Einigkeit, und es wird keiner abgewiesen und abgewehrt, der gutes [340] Einvernehmen begehrt. Wer mit seinem Zügel vom Treffen abweicht, ist wie der, welcher die Hand des Friedens zum Handschlag herreicht; der Friede ist ein Gut. Weiters, was die Befestigung und Bekräftigung der Befehle betrifft, so ist es nöthig, dass auf dieselben Regeln angewandt und dass aus dem Bewiesenen der Nutzen erkannt werde; denn die Geschäfte sind gebunden an die Schrift, und es ist nothwendig, dass darin jeder Fündige und Kündige darüber entschieden, ob Krieg oder Frieden. Hernach ist es nothwendig, dass die Geschäfte werden entschieden in der Reihe der Knoten der Verträge und ihrer Belege, dass dieselben, mündlich vorgetragen, durch die Annahme dem Antrage zusagen; denn viele Fragen, welche die Gesandten mündlich sagen, werden besser erörtert, als wenn dieselben in verwischten Papieren werden überschlagen. Was endlich die Berufung auf das Wort Gottes betrifft: Wir senden keine Pein, eh' Wir nicht gesandt einen Gesandten[630], so wird nicht auf diese Art der Stoff der Liebe gewebt und nicht auf diesem Wege das Ziel erstrebt, sondern vielmehr wegen Unseres Vorrangs im Glauben sind Pflichten zu entrichten und Begehren zu gewähren. Wir haben gehört, was mündlich vorgetragen die Zunge des entscheidendsten der Richter, des Pols des Glaubens und des Volks (Kutbeddin), und es entsprach dem, was das Schreiben versprach von dem Eintritte des Ilchans in die wahre Religion, und dass er sich angekettet auf der Moslimen Station, was er geübet durch Wohlthätigkeit und Gerechtigkeit, durch seine Sitte und seinen Wandel, der berühmt weit und breit. Gott sei Dank für die Gnade, welche durch keinen Vorwurf gehindert und vermindert wird; Gott der Herr hat seinem Propheten den Vers des Korans gegeben Betreff derer, welche ihm den Islam vorwarfen: Sage, werfet mir Euren Islam nicht vor; Gott wird Euch vielmehr vorwerfen, dass er Euch zum Glauben geleitet[631], und mündlich trug er vor, dass Gott [341] der Allmächtige dem Ilchan verliehen an Gaben, was ihn darüber hinaussetzt, seine Blicke zu richten auf das, was Andere haben an Gut und Land. Wenn also festgesetzt nach der Eintracht das Begehren, so ist es leicht, zu gewähren, und Unsere Antwort folgt hierauf nach der Geschäfte Lauf. Wann die Uebereinstimmung ist erreicht, so ist auch das gute Einvernehmen ausgegleicht. Gott und die Menschen sehen, wie Wir aufrichtig zu Werke und Unseren Feinden zu Leibe gehen und in Unseren Kämpfen stehen. Wie mancher Freund wird nicht gefunden, der besser als Vater, Bruder und Verwandter wird befunden? Die mohammedanische Religion wird nicht vollendet und dem Islam nicht die Befestigung zugewendet, als nur durch die Gefährten, die werthen. Wenn also das Verlangen des Ilchans gerichtet ist auf Einigkeit und auf gutes Vernehmen, auf gemeinschaftliches Einvernehmen, auf das Verderben der Feinde und auf die Rache derer, welche den Rücken zum Widerstände stemmen, so wollen Wir Uns herzlich gern dazu bequemen. Weiters, was mündlich vorgebracht: dass, wenn Unser Verlangen sich erstreckte auf das, was der Ilchan besitzt von Land und Gut, so bedarf es nicht der Einwirkung der Aneiferer, welche die Moslimen nutzlos beleidigen. Hierauf antworten Wir: Wenn die Hand der Feindschaft zurückgezogen wird und die Länder moslimischer Könige geleert werden, so wird gedämpft die Gluth und gestillet das Blut; wie wahr ist es nicht, dass Alles, was Uns von denselben verboten wird, in der Natur ganz so zu treffen ist, und dass man das, was geboten wird, selbst zu thun vergisst. So befindet sich nun Konghuratai dermalen im Lande Rum, welches sich in eueren Händen befindet und an euch Steuer zahlt, und nichtsdestoweniger Blutvergiessen, Sklavenraub, Verkauf der Freien und Abneigung vor Allem, ausgenommen vor der Verlängerung dieser Schäden. Endlich ward mündlich vorgetragen, dass, wenn man entschlossen sei, diese Streifzüge nicht aufzuheben und diese Spuren nicht aufzugeben, so solle man einen Ort bestimmen auf der Erde, wo man sich treffen [342] und schlagen, und Gott dem, dem er wolle, den Sieg verleihen werde. Hierauf ist die Antwort: Die Tränken (Oerter), wo die beiden Heere auf einander trafen in Waffen, sind noch heil, und wer von diesem Volke (den Mongolen) davon gekommen mit Heil, fürchtet sich, dahin zurückzukehren, und kann sich durch folgenden Vers beehren:
Und zur Zeit der Schlacht ist die Wissenschaft bei Gott, welcher die Bestimmung des Looses macht. Und es ist keine Hilfe, als bei Gott! dem Allgeehrten, dem Allweisen! er sendet sie dem und verleihet die Macht, und nicht dem, der selbst die Vorherbestimmung des Sieges macht. Wir sind nicht von jenen, welche auf Gelegenheit und Vorwand lauern, und nicht von denen, welche sich abwenden und niederkauern; und die Stunde der siegreichen Schlacht ist nicht anders als die Stunde (des jüngsten Tages), in welcher Alles schnell wird abgemacht. Bei Gott! er führt nur zum Guten dieses Volk, und er ist der Mächtige, im Stande, jede Kunde und Gnade zu vollenden. Geschrieben im Neumonde des Ramasan des obgedachten Jahres.“
Arghun's ränkeschmiedender, rachebrütender Geist sammelte
indessen Wolken über dem Haupte Schemseddin's und
Teguder's zum Gewitter, aus welchen der den Herrscher
und seinen Wesir verzehrende Wetterstrahl fahren sollte.
Nachdem Arghun auf wiederholtes Begehren des Chans demselben
den Emir Buka gesendet, welcher die Hand Kutui
Chatun's (der Wittwe Abaka Chan's) ehrenvoll empfing,
brach Arghun von Ssughurluk nach Chorasan auf. 4. Reb. II. 681/
12. Juli 1282 Ahmed
suchte den Oheim Konghuratai für sich zu gewinnen, indem
er ihm die Frau Tukini, die Wittwe Hulagu's (die Nichte
der grossen Frau Tokus), zur Gemahlin gab und mit einem
grossen Heere zur Gränzhuth nach Rum abordnete, nach
vierzehn Tagen aber ihm den Emir Akbuka nachsandte. 19. Reb. II. 681/
27. Juli
Ahmed war von zwei moslimischen Gesetzgelehrten, dem
[343]
schon erwähnten Abderrahman von Mossul, berathen, welcher,
Sohn eines Sklaven des letzten Chalifen der Beni Abbas,
vom Blutbade nach Mossul gerettet, dort eine Zeit lang
Tischler, dann von Iseddin, dem Herrn Amadia's, bei dem
er sich in Kredit gesetzt, dem Abaka überlassen worden,
und bald durch angebliche Kenntniss von Schatzentdeckungskunde
und geheimen Wissenschaften sich dessen Vertrauen
erwarb[632]. Teguder hiess denselben nicht anders, als Vater,
und einen zweiten Günstling, Namens Mengli, nicht anders,
als Sohn; diese und Teguder's Mutter, Kutui, eine sehr
verständige und zur Regierung tüchtige Frau, lenkten die
Zügel derselben, während Schiktur Nujan und Sundschak,
wiewohl denselben Teguder vorzüglich seine Erhöhung auf
den Thron dankte, zur Seite gesetzt wurden[633]. 19. Dschem. II. 681/
24. Sept. 1282 Zwei treulose
Diener Atamülk's Dschuweini[634] erschienen vor Arghun,
bei demselben ihren Herrn anzuschwärzen, dass er dem
Wedschiheddin Sengi, dem Wesir Chorasans, den Befehl zugefertigt,
den Prinzen Arghun zu vergiften. Arghun liess
denselben sogleich in den Kerker werfen, zog das ganze Habe
desselben ein und schenkte ihm das Leben nur auf Fürbitte
der Frau Bulughan Chatun, der geliebtesten Gemahlin Abaka's,
welche nach dessen Tod in das Harem seines Sohnes Arghun
übergegangen. Arghun zog gegen Bagdad, um dort zu
überwintern. 23. Dschem. II./
28. Sept. Zu Rei empfing er den Melik Fachreddin
ehrenvoll und bestätigte ihm die Befehlshaberschaft des
Landes; Ahmed, hiervon in Kenntniss gesetzt, schickte Gesandte,
um den Fachreddin aufzuheben und nach Schirwan
zu bringen, wo er die von Arghun empfangenen Ehrenbezeugungen
mit der Folter büsste. Arghun, hierüber entrüstet,
sandte Sendschreiben an die Emire und an Schemseddin,
den Inhaber des Diwans, des Inhaltes: Sein Vater,
Abaka, habe ihm den Melik Fachreddin überlassen, er
werde die demselben zugefügte Schmach und Pein rächen.
Als er nach Bagdad gekommen, forderte er von Nedschmeddin
[344]
Assfer, dem Stellvertreter Alaeddin Dschuweini's, dass
er die vom Vater, Abaka, geforderten, von Alaeddin nie
bezahlten Summen erlege. Nedschmeddin ward in den Staub
geworfen, und als Alaeddin davon die Nachricht erhielt,
traf ihn in Arran der Schlag; seine Stelle erhielt sein Neffe
Harun[635]. 4. Silhidsche 681/
5. März 1283 Arghun hatte den Winter zu Bagdad zugebracht
und während desselben zehntausend der Karawinas, welche
nach den Worten Wassaf's: „eine Art von Dämonen, die
fürchterlichsten der mongolischen Nationen“, sich angeeignet.
Von den Prinzen des Hauses standen der Bruder Kendschatu
und der Vetter Baidu, der Sohn Tarakai's, des fünften
Sohnes Hulagu's, ihm zur Seite; von den Emiren waren ihm
mehrere zugefallen[636], deren mächtigster Taghadschar, der
ehemalige Befehlshaber in Fars, dem er die Befehlshaberschaft
eines Tomans mit den Insignien der Standarte und Pauken
verlieh. Der mit ihm einverstandene Prinz Dschuschkab
(der Sohn Dschumkur's, des zweiten Sohnes Hulagu's) überwinterte
zu Diarbekr. Auch Alinak, der Statthalter Georgiens,
welchen Ahmed Teguder an Arghun mit der Einladung
zum Kurultai gesandt hatte, war von demselben gewonnen
worden und hatte sich mit ihm verbündet; als er
aber an den Hof Ahmed's zurückkam, ward derselbe durch
Schemseddin's Klugheit, welcher dessen Pläne durchschaute,
wieder dem Herrscher gewonnen, indem ihm die älteste
der Töchter Ahmed's, die Prinzessin Kutschuk, vermählt
ward. Als Arghun im Frühjahre von Bagdad nach Chorasan
zurückkehrte, liess er den Prinzen Dschuschkab an der
Spitze seines Lagers als Vorhuth zurück.
Als Arghun auf seinem Zuge gegen Chorasan nach Rei
gekommen, liess er den Vogt Teguder's prügeln, ihm an
den Hals und an die Füsse einen Block schlagen und sandte
ihn so auf einem Esel an Teguder, zugleich die Forderung
der Auslieferung des Wesirs Schemseddin zur Berichtigung
[345]
der dem Vater schuldig gebliebenen Summen stellend. An
der Gränze Masenderans kam ihm Jankadschi Nujan mit
einem Tomane (zehntausend Mann) des Heeres entgegen;
er sagte zu ihm und zu Hindu Nujan, dem Befehlshaber der
beiden Tomane, welche die Gränze am Dschihun hüteten:
Als mein Vater mich vor seinem Tode zu sich berief, war
ich bis hierher gekommen, als ich die Nachricht, dass er
gestorben, erhielt, und weil ich kein Heer hatte, des mir
bestimmten Thrones verlustig ging; nun bin ich entschlossen,
wenn ihr mir nur beistehen wollt, denselben mit dem Schwerte
zu erobern. Hindu antwortete: Wiewohl die Sache sich so
verhält, so ist doch Teguder als der Aka, d. i. der Aeltere,
dermalen Chan, doch du, Gott sei Lob! Herr und Padischah
in diesem Lande; begnüge dich damit und befolge den Rath
des im Dienste deines Vaters ergrauten Dieners; sollte aber
Teguder dich angreifen wollen, so sind wir bereit, die Seele
für dich zu opfern. Zu gleicher Zeit, als Tarchun gegen
Chorasan gezogen, war Teguder nach Alatagh gekommen
und hatte von hier seinen vertrauten Rathgeber, den Scheich
Abderrahman, als Gesandten an den Sultan Aegyptens gesandt;
er wurde zu Damaskus in den Kerker geworfen, aus
welchem ihn nur der Tod befreite. Teguder lud seinen
Bruder, den Prinzen Konguratai, den Statthalter Rum's,
ein, auf einem Kurultai zu erscheinen. Dieser hatte zwei
seiner Vertrauten zu Arghun gesendet, welcher dieselben
höchst ehrenvoll empfing und dem Oheim zwei Kuppeln
Panther zum Geschenke sandte; diese Sendung erregte das
höchste Missvergnügen und den grössten Verdacht Teguder's.
Konguratai verschwor sich mit zwei Emiren[637] wider das
Leben Teguder's, und sie bestimmten zur Ausführung ihrer
That die Festnacht des neuen Jahrs[638], wo nach mongolischem
Herkommen zum Andenken des Auszugs aus den
Erzgebirgen von Ergenekun der Chan mit seinem ganzen
[346]
Hofe der Schmiedung von Eisenmassen beiwohnte. Teguder,
hiervon benachrichtigt, begab sich zu Alinak, seinem Eidam,
und bewog ihn, am Tage vor der neuen Jahresnacht sich
zu Konguratai zu verfügen und ihm denselben zu bringen. 26. Schewwal 682/
17. Jan. 1284
Alinak versprach, nicht nur den Konguratai, sondern auch
den Arghun auf gleiche Weise in Teguder's Hände zu liefern.
Dieser überhäufte ihn mit Ehren und Geschenken und übertrug
ihm den Befehl des ganzen Heeres. Am neuen Jahrstage
des Affenjahres (des neunten des zwölfjährigen mongolischen
Thiercyklus) wurde Konguratai getödtet. Zu
Karabagh in Arran sassen die Richter durch sechs Tage
lang zu Gericht und verurtheilten die beiden Emire, Mitverschworenen
Konguratai's, zum Tode; nach Bagdad erging
der Befehl, den Prinzen Dschuschkab und sieben Emire
Arghun's zu ergreifen[639] und gebunden nach Tebris zu
bringen, wo sie erst später durch die Ankunft Arghun's
von ihren Banden befreit wurden; auch den Bruder des Chans,
den Bruder Kendschatu, welcher sich selbst als ergeben
stellte, hatte man nach Tebris gesendet, aber auf dem Wege
dahin, zu Sawa, entwich er seinem Geleite und begab sich
zu Arghun. Diesem berichtete der Richter von Kaswin,
Rasieddin, den Mord Konguratai's, die Gefangennehmung
der Emire, die Rüstung des Heeres unter dem Oberbefehle
Alinak's. 18. Moharrem 682/
6. April 1284 Zu Tebris feierte Teguder die Hochzeit mit seiner
Nichte Tudai Chatun, der Tochter Musa Gurgan's, des Gemahls
Tarakai's, der fünften Tochter Hulagu's. Gurgan war
der Ehrentitel aller Eidame und mit dem regierenden Hause
verschwägerten Emire.
Schemseddin, wohl einsehend, dass der Kampf um den
Thron auch seiner Macht und seinem Leben gelte, bot Alles
zur Rüstung eines zahlreichen Heeres auf. Hunderttausend
auserwählte Reiter aus allen Nationen und Religionen, Mongolen,
Musulmanen, Armenier, Georgier, Turkmanen nahmen
[347]
das Feld. Den Vortrab von fünfzehntausend befehligte
Alinak[640]. Ein Ende Januars eingefallener tiefer Schnee
verspätete den Aufbruch des Heeres. 9. Silkide 682/
29. Jan. 1284 Endlich zog der Vortrab
unter dem Befehle von Alinak, Baisar Aghul und
Taghai Kokoltasch gegen Kaswin, wo dreihundert dem
Arghun eigen gehörige Familien von Usen aufgehoben wurden.
Arghun sandte, sobald er von dem Anmarsche des
Heeres Kunde erhalten, Boten an seinen Schatz in Gurgan
(Hyrkanien) und an die Werkstätten von Nischabur, Tus
und Isferain, um Geld, Waffen, Kleider herbeizuschaffen,
die er unter die Emire des Heeres vertheilte. Melik Fachreddin
von Rei, der das Register darüber führte, hatte dasselbe:
Verzeichniss der unter das siegreiche Heer vertheilten
Summen überschrieben. Arghun, der zufällig zur Vertheilung
gekommen und das Register gesehen, nahm die Feder
und schrieb das Wort: siegreich mit ungemein schönem persischem
Schriftzug, dessen er vollkommen Meister war, hin.
Kawameddin, der persische Wesir, der zugegen, deutete
diesen Umstand sogleich auf die schönste Erfüllung des gehofften
Sieges. Am folgenden Tage traf die Nachricht von
dem Unfalle Kaswins ein; Arghun sandte den Vortrab unter
dem Befehle Timur's voraus, liess den Sischi Bachschi beim
schweren Gepäcke zurück und brach selbst auf der Strasse
von Temische auf. Ahmed war indessen mit acht Tomanen,
d. i. mit achtzigtausend Mann[641], über die Ebene von Moghan
herangezogen und am ersten Mai zeigten sich seine
Vorposten zu Thalkan. 8. Ssafer 683/
27. April 1284 Von Erdebil hatte er Kurmischi,
den Sohn Alinak's, an den Vater mit dem Befehle gesandt:
die Schlacht nur zu wagen, wenn er dem Feind an Macht
überlegen, sonst aber seine Ankunft abzuwarten. Er brach
von Erdebil auf, nachdem er bei dem Gepäcke den Abukjan
[348]
zurückgelassen. 18. Ssafer/
7. Mai Arghun hatte seinerseits einen Boten an
den Emir Newrus gesendet, um ihn mit einem Tomane der
Karawinas in's Feld zu laden, und zugleich den Hindu Nujan
zu erscheinen aufgefordert; er selbst verheerte mit achttausend
Mann das Land. Zu Chiel büsürg stiessen die Vorposten
der beiden Heere auf einander und in der Ebene
von Ak Chodscha in der Nähe von Kaswin kam es zur
Schlacht. Den rechten Flügel Arghun's befehligten Jula
Timur und Amakadschi, den linken Bulughan; das Mitteltreffen
Taulai. Auf der Seite des Chans stand im Mitteltreffen
Prinz Huladschu, der zwölfte Sohn Hulagu's, der
Bruder Teguder's; den linken Flügel befehligte Basaraghul
und den rechten Alinak. Arghun, wiewohl ihm der Feind
an Stärke bei weitem überlegen, that Wunder der Tapferkeit,
wie weiland Siawesch und Rustem; aber sein linker
Flügel ward von Alinak geschlagen, während Jula Timur
und Amakadschi den Basaraghul's zurückdrängten. Jula
Timur verfolgte hierauf den flüchtigen Basaraghul bis vor die
Thore Kaswin's und verheerte das Land umher. Der Kampf
dauerte von Mittag bis in die sinkende Nacht. Alinak zog
sich von Dschemelabad bis nach Ebher, zehn Parasangen,
zurück; da seine edle Stute in die Hände der Reiter Arghun's
gefallen, sandte ihm dieser beleidigende Botschaft: Es wäre
mir nie eingefallen, dass ein Held, wie du, vor einem Haufen,
wie die unserigen, wie Schafe vor dem Gebrülle des Löwen
fliehen und dass dein edles Pferd wie eine Saummähre erbeutet
werden würde. Als Arghun zu Rei und Tehran,
riethen ihm seine Emire, sich nach Kaliusch, das ober
Dschadscherm, zurückzuziehen, wo sie Meister vortheilhaften
Schlachtfeldes und vor den Thoren ihre Zelte sein
würden. Als sie aber nach Demaghan kamen, trafen sie
keinen Mann der Karawinas, auf deren Beistand sie gerechnet
hatten, und erhielten die Nachricht, dass das Heer
Arghun's gänzlich geschlagen und zerstreut worden sei. Die
Karawinas waren in der Ebene von Akchodscha angekommen,
als die Schlacht schon verloren war; sie verheerten also
blos das Land und verbrannten Demaghan.
Der Schauplatz, in welchem der Krieg zwischen Teguder und Arghun jetzt geführt ward, sind die beiden Landschaften Taberistan und Kumis, welche nördlich von Masenderan, westlich vom persischen Irak, östlich und südlich von Chorasan begränzt, insgemein von den Reisebeschreibern zu dem nördlichen Chorasan gerechnet werden, wiewohl alle morgenländischen Erdbeschreibungen dieselben als zwei besondere Landschaften aufführen; sie ziehen sich längs des Gebirges hin, so dass Taberistan die untere südwestliche, unmittelbar an das Gebiet von Tehran stossende, Kumis die nordöstliche obere. In der ersten lagen einige der berühmtesten Schlösser der Assassinen, deren schon bei der Eroberung derselben durch Hulagu Erwähnung geschehen, wie Firuskjuh, d. i. der Glücksberg, und Girdkjuh, d. i. der Gürtelberg; die Hauptstadt ist Demawend, gleichen Namen mit dem Berge führend, in dessen Klüfte die persischen Heldensagen den Kerker des von Dämonen gefolterten Tyrannen Sohak verlegen; das Gebirgsland Taberistan mit seinen Felsenpässen, deren berühmtester der kaspische (wahrscheinlich der südliche Pass von Charwar), liegt dem persischen Oesterreich (Chorasan) wie Tyrol dem europäischen Chorasan (Oesterreich) als Schutzwehr vor[642]. Das obere Gebirgsland Kumis zerfällt in vier Distrikte von Schahrud, Semnan, Demaghan, Bostam, wovon der erste nach dem Berge und Flusse so genannt ist, die anderen drei aber nach den gleichnamigen Städten. Semnan, die südwestlichste dieser drei Städte, am Rande der Wüste, unmittelbar nach dem Austritte aus dem kaspischen Passe, gelegen[643], kleiner als Demaghan, grösser als Bostam, ist sowohl durch seine Pistazien und Feigen, als durch den hier geborenen und begrabenen grossen Scheich Alaeddewlet Semnani berühmt[644]. „In dieser alten Stadt“, sagt Fraser, „herrscht eine wunderbare Verschiedenheit der Gebäude, grosse luftige Häuser [350] von sonnengetrockneten Ziegeln und Lehm in der Form von Schlössern, mit Schiesslöchern, Basteien und Thürmen versehen, unstreitig von hohem Alterthume; viele tiefe Klüfte innerhalb der Stadtmauern, welche ihren Ursprung der Wirkung von Gewässern zu danken scheinen, bilden Höhlen, welche ihren Einwohnern und ihren Heerden zum Aufenthalte dienen und von ihnen den zahlreichen Ruinen ober der Erde vorgezogen werden.“ Das Bad der Stadt ward schon im sechsten Jahrhundert der Hidschret erbaut[645]. Die Inschriften anderer Denkmäler gehören der späteren Zeit, der Dynastie Ssafewi an[646]. In der Nähe ist die von persischen Geschichten und auch von Fraser erwähnte Windquelle, welche, verunreinigt, Sturm und Ungewitter verursacht[647], eine auch in Europa mehreren Quellen und Höhlen auf hohen Gebirgen gemeinsame Volkssage[648]. Demaghan, deren Erbauung von persischen Geschichtschreibern und Geographen dem Huscheng, dem zweiten der alten persischen Könige, zugeschrieben wird (der erste Keiomeers, der Stiermann des Budehesch), an dem Zusammenlauf der Strassen von Chorasan, Kuhistan, Masenderan und Irak gelegen, stand wahrscheinlich an der Stelle des alten Hekatompylos, der Stadt von hundert Thoren oder Pässen[649], in dessen Nähe der Fluss Stiboetes aus einer schönen Felsenhöhle entsprang[650]; diess ist der von den morgenländischen Erdbeschreibern gerühmte Chosrewi, welcher sich in hundert und zwanzig unterirdische Bäche vertheilt[651]; die Stadt liegt heute in Ruinen; das berühmteste Grabmal ist das der vierzig Köpfe oder Töchter[652], und von den berühmtesten Scheichen der Ssofi ist Ebu Dschaafer Demaghani nach der [351] Stadt genannt[653]. Von den Scheichen von Demaghan und den von Semnan geht weit im Rufe der Heiligkeit und Wunderthätigkeit der Scheich Ebu Jesid von Bostam, der dritten Hauptstadt von Kumis, vor. Schon in der Hälfte des dritten Jahrhunderts der Hidschret gestorben[654], war er der Stifter des nach seinem Namen genannten Ordens der Derwische Bostami; auch als Geburtsort späterer Gelehrten ist Bostam berühmt[655], aber doch keiner, wie der Scheich Ebu Jesid oder Bajesid, von dem die Antworten auf die Frage: wo sein Vaterland? Mein Vaterland ist unter dem höchsten Himmel, und auf die Frage: Wie bist du zu Gott gelangt? Indem ich über mich hinausgegangen; und dessen Sterbegebet: Mein Gott! was ich in meinem Leben zu dir gebetet, war lauer Vollzug von Gebot, und wenn ich dir gedienet, war's flauer Dienst in der Noth[656].
Arghun, als er auf seinem Rückzuge nach Bostam gekommen,
wallfahrtete zum Grabmale des Scheichs Ebu Jesid,
während Ahmed Teguder seinerseits am Grabe des Scheichs
Babi den Beistand desselben erflehte, eine Wallfahrt, die
von diesem, der den Islam angenommen, natürlicher, als
von jenem, der kein Moslim war. Teguder befehligte seinen
Bruder Huladschu mit einem Tomane nach Rei, und befahl
dort allen Befehlshabern des Heeres, eine Schrift zu unterzeichnen,
dass sie Niemanden gehorchen würden, als dem
zum obersten Feldherrn ernannten Bugha; Alle unterschrieben
bis auf Alinak. Zwei Gesandte Arghun's, Kotloghschah[657]
und Legsi, kamen nach der Ebene von Akchodscha bei
Kaswin, um Frieden zu bitten und sich über die Streifzüge
der Truppen Teguder's, welche das Land weitum verwüsteten,
zu beklagen. 28. Ssafer 683/
13. Mai 1284 Teguder verwies die Gesandten an den
Inhaber des Diwans, Schemseddin; dieser aber trug vor:
Es sei unmöglich, dem Rauben des Heeres Einhalt zu thun,
[352]
indem diese Streifzüge die Vorspiele des Krieges; auch
Jagdvögeln sei Beute lieber, als täglich zugemessene regelmässige
Fütterung. „Diese Gedanken des Inhabers des
Diwans“, sagt Wassaf, „brachten demselben kein Heil und
das Reich ward schnell dem Verderben zu Theil.“ Alle Entschuldigungen,
welche die Gesandten Arghun's vorbrachten,
blieben unbeachtet, und der Sultan (Ahmed) befahl abermal
dem Heere, in's Feld zu ziehen. Ssadreddin und Assileddin,
die zwei Söhne des grossen Astronomen Nassireddin von
Tus, welche, wenn nicht die astronomische Wissenschaft
des Vaters, doch die astrologischen Verrichtungen geerbt
hatten, stellten vor, dass die Gestirne den Auszug eines
Heeres nicht begünstigten, worüber Ahmed ungnädig auf sie.
Arghun empfing im Dorfe Surch[658], in der Nähe von Semnan,
seinen Sohn Ghasan und Omer Aghul, den Sohn Niguder's,
des Enkels Dschaghatai's, aus dessen erstgeborenem Sohne
Dschudschi, gleichnamig mit seinem Oheime Dschudschi,
dem erstgeborenen Sohne Tschengischan's; mit ihnen stellten
sich Nokai, der Jarghudschi, d. i. der Oberrichter, und Sischi
Bachschi, d. i. der Staatssekretär, zum Dienste Arghun's ein.
Zur Erwiederung der Gesandtschaft Arghun's sandte Ahmed
die Prinzen Toghatimur (den vierzehnten Sohn Hulagu's),
welcher, wie sein Bruder Huladschu, im Interesse ihres
Bruders Teguder, und Suke, den dritten Sohn Jaschmut's,
des dritten Sohnes Hulagu's, mit den Emiren Buka und
Doladai Jarghudschi mit der Botschaft, dass, wenn Arghun
unterthänig, er selbst kommen oder den Bruder Kendschatu
senden möge. Buka stellte dem Sultan vor, dass, da er
nun unterhandle, er nicht weiter marschiren dürfe; und
Ahmed antwortete: dass er zu Charkan ihre Ankunft abwarten
wolle. 14. Rebiulewwel 683/
1. Juni 1284 Er zog ihnen verheerend über Demaghan
nach, dessen Einwohner vielfältig gepeinigt wurden; fünf
Tage hernach war er zu Charkan angelangt, welches ein
zu Bostam gehöriges Dorf, nur als Geburtsort und Grabstätte
[353]
des Scheichs Ebul Hasan Charkani berühmt[659]. 20. Rebiulewwel/
7. Juni 1284 Der
Emir Dschirkudai, sein Bruder Jesuder und Bulughan, der
Statthalter von Schiras, brachten ihre Huldigung dar. Zu
Charkan machte Ahmed keineswegs Halt, wie er seinem
Gesandten Buka versprochen, sondern sandte den Alinak
mit dem Vortrab weiter voraus[660]; 28. Rebiulewwel/
15. Juni er selbst lagerte acht
Tage hernach zu Kalpusch und drei Tage später zu Kebud
Dschame, d. i. Blaukleid, einem zum Gebiete von Dehistan
(dem alten Sitze der Dahen) gehörigen Orte, das reich an
Korn, Trauben und Seide[661]. Zwar kam die Wesirschaft
Ahmed's, nämlich die beiden Prinzen Toghatimur und Suka
und die beiden Emire Buka und Doladai, zurück und brachten
Kendschatu, den Bruder Arghun's, mit sich[662]; mit ihnen
trafen die Emire Newrus und Buralighi als Gesandte Arghun's
ein. Buka zürnte darob, dass Ahmed nicht seinem gegebenen
Worte getreu zu Charkan Halt gemacht; er deutete diese
Wortverletzung unglücklich für Ahmed und glücklich für
Arghun aus. Newrus und Buralighi kehrten unverrichteter
Dinge zurück. 3. Rebiulachir Drei Tage hernach ward von Kalpusch aufgebrochen;
die Emire Jula Timur und Imkadschin, der Sohn
Suntai's, brachten ihre Huldigung dar. Ahmed, ungeduldig
des Verzuges, gab dem Akbuka die Stelle Buka's und machte
diesen dadurch um so mehr im Herzen dem Arghun zugethan.
Arghun hatte sich indessen mit nicht mehr als hundert Begleitern von den Fürsten seines Gefolges über Meschhed hinaus in das feste Schloss Kelat geflüchtet[663]; dieses bis in die neueste Geschichte als der Schatzhort Nadirschah's berühmte feste Schloss spielt schon in der Geschichte der ersten moslimischen Dynastien Persiens eine bedeutende Rolle. Otbi[664], der Verfasser des Jemini, d. i. der durch ihren rednerischen Schmuck berühmten Geschichte Mahmud's, [354] des Sultans von Ghasna, Eroberers Indiens, malt die Höhe desselben durch das Distichon:
Dieses Bergschloss liegt zwischen Kasermian, Serchas, Abiwerd
und Tus in schönem und fruchtbarem Thale, welches
fünfzig bis sechzig englische Meilen lang, zehn bis fünfzehn
breit, von Osten nach Westen zieht und von den Hügeln,
welche die Ebene Meschheds von der Wüste trennen, eingeschlossen
wird. Der Anblick des Thales ist reich und
grün, es hat Ueberfluss an Pferden und Wildpret und wird
ausser dem Strome, welcher dasselbe der Länge nach durchfliesst,
noch von kleinen, in Cascadellen die Hügel herabströmenden
Bächen bewässert; aber alle diese Wasser sind
schädlich und im Herbste sogar tödtlich, wesshalb das Regenwasser
zum Trinken in Cisternen gesammelt werden muss[665].
In diese durch Natur unbezwingliche Bergfeste schloss sich
Arghun mit Bulughan, der geliebtesten seiner Frauen, ein.
Der Emir Newrus, als er Kunde erhielt, dass Alinak wider
das Schloss im Anzuge, bat kniend, Arghun möge über den
Oxus ziehen und in dem Jurte Kuwindschi's (des zwölften
Sohnes Scheiban's, des fünften Sohnes Dschudschi's) Zuflucht
suchen. Arghun gab dem wohlgemeinten Rathe kein Gehör;
Legsi, welchen wir oben als Gesandten Arghun's an Ahmed
kennen gelernt, ging zu diesem über und erbat sich ein
Heer, mit welchem er ihm den Arghun zu liefern versprach.
Ahmed gab ihm Truppen, mit denen er das Lager der Frau
Kotlogh Chatun, der Gemahlin Arghun's, plünderte. Der
Emir Newrus kam, um ihn zur Rückkehr zu bewegen; Legsi
ergriff die Zügel seines Pferdes, um ihn mit sich zum Sultan
zu führen; aber Newrus legte die Hand an's Schwert, betheuernd,
dass er, so lang er athme, den Dienst Arghun's
nicht verlassen wolle; Legsi liess ihn frei und brachte die
Beute des Lagers der Frau Kotlogh in das Ahmed's zurück,
der ihn davon reichlich betheilte. Alinak war indessen vor
[355]
Kelat angekommen und hatte den Arghun beredet, ihm in
das Lager des Oheims, der ihm nichts Uebles wolle, zu
folgen. 13. Rebiulsani 683/
29. Juni 1284 Ahmed umarmte ihn, küsste ihn und übergab ihn
der Obhuth Alinak's; dieser stellte vor, dass jetzt der Augenblick,
sich des Feindes zu entledigen; aber Ahmed, der,
ganz der Liebe seiner neuen Gemahlin Tudai hingegeben,
für nichts Anderes Sinn hatte, sprach: Was kann er ohne
Heer und Schatz unternehmen? Ich will die Frau Kutui
(seine Mutter), wenn ich sie sehe, um ihre Meinung hierüber
fragen. Indessen befahl er doch, die Emire Arghun's,
Sischi Bachschi, Kadan, Buraligh fest zu setzen, von seinen
eigenen einige[666], weil sie dem Arghun ergeben, hinzurichten. 16. Rebiul. II./
2. Juli
Er wollte eben aufbrechen, als er auf Bitte Buka's,
dass er erlauben möge, die Vermählung seiner Tochter mit
Kipdschak Kaghul, einem Abkömmlinge Dschudschi Kasar's,
des Bruders Tschengischan's, zu feiern, noch zu bleiben
beschloss. Arghun war in die Seele betrübt, indem er unglücklichen
Ausgang seines Schicksals fürchtete. Da sprach
ihm die Frau Bulughan, welche seine Gefangenschaft getheilt
und welche auch von Ahmed gnädig empfangen worden war,
indem er ihr selbst den Becher reichte[667], Trost
ein. Er versprach ihr, dem Arghun die Statthalterschaft
von Chorasan zu verleihen, und verlieh ihm ein kaiserliches
Zelt. Ganz in dem Genusse der Frau Tudai schwelgend,
hatte Ahmed keinen Sinn für die Wichtigkeit des Augenblicks,
oder die Gefahr, die ihm von den nächsten Umgebungen
drohte; er befahl jedoch dem Alinak, den Arghun
nach dem Aufbruche des Lagers hinzurichten[668]. In der
nächsten Nacht „sollte das Zelt seines Lebens abgebrochen
werden, als durch eine unvorgesehene Wendung der Dinge
der arabische Spruch, welchen Bulughan dem Arghun zu
Gemüthe führte: dass die Nächte, schwanger, gar Vieles
vor dem Morgen gebären, auf das glücklichste ausging“.
Buka, welcher wider Ahmed den doppelten Groll ob
gebrochenem Wort und genommenem Oberbefehl nährte,
vermochte mehrere Emire[669] zu einer Verschwörung wider
Alinak und Ahmed, indem er sie versicherte, dass dieser
beschlossen, sie an der Gränze von Isferain hinrichten zu
lassen; auch den Prinzen Huladschu, den Bruder Ahmed's,
brachte er auf seine Seite. Sie beriethen sich zuerst über
das Mittel, sich Alinak's zu entledigen. Buka sandte durch
einen Vertrauten Arghun's demselben Wort, diesen Abend
den Alinak zu begehren, und zwei der Verschworenen[670]
nahmen es auf sich, desgleichen die Emire Karabuka und
Taitak zu berufen. Nach dem Nachtgebete begab sich Buka,
von drei Reitern begleitet, in den von Wachen besetzten
Umkreis des Zeltes Arghun's und sandte einen hinein, um
den Prinzen leise zu wecken. Arghun glaubte, es sei List
und Verrätherei; als ihm aber dieser schwur, dass Nichts
zu fürchten und dass Buka als treuer Diener ihn als seinen
Herrn zu retten gekommen, schloss sich Arghun an denselben
an. Als sie um den dritten Kreis der Umzäunung[671]
kamen, rief sie eine Wache an: Wie ist's, dass ihr ginget
vier hinein und kommet fünf heraus? Du irrst dich, Freund,
sagte Buka, deine schlafbenebelten Augen haben ehe um
einen zu wenig gezählt. So kamen sie glücklich durch in's
Zelt Buka's. Arghun ward bewaffnet, auf ein Pferd gesetzt,
und sie begaben sich in das Zelt Alinak's, der im Rausche
abgethan, sein Kopf vor's Zelt geworfen ward. 18. Rebiulachir 683/
4. Juli 1284 In derselben
Nacht wurden Boten an Huladschu und Bektu abgesandt,
die sich zu Firuskjuh befanden, dass jene an Basar Aghul
und Abukjan thun möchten, wie sie an Alinak und Taitak
gethan; in derselben Nacht wurden auch Karabuka und andere
Emire ergriffen und am nächsten Morgen hingerichtet.
Ahmed befand sich im Lager der Tudai mit dem Prinzen
Kinschu (dem Sohne Dschumkur's, des zweiten Sohnes Hulagu's)
und den Emiren Akbuka und Legsi, als er die
[357]
Nachricht erhielt, dass alle seine Treuen getödtet; er unterhielt
sich zu Kalpusch noch mit der Frau Tudai und floh
dann auch von Isferain gegen Kumis und Irak. 19. Rebiul. II./
5. Juli Die Verschworenen
hatten ihrerseits den Buri, den Vogt, nach Issfahan
an die Karawinas, die zu Siakuh hielten, abgesandt,
dass sie aufsitzen und den Ahmed ergreifen sollten. Dscherik,
der Emir des Lagers des hingerichteten Prinzen Konghuratai,
wurde zur Blutrache seines Herrn mit viertausend Reitern
dem Ahmed nachgesandt, und Doladai, der Oberrichter,
machte sich an der Spitze von vierhundert auf den Weg.
Die Prinzen Huladschu und Kinschu huldigten dem Arghun
zu Charkan; die Emire berathschlagten nun über die Wahl
des Chans. 24. Rebiul. II./
10. Juli Buka erklärte sich laut für Arghun, während
sein Bruder Aruk und Kurmischi für Dschuschkab, den
Bruder Kinschu's, Tekia für Huladschu stimmten. Buka
legte die Hand an's Schwert und schwur, dass, so lang er
es führe, es nur für Arghun und seine Feinde dienen solle.
Sie fragten nun den Tengir Gurgan, den Gemahl der Prinzessin
Tudukasch, der vierten Tochter Hulagu's, und den
Vater Kotloghschah's, der Gemahlin Arghun's, um den letzten
Willen Abaka's. Er bezeugte: er habe zu seinem Nachfolger
seinen Bruder Mengu Timur und nach dessen Tode den
Arghun ernannt. Arghun bat mit der bei mongolischen
Thronbesteigungen hergebrachten verstellten Bescheidenheit,
dass man ihn mit dem Throne verschonen und die Statthalterschaft
Chorasan, wie bei seines Vaters Lebzeit, lassen
wolle. Buka brachte die Entschuldigungen zum Schweigen,
indem er sagte: das erste sei, sich der Person Ahmed's zu
versichern, worauf dann mit Beiziehung des Raths der Frau
Oldschai (der Gemahlin Hulagu's und dann Abaka's) einer
der Prinzen zum Chan ausgerufen werden solle. Aruk und
Dschuschkab zogen mit dem Vortrab voraus, Huladschu,
Kinschu und Bektu folgten mit dem schweren Gepäcke. Zu
Konkurlang bei Tebris wurde das Haus Buka's geplündert,
sein Harem auf Sundschak's Fürbitte verschont. 27. Rebiul. II./
13. Juli Ahmed,
der noch gekommen, seine Mutter Kutui zu sehen, wollte
nach Derbend entfliehen; aber Schiktur und Karabuka sandten
[358]
Botschaft an Kutui Chatun, dass es der Prinzen allgemeiner
Wille, sich der Person ihres Sohnes zu bemächtigen, und
dass sie ihn bis zur Ankunft derselben hüten wollten. Die
Mutter gab ihre Einwilligung. Schiktur übergab den Sultan
einer Wache von dreihundert Mann. Unterdessen kamen
die unverschämten Räuber, die Karawinas, an, welche Buka
nach Ssugurluk gesandt hatte; sie plünderten das Harem
und stiessen sogar die Mutter Kutui Chatun und die Frauen
Tudai und Ermeni Chatun nackt hinaus. Arghun war unterdessen
von Nemuwer vorgerückt und hatte zu Abaschur bei
Jüs Agadsch gelagert. Karaukai und Schiktimur hatten mit
den Karawinen den Sultan gefangen; als ihn Arghun erblickte,
streckte er nach der mongolischen Sitte der siegreichen
Pfeilschützen die Hände aus und schrie: Mordio![672]; er
ward sogleich getödtet. Die von Ahmed verhafteten Emire:
Taghadschar, Kundschukbal und Toladai erhielten nun ihre
Freiheit; die Frauen und Emire waren einstimmig in der
Wahl Arghun's. Ahmed wurde vor's Gericht gestellt; Bektu
und der Diener Konghuratai's befragten ihn als seine Richter:
warum er den Konghuratai unschuldiger Weise getödtet, dem
Arghun die Statthalterschaft von Chorasan missgönnt, ihm
den Alinak nachgesandt habe? Ahmed bekannte, dass er
übel gethan, künftig desgleichen nicht thun wolle. Die
Emire wollten sein Leben der Frau Kutui schenken, welche
bei Allen in grösstem Ansehen; da erhoben aber die Mutter
Konghuratai's und seine sechs Söhne Geschrei der Blutrache.
Jetzt erschien Jesu Buka Gurgan, der Gemahl der Prinzessin
Kutulun, der sechsten Tochter Hulagu's, und schreckte die
Versammlung durch die Nachricht, dass die Prinzen Huladschu
und Dschuschkab an der Gränze Hamadan's ein Heer
zum Widerstande sammelten. So erging das Jerligh der
Blutrache Konghuratai's, und Chan Ahmed fiel, der erste
der mongolischen Herrscher, unter der Sanktion der Jasa,
um das vergossene Blut Konghuratai's zu büssen; 26. Dschem. achir 683/
10. August 1284 das Todesurtheil
ward in der Nacht vom Donnerstage am zehnten
[359]
August vollzogen durch Timur und Ildir, zwei Söhne Konghuratai's;
sie rächten des Vaters Tod durch den des Oheims,
indem sie ihm den Rückenwirbel brachen[673].
Schon am Tage, welchen die Nacht der Hinrichtung Teguder's heraufgeführt, hatte die Thronbesteigung Arghun's mit den gewöhnlichen Feierlichkeiten in dem Jurte Suktu statt[674]. Huladschu ergriff die rechte Hand, Inardschi die linke Arghun's; sie setzten ihn auf den Thron, vor welchem die Prinzen und Emire neunmal niederknieten, den Gürtel um den Hals, die Mützen in die Luft warfen und ihm den Becher huldigend darreichten. Die Feste hatten zu Kamsiun, welches zwischen Heschtrud und Kurban schire, statt. Drei Tage nach der Thronbesteigung kamen auch die Prinzen Kinschu und Dschuschkab, die Söhne Dschumkur's, und unterschrieben die Urkunde der Krönung. Abukjan, der Sohn Schiramun's, der Enkel Dschurmaghun's (des Befehlshabers in Persien zur Zeit Hulagu's), der Jarghudschi, d. i. Oberrichter, wurde als einer der innigsten Anhänger Ahmed's hingerichtet; allen anderen Angehörigen Ahmed's sicherte ein Jerligh das Leben und Ruhe; die Prinzen Dschuschkab und Baidu (der Sohn Tarakai's, des fünften Sohnes Hulagu's) wurden als Statthalter nach Bagdad und Diarbekr, der Oheim Huladschu und der Bruder Kendschatu nach Rum gesendet. Georgien erhielt der Oheim Adschai (der achte Sohn Hulagu's), dem Sohne Ghasan wurde die Statthalterschaft der Landschaften Chorasan, Masenderan, Kumis und Rei übertragen, die Stelle des Wesirs der Länder dem Buka, dem Hebel der Herrschaft Arghun's, verliehen, ein höchst findiger, zum Regieren tüchtiger Kopf. Nach der Sitte mongolischer Investitur wurde demselben Gold über den Kopf gestreut, Goldflittern in solchem Ueberflusse, dass er unter der angehäuften Masse derselben unsichtbar. Arghun konnte bei seiner Thronbesteigung nicht älter als beiläufig dreissig Jahre sein, da sein Vater, Abaka, vor zwei Jahren, [360] acht und vierzig alt, gestorben war. Seine Mutter war die Beischläferin Abaka's, Kaimisch Ikadschi. Seine Gemahlinnen: 1. Die Frau Kotlogh, die Tochter Tengir's des Uiraten, welcher ein doppelter Gurgan, d. i. dem Herrscherhaus Verschwägerter, indem er selbst mit der vierten Tochter Hulagu's vermählt, des letzten Eidam und Arghun's Schwiegervater. 2. Oldschatai, die Tochter der Tudukasch, aber nicht aus Tengir, sondern aus Sulamisch, dessen Sohn, aus einer anderen Frau, nach des Vaters Tod mongolischer Sitte gemäss seine Stiefmutter heirathete, die nach dem Tode des Sulamisch noch von dessen Sohne Dschidschek Gurgan, also von ihrem Enkel, geheirathet ward[675]. 3. Die Frau Uruk, die Tochter Sarudsche's, der Schwester Emir Irindschin's, des Keraiten. 4. Die Frau Seldschuk, die Tochter Sultan Rukneddin's von Rum. Aus dem Frauengemache seines Vaters nahm er 5. die Frau Bulughan, die Verwandte des Buka Jarghudschi, und nach ihrem Tode 6. die Frau Bulughan, die Tochter Utaman's, des Sohnes Obotai Nujan's des Konghuraten[676]. So war 7. die Frau Mertai die Konghuratin, die Gemahlin Hulagu's, in das Harem seines Sohnes Abaka, aus diesem in das Arghun's als Frau übergegangen, so dass dieselbe Stief- und Grossmutter ihres Gemahls. 8. Tudai Chatun, die Tochter Musa Gurgan's (des Enkels Tschengischan's) aus Tarakai, der fünften Tochter Hulagu's. Die Leidenschaft, mit welcher Teguder Tudai geliebt, hatte ihn über die Gefahren, die seinem Throne drohten, verblendet. Tudai, die Enkelin Hulagu's, die Gemahlin Teguder's (ihres und Arghun's Oheim's), war also zugleich die Base, Tante und Gemahlin Arghun's. 9. Kultak Ikadschi, die Mutter seines Erstgeborenen, Ghasan, dessen drei Brüder Jesu Timur, Oldschaitu (beide aus der Frau Uruk) und Chatai Aghul aus der Frau Kotlogh; dann vier Töchter, Oldschatai, Oldschai Timur, Kotlogh Timur (alle drei Töchter der Frau Uruk) und Dilendschi, [361] Tochter der zweiten, vor allen anderen Frauen geliebten Bulughai.
Nach dem Herrscher Arghun und seinem Wesire Buka[677], der ihn auf den Thron gesetzt, steht ein Grösserer als Beide vor uns, nämlich der flüchtige Wesir Schemseddin Dschuweini, dessen Auslieferung Arghun zu wiederholtenmalen vergebens von Teguder begehrt und welchen sein Feind Medschdolmülk nicht nur treuloser Verwaltung der Krongüter Abaka's, sondern auch der Vergiftung desselben und des Bruders Mengu Timur angeklagt. Nachdem Alinak getödtet und Teguder geschlagen worden, hatte Schemseddin von Dschadscherm, wo er sich befand, auf einem Dromedare mit ein Paar Dienern sich durch die Wüste nach Issfahan geflüchtet. Die Einwohner, sobald sie von der Umwälzung der Dinge Kunde erhalten, beriethen sich mit dem Atabeg von Jesd, welchen der Statthalter von Issfahan als einen dem Arghun Ergebenen während der Regierung Teguder's in Verhaft gehalten, was zu thun. Schemseddin, hiervon benachrichtigt, begab sich unter dem Vorwande, zu einer Grabstätte zu wallfahrten, ausser der Stadt und entfloh auf trefflichen Rennern nach Kum, sich in das Heiligthum des Grabes der Schwester des Imams Risa flüchtend. Dieses Grabmal ist seit einem Jahrtausend die sichere Freistätte Unschuldiger und Schuldiger, die in die Mauern desselben flüchten. Die Heiligkeit derselben wurde von den Mongolen, wie von den früheren Herrschern Persiens, den Seldschuken und Bujiden, wie von ihren Nachfolgern, den Herrschern der Dynastie Ssafewi und der regierenden der Katscharen, hoch geachtet. Die Pracht desselben hat Chardin ausführlich beschrieben, und noch heute prangt dasselbe mit silbernen Gittern und goldbeschlagenen Thoren, und den Schatz, dessen Reichthum sich vorzüglich von den Schahen der Familie Ssafewi herschreibt, haben reiche Opferspenden Feth Alischah's vermehrt. Er opferte hierher einen Kopfschmuck seiner Mutter, wie einst Crösus[678] das Halsband [362] und den Gürtel seiner Gemahlin nach Delphi. Feth Ali jagte nie in der Umgegend, ohne den Umgang um das heilige Grab, von welchem die Stadt auch die heilige heisst, zu verrichten. Wie vor sechsthalbhundert Jahren Schemseddin Dschuweini hier Zuflucht gesucht und gefunden, so in unseren Tagen der von Feth Alischah und dann von seinem Enkel, dem regierenden Schah, verungnadete, in Morier's Hadschi Baba nach dem Leben geschilderte Botschafter Mirsa Abul Hasan. „Die Stadt ist heute“, sagt Morier, „nur durch drei Dinge merkwürdig: durch die vergoldete Kuppel des Grabmals, durch die zahlreichen Märkte und durch ihre Ruinen“; denn der Umfang der Mauern betrug ehemals vierzigtausend Ellen, das ist um vierzig Ellen mehr, als die von Kaswin[679]. Kum ward im Beginn des achten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung[680], als Hidschadsch, der tyrannische Statthalter von Irak, das Heer Abderrahman Asker's schlug, aus sieben Dörfern, deren Vorsteher getödtet worden waren, in eine Stadt vereint, deren sieben Viertel jene sieben Dörfer und deren eines der Stadt den Namen gab[681]. Von derselben erhielten hernach, als persischer Kunstfleiss und Handel im höchsten Flore, die schöngewirkten seidenen Stoffe den Namen Kumasch, den dieselben noch heute führen; sie ist so berühmt durch ihre luftigen hohen Cypressen und ihre blauen leichten Trinkkrüge[682], als das benachbarte Kaschan durch sein Fayence und seine Scorpionen und Giftspinnen, als der Geburtsort des grossen Geschichtschreibers Abderresak, des Verfassers des Aufganges zweier Glücksgestirne (der Geschichte Timur's und seines Sohnes Schachroch), und des letzten Dichterkönigs Feth Ali Chan, des Sängers des Heldenbuchs[683] Feth [363] Alischah's. In dem Heiligthume Kums sammelten sich um Schemseddin seine Freunde, deren Meinung dahin ging, dass er sich nach Hormusd retten solle, von wo ihm der Weg weiter nach Indien offen. Ich kann, antwortete ihnen Schemseddin, meine Söhne nicht in den Händen der Mongolen zurücklassen; das Besste ist, ich begebe mich zu dem Dienste der Majestät, welche mir vielleicht Emir Buka, der mein alter Freund, versöhnen wird; wenn nicht, so geschehe, was Gott will. Unschlüssig verweilte er einige Tage, als von Seiten des Chans Melik Imameddin von Kaswin und Jusufschah, der Atabeg Grossluristans, erschienen.
Von Jusufschah, dem Atabeg Grossluristans, ist unter der Regierung Abaka's erzählet worden, wie er, dessen treuer Hilfsgenosse, im Feldzuge wider Borrak auf dem Rückmarsche den Chan aus den Händen von Strassenräubern gerettet, von demselben Vergrösserung seiner Länder erhalten hatte. Demselben und seinem Sohne Arghun dankbar ergeben, hatte er, der Aufforderung Teguder's, ihn mit einem Heere zu unterstützen, nur nothgedrungen Folge leistend, zweitausend Reiter und zehntausend Fussgänger in's Feld gestellt. Nach der Niederlage Teguders brach das Heer gleich bei Tabs in die Wüste ein, um auf dem kürzesten Wege Luristan zu erreichen; diese Unvorsichtigkeit kostete dem grössten Theile das Leben; es war das erste Unglück, das den Atabegen Jusufschah betroffen. Jetzt sandte ihn Arghun an den vorigen Inhaber des Diwans, um denselben nach Hof zu bringen. Arghun's Politik war eine (wenigstens dem Scheine nach) versöhnliche; er sandte an alle Prinzen und Prinzessinnen Gesandte mit Geschenken, um sich dieselben zu verbinden; so dem Huladschu einen Sonnenschirm, „welcher“, sagt Wassaf, „wie die Flügel des Königsgeiers schattete und dessen Glanz, wie das Licht der Sonne, nie ermattete“, um ihn nach Hof einzuladen, denn Huladschu machte Miene von Unzufriedenen. Huladschu gab dem Botschafter keine andere Antwort, als die Frage: Wie weit wird Arghun's Engbrüstigkeit noch gehen? Er zog sich nach Kirbanschir in's Haus Argasun's zurück, und [364] Dschuschkab brach gegen Hamadan auf. Da sie auf wiederholte Aufforderungen nicht erschienen, schwur ihnen Arghun:
dass er sie als Prinzen behandeln, sie mit Gnaden überhäufen
werde. Er gab jedem derselben Mütze und Gürtel,
und sie verbanden sich ihm als Vasallen; mehrere der ersten
Emire Ahmed's, vor den Gerichtshof von Tebris gestellt,
wurden freigesprochen und erhielten Aemter[684]. Jusufschah
von Lur, welchem Schemseddin seine Tochter Dewlet Chatun
zur Gemahlin gegeben[685], führte denselben mit sich an den
Hof Arghun's. Noch auf dem Wege von Sawa kam ihnen
der Emir Kumari mit einem Diplome entgegen, wodurch
alles Vergangene verziehen und vorige Gnade verliehen
ward. Sogleich erliess Schemseddin Rundschreiben an alle
Befehlshaber Iraks, um denselben seine Wiederaufnahme in
die Gnade des Chans zu künden. 10. Redscheb 683/
21. Sept. 1284 Freitags in der Herbst-Tag-
und Nachtgleiche traf er zu Kurban Schire ein und
begab sich sogleich zu Buka, mit welchem er früher in
freundschaftlichem Verhältnisse gestanden. Der gegenseitige
Empfang war voll Freude und Freundlichkeit (aber wohl
von beiden Seiten verstellter). Am nächsten Tage stellte
ihn Buka der Majestät vor. Arghun empfing ihn weder
gnädig noch ungnädig, ohne Zeichen von Gunst oder Abneigung,
setzte ihn aber in seine vorige Stelle als Wesir
des Diwans gemeinschaftlich mit Buka ein. Schemseddin
erklärte öffentlich: er wolle nur der Stellvertreter Buka's
im Diwane sein; als aber von allen Seiten wieder Wünsche
und Geschenke dem vorigen Inhaber des Diwans zuströmten,
ward Buka's Eifersucht und Gier nach ausschliesslicher
Herrschaft schon nach Einer Woche rege; er sandte Ali,
den Temghadschi (Stempeleinnehmer), nach Tebris, um
Jahja, den Sohn Schemseddin's, und dessen Güter einzuziehen.
Fachreddin Mestufi und Hosameddin Ssahib, zwei
[365]
Untergebene Schemseddin's, schmiedeten wider denselben
Ränke und bliesen Buka's Neid und Eifersucht zu vollen
Flammen auf, indem sie ihm vorstellten, dass seine Machtvollkommenheit
nur ein Schatten, so lang Schemseddin dieselbe
mit ihm theile. Buka warf seinerseits Saamen des
Verdachts in die Seele Arghun's, indem er ihm vorstellte,
dass von dem Verräther seines Vaters keine guten Dienste
zu erwarten seien. Sogleich ward Bakdai Aidadschi dem
Schemseddin an die Seite gegeben, und zu Audschan erging
der Befehl, demselben zweitausend Tomane abzufordern und
ihn an Buka zu senden. Schemseddin antwortete: Ich bin
kein Thor, der das Geld bezahlt statt es auszugeben; ich
bin nicht im Stande, tausend Goldstücke aufzubringen; und
dem Buka schrieb er: O Emir Buka, lehre nicht den Padischah,
Wesire zu tödten, denn heute mir und morgen dir.
Doladai und Kadan wurden gesandt, ihn gerichtlich zu
verhören.
Schemseddin antwortete auf die wider ihn vorgebrachte
Anklage der Veruntreuung von Staatsgeldern und von Verrätherei,
dass, was den Abgang des Staatsschatzes betreffe,
er die Verzeihung des Padischah hoffe, dass er aber unschuldig
des geringsten Verdachts von Verrätherei. Als ihm
als schuldig Erkanntem die Hände nach mongolischer Sitte
gebunden worden, erscholl das Geschrei der Türken und
Perser: warum man die Nahrungsquellen der Völker binde!
Zu Minia, in der Nähe von Ebher, der nördlich von Kaswin
gelegenen Stadt, ward ihm das Todesurtheil verkündet. Er
verrichtete sogleich die gesetzliche Abwaschung, stach in
den Koran, den er bei sich trug, das Loos, begehrte Tintenzeug
und Feder, setzte seinen letzten Willen für die
Söhne auf, und schrieb an die Gesetzgelehrten von Tebris:
„Als ich den Koran zum Loosaufstechen genommen, ist folgender
Vers gekommen: Die da sagen, Gott nur sei
Herr, und wandeln auf geraden Pfaden, über sie werden
Engel niedersteigen und sagen: Betrübt euch nicht und
fürchtet euch nicht, ich gebe euch die frohe Kunde des Paradieses,
das euch versprochen worden. Da Gott der Allmächtige
[366]
diesen seinen Diener in dieser vergänglichen Welt
immer wohlgehalten, so gestalten, dass er ihm keinen seiner
Wünsche versagt und ihm sogar die frohe Kunde künftigen
Lebens zugesagt, so muss man den Mewlana Mohijeddin,
den Mewlana Efdhaleddin, den Mewlana Schemseddin, den
Mewlana Hemameddin und den grossen Scheichen, welche
aufzuzählen hier zu lang und hier nicht der Ort wäre, diese
gute Kunde geben, damit sie wissen, dass ich aller Anhänglichkeit
an die Welt entsagt habe und mir mit ihrem guten
Gebete helfen möge[686]. Sie sollen meine Söhne grüssen, die
ich Gott dem Herrn als Unterpfand empfehle; denn Gott
verliert nicht die ihm anvertrauten Pfande. Ich hoffte
sie noch einmal zu sehen und ihnen mündliche Lehren zu
hinterlassen; da diess aber mir nicht zum Loose geworden,
so mögen sie (die obgenannten vier Mewlana) es an Nichts
ermangeln lassen, dieselben zu beschützen, und sie zu gutem
Erwerb ermuntern und nicht zugeben, dass sie das von Gott
ihnen verliehene Gut vernachlässigen. Wenn mein Sohn,
der Atabeg, und seine Mutter, die Frau Choschek, in ihr
Haus zurückkehren wollen, so sei ihnen die Erlaubniss gegönnt.
Meine beiden Söhne Newrus und Mesud sollen mit
ihrer Mutter im Geleite der Frau Bulughan bleiben und an
den beiden Enden meines Grabmals stehen; wenn sie für
das Speisehaus und das Kloster des Scheichs Fachreddin
etwas thun können, so sollen sie es unterstützen und sich
dahin begeben. Ferruch und seine Mutter sollen den Atabeg
begleiten, Sekeria auf den Gütern des Padischah arbeiten;
die anderen Oerter habe ich dem Emir Buka vermacht,
welchem sie alle Güter und Besitzungen belassen sollen;
wenn er etwas davon zurück gibt, ist's wohl und gut; wenn
nicht, sollen sie sich begnügen. Gott spende uns sein Erbarmen
und auch seinen Segen! Ich habe jetzt mein Gemüth
auf die göttliche Majestät gestellt, welche meinen Antheil
nicht vergessen wolle; das Glück derselben sei beständig!
[367]
Wenn Allerhöchstdieselbe meinen Söhnen etwas lassen will,
sollen sie es nehmen und sich damit begnügen; wohin nur
das grosse Harem von Tebris sich begibt, soll auch das
meine folgen. Heil dem, der die wahre Leitung sucht!“
Dieses Schreiben warf er den zur Vollstreckung des Todesurtheils
Bestellten vor; sie lasen es, ohne dass es Eindruck
auf sie gemacht. Schemseddin sagte dann: „Was von dir
kommt, o Herr, ist gut, sei es Krankheit, sei es Heilung“;
und das Todesurtheil ward vollstreckt. 4. Schaaban 683/
16. Oct. 1284 Vier seiner Söhne:
Jahja, Ferruchschah, Mesud und Atabeg, wurden ihm sogleich
in's Grab nachgesandt. Jusufschah, der Eidam Schemseddin's,
kehrte auf Befehl Arghun's nach Luristan zurück,
starb aber auf dem Wege dahin. Er hinterliess zwei Söhne:
Edib und Ahmed, wovon der erste mit der Herrschaft Luristans
belehnt ward, der zweite am Hofe Arghun's als
Geissel zurückblieb[687]. Schemseddin ward mit seinen Söhnen
im Viertel Dscherendab, wo schon sein Bruder Alaeddin
ruhte, zu Tebris bestattet. Unter den vielen Trauergedichten,
welche den Schmerz der Völker über den Sturz
dieser erlauchten Familie aussprachen, ist eines der kürzesten
und bessten das folgende, bei Wassaf erhaltene:
Als Arghun nach Schemseddin's Hinrichtung nach dem im
Gebiete von Arran gelegenen Palast Manssurije gekommen,
kehrten die an den Grosskaan, Oheim Kubilai, geschickten
Gesandten, Emir Pulad Dschingsang und zwei andere, zurück. 11. Redscheb 683/
23. Sept. 1284
Zwischen Serah und Erdebil und Ssain wurde Kurultai
gehalten, und neun Tage darauf kehrte er nach Tebris
zurück; 20. Redscheb/
2. October dann wurde das Winterquartier in Arran bezogen;
und hier hatte eine der feierlichsten Gerichtssitzungen statt,
indem die Wittwe Mengu Timur's, die Prinzessin Abisch,
die Atabegin von Fars, wegen Veruntreuung der ihr anvertrauten
Statthalterschaft vor Gericht gestellt ward. Um die
Wichtigkeit des Rechtshandels in seinem ganzen Umfange
zu ermessen, müssen wir den Faden der Geschichte der
Statthalterschaft von Fars dort, wo wir denselben oben abgebrochen,
wieder aufnehmen. Dort ist zuletzt der unruhigen
Statthalterschaft Bulughan's (des Nachfolgers Taghadschar's,
des Statthalters von Fars) erwähnt worden. Um
die Ruhe wieder herzustellen, war Taschmenku zu seinem
Nachfolger ernannt und ihm die Hilfe des Atabegen von
Lur zugewiesen worden. Als seinen Vorläufer sandte er
den Stellvertreter des Diwans der Krongüter, Hosammeddin,
den Sohn Mohammed Ali's von Lur, voraus nach Issfahan.
Bulughan liess ihn mit Gewalt aufheben und hieb ihn, alsbald
er vor ihm erschienen, zusammen. Taschmenku sprach
sogleich die Hilfe Jusufschah's, des Atabegen von Luristan,
an, und als Bulughan sah, dass sein Platz als Statthalter
wider den neu ernannten weiter nicht haltbar, nahm er,
was im Schatze, und entfloh mit seinen beiden Geschäftsführern
Kawameddin und Seifeddin nach Chorasan. Taschmenku
beschäftigte sich mit den Regierungsgeschäften, ward
aber seiner Stelle entsetzt, weil er an der Spitze der im
[369]
Namen des Ilchans Ahmed erlassenen Befehle statt der hergebrachten
Formel blos Ahmedaga schrieb, was wider allen
mongolischen Kanzleistyl[690]. Nachdem er ein Jahr lang Fars
verwaltet, wurde die Statthalterschaft der Frau Abisch, der
gebornen Atabegin, Fürstin des Landes, Wittwe Mengu
Timur's, des bald nach seinem Bruder Abaka verstorbenen
eilften Sohnes Hulagu's, übertragen. Sie war, wie oben
unter der Regierung Hulagu's erwähnt worden, ihrem Gemahle
in's Lager der Mongolen gefolgt und hatte immer
seitdem am Hofe verweilt, jetzt aber ward ihr die Erlaubniss
der Rückkehr in's Vaterland und die Vollmacht, dasselbe
im Namen des Ilchans als Statthalter zu verwalten, zu Theil;
sie dankte diese Gunst hauptsächlich der Verwendung der
grossen Frau Oldschai, der Mutter Mengu Timur's, welche
nebst der grossen Frau Tokuschan und der Mutter Abaka's
vor dreissig Jahren ihren ersten Gemahl, Hulagu, auf dem
Feldzuge nach Persien begleitet hatte und als Wittwe desselben
und dann seines Sohnes Abaka des grössten Ansehens
genoss. Ganz Fars jubelte über die Rückkehr der Prinzessin
Abisch, des letzten Zweiges des hochverehrten erlauchten
Herrscherstammes der Salghuren, und der Koransvers:
Ein gutes Land, ein gnädiger Herr, war auf allen
Zungen. Zu ihrem Stellvertreter im Diwan ernannte sie
ihren Verwandten Dschelaleddin Arkan[691] und die Wesirschaft
sammt der Inhaberschaft des Diwans übertrug sie dem
Chodscha Nisameddin Ebubekr, dessen schon Eingangs dieses
Buchs im Gegensatze mit dem Oberrichter, dem Seid Imadeddin,
Erwähnung geschehen. Die Feindschaft Nisameddin's
und Imadeddin's war die Quelle, aus welcher der Strom
finanziellen Unheils sich über Fars ergoss.
Nisameddin, ein fündiger Finanzmann, machte der Atabegin
den Vorschlag, sich durch ein Diplom des Ilchans die
Begewaltigung zur Wiedereinlösung der in fremden Händen
befindlichen Familiengüter zu verschaffen. Ahmed Teguder
gab in einem Augenblicke der Uebereilung das Diplom im
[370]
verlangten Sinne. Nisameddin machte aber den grössten
Missbrauch, indem er Krongüter und Privatgüter als Familiengüter
der Atabegin ansah und einzog und die Bewohner
von Schiras, Vornehme und Gemeine, wie gekaufte Sklaven
behandelte. Der Beginn der Statthalterschaft der Abisch
und die Finanzverwaltung ihres Wesirs Nisameddin fiel in das
Ende der Regierung Teguder's. Nach der Thronbesteigung
Arghun's begab sich der Seid Imadeddin, der Schützling
Buka's, an den Hof, um die dem Staatsschatze, wie dem
Privatvermögen so heillose Verwaltung von Fars in ihrem
gehörigen Lichte darzustellen. Durch Buka's Einfluss erging
ein ilchanisches Diplom, wodurch dem Seid Imadeddin die
Statthalterschaft von Schiras zu Land und See, d. i. mit
Einbegriff der Inseln im persischen Meerbusen, ohne Theilnehmer
und Mitgenossen übertragen ward. Nach den Worten
desselben war „die Schliessung und Oeffnung der Erfolge,
die Bindung und Lösung der Geschäftsschreiben, die Anstellung
und Absetzung der Emire dem Gutachten des Seid
anheimgestellt“. Er wurde mit den beiden mongolischen
Insignien übertragener Herrschaft, dem goldenen Löwenkopfe
und dem goldenen Katzenkopfe, bekleidet[692]. Wenn
sich diese Investitur mittels Löwen- und Katzenkopfes in
Sanchoniaton oder einer anderen altägyptischen Geschichte
fände, so möchten dieselben wohl im mystischen Sinn als
die Köpfe von Isis und Bubastis erklärt werden; bei den
Mongolen aber sind sie blos das rohe Symbol einschüchternden
Herrschergrimms und einschläfernder arglistiger
Schmeichelei, welche dem Mongolen für die beiden höchsten
Herrschertugenden gelten. Die mongolische Gerechtigkeitshand
ist die Tatze des Löwen und die Kralle der Katze.
Die beiden Geschäftsleute des vorigen Statthalters Bulughan,
die beiden Chodscha, d. i. Herren der Finanz, der Kämmerer
Kawameddin von Bochara und Seifeddin Jusuf, waren
indess von Chorasan wieder nach Fars zurückgekommen und
von der Atabegin mit der Verwaltung der Finanz betraut
[371]
worden. Sie erbitterten die Atabegin in voraus wider den
ihr zum Nachfolger in der Statthalterschaft bestimmten Seid,
und als dieser von der Gränze aus, wo die Rechnungsabforderung
ihren Anfang nahm, gleich einen der Vögte der
Atabegin an einen Baum hatte aufhenken lassen und der
Atabegin den Befehl zugefertigt hatte, vor der Majestät des
Chans zu erscheinen, stieg ihr Zorn immer höher und höher.
Sobald der Seid zu Schiras angekommen, errichtete er einen
königlichen Thron; acht Tage hernach hatte das feierliche
Festgebet des Bairams statt, wobei die Prinzessin nicht wie
gewöhnlich erschien. 22. Ramasan 683/
2. Dec. 1284 Sie hatte erwartet, dass der Seid
wenigstens die Formen beobachten und ihr schuldiger Weise
aufwarten werde; als aber diess nicht geschah, war sie so
zornig, dass sie vor Wuth weinte und sich in die Lippen
biss[693]. Bald darauf kam die Nachricht, dass Fars von einem
Einfalle der niguderischen Banden bedroht sei. Der Seid
sandte der Prinzessin Wort, dass die Annäherung der Feinde
zu ihrer Sicherheit erfordere, dass sie sich nach dem Schlosse
Istachr (Persepolis) begebe. Sie weigerte sich dessen, weil
sie fürchtete, dass der Seid sie dort einsperren wolle. Während
dieser Verhandlung kehrte der Seid eines Abends mit
grossem Gefolge nach Hause. Auf der Gasse kamen ihm
Mamluken der Atabegin mit dem Befehle, vor ihr zu erscheinen,
entgegen; die gebieterischen Worte der Mamluken
entgegnete der Seid mit rauhen; der erste der Mamluken
warf sich auf ihn und sie stürzten beide von ihren
Pferden. Da führte Seradscheddin Fasli von Lur, welcher
noch vor wenigen Tagen vom Seid mit Gnaden überhäuft
worden war und auf dessen Treue, weil er der Anführer
seiner Truppen, er vorzüglich gezählt hatte, den ersten
Streich, und der Seid erlag alsbald den vervielfältigten Streichen
[372]
der Mamluken. 21. Schewwal/
31. Dec. 1284 Der Kopf wurde abgeschnitten, der
Rumpf hingeworfen, sein Haus der Plünderung preisgegeben.
Abisch liess in den Strassen von Schiras ausrufen, dass, weil der Seid in dem Lande schädliche Finanzneuerungen unternommen, derselbe auf ihren Befehl sei aus dem Wege geräumt worden; Jedermann solle seinen Geschäften nachgehen und die Stadt ruhig bleiben. Der Sturz des Seid's brachte, wie jeder Umschwung von Glücksverhältnissen, seltsame Beispiele von Undank und treuer Anhänglichkeit in Vorschein. Ein Gelehrter, welchen der Seid mit Gnaden überhäuft hatte, brandmarkte sich als einen Undankbaren, Niederträchtigen durch die Verse, die er an den Fussschämel der Atabegin schrieb:
Das Gegenstück hierzu ist die schöne Dankbarkeit des Geschichtschreibers Wassaf, welcher seiner Erzählung ein Trauergedicht von siebzehn Distichen einverleibt hat, dessen Beginn:
Nach dem Tode des Seid Imadeddin wurde sein Vetter, der
Seid Dschemaleddin Mohammed, welcher, mit Gnaden der
Atabegin überhäuft, sich für ganz sicher gehalten, an ihre
Pforte vorgeladen. Sie berieth sich mit einem ihrer Räthe
über den zu fassenden Entschluss. Er rieth ihr zur Hinrichtung,
zu welcher so besserer Grund vorhanden, weil er
weit reicher, als Imadeddin, welcher blos als ein Opfer der
Bewilderung zwischen ihr und ihm gefallen sei. Die Mamluken
tödteten ihn in der Nacht und streuten am Morgen
das Gerücht aus, dass er aus dem Kerker entflohen sei.
Die bald hierauf erfolgte grosse Landplage der Heuschrecken
wurde als eine Strafe des Himmels für den Mord der beiden
[373]
Seide angesehen. Mehr als hunderttausend Bewohner von
Schiras sollen an der als Folge der Heuschreckenverheerung
entstandenen Hungersnoth zu Grunde gegangen sein. Der
unmündige Sohn des Seid war mit einigen treuen Dienern
in das Lager des Chans geflüchtet, wo er Buka's, seines
Vaters Schutzherrn, Hilfe anrief. Buka trug die Vergehungen
der Atabegin dem Ilchan vor, welcher sie und alle
Gegner des Seid vor Gericht zu laden befahl, und zugleich
zurück Botschaft an die Frau Oldschai sandte, durch deren
Einfluss die Atabegin die Statthalterschaft erhalten hatte;
diese überhäufte den Gesandten, der sie in's Hoflager führen
sollte, mit Geschenken, folgte aber nicht. Drei Richtern[694]
ward die Untersuchung über das unschuldig vergossene Blut
der beiden Seide und die unrechtmässige Besitznahme von
Gütern aufgetragen. Die Herren der Finanzkammer wurden
in Ketten und Blöcken vorgeführt; als die Prinzessin nicht
erschien, wurde Kotan Atadschi abgeordnet, um sie mit
Gewalt in's Hoflager zu bringen. Als die Prinzessin Nachts
in's Lager kam, führte sie der Haushofmeister Buka's in
eines der Zelte seines Herrn. Dieser liess ihm aber am
folgenden Tage sieben Prügel geben, weil er sich unterstanden,
eine Prinzessin königlichen Geblüts in das Zelt
eines Emirs Karadschu, d. i. Unterthanen, wie er, zu führen;
trotz dieser dem Range der Prinzessin schuldigen wahren
oder geheuchelten Ehrfurcht erhielt sie den Befehl, am
folgenden Morgen vor Gericht zu erscheinen. Ihre Beschützerin,
die Frau Oldschai, sprach entschuldigend für,
indem sie Alles auf Dschelaleddin Arkan, den Verwandten
der Atabegin, schob; die drei Herren der Finanzkammer,
Kawameddin, Seifeddin und Schemseddin, erhielten jeder
nach der Jasa zwei und siebzig Prügel auf die Sohlen; die
Mamluken des Seid Imadeddin waren den Gerichtsdienern
beigegeben, damit deren Strafe schonungslos vollzogen werde.
Dschelaleddin, zu Rede gestellt, wusch sich auf Kosten der
Prinzessin rein. Sie und ihre Angehörigen wurden zur
[374]
Zahlung von fünfzig Tomanen Goldes (fünfzigtausend Dukaten)
und zwanzig Tomanen an die Waisen der ermordeten
Seide verurtheilt. Sie überlebte die Schmach dieses Urtheils
kaum zwei Jahre und starb, nachdem sie deren zwei und
zwanzig als der letzte Zweig der Salghuren über Fars geherrscht. 685/
1286
Drei Tage lang wurde für sie zu Schiras in den
Moscheen durch öffentliche Gebete, Lesungen des Korans
und Almosen die Gebühren der Trauer, dann ihr letzter
Wille vollzogen. Nach diesem wurden ihre Familiengüter
in vier Theile getheilt; zwei fielen den Töchtern Prinzessinnen
Gardudschan und Alghardschi, der dritte ihren Mamluken
und Freigelassenen, der vierte dem Prinzen Taidschu,
dem Sohne Mengu Timur's, und diesem noch ausserdem
zehntausend Dukaten zu. Die Dynastie der Salghuren war
in ihr erloschen und mit ihr der letzte Schatten einheimischer
Herrschaft in Fars verschwunden.
Ordu Kia, welchen Arghun mit der Nachricht der Thronbesteigung
an den Oheim Kaan gesendet hatte, kam jetzt
mit der Bestätigung derselben und mit dem Dschingsangtitel
für Buka zurück, und die Thronbesteigung wurde zum
zweitenmale gefeiert. 27. Silhidsche 684/
6. März 1286 Zehn Tage darnach wurden sechzehntausend
vom Emir Masuk Kuschdschi, d. i. dem Vogelfänger,
und vom Dschelairen Nurinaga befehligte Reiter
wider die Kurden Hakari gesandt, und der Aufruhr derselben
gedämpft. Die Frau Bulghan starb am Ufer des
Kor (Cyrus) und ihr Sarg wurde nach dem Berge Sedschas
übergeführt. 10. Ssafer 685/
7. April 1286 Im Frühlinge kam Arghun nach Tebris und ward
von Buka festlich bewirthet. 23. Ssafer/
20. April Ende Mai's brach er von da
über Meragha nach Sughurluk auf. 12. Rebiulachir 685/
27. Mai 1286 Hier wartete ihm während
des Sommerlagers der Emir Aruk, der Bruder Buka's,
mit den mongolischen Sekretären (Bitekdschi) von Bagdad
auf; in seinem Geleite befand sich Harun, der Sohn Schemseddin
Dschuweini's. Aruk, auf die Macht seines Bruders
Buka gestützt, hatte den Mestufi Seadeddin, Bruder Fachreddin's,
und den Medschdeddin, Sohn Esir's, ohne vom Chan
hierzu begewaltigt zu sein, hinrichten lassen. Medschdeddin
gehörte einem der Krongüter Kendschatu's (des Bruders
[375]
Arghun's) an, der desshalb wider Aruk erbittert, welchem
auch Jesu Gurgan (der Gemahl der Prinzessin Tudukasch,
der vierten Tochter Hulagu's) abgeneigt. Buka hielt seinen
Bruder wider Kendschatu und Jesu Gurgan; dem ersten
wurde hinterbracht: Aruk habe den Sohn Esir's auf Harun's
Anstiften hinrichten lassen, wesshalb dieser dem Vater und
den Brüdern in's Grab nachgesandt ward; und da Jesu
Gurgan bald hernach starb, zog das Ungewitter, welches
wider Buka's Macht brauste, diessmal unschädlich vorüber.
Arghun Chan kam nach Tebris. 6. Schaaban 685/
27. Sept. 1286 Zwei Monate hernach 28. Ramasan 685/
17. Nov. 1286
kämmte er sich eines Tages zu Arran, als ihm ungewöhnlich
viele Haare durch den Kamm ausgingen. Diess galt nach
mongolischen Begriffen für ein Zeichen von gegebenem Gifte,
und Wedschih, der Sohn Iseddin's, wurde der Beibringung
von Gift verdächtig hingerichtet. 20. Silkide 685/
7. Jan. 1287 Vierzehn Tage hernach
hatte die Krönung der Frau Tudai Chatun, der Konghuratin,
statt, welche, aus dem Hareme des Vaters in das des Sohnes
übergegangen, nach dem Tode der Frau Mertai (der Gemahlin
Hulagu's, Abaka's, Arghun's) mit dem Kopfschmucke
der königlichen Gemahlinnen (Baghtak) geschmücket ward[695]. 5. Silkidsche 685/
22. Jan. 1287
Zwei Monate hernach im Frühling begab er sich nach Pil
Suwar, 19. Ssafer 686/
5. April 1287 nach Tebris und von da in's Sommerquartier von
Alatagh, 24. Reb. achir 686/
18. Juni 1287 und im Herbste in's Winterquartier von Arran. 2. Ramasan/
11. Oct. 1287
Im nächsten Frühjahr brachten Gesandte aus Chorasan die
Nachricht, dass Kinschu (der Sohn Dschumkur's, des zweiten
Sohnes Hulagu's) und der Emir Newrus (der Sohn des
Uiraten Arghun, des Statthalters Chorasans unter Hulagu)
an der Spitze von dreissigtausend Reitern des Heeres Kaidu's
(des Enkels Ogotai's) im Anmarsche gegen Persien, dass sie
das Land um Balch, Merw und Schaburkan verheert, bis
Chawaf und Sindschar vorgedrungen seien. 15. Moharrem 687/
20. Februar 1288 Drei Wochen
hierauf starb die Frau Kotlogh, die Tochter Tengir Gurgan's,
des Uiraten, die Mutter Chatai Aghul's, des jüngsten der
Söhne Arghun's. 7. Ssafer 687/
14. März 1288 Einen Monat hernach brachten Buka's Gesandte
eine von den Bekennern der Lehre Schakamuni's
[376]
hoch verehrte Reliquie, welche sie Scharil nennen, nämlich
ein verknöchertes Menschenherz. 7. Rebiulewwel 687/
12. April 1288 Nach ihrer Ueberlieferung
war Schakamuni's Herz nicht Fleisch, sondern Bein, welches
im Feuer nicht verbrannte, und nach ihrer Meinung sind
verknöcherte Herzen die grosser Männer. Arghun, welcher
nicht Moslim, wie sein Oheim Teguder gewesen, sondern
Götzendiener, ging dieser Reliquie mit den grössten Ehrenbezeugungen
entgegen; es wurde Gold darüber gestreut,
und es wurden Feste veranstaltet. Drei Wochen hernach, 30. Rebiulewwel 687/
5. Mai 1288
als sich Arghun zu Pil Suwar befand, traf die Nachricht
ein, dass Nokai, der Feldherr des Herrschers von Kipdschak,
mit fünftausend Reitern aus Derbend ausgebrochen, alle
Kaufleute der Gegend geplündert habe; und Arghun brach
schon am nächsten Morgen an der Spitze des Heeres gegen
Derbend auf, ging über den Kor und blieb zu Schamachi
stehen. Buka und Kundschukbal, mit einigen Prinzen als
Vortrab vorausgesandt, kamen nach einigen Tagen mit der
guten Nachricht zurück, dass die Feinde abgezogen[696].
Buka's Macht und Ansehen hatte den höchsten Grad erreicht; er hatte mit dem Titel eines Dschingsang noch ein Diplom ausserordentlicher Privilegien vom Kaan erhalten; vermöge derselben konnte er erst, wenn er neun Staatsverbrechen begangen, zur Rechenschaft gezogen und auch dann vor kein anderes Gericht, als das des Chans selbst, gestellt werden; kein Befehl des Chans konnte in Vollzug gesetzt werden, wenn demselben nicht das Siegel Buka's beigesetzt, während seine Befehle zur Vollstreckung des Siegels des Chans nicht bedurften. So ausserordentlich waren die vom Grosskaan dem Buka verliehenen Privilegien, dass die Meinung desselben von der Selbstständigkeit Arghun's null zu sein und dass der Botschafter, welcher mit dem Diplome der Bestätigung Arghun's auf dem Throne zugleich das mit diesen ausserordentlichen Privilegien Buka's brachte, eigentlich jenen nur der Form nach, diesen aber in der That zum Herrn eingesetzt zu haben schien. So ausserordentliche [377] Macht musste um so mehr den Neid der anderen Emire und der Günstlinge Arghun's[697] erwecken, als Buka, hochmüthig und heftig, durch seine Strenge sich Feinde machte. „Er war“, sagt Wassaf, „ein fürchterlicher Türke, dessen Gedanke weit hinaus zielte und dessen Rathschlag den Wunsch bald erfüllte. Er setzte für die Schlichtung verworrener Geschäfte, für die Durchführung der Befehle und die Beförderung der Reichsangelegenheiten Regeln fest, deren Erwähnung auf dem schwarzen und weissen Buche der Zeit bis an's Ende der Aeonen dauern wird. Durch die Wirkung seiner Gerechtigkeit und Strenge warf der Falke auf das Repphuhn verliebte Blicke; er glich die Gegensätze der Welt aus und des Schicksals Tücke.“ Seine Gerechtigkeit war so streng, dass er einen Knecht seines Marstalls, welcher einen Apfel von einem Fruchtverkäufer genommen, hinrichten liess. Solche Strenge war das grösste Verdienst eines Staatsmanns nach der Satzung Tschengischan's und erwarb diesem nach allem Anscheine das Vertrauen, womit der Grosskaan dessen eisernem Arme die Verwaltung Persiens mit so unumschränkter Machtvollkommenheit übertragen. Besonders waren ihm Sultan Aidadschi und Tughan, Arghun's vertrauter Gesellschafter (Inak) aufsässig, weil dieser zweimal auf Buka's Befehl geprügelt und öffentlich beschimpft worden war. Sie vernachlässigten keine Gelegenheit, den Buka beim Herrn zu verschwärzen. Sein Bruder Aruk, der Statthalter Bagdads, war dort den Emiren nicht weniger verhasst. Er machte sich wenig aus den Gesandten des Chans, und verschlang die Einkünfte in seinen Beutel, statt sie in die Staatscasse abzuführen; die Geschäftsleute Ordu Kaja, der Intendent Scherefeddin und der Jude Saad, welcher alsbald als ein höchst bedeutender Charakter auftreten wird, brachten endlich einmal fünfhundert Tomane, statt dieselben dem Aruk auszuliefern, unmittelbar dem Chan, welcher nun den Aruk, der nie einen [378] Heller eingesendet, seiner Statthalterschaft entsetzte. Ssadreddin Sendschani, der Finanzmann Taghadschar's, von welchem Buka ausständige Gelder der Landschaft Fars forderte, stellte dem Taghadschar vor, dass die Tyrannei Buka's nicht mehr zu dulden, indem der Chan nur ein Schatten, alle Macht in den Händen Buka's sei[698]. Das Ungewitter, welches sich über dem Kopfe Buka's zusammenzog, stieg aus den Finanzquellen von Fars auf. Die Vornehmen von Schiras stritten sich unter dem Günstling Tughan; sie stellten vor, dass, wenn ihnen die Befehlshaberschaft von Fars und die Küste eingeräumt würden, sie fünfhundert Tomane abzuführen bereit seien. Sie erhielten hierauf verbindende schriftliche Urkunde. Nun wandten sie sich an Tughan um einen zur Eintreibung der Summen Begewaltigten, und er ernannte hierzu den Seid Fachreddin Mobarek. Buka protestirte wider diese Ernennung und diese Maassregel, aber Arghun erliess einen Befehl, dass sich Buka in die Verwaltung der Krongüter, welche dem Fachreddin übertragen sei, nicht zu mischen habe; denn Fachreddin hatte dem Arghun vorgetragen, dass viele, vormals dem Seid Scherefeddin gehörige Güter von den Salghuren eingezogen, jetzt als das Eigenthum des Kaans zurückzufordern seien. Arghun übertrug die Verwaltung der Familiengüter dem Emir Taghadschar und die des Heeres dem Emir Kundschukbal, so dass auf einmal Buka all seiner Macht und seines Einflusses beraubt.
Arghun stellte sich nun krank, um nicht öffentliche
Demüthigungen verschlucken zu müssen; sein Diwan, seine
Finanzkammer wurden vor den Chan gefordert, alle seine
Angehörigen ihrer Stellen entsetzt, vor Allen Emir Ali, der
Temghadschi, d. i. Einnehmer der Mauthgelder von Tebris.
Buka, als er seinen ganzen Einfluss verschwunden sah, verband
sich mit mehreren Prinzen und Emiren[699] zur Entthronung
[379]
Arghun's, indem er den Thron dem Prinzen
Dschuschkab zudachte. Er sandte an diesen, der an den
Ufern des Euphrats lagerte, Botschaft, um sich über den
Undank Arghun's, der ihm allein den Thron verdankte, zu beklagen
und diesen dem Dschuschkab anzutragen. Dschuschkab
sah wohl ein, dass Buka ihn nur zum Werkzeuge seiner
Herrschgier ausersehen und dass dieser selbst nach dem
Throne strebe. Er entliess den Gesandten mit der Antwort:
Ich bin dem Buka für seine gute Absicht sehr verbunden,
traue aber mündlichen Versicherungen nicht und werde
nicht an die Verbindung der mir genannten Prinzen und
Emire glauben, bis ich von ihnen unterzeichnet die schriftliche
Urkunde des Vertrags sehe. Buka sandte ihm die
Unterschriften der Verschworenen. Dschuschkab sandte
Wort: das Heer möge in Waffen ihn erwarten; er aber begab
sich eiligst nach Tebris, um den Neffen Chan von der
seinem Throne drohenden Gefahr zu benachrichtigen. Arghun
wollte Anfangs der Anklage keinen Glauben beimessen; als
er aber in der unterschriebenen Urkunde von der Schuld
Buka's den klarsten Beweis der Verrätherei vor Augen hatte,
befahl er sogleich den Truppen, aufzusitzen und den Buka
aus seinem Lager am Kor ihm zuzuführen. Sultan Aidadschi,
Doladai und Tughan überfielen ihn in seinem Lager, doch
hatte er noch Zeit gefunden, aus demselben jenseits des
Kor in das der Frau Oldschai zu gelangen; sie nahm ihn
aber nicht auf, nur der Sohn Sengi's, der Emir des Lagers
der Frau Oldschai, gewährte ihm in seinem Zelte Zuflucht.
Sultan Aidadschi und Tughan gingen noch in der Nacht
über den Fluss und waren im Begriffe, das Lager der Frau
Oldschai zu stürmen, als ihnen Sengi zitternd den im Zelte
seines Sohnes versteckten Buka auslieferte. Vor das Gericht
gestellt, antwortete er dem Schinktur, welcher ihn als die
Ursache aller Unruhen anklagte und ihm vorwarf, dass er
immer anderen Padischah einzusetzen trachte: er habe Nichts
[380]
wider den Padischah, sondern nur wider seine Feinde Sultan
Aidadschi und Tughan. Einer seiner eigenen Soldaten sagte
ihm in's Gesicht: „An dem und dem Tage hast du mich
gesandt, um das Lager und ein Heer aufzubringen und damit
vorzudringen.“ Buka sprach: „Du irrest dich; ich habe
gesagt: um was schwer vorzubringen.“ Als aber Dschuschkab
die unterschriebene Urkunde der Verschwörung vorwies,
deren Ausbruch für die Festnacht des neuen Jahres der
Mongolen festgesetzt war[700], konnte er nicht mehr länger
läugnen. Arghun gab das Zeichen zu dessen Hinrichtung,
und Prinz Dschuschkab erbat sich die Gunst, dieselbe selbst
vollstrecken zu dürfen. Als er auf dem Richtplatze angelangt,
gab ihm Tughan einen Stoss in die Brust mit den
Worten: „Das ist der Lohn für deine Lust nach dem Throne“.
Dschuschkab trennte den Kopf mit Einem Hiebe vom Rumpfe
und schnitt ihm dann mit eigner Hand Riemen der Haut aus
dem Rücken. Der Kopf wurde, mit Stroh ausgestopft,
unter der Brücke Dschaghan aufgehangen. 21. Silhidsche 687/
17. Jan. 1289 Am folgenden
Tage sassen die Richter abermal zu Gericht, und es wurden
die verschworenen Emire hingerichtet[701]. Kadan, weil er
der Gesandte des Kaans, der Bitekdschi Noghai, weil er
wahres Wort geredet, und ein anderer, weil die Emire für
ihn gebeten, wurden mit dem Leben verschont. Unter den
Hingerichteten war auch der Astronom Imadeddin, der
Christ Simon von Rumkalaa Behaeddewlet Abul Kirem;
Demitrius, König von Georgien, welcher in diese Verschwörung
verwickelt war, wurde an den Ufern des Kor hingerichtet[702];
dem Heere wurde befohlen, seinen Jurt zu
plündern; die Kinder wurden dem Schwerte des Henkers
überliefert, die Frauen und Töchter unter das Heer vertheilt;
es erging der Befehl, die Leichname der Erschlagenen
in Hügeln aufzuschichten, erst wenn sie von Wölfen
und Hunden zerfleischt sein würden, die Reste zu begraben.
[381]
Drei Emire[703] wurden nach Diarbekr gesandt, die Söhne
und Brüder Buka's zu holen. In sechs Tagen rannten sie
von Arran nach Irbil, tödteten Ghasan, den ältesten Sohn
Buka's, der sich bei seinem Oheime Aruk befand, und
führten diesen nach Tebris. Als er an der Brücke Dschaghan
des Bruders ausgestopften Kopf sah, fragte er: Wo ist der
Kopf Audschan's, seines Waffenträgers? und der geforderte
fiel. 9. Moharrem 688/
3. Febr. 1289 Emir Sengi, welcher dem Buka im Zelte seines Sohnes
Zuflucht gestattet, wurde von der Frau Oldschai ausgeliefert;
sie erklärte, dass sie ihren ältesten Sohn, Enbardschi, ausgeliefert
haben würde, wenn er sich solcher Staatsverbrechen
schuldig gemacht hätte. Noch waren vier Söhne Buka's[704]
übrig, die sich zu Tughan geflüchtet, welcher sich ihrer
angenommen; Ende Ssafer 688/
Halben Mai 1289 als er sie aber nach einiger Zeit dem Arghun,
dessen Grimm er versöhnt glaubte, vorstellte, befahl dieser,
durch ihre Hinrichtung den Stamm auszurotten, so dem
geschah.
Der Prinz Dschuschkab, welcher die Verschwörung
Buka's angezeigt und dem Verräther mit eigener Hand den
Kopf abgeschlagen, sah bald hierauf seinen eigenen gefährdet;
auf die Nachricht, dass er selbst mit herrschsüchtigen
Plänen umgehe, hatte ihm Arghun Emire[705] mit Truppen
nachgesendet, die ihn am Flusse Karaman zwischen Ersen
und Miafarakain erreichten; er schlug sich mit ihnen, floh
und wurde nach drei Tagen ergriffen, vor Arghun gebracht,
von demselben zum Tode verurtheilt. 15. Dschem. ewwel 688/
6. Juni 1289 Diese Hinrichtung
hatte die Empörung des ihm innigst ergebenen Newrus, des
Sohnes Arghun's (des Statthalters Hulagu's in Persien) zur
Folge, mit welchem sich die Prinzen Huladschu (der zwölfte
Sohn Hulagu's) und Karabukai, der Sohn Jaschmut's (des
dritten Sohnes Hulagu's) verbanden; sie wurden von Muktil,
dem Bruder Ordu Kaja's, welcher im Dienste Karabukai's
seinen Herrn verrieth, ergriffen und im Schlosse Girdkjuh,
[382]
dem alten Assassinenschloss, das so lange den belagernden
Waffen der Mongolen getrotzt, eingesperrt, und vier Monate
hernach hingerichtet. 20. Ramasan 688/
7. Oct. 1289 Huladschu, der zwölfte Sohn Hulagu's,
der dritte, der als ein Schlachtopfer der Herrschaft fiel
(wie vor ihm Konghuratai und Teguder); Karabukai, der
zweite Neffe, der wie Dschuschkab des Todes Loos der
Oheime theilte. Ein Heer unter dem Befehle Arghun's
wurde nach Chorasan gesandt, um dort den Kronprinzen
Ghasan wider den Aufrührer Newrus zu verstärken. Arghunchan
hatte das Winterquartier von Arran mit dem Sommerlager
zu Kongorolang vertauscht und zum zweitenmale den
Ordu Kaja und den Juden Seaad empfangen, welche ihm
Gelder von Bagdad brachten. Arghun war damit sehr zufrieden,
und als der Jude vortrug, dass er das Doppelte
abgeführt haben würde, wenn nicht die mongolischen Landschreiber
ihm entgegen gewesen wären, wurde die Hinrichtung
derselben befohlen; ihre Köpfe wurden zu Bagdad
aufgesteckt; auch Manssur, der Sohn Chodscha Alaeddin's
Dschuweini, wurde von Hille gebracht und hingerichtet;
gleiches Schicksal hatte Dschelaleddin Semnani, welcher,
dem Tughan verdächtig, einige Zeit lang auf Fürbitte Berende
Bachschi's an dem Leben verschont worden war. 1. Dschem. II. 688/
22. Juni 1289
Arghun hatte die oberste Wesirschaft dem Juden Seaad
übertragen, eine vor und nachdem in den Geschichten des
Islams unerhörte Begebenheit, dass ein Jude Herr des Guts
und Bluts der Moslimen. Seaadeddewlet, d. i. die Glückseligkeit
des Hofes, der Sohn des Juden Hebetollah Ben
Mohesib von Ebher, war vor fünf Jahren vom Vogte Bagdads
oder dessen Kammer angestellt worden und hatte durch
seine Geschäftstüchtigkeit bald sehr grossen Einfluss erworben.
Der Befehlshaber Bagdads, Kotloghschah, ein vormaliger
Diener Alaeddin's Dschuweini, Medschdeddin Giti
und Andere waren vor zwei Jahren in's Sommerlager von
Sughurluk gekommen, 686/
1287 um sich bei den Wesiren über Seaad,
durch welchen ihr Ansehen so sehr in Schatten gesetzt
wurde, zu beklagen; sie priesen den Seaad als einen vortrefflichen
Arzt an, der seiner medicinischen Kenntnisse
[383]
willen an den Hof gezogen zu werden verdiene. Seaad,
nach Hof berufen, schloss sich an Ordu Kaja an und erhielt
durch dessen Einfluss Diplom und Löwenkopf mit dem Antrage,
die Rückstände der Steuern Bagdads, welche fünfhundert
Tomane betrugen, einzutreiben. Mittels Erpressungen
und Qualen brachte er eine ansehnliche Summe Geldes
auf, die er dem Chan in's Sommerlager von Kongorolang
brachte. Arghun, hiermit sehr zufrieden, verlieh die Emirschaft
von Bagdad dem Emir Ordu Kaja und die Vogtschaft
dem Baidu Sikurdschi, d. i. Schwertträger; Scherefeddin
von Semnan wurde zum Melik, d. i. Vorsteher der Finanzen,
und Seaad zu dessen Moscherrif[706], d. i. Ceremonienmeister,
ernannt. Diese vier gleichzeitigen Ernennungen geben Aufschluss
über die Einrichtung mongolischer Landesverwaltung,
deren Häupter der Emir (Befehlshaber der Truppen), der
Schohne oder Baskak, d. i. Vogt Statthalter, der Melik,
d. i. Intendent der Finanzen, und Moscherrif, Gehülfe desselben;
dazu kamen die Sekretäre und Schreiber, von denen
die arabischen Munschi, die mongolischen Bitekdschi, die
türkischen Bachschi heissen. Als Seaad zur Wesirschaft
gelangt, war derselbe nur noch durch den Einfluss seines
vormaligen Vorstehers Scherefeddin Semnani einigermassen
in der Ausübung seiner unumschränkten Machtvollkommenheit
beschränkt; als aber auch dieser auf Arghun's Befehl,
weil ihm zu Ohren gekommen, dass er des Juden unumschränkte
Machtvollkommenheit bitter getadelt, hingerichtet
worden, herrschte der Jude Arzt mit unumschränkter Vollmacht
als Wesir[707].
Die Verwaltung des Arztes Juden war eine blutige und
goldene, Aderlass und Schacher. Noch lebten die Enkel
seines grossen Vorfahrers in der Wesirschaft, Mohammed
Schemseddin's, Mahmud und Ali[708], die beiden Söhne seines
Sohnes Behaeddin, auf den ihnen gelassenen Besitzungen in
Irak. Ali war mit seiner Mutter, der Tochter Iseddin Tahir's,
[384]
nach Issfahan gegangen, als Medschdeddin Muminan von
Kaswin, einer der Blutegel des Wesirs, an Arghun Bericht
erstattete, dass fasst alle Krongüter in den Händen der
Enkel Schemseddin's. Der Befehl erging, die Söhne Schemseddins
hinzurichten. Von diesen wurden Mesud und Feredschullah
zu Tebris getödtet; 3. Redscheb 688/
23. Juli 1289 dem Enkel Mahmud rettete
der Vogt das Leben, weil in dem Befehle blos von den
Söhnen und nicht von den Enkeln die Rede; aber Ali,
welcher zu Issfahan sich befand, wurde getödtet, und sechzehn
Tage nach ihm auch sein Oheim Mesud. Noch waren
von den Söhnen Schemseddin's zwei, nämlich: Atabeg und
Sekeria, übrig, welche, die einzigen, nicht gewaltsamen
Todes starben. Der Jude legte nun seinem Namen und dem
seiner Brüder nach dem Beispiele der Herrscher aus dem
Hause Buje den Ehrennamen Dewlet, d. i. Reich oder Hof,
bei; er nannte sich Seaadeddewlet, d. i. das Reichsglück,
seine Brüder hiessen: Fachreddewlet, d. i. Reichsruhm,
Mohesibeddewlet, d. i. Reichsläuterer, desgleichen seinen
anderen Angehörigen, unter die er die Statthalterschaften
des Reichs vertheilte; den beiden genannten Brüdern und
dem Dschemaleddin von Destadscherd übertrug er die Befehlshaberschaft
von Bagdad; nach Fars sandte er den
Medschdeddewlet, d. i. Reichsglorie, den Sohn des Astronomen
Montachabeddewlet, d. i. des Reichsauserwählten,
als Statthalter nach Diarbekr seinen Bruder Emineddewlet,
d. i. Reichsintendent, und die Befehlshaberschaft von Tebris
verlieh er seinem Neffen Ebu Manssur Mohesibeddewlet (ein
zweiter Reichsläuterer) dem Arzte[709]. Fünf Juden (die
vier Brüder und der Neffe) hatten die Verwaltung unter
sich getheilt. Die Emire Taghadschar, Ordu Kaja und
Dschuschi, welche bisher die Finanzen verwaltet, wurden
durch ein Patent verständigt, dass Seaadeddewlet der Befehlshaber
des Staatsschatzes sei, „und dass sie ohne dessen
Gutheissung kein Geschäft dem Padischah vorzutragen ermächtiget
seien, dass dem Wesir aber frei stehe, zu jeder
[385]
Zeit Geschäfte zu schlichten, ohne sich nach ihnen zu
richten“. Die Wesire und Emire der Länder wurden ihm
untergeordnet, Könige und Sultane standen dem Arzte Juden
zu Befehl; wäre nicht Chorasan und Rum wirklich im Besitze
Ghasan's und Kendschatu's, der beiden Söhne Arghun's,
gewesen, so hätte er auch diese Länder an seine Geschöpfe
verliehen[710]. Er vernichtete gleich Anfangs seiner Verwaltung
in allen Ländern die Melik, wörtlich Könige, der
Finanz, d. i. Intendenten der Pachten und Steuern, und
erregte in den Herzen der Juden die Erwartung, dass in
ihm der versprochene Messias erschienen, der Wiederhersteller
des Reichs im vorigen Glanze. Die Verordnungen,
die er in Finanzsachen erliess, waren streng, aber verständig,
auf die sichere Eintreibung der Steuern und Vermehrung
des Staatsschatzes berechnet; den Plackereien der Gesandten
und Vögte wurde gesteuert, arabische und persische Dichter
und Philologen mit Geschenken und Pensionen zur Verbreitung
seines Lobes erkauft. Binnen zwei Jahren war
ein ihm gewidmetes Buch, welches blos die zu seinem Lobe
erschienenen Ghaselen, Kassidete, Makame und Lobreden
enthielt, gesammelt, und welches sich noch zur Zeit Wassaf's
zu Bagdad fand; er nahm sich nicht nur mit den Prinzen
und Nujanen, sondern auch gegenüber des Schah und dessen
Gemahlinnen die grössten Freiheiten heraus. Eines Tages,
als er mit dem Schah langen Puff spielte, streckte er mir
nichts dir nichts seine Füsse aus, als läge er auf einem
Ruhebette; eine der Frauen, welche herein kam, redete
ihn an: „Wie unterstehst du dich, in Gegenwart eines
solchen Chans, dessen Sklaven mit dem störrigen Himmel
wie mit einer Kugel aus Handteig spielen, ohne Scheu den
Fuss auszustrecken?“ Seaadeddewlet entschuldigte sich
mit dem Zipperlein, und Arghun liess die Entschuldigung
gelten.
Da die grossen Emire Taghadschar, Semaghar, Kundschukbal und Tughan ihm alle aufsässig, so suchte er sich [386] wenigstens mit dreien zu befreunden, denen er einen Antheil an der Verwaltung überliess; diese waren Ordu Kaja, den er als Helfer zu sich nahm; Karadschar, dem er die Verwaltung von Arran anvertraute, und Dschuschi, dem er die von Schiras übergab; dem letzten gab er noch zwei Beamte[711] und den Sohn Sundschak's als Serwan oder Tschausch, d. i. Vollstrecker der Befehle, an die Seite. Die Herren der Finanz zu Schiras versprachen die fünfhundert Tomane, die Ausstände, binnen Jahr und Tag herbeizuschaffen, wenn man ihnen den Dschelaleddin Serwistani gebunden ausliefere. Diess geschah; als aber die Inhaber der Pachtdistrikte[712] und die Landschreiber[713] nicht Wort hielten, wurden die ersten, die Herren der Kammer, die schon oben bei der Erzählung der Zustände von Fars genannt worden, hingerichtet[714]. Die Steuereinnehmer und Verwalter wurden alle gefoltert und durch Vergantungen und Confiscationen eine ungeheuere Summe erpresst. Seaadeddewlet's Strenge war rücksichtlos gegen die Emire und führte später seinen Sturz durch die Rache einer empfindlichen Beleidigung des Emirs Tughan herbei, welcher, wie wir gesehen, schon den allmächtigen Buka aus Rache für empfangene Stockschläge gestürzt. Tughan, der Sohn Tarakai's, ehemals der Vogt in Kuhistan, einer der ersten Inaken, d. i. Hofdiener, „war“, sagt Wassaf, „ein höchst scharfsinniger und feiner Kopf[715] an Urtheilskraft, durchdringendem Scharfsinn, in der Rede Schlagfertigkeit und Zierlichkeit, hatte er unter den Mongolen nicht seines Gleichen“; dazu war er ein gewandter Briefsteller, Buchhalter, Dichter und Astronom, ein ganzer Keschadschem, d. i. ein in den fünf freien Künsten, deren Anfangsbuchstaben in diesem Worte enthalten sind[716] (Schreibkunst, [387] Dichtkunst, Astronomie, Philologie und Musik), vollkommen bewanderter, hochgebildeter Mann. Als nach der Hinrichtung Buka's der Emir Newrus in Chorasan rebellirte, wurde Tughan mit einem Auftrage dahin abgesandt; bei seiner Rückkehr liess Seaadeddewlet dem Schah vortragen, dass die Curiere Tughan's mehr als ihre normalmässigen Taxen genommen, und Tughan wurde zu der hierauf durch die Jasa gesetzten normalmässigen Strafe von siebzehn Stockprügeln verurtheilt. Tughan, welchen Nichts aus der Fassung brachte und welchem ein guter Einfall immer zur Hand, sah sich im Saale um und sagte: Was würde es denn schaden, wenn jeder der Collegen Emire einen der siebzehn Stockstreiche auf sich nehmen wollte? Es waren mehr als siebzehn Emire zugegen. Der Schah lachte, und allsogleich citirte Tughan das Distichon Motenebbi's:
Durch diesen glücklichen Einfall und seine Geistesgegenwart kam er diessmal von der verhängten Strafe los, aber der Groll wider den Juden, der ihm die Schmach der Verurtheilung zugezogen, wurzelte so tiefer in seiner Brust, und er verband sich zum Sturze desselben mit dem Emir Kundschukbal und Anderen, indem sie keine Gelegenheit unterliessen, ihren Feind beim Schah zu verschwärzen. Dieser indessen, voll hochfliegender Pläne, stand noch immer fest durch den guten Erfolg seiner Finanzverwaltung, welche den Schatz füllte, und durch seine Einstreuungen von der Einführung einer neuen Religion, deren Oberhaupt der Schah sein sollte[718]. Arghun war nicht Moslim, wie sein Vorfahrer, sondern vielmehr den Juden und Christen geneigt; von seiner Neigung für die Juden spricht die fünfgetheilte Herrschaft der vier Brüder und des Neffen, von seiner Vorliebe für die Christen sein Befehl, die von Teguder zerstörten Kirchen wieder herzustellen[719], und seine Verbindungen mit den [388] Königen Armeniens und Georgiens, seine Gesandtschaften an den Papst und König von Frankreich, von denen weiter unten die Rede sein wird. Indessen, da sein Plan der neuen Religion noch nicht reif, konnte er nicht umhin, dem Scheine nach den Islam zu beschützen, wovon ein von Wassaf erhaltener, zu Gunsten der Pilgerkarawane von Mekka erlassener Befehl das Belege; indessen lag ihm wenig daran, dass das Blut der Pilger im Umfange des heiligen Hauses vergossen wurde, und siebzehn der grössten Imame verbannte er nach Schiras, um dort von Schemseddewlet die Strafe der Jasa, d. i. Prügel, zu empfangen.
In der herbstlichen Tag- und Nachtgleiche dieses Jahres
begab sich Arghun, welcher auch ein Freund der Astronomie,
wiewohl er mit Vorliebe Alchymie trieb, nach Meragha,
um die Sternwarte zu besuchen; 4. Ramasan 688/
21. Sept. 1289 in der folgenden Tag- und
Nachtgleiche des Frühlings verehrte er der Frau Bulughan,
der Tochter Otaman's, des Sohnes Obotai Nujan's des Konghuraten,
das Lager der verstorbenen Frau Bulughan, welche
aus dem Hareme des Grossvaters Hulagu und des Vaters
Abaka in das seine übergegangen war. 9. Rebiulewwel 689/
24. März 1290 Vier Tage nach
vollzogener Hochzeit kamen Boten, welche feindlichen Einfall
an der Gränze von Derbend meldeten. 13. Rebiulewwel 689/
28. März 1290 Die Emire Schiktur
Nujan, Kundschukbal und Taghadschar wurden allsogleich
aufzusitzen befehligt. Der Chan begab sich nach Pilsuwar
und rückte mit dem schweren Gepäcke bis Schaburan vor;
am Ufer des Karasu traf der Vortrab der beiden Heere
auf einander. 1. Reb. achir 689/
15. April 1290 Das feindliche befehligte Abadschi und Mengli,
die beiden Söhne Mengku Timur's, des Herrschers von
Kipdschak, und der Feldherr Nokai; das Arghun's: die
Emire Taghadschar, Kundschukbal, Toghruldsche und Taidschu,
der Sohn Bukuwa's; die letzten drei setzten über
den Fluss, schlugen die Kipdschaken, tödteten ihnen dreihundert
Mann und machten mehrere Gefangene[720]. Hierauf
[389]
wurde zu Pilsuwar der Sieg mit Festen gefeiert, und Seaadeddewlet
sandte die frohe Nachricht mittels Siegesschreiben
durch's Reich[721]. 17. Reb. achir 689/
3. Mai 1290 Da die Ruhe an der Gränze von Derbend
hergestellt war, wandte sich Taghadschar nach der östlichen,
wo in Chorasan der Aufruhr des Emirs Newrus in hellen
Flammen emporloderte. Arghun wurde durch den Tod seines
Sohnes Jesutum betrübt; 7. Dschem. ewwel/
19. Juni auch waren der Emir Sundschak
und sein Sohn Schadi zu Meragha gestorben. Zwei Monate
hernach ward zu Tebris Medschdeddin Muminan, dessen
oben als eines Blutegels der Finanz Erwähnung geschehen,
hingerichtet, und die Fahnen des Schah's trafen im Sommerlager
von Alatagh ein; 2. Schaaban/
12. August er kehrte über Wan und Wastan
zurück. Auf dieser Station wartete dem Schah Kotbeddin
der Schiraser auf und brachte seinen Atlas der westlichen
Meere mit einer Beschreibung ihrer Gestade und Inseln, der
Länder Rums und des mittelländischen Meeres dar. 13. Schaaban/
23. August Der
Blick Arghun's fiel auf die Stadt Amuria, so berühmt, als
die Geburtsstadt des Kaisers Theophilos und die Verheerung
derselben durch den Chalifen Moteaassim. Arghun liess
sich Alles erklären und war mit der Erklärung ungemein
zufrieden; er ging auf die Jagd, und sagte dem Molla, sich
nach derselben wieder bei ihm einzufinden, weil er mit ihm
gerne weiter spreche, da er so wohlberedt. Hierauf ging
der Wink an Seaadeddewlet, die drei Verwalter, welche
aus Rum zurückgekehrt waren: Emirschah, Fachreddin und
den Sohn Hadschi Leila's, zu ergreifen; dem ersten rettete
die Fürbitte Kotbeddin's und Seaadeddewlet's das Leben,
der dritte ward sogleich getödtet, der zweite unter Aufsicht
gesetzt und später hingerichtet. Hierauf kamen drei Emire:
Akbuka, Doladai und Aldschiwaktan, aus Rum, von denen
der erste dorthin zurückgesandt ward. 5. Schewwal 689/
13. Oct. 1290 Das Fest des Fastenmondes
wurde zu Tebris zur Freude der Moslimen mit
grosser Feierlichkeit begangen. Es wurden vier Minarete
erhöht; die Kadi und Imame, die Chatibe und Scheiche
wurden alle versammelt. Arghun, der ein grosser Bauliebhaber,
[390]
befahl, auf der Westseite der Stadt eine Vorstadt
anzulegen, welche Schem oder Schenb hiess, und in der
später sein Sohn Ghasan sein berühmtes Grabmal erbaute;
er befahl den Bau einer Stadt zu Scherujas, nördlich von
Kaswin, welche, ebenfalls erst später unter Ghasan vollendet,
den Namen Sultanije erhielt; eine Tagreise südlich von Sultanije,
zu Andscherud, hatte Arghun's Vater, Abaka, einen
Palast in der Ebene erbaut, wo ein natürliches Wasserbecken
mit zwei Abflüssen, dessen Wasser sich nie mindern
und mehren soll, wenn auch die Abflüsse verdämmt werden[722].
In der Nähe von Sedschas ist der gleichnamige
Berg, auf welchem hernach Arghun begraben ward; auch
im Gebirge Alatagh, welches das gewöhnliche Sommerlager
schon von Hulagu's Zeit her, baute er ein Serai[723]. Zu
Lar oder Lardschan[724], der gleichnamigen Hauptstadt der
am Fusse von Hügeln gelegenen Landschaft Laristan, baute
er einen Sommerpalast, welcher das Köschk Arghun's hiess;
der Basar der Stadt gilt noch heute für den schönsten Persiens;
das heute in Ruinen liegende Schloss galt ehemals
für uneinnehmbar. Die zwölftausend Einwohner leben von
dem Erzeugnisse ihres Kunstfleisses, Bogen und Baumwollzeugen;
alle Häuser sind bequem und nett eingerichtet;
jedes mit den beiden Luxusanstalten einer persischen Sommerwohnung,
nämlich einem Badgir und Serdab[725], d. i.
mit einem Windfang und einem unterirdischen Saale, versehen;
in diesen dringt die Hitze nicht ein, durch jenen
kreist im oberen Theile des Hauses der Luftzug. Zu Tebris
erhielt die von Arghun erbaute Vorstadt den Namen Arghunije;
er gab Jedermann die Freiheit, sich dort anzusiedeln;
und liess unterirdische Kanäle (Kjaris) graben nach
dem in Persien von uralter Zeit her eingeführten und heute
noch üblichen Systeme unterirdischen Kanalbaues. Die kühlen
Thäler des Alatagh waren das gewöhnliche Sommerlager,
die südlichen Ebenen von Kongorolang, d. i. die Falkenweide,
[391]
das Sommerlager, wo hernach Sultania gebaut ward;
der Frühling und Herbst wurde, wie gesagt, wechselweise
zu Meragha und Tebris zugebracht, wie vormals die persischen
Könige ihre Residenz nach den Jahreszeiten zu
Babylon, Ekbatana oder Susa aufschlugen.
Arghun, der Alchymie und den geheimen Wissenschaften
ergeben, hatte indische Bachschi, d. i. Schreiber, gefragt,
durch welche Mittel sie sich ihr Leben so langwierig fristeten.
Sie gaben ihm ein aus Schwefel und Merkur zusammengesetztes
Mittel als die Panacee der Lebensverlängerung
an. Arghun nahm dasselbe durch acht Monate, und
als ihm hierauf die Bachschi eine Quarantäne zu Tebris
vorschrieben, schloss er sich dort ein, ohne Jemanden Anderen,
als Seaadeddewlet und seine Geschäftsführer Ordu
Kaja und Kadschan zu empfangen. Nach den vollendeten
vierzig Tagen begab er sich in's Winterquartier nach Arran,
wo er krank ward, vom Arzt Emineddewlet Arznei nahm;
als diese nicht anschlug, gab ihm einer der Bachschi eines
Tages drei Becher Weins, worauf er einen Anfall von Zipperlein
hatte. Nach zweimonatlichen Leiden fiel es ihm ein,
die Ursachen der Krankheit, welche übernatürlicher Einwirkung
Schuld gegeben ward, untersuchen zu lassen. Die
Einen sagten, sie rühre von bösen Wesen her und könne
nur durch Almosen geheilet werden; die Kamen, welche
nach mongolischer Art das Geheime und Verborgene aus
Schulterbeinen der Schafe erforschten, warfen den Verdacht
von Zauberei auf. Die Prinzessin Tughandschak, die Tochter
der Frau Ilkotlogh, war die angeheirathete Nichte Dschuschkab's,
dessen Tochter Arghurak mit Schadi Gurgan vermählt,
mit diesem die Tochter Tughandschak aus dessen Beischläferin
Ilkotlogh erheirathet hatte. Ilkotlogh war also aus
dem Harem Schadi Gurgan's in das Arghun's übergegangen,
und Tughandschak erscheint hier als Nebenbuhlerin ihrer
Mutter um die Liebe des Schahs. Sie wurde mit anderen
Frauen ihres Gefolges vor Gericht geladen. Sie bekannte,
dass sie, um sich der Liebe des Chans zu versichern, Talismane
geschrieben, und dass sie, um sein Leben zu retten,
[392]
gerne das ihrige opfern wolle. Sie wurde der Zauberei
schuldig erkannt und mit allen ihren Zofen ertränkt. Durch
die Krankheit des Chans war Seaadeddewlet auf's äusserste
bestürzt, indem er wohl einsah, dass sein Leben an das des
Schahs geknüpft sei. Er nahm nun zu guten Werken die
Zuflucht; an Einem Tage erliess er siebzig Schreiben, sogenannte
Gerechtigkeitsbefehle, welche die Ausübung der Gerechtigkeit
einschärften und Almosen anordneten. Eine seiner
grössten Wohlthaten waren dreissigtausend Dukaten, womit
er den Bewohnern Bagdads ein Geschenk gemacht, und
hunderttausend, die er den Armen und Frommen von Schiras
zugedacht. Es ergingen Befehle, wodurch verboten ward,
den Verwandten der Majestät, den Frauen, Söhnen, Töchtern,
Schwägern, das Geringste zu nehmen; hierdurch hoffte
er, dieselben mit dem Fiskus und sich zu versöhnen; allein
die Emire[726], denen seine Herrschaft immer unerträglicher,
verschworen sich zur Abschüttelung dieses Joches, 4. Ssafer 690/
5. Febr. 1291 und sie
traten zuerst als öffentliche Ankläger wider das Werkzeug
der Blutbefehle, den Sultan Aidadschi, auf, durch welchen
vor zwei Jahren die Prinzen Huladschu und Karabukai und
eilf andere, in Allem dreizehn Prinzen aus dem Geblüte
Tschengischan's, hingerichtet worden waren, indem diese
Hinrichtung nun als die eigentliche Ursache der Krankheit
Arghun's angegeben ward. Ein Kame sagte aus, die mit
ihren Vätern hingerichteten unschuldigen Kinder, Söhne
Huladschu's und Karabukai's, seien dem Arghun erschienen
und hätten ihm Vorwürfe über ihre unverschuldete Hinrichtung
gemacht; er habe ihnen geantwortet: Davon weiss
ich nichts; nicht ich bin euer Mörder, sondern Sultan
Aidadschi. Dieser, hierüber zur Rede gestellt, berief sich
auf des Chans Befehl. Die Antwort kam: er wisse nicht
darum. Sultan Aidadschi entgegnete: wie könne der Chan
diess gesagt haben, da ihm die Krankheit seit langem die
Sprache benommen. Die Richter urtheilten, dass, wenn
der Padischah nicht sprechen könne, die Ursache seiner
[393]
Krankheit keine andere als das durch Aidadschi gegebene
Bluturtheil sei, und verurtheilten ihn zum Tode. 1. Rebiulewwel 690/
4. März 1291 Am selben
Tage (es war das Geburtsfest des Prinzen Chatai Aghul)
wurde Dschudschi auf Tughan's Befehl ergriffen und in der
Nacht hingerichtet; am folgenden Tage zog Taghadschar
den Seaadeddewlet und seinen Helfer Ordu Kaja vor Gericht,
und Beide wurden getödtet[727]; ihre Häuser wurden vom
Heere geplündert. Sechs Tage hernach starb Arghun zu
Baghdschei Arran 7. Rebiulewwel 690/
10. März 1291 und zwei Tage später wurde sein Leichnam
nach dem Berge Sedschas abgeführt, wo sein Grab noch
nach dem alten Gebrauche der Mongolen verborgen gehalten,
bis es in der Folge von seiner Tochter entdeckt,
mit einem Dome überwölbet ward[728].
Noch haben wir in der Regierungsgeschichte Arghun's
die Darstellung seiner Verhältnisse mit Aegypten und mit
christlichen Fürsten nachzutragen. Bereits unter der Regierung
Ahmed Teguder's ist erwähnt worden, dass der
Gesandte desselben, Abderrahman, von Sultan Kilawun eingekerkert,
im Kerker gestorben sei. Nähere Umstände über
diesen Botschafter finden sich bei den ägyptischen Geschichtschreibern.
Kilawun hatte auf seinem Wege von Kairo nach
Damaskus zu Ghasa den Tod Ahmed Teguder's und die
Thronbesteigung Arghun's erfahren. 12. Dschem. ewwel 683/
27. Juli 1284 Einen Monat hernach
gewährte er der persischen Botschaft zu Damaskus Audienz.
Sie bestand aus dem Scheich Abderrahman, dem Emir Samdaghu
und dem Wesir des Fürsten von Mardin[729]; der
Scheich war in den Habit der Derwische als Fakir gekleidet;
als er sich nicht freiwillig beugen wollte, wurde er gewaltsam
zur Erde niedergeworfen, und der Sultan würdigte
ihn keines Blickes; doch nahm er das Schreiben Ahmed's
und liess die Botschafter mit Kaftanen bekleiden. Das
Schreiben Ahmed's begann mit der gewöhnlichen Formel
[394]
mongolischer Befehle: Unser Wort an den Sultan Aegyptens.
Unter den Geschenken zeichneten sich sechzig grosse Perlen,
ein Topas im Gewichte von zweihundert Miskalen und ein
Rubinbalasse von zwei und zwanzig Drachmen aus. Kilawun
liess sie dreimal in seine Gegenwart kommen, und verständigte
sie das drittemal von Arghun's Thronbesteigung. Sie
wurden alle ihres Gepäckes beraubt und eingekerkert. Der
Scheich starb noch vor Ende des Jahres und seine Begleiter
wurden dann in Freiheit gesetzt. 28. Ramasan 683/
8. Dec. 1284 Während dieser feierlichen,
zur Schliessung festen Friedens gesandten Botschaft
hatte sich Sultan Kilawun zweier beträchtlichen festen Plätze
bemächtigt. Der eine, Katibe, in der Landschaft Amid, in
der Nähe von Kerker, welcher von den Truppen von Biret,
Aintab und Rawendan besetzt ward; der andere, Kachta,
dessen aufrührerische Besatzung ihren Befehlshaber tödtete
und das Schloss verrätherischer Weise an den Befehlshaber
von Haleb übergab. Diesem fertigte im selben Jahre Arghun
den Befehl eines Streifzuges nach Cilicien zu, um die Armenier
dafür zu strafen, dass sie, als sie zwei Jahre früher
sich mit den mongolischen Truppen zu Haleb befanden, die
grosse Moschee eingeäschert. Sie drangen bis Ajas vor,
schlugen die armenischen Truppen im Passe von Iskenderun,
verfolgten sie bis Tell Hamdun und zogen sich dann zurück[730].
Zwei Jahre später streiften tausend Mann der Besatzung
von Haleb nach Mardin und Sindschar und schlugen
von Mossul die Besatzung, welche einen Ausfall gemacht,
mit dem Verluste von zweihundert Mann zurück. Mit Papst
Nikolaus IV. hatte Arghun wiederholten Verkehr von Gesandten,
deren einer, Buscarell, ein Kuridschi, d. i. von
seiner Leibwache, zugleich Ueberbringer von Schreiben an
Eduard, König von England, und Philipp den Schönen von
Frankreich. Die Gesandten versprachen Hilfe wider die
Saracenen in Syrien und Bekehrung zum Christenthum. Die
Gesandten Arghun's versprachen: der Chan wolle sich nach
Jerusalems Eroberung in der heiligen Stadt taufen lassen;
[395]
der Papst belehrte ihn in seinem Schreiben über die Dogmen
und Pflichten des Christenthums. Nikolaus schrieb nicht nur
an den Chan, sondern auch an dessen Frauen und an seinen
Sohn Oldschaitu, welchen die Mutter (Urukchan) getauft
und Niklas genannt hatte. Der Papst schrieb an die Prinzessin
Ilkotlogh[731], die er zur Verbreitung des Christenthums,
nachdem sie beigetreten, aufmunterte; die Frau
Uruk[732], welche von jeher Christin, bat er, auch die Prinzen
Ghasan und Chatai Aghul[733], welche von anderen Müttern,
zur Annahme des Christenthums zu bewegen. An König
Eduard I. nahm der Gesandte Buscarell ein Schreiben des
Papstes mit, welcher ihn zu ehrenvollem Empfange und
geneigtem Gehöre empfahl; dem König Philipp schrieb
Arghun im fünfhundertsten Jahre vor der französischen Revolution,
dass er im folgenden mit seinen Truppen vor
Damaskus zu lagern hoffe, ihm das eroberte Jerusalem
schenken werde. Der erste dieser Gesandten Arghun's an
den Papst war um ein Jahr früher angelangt; diess ist im
selben, wo der Jude Seaadeddewlet zur vollsten Macht gekommen.
Diese Botschaften Arghun's sind also wohl weniger
dem Christenthume der Frauen und der Taufe der Prinzen
zuzuschreiben, als der Politik des Juden, welcher durch
die Hilfe des Papstes die Könige von Frankreich und England,
[396]
die Aegypter von Syrien abzuhalten hoffte. Sie umfassen
die vier Jahre seiner Staatsverwaltung bis zu seinem,
Arghun's fast gleichzeitigem Tode; als aber Nikolaus IV. seine
Antwort auf das durch den Botschafter Tschagan an ihn
und an Eduard, König von England, gerichtete Schreiben
datirte, waren Seaadeddewlet und Arghun schon fünf Monate
todt.
Von Arghun's Tod sandten die verschiedenen Parteien
der Emire, welche über die Nachfolge des Thrones getheilter
Meinung, die Kunde an die drei Prinzen, denen sie
denselben zugedacht; nach Chorasan an Ghasan, den ältesten
Sohn Arghun's, nach Bagdad an Baidu, den Sohn Tarakai's,
des fünften Sohnes Hulagu's, und nach Rum an Kendschatu[734],
den Bruder Arghun's, welchem nach dem mongolischen
Erbrechte die Nachfolge der Herrschaft als dem Aeltesten
des Hauses gebührt. Am ersten Tage waren die Emire
zwar über die Nachfolge Kendschatu's einig gewesen, aber
schon am anderen sandten Taghadschar und Semaghar dem
Legsi, welcher mit der Nachricht des Todes an Kendschatu
abgefertigt worden, den Balisad mit der Nachricht nach, dass
die versammelten Emire und Frauen noch den Baidu als
den Aeltesten der Familie zum Throne berufen hätten.
Hierzu bestimmte die beiden genannten Emire einerseits
die Furcht vor Ghasan's bekannter Energie und Herrscherkraft,
bei welcher der ihrigen wenig Raum bliebe, andererseits
die Aussicht, dass, wenn Kendschatu Chan, er allen
Einfluss der Herrschaft seinen mit ihm in Rum befindlichen
Emiren überlassen und sie mit ihrer Partei leer ausgehen
würden. Die Partei Baidu's bestand aus den Emiren:
Taghadschar, Semaghar, Kundschukbal, Tokal, Schiktur,
Tughan, Timurbuka, Tekne, Ildschidai, Toghdai und Doladai;
[397]
der letzte wurde auf der Stelle mit einem Heere nach Fars
abgeordnet, wo die Luren eingefallen, Schiras erobert, den
Vogt todtgeschlagen hatten. 8. Dschem. ewwel 690/
9. Mai 1291 Baidu, klug und umsichtig
und ohne Heer, um dem an ihn gestellten Antrage anderer
Emire Gewicht zu geben, anwortete: Nach dem Gesetze
Tschengischan's gebührt die Chanschaft den Söhnen des
Bruders, weil ihr Vater der Aeltere des meinen; welches
Recht habe ich auf den Thron, so lange jener und andere
Prinzen leben, die mir dem Alter nach vorgehen? Nach
diesem Grundsatze hätte er den von sich gewiesenen Thron
dem Ghasan als dem Aelteren zuweisen sollen; aber es
scheint, dass, weil Kendschatu die grösste Partei für sich
hatte, er es für klüger fand, sich an diesen zu halten, indem
er ihm die Nachricht von dem an ihn gelangten Antrage
mittheilte[735]. Baidu's Weigerung bestürzte die Emire,
welche ihm den Antrag gemacht, und an deren Spitze
Tughan, der Hebel des Sturzes der beiden Grosswesire der
vorigen Regierung, des Turkmanen Buka und des Juden
Seaadeddewlet. Einige[736] gingen nach Rum, um sich an
Kendschatu anzuschliessen. Kundschukbal entfloh, Tokal
verliess sich auf einen Haufen Georgier, Tughan brütete
Aufruhr in Irak, der Prinz Suka (der jüngste Sohn Jaschmut's,
des dritten Sohnes Hulagu's) mit den Emiren
Tschoban, dem Suldusen, und Kurmischi, der Sohn Alinak's,
führten auf Tokai's Rath das Lager der Frauen nach dem
Gebirge von Alatagh dem Kendschatu entgegen. Die Frau
Uruk, die Wittwe Arghun's, die Mutter zweier seiner Söhne
und dreier seiner Töchter, war mit ihnen verstanden. Die
Emire[737] welche dem Baidu zu Kökbuldagh[738], d. i. am
blauen Quelle, in der Nähe von Sughurluk, aufgewartet,
verliessen ihn. Ildschitai Kuschdschi, Kundschukbal, Timurbuka,
Tschoban gingen zu Kendschatu über. Als er in die
Nähe von Alatagh kam, gingen ihm Chatai Aghul, der jüngste
Sohn Arghun's, und andere Prinzen entgegen. Taghadschar,
[398]
das Haupt der Partei Baidu's, wurde sogleich in Empfang
genommen; Tughan, welcher nach Gilan entflohen, wurde
eingebracht; 4. Redscheb 690/
23. Juli doch wurde ihm, weil er ein Schützling Baidu's,
vor der Hand nichts zu Leide gethan. Kendschatu bestieg
in der Stadt Achlath den Thron.
Die erste Staatshandlung Kendschatu's war Bestrafung
der beiden Häupter der Gegenpartei, der Emire Taghadschar
und Kundschukbal, indem er jedem nach der Jasa drei Stockstreiche
geben liess und den Befehl ihrer Tomane anderen
übertrug[739], und den Tughan mit den Söhnen der von ihm
unmittelbar vor dem Tode Arghuns hingerichteten Emire,
Dschudschi und Ordu Kaja, welche Blutrache forderten, vor
Gericht stellte. Als die Emire, des Todschlags ihrer Mitgenossen
angeklagt, zur Rede gestellt wurden, bekannten
sich Schiktur, Taghadschar, Kundschukbal, Semaghar,
Tekne und Andere schuldig und flehten die Gnade des
Padischah an, der dieselben auch begnadigte, Andere gelinde
(mit drei Stockstreichen) bestrafte; nur wider Tughan,
welchem sowohl der Emir Akbuka, der Betraute Kendschatu's,
als die Frau Urukchan feind waren, wurden die Söhne
Dschuschi's und Ordu Kaja's mit der Klage der Blutrache
losgelassen; dennoch wollte ihm Kendschatu das Leben
schenken; auf die Vorstellung der Frau Uruk aber, dass
Tughan der Urheber alles Unheils, sagte Kendschatu: dass
er in diesem Falle wohl den Tod verdiene; kaum war dieses
Wort seinen Lippen entfahren, als Akbuka den Söhnen
Dchuschi's und Ordu Kaja's die Blutrache der Väter überliess. 6. Schewwal 690/
5. Oct. 1291
Taghadschar und Kundschukbal wurden begnadigt,
Schiktur wurde zum Stellvertreter in Persien ernannt. Kendschatu
bezog das Winterquartier in Arran und lagerte zu
Karadschal am Ufer des Kor, seinem ehemaligen Horte.
Von hieraus wurden die Kundmachungsbefehle der Thronbesteigung
in die Länder gesandt; auf ein Gutachten der
Astronomen wurde in den Diplomen und auf den Münzen
[399]
dem Namen Kendschatu's die geheimnissvolle, ihm von dem
Kamen ertheilte Formel, Irindschin Durdschi[740] beigesetzt.
Senbu, der Bruder Suka's, der zweite Sohn Jaschmut's, starb
zu Dschaghatu[741]; der Prinz Enbardschi, der älteste Sohn
Mengu Timur's (des eilften Sohnes Hulagu's), wurde in
die östlichen Länder gesandt. Auch dieser hegte herrschsüchtige
Gedanken, welche während der Abwesenheit Kendschatu's
in Rum, wohin er sogleich nach der Thronbesteigung
zurückgekehrt war, in seinem Hause durch Taghadschar
genährt worden. Der Geschäftsmann Stellvertreter des letzten
Ssadreddin von Sindschar, ein grosses Verwaltungstalent,
hatte seinem Bruder Kutbeddin, welcher sich im Lager
Enbardschi's befand, die ihm von Taghadschar gegebene
falsche Kunde gesandt, dass Kendschatu's Heer in Rum von
den Turkmanen und Karamanen aufgerieben sei und dass
er sich beeilen möge, Besitz vom Throne zu nehmen. Kutbeddin
gab diese Nachricht dem Scheich Dschemal von
Schiras, welcher des Vertrauens Enbardschi's genoss. Dieser,
klug und umsichtig, sandte den Scheich auf Kundschaft an
Schiktur Nujan; auf dem Wege begegnete er dem Taghadschar
und Ssadreddin, welche ihn bewegen wollten, auf
der Stelle umzukehren und den Enbardschi zu schnellem
Anmarsche zu bewegen. Der Scheich stellte sich willfährig,
sagte aber, dass er nur, da er schon in der Nähe, sein
Haus besuchen wolle; statt dieses Besuches begab er sich
geradewegs nach Karadschal in's Lager Schiktur's, wo er
sich von der Unwahrheit der Angaben Ssadreddin's überzeugte.
Er entledigte sich also freundlicher Botschaft im
Namen Enbardschi's und theilte dann dem Schiktur insgeheim
den Auftrag Taghadschar's und Ssadreddin's mit.
Schiktur sandte ihn mit freundlichem Schreiben und Geschenken
an Enbardschi zurück; aber am nächsten Morgen
überfiel er die Zelte Taghadschar's und behielt ihn und
Ssadreddin bis zur Rückkehr Kendschatu's bei sich; als die
Nachricht von dessen Ankunft verlautete, sandte er sie in
[400]
einem Geleite von fünfhundert Reitern demselben bis Ersenrum
entgegen. 12. Redscheb 691/
30. Juni 1292 Als Kendschatu zu Alatagh ankam, befiel
ihn Krankheit, die längere Zeit dauerte; während derselben
wurden von allen Gemeinden der verschiedenen Religionen
Gebete angestellt; die Imame, Bischöfe, Rabbiner und
Budhapriester beteten für die Dauer seines Lebens[742]; keiner
Religion besonders zugethan, war er für alle gleichgültig[743],
nur sinnlichen Genüssen ergeben. Seine sechs Frauen
waren: 1. Aische, die Tochter Tughu's, des Sohnes Ilkai
Nujan's; 2. Dundi, die Tochter Akbuka's, des Sohnes Ilkai's,
die Base der vorigen; 3. Iltürmisch, die Tochter Kotlogh
Timur Gurgan's, des Konghuraten; 4. Padischah Chatun,
die Tochter Kutbeddin's, des Sultan's von Kerman; aus dem
Hareme seines Vorfahrers die Frauen: 5. Bulughan und
6. Uruk. Ausser diesen hatte er die Söhne Alafreng und
Iranschah aus der Frau Dundi und Dschinkpulad aus der
Frau Bulughan, drei Töchter aus der Frau Aische und
eine vierte aus der Beischläferin Abisch, der Tochter des
Biklimisch, des Bruders Audschan's, des Erlaten.
Ssadreddin von Sendschan, der fündige Finanzmann,
dessen oben erwähnet worden, bemühte sich um die Wesirsstelle
durch Buraldschin Ikadschi, den Günstling Kendschatu's,
und Scherefeddin Semnani, welcher beim Emir Akbuka in
grösstem Ansehen und Einfluss. Durch diese beiden Kanäle
gelang es ihm, mit der Würde des Emirs die des Wesirs
zu vereinigen. Er erhielt dazu das goldene Ehrenzeichen
des Löwenkopfes mit Rossschweif und Pelz und einen Toman
von Truppen. 6. Silhidsche 691/
19. Nov. 1292 Sein Anstellungsdiplom verbot den Prinzen
und Prinzessinnen, sich im Geringsten in die Geschäfte der
Verwaltung und der Finanzen zu mischen; sein Vorname
Ssadreddin, d. i. Vorsitz der Religion, wurde in den von
Ssadri dschihan, d. i. Vorsitz der Welt, umgeändert; zugleich
erhielt sein Bruder Kutbeddin, d. i. Pol der Religion,
das Amt des Richters der Richter mit der Veränderung
seines Namens in Kutbi dschihan, d. i. Pol der Welt; ihr
[401]
Oheim Kawameddin, d. i. die Feste der Religion, erhielt
die Befehlshaberschaft von Tebris mit dem Ehrennamen von
Kawamolmülk, d. i. Feste des Reichs. Zum zweitenmale
sah Persien die Verwaltung der Geschäfte den Gliedern
einer einzigen einflussreichen Familie übertragen, wie unter
Hulagu den beiden Brüdern Dschuweini und dem Sohne des
Wesirs Schemseddin, Behaeddin, als Befehlshaber von Schiras.
Die Sorge für die Herschaffung der Lebensmittel, das Oberverpflegungsamt
des Heeres, wurde dem Fachreddin Aidadschi
bestätigt[744]; dieser aber bat um Entschuldigung, indem
er vorstellte, dass er bereits dreissig Jahre lang mit diesem
Amte betraut, durch die Anforderungen von Zuschüssen der
Prinzen und Prinzessinnen sich in Schulden gestürzt. Kendschatu
wies dreissig Tomane zur Zahlung der Schulden an
und empfahl ihm fürderhin die grösste Freigebigkeit und
Gerechtigkeit; denn er wollte, dass seine Regierung der
Ogotai's gleiche, mit welchem er die Tugenden der Grossmuth
und Milde, aber auch den Hang zum Wohlleben gemein
hatte. Das grösste Lob seiner Regierung ist, dass
während derselben, einige Hinrichtungen in Luristan ausgenommen[745],
Niemand getödtet ward; den grössten Beweis
seiner Milde gibt die Nachsicht, die er den rebellischen
Fürsten von Lur und Jesd angedeihen liess. Efrasiab von
Lur, der Sohn des unter der Regierung Abaka's und nachmalig
erwähnten Atabegen Jusufschah, hatte unter der Regierung
Arghun's, trotz der Gegenvorstellungen der Befehlshaber
von Schiras, den Distrikt des Gebirges Kiluje, welches
die Gränzscheide zwischen Fars und Lur, überfallen lassen.
Er bemächtigte sich des festen Schlosses Mandschescht und
setzte seinen Neffen Kisil über den neu erworbenen Gebirgsdistrikt.
Kisil's eilf Brüder standen an der Spitze eben so
vieler Heeresabtheilungen; es entstand zwischen dem Oheime
[402]
und Neffen Streit über die Verwaltung des Berggebietes;
Kisil, einigemal geschlagen, floh nach Schiras, kehrte dann
aber wieder zurück, und schloss seinen Frieden mit dem
Oheim; um denselben zu befestigen, verstand sich Efrasiab
zur Hinrichtung seines Wesirs Dschelaleddin, und Entrichtung
von Geldern. Als unmittelbar vor dem Tode Arghun's
das Reich durch die Uneinigkeit der Emire und Arghun's
schlaghaften Zustand in der grössten Verwirrung, benützte
Kisil dieselbe zu einem Einfalle in Irak; er liess zu Issfahan
die Verwandten des Emirs Dschelaleddin hinrichten,
und der mongolische Vogt Baidu, der Schwager Taghadschar's
ward durch die lurischen Reiter vor der Stadt
getödtet. 8. Dschem. ewwel 690/
9. Mai 1291 Kisil sandte seinen Bruder Salghurschah in dieselbe,
und das Heer der Luren nahm unter dem Geschrei:
Gott ist gross! davon Besitz. Salghurschah setzte sich in
dem Hause Chodscha Behaeddin's auf den Thron, und die
Münze von Schiras prägte auf den Namen Efrasiab's von
Lur[746]; dann dehnte er seine Herrschaft von den Gränzen
Hamadan's bis an's Meer von Fars aus, überall lurische
Vögte ernennend. Dschelaleddin, den Sohn des Atabegen
Tekele, und Melik Nussret sandte er mit zweitausend Pferden[747]
wider den Toman Arghasun's; auf dem Marsche erhob
sich zwischen Beiden Streit über den Vorrang des
Marsches und sie zogen jeder auf seine Faust. Anfangs
schlugen sie zwar die Mongolen und machten grosse Beute,
aber diese kehrten zurück, und rächten die verlorene Beute
durch die Niederlage der Luren; in diesem Treffen tödtete
ein mongolisches Weib allein zehn Luren[748]. Endlich wurde
Toladai wider die Luren, und Jisudar wider Jusufschah,
den Atabeg von Jesd, gesandt, welche zu gleicher Zeit sich
empört hatten. Toladai schlug die Luren und Efrasiab erhielt
durch den Kanal der Frau Utruk und Padisch Chatun
seine Verzeihung; nur Kisil und seine Angehörigen wurden
hingerichtet.
Gleichzeitig mit der Dämpfung der Unruhen in Irak
und Fars traf die Nachricht ein, dass Melik Eschref, der
Sultan Aegyptens, Kalaaterrum am Uebergange des Euphrats
belagere. 8. Dschem. sani 691/
27. Mai 1292 Zwanzig Wurfmaschinen spieen durch drei und
dreissig Tage Steine und Naftafeuer hinein; endlich ward
die Stadt durch Sturm erobert, die Besatzung, welche aus
Mongolen und Armeniern bestand, niedergehauen, zwölfhundert
Einwohner mit Weibern und Kindern in die Sklaverei
geschleppt[749]. 1. Redscheb 691/
26. Juni Kalaaterrum, das Schloss der Römer,
von diesen und den Griechen Zeugma, d. i. die Ueberfuhrt,
genannt, das ober Bire, dem alten Birthe, am Flusse
Merseban[750] liegt, war seit vier und zwanzig Jahren der
Sitz des armenischen Patriarchen, dessen Pallast und Kirche
bei der Einnahme in Flammen aufgingen. Sultan Eschref,
welcher das Jahr vorher durch die Eroberung Akka's Syrien
von den Kreuzfahrern gereinigt hatte, verwandelte den
Namen des Römer- oder Griechenschlosses in den des
Schlosses der Moslimin; aber der alte lebte dennoch fort,
und hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Kendschatu
vermählte sich jetzt mit der Frau Bulughan, der geliebten
Gemahlin seines Vorfahrers und seines Bruders Arghun.
Tekia oder Tetkaul starb in dem Pallaste Manssurije zu
Arran und wurde nach Meragha bestattet. 3. Dsch. ewwel 692/
11. April 1293 Von Meragha
begab sich der Hof nach Siahkuh, wo ein Gesandter Kuwindschi's,
des Sohnes Sertaktai's, des Zweitgebornen
Dschudschi's, des Oberhauptes der weissen Horde, mit Versicherungen
von Freiheit und Eintracht, 7. Schaaban 692/
13. Juli 1293 und zwei Tage
darnach die Gesandten Urugt Timur Aghul's, des Sohnes
Kaidu's, des Enkels Ogotai's, mit dem Glückwunsche desselben,
auch Gesandte von Emir Newrus, welcher in Chorasan
die Regierung an sich gerissen. Zugleich mit diesen
Gesandten der Uluse Dschudschi's und Ogotai's trafen die
Gemahlinnen Kendschatu's, Aische aus Kleinasien und Baitmisch
aus Diarbekr ein. 17. Schaaban 692/
23. Juli 1293 Kerrai Aghul, der Sohn Mengku
[404]
Timur's (des ältesten Sohnes Hulagu's) mit den Emiren
Doladai und Kundschukbal, welche nach Chorasan gesendet
worden, kehrten zurück. 12. Ramasan 692/
16. Aug. 1293 Das Hoflager zog nach Audschan,
von da nach Heschtrud, Meragha und Arran, wo überwintert
ward. In diesem Winterquartier wurde die Geburt
des zweiten Sohnes Kendschatu's, des Prinzen Iranschah, zu
Bire gefeiert. 5. Rebiulewwel 693/
24. Jan. 1294 Drei Tage hernach traf die Botschaft Tuktai's,
des Herrschers von Kipdschak, ein, deren Vorsteher
der Prinz Kalintai. Zu Delan Nawer wurde denselben Gehör
gewährt. Nach drei Wochen wurden dieselben mit
Ehrenbezeugungen entlassen, 8. Rebiulachir/
8. März 1294 nachdem sie noch Tags vorher
der Grundsteinlegung der neuen Stadt am Ufer des
Kor beigewohnt, welche den Namen Kotlogh Baligh, d. i.
der guten Balley, erhielt. 2. Dschem. ewwel 693/
31. Mai 1294 Kerrai Aghul, welcher vor noch
eilf Monaten aus Chorasan zurückgekehrt war, ging mit
Tod ab, 7. Redscheb 693/
3. Juni 1294 und neun Tage hierauf erschien Prinz Baidu im
Hoflager zu Alatak, um seine Huldigung darzubringen; 16. Redscheb 693/
12. Juni 1294 er
ward ungnädig empfangen, und erhielt die Erlaubniss seiner
Rückkehr nur auf die Fürbitte des Günstlings Burakin
Ikadschi, dessen Einfluss, wie oben erzählt worden, dem
Ssadreddin von Sendschan die Wesirsstelle verschafft hatte.
Dieser wollte seiner Finanzverwaltung Ruhm verleihen durch
eine neue, in China längst übliche, aber in Persien unerhörte
Massregel, nämlich durch die Einführung des Papiergeldes,
das auf mongolisch Tschaw heisst. Vergebens stellte
Schiktur Nujan vor, dass diese Massregel der Ruin des
Landes; er wurde aus dem Wege geräumt. Der Emir Akbuka,
Taghadschar, der Wesir Ssadreddin und der Hofdiener
Temachi verfügten sich nach Tebris, um dort das
Papiergeld einzuführen; 19. Schaaban 693/
15. Juli 1294 sie kamen dort im Fastenmonde
an, und führten dasselbe fünf Wochen nach ihrer Ankunft
vermöge einer Verordnung ein, welche dasselbe in allen
Zahlungen an Geldes statt anzunehmen befahl und auf die
Nichtannahme die Todesstrafe setzte. 10. Ramasan 693/
12. Sept. 1294 Dieser den Bewohnern
von Tebris unvergessliche unheilsame Tag war der
zwölfte September[751]. Eine Woche lang ward dasselbe
[405]
durch die Gewalt des Schwertes den Einwohnern aufgezwungen;
bald aber stieg die Verwirrung auf's höchste,
indem aller Handel und Wandel gehemmt ward. Der Namen
desselben ward als gebenedeites Papiergeld[752] zum
Spotte. Das Gepräge dieses Papiergeldes war das mohammedanische
Glaubensbekenntniss mit der geheimnissvollen
Formel: Irdschin Turdschin, und die Jahreszahl der Entstehung
693 (1294)[753]. Iseddin Mosaffer, welcher dem Wesir
diesen Auftrag gegeben, war der Gegenstand der allgemeinen
Verwünschung. Wiederholte Aufstände und Versuche,
dem Wesir das Leben zu nehmen, erzwangen vom
Bruder endlich die Erlaubniss, das Vorhandene um baares
Geld verkaufen zu dürfen. Darüber entstand allgemeiner
Jubel und endlich wurde die Aufhebung desselben nach ein
Paar Monaten befohlen. Prinz Aghul in Chorasan hatte
dasselbe nie angenommen und sich damit entschuldigt, dass
die Luft, welche in Chorasan so scharf, dass Waffen binnen
Jahresfrist rosteten, das Papier bald zerfressen haben würde,
und liess das ihm zugeschickte verbrennen; wir setzen die
Schilderung der Folgen dieser Massregel mit Wassaf's eigenen
Worten hieher.
Die Unzufriedenheit der Völker Persiens mit dem in
Weichlichkeit und Wollust versunkenen Leben Kendschatu's
ermuthigte den Prinzen Baidu, welchem vor ihm von den
Emiren der Thron angetragen worden war, zum Versuche,
denselben wirklich zu behaupten. Nachdem er bei seiner
letzten Aufwartung von Kendschatu übel aufgenommen, nur
durch die Fürbitte des Günstlings Burekdschin Ikadschi
vorgekommen, beklagte er sich über solche Behandlung bei
den Emiren, und als von diesen Tudadschu, der Oberrichter
Dschidschek Gurgan Legsi, der Sohn Arghun's (des Statthalters)
und Iltimur, der Sohn Hindukur Nujan's, nach
Bagdad gekommen, verband er sich mit ihnen zum Aufstande
[406]
wider Kendschatu. Dschemaleddin von Destadscherd,
der Vorsteher der Sekretäre der Steuer zu Bagdad, schloss
sich an dieselben an, und schaffte ihnen die für den Unterhalt
des Heeres nothwendigen Lebensmittel. Baidu
schickte Abgeordnete nach Bagdad, um den Mohammed
Sikurdschi, welcher dort mit dem Diplome Kendschatu's
die Vogtei verwaltete, zu tödten[754]. Ghurantai Gurgan,
der Eidam Kendschatu's, Gemahl von dessen ältester Tochter
Kotlogh, gab durch Eilboten dem Schwiegervater von
der Verschwörung der Emire, und von dem, was zu Bagdad
vorgefallen, Nachricht, und warnte ihn wider seine
nächsten Umgebungen, die Emire Doladai Ordadschi, d. i.
Kellermeister, Kundschukbal (welchem Oldschatai, die erstgeborene
Tochter Arghun's, sowie seinem Bruder Ahmed früher
Taghai, die zweite Tochter Abaka's, als Frau bestimmt
gewesen), Tukal (der Gemahl Oldschai Timur's, der zweiten
Tochter Arghun's), Ildschidai und Bukdai, als dieses Anschlages
theilhaftig. Kendschatu berieth sich mit Akbuka, in dessen
Händen noch immer die Zügel der obersten Leitung der
Geschäfte, liess die genannten Emire ergreifen und schickte sie
gebunden nach Tebris[755]. Hasan und Taidschu, die beiden
mit der Leitung der Geschäfte Betrauten Kendschatu's stellten
die Nothwendigkeit vor, durch die Hinrichtung der
Emire das Uebel mit der Wurzel auszurotten; aber Taghadschar,
der schon verderbliche Plane hegte, verhinderte
die Hinrichtung und schickte sie als Gefangene nach Tebris
in Verhaft, den Tukal ausgenommen, welcher nach
Georgien geschickt ward. Von Arran aus gingen Gesandte
an Baibuka, den Botschafter, nach Diarbekr, dass er dort
den Baidu ergreife. Als die Gesandten nach Irbil gekommen,
vernahmen sie, dass Baibuka von Baidu's Abgesandten
aufgehoben worden sei; sie kehrten also schnell zurück, um
[407]
diesen Unfall dem Herrn zu berichten. 28. Rebiulachir 694/
17. März 1295 Hierauf wurden
die Emire Akbuka und Taghadschar mit Truppen wider
Baidu gesandt. Taitak führte den Vortrab von fünftausend
Reitern nach Hamadan, ihm folgten Akbuka und Taghadschar
mit zwei Tomanen. Ausser Hamadan trafen die
Vorposten Taghadschar's und Baidu's aufeinander; die Baidu's
wurden zurückgeschlagen. 3. Dschemasiulewwel 694/
21. März 1295 Der Chan selbst brach mit
einem Heere vom Thale Aher auf. Taghadschar, welcher,
da Akbuka das höchste Vertrauen genoss, von Kendschatu
sich abgewandt, sandte heimlicher Weise verrätherische
Botschaft an Baidu, ihn zum Aufruhre ermunternd. Als
das Heer am Ufer des Dschaghan stand, sagte Akbuka,
wiewohl er von der heimlichen Sendung Taghadschar's
keine Kunde hatte, zu diesem: Du bist ein Ränkeschmied,
und gewahrest nicht, in welche Dinge du dich einlässest.
Taghadschar, der sich verrathen glaubte, berieth sich in
der Nacht mit seinen Emiren und ging zu Baidu über. Akbuka,
als er sich auf diese Weise verlassen sah, eilte mit
dreihundert Reitern zum Dienste des Schah. Kendschatu,
bestürzt, wollte nach Rum entfliehen, aber seine Angehörigen
redeten ihm diesen Plan aus, ihn zur Bekämpfung
des Feindes ermuthigend. Das Lager brach gegen Arran
auf; als er zu Pilsuwar stand, entfloh Hasan, der Sohn
Buku's, welcher von der Wiege auf von den Umgebungen
der Majestät, um Mitternacht zu Baidu, und die Emire
Doladai und Kundschukbal, welche bisher zu Tebris in Verhaft
gehalten worden waren, thaten desgleichen. Die Emire
Irindschin und Taidschik verbanden sich mit einigen anderen,
und setzten ebenfalls den Kifdschak, den Sohn Baidu's
welcher vom Vater an Kendschatu gesandt, von diesem in
Gewahrsam behalten worden war, in Freiheit und führten
denselben dem Vater zu[756].
Drei Tage nach dem ersten Vorpostengefechte ausser
Hamadan schlugen sich dort Taitak und Toghruldsche mit
[408]
Baschmak Aghul und Karadscha, dieser einer der Prinzen
des Lagers der Frau Uruk Chan und Eidam Sultan
Ahmed Tekuder's, indem er dessen Tochter Sailun zur
Frau hatte. 6. Dschem. ewwel 694/
24. März 1295 Der Sieg war auf der Seite Taitaks; jetzt aber
war Tukal mit einem in Georgien gesammelten Heere in
Anzug; er sandte den aus der Haft befreiten, und den noch
darin gehaltenen Emiren Wort, dass er zum Dienste des
Prinzen Baidu heranziehe, und gab ihnen Stelldichein an
den Ufern des Kur. Eine Truppe von tausend Mann, welche
zu Pilsuwar stand und den Aufenthalt Kendschatu's kannte,
ergriff denselben und lieferte ihn den empörten Emiren
aus, die ihn am selben Tage tödteten, wo Taitak das Heer
Baidu's geschlagen. 6. Dschem. ewwel 694/
24. März 1295 Von den Günstlingen Kendschatu's
wurden Itogthu und Itpuki mit ihm zugleich hingerichtet[757].
Itkuli, der Hundssklave, wurde an Baidu gesandt, damit er
über denselben nach seinem Belieben verfüge; dieser schenkte
ihm aber das Leben. Zwei Tage nach der Hinrichtung
der Emire bestieg Baidu den Thron zu Audschan[758]. 8. Dschem. ewwel 694/
26. März 1295 Die
Emire Temadschi und Sertak wurden ihrem Gebieter in's
Grab nachgesandt[759]; die Emire Akbuka und Taidschu wurden
aber nicht jetzt, sondern erst in der Folge, als Baidu
von Ghasan am Flusse Heschtrud geschlagen ward, hingerichtet.
Kendschatu war der zweite Herrscher der Mongolen
in Iran, welcher, wie sein Oheim Ahmed Tekuder,
ein Opfer des Aufruhrs der Emire gefallen war, und das
Regierungsende Arghun's, seines Bruders, war nicht weniger
blutbefleckt durch der Emire Zwiespalt. Alle drei
haben der nöthigen Herrscherkraft, um das vielköpfige
Ungethüm der Emirenherrschaft im Zaum zu halten, ermangelt,
und nach Hulagu und Abaka war erst Ghasan, der
Enkel des letzten, wieder Herrscher im vollsten Sinne des
Wortes. Von dem Zusammenflusse des Kur (Cyrus) und
des Dschaghantu, d. i. des weisschäumenden Araxes, wurden
Eilboten abgesandt an Ghasan, den Neffen Kendschatu's
[409]
in Chorasan, um ihm von dem Vorgefallenen Nachricht zu
geben, an Baidu, um ihn auf den Thron zu berufen. Baidu,
der nähere, welchem der Thron schon vor Kendschatu von
den Emiren zugedacht worden, bestieg denselben 19. Dschem. ewwel 694/
6. April 1295 und erliess
in alle Länder Kündigungschreiben des Inhaltes: „Da
Kendschatu sich von den Pflichten der Herrschaft abgewandt
und die Gebote Tschengischan's verbannt, so haben
Wir ihn mit Uebereinstimmung der Prinzen und Prinzessinnen
entthront; die Besorgung aller Geschäfte der Länder
und die Vollendung der wichtigsten Geschäfte der Unterthanen
liegt nun im Ringe des königlichen Willens.“ Dem
Taghadschar, welcher der Hebel der Erhebung auf den
Thron, wurde die Würde des Fürsten der Fürsten mit dem
Oberbefehle des Heeres und der Finanzen verliehen[760]. Die
Emire Kundschukbal, Tukal, Tudadschu, Legsi Gurgan
wurden ihm untergeben. Dschemaleddin von Destadscherd,
der Steuereinnehmer von Bagdad, welcher sich dort den
verschworenen Prinzen zuerst angeschlossen, erhielt eine
Anstellung in den Finanzen, und nahm seinen Vornamen
für eine gute Vorbedeutung. In die Fusstapfen Abakachan's
tretend, welcher alle Landschaften einzelnen Emiren
übergeben, und diese dafür verantwortlich gemacht hatte,
übertrug er Bagdad und die Umgegend dem Tudadschu;
Rum und Diarbekr mit den dazu gehörigen Distrikten dem
Taghadschar Nujan; die Gebiete von Irak und Lur dem
Toladai Aidadschi; die Statthalterschaft von Schiras und
Schebankjare verlieh er dem Kundschukbal; dem Dschemaleddin
wurden die Statthalterschaften von Schiras mit
allem Zubehör zu Land und zur See, wie zur Zeit Kendschatu's,
mittels Jerlighs, Paise und Kaftans, d. i. mittels
Patentes, Löwenkopfs und Ehrenkleides, so auch der Prinzessin
Kurdudschin die Statthalterschaft von Kerman bestätigt,
von welcher unter der folgenden Regierung ausführlicher
zu sprechen, der Ort seyn wird; die nur acht
[410]
Monate dauernde Baidu's ist so enge mit den gleichzeitigen
Thronansprüchen seines Nachfolgers Ghasan verflochten
und ist, die entscheidenden Begebenheiten in Chorasan abgerechnet,
so unbedeutend, dass dieselbe am besten mit der
Erzählung der Geschichte Ghasan's vor seiner Thronbesteigung
im folgenden Buche verwebt wird.
Auszug aus der Geschichte Haider's über Dschudschi.
Auszug aus der Geschichte Haider's auf der kön. Bibliothek zu Berlin. Band II. Blatt 601.
Kurz Dschudschi starb ein Jahr nach Tschengis Chan, aber die Geschichtschreiber sind über die Zustände Dschudschi's nicht einig. Einige sagen, dass Dschudschi Chan, nachdem er sich nach der Eroberung Chuaresm's von den Brüdern getrennt, nach Kipdschak gegangen, von dort aber wieder zurückgekehrt, an der Gränze Indiens mit des Vaters Gegenwart geadelt ward, und demselben tausend Schimmel zum Geschenke schickte; aber Hafis Ebru setzt das Gegentheil auseinander, nämlich, dass nach der bei der Belagerung Chuaresm's zwischen Dschudschi, Ogotai und Dschaghatai vorgefallenen Misshelligkeit Dschaghatai und Ogotai sich zum Vater begaben und an der Gränze Thalkan's und Bedachschan's mit des Vaters Gegenwart geadelt worden, und dass sich Dschudschi von Chuaresm gegen den Irtisch, wo sich dessen schweres Gepäck befand, begab, und sich mit seinen Lagern vereinte. Da Tschengis Chan früher befohlen hatte, dass Dschudschi die nördlichen Länder, nämlich die der Bulgaren, Baschkiren, Russen, Tscherkessen und Deschtkipdschak erobern solle, und Dschudschi sich jetzt gegen den Irtisch gewendet hatte, so glaubten die Söhne Tschengis Chan's, dass Dschudschi vermöge Befehls diesem Dienste obliege; als es aber zuletzt [412] erhellte, dass er Nichts unternahm, und nach Hause gegangen war, um des Wohllebens zu geniessen, ergrimmte Tschengis Chan gar sehr und befahl, an demselben, ohne dass er sein Antlitz sehe, die Strafe des Gesetzes zu vollziehen. Unterdessen war Dschudschi mit Krankheit behaftet und war desshalb, als Tschengis Chan aus Persien zurückgekehrt, in sein eigenes Lager gekommen; er war nicht im Stande, sich selbst zum Vater zu begeben, und schickte ihm blos einige Säcke von Turteltauben[761], indem er sich mit seiner Krankheit entschuldigte. Hierauf kam ein Tangute von den Jurten und Gränzen Dschudschi's zu Tschengis Chan; auf dem Wege sah er, dass dieser seine Jurten verändert, an einen anderen Ort hingezogen, wo gejagt ward; da er selber krank, hatte er seine Emire auf die Jagd geschickt; jener, der im Vorüberziehen eine Menge Volks jagen gesehen, schloss daraus, dass Dschudschi selber jage, und sagte daher, als Tschengis Chan um die Krankheit denselben fragte: Ich weiss von seiner Krankheit Nichts, denn als ich herzog, habe ich ihn an dem und dem Berge mit der Jagd beschäftigt gefunden; dieses Wort brachte Tschengis Chan in den grössten Zorn; denn es war in seinem Sinne nun ausgemacht, dass Dschudschi, ein Empörer, auf das Wort des Vaters nicht achte; er sagte, Dschudschi ist närrisch geworden und hat thörichte Handlungen begangen; nun ist es nothwendig, Truppen wider ihn zu schicken, an deren Spitze Dschaghatai und Ogotai ziehen und ihm nachsetzen sollen. Unterdessen lief die Nachricht von Dschudschi's Tod ein, wodurch Tschengis Chan sehr betrübt ward; er zog genauere Erkundigung ein, und als er fand, dass der Bericht jenes Tanguten Lüge und Verläumdung gewesen, gab er den Befehl, ihn hinzurichten; allein dieser, hiervon verständigt, war früher aus dem Lager entflohen. Die Zeit der Lebensjahre Dschudschi's war [413] dreissig Jahre; er hatte fünfzehn Söhne, von denen Batu ihm in der Chanschaft nachfolgte; die Namen der Söhne Dschudschi's sind die folgenden: 1) Orda, 2) Batu, 3) Berke, 4) Berketschiter, 5) Jetukami?, 6) Scheiban, 7) Tangkut, 8) Juden (Tuden?), 9) Tschilaun, 10) Sikur, 11) Dschemi, 12) Udur, 13) Boka Timur, 14) Schikum.
Hier sind nur vierzehn statt fünfzehn aufgeführt; es fehlt nämlich der von Reschideddin vor Udur aufgeführte Mohammed; dafür fehlt bei Reschideddin Jetukami, welcher interpolirt scheint. Weiter ist über diese Namen zu bemerken, dass der dritte bei D'Ohsson S. 325 Berkatschar, in der Handschrift Reschideddin's auf der kais. Hofbibliothek Berktschapar, was jedoch ob Mangel der Punkte zweifelhaft und in meiner Handschrift des Dschihanguscha bei der Thronbesteigung Ogotai's Berketschiter genennet wird. Das letzte scheint das richtigste und eine Zusammenziehung von Berke kitschikter, d. i. der kleinere Berke, zu sein; der vierte, hier Juden oder vielmehr Tuden genannt, heisst bei Reschideddin Tewal; der folgende bei demselben richtiger Tschilaikun statt Tschilaun, was daraus zusammengezogen. Der hier Dschemi genannte heisst bei Reschideddin Dschintimai und ist aller Wahrscheinlichkeit derselbe mit Suntai, welchen Wassaf in dem Abschnitte: von dem Ende Tschengis Chan's und der Thronbesteigung seines Nachfolgers, mit dem Bruder Batu nennt, und welcher auch im Dschihanguscha als der Befehlshaber des zur Eroberung des Restes von Kipdschak gesandten Heeres erscheint; endlich ist vom vorletzten, Boka Timur, zu bemerken, dass derselbe beim Abul Ghasi (B. 96 der Textausgabe) Tokai Timur heisst, dass Boka Timur im Dschihanguscha im Geleite Batu's bei der Thronbesteigung Ogotai's erscheint, während nach Abul Ghasi Tokai Timur als Regent in Kipdschak zurückgelassen ward. Hierauf folgt bei Haider die Aufzählung der Chane der weissen Horde: 1) Menkai, 2) Sasi Boka, 3) Eideren Ben Sasi, 4) Tschitschai, Sohn Eideren's, 5) Urus Chan, Sohn Tschitschai's, 6) Tokatmisch Chan. Im Munedschimbaschi [414] (auf der kais. Hofbibliothek Bl. 397) heisst 1) Sasi Boka der Sohn Tuli's, des Sohnes Orda's; ihm folgt, 2) Ebrsan, der Eideren Haider's, 3) Mubarek Chodscha, 4) Schintai, der Tschitschai Haider's, 5) Urus Chan. Hierüber ist zu bemerken, dass in den Geschlechtstafeln bei Reschideddin unter den Söhnen Orda's kein Menkai vorkömmt, welcher nach Haider's Angabe, sowie Tuli nach der Munedschinbaschi's, der Vater Sasi Boka's gewesen sein soll; nach Reschideddin war Sasi Boka der Sohn Pajan's, des Sohnes Kubindschi's, des Sohnes Sertaktai's, des Sohnes Orda's, so dass er der Ururenkel Orda's und nicht der Enkel desselben gewesen, was wohl als das richtigere anzunehmen ist. Im Abul Ghasi (S. 99 der Textausgabe) erscheint Tokatmisch als der Sohn Chodschaoghlan's, des Sohnes Tukkul's, des Sohnes Saritsche's, des Sohnes Us Timur's, des Sohnes Tokai Timur's, des Sohnes Dschudschi's.
Auszug aus Wassaf über den Ulus Dschudschi's.
Erwähnung der Länder Dschudschi's.
Als Dschudschi vom Dienste Tschengis Chan's zurückkehrte, so ereignete es sich alsbald, dass er wider seinen Willen zur Reise in's andere Leben, welches die eigentliche grosse Reise ist, aufbrach. Es blieben von ihm sieben Söhne[762] zurück, als eben so viele Planeten am Himmel der Chanschaft, und die Person des Reiches war gleichsam aus sieben Gliedern zusammengesetzt. Hordu, Batu, Berestai, Schekut, Berke, Berkedschar, Buka Timur. Von ihnen war Batu, ausgezeichnet vor seinen Brüdern durch Genius seines Wesens, Gerechtigkeit seines Benehmens und Freigebigkeit seiner Anlagen, der Erbe der Länder des Vaters. Vier Distrikte (Hesare) der Krongüter Dschudschi's, Gesek, Esan, Osek, Alghui, welche zusammen mehr als neun Tomane (Landes) ausmachten, untergab er der Aufsicht seines älteren Bruders Hordu; der Sammelplatz der Heere Batu's waren die Distrikte am Itil (Wolga). Er unternahm den Bau einer Stadt, deren Ausdehnung weit wie das Feld hohen Unternehmungsgeistes und diesen Fröhlichkeit sichernden Ort nannte er Serai.
Obwohl er der christlichen Secte folgte, deren Beistand und Hülfe Vernunft zuwider ist, so neigte er sich doch auf keine Seite der verschiedenen Secten hin, und war weit [416] davon entfernt, an einer derselben halsstarrig zu halten, als das Feld der Welt durch die Thronbesteigung dieses Siegelringes der Zeiten zum Rosenfeld und das Auge der Welt durch die Lichter seiner Gerechtigkeit erhellet worden, als Zeit und Raum diese beiden Verse declamirten:
Bei dem zweiten Kuriltai kamen die Prinzen darin überein, dass der Säbel mit Grimm wider die Köpfe der Anführer der Russen und Assen geführt werden solle, welche den Fuss der Feilheit in die Reihen der Widersetzlichkeit gesetzt. Von den Prinzen Mangu Kaan's wurden Kajuk, Kadachan, Kurgan, Turi, Paidar, Hordu, Tangut, welche letzte beide am Tage der Schlacht festen Fusses standen, und Basintai Behadir zu dieser Unternehmung bestimmt. Sie setzten sich zur Zeit, als der Frühlingswind in voller Kraft wehte:
in Bewegung. Die Heere kamen an der Gränze Bochara's zusammen und zogen wider Russland aus:
Sie eroberten die Stadt Moskau, gefüllt mit einem Heere zahlreicher als Heuschrecken, zanksüchtiger als Fliegen, und das sich bei der Wehr zusammennimmt, plünderten und mordeten nach ihrer Gewohnheit. Sie schnitten die Ohren der Erschlagenen ab.
Man zählte 270,000 abgeschnittene Ohren.
Die Prinzen und grossen Fürsten und siegreichen Freien waren
wunschbefriedigt und die Engel sangen dazu:
Als sie zurückgekehrt, hatte Batu Lust, wider die Kelaren und Baschkirden, welche die christliche Religion befolgten, aufzubrechen. Als die Heere des Winters, aus Furcht vor den Dolchen der Neider, das Gesicht abwandten, und die Rosen sich, wie das Glück der Glücklichen, mit hundert offenen Gesichtern zeigten und die Nachtigall mit bestimmtem Schall:
ging der Prinz, der das Glück gefunden.
Er zog, fest wie Schlösser, mit 40,000 Reitern, deren jeder die Stütze eines mächtigen Heeres, in's Feld. Zur Zeit, als die beiden Heere auf einander trafen, trennte sie ein Fluss mit steilen Ufern. Batu sandte seinen Sohn mit einem Tomane Heeres, um über den Fluss zu setzen, und er selbst besetzte einen Hügel und betete demüthig vor der Majestät Gottes, des absoluten Gnadenverleihers, mit einem Herzen, brennend wie die Lampe dessen, der die Nacht durchwacht, und mit einem Hauche, kalt wie der des Morgens. So brachte er die Nacht bis an den Tag hin; am andern Tage, als der einpferdige Chosroes der Welt frohe Nachricht gebracht, und auf dem Degen (Rücken) der Berge das Rad (der Sonne) sichtbar gemacht, reihten sich beide Heere zur Schlacht. Sertak fiel den Feind mit einem Toman stürmend an, und die anderen auf dem Hügel aufgestellten Heere rannten wie ein Gürtel von der Höhe nieder; gleich niederstürzendem Loose, welchem nichts zu wehren im Stande, wandten sie ihr Gesicht gegen das feindliche Lager, und zerstückten mit ihrem Säbel die [418] Zeltstricke wie den Strick der Freundschaft der Verbrecher. Furcht und Schrecken bemächtigten sich der Einwohner von Kelar, die Waldteufeln glichen; die meisten derselben wurden ein Frass des Schwertes und der Hyänen, und so wurde auch dieses Land den Schwesterländern beigesellt. Im Jahre 653, als Mangu Kaan ein Kuriltai hielt, wurde Sertak zum Dienste des himmelhohen Thrones gesandt. Ehe er zurückgekehrt, hatte sich Batu von der Braut der Chanschaft dreimal, d. i. unwiderruflich, geschieden und Sertak, mit Gnaden und Gunstbezeugungen überhäuft, kehrte in die Residenz zurück, und ohne sich lange aufzuhalten, ward er zur Abreise (aus dieser Welt) gezwungen. Vermög des Befehles Mangu Kaan's übernahm Berakdschin Chatun, welche die grösste der Frauen, die Sorge für die Beförderung der Reichsgeschäfte, und erzog hiezu den Ulaghdschi, den Sohn Sertak's; doch auch Ulaghdschi
Berke Aghul erhielt die chanische Krone, dessen Heere sich zu wiederholtenmalen mit denen Hulagu's schlugen, und als die Chanschaft an Mangu Timur gekommen, war diess der Fall mit den Heeren Abakachan's, wie diess schon oben vorgekommen.
Auszug aus Wassaf über den Krieg zwischen Hulagu und Berke.
Erwähnung der Ursachen der Bewilderung, welche zwischen Hulagu Chan und Berke Aghul statt gefunden.
Zur Zeit, als der welterobernde Padischah Dschengis-Chan alle Könige und Länder der Welt beherrschte und besass und dieselben seinen vier Söhnen Tuschi, Tschagatai, Ogtai und Tuli vertheilte und zumass, als er die Orte und Horte auf allen vier Seiten bestimmte, wie es seinem Scharfsinn gut dünkte und seinem durchdringenden Genius ziemte (die umständliche Theilung der Länder und Gebiete ist in der Geschichte Dschihanguschai ausführlich beschrieben), wurden dem Dschagatai die Stationen und Regionen von den Gränzen der nigurischen Pässe bis nach Samarkand und Bochara zugetheilt, und sein gewöhnlicher Aufenthalt war in der Nachbarschaft von Almaligh. Ogotai, welchen der Vater bei seinen Lebzeiten noch zum Nachfolger bestimmt hatte, residirte an den Gränzen von Imil und Kobak, welches der Chanschaft Thron und der Nabel des Reichs. Tuli besass die Jurte, welche an die Chatai's stiessen, und von Kialik und Chuaresm, von den äussersten Gränzen von Saksin und Bulghar bis an die Gränzpässe von Derbend und Baku, war Alles auf den Namen des ältesten Sohnes Tuschi geschrieben. Hinter Derbend, welches insgemein das eiserne Thor heisst, war das [420] Winterquartier seiner Heere, von wo dieselben bis Arran streiften, und Arran und Aserbeidschan gehörten noch zu ihren Ländern. Die Ursachen, welche Stoff zum Streit herbeiführten und die Zwistigkeit schürten, sind die folgenden: Im Winter des Jahres 662 (1263), als der Goldschmied der Allmacht die Flüsse von Derbend mit Silberplatten überzogen, und der Kirschner des Winters nach dem Maasse der Hügel und Haiden denselben Hermelinkleider angezogen, als die Oberfläche des Flusses auf die Tiefe eines Lanzenfusses gefroren wie Bein und Stein, ging auf Befehl Berke Aghul's ein Heer von Mongolen, die unreiner als Wüstenteufel und Ghulen, und deren Schaaren zahlreicher als die Tropfen des Regens waren:
über den gefrornen Fluss wie Feuer und Wind geschwind. Von dem Gewieher und Geklirre ihrer Pferde und Truppen war die Zauberin der Erde voll rollender Donner und leuchtender Blitze; im flammenden Feuer des Zornes kamen sie bis an die Ufer des Kur (Cyrus). Hulaguchan ging ihnen zur Abwehrung des Funkens ihres Bösen mit einem Heere entgegen:
In dem Treffen wurden sie geschlagen und zogen sich alsogleich zurück:
Im Passe Baluje standen sie abermal zur Schlacht. Es froren die Füsse dem Boden an, und im Heere Berke's hielten Klein und Gross, Mann und Ross aus, bis dass sie alle erschlagen, und die Andern, besiegt, die Zügel der Flucht davon getragen. Hulagu erlaubte den Heeren [421] nicht, zurückzukehren, bis sie nicht über den gefrorenen Fluss gesetzt.
So wurden von Tag zu Tag die Stationen der Rebellen die Lagerorte des ilchanischen Heeres. Sie schlugen auch den Weg friedlicher Unterhandlung und Ausgleichung ein, und thaten die Hand der Verlängerung auf, bis sie das ganze Land von den Nachtheilen der Usurpation gereinigt und die Uebermacht der Fremden daraus verbannt.
Sie trieben sie in die Enge und verfolgten sie durch einige Stationen Länge. Als der feindeverbrennende Padischah mit seinem glücklichen Lager herangenaht, gab er den Befehl, die Genossen Berke Aghul's, welche zu Tebris im Besitze von Reichthum und Waaren, mit Handel und Wandel beschäftigt waren, hinzurichten und ihre Güter in dem Schatze aufzuschichten. Viele derselben waren blos Commissaire, in deren Händen die Capitale und Güter ihrer Principale geblieben waren. Berke Aghul, um Gleiches mit Gleichem zu vergelten, liess die Kaufleute der Länder des Chans tödten und legte ihnen auf diese Weise das Geschäft. Der Weg der Gehenden und Kommenden, das Reisen der Kaufleute, war nun auf einmal, wie das Geschäft der Verdienstvollen, gesperrt und die Teufel der Unruhe waren der Flasche der Zeit entsprungen. Indessen hatte Kublai Kaan einen Gesandten gesendet und die Dinge Bochara's anders gewendet. Von sechzehn Hesaren, welche zu Bochara lagen, waren fünf dem Batu anhänglich, drei der Frau Kutibeg, der Mutter Hulagu-Chan's, und die übrigen dem Ulugh Kul, das ist dem grossen Delai, welche jedem der Kinder Tschengis-Chan's, die von dem Throne der Chanschaft Besitz nähmen, zu Befehl. Diese fünf Hesare führte Batu in das Feld und las ihnen von den Klingen der [422] Schwerter, welche die Bothen des Todes, des rothen, ihr Todesurtheil vor. Ihrer Güter, Weiber, Söhne wurde nicht geschont. Da die Regel des Spruches:
in der Ansicht der Vernünftigen gegründet ist, so breitete auch Mengu Timur, der Sohn Berke Aghul's, welcher nach dessen Tode dessen Stelle vertrat, wider Abaka Kaan den Teppich der alten Widerspenstigkeit auf, und es hatten zwischen ihnen zu widerholtenmalen Streitigkeiten und Zwistigkeiten Curs und Lauf. Einmal wurden 30,000 Reiter, säbelschärfende, lanzenwerfende, zur Zeit ihrer Rückkehr über den Fluss wie zerbröckeltes Eis aufgerieben und in den Abgrund getrieben und das Resultat ihres Lebens auf die Platten von Eis geschrieben. Als nun der hohe Abaka Chan mit der Menge ihrer Heere und ihrer Kühnheit näher bekannt, zog er gegen Derbend eine Mauer durchs Land, welche Sitab genannt, um diesen weltverwirrenden Heeren den Einfall und Einbruch zu erschweren. Diese beiderseitige Feindschaft bestand, und diese gegenseitige Huth und Scheelsucht hatte Bestand, bis Kendschatu, der Chan, im Land. Als Noghai der Erbe des Landes Mengu Timur's ward, wurde durch gegenseitige Gesandtschaften und Schreibenwechsel der Weg der Kaufleute und Handelsgenossen wieder aufgethan. Die Ursachen des Heiles lagen in dem Plan; das Land Arran fing durch die Menge von Wagen und Zelten, von Pferden und Schafen Wogen zu schlagen an und dieser Länder Waaren nach einigen Jahren wieder an zu gebahren.
Auszug aus Wassaf über das Papiergeld.
Erläuterung der Ursachen, welche die Einführung und Vernichtung des Papiergeldes (Dschaw) herbeigeführt.
Der von ewig her bestehende Spender der Nahrung und der allweise Schöpfer (geheiligt seien seine Eigenschaften!), welcher die Bewohner der vier Wände der Naturen der Menschheit und die Eingekerkerten der sechs Richtungen irdischer Körper bald ohne Anlass geleisteten Dienstes durch den Ausfluss seiner, keinen Dank ansprechenden Gnaden bestimmt, und bald ohne vorhergehende Schuld seine Geschenke und Spenden zurücknimmt, Er dessen ewige Wissenschaft: Koranstext:
das vollkommenste Gemälde der Herrschergrösse ist, wollte es so, dass nach der Begebenheit (der Thronbesteigung) Arghun-Chan's in alle Herden der Mongolen eine Seuche fiel, welche sie in ihrer Sprache Jut nennen. Aus diesem Anlass fehlte es den meisten Truppen zu Bagdad, Mossul, Diarbekr und Chorasan an den nöthigen Lastthieren und in dem Schatze war durch die Veränderung der Chane und Vergeudung des Goldes an die Truppen nichts zurückgeblieben; [424] diess war der zweite Unglücksfall; dazu kam noch drittens, durch die angeborne Huld und natürliche Freigebigkeit des Vorsitzes der Welt und der Zeit, um die Völker zufrieden zu stellen und um Nothdurft zu stillen, ein Ausgabenüberschuss und Gnadenüberfluss; das vierte war die wenige Achtung des Ilchan's für Geschenke und Gaben und seine Verachtung der Oeconomie[764], d. i. des Besitzes in beweglichem und unbeweglichem Gut[765], an Geld und Vieh, und das Sprichwort sagt: „Die Fünf findet sich in den Fünfzig.“ Er hatte in der Zeit von zwei Jahren, während welchen der Welt Vorstand der Wissenschaft und Herrschaft vorstand, gegen fünfhundert zu Leihe genommene Tomane mittels rother Fertigungen an die Herren der Anweisungen übertragen, so, dass die grossen Fürsten diese Sache endlich gewahr wurden. Eines Tages hörte man von dem Munde des Herrn (des Grosswesirs) folgende Worte: „Seadeddewlet hat zur Zeit, als er die Geschäfte der Länder förderte und tausend Tomane in dem grossen Schatze bereit lagen, und die stärkste Veranlassung zu dieser Zusammenhaltung Arghun-Chan's genaue Verwaltung gewesen, die Einkünfte und Ausgaben der Finanzen ohne rothe Fertigung[766] besorgt und für die Verproviantirung des Heeres und alle Erfordernisse der Küche, des Lagers und der Frauen gesorgt, und so habe der Ilchan in der kurzen Zeit von vierzig Jahren vom Jurt Dilbertschin bis nach Kiawbasi ein und vierzig Tomane für die Frauen, Pagen und Vertrauten der Majestät hergegeben.
Zur Zeit Abaka-Chan's und Sultan Ahmed's waren für die ganzen Kosten der Küche nur vierzig Tomane bestimmt und doch waren die Verwalter und Küchenaufseher[767] nicht sicher vor dem Tadel der Tadelnden und dem Spotte der Spottenden und dem Schimpfe der Schimpfenden. Zur Zeit (Unserer) den Tag vermehrenden Regierung haben Wir hundert fünf und sechzig Tomane auf diese Weise an goldenen Verwendungen ausgetheilt, und dennoch rufen sie immerwährend: Wer gibt mehr? Die Prinzen und Prinzessinnen geben immer neue Wünsche kund und schliessen, gegen einander rechtend und spiegelfechtend, nicht den Mund.“ Der Zweck dieser Prolegomenen ist, dass der Schatz auf alle Weise für den Bedarf baaren Geldes[768] bedurfte, dass die Einkünfte der Länder in einem Jahre 1800 Tomane, die bestimmten Ausgaben 700 Tomane betrugen und dass der Rest für die wichtigsten Geschäfte des Reiches, für die Gaben und Geschenke des Padischah nicht hinreichte. Der Herr des Diwans befahl, die Auflagen der Länder, besonders der von Bagdad und Schiras, welche der Gürtel des Reiches, zu läutern[769]; doch der Ueberschuss der Ausbeutungen des Dieners (des Grosswesirs) gab für die Majestät, auf deren Weberstuhl der Einschlag gestreifter Kleider steht, so viel aus, als der arabische Spruch:
und durch diese Massregeln der Läuterung wurde der Verwirrung der Finanzen nicht abgeholfen. Da befand sich Aseddin Mosaffir Ben Mohammed Amid, dessen hässliche Gestalt, dessen geschminktes Gesicht, dessen gebrechliche Constitution und schändliches Naturel ein Muster seiner Sitten und Eigenschaften war, im Lager an der Seite der Majestät und des Grosswesirs, als dessen Berather und leitender [426] Vater. Er war's, der die Mühle des Betruges in den Gang gebracht, der mit Hoffnung und Furcht denselben kirr gemacht. Aus Eingebung schlechter Seele, welche, allen Geschäften des Menschen feind, als das Gegentheil des ursprünglichen Guten erscheint, wollte er seinen schlechten Namen bei den Weltbewohnern einfassen in einen ewigen Rahmen, damit er auf der Erde bis zu dem Tage der Auferstehung das Ziel der Pfeile des Fluches und des Spottes aller Menschen werde. Er stellte vor: „Es fehlen zur hinlänglichen Aufbringung der Gelder die Quellen; sei es im Schlimmen, sei es im Guten, bedarf der Schatz Gold für seinen Bedarf. Die Ueberschüsse der Einkünfte sind Heu und Spreu[770], und Anlehen zu machen, gehört künftighin zu den schwierigsten Sachen. Wenn es sich darum handelte, schnell das Heer zu rüsten und beritten zu machen, würde es schwer halten in allen Sachen, und das tändelnde und schändende Gerede der grollenden Feinde, die schnell und hart daherfahrende Fehde daimonischer Männer, von denen jetzt keine Rede, würde sich breit machen; die Bemühungen und Bestrebungen, welche dermalen gäng und gäbe, um die Spalten des Reiches zu verdämmen und um durch rechtliche und wohlthätige Gesinnung alles Unrecht zu hemmen, würde ein Ende nehmen, und wollte man (was jedoch nicht unmöglich anzunehmen) öffentlich die reinen Wasser mit Steuern belegen, oder neue Vergantungen[771] und schwere Strafgelder den Unterthanen zumuthen und auflegen, so würde dieses die Gemüther erbittern und das Land würde verwittern. Eine Maassregel, welche, vor allem Angriff vor Verschwärzern geschützt, schnell zur Herstellung alles Verfalles nützt und mannigfaltigen Nutzen umfasst und besitzt, ist mir so in den Sinn gekommen, dass man, wie in den Ländern des Kaan, auch in denen des Ilchan das Scheingeld, statt Silbers und Goldes, in Umlauf setze, damit dadurch die Thore des Verkehres geöffnet würden, damit das Geld ganz in den Schatz [427] einlaufe und Schaden und Verlust keinen Menschen treffe auf Erden.“ Nach diesen vorausgeschickten eingebildeten Gründen trugen der Herr des Diwans und Bulad Dschinksanek, der Gesandte des Kaans, das Wort vor. Da diese Maassregel dem Aeussern nach den Reichthum vermehrte, die Magazine der Kaufleute leerte, den Armen und Elenden Beruhigung gewährte, so schien dieselbe Anfangs denen, die darüber nachdachten, erspriesslich und gut. Der Ilchan erliess ein Diplom, befehlend, absolut und entscheidend, kurz und gut, dass man auch in den übrigen Ländern nicht mehr mit baarem Gelde Handel und Wandel treibe, sondern dass man überall die Webung goldener Kleider abschaffe und nur soviel davon gestatte, als für das Kleid des Padischah und seiner nächsten Umgebungen erforderlich sei, dass man sich nicht mit Verfertigung goldener und silberner Geschirre und mit keiner Kunst, welche Vergeudung des Goldes und Silbers mit sich führe, befasse, dass man die Goldschmiedekunst und die Silberarbeiterei der Gesichtsfarbe und dem thränenden Auge der Verliebten überlasse; kurz, durch die Einflüsterung und Verführung, Verlockung und Versuchung dieses Unholdes und gespenstischen Koboldes, der seinen Herrn auf diese Weise schändete, geschah es, dass er in alle Länder, in's arabische und persische Irak, nach Diarbekr, Rebiaa, Mossul und Miafarakein, nach Chorasan und Kerman und Schiras einen grossen mit diesem Geschäfte beauftragten Emir sandte, und dass überall eine Fabrik solchen Scheingeldes errichtet, dass Verwalter, Schreiber, Schatzmeister und andere Beamte dabei verwendet und überall grosse Summen zur Verfertigung des Scheingeldes gespendet wurden. Durch die Verlautbarung dieser Geschichten wurden die Völker in den Reif des Erstaunens gezwängt und blieben in demselben ohne Seele beengt.
Die Gestalt und Form des Scheingeldes Dschaw war diese: Ein länglichtes, viereckiges Blatt Papier mit einigen chinesischen Worten beschrieben, in denen immer Fehler geblieben[773]; ober diesen chinesischen Worten stand auf beiden Seiten:
„Es ist kein Gott als Gott, und Mohammed ist sein Prophet!“
Dieses war das Gepräge dieses Silberblattes, der Juwelenknoten dieses Perlenstates, das Tughra dieser Befehle und das Amulet dieser Kehle; unter demselben war geschrieben: Iritschi Turitschi, auf Chinesisch (uighurisch), d. i. Sobald es angekommen, sei es für bleibend angenommen! In der Mitte war ein Kreis beschrieben, der aber ausser dem Mittelpunkt ruhiger Ansicht liegen geblieben; dabei war der Werth des Papieres von einem halben Dirhem bis zehn Goldstücke, und dann in Schrift das, was folget, geschrieben: „Der Padischah der Welt hat im Jahre 693 (1293) eingesetzt dieses gebenedeite Papiergeld; es soll cursiren in Ländern allen; wer es verfälscht oder verändert, sei mit Weib und Kind der Todesstrafe und sein Gut dem Fiscus verfallen.“ Nach Schiras war ein Patent dieses Papiergeldes, das, sehr ausführlich und lang, eingebildete Fragen aufwarf und die Antworten darauf aufdrang, gekommen. Ein Exemplar desselben ist noch in den Händen und es wäre unnütz, darüber noch mehrere Worte zu verschwenden. Das Wesentlichste seines Inhaltes ist: „dass, sobald das gebenedeite Papiergeld Goldes statt, wie die Thränen der Verbannten Lauf gefunden hat; so wird Armuth und Dürftigkeit und Schaden und Elendigkeit verschwunden sein unter den Söhnen der Zeit, Korn und Getreide wird zu haben sein in Wohlfeilheit, und Arme oder Reiche sind dann einander gleich.“ Die Dichter und Trefflichen der Zeit haben zum Lobe des Papiergeldes nach der Eingebung ihres Genius dem Padischah und dem Herrn [429] des Diwans lobend die Resultate ihrer Gedanken geweiht; als eine Probe von diesem Lobe ist das folgende Distichon aus einem Bruchstücke eines der Trefflichen hier eingereiht:
Es erging der Befehl, dass alle Künstler und Handwerker, welche Gold und Silber in ihren Arbeiten verarbeiten, dasselbe aus dem Hause, wo das gebenedeite Papiergeld ausgetheilt ward, erhalten, dass Alle, welche als Befehlshaber Länder verwalten, nach ihren Verdiensten ihre Besoldungen und Bezahlungen dort beziehen sollen, dass das alte abgenützte Papier dorthin gelangen, und der Bringer für den Gehalt von zehn Dinaren alten Papiergeldes neun Dinare neues empfangen soll, dass die Kaufleute des persischen Meeres, welche in fremde Länder handeln und wandeln aus dem Schatze Gold erheben und dafür ihr Papiergeld abgeben sollen, vorausgesetzt, dass dabei der Weg der Behutsamkeit beobachtet und ihre Erlaubniss und Befugniss von Nowaben und Aufsehern des Diwans gehörig betrachtet und erachtet worden sei. Verfügungen dergestalten waren in diesem Patente enthalten.
Wenn (wovon das Gegentheil nicht zu denken) diese Bedingungen nicht schon von Grund aus schlechter Art, wenn mittels der Umwälzung der Zustände, der Uebertragung der Herrscherkräfte und Veränderung der Geschäfte, diese Befehle von allem Fehle beschützt und bewahrt geblieben, wenn die Leute ohne Widersetzlichkeit und Blödigkeit, dasselbe zu nehmen und zu geben und den Lauf desselben zu gewähren, willig gewesen wären, so wäre es möglich gewesen, dass einige dieser präliminären Verfügungen gekommen wären zu eines Resultates Ehren; allein, wie man diess immer aus dem Gesichtspunkte der Vernunft und der [430] Analogie betrachtet, so ist dieses eine Maassregel, nicht verwaltbar und (auf dem Spitz ein Kegel) nicht haltbar, besonders da der Zweck dieser Einbildungen ganz und gar kein andrer war, als die Schätze des Padischah zu erneuen und die der Unterthanen zu zerstreuen.
„Zu bewahren des Moslim's Gut, ist Pflicht,
wie zu bewahren des Moslim's Blut.“
In der practischen Philosophie ist durch Beweise festgesetzt, dass das Gold von Gott, als die kleine Gesetzgebung, eingesetzt; dass dasselbe den Werth der Sachen bestimmt und die Ordnung der Welt in Anspruch nimmt; dass ein kleiner Theil desselben eine grosse Menge anderer Sachen vertritt, deren Transportirung und Verführung sehr schwer und vielen Ungemaches nicht leer; dass wegen seiner inneren Festigkeit und Trefflichkeit dasselbe vor aller Gefahr der Vernichtung geschützt; dass es nicht durch Wasser, nicht durch Feuer, nicht durch Schneiden und Stossen verwundet wird und abgenützt. Diese Bedeutung bedarf keiner Erweiterung und Erläuterung,
„Diess ist Erforderniss mündiger Weisheit.“
Die Nothwendigkeit und Dürftigkeit ist's, welche demselben Adel verleiht;
„Für der Welt Wunden ist das Pflaster im Golde gefunden,“ ist ein bekanntes Sprichwort;
Wenn der Schreiber (dieser Geschichte) die Gleichnisse und seltsamen Einfälle, welche die Wohlberedten Arabiens und Persiens über die Eigenschaften, den Nutzen und das Lob des Papiergeldes geschrieben, und die ihm im Gedächtniss geblieben, aufgeschrieben hätte, so hiesse dieses Buch die goldene Kette[775] oder die unvollkommene Erreichung des [431] Zweckes. Würde aber mit diesen Lobsprüchen das Gold zerstieben, woraus würde man denn verfertigen die Kronen mächtiger Sultane und Reiter, die Ohrgehänge, Armbänder und Knöchelringe der Schönen, welche den sich blähenden Busen gewärtigen? und wie könnte denn, mit dem papiernen Geld, die frische Rose, welche freudig die goldene Scheibe in der Faust und Goldbarren (die Staubfäden) im Busen verborgen hält, wie könnte sie die Wange des Windes anlachen? und wie könnte die Blüthe ohne Silber sich einen Schatz für ihr Alter zur Hülfe wider das anrückende Heer des Frühlings machen? Die trunkene Narcisse ist bemüht, im Zauberschlafe mit dem Traume des Goldes ihr sehnendes Auge zu färben, und im steinernen unbarmherzigen Herzen des Berges stocken die Blutadern (die Rubinen) aus Begierde, sich von der goldausstreuenden Sonne Einiges zu erwerben. Wie könnte das Gold einem Stücke Papier sich vergleichen? wie könnte den Werth von jenem dieses erreichen, welches durch einen Funken aufgeht in Rauch und wie die Töchter der Luft (die Dämpfe) davonfliegt bei des Windes geringstem Hauch, welches durch einen Tropfen Thau wird des Wassers Raub und im Staube wird zu Staub? Die Prahlerei kannte keine Gränzen mehr, und durch die Vergleichungen und Herausstreichungen ward die Traurigkeit immer mehr und mehr. Im Silkide d. J. 693 (1293) kam das Papiergeld zu Tebris in Lauf und vermöge der Herzensknoten und den Maassregeln von der Vernunft geboten, begann man sogleich, um seine Seele zu schützen und um etwas zu besitzen, mit Speisen und Waaren niedrigen Handel und Wandel. Binnen drei Tagen war Tebris, welches das kleine Kairo hiess, wie der Beutel der Geduld der Sehnsüchtigen leer; im Lande war kein Glanz und keine Freude mehr, und die Brust der Sicherheit und Rechtlichkeit hatte nicht Fett noch Schmeer. Die Laden und Gassen waren wie öde Häuser verlassen und geleert, die Thore des Handels und Wandels waren versperrt. Verkaufte man den Man Brotes um Einen Dukaten, so glaubten die Käufer, dass sie gewonnen, und die Verkäufer, [432] dass sie verloren hatten. Ein Freund erzählte mir vom Blitze der Witze jener Gegend, was folgt: In dieser Umstände drängender Gefährde stand ich gaffend zu Tebris auf dem Markte der Pferde. Die Verkäufer schlugen ein Pferd, das um fünfzehn Goldstücke doppelt bezahlt gewesen wäre, schlugen dasselbe, fortgezogen durch der Begebenheiten Wogen, um hundert und fünfzig Dukaten Papiergeldes an, und der Käufer, aus Freude über den grossen Preis, lief herum im Kreis, um durch diesen Reigen gleichsam die Bewegung des Pferdes zu zeigen; dann bestieg er einen Gaul, tummelte denselben nicht faul, bis er aus den Augen verschwand. Seine Abreise war zum folgenden Verse der Realcommentar:
Der Lärmen und das Getöse, der Saus und Braus der Nationen stieg bis an den Gürtel der Constellationen; die Befehlshaber und das Heer hatten keine Geduld mehr, das gemeine Volk flehte am Freitag in der Moschee mit klagendem Gebete; es verlauteten die Klagen über die Ungerechtigkeit, womit sie geschlagen. Sie verfluchten den Aseddin Mosaffir mit allen denen, welche zu dieser Neuerung und Theuerung das Gleiche beigetragen:
Spruch der Ueberlieferung: „Wer schlechte Sitte eingesetzt, dem wird sie bleiben als Last bis an den jüngsten Tag.“
Sie wollten ihn mit seinen Einverstandenen erschlagen. Sie flohen aus dem Kreise und nahmen mit ihrer Seele bösen Namen mit auf die Reise. Die Trefflichen und Dichter der Zeit waren, ihn mit Spottgedichten zu durchgeiseln, bereit; so sagte Einer derselben, als er den Namen Amidol-mülk, die Säule des Reichs, angenommen:
Auch das folgende Bruchstück reimte Einer:
Zu Schiras wurden fünf Tomane Goldes in Sachen des Papiergeldes ausgegeben. Da das Papier, in welchem das Capital der Männer von Verdienst bestand, auf vierzig Weisen ging von Hand zu Hand, so hätte der, welcher heimlich von den Nowaben der Papierfabrik einen Teller Goldes hätte erwirkt, spurlos wie das Gold sein Dasein verwirkt. Zu dieser Zeit wurde an einen Bruder der Reinigkeit (an einen guten Freund) wie es scheint, das folgende Bruchstück verfertigt und in der gehörigen Form abgefertigt: „Der Sicherheit Kiel laufe auf dem Blatte der Wohlfahrt für NN. zum Ziel! und Gott helfe Dir, wo Du immer sein mögest, gleichviel! Der aufrichtige Wohlwünscher und ganz eigene Sehnsüchtige legt gleich der Feder den Gürtel freundschaftlicher Liebe um die Mitte an; er hat den Mund zu wohlduftendem Preise und eröffnendem Wunsche aufgethan, und stellt das Gesicht reinen Verhältnisses weiss und klar mit Schriftzeichen der Aufrichtigkeit folgendermaassen dar: Das offene Feld der Sehnsucht nach dem Umgange mit dem Freunde, dem vertrauten, welcher süsser als das gewöhnliche Leben, hat sich Perlen gleich so ausgebreitet, dass es unmöglich ist, die Länge und Breite dieses [434] Feldes mittels der Messkunst des zweizüngigten Kieles und mittels der Quadratfläche des zweigesichtigen Papieres,
„Dieses ist heut in der Welt eben so wenig zu finden als der Ambra,“
auszumessen. Schon geraume Zeit ist's, dass die goldenen Papageien der Federn, welche das Wort ausschreien:
„Mittels der Federn werden die Länder regiert,“
von der Moschustränke der Gnaden des Tintenzeuges dem weissen Silbersitze der Gärten der Wörter nicht zugeflogen, und dass die Gesandten freundschaftlicher Anzeige aus dem Kairewan des Westens nach dem Lande des Südens Botschaft bringend ausgezogen. Wenn das Gemüth Gedanken und ihren Ausdruck flieht, so muss der Kiel der Denkkraft auf eingebildetem Blatte weilen oder die rothe Thräne die Schwärze des gekränkten Auges heilen. Es wird erwartet, dass einige Blätter jener Art, von welchen allein vor diesem Freund die Rede (einige Blätter Papiergeldes) wie Blätter der Bäume voll Glanz, wie Busen der Schönen geglättet ganz, hell wie das aufgehende Licht und wie der aufrichtige Morgen, wenn er anbricht, die Klagen der auf den Kopf geschlagenen Feder stillen werden. Bliebe aber das Gesicht dieser begehrten Sicherheit in den Schleier der Verweigerung verhüllt, so ist dieses Stoffes genug, dass der trauernde Kiel der Klage über Unterdrückung nach dem Papierhemde der Bedrückten lange und das Gestöhne der kratzenden Feder bis zum Gipfel des Himmels Merkur's, des Schreibers des Himmels, gelange; dass der Kiel mit der Zunge Chakani's aus Schirwan, des Chakans der Bedeutungen, diesen Vers anwende:
und demselben sende.“ Als nun die Klage der Erde und der Stunde gedrungen zu des Himmels Runde, als die That und das Messer drang in die Seele ein und das Messer geschnitten bis an das Bein, als der Strom gelangt war zum Munde, stellten die Emire und Nuwianen einstimmig dem Herrn des Diwans vor: Wenn dieser Zustand noch [435] einige Zeit dauert; so ist aller Glanz der Länder aufgegeben, und es ist unmöglich die weitere Verwirrung zu heben:
„Willst du, dass man dir gehorche, so fordre nur das Mögliche!“
Da ergingen wirksame Befehle, dass man das Papiergeld abstelle. Gesandte gingen nach allen Seiten, um die Abschneidung des Bösen und Einkleidung dieser Maassregel einzuleiten. So ward durch Gottes, des Allmächt'gen, Gnade dieses ungeheure Unglück:
abgekehrt und den Gemüthern aller Völker Freude gewährt. Vornehme und Gemeine sagten:
„Gott sei gelobt und gebenedeit! Er hat von uns abgewendet die Traurigkeit; denn Er ist unser Herr, der Allen Alles verzeiht; Er liebet die Dankbarkeit.“
Seite. | Zeile. | ||
8 | 17 | v. u. statt | Recht lies recht |
9 | 9 | v. o. st. | Ocean l. Onon |
11 | 7 | –– –– st. | Sprache l. Aussprache |
13 | 8 | –– –– st. | vier l. vierzig. |
15 | 16 | v. u. st. | Gjawr l. Gjawe |
16 | 7 | v. u. st. | der l. das |
21 | 16 | v. o. st. | Begi l. Bigi |
24 | 2 | v. u. st. | Tschitschejan l. Tschitschegjan |
26 | 9 | v. o. st. | darnieder l. worunter |
27 | 17 | v. u. st. | geschossener Pfeile l. geschossenen Pfeilen |
32 | 9 | v. u. st. | Thronbesteigung als l. Thronbesteigung, zweimal als |
–– | 14 | v. u. st. | die Tataren l. der Tataren |
33 | 15 | v. o. st. | Karachetai l. Karachatai |
35 | 12 | v. u. st. | Minkburni l. Mankburni |
36 | 15 | v. u. st. | Sonne der l. Sonne des |
43 | 13 | v. u. st. | Temur l. Timur |
50 | 3 | v. u. st. | Mohakkah l. Mohakkak |
65 | 8 | v. o. st. | Von der l. An der |
70 | 16 | v. u. st. | am Berge l. vom Berge |
72 | 10 | v. u. st. | hatten l. herrschten |
75 | 13 | v. u. st. | Nami l. Nemi |
78 | 4 | v. u. st. | denselben l. demselben |
–– | 3 | v. u. st. | erlegen l. erlagen, st. ob denselben l. vor demselben |
–– | 2 | v. u. st. | derselben l. desselben |
81 | am Rand st. | Gemahlin l. Gemahlinnen | |
87 | 1 | v. u. st. | Journal II. l. Journal asiatique II. |
93 | 13 | v. o. st. | Weg zu l. Weg zur |
–– | 5 | v. u. st. | Schebehun l. Schebchun |
96 | 5 | v. o. st. | und um l. nur um |
102 | 11 | v. u. st. | dem Adlerneste, dem Hauptsitze l. das Adlernest, den Hauptsitz |
109 | 4 | v. o. st. | Chalweih l. Chaleweih |
117 | 14 | v. o. st. | Betekdschi l. Bitekdschi |
121 | 2 | v. o. st. | einer gleichen l. mit gleicher |
124 | 13 | v. u. st. | Intendanten l. Intendenten |
125 | 8 | v. u. st. | des Musters l. des Gründers |
163 | 4 | v. u. st. | by Naima l. by Neumann |
178 | 9 | v. o. st. | vor der l. von der |
180 | 9 | v. u. st. | Thierangels l. Thürangels |
185 | 7 | v. o. st. | Telbaschil l. Telbaschir |
186 | 11 | v. o. st. | Hama's oder l. Hama's und |
187 | 4 | v. o. st. | Quelle entsteigt l. Quelle entspringt |
–– | 18 | v. u. st. | Amrolkai l. Amrolkai's |
189 | 6 | v. o. st. | des Turbeysel l. das Turbeysel |
208 | 17 | v. o. st. | Mahribi l. Mahghribi |
211 | 17 | v. u. st. | Maillenschläger l. Mailleschläger |
214 | 15 | v. o. st. | nur vom l. nie vom |
214 | 13 | v. u. st. | nur eines l. nur der eines |
232 | 7 | v. u. st. | Ammer l. Aammar |
237 | 4 | v. o. st. | Betha's l. Batha's |
237 | 11 | v. o. st. | war ein Vergrösserer l. war ein weit grösserer |
239 | 7 | v. o. st. | Wenn nur das Glück wie die Beisitzer wäre, |
l. | Wenn mir das Glück wie Dir Beisitzer wäre, | ||
240 | 2 | v. u. st. | geistiger Dichter l. persischer Dichter |
241 | 3 | v. o. st. | Hamkjar l. Hemkjar |
242 | 18 | v. u. st. | Aasa l. Osa |
253 | 14 | v. u. st. | Ville Hardouin l. Villehardouin |
259 | 3 | v. o. st. | Mogholtei l. Mogholtai |
–– | 9 | v. o. st. | dem Herrscher l. des Herrschers |
261 | 12 | v. u. st. | Armen l. Arme |
262 | 1 | v. u. st. | Kuhdschu l. Kukdschu |
268 | 13 | v. o. st. | Ferjab l. Farab |
–– | 15 | v. o. st. | Ferjabi l. Farabi |
274 | 5 | v. u. st. | Kejanenen l. Kejanen |
–– | 17 | v. u. st. | Vasal l. Vassal |
276 | 12 | v. o. st. | Mewlane l. Mewlana |
280 | 2 | v. u. st. | nisadin l. nihaden |
283 | 8 | v. u. st. | Aufgestochenen l. aufgestochenen |
291 | 2 | v. u. st. | Suhuri l. Sughuri |
293 | 17 | v. u. st. | Mineddin l. Moineddin |
303 | 16 | v. o. st. | Mekka l. Mocha |
308 | 14 | v. o. st. | (der Oheim Abaka's) l. (der Bruder Abaka's) |
315 | 13 | v. u. st. | Buse l. Busse |
318 | 13 | v. u. st. | Denn stets l. Du stets |
320 | 4 | v. u. st. | nur diesem l. nur in diesem |
329 | 8 | v. o. st. | Zehrgnadenamt l. Zehrgadenamt |
345 | 10 | v. o. st. | mir nun l. mir nur |
–– | 14 | v. u. st. | Rumi's l. Rum's |
352 | 17 | v. o. st. | gleichzeitig mit l. gleichnamig mit |
365 | 8 | v. u. st. | und Feder und setzte l. und Feder, setzte |
367 | 5 | v. u. st. | beizustehn l. beizustehen |
374 | 15 | v. o. st. | einheimischer Herrscher Herrschaft l. einheimischer Herrschaft |
375 | 8 | v. u. st. | dass das l. dass sie das |
393 | 11 | v. u. st. | Derwische Fakir l. Derwische als Fakir |
Noch ist zu bemerken, dass durch ein Versehen der Druckerei die in eigenen Namen als lange geschriebenen ſ durchaus als kurze gedruckt worden, was ebenso wenig gleichgültig, als es im Deutschen gleichgültig ist Kreiſ' oder Kreis, reiſ' oder Reis zu schreiben. Mit lindem ſ sind also auszusprechen: Abulghaſi, Abderreſak, Aſerbeidschan, Aaſiſ, Bacherſ, Bediieſ-ſeman, Chuareſm, Chumiaſ, Chuſistan, Dsheſire, Dchuſistan, Erſendschan, Faſl, Faſluje, Firamurſ, Firuſ, Firuſi, Ghaſa, Ghaſali, Ghaſna, Hafiſ, Haſret, Heſar, Heſarsif, Irſi, Iſeddin, Jeſd, Kjarſun, Kjariſ, Kirgiſ, Kaſwin, Kiſil, Kotoſ, Legſi, Maſenderan, Merſeban, Meimundiſ, Merkeſ, Mobariſeddin, Moiſ, Moheſib, Moſaffereddin, Newruſ, Nimruſ, Niſam, Niſameddin, Oghuſ, Oneiſe, Ormuſd, Paiſe, Raſieddin, Rabſ (besser Rabdh), Sebſ, Sebſewar, Sekiſ, Schahdiſ, Schiraſ, Schirſad, Taſik, Tebriſ, Teguſ, Toghuſ, Tokuſ, Tschengiſchan u. a. m.
[1] Fraehnii de Ilchanorum seu Chulagidarum nummis Commentatio. Petropoli. 1831.
[2] v. J. d. H. 653 (1255) bis 754 (1353).
[3] Leurs fils actuellement s'imaginoient, qu'ils avoient été connus aussi autrefois sous le nom de Mogols. Rechideddin. Journal asiat.
[4] Des peuples turcs qu'on nomme maintenant Mogols, mais dont chacun anciennement avoit un nom particulier. Rechideddin. Journ. asiat.
[5] Be Moghol manende schude end, welche den Mongholen ähnlich waren, an dieselben mahnen, denn das persische Manende und das deutsche Mahnende ist eins und dasselbe.
[6] Dieser Umstand ist bisher allen mongolischen Geschichtschreibern, welche sich über den Ursprung des Namens der weissen und schwarzen Tataren den Kopf zerbrochen, entgangen.
[7] An anderen Orten heisst er Sungtai.
[8] Meters u rast gui.
[9] Reschideddin.
[10] Weg durch die Gebiete der Sunit Mongolen nach Timkowsky in Ritters Asien II. S. 356, auf D'Anville's Karte Souhit, bei Ssetsen Ssunid.
[11] Sekis Muran, bei Abulghasi sind die Namen derselben sehr verstümmelt, bei Reschideddin sind doch wenigstens vier derselben zu erkennen, nämlich die Irkut im Ikra Muran, die Oka im Aka Muran, die Biela im Tschaghlan Muran, d. i. Weissfluss, die obere Tunguska in Dschurdsche Muran (Dschurdsche ist der Namen der Tungusen), endlich die Ankara und der Kem (Jenisei), in den sie fällt, ganz unverändert.
[12] Das Christenthum desselben bezeugt Reschideddin ausdrücklich: daaweti Isa peighamber aleihi selam ba ischan reside we bedini wei der amedend, d. i. der Ruf (der Mission) des Herrn Jesus des Propheten kam zu ihnen und sie nahmen dessen Glauben an.
[13] Ueber das Land Tendum M. Polo's in Ritters Asien I. S. 248–256 nach Klaproth.
[14] Bei Ssetsen.
[15] Abika und Begtutmisch.
[16] Sijurkukteni, die Gemahlin Tuli's, war nicht die Tochter, sondern die Nichte Owang Chan's; bei Ritter I. S. 297 wird sie mit Turakina, der Gemahlin Ogotai's, vermengt.
[17] Unter denen die Kerait, Merkit, Uirat, Dschadscherat Tatar, Katkin, Durban, Saldschiut.
[18] Jeksarik oder Niksarit.
[19] Türken sind auch die Turkatun, eine Art Wachen, deren nur Abulghasi und nicht Reschideddin erwähnt, die Tilengut (Tekait), welche Reschideddin unter den Tataren, und die Mankut, die er mit den Nirunen aufzählt.
[20] Schmidt's Geschichte der Mongolen S. 227 und 372, und Ritter s. ebendas.
[21] D'Ohsson Hist. d. Mongols I. p. 22 notes und nach demselben Ritters Asien I. 439.
[22] Deguignes L. I. p. 26.
[24] Rubruquis und Timkowsky.
[25] Timkowsky's Reise nach China. Wien 1826. I. B. S. 228. 244. II. 14.
[26] Reschideddin führt dabei die folgenden Verse an:
[27] Schmidt's Geschichte der Mongolen S. 109.
[28] Ebend. S. 407. 408.; über Tschengischan's Begräbnissort s. Ritter I. 238. 482. 504. 506.
[29] Konghirat, Ikiras, Olkonut, Karanut, Kurlas, Kinkut, Ildschegin.
[30] Udawkai Jabudak.
[31] In Reschideddin Karawin, Haidun oder Hidun; bei D'Ohsson I. Caraoun Tchidoun u. p. 73 Caravoun Cabdjal.
[32] So heissen in der osmanischen Reichsgeschichte die engl. Bothschafter die Grosshirnichten oder Grossnasichten. Geschichte des osm. Reichs V. 532.
[33] Schmidt's Geschichte S. 107.
[34] In der Sprache der Naimanen, in der mongolischen Bekaul. Reschideddin.
[35] Binaketi; bei Ssetsen, der alle Daten der Geschichte Tschengischan's verwirrt, ist diese Geschichte in das Jünglingsalter Tschengischan's hinaufgerückt. Reschideddin.
[36] Diese Ringe hiessen Kur oder Kewr, was dasselbe Wort mit dem persischen Kaer, wie die Steingräber in Schottland heissen.
[37] Die chinesischen Quellen geben die Geburt Tschengischan's ohne alle Datenbestimmung des Monats und Tages um 7 Jahre zu spät an, im J. 1162; dieselben verdienen hierin weit weniger Glauben als Reschideddin, welcher seine Geschichte aus den mongolischen Archiven verfasst, und Wassaf, welcher die Berechnung der chinesischen Cyklen gibt und dann zu Ende der Regierung eine chronologische Uebersicht von Jahr zu Jahr beifügt.
[38] H. v. Ohsson sagt: Goulgan, dont on ne connoit que le nom; aber Reschideddin meldet, dass Gulgan's Sohn Kodscha nach seines Vaters Tod 6000 Mann erhielt, dass dessen Sohn Urdui ein Hofdiener Kubilai's war und dass Urdui's Sohn Abukian, weil er es mit Kaidu und den mongolischen Prinzen hielt, hingerichtet ward.
[39] Dschurdschtai und Dschawur – Urdschaten.
[40] H. v. Ohsson p. 419 kennt nur fünf: 1. Kutschi (Fudschin) begi, 2. Tschitschegjan, 3. Alakai, 4. Tumalin, 5. Ultalin, 6. Ilalu, diese fehlt bei D'Ohsson.
[41] Reschideddin.
[42] Derselbe im Hauptstücke der Söhne Jisukai's.
[43] Wassaf im Hauptstücke Tschengischan's.
[44] Bei D'Ohsson Schebourgha.
[45] Reschideddin im Hauptstücke von den Tataren.
[46] Bei Schmidt Torghan Schaain, bei d'Ohsson Scheburghan.
[47] Bei d'Ohsson p. 72 Kischlik und Badai.
[48] Örlök ist wohl Nichts als das türkische Erlik – Mannhaftigkeit.
[49] Bei Schmidt Torghon Schaara.
[50] Bei Schmidt S. 381 Muchuli.
[51] Bei Schmidt S. 381 steht Sso Mergen, die Dschurdschid (welche ein Zweig der Uirangkut), S. 87, wo Subutai Behadir statt der Uirangkute der Dschurdschid genannt.
[52] Die Bedeutung gibt Reschideddin.
[53] Bei Schmidt Chara Kiragho.
[54] Schmidt S. 89.
[55] Schmidt glaubt, unter den Vierfarbigen seien die Stämme der vier Uirat zu verstehen, unter den Fünffarbigen die anderen Mongolen.
[56] Köke Mongol.
[57] Jekta, bei Wassaf im Gegensatz der Ssu Monghol.
[58] Schmidt S. 95.
[59] Bei d'Ohsson S. 419 fehlt dieselbe, aber S. 111 wird sie Altunbegi genannt.
[60] Dschawut Kuri, auf chinesisch sagt Reschideddin Emiri moasem, d. i. Grossfürst.
[61] Owangchan, Herr eines Reichs; Padischahi jek mulk.
[62] Kojang übersetzt Reschideddin Padischahi jek nahiet, d. i. Monarch eines Distrikts.
[63] Wassaful-hasret.
[64] Schemschul-munschi.
[65] Wassaf.
[66] Die Jasa in Makrisi.
[67] The Shajrat ul Atrak. London 1838. p. 32.
[68] Noch heute im Arabischen: Muschar bil bunan.
[69] XXV. Wort Tschengischan's in Reschideddin.
[70] Von Lafontaine bei der Audienz eines kais. Gesandten einem Türken in den Mund gelegt.
[71] Mirchuand.
[72] The treaty made between Kurachar Noyaun and Changeez Khan. The Shajrat ul Atrak p. 367; und ebend. p. 381: The covenant renewed between Changeez Khan and Kurachar Noyaun.
[73] The Shajrat ul Atrak S. 354.
[74] Timur, der Sohn Emir Tharagai Nujan's, des Sohnes Tukil Nujan's, des Sohnes Emir Belegir Nujan's, des Sohnes Emir Itschil Nujan's, des Sohnes Emir Karadschar Nujan's; Abder-vesak im Matlaa es-saadein.
[75] Nicht Berolas, wie Freih. v. d'Ohsson schreibt; im dschaghataischen zu Calcutta gedruckten Wörterbuche S. 116.
[76] I. J. 652 (1254).
[77] The Shajrat ul Atrak p. 198. 344. 347. 352. 355. 366; die Namen sind aber alle so verstümmelt, dass sie kaum zu erkennen, nämlich Irdümdschi als Eeroomchi, Kadschulai als Kuchooli, Songhur Tschitschan als Sooghoo chi chun.
[78] Wassaf.
[79] Bei Rubruquis Griut.
[80] Stritter p. 50. Step. Kniga. I. 342. Rubruquis.
[81] Rubruquis.
[82] Memoir of Baber.
[83] Bergman I. 60.
[84] Wassaf.
[85] Stritt III. 60. docheia eorum lingua vocant; das persische Dachme.
[86] Batu, der Herrscher von Kipdschak, sein älterer Bruder Orda und die anderen Scherban, Berke, Berketschar, Tukatimur, Bina Timur.
[87] D'Ohsson II. 193; nach Remusat.
[88] Mohakkak anest ki chodra berawicht, ausgemacht ist es, dass er sich erhing. Reschideddin.
[89] D'Ohsson II. 67; nach Mailla p. 115.
[90] Mailla ebend.
[91] Die Hauptstädte Uighuristan's sind: Almaligh und Pischbaligh erhielt den Ehrennamen der guten Stadt, Kotloghbaligh; wie Bamian den der bösen, Mobaligh.
[92] Rubruquis chap. 44.
[93] Reschideddin.
[94] Guillaume; bei Rubruquis 44.
[95] Bei Rubruquis 33. Cerasine soll Tarasun heissen.
[96] Reschideddin.
[97] Dieser Frühlingssalon fehlt bei d'Ohsson II. 85., sowie Terghubaligh.
[98] In der Nähe des hohen Bergs Urmuchtu gingen wir herab bis auf die Auen des Flusses Schara. Pallas Reisebeschreibung I. S. 79.
[99] Mirchuand, fehlt bei d'Ohsson S. 73.
[100] Reschideddin.
[101] Bei Plan Carpin chap. 14. le Secretaire Chinguy.
[102] Peigbamter es tarafi choda; dschagataisches Wörterbuch, gedruckt zu Calcutta.
[103] Bei d'Ohsson II. p. 85 Keusche, p. 195 geuca; in der Handschrift der Geschichte Reschideddin's auf der kais. Hofbibliothek Kösche.
[104] Wassaf nennt von dem Uluse Dschagatai's: Kisil, Buri, Paidar, Jesenbuka, und dem Uluse Batu's: Hirdu, Bersebai, Berke, Berkedscha.
[105] Bajoth noi, Bajoth est son nom propre, et Noy est un nom de dignité. Plan Carpin chap. 10. soll heissen Baidschu Nojan oder Nowin, was richtig der mongolische Fürstentitel.
[106] Be takallub u tehewwur maaruf heisst heftig und wankelmüthig, nicht grave et severe, wie bei d'Ohsson II. 234.
[107] Mirchuand und Dschihanguschai.
[108] Mirchuand.
[109] Plan Carpin chap. 9.
[110] Mirchuand.
[111] Plan Carpin ch. 9.
[112] Au côté droit personne n'étoit assis; ebend.
[113] Reschideddin. Mirchuand.
[114] Bei d'Ohsson II. 249. irrig le général Mangoussar.
[115] Wassaf.
[116] Derselbe.
[117] Dschihanguscha u. Mirchuand und nach demselben d'Ohsson II. 272.
[118] Bei Rubruquis chap. 29. Jani statt Jam.
[119] Wassaf; bei d'Ohsson II. 263. à sept.
[120] D'Ohsson II. 267. hat aber Nichts vom Folgenden.
[121] Wassaf.
[122] Firischte und nach demselben d'Ohsson II. 280.
[123] Fethol-fatuh.
[124] Kiran Saadein; dieser Titel ist das Muster des Matlaai Saadein, d. i. der Aufgang zweier Glückssterne von Abderresak.
[125] Dschihannuma S. 281.
[126] Von diesen ist in Deguignes keine Kunde; Wassaf behandelt aber im 13. Kap. des IV. Buchs unmittelbar vor der Eroberung Kerman's ihre Geschichte, welche auch im Munedschimbaschi und im Dschihannuma S. 279 wiederholt ist.
[127] Melikol-gharb.
[128] Geschte war, gischte pflanzte, küschte erschlagen, diwan Plural von Diw und Diwan die Rathsversammlung.
[129] i. J. 566 (1170).
[130] seit 576 (1180).
[131] seit 629 (1231).
[132] seit 464 (1071).
[133] i. J. 814 (1411).
[134] i. J. 629 (1231).
[135] I. J. 606 (1209).
[136] Von 1209–1349.
[137] Geschichte Taberistan's und Masenderan's von Sahireddin, auf der kaiserl. Bibliothek zu Wien, schon in der Geschichte der Assassinen S. 230 benützt, wo statt Badusian Badusgan gedruckt.
[138] Ben Dschil, B. Gilan, B. Firus, B. Nersi, B. Dschaut.
[139] i. J. 610 (1214).
[140] En ce même tems les Ambassadeurs de Vastarce étoient logés bien près de nous. Rubruquis. Ch. 32.
[141] Dschamischi Mirchuand.
[142] Dschurdsche Ikadschi die Mutter Kuchurtai's, Il Ikadschi die Mutter Huladschu des zwölften Sohnes, und die Mutter des vierten Sohnes Tedekadu.
[143] Les femmes ont un ornement de tête, qu'ils appellent Botta. Rubruq. ch. 15.
[144] Banui Mehin.
[145] Geboren den 4. Schewwal 654 (25. October 1256), gest. 16. Moharrem 681 (26. April 1282), welcher aber ein Donnerstag, nicht ein Montag, wie in Reschideddin vermuthlich durch Schreibfehler, sowie der 23. October 1256 ein Montag und nicht ein Sonntag war.
[146] Reschideddin im Abschnitte der Uirat.
[147] Im Schedschretol Etrak S. 243 heisst er Tumgha Oghul; his eldest son soll heissen: sein jüngster Sohn; der älteste war Abaka.
[148] Bei Bar. Hebräus ex parte Schagatai Techodar p. 536.
[149] Bei Bar. Hebr. Bulghai filius Sibkani et Kotar et Koli.
[150] Relation de l'expédition de Houlagou par Abel Rémusat. Journal asiatique II. p. 283.
[151] Ganz übereinstimmend mit dem, was hierüber Rubruquis ch. 29 und Plan Carpin 145 berichten, und nach ihnen Ritter, Asia I. S. 429.
[152] Mirchuand.
[153] Das Dschihannuma nennt S. 353 Rudi Dschadsch, Rudi Hasek, Rudi Dschowan und die beiden aus dem Stadtthor fliessenden Nehr Kassarin, d. i. der Fluss der Walker, und Nehr Eswed, d. i. der schwarze Fluss.
[154] Kohondos ist das Schloss, Scharistan die Stadt, Rabsch die Vorstadt; die Namen der Thore im Dschihannuma: das eiserne, das des Flusses, das Abdallah's und das Turkistan's, welches der Namen eines vor demselben gelegenen Dorfes.
[155] als Kebtaul(?); Reschideddin sowohl unter dem Artikel Dschelair, als unter dem Uirat.
[156] Reschideddin nennt acht: Kerrai Melik, Turaschi, Newrus, Legsi, Dschami, Jutkotlogh, Bulduk, Uiratai.
[157] Im Schedschretol eschrak S. 243 ist der Name Scheburghan in Surghan verstümmelt, und gleich das Chuarschah in Chuaresmschah.
[158] Dschihannuma S. 316.
[159] Dschihannuma S. 322 Nushetul-muschtak.
[160] Quatremère mémoire historique sur la vie et le ouvrages d'Alaeddin Ata Melik Djouaeiny, mines de l'orient I. p. 220.
[161] Nushet.
[162] Reschideddin, schon im Journal asiat. übersetzt.
[163] Takwimol-boldan, die Ephemeriden der Länder.
[164] Nushetol-Kolub, die Ergötzungen der Herzen.
[165] Dschihannuma, die Weltschau.
[166] Schebchun awerdend dscherkera charab kerdend; aus der fehlerhaften Schreibart des Manuscripts der Hofbibliothek sind in der französischen Uebersetzung irrig zwei eigene Namen von Cheikhorun und Herke entstanden; so heisst in der Geschichte der Assassinen Keitbuka Nujan irrig Kajukanian.
[167] Sirkuh im Dschihannuma S. 326 mit den Namen der drei dazu gehörigen Flecken.
[168] Mobareseddin Ali Turan und Schudschaaeddin Hasan.
[169] In Reschideddin ist hier eine Verwirrung der Daten, indem das Jahr nicht richtig angegeben; nämlich 651 statt 653, wie aus dem Nushet zu ersehen.
[170] Mohteschim, so hiessen die Commandeure der Assassinen.
[171] Achlaki Nassiri.
[172] Auf Fraser's Karte Ghain oder Kain.
[173] Nushet und nach demselben das Dschihannuma S. 325.
[174] Chawwaf und Sawa, ebend. S. 319.
[175] Den Namen Keitbuka verstümmelt der Uebersetzer des Schedschretol-etrak in Kunooka S. 245, sowie den Sultan Aegyptens, Seifeddin Kotus, in Syfe-ud-din Furdooz und Jaschmut in Bishmoot.
[176] 203 (818).
[177] I. J. 193 (809).
[178] Gest. im J. 411 (1020).
[179] Im Dschihannuma S. 318 durch Druckfehler Senabad.
[180] Narrative of a journey into Khorassan 444.
[181] Fraser 519.
[182] Terghu, dies ist der wahre Sinn, der in der französ. Uebersetzung im journ. as. verfehlt ist: les dames reçurent des titres.
[183] Manuscript, Mirchuand, Dschihannuma S. 323. bei Quatremère mémoire d'Ata Melik dasselbe unrichtig Djouvuchan und unrichtig nach der Eroberung Alamut's.
[184] Beigtimur Kurdschi, Sahireddin Sipehsalar Bitekdschi, Schati Emir.
[185] Fraser nach Price im J. 242.
[186] I. J. 261 (874).
[187] Seine Lebensbeschreibung die 42. im Nefhatol Ins. Dschami's.
[188] Gest. i. J. 858 (1454).
[189] I. J. 875 (1470).
[190] Geschichte des osm. Reichs II. B. S. 76 und S. 351, wo die Titel von zwanzig seiner Werke.
[191] Merketai und Ikilmisch.
[192] Reiseddewlet und Muwafikeddewlet.
[193] Suseni, nicht Rouveni, wie in der französ. Uebersetzung.
[194] Ssadreddin, Sahireddin, Tolek Behadir und Berrak (der erste fehlt in der franz. Uebersetzung).
[195] Nicht Koudraghoul, wie in der franz. Uebersetzung.
[196] Morier second journ. 363.
[197] Firuskjuh, auf der Strasse von Demghan nach Tehran, nahe bei Demawend, auf Frasers Karte; nach dem Nushet ebenfalls hart an Demawend gelegen; in Dschihann. S. 339 unter Girdkjuh.
[198] Morier second journey p. 357.
[199] The wretched village of Abbasabad. Fraser 248.
[200] Thalkan, wie Semnan, eine Stadt der Tocharistan genannten Landschaft. Nushet.
[201] Meimundis findet sich weder im Manuscript, noch im Dschihannuma, es scheint dasselbe Meimend zu sein, was im Nushet.
[202] Sergūseschti Sidina. Wassaf.
[203] Nach ihm auch Claproth: „Hier erzählt man sich, er habe, als er eine 12 Werste von der Buchtana in einen Felsen gehauene Hieroglyphe nicht entziffern konnte, sie heraushauen lassen, um keinem anderen den Ruhm zu lassen.“ Briefe aus Sibirien; im Ausland Nr. 102 vom 11. April 1836.
[204] Traces of a very extended line of towers connected with walls and so situated as to appear to the gazer below absolute impregnable. I. p. 289.
[205] Insgemein Lemsir geschrieben; am 20. Silkide 495 (5. Sept. 1102). Wassaf.
[206] Fraser p. 248.
[207] Mulahide sachte end bighajet muhkemest.
[208] Hamdallah und im Dschihannuma Alamut S. 296, Tun, Kain, Dschenabdar S. 325, Muminabad S. 326.
[209] Nach Reschideddin vom J. d. H. 477–654, nach Hadschi Chalfa v. J. d. H. 483 angefangen.
[210] Ausführlich zu Ende des Tarichi Güside, kürzer im Nushetol-Kolub; nach beiden und nach dem Tedwin Imam Rafii's, das Dschihannuma S. 293.
[211] I. J. 463 der alexandrinischen Aere.
[212] I. J. 204 (819).
[213] I. J. 411 (1020).
[214] I. J. 572 (1176).
[215] I. J. 500 (1106).
[216] I. J. 548 (1153).
[217] Aasu Kaswine feinnehu min aala babil-dschenneti, Dschihannuma S. 293.
[218] Morier second journey. p. 203.
[219] Dschihannuma, ebend.
[220] Adschaibol machlukat.
[221] Charidetol-gharaib.
[222] Tarichi Güside.
[223] Nushetol-kolub.
[224] Fersendani Aferinisch u Longtar.
[225] Im J. 641 (1243); Nochbetettewarich, der Ort in Reschideddin.
[226] Dschihannuma S. 299 und das Nushet.
[227] Im J. 23 (643).
[228] Im J. 320 (932).
[229] Im J. 618 (1221).
[230] Dschihannuma S. 300.
[231] Morier second journ. p. 265. 269. Malcolm's Geschichte.
[232] Am 1. Dchemasiul sani 627 (26. April 1230). Dewletschah, glaubwürdiger, als andere Daten, welche in der Geschichte der persischen Redekünste S. 141 durch Druckfehler verstümmelt sind, indem 727, 732 für 719, 627, 632, 619 steht.
[233] Haitho ch. 18; Marino Sanuto III. pars 13. ch. 5. und nach demselben d'Ohsson III. p. 81.
[234] Vincent. Bellov. Spec. hist. L. XXXI. c. 28 und nach demselben d'Ohsson III. p. 83.
[235] Bar. Hebr. und d'Ohsson III. 85.
[236] Ascelin, bei Vincent de Beauvais und in Remusat's Mémoire sur les rapports des princes Chrétiens avec les Tatares, in den mémoires de l'Institut de France VI. p. 422.
[237] Ebenda S. 426.
[238] d'Ohsson III. 103–118.
[239] Mirchuand.
[240] Die grössere Umständlichkeit dieser Uebersicht hat noch die Kritik Herrn v. Poujoulat's im Temps 18. Mars 1836 angeregt, welcher findet, dass in der Geschichte des osm. Reichs die Anarchie des byzantinischen Reichs nicht ausführlich genug charakterisirt worden: Peutêtre devoit il mieux caractériser l'anarchie de l'empire grec morcelé par les croisades.
[241] Elmacinus p. 255. – Hadschi Chalfa's chronologische Tafeln.
[242] Nochbet; Sojuti.
[243] Munedschimbaschi.
[244] Sojuti, Munedschimbaschi.
[245] Nochbet.
[246] Sojuti und Nochbet.
[247] Munedschimbaschi.
[248] Emineddewlet we eminol-millet.
[249] Moiseddewlet.
[250] Adhadeddewlet.
[251] Fachreddewlet.
[252] Scherfeddewlet.
[253] Ssamssameddewlet.
[254] Behaeddewlet.
[255] Imadeddewlet.
[256] Iseddewlet.
[257] Moschrifeddewlet.
[258] Dschelaleddewlet.
[259] S. Garcin de Tassy und S. de Sacy's Anthologie.
[260] In Hadschi Chalfa's chronol. Tafeln i. J. 397, 417, 424; im Munedschimbaschi i. J. 384 (994).
[261] Im J. 443 (1051) und 458 (1065).
[262] 460 (1067), Nochbet.
[263] Nochbet.
[264] I. J. 462 (1069); Nochbet.
[265] I. J. 466 (1073) und i. J. 454 (1061).
[266] Hei ala chairil ammel.
[267] Nochbet.
[268] I. J. 459 (1066).
[269] Alparslan i. J. 465 (1072); Kaimbiemrillah i. J. 467 (1074).
[270] Melekschah i. J. 485 (1092); Moktefi i. J. 487 (1094).
[271] Das Nochbet nach dem Ikdol-dscheman Ibnol-dschewsi's.
[272] I. J. 514 (1120).
[273] Re, Elif und folglich Raschid, und nicht Reschid, was der Beiname Harun's.
[274] Rampoldi VII. 289.
[275] Ruhol-aarifin.
[276] Danischmend.
[277] Muid.
[278] Dschihannuma S. 466.
[279] Hadschi Chalfa's chronologische Tafeln und Kamus.
[280] Haschischin.
[281] Nochbet.
[282] Ebenda nach Noveiri; bei d'Ohsson III. S. 89.
[283] Wassaf.
[284] d'Ohsson III. p. 200, nach Noveiri.
[285] Horna an instrument of conveyance, the Pureyhorn, the Borrstalhorn, Brusshorn u. s. w., im dritten Bande der Archaeologia britannica I. 7.
[286] Wassaf.
[287] Derselbe.
[288] Wassaf.
[289] Nochbet.
[290] Nochbet.
[291] Nochbet, Hadschi Chalfa's chronol. Tafeln.
[292] Reschideddin.
[293] Reschideddin.
[294] d'Ohsson III. 222 gibt die Botschaft, aber nicht die Antwort, und sagt: Houlagou les congédia sans faire grande attention à leurs discours.
[295] Dschihannuma S. 456.
[296] Nökeri gesik.
[297] Reschideddin setzt die Verse hinzu:
[298] Bei Köschk Manssur ober Mesrike; Reschideddin. Wassaf sagt: in der Nähe von Dudscheil.
[299] Wassaf.
[300] Wassaf.
[301] Dscharlik, eigentlich Diakon.
[302] Babol-Halbe.
[303] Ein schiitischer Molla, welcher aus der Inschrift das La (nicht) weglöschte, ward mit siebzig Stockstreichen bestraft. Wassaf. Mirchuand; Noveiri; bei d'Ohsson III. p. 243.
[304] Das Schreiben des Langen noch bei Wassaf.
[305] Reschideddin; Wassaf.
[306] d'Ohsson III. 256. près de Hamadan où étoient restés ses Oghruks (Aghrik); das türkische Aghirlik heisst das schwere Gepäck.
[307] Adabes-Sultanijet.
[308] Am 18. Ramasan 630.
[309] Dschihannuma S. 346 und 347 ein volles Blatt.
[310] Porter sagt hierüber II. 592. 593.
[311] Dschihangir ne Dschihandar.
[312] 1. Moejeddin Ben Irsi von Damaskus, 2. Nedschmeddin Kjatib von Kaswin, 3. Fachreddin von Mossul, gebürtig von Meraasch, 4. Fachreddin von Tiflis, gebürtig von Achlat.
[313] als die von Fachir, Alai, Schahi, Guschjar. Wassaf. d'Ohsson III. 265.
[314] Tarichi Güside.
[315] Ebenda.
[316] Vahram's chronicle of the Armenian Kingdom in Cilicia translated by Neumann p. 47.
[317] Haitho c. XXIII.; diese sieben Artikel sind die des Vertrags, von welchen die Geschichte Vahram's spricht, die als Antwort auf Neuman's Frage in der Note 67: Is this treaty to be any where found?
[318] Sinebaldus Conestabulus regni Armeniae.
[319] S. Martin Mem. II. scheint diese zwei Reisen Sempad's mit den seines Bruders Hethum vermengt zu haben.
[320] Orpellian in S. Martin. Mem. II. p. 143.
[321] d'Ohsson III. 268.; nach Dschuweini.
[322] Derselbe S. 269.
[323] Mouradjea d'Ohsson III. 271., nach Bar. Hebr. 530.
[324] S. Martin Mem. I. 112. und Dschih. S. 602.
[325] Der Aufmerksamkeit S. Martin's ist entgangen, dass Kaghzevan (das in seinem geographischen Register fehlt) dasselbe mit Kaghseman (Dschih. S. 408).
[326] S. Martin Mem. p. 145.
[327] Dschihannuma S. 382 und Hamdallah.
[328] Dschihannuma S. 426 und 425.
[329] Lobasanagut oder Libasanagut oder Lebasanagut, nur der erste Vocal ist zweifelhaft.
[330] Constantin Porphyrogenita.
[331] Dschihannuma S. 419.
[332] Reschideddin.
[333] Beim Bar Hebr. Maiphercata.
[334] Bar Hebr. nennt ihn Aschraph fil. Malic Ghazi; er hiess aber Kjamil Ben Melik Mosaffer Ghasi. Nochbet.
[335] Beim Bar Hebr. Aischmut, bei Abulfeda IV. 573. Samud.
[336] Bar Hebräus ch. 28.
[337] Aus dem 94. Vers der VI. Sura.
[338] Aus dem 226. Vers der XXVI. Sura.
[339] Aus dem 97. Vers der XIX. Sura.
[340] Die 16. Sure, die Biene; sie beginnt mit dem Verse: Gekommen ist Gottes Befehl; beschleuniget nicht sein Gericht.
[341] Das Ende der Sura Ssad, d. i. der 38., ist der Vers: Und ihr werdet wissen, dass die Kunde wahr, nach einiger Zeit.
[342] Ummi.
[343] Die ersten 4 Verse der LXXXII. Sura.
[344] Anspielung auf den Ueberlieferungs-Spruch, der auf den Zifferblättern morgenländischer Uhren zu sehen: Eddunja saatun fe edschaalha taaten, die Welt ist Eine Stunde, gehorsam mach' die Runde.
[345] Der 65. Vers der V. Sura.
[346] Der 88. und 89. Vers der XIX. Sura.
[347] Der 226. Vers der XXVI. Sura.
[348] Gesch. des osm. Reichs I., nach Neschri, Seadeddin, Dschenabi.
[349] Primo mense, d. i. des syrischen Jahres, welches Ende September begann. Bar Hebr.
[350] Moazem filius Saladini magni beim Bar Hebr. p. 255 ist unrichtig, denn Ssalaheddin hatte keinen Sohn, der so hiess; es ist hier die Rede von dem ältesten Sohne Nassir's, welcher auch Ssalaheddin hiess, wie sein Grossvater.
[351] Reschideddin.
[352] Dschihannuma S. 593. Histoire des Sultans Mamlouks de l'Égypte par Makrizi, traduite par Quatremère I. 19.
[353] Bintol-Hafisa.
[354] Schehabeddin Ben Amru's, das Nedschmeddin's, des Bruders Marsdekin's, das Basdedde's, das Alemeddin Kaissar's. Abulfeda IV. 579.
[355] Bar Hebr. 556.
[356] Bar Hebr.
[357] Abulfeda IV. p. 579.
[358] Reschideddin.
[359] nicht vierzig Tage, wie Reschideddin sagt; Abulfeda gibt die Daten genau.
[360] Reschideddin, Abulfeda IV. nennt den Naib Amadeddin von Kaswin.
[361] Abulfeda IV. 585.
[362] Wilkens Geschichte der Kreuzzüge I. 180. II. 516. 633. III. 52. 82. 90. 92. 219. Abulfeda III. 511. 583. 593. 755. IV. 35. 59.
[363] Dschihannuma S. 597; der Richter von Harim zu Selkin, auf der Karte Serkin.
[364] Abulfeda IV. 581.
[365] Abulfeda IV. 587.
[366] S. Martin Mem. II. 97. Dschihannuma S. 437.
[367] Aini Hausile musemma bu ainden, d. i. aus einer Quelle, welche Beckenquelle heisst; es ist also unrichtig, wenn S. Martin p. 97 sagt: le Nymphius appellé actuellement Aynathaoudh.
[368] Macdonald Kinneir.
[369] Reschideddin setzt noch den Nassir von Haleb hinzu, was aber ein Anachronismus, indem dessen Hinrichtung erst nach der Niederlage von Aindschalut statthatte, welche, wie wir sogleich zeigen werden, später als die Eroberung von Miafarakain.
[370] Da Abulfeda IV. 509 das Datum gibt, so bleibt kein Zweifel übrig über die Epoche des Falles von Miafarakain, wiewohl Reschideddin denselben erst nach der Schlacht von Aindschalut erzählt.
[371] S. Martin Mem. I. p. 174.
[372] Dschihan. S. 437.
[373] Procop. de bello persico I. 5.
[374] Γιλιγερδον. Theophanes IV. 1.
[375] Haitho Histor. 24.
[376] Hiernach wäre die Stelle in der Gesch. des osm. Reichs II. 448 bei einer neuen Ausgabe zu berichtigen.
[377] Theophanes, Cedinus, Justinus und nach denselben Geschichte des osm. Reichs II. 443.
[378] Dschihann. S. 441.
[379] Theophylaktus III. 5. S. Gesch. des osm. Reichs II. 448 und 648. Matha ist vermuthlich das Schloss der Magyaren und Beiramkai (Macdonald Kinneir p. 425) vielleicht das alte Beidum.
[380] Cherefeddin bei La Croix ch. 37. p. 275.
[381] Dschihannuma S. 443.
[382] Muwad und Schesch 96, Reschideddin; also nicht 80jährig, wie d'Ohsson sagt.
[383] Nochbet.
[384] Bei d'Ohsson III. 322. Alakuh, der Statthalter Bondokdar's zu Haleb.
[385] Bei d'Ohsson III. 373, nach Bar Heb. Samdaghun.
[386] Dschemdschadar.
[387] Durghan, Wassaf im V. Bande, Eingangs der Erwähnung des Zuges Hulagu's nach Westen.
[388] Chuthai Tebris, Dschihannuma S. 381.
[389] Ewlia in der Beschreibung Malatia's und Dschih. S. 600.
Geschichte des osm. Reichs V. S. 594.
[391] d'Ohsson III. 329. nach Noweiri.
[392] Dschihannuma S. 570.
[393] Banias, wie bei d'Ohsson, nicht zu vermengen mit dem Balanias Abulfeda's, welches auf den Karten auch als Banias steht.
[394] Haitho c. 29.
[395] Haitho.
[396] Gurboga, bei Haithon 29.
[397] Haithon 50; bei Wilken VII. 416.
[398] hem harik hem gharik. Nochbet und Abulfeda IV. p. 511.
[399] Burdschi ahmer.
[400] Histoire des Sultans Mamlouks de l'Égypte par Makrizi, traduite par Quatremère. I. p. 98.
[401] Ebenda p. 103.
[402] Soweila, nicht Zwilah, wie in der Uebersetzung Makrisi's von Quatremère I. p. 103 dieser Name irrig geschrieben wird; bei demselben findet sich auch S. 101 das Schreiben Hulagu's an Kotos in voller Ausdehnung.
[403] 1. Emir Melik Husein Chan; 2. Melik Ichtiareddin Chan; 3. Melik Seifeddin Ssadik Chan; 4. Melik Nassireddin Gülschu Chan; 5. Atlas Chan; 6. Nassireddin Kimeri.
[404] Kaimeri statt Kimeri ist Reiskische Leseart.
[405] Makrizi, trad. par Quatremère I. p. 104.
[406] Ebenda.
[407] Burke, noch heute der tscherkessische Wettermantel.
[408] Abulfeda IV. 595, fehlt in der Stammtafel bei Rehm, so auch sein Vater Asis.
[409] d'Ohsson III. 335, nach Noweiri und Reschideddin.
[410] Nach Abulfeda V. 621 auch die Nachricht der Schlacht bei Himss, was aber ein Widerspruch mit Bar Hebr., welcher als den Tag der Hinrichtung den 29. October angibt, während die Schlacht von Himss am 10. December statt hatte.
[411] Abulfeda IV. p. 621.
[412] Reschideddin bei Bar Hebr. Mowahid.
[413] Bar Hebr. p. 559 aber abweichend von Reschideddin.
[414] am 29. October 1260, nicht 1261, wie in Rehm's Stammtafel; denn Bar Hebr. gibt den Tag an.
[415] Abulfeda IV. p. 523.
[416] Abulfeda IV. p. 625.
[417] Tebrdar, nicht Taudar, wie bei Reiske IV. 599; aber auch nicht hellebardier, wie bei d'Ohsson p. 345, in welchem Falle es Harbedar heissen müsste.
[418] Proben dieser Siegesgedichte bei Abulfeda IV. p. 601.
[419] nicht Elbarli, wie bei Abulfeda IV. 603.
[420] Abulfeda IV. 344.
[421] d'Ohsson III. 346. nach dem Leben Beibars.
[422] El Hakimbiemrillah Ahmed Ben Hasan Ben Ali B. Ebibekr B. Mosterschid.
[423] Hakimbiemrillah.
[424] Ueber Dschudschi und seinen Ulus siehe die Beilagen I. u. II. aus den Geschichten Haider's und Wassaf's.
[425] Bei Bar. Hebräus Kotar, d'Ohsson Tumor ist Schreibfehler des Manuscripts.
[426] Histoire des Sultans Mamlouks par Makrizi, traduite par Quatremère I. p. 212.
[427] Quatremère übersetzt durchaus: Signe de la Noblesse, was nicht richtig.
[428] Makrisi nennt die vorzüglichsten: Keramun, Amtagjah, Noghai, Dscherek, Kajan, Nasagjah, Taischur, Bentu, Sobhi, Dschaudschelan, Adschkarka, Adkerek, Kerai, Salagjah, Motekaddem und Daragan. Quatremère I. p. 222.
[429] Ebenda u. S. 235.
[430] 1. Ilkai, 2. Turan Behadir, 3. Batu, 4. Saldschedai, 5. Tschaghan, 6. Belarghu, 7. Doghus.
[431] Ueber den Feldzug wider Berke siehe die Beilage III. aus Wassaf.
[432] Wassaf.
[433] Derselbe.
[434] Apuschka, Sohn Buri's, des Sohnes Muwatukjan's, des Sohnes Dschaghatai's.
[435] In demselben waren Taghadschar, Hulagu, der Sohn Ildschitai's, Nadin Kadan.
[436] Reschideddin.
[437] in der Nähe der Stadt Bulad(?), Tulad(?).
[438] Reng Altui, am Flusse Dschaikan.
[439] Mirchuand.
[440] Reschideddin, Mirchuand.
[441] Taghadschar, der Sohn Ewbadschi Nujan's, Jesunke, der Sohn Dschudschi Kasar's, Jekekadak, Dschingtimur, der Sohn Kadak's, Aschikai; die schuldigen Prinzen: Schiregi, Taghai, Dscherku, Baitimur; die Emire: Hintunk Nujan, Durbai, Pulad Dschingsang.
[442] Huku, der Sohn Gujukchan's, Hobat, der Sohn Nako's, Kutuk, der Sohn Karadschar's.
[443] Schiregi, der Sohn Ogotai's; die Söhne Arikbugha's: Tukukur und Melik Timur; Tokatimur, der Sohn Suktu's; Urughadai; die Neffen Kubilai's: Horrak und Ogin.
[444] Serinerud.
[445] Sonntags den 9. Rebiulachir (8. Febr., Sonntagsbuchstabe D, richtig ein Sonntag).
[446] d'Ohsson sagt, ich weiss nicht, auf welche Autorität, dass dies das Schloss Tala am See von Urmia; aber Reschideddin sagt: gegenüber von Dehchuaregjan (bei d'Ohsson Sachwareku), was nur Verstümmelung von Destchawakan [Dschihannuma S. 386], welches nicht ferne vom Berge Sehend.
[447] Mirchuand, Wassaf.
[448] Odoricus Raynaldus XIV. 1260. N. 29.
[449] Tschehelsutun.
[450] Tschehel Minar.
[451] Nakschi Rustem.
[452] Meschdschedi Maderi Suleiman.
[453] Sindani Dschemschid.
[454] Nakarachana Dschemschid.
[455] Bend Emir, d. i. der Damm des Fürsten, nämlich Adhadeddewlet's.
[456] Dass Ομηρος dasselbe mit Omer, ist in den Jahrbüchern der Literatur bei Gelegenheit der Anzeige des Werkes „Ulysse Homere“ dargethan worden.
[457] Quatremère mémoires géographiques sur l'Égypte II. p. 506; dann Wilken's Geschichte der Kreuzzüge II. 78. 119. 201.
[458] Geschichte des osm. Reichs III. S. 413, nach dem Nochbet-ettewarich.
[459] Dschihannuma S. 278.
[460] Dschihannuma S. 281.
[461] Tarichi Güside; Wassaf.
[462] Dieser fehlt in der Liste bei Deguignes I. 260.
[463] Lari, Nochbet, Güside, Wassaf, Mirchuand.
[464] Wassaf.
[465] Kämpfer amoenitates exoticae.
[466] Mirchuand und Wassaf führen bei dieser Gelegenheit das Distichon des Schahname an:
[467] Wassaf.
[468] Derselbe.
[469] Geschichte der schönen Redekünste S. 202. 203. 160 und 161 nach Dewletschah.
[470] S. 214.
[471] Wassaf.
[472] Abisch, nicht Aische, wie bei Deguignes, auch nicht Uns, wie d'Ohsson, durch einen Schreibfehler des Manuscripts verleitet, schreibt, ist der Namen dieser Prinzessin, welcher die morgenländische Sitte eines freundschaftlichen Pikniks bezeichnet. S. Gol. qui atrium alienae domus instruit cibo ac potu suo, quod facere apud Arabes inter se amici solent, quasi symbola conferentes; eine Art συσιτια.
Tacit. Annal. I. 5.
[474] Reschideddin nennt sieben: 1. Ilkai Nujan; 2. Sundschak N.; 3. Suntai N.; 4. Abtai N.; 5. Semaghar N.; 6. Schiktur N.; 7. Arghun Aka.
[475] Nushet und nach demselben Dschihannuma S. 299.
[476] Dieses übersetzt Miles, ohne das eiserne Thor am kaspischen Meere zu erkennen, S. 248: he presented the iron durbund of Shirwan to Bishmoot, und Tuktin ist in Tyubeen verstümmelt, Sundschak als Sooghchak, Dschuweini als Joini u. s. w.
[477] Makatii.
[478] Reschideddin.
[479] Wassaf.
[480] Derselbe.
[481] sub rosa.
[482] Scherfijet auf der kais. Hofbibliothek.
[483] Nicht zu verwechseln mit Bulghan Chatun, der Gemahlin Ghasan's, welche ebenfalls eine Konghuratin; diese war die Tochter Tesu's, jene die Tochter Utaman's.
[484] Pachymeres T. I. p. 273. Stritter III. 1044.
[485] Im Schedschretol Etrak wird als das Datum der Schlacht der 20. Ssafer 664 angegeben; die Namen sind, wie gewöhnlich, alle verstümmelt, Berke in Boorkeh und Nokai in Booka.
[486] Nushet, nach demselben Dschihannuma S. 341.
[487] Noweiri, bei d'Ohsson III. p. 421; Dschebele heisst dort Djeliba.
[488] Bei d'Ohsson nach Ranan er-Roub? und Sikhulhadid, d. i. eiserner Bratspiess.
[489] Noweiri, Bar Hebräus 645. Haithon hist. orient. c. 33.
[490] Haithon hist. orient. c. 33.
[491] Jesentewa, der Sohn Muwatukjan's, heisst im Schedschretol Etrak durch die Verstümmelung des Uebersetzers einmal Sookur Kaan, the son of Kamkar, S. 250 und S. 251 Tokzur Sookur und Abaka Abukai.
[492] Robath; Wassaf.
[493] Derselbe; Schedschretol Etrak p. 360.
[494] Wassaf; aber von dem, was bei d'Ohsson zweimal, III. B. S. 427 und 429, vorkommt: ils burent ensemble, après avoir choqué leurs coupes, du sang où il y avoit de l'or, ist keine Spur im citirten Wassaf, wo bloss vom Blute der Rebe die Rede, Chunireschardend, sie tranken das Blut der Rebe; es scheint, dass H. v. O. Chuniser las, das heissen würde: sie tranken das Blut des Goldes.
[495] Reschideddin.
[496] Derselbe.
[497] der Sohn Muwatukjan's, des zweiten Sohnes Dschagatai's.
[498] der Sohn Kaidu's, des siebenten Sohnes Dschagatai's.
[499] der Sohn Serban's, des achten Sohnes Dschagatai's.
[500] der Sohn Gujuk's, des zweiten Nachfolgers Tschengischan's.
[501] der Sohn Kara Hulagu's, der Erstgeborene Muwatukjan's.
[502] der sechste Sohn Ogotai's.
[503] Kukdschu heisst auch der neunte Sohn Kubilai's.
[504] der grosse Jesawur, der Bruder Borrak's, bei Wassaf Besmar, bei Reschideddin auch Jesas; der kleine war Jesawur, der Sohn Dschudschi's (der Bruder Kipdschak's), des Sohnes Kaidu's, des sechsten Sohnes Ogotai's.
[505] der Sohn Batu's, des Sohnes Hindu's, des Sohnes Dschagatai's, des zehnten Sohnes Dschudschi's.
[506] In den Jahrbüchern der Literatur VII. 300. irrig Nertuke, weil das Ki zum Namen gezogen worden.
[507] Nushet; Dschihannuma S. 314.
[508] Dschihannuma S. 315.
[509] Reschideddin.
[510] Wassaf nennt die Prinzen: Jesdar, Kongurtai, Adschai, Tikeschi, Nigudar Huladschu; die Emire: Arghesun, Masuk Ahmed, Kotschek, Timur, Olinak, Menkeser, Abdullah, der Sohn Tulak Bawerdschi's, und Aradschuk.
[511] Ala at.
[512] Alatagh.
[513] Wassaf.
[514] Reschideddin.
[515] d'Ohsson III. 505.
[516] Der Enkel Dschagatai's aus seinem zweiten Sohne Muwatukjan.
[517] Bei d'Ohsson Jesar, in Wassaf Basmar, in der Handschrift Reschideddin's der k. k. Hofbibliothek Parso.
[518] In der Handschrift der k. k. Hofbibliothek einmal Dschanli und einmal Dschobai, in Wassaf Dschoban.
[519] Wassaf.
[520] i. J. 703 (1303), Reschideddin von den Frauen Hulagu's.
[521] Vom J. 654 (1256) bis 669 (1270) machen vierzehn Sonnen- und fünfzehn Mondjahre, was die Hälfte der von Haithon als Belagerungszeit des Schlosses Tigaddo angegebenen dreissig Jahre.
[522] Nushet und Dschihannuma S. 292.
[523] Nushet und Dschihannuma S. 299.
[524] Tarichi Güside.
[525] Geschichte der persischen Redekünste S. 203.
[526] Von drei Seiten von Chorasan umgeben. Dschih. S. 254. Hier sind die Schlösser Firuskuh und Girdkjuh.
[527] Ghardschistan Dschih. S. 238, 254, 324.
[528] Purdestan, der Sohn Destan's, ist Rustem, der Herr von Nimrus (Sistan), der Inhaber der berühmten Stierkeule, welche eine der persischen Reichsinsignien.
[529] Wortspiel zwischen Melik, König, und Melek, Engel.
[530] dil ber an nihaden, ganz und gar dasselbe mit dem Englischen: set his heart upon some thing.
[531] Chamrol adschem, der Wein der Perser, das grüne Opiat; insgemein Esrar genannt.
[532] Die Schlangen sollen blind werden, wenn sie Smaragd anschauen.
[533] Reschideddin.
[534] wirklich schreiben es die englischen Reisebeschreiber nicht anders als Fall.
[535] d'Ohsson vermengt sie III. 516. mit den Karawinen; ces guerriers designés sous le nom de Nigoudariens ou Caraviniens.
[536] Aresch, Αρης.
[537] Isfendiar mit dem ehernen Leib gilt insgemein für Xerxes.
[538] Cyrus, der Aschghiane.
[539] Der ritterlichste Fürst der Beni Sasan.
[540] H. v. Ohsson III. 464. bürdet dem Wassaf auf, was er nicht gesagt: Beibars fit jetter dans le fleuve jusqu'à 35000 chameaux, dont les corps servirent de pont à ses troupes. Wassaf sagt ausdrücklich, dass der Sultan der erste den Zügel hineinlenkte.
[541] d'Ohsson III. 468., nach Nuweiri.
[542] Bar Hebr. 546.
[543] i. J. 1188, Wilken IV. 241.
[544] Dschihannuma S. 594 verdruckt als Derbak.
[545] Wilken's Geschichte der Kreuzzüge VI. S. 495.
[546] Dschihannuma S. 594.
[547] nicht Manca, wie bei d'Ohsson III. 472.
[548] Mannert VI. II. 49. Menasikol-hadsch S. 43.
[549] Merdsched-dibadsch.
[550] Ewlia.
[551] Dschihannuma S. 602; auf Paultres Karte nicht richtig Kurtu Cular; auf der Karte M. Kinneirs blos Kulaghi als Castabala.
[552] Ebenda.
[553] Sughuri Islam.
[554] S. Martin Mem. I. p. 201.
[555] heute Kisildsche.
[556] heute Gökssu.
[557] Paul Lucas; Dschihannuma S. 603.
[558] d'Ohsson III. S. 475.
[559] Bar Hebräus 553.
[560] Reschideddin.
[561] Gulek, Dschihannuma S. 601, oder Dulek, S. 40, nicht Doluk, wie bei d'Ohsson III. 481.
[562] Das kappadocische Komane lag am Sarus, welches der Sihan; in M. Kinneir's Karte am Kisil Irmak, welches der obere Pyramus zu seyn scheint; nach dem Menasikol-hadsch ist aber dieser Kisil Irmak derselbe mit dem Sihan, d. i. dem Sarus, so dass die Lage mit der Angabe der alten Geographen in Uebereinstimmung. Jahrbücher der Literatur XIV. S. 46.
[563] Bar Hebr. p. 556.
[564] Nuweiri; Bar Hebr. p. 537.
[565] Nuweiri, bei d'Ohsson III. S. 485.
[566] Reschideddin.
[567] Geschichte des osm. Reichs I. u. II. Band.
[568] d'Ohsson IV. S. 490.
[569] Nuweiri, bei d'Ohsson III. 496.
[570] Reschideddin.
[571] Nach Reschideddin im Silhidsche 676 (Mai 1277), nach Nuweiri und Makrisi, die hier glaubwürdiger, 5. Moharrem 676 (8. Juni 1277).
[572] Bei Wassaf Konghosatai.
[573] Reschideddin nennt es Koghanie(?); fehlt bei d'Ohsson, sowie die Botschaft.
[574] Dschihannuma.
[575] Nuweiri, bei d'Ohsson. IV. 498.
[576] Haithon 34.
[577] i. J. 698 (1299).
[578] 700 (1300), d'Ohsson III. 500. nach Munedschimbaschi.
[579] Reschideddin.
[580] Bei d'Ohsson S. 400.
[581] Wassaf.
[582] Wassaf.
[583] Reschideddin.
[584] Rothes Gesicht, glücklicher Erfolg; rothe Brust, gewaltsamer Tod.
[585] Wassaf.
[586] i. J. 669 (1270).
[587] Wassaf gibt die Glosse Asaseddin El-Jakubi's in achtzehn fünfzeiligen Strophen.
[588] d'Ohsson III. macht sie zu denselben mit den Niguderischen Banden: Nigoudariens ou Caraounass; aber Reschideddin, in dem Abschnitte unmittelbar vor den Begebenheiten Medschdulmülk's und Schemseddin's, spricht erst von den Niguderischen Banden in Sistan, dann von den Karawinen in Chorasan.
[589] Hier nennt Reschideddin den Schatz Chasinei Narin, im Abschnitte der Stämme aber bei den Dschelairen Postin.
[590] Dschihannuma S. 594.
[591] Die Namen derselben bei d'Ohsson III. 526. nach Noweiri.
[592] Im Schedschretol Etrak S. 254 dasselbe Datum, nur mit der gewöhnlichen Verstümmelung des Uebersetzers statt Silhidsche Zi Huj.
[593] Reschideddin, Nuweiri, Bar Hebräus; der letzte irrig Silkide statt Silhidsche. Mengu Timur heisst bei Haitho Mongodamir; nach ihm wäre Mengu Timur schon am achten Tage nach dem Bruder gestorben, und beide durch Gift. Verlässiger als der syrische Bischof Bar Hebräus und der armenische Mönch Haitho sind hierüber Reschideddin und Wassaf.
[594] Dieser Name ist als Quolibey verstümmelt in Quolibet.
[595] sub qua credulitate lautet fast ironisch.
[596] Reynaldus III. p. 453 und in Moshemii historia Tatarorum ecclesiast. p. 72.
[597] Waddington annales Minorum V. 40 und in Moshemius p. 80.
[598] Die umständlichsten und gründlichsten Nachrichten über die Missionen enthält die vortreffliche relation des Mongols ou Tartares par M. d'Avezac im IV. Bande des recueil de voyages et de mémoires der geographischen Gesellschaft zu Paris.
[599] Güside B. 343 gibt das poetische Fetwa desselben über den Rangstreit zwischen Sahir und Enweri, welcher von beiden ein grösserer Dichter.
[600] Dewletschah und Güside B. 345.
[601] Geschichte der persischen Redekünste S. 221.
[602] Güside B. 333.
[603] Güside B. 335.
[604] Güside B. 335.
[605] Güside B. 335 gibt als Beispiel den Anfangsvers einer Kassidet:
Hier sind Nokeri und Usbegi die fremden Wörter.
[606] Güside.
[607] Die letzten sieben Dichter fehlen in Dewletschah, und auch in der Geschichte der persischen Poesie, zu der das Güside noch nicht benutzt werden konnte.
[608] Güside B. 343.
Das Wortspiel liegt in dem Doppelsinn der Worte Fahet und Komari; jenes heisst im ersten Verse klagen, im zweiten hauchen; dieses ist im ersten Hemistich der Plural von Kumri, Turteltaube, im zweiten Epithet: kumarische Aloe.
[610] Haitho C. 37 nennt ihn Tongodar, die Perser nennen ihn durch einen aus Versetzung der Punkte leicht erklärbaren Schreibfehler Nigudar, was der Name des dschaghataischen Prinzen, des Sohnes Dschudschi's, des Erstgebornen Dschaghatai's; wahrscheinlich ist Niguder aus seinem christlichen Namen Nikolaus entstanden.
[611] Die zwei Brüder Buka und Oruk, und Akbuka.
[612] Schischi Bachschi, Doladai Aidadschi, Dschuschi, Ordukia.
[613] Kurdschian.
[614] Sikurdschian.
[615] Aktadschian.
[616] Reschideddin, bei d'Ohsson Siahkuh III. 552.
[617] Reschideddin.
[618] 13. Rebiulewwel Sonntags ist der 21. Juni, der richtig ein Sonntag, folglich das Datum bei Wassaf, 14. statt 13., wie bei Reschideddin gefehlt; das Schedschretol Etrak S. 257 hat das richtige Datum vom 13.
[619] Reschideddin.
[620] Wassaf.
[621] Bei d'Ohsson III. 553 Tuktai.
[622] Derselbe nach Noweiri S. 553.
[623] Siah kuh nusul kerd, heisst: er lagerte zu Siahkuh, nicht: il quitta Siahkuh, wie d'Ohsson übersetzt.
[624] Kaplandschi, Arslandschi, Nukadschije.
[625] 1. Kutschuk, aus der Frau Tokus; 2. Kimdschuk, aus der Frau Ermeni; 3. Tschitschek, aus eben derselben; 4. Mainan, gleichfalls; 5. Sailun, aus der Frau Tudaku; 6. Kiltürmisch, aus der Beischläferin Kurkudschije.
[626] in der Nacht vom Mittwoch, sagt Reschideddin, was der 12. August war, denn der 14. (Sonntagsbuchstabe D) war ein Freitag.
[627] Wassaf.
[628] Wassaf theilt dieselben mit.
[629] Wortspiel zwischen Moslimen Gläubigen, und Moslim, dem eigenen Namen eines der ersten Ueberlieferer der Sunna.
[630] Das Ende des 15. Verses der XVII. Sura.
[631] Das Ende des 17. Verses der XLIX. Sura.
[632] Bar Hebr. und nach demselben d'Ohsson III. 560.
[633] Reschideddin.
[634] Ali Dschingsan und Kotlogschah.
[635] Buradersade, Neffe, nicht Bruder, wie bei d'Ohsson S. 582.
[636] Dschankur, Dschinkutur, Doladai, Idadschi, Idschi, Tetkaul, Dschuschi, Kimdschkabal.
[637] Kutschuk Anukdschi und Schadi Achtadschi.
[638] Rusi Kunilamischi im angeblichen Beidhawi Guikesi, was Schreib-, Lese- oder Druckfehler.
[639] 1. Taghadschar, 2. Dschankur, 3. Dschinkutur, 4. Doladai, 5. Idschi Tetkaul, 6. Dschuschi, 7. Kundschukbal; bei Wassaf heisst Dschankur Dschaigir, Abai der Sohn Suntai's, Dschenghatu der Sohn Dschuschi's.
[640] Wassaf nennt die Emire Arghun's: Jasar Aghul, Taghai, Adschu Sukurdschi, Ghasan, der Ceremonienmeister, Tokli Schadi, der Sohn Sundschak's; Reschideddin.
[641] Wassaf nennt die Emire: Ainkadschi, Nakai Jarghudschi, Tawtai, Kasan, der Sohn Kotloghbuka's, Baitmisch Kuschdschi, Sertak, Alghui, Oladai Kadaghan, Aghman.
[642] Moriers second journey und darnach in den Jahrbüchern der Literatur VII. 257.; vier andere Pässe sind die zwei bei Firuskjuh (Sawadschi und Tengi serensa), Tengi Nimrud und Tengi Schimschirbur.
[643] Moriers second journey.
[644] Dschihannuma S. 339.
[645] i. J. 566 (1170), Fraser 302.
[646] Die im J. 880 (1475) erbaute Moschee kann nicht, wie Fraser sagt, von Schahroch erbaut worden sein, da dieser schon fünf und zwanzig Jahre früher, im J. 850, starb.
[647] Quelle Belasan beim Dorfe Kohen; nach den Adschaibol-machlukat in den Jahrbüchern der Literatur VII. 258. LXII. 43., Fraser 304.
[648] So am Scheckel in Steiermark.
[649] Mannert hält es für das alte Taghi.
[650] Adschaibol-machlukat Sekerias.
[651] Baconi in den notices et extraits II. 482.; übereinstimmend mit Diodor.
[652] Tschehel seran, tschehel dochteran, Fraser.
[653] In Dschami's Nefhatol Ins der 205te.
[654] i. J. 261 (874).
[655] Abderrahman Ben Mohammed, gest. 858 (1454), Verfasser von vierzig Werken, und Mossannifek Bostami, gest. 875 (1470), der den letzten bosnischen König eigenhändig köpfte.
[656] Dschami's Nefhatol Ins, die 42te.
[657] Bei Reschideddin Legsi und Ordubugha.
[658] Dih Surch, bei Reschideddin, ist das Surikkala Frasers; der in der Moschee von Semnan eingemauerten Inschrift Schah Abbas I. wird erwähnt 304.
[659] Nushetol-kolub; Dschihannuma S. 341.
[660] Reschideddin.
[661] Nushetol-kolub; Dschih. 341.
[662] Reschideddin, Wassaf.
[663] Das Schedschretol Etrak S. 358.
[664] Sein ganzer Name: Ebun-nassr Mohammed Ben Abdol-Dschebbar El-otbi.
[665] Fraser S. 245.
[666] Urtimur Kuschdschi, Nikpei Kuschdschi und der Bruder Kadschu Achtadschi's.
[667] Wassaf.
[668] Derselbe.
[669] Jesubuka Gurgan, Aruk, Kurmischi, Arkasun Nujan, der Sohn Ilkai's.
[670] Kurmischi und Aruk, die Brüder Buka's.
[671] Nerke.
[672] Wassaf.
[673] Wassaf.
[674] Reschideddin; Wassaf; nach dem Schedschretol etrak S. 350 am 7. Dschem. achir.
[675] Reschideddin bei den Töchtern Hulagu's.
[676] Sie lebte noch zur Zeit Reschideddin's.
[677] Im Schedschretol Etrak S. 260 in Yoogha verstümmelt.
[678] Herodot's Clio 51.
[679] Nushetol kulab.
[680] i. J. d. H. 83 (701).
[681] Kumedan, hernach Kum. Dschihannuma S. 298.
[682] Durch ein unerklärliches Versehen steht im Dschihannuma, dass Kum der Geburtsort Nisami's, des Verfassers des Chamse, sei, welcher zu Gendsche geboren, auch dort begraben liegt.
[683] Das Schehinschahname von Feth Alischah dem österreichischen Kaiser Franz I. durch Mirsa Abul Hasan zum Geschenke gesandt.
[684] Emir Bukia, Tinai, Arukian, Bastak, Huladschu. Wassaf.
[685] Güside.
[686] d'Ohsson gibt nur die Hälfte aus Wassaf, aber nicht die folgende historisch wichtigere Hälfte aus Reschideddin.
[687] Güside.
[688] Schems, anspielend auf den Namen Schemseddin.
[689] Ala, Höhe, anspielend auf den Namen des Bruders Alaeddin.
[690] Wassaf.
[691] Der Sohn Melikchan B. Mohammed B. Sengi's.
[692] Wassaf.
[693] Das Feuer ihres Zorns entflammte sich in so hohem Grade, dass dasselbe die gestockte Feuchtigkeit ihrer Thränenlinse auflöste und bei dem Auge ausfliessen liess; Perlen regneten aus dem Narciss und tränkten die Rose, Hagel (der Zähne) biss in die Jubeben (des Munds). Wassaf.
[694] Tuladai Jarghudschi, Dschijurghutai, Hosameddin.
[695] Reschideddin auch unter den Frauen Abaka's.
[696] Schedschretol Etrak S. 263.
[697] Reschideddin nennt die sieben: Taghadschar, Kundschukbal, Doladai, Aidadschi, Sultan Aidadschi, Tughan, Dschuschi, Ordukap.
[698] Reschideddin.
[699] mit den Prinzen: Huladschu, Karankai, Konghschir, Togai Timur, Anberdschin; mit den Emiren: Uruk, Kurmischi, Temdui, Madschu, Toglok Karawinas; Wassaf. Im Reschideddin noch: Kurmischi, der Sohn Haidu Nujan's, Audschan, dem Waffenträger, Kadan, dem Gesandten, Sengi, dem Sohn Baba Nujan's, Emir des Lagers der Frau Oldschai, Ghasan Behadir, Ischik Toghli, Aschak Toghli.
[700] Kujun Kumischi. Wassaf.
[701] Madschu, Toghlok, Aschak Toghli, Serwana, Nochschi, Tuschkina, Hosameddin von Kaswin, Emir Ali Melik der Temghadschi von Tebris. Wassaf.
[702] Hist. des Orpeliens in S. Martin. mém. II. p. 171.
[703] Baitmisch Kuschdschi, Tamudai Aktadschi, Schadi, Sohn Buka's.
[704] Abadschi, Melik, Teichan Timur, Kotlogh Timur.
[705] Jatmisch Kuschdschi, Gharbetai Gurgan, Burdschu, der Sohn Duriai's, Boghdai, Arkasun Nujan.
[706] Mocherofago, bei Cassiri.
[707] Reschideddin.
[708] in d'Ohsson IV. 39. irrig fils du Vezir Schemseddin.
[709] Reschideddin.
[710] Wassaf.
[711] Wassaf nennt Schemseddewlet und Iseddin Mosaffer, und Reschideddin den Dschelaleddin Serwistani.
[712] Asshabi Buluk.
[713] Bitekdschi.
[714] Fachreddin Mubarekschah, Medschdeddin Rumi, Schemseddin Huseini; Wassaf und Reschideddin.
[715] Scharfsichtiger als Ajas, feiner als Kais Ben Soheir, als Moghairet B. Schaabet, als Amru Bel el aass; Wassaf.
[716] K. Kjatib, d. i. der Schreiber, Sch, d. i. Schaair, Dichter, Dschim, d. i. Munedschim, d. i. Astronom, Mim, d. i. Musik; Kamus; das Wort und die Erklärung fehlt in Freitag's Wörterbuch.
[717] Wassaf in dem Hauptstücke der Verwaltung von Schiras.
[718] Wassaf.
[719] Haithonis hist. C. 38.
[720] Unter den Todten: Burultai und Kadai, Emire von Tausenden, und der Bruder Jenitsche's; unter den Gefangenen: Huriktai, der grosse Emir.
[721] Reschideddin.
[722] Dschihannuma S. 297.
[723] Dschih. S. 426.
[724] Dschih. S. 341.
[725] M. Kinneir's geographic mem. on the persian Empire p. 84.
[726] Die Emire Taghadschar, Kundschukbal, Tewekkul Toghan.
[727] Im Schedschretol Etrak ward Seaadeddewlet am letzten Ssafer des J. 690 hingerichtet und Arghun starb drei Tage hernach, am 3. Rebiulewwel.
[728] Dschihannuma S. 297; im Schedschretol Etrak S. 265 im Berge Sobeir(?) nächst der Grabstätte des Propheten Kyde(?).
[729] d'Ohsson III. 612. nach Makrisi.
[730] d'Ohsson p. 616.
[731] Bei Odoric Raynald IV. p. 41 et 42. Elegag und Tuctan; d'Ohsson IV. 99. meint, unter der letzten sei Tuktan, die Wittwe Abaka's, Mutter Kendschatu's, zu verstehen, was aber unrichtig, da Reschideddin (unter den Frauen Abaka's) ausdrücklich sagt, dass sie bei Lebzeiten Abaka's gestorben, durch die Frau Ildürmisch ersetzt worden sei; i. J. 1288, wo Nikolaus IV. schrieb, war Tudai seit einem Jahre Gemahlin an der Stelle der verstorbenen Bulughan, und den Tod der anderen grossen Frau, Kotlogh, konnte Nikolaus nicht wissen, da sie am 12. April 1288 starb und der an sie gerichtete Brief vom 12. datirt ist.
[732] Die Tochter Sarudsche's, die Schwester des Emirs Irindschin, des Keraiten, die Urenkelin Owang's.
[733] Bei Odericus Casian und Saron; da Arghun nur vier Söhne hatte und über Chodabende und Ghasan kein Zweifel obwalten kann, so fragt sich nur, ob unter Saron der dritte, Jesu Timur, oder der vierte, Chatai Aghul, zu verstehen sei; der letzte hiess ehemals Sonkar Kanis. Reschideddin.
[734] Nach dem Schedschretol Etrak und anderen Kendschatu; bei Haithon Cap. XXXIX heist er Regayto, was augenscheinlich eine Verstümmelung von Keichatu und nicht von Kendschatu; aber das Schedschretol Etrak sagt p. 270 nach der Geschichte der vier Uluse, dass sein Name ursprünglich Enkatu gewesen, was auf mongolisch wunderbar, staunenswerth heisse.
[735] durch Kutla Kokultasch. Wassaf.
[736] Tamerbugha, Saji Ebdschi, Konan Achtadschi.
[737] Sati, Kuman, Tudadschu.
[738] Koildagh ist ein Schreibfehler.
[739] den Taghadschar's dem Baidschu Tetkaul, den Kundschukbal's dem Schiktur Nujan. Wassaf.
[740] Wassaf und Reschideddin.
[741] Reschideddin.
[742] Wassaf.
[743] nullam habebat legem vel fidem. Haithon C. 39.
[744] Wassaf dem grossen Ssahib; Fraser übersetzt in seinem Kuzulbasch diesen Ehrentitel mit Sir, Gentlemen, Eltschi Ssahib, d. i. Heergesandter.
[745] Kisil mit seinen Brüdern Nussret und Ali Melik. Wassaf.
[746] Wassaf.
[747] Güside.
[748] Wassaf.
[749] D'Ohsson IV. 88 nach Makrisi und Noweiri, dann Reschideddin und Wassaf.
[750] Dschihannuma. S. 598.
[751] S. Beilage IV.
[752] Tschawi mubarek.
[753] Sobald es angekommen, sei es angenommen. Wassaf giebt die Formel für chinesisch an, sie ist aber alttürkisch und würde auf neutürkisch: irdükde tursun lauten, d. i. wenn es angekommen, soll es stehen (gelten.)
[754] Schedschretol Etrak, S. 268, statt Sikurdschi Skukurchee; jenes heisst Speerhalter, dieses Zuckerbäcker.
[755] Reschideddin nach Wassaf giebt die Verhaftung der Emire Idar, Kundschukbal, Toladai, Tukjal, Ildschai zu Kjawabari. Schedschretol Etrak, S. 261.
[756] Reschideddin.
[757] Nach dem Schedschretol Etrak, S. 270, ward er zu Karabagh begraben.
[758] Schedschretol Etrak, S. 270.
[759] Wassaf.
[760] Wassaf.
[761] Kuku steht im Meninski als Guckguck, heisst aber auf Persisch Turteltaube (Ferheng Schuuri II. Bl. 228); die Türken nennen auch den Schwan Kuku.
[762] Batu hatte nicht sieben, sondern vierzehn Söhne.
[763] Der 61. Vers der X. Sura.
[764] Moktainat definirt der Commentar als den an Vieh und Geld ersparten Reichthum.
[765] Natik u Ssamit, das Sprechende und Stumme, d. i. Schafe und Kamele im Gegensatze mit Gold und Silber.
[766] Kisil Bilka, dasselbe Wort, das als Bilek in der Bedeutung der Vorschriften Tschengis-Chans vorkommt.
[767] Aidadschian, dasselbe, was die Kilardschi zu Constantinopel, die Diener der Speisekammer.
[768] Wudschuh, Weisen, Arten, und Wudschuh, baares Geld, Plural von Widschh, Gesicht; derselbe Grundbegriff wie im Französischen faire face aux dépenses.
[769] Das mongolische Wort Ilghamischi mit dem arabischen Tenkih übersetzt, entspricht dem Finanzausdrucke des épuremens.
[770] Dhigsen ala ibballetin, ein Heuschüppel zu einem Grasbund, Klein auf Klein, d. i. Nichts zu Nichts.
[771] Kaftschari, Confiscation.
[772] Dem, der Hauch, heisst durch erweiternde Metonymie auch die Zeit; wird das Wort umgekehrt, so heisst es Medd, welches auf Arabisch Erweiterung, Ausdehnung bedeutet.
[773] Wortspiel zwischen Chata, das nördliche China, und Chata, Fehler.
[774] Das Wortspiel ist im Persischen zwischen Tschaw, dem Namen des Papiergeldes, und Dschawidan, ewig.
[775] Musehhib es-scheb, d. i. der Vergolder des Goldes.
[776] Senbus, Kahn, scheint mit cymba verwandt.
[777] Külk erklärt der Commentar als gleichbedeutend mit Chaw, villositas panni holoserici.
[778] Eine Nachahmung der berühmten schönen Verse Firdewsi's, und Wortspiel mit den beiden Namen Iseddin, Ehre des Glaubens, und Mosaffir, der Siegreiche, dem sein Wunsch gelingt.
[779] Der 7. und 8. Vers der CI. Sura.
Anmerkungen zur Transkription:
Die Rechtschreibung des Originaltextes wurde beibehalten, ebenso unterschiedliche Schreibweisen von Eigennamen. An einigen Stellen wurde die Zeichensetzung geändert. Umrechnungen zwischen dem islamischen und dem christlichen Kalender, die offensichtlich falsch und deshalb wahrscheinlich Druckfehler waren, wurden korrigiert, wobei folgende Hilfsmittel verwendet wurden:
Ansonsten wurden die Datumsangaben des Buches auch dort beibehalten, wo sie unstimmig zu sein scheinen.
S. 2: "Die Gesichte des von Hulagu" wurde geändert in "Die Geschichte des von Hulagu"
S. 7: "des Herschers von Kipdschak" wurde geändert in "des Herrschers von Kipdschak"
S. 16: "die Wächter der acht weissen Häusser" wurde geändert in "die Wächter der acht weissen Häuser"
S. 23: "Verschmähte Brautwerburg" wurde geändert in "Verschmähte Brautwerbung"
S. 39: "zu Ueberfällen aus dem Hinterhalte besimmt" wurde geändert in "zu Ueberfällen aus dem Hinterhalte bestimmt"
S. 57: "Jltschikidai" wurde geändert in "Iltschikidai"
S. 69, Randnote: "624/1337" wurde geändert in "624/1227"
S. 71, Randnote: "640/1142" wurde geändert in "640/1242"
S. 84, Fussnote 145: "Geboren den 24. Schewwal 614 (25. October 1256)"
wurde geändert in "Geboren den 4. Schewwal 654 (25. October 1256)"
(Anmerkung: der im weiteren Verlauf der Fussnote genannte 26. April 1282
war weder ein Donnerstag noch ein Montag, sondern ein Sonntag.)
S. 85: "die Sklavinn Ilkadschi" wurde geändert in "die Sklavin Ilkadschi"
S. 85: "mit dem Kopfschmucke Bagthak" wurde geändert in "mit dem Kopfschmucke Baghtak"
S. 90: "auser der Stadt" wurde geändert in "ausser der Stadt"
S. 97, Fussnote 182: "Uebersezung" wurde geändert in "Uebersetzung"
S. 104: "zwichen Dilem und Irak" wurde geändert in "zwischen Dilem und Irak"
S. 107: nach "der bessten persischen Erdbeschreibung" wurde der Hinweis auf die Fussnote 223 eingefügt
S. 109: "schon des Schwert aufgehoben" wurde geändert in "schon das Schwert aufgehoben"
S. 133: "der Grösse des Hausses Ejub" wurde geändert in "der Grösse des Hauses Ejub"
S. 136: "Auf bem Chalifenstuhle" wurde geändert in "Auf dem Chalifenstuhle"
S. 140: "vorauf er" wurde geändert in "worauf er"
S. 140, Fussnote 285: "instrunent" wurde geändert in "instrument", "brittancia" wurde geändert in "britannica"
S. 141: "Augenklick" wurde geändert in "Augenblick"
S. 163, Fussnote 316: "Vahran's" wurde geändert in "Vahram's" (vgl. Google)
S. 168: "welche Syrien von Aegyten trennt" wurde geändert in "welche Syrien von Aegypten trennt"
S. 170: "wandte sich also jezt" wurde geändert in "wandte sich also jetzt"
S. 173, Fussnote 329: "Lobanasagut" wurde geändert in "Lobasanagut"
S. 187, Fussnote 368 und S. 192, Fussnote 379: "Macdonald Kineir" wurde geändert in "Macdonald Kinneir" (vgl. Google)
S. 194, Fussnote 384: "Statthalttr" wurde geändert in "Statthalter"
S. 220: "Es liess alle Kaufleute" wurde geändert in "Er liess alle Kaufleute"
S. 234: "Oschelaeddin Dschanli" wurde geändert in "Dschelaleddin Dschanli"
S. 241: "Shönredner" wurde geändert in "Schönredner"
S. 246: "Sundschar Nujan" wurde geändert in "Sundschak Nujan"
S. 258: "vom Kubilai" wurde geändert in "von Kubilai"
S. 262: "über den Oxus gehen sollen" wurde geändert in "über den Oxus gehen sollten"
S. 265: "verliess Kispdchak erzürnt" wurde geändert in "verliess Kipdschak erzürnt"
S. 271: "Sodald Borrak" wurde geändert in "Sobald Borrak"
S. 299: "Moinedddin Perwane" wurde geändert in "Moineddin Perwane"
S. 311: "in's Gebiet von Haleb ein, wie sie" wurde geändert in "in's Gebiet von Haleb ein, wo sie"
S. 314: "nicht wahrscheinlich, dass Akaka" wurde geändert in "nicht wahrscheinlich, dass Abaka"
S. 327, Randnote: "8. Dschemmasiulewwel 681/24. August" wurde geändert in "8. Dschemmasiulewwel 681/14. August"
S. 329: "vom Richter Medschdolmülk" wurde geändert in "vom Richter Medschdolmülk's"
S. 333: "Wir baben befohlen" wurde geändert in "Wir haben befohlen"
S. 342: "zum Gemahlin gab" wurde geändert in "zur Gemahlin gab"
S. 348: "den linken Flügel kefehligte" wurde geändert in "den linken Flügel befehligte"
S. 355: "Sischi, Bachschi" wurde geändert in "Sischi Bachschi"
S. 363: "Er zog sich noch Kirbanschir" wurde geändert in "Er zog sich nach Kirbanschir"
S. 366: "Ich habe jezt mein Gemüth" wurde geändert in "Ich habe jetzt mein Gemüth"
S. 388, Randnote: "9. Rebiulewwel 689/24. Mai 1290" wurde geändert in "9. Rebiulewwel 689/24. März 1290"
S. 393, Randnote: "7. Rebiulachir 690/10. März 1291" wurde geändert in "7. Rebiulewwel 690/10. März 1291"
S. 400: "das Amts des Richters der Richter" wurde geändert in "das Amt des Richters der Richter"
S. 406: "Betrauten Kensdchatu's" wurde geändert in "Betrauten Kendschatu's"
S. 406, Randnote: "28. Rebiulachir 694/17. März 1245" wurde geändert in "28. Rebiulachir 694/17. März 1295"
S. 407: "die Vorposten Taghadschars's" wurde geändert in "die Vorposten Taghadschar's"
S. 432: "Seine Abreise was" wurde geändert in "Seine Abreise war"
S. 434: "des zweigesichigen Papieres" wurde geändert in "des zweigesichtigen Papieres"
Die in der Druckfehlerliste am Ende des Buches enthaltenen Korrekturanweisungen wurden durchgeführt.
Das Inhaltsverzeichnis wurde zusätzlich erstellt und eingefügt.